01.04.2012, 19:54
Jakeline Liavern.
Mein erster Augenblick nach der großen Ruhe:
Es erschien mir wie eine Wanderung, nein.. eher wie ein Schweben. Wie ein Gleiten durch Wolken, nicht vorsehen und nicht zurück. Die Welt um mich waren graue Schleier, aber keine, die bedrohlich wirkten, keine, die mich einengten, keine, die mich von einem Weg abbrachten. Sie ließen mich in einer Schwebe, in der man Entspannung in Zeitlosigkeit fand. Glückselige Verlorenheit in Unendlichkeit.
Dann riss alles ab.
Die grauen Schwaden zogen sich nach links und rechts, ich sah - wieder mit meinen richtigen Augen. Im Angesicht dessen, dass ich wochenlang bloß "nichts" ansah, erschien mir der kurze Augenblick, der mir blieb, bevor sie mich auch aus diesem rissen, wie ein Brandeisen auf mein Bewusstsein, eine Blaupause für meine Wahrnehmung. Da war Schnee - nichts ungewöhnliches, ich komme aus dem Schnee, lebe im Schnee, kannte nie etwas anders als Schnee. Und doch lag in diesem etwas.. unvertrautes. Ich sehe die Szenerie wie ein Gemälde, wie eine Inszenierung, wie ein kalter, gefrorener, Theatermoment. Er strahlt Gefühle aus, die ich in ihrer Vielfalt nicht zu benennen weiß.
Da ist Bedrängnis. In der Form von Erde, um mich herum, kalt und steinern.
Da ist Heroentum. In Form einer Frau, die ein Artefakt bändigt. Sie strotzt vor Tatendrang und Überzeugung und doch sehe ich eine Schweißperle, sie schwitzt, nein, brennt gar .. aus irgendeiner mir unbekannten, tatfremden Herkunft heraus. Irgendwo in ihrem Gesicht versteckt sich Schmerz.
Da ist Geheimnis. In Form einer schwarz Gekleideten. Sie ist kaum zu erkennen, behütet, versteckt, unaufdringlich, sie flüchtet? Und kommt doch auf mich zu. Obwohl ich ihr Gesicht nicht sehe.. Bin ich mir sicher, dass irgendwo darin Nächstenliebe steckt. Sie steht leicht gebeugt, als hätte sie Anstrengung zu überwinden. Tribut zu zollen. Magie zu verrichten. Sie sieht nicht so aus, wie sich jemand von uns anzuziehen weiß. Auch kann ich ihr nicht zuordnen, ob ihre Intentionen rein und selbstlos sind. Trotzdem danke ich ihr. Wer auch immer sie ist.
Da ist Zweifel. In Form einer kleinen, schmalen, saphiräugigen, wunderschönen Frau. Sie hält einen Stab in der Hand, einen wenig vertrauenserweckenden. Und doch spende ich Vertrauen. Sie hat einen Ausdruck in den Augen, als läge alle Hoffnung der Welt in ihr, bloß in ihr. Die Last, den Himmel auf ihren Schultern zu tragen, zerdrückt sie. Die Mächtigen, die zu ihren Seiten stehen, beeinflussen sie, verführen sie. Sie lässt sich ziehen. Sie lässt sich gehen. Sie weiß nicht, was sie tut. Aber sie weiß, dass es getan werden muss. Sie tut es. Und ich liebe sie dafür. In reinen, unverdorbenen Gedanken. Mit dankendem, heilvollen Herzen.
Die Teleportation reißt mich in die Bewusstlosigkeit zurück. Das letzte Bild, das ich sehe, nehme ich in meinen Traum mit. Es ist Heimat. Über mir kniet mein Bruder, der Zweitgeborene, einer von Schuttgarts Exekutoren. Ein guter Mann. Ein herzensguter Mann. Ich falle sanften Lächelns in den Sessel. Keine Ängste, keine Schwaden begleiten mich weiter. Ich träume. Davon, wie es bald wieder sein wird.
Als ich aufwache, sagt er mir, ich hätte noch zwei volle Tage mit zwei vollen Nächten durchgeschlafen. Selbst die Starrheit habe meinen Körper so sehr belastet, dass er nach wochenlanger Anspannung nun tagelange Entspannung fand. Ich erlebte eine herzerwärmende Phase des Auftauens, inmitten des Schlosses von Dion. So kalt war es gar nicht. Aber so weit weg. Ich lernte meine Retter kennen. Und beschloss, ein paar Tage die Kirche zu behüten. Iaskell und Yvaine wollten eine Reise machen. Die Übrigen zu befreien. Und eine kleine Auszeit zu nehmen. Ich gönnte es ihnen so sehr. Sie sind wunderspendend anzusehen. Das Gefühl zu beschreiben, sie so zu sehen, wie sie sind, kann ich nur annähernd.. durch die Erinnerung an zwei Spatzen. Die sich in der Kälte meine Krumen teilten. Schnabel an Schnabel rissen sie die einzelnen Teile entzwei. Es war kein gieriges Kämpfen, kein Nichtgönnen, kein Futterneid. Es war Gemeinsamkeit, war Einigkeit, war Zweisamkeit. Das Brot war eh zu groß.. für solche unschuldigen Wesen.
Mein erster Augenblick nach der großen Ruhe:
Es erschien mir wie eine Wanderung, nein.. eher wie ein Schweben. Wie ein Gleiten durch Wolken, nicht vorsehen und nicht zurück. Die Welt um mich waren graue Schleier, aber keine, die bedrohlich wirkten, keine, die mich einengten, keine, die mich von einem Weg abbrachten. Sie ließen mich in einer Schwebe, in der man Entspannung in Zeitlosigkeit fand. Glückselige Verlorenheit in Unendlichkeit.
Dann riss alles ab.
Die grauen Schwaden zogen sich nach links und rechts, ich sah - wieder mit meinen richtigen Augen. Im Angesicht dessen, dass ich wochenlang bloß "nichts" ansah, erschien mir der kurze Augenblick, der mir blieb, bevor sie mich auch aus diesem rissen, wie ein Brandeisen auf mein Bewusstsein, eine Blaupause für meine Wahrnehmung. Da war Schnee - nichts ungewöhnliches, ich komme aus dem Schnee, lebe im Schnee, kannte nie etwas anders als Schnee. Und doch lag in diesem etwas.. unvertrautes. Ich sehe die Szenerie wie ein Gemälde, wie eine Inszenierung, wie ein kalter, gefrorener, Theatermoment. Er strahlt Gefühle aus, die ich in ihrer Vielfalt nicht zu benennen weiß.
Da ist Bedrängnis. In der Form von Erde, um mich herum, kalt und steinern.
Da ist Heroentum. In Form einer Frau, die ein Artefakt bändigt. Sie strotzt vor Tatendrang und Überzeugung und doch sehe ich eine Schweißperle, sie schwitzt, nein, brennt gar .. aus irgendeiner mir unbekannten, tatfremden Herkunft heraus. Irgendwo in ihrem Gesicht versteckt sich Schmerz.
Da ist Geheimnis. In Form einer schwarz Gekleideten. Sie ist kaum zu erkennen, behütet, versteckt, unaufdringlich, sie flüchtet? Und kommt doch auf mich zu. Obwohl ich ihr Gesicht nicht sehe.. Bin ich mir sicher, dass irgendwo darin Nächstenliebe steckt. Sie steht leicht gebeugt, als hätte sie Anstrengung zu überwinden. Tribut zu zollen. Magie zu verrichten. Sie sieht nicht so aus, wie sich jemand von uns anzuziehen weiß. Auch kann ich ihr nicht zuordnen, ob ihre Intentionen rein und selbstlos sind. Trotzdem danke ich ihr. Wer auch immer sie ist.
Da ist Zweifel. In Form einer kleinen, schmalen, saphiräugigen, wunderschönen Frau. Sie hält einen Stab in der Hand, einen wenig vertrauenserweckenden. Und doch spende ich Vertrauen. Sie hat einen Ausdruck in den Augen, als läge alle Hoffnung der Welt in ihr, bloß in ihr. Die Last, den Himmel auf ihren Schultern zu tragen, zerdrückt sie. Die Mächtigen, die zu ihren Seiten stehen, beeinflussen sie, verführen sie. Sie lässt sich ziehen. Sie lässt sich gehen. Sie weiß nicht, was sie tut. Aber sie weiß, dass es getan werden muss. Sie tut es. Und ich liebe sie dafür. In reinen, unverdorbenen Gedanken. Mit dankendem, heilvollen Herzen.
Die Teleportation reißt mich in die Bewusstlosigkeit zurück. Das letzte Bild, das ich sehe, nehme ich in meinen Traum mit. Es ist Heimat. Über mir kniet mein Bruder, der Zweitgeborene, einer von Schuttgarts Exekutoren. Ein guter Mann. Ein herzensguter Mann. Ich falle sanften Lächelns in den Sessel. Keine Ängste, keine Schwaden begleiten mich weiter. Ich träume. Davon, wie es bald wieder sein wird.
Als ich aufwache, sagt er mir, ich hätte noch zwei volle Tage mit zwei vollen Nächten durchgeschlafen. Selbst die Starrheit habe meinen Körper so sehr belastet, dass er nach wochenlanger Anspannung nun tagelange Entspannung fand. Ich erlebte eine herzerwärmende Phase des Auftauens, inmitten des Schlosses von Dion. So kalt war es gar nicht. Aber so weit weg. Ich lernte meine Retter kennen. Und beschloss, ein paar Tage die Kirche zu behüten. Iaskell und Yvaine wollten eine Reise machen. Die Übrigen zu befreien. Und eine kleine Auszeit zu nehmen. Ich gönnte es ihnen so sehr. Sie sind wunderspendend anzusehen. Das Gefühl zu beschreiben, sie so zu sehen, wie sie sind, kann ich nur annähernd.. durch die Erinnerung an zwei Spatzen. Die sich in der Kälte meine Krumen teilten. Schnabel an Schnabel rissen sie die einzelnen Teile entzwei. Es war kein gieriges Kämpfen, kein Nichtgönnen, kein Futterneid. Es war Gemeinsamkeit, war Einigkeit, war Zweisamkeit. Das Brot war eh zu groß.. für solche unschuldigen Wesen.
"Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke", sagte Gott und formte die Welt mit mathematisch gesehen unendlich vielen Ecken.