Getrennte Wege

[Lelwani]

In Uuhlas Augen blitzt es, als er seinen Gegner auf diese Weise aus dem Gleichgewicht gebracht sieht; er erhebt sich ruckartig von seiner knienden Position und versucht Thandoraks Haarschopf mit der Linken zu packen und seinen Kopf zurückzuziehen, um ihm mit der Rechten sein Messer über die Kehle zu ziehen. Jedoch wird seine Rechte durch Thandorak geblockt, sodass sein Messer das Ziel nicht findet. Als das geschieht, kann er Thandoraks Schlag von außen blocken - den Kinnhaken jedoch nicht. Er taumelt zurück.

Die beiden ebenbürtigen Gegner kämpfen immer noch miteinander. Gerade kann der Neruga sich unter einem Messerhieb seines Gegners ducken, woraufhin er nun versucht auszuteilen. Der ghrooragga jedoch beweist schnelle Reflexe und kann dem Schlag durch einen etwas uneleganten Sprung nach hinten ausweichen. Die Distanz, die daraufhin zwischen den beiden Kämpfenden entstanden ist, versucht der Orok nun zu überbrücken, indem er einen Schritt seitlich nach vorne macht und versucht sein Messer in den Waffenarm des Gegners zu stoßen, um diesen unbrauchbar zu machen.

Der Neruga, der kürzlich Pfeil und Bogen von seinem sterbenden Gegner erbeuten konnte, kann nur Augenblicke danach zwei Kohlenbecken erkennen, die neben den Sitzen errichtet wurden. Die Kohle im Becken zu seiner Rechten glimmt etwas stärker, also wird er sich wohl dorthin wenden, um sein Feuer zu entzünden. Schnell sieht er sich um, doch alle der ghrooragga scheinen, mit Ausnahme desjenigen, den er besiegt hat, im Kampf verwickelt und widmen ihm im Moment keine Aufmerksamkeit. So schreitet er schnell ans Werk, bereitet den Pfeil vor und hält ihn über die Glut, auf dass sich der Teer schnell entzünde. Das dauert jedoch einen Moment länger als angenommen, und der Neruga flüstert nervös: "Na komm schon!"Genau jetzt wird die Zeltplane am Eingang zurückgeschlagen und drei ghrooragga treten herein, angelockt vom Alarmschrei ihres Kameraden. Sie sind alle bewaffnet, und ihr Blick richtet sich auf den Kampf, der im Zelt entbrannt ist. Einer von ihnen sieht dem Neruga, der immer noch damit beschäftigt ist, seinen Pfeil zu entzünden, direkt in die Augen und entscheidet, dass es dieser sein wird, dem er die meiste Aufmerksamkeit widmen muss, scheint er doch gerade dabei ein Signal abzugeben. Als er auf ihn zuläuft, entzündet sich das Gemisch im Beutel mit einem zischenden Geräusch, und der Neruga verliert keine Zeit. Er hat bereits vorhin, als er sich umgesehen hat, entdeckt, dass das Zelt etwa über Uuhlas Sitz eine kleine, runde Öffnung besitzt, die dazu dient den Rauch der Kohlebecken abziehen zu lassen. Er spannt den brennenden Pfeil in den Bogen. Der ghrooragga schwingt eine einfache Axt und rennt auf ihn zu; dass er dabei den Kämpfenden ausweichen muss, macht ihn zwar langsamer, doch er nähert sich unaufhaltsam. Der junge Neruga muss sich entscheiden: Soll er den Pfeil durch die Öffnung über seinem Kopf abfeuern oder dem Axthieb ausweichen, den der nunmehr auf Kampfdistanz herangelaufene Orok vor ihm von der rechten Seite abwärts gegen seinen Hals schlägt?

Der Neruga, der gerade seine Axt geworfen hat, kann den Waffenarm des auf ihn zustürmenden Gegners packen, doch erweist sich bald darauf, dass dieser einen etwas zu festen Stand hat, um über die Schulter geworfen zu werden. Also findet ein
kurzer Kräfteaustausch statt; der Neruga drückt mit seiner Kraft den Schwertarm seines Gegners zurück, der wiederum mit seiner Muskelkraft dagegensetzt. Schließlich versucht der ghrooragga dem Spiel ein Ende zu bereiten, indem er dem imposanten Neruga als Ablenkungsmanöver die linke Faust ins Gesicht schlagen will, sodass dessen Kraft nachlässtund er seinen Schwertarm freibekommt. Sollte ihm das gelingen, wird er versuchen, sich mit der Rechten loszureißen und den Knauf seines Schwertes gegen die linke Kopfseite seines Gegners zu schlagen.

Der wendige Neruga kann sich abrollen, sodass der Schnitt, den er von seinem Gegner abbekommt, zwar bluten, doch nicht allzu tief sein wird. Er wirft eine seiner Äxte in Richtung seines Gegners, und dieser wird, überrascht, getroffen. Kurz steckt die Axt in seinem linken Bein, bevor sie auf den Boden fällt; der Orok mit dem schartigen Schwert ächzt und knickt leicht ein; kurz ist er abgelenkt und senkt seine Deckung.
Thaarmakk wird nur deshalb nicht umgerempelt, weil sie so viel Geistesgegenwart besitzt und, soweit es ihr die Fesseln erlauben, einen Schritt um die Zeltstange herum macht, und so nur die Schulter des Neruga abbekommt. Das macht, dass sie Mühe hat, weiter stehenzubleiben, und sie klammert sich an die Zeltstange, um nicht zu Boden zu gehen. Danach fletscht sie die Zähne und zerrt an den Stricken; sie ist es leid untätig zu sein. Das jedoch bewirkt wenig, sodass sie nun dazu übergeht, an den Seilen herumzukauen, im Versuch diese zu zerbeißen.

Endlich kann Rorrth den Schmerz überwinden, wieder klarer sehen. Er erkennt, dass er immer noch auf dem Schamanen liegt, der versucht, sich unter ihm zu befreien. Er bemerkt, dass er seine Axt verloren hat; sie muss irgendwo am Boden liegen, doch er kann sie auf die Schnelle nicht erkennen. Es ist ihm nur klar, dass er den Schamanen daran hindern muss, weitere Zauber auszusprechen. Und so ballt er kurzerhand die Fäuste und schlägt erst die linke, dann die rechte in das Gesicht des Alten. Dessen Kopf fliegt hin und her, seine Lippe platzt und Blut quillt hervor. Viel scheint er jedoch nicht von den Schlägen zu spüren, ja, er fixiert seinen Widersacher sogar mit einem beinahe diabolischen Grinsen. Bevor Rorrth die Fäuste wieder heben und zuschlagen kann, meint er: "Das wird dein Untergang sein, junger Orok. Unerfüllte Liebe." Rorrths Fäuste bleiben in der Luft, zu überrascht ist er davon. Wie kann der Schamane wissen, was niemand weiß? Was niemand wissen darf? Und in seiner Überraschung merkt er nicht, wie der Alte mit beinahe unnatürlicher Gewandtheit seinen Dolch vom Gürtel zieht und ihn in Rorrths Seite rammt.