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Gerüchte in Heine
#8
Beschwerlich war die Reise, mit vielen Hindernissen die sich ihm in den Weg stellten als er zur sprechenden Insel und seinem Dorf aufbrach. Es war kein Vergleich zu der jetzigen Reise. Denn vor Monaten schien es ihm so, als würde er gegen einen reißenden Strom ankämpfen und sich jeden Meter seines Weges hart erkämpfen.

Die Reise nach Innadril war anders!
Nun schien es so, als würden ihn die Wellen geradewegs zu seinem Ziel führen, als würden sie jede Klippe ohne Mühe umschiffen. So war es nicht verwunderlich, dass er in nur kürzester Zeit die Perle des Südens erreichte. Es war tiefe Nacht und die Stadt ruhte seelenruhig unter den Myriaden Sternen des Firmamentes. Nichts deutete auf etwas bemerkenswertes hin, welches seiner Anwesenheit als Ordenschronist bedurfte. Dennoch, Atlenam beschloss keine voreiligen Schlüsse zu ziehen - er war sich sicher, schon bald den Grund dafür zu erfahren.

Die Gardisten an den Brücken der Stadt kontrollierten ihn kurz und hießen ihn Willkommen, doch schienen sie weder besorgt, bekümmert, froh oder aufgeregt wegen etwas zu sein. Erst als sich der Chronist einige Schritte entfernt hatte, glaubte er sowas gehört zu haben wie: "... Bestimmt noch einer, welcher unser Wunder besuchen will ..." Der andere Gardist lachte und antwortete, doch die Antwort sollte Atlenam nie hören.
"Ein Wunder? Was mag es damit auf sich haben?..." nuschelte er, während er das Händlerviertel der Stadt betrat. Es war zu spät sodass Geschäfte offen hatten, nur im berühmten Gasthaus von Majani, an welchem er gerade vorbei ging, war noch Licht und Musik zu vernehmen. In der Luft hing der Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen und Alkoholischen Getränken. Kurz überlegte Atlenam, ob er hinein gehen sollte - doch sein Ziel war die Burg hoch über den Klippen am südlichsten Zipfel des Landes - Und das hieß noch ein kleines Stückchen wandern.


- Am nächsten Tag -

Die Sonne schien gnadenlos auf das Pflaster der Stadt, und überall wäre dies genug gewesen um lieber den Schatten hoher Bäume oder Bauwerke aufzusuchen. Heine jedoch lag am Meer und es blies stetig ein sanfter Wind der ausreichte einen zu kühlen. Und für wen dies nicht genug war, der wurde sofort vom Anblick des glitzernden Wassers, welches die Stadt um- und durchfloss erfrischt. Die vielen Springbrunnen spendeten zudem das kühle Nass um sich gelegentlich das Gesicht oder die Hände zu waschen, oder schlicht seinen Durst zu löschen.
Und doch hatte Heine immer etwas gefehlt - Bäume!

Seine Schritte führten ihn in die Richtung des Tempels. Sein schwarzer Umhang flatterte leicht hinter ihm, während die weiß-silbrige Robe einen starken Kontrast dazu abzeichnete. Das rote Haar fein zur Seite knapp über das rechte Auge gekämmt, die Brille etwas tiefer zur Nasenspitze gezogen. Um die Schulter und unter dem Umhang leicht versteckt hing eine Tasche.
Ja, der Stadt hatte immer das frische Grün gefehlt! Natürlich schmückten die Bewohner ihre Fensterbretter mit den allerschönsten Blumen und die Stadt war von riesigen saftgrünen Grasfeldern und großen Palmen umringt. Doch Bäume in der Stadt selber, gab es nicht.

Einmal hatte er sich erkundigt - er hatte gefragt warum das so ist - immerhin war ein Großteil, ja wenn nicht sogar die Mehrheit dieser Stadt elfisch oder elfischen Blutes. Und es ist allgemein bekannt, das Elfen eine besondere, manche sagen gar eine symbiotische Beziehung zu Bäumen pflegen.
Damals wurde ihm erzählt, das irgendwo unter dem Pflaster der Stadt ein Samen des Mutterbaumes heranreift, und dieser Baum verdient die Ehre als erster Baum seinen Kindern Schatten zu spenden und Hoffnung zu geben. Wo genau dieser Samen vergraben war, konnte man ihm natürlich nicht sagen, und so tat er dies als Gerücht und Fiktion ab.

Schon von der Brücke, die er überquerte um zum Tempelplatz zu gelangen, erkannte er das die Geschichte Wahr sein musste. Den unweit der Treppen, welche in den Tempel führten, da war der Boden aufgerissen und die Pflasterplatten nach oben geschoben. Und im Ursprung dessen erhob sich ein junger aber kräftiger Baum. Er war nicht besonders hoch, noch breit - und doch war es auf eine merkwürdige Art und Weise angenehm ihn anzublicken, hatte Atlenam das Gefühl. Und da war er wohl nicht der einzige. An verschiedenen Stellen rund um den Baum, aber in respektvollem Abstand hatten sich Leute versammelt. Sie lehnten am Geländer der Brücken, saßen auf den Treppen zum Tempel oder standen irgendwo dazwischen. Der Chronist blieb in der Mitte der Brücke stehen und beobachtete das Geschehen eine Zeitlang. Mal waren es mehr Leute, mal weniger, bis schließlich ein Großteil das Innere des Tempels aufsuchte.
Atlenam nahm an, es wurde eine Messe oder dergleichen abgehalten - dies war also seine Gelegenheit den Baum aus der Nähe anzuschauen.

Langsamen Schrittes näherte er sich dem Sprössling, bis ein stechender Schmerz seine Schläfe durchzuckte und er sich unweigerlich mit zwei Fingern gegen die Stelle pressen musste.
Lag es am Wetter? Bestimmt ... Atlenam war dieses heiße Klima nicht sonderlich gewöhnt.
Er schüttelte kurz den Kopf und die Schmerzen wurden weniger bis sie schließlich erträglich und vernachlässigbar wurden. Als er wieder zum jungen Baum blickte standen zwei Personen in seinem Schatten - ein Mensch und eine Elfin.
So beschloss Atlenam erstmal eine Stelle auf den Stufen zu besetzen und zu warten. Dies war auch die perfekte Gelegenheit eine erste Skizze vom Abkömmling des Mutterbaumes anzufertigen und so holte er einige Bögen Papier, ein Fläschchen schwarzer Tinte und eine Schreibfeder hervor.
Als er wieder zum Paar hinüber blickte wurde ihm klar, dass er die beiden kannte.
Es waren Schreinermeister Figh und Tempelgardistin Amandria, und deren Handlung zwang Atlenam zu einem Grinsen.
Früher waren wir alle Engel, doch das ist schon längst vorbei...
[Bild: lichtbndnissig1.png]
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Gerüchte in Heine - von Glawaglin - 15.05.2013, 14:19
[Kein Betreff] - von Amandria - 17.05.2013, 15:25
[Kein Betreff] - von Figh - 21.05.2013, 17:42
[Kein Betreff] - von Samiris - 21.05.2013, 21:05
[Kein Betreff] - von Saphier - 23.05.2013, 01:56
[Kein Betreff] - von Amandria - 23.05.2013, 23:05
[Kein Betreff] - von Saphier - 25.05.2013, 01:16
[Kein Betreff] - von Aadieson - 25.05.2013, 12:38
[Kein Betreff] - von Amandria - 25.05.2013, 22:44
[Kein Betreff] - von Saphier - 27.05.2013, 22:09
[Kein Betreff] - von Saphier - 03.06.2013, 23:10
[Kein Betreff] - von Figh - 05.06.2013, 00:22
[Kein Betreff] - von laviniela - 06.06.2013, 12:28
[Kein Betreff] - von Veerle - 06.06.2013, 22:50
[Kein Betreff] - von Saphier - 06.06.2013, 23:03
[Kein Betreff] - von Avell - 14.06.2013, 23:21
[Kein Betreff] - von Amandria - 17.06.2013, 10:33
[Kein Betreff] - von Figh - 20.06.2013, 17:31
[Kein Betreff] - von Amandria - 24.06.2013, 10:18
[Kein Betreff] - von flicka - 30.06.2013, 19:53
Mutterbaumsprössling - von Amandria - 27.11.2014, 22:16

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