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Eine schreckliche Gewissheit - Trauer - Abschied
#1
Nächtliche Stille und Dunkelheit liegen über dem kleinen Haus nahe des Sees vor Giran. In diesem Haus wohnen Flicka und Ricca. Alles ist ruhig und friedlich. Doch plötzlich durchbricht ein markerschüttender Schrei die Stille der friedvollen Nacht. Der treue Fenrir Socke, der seinen Schlafplatz vor Flickas Zimmertüre hat, springt sofort unruhig auf und rennt den Flur entlang zu Riccas Zimmer, um diese zu wecken. Instinktiv weiss Socke, dass seine Herrin dringend Hilfe braucht. Ricca ist, aufgewacht durch den Schrei, schon an der Tür. Auf dem Flur prallt sie beinahe mit Socke zusammen. So schnell es geht, stürmen Ricca und Socke zu Flickas Zimmer. Dort angekommen, öffnet Ricca die Türe ohne sich erst mit anklopfen aufzuhalten. Der Anblick, der sich ihr bietet ist mehr als erschreckend. Stocksteif, wie versteinert und völlig farblos im Gesicht sitzt Flicka in ihrem Bett. Sie zittert nicht, sie schluchtzt nicht, einzig in endlosen Strömen fliessen Tränen über ihr Gesicht und tropfen auf die Bettdecke. Ricca weiss augenblicklich, dass etwas schlimmes passiert sein muss, doch ist sie nicht sofort in der Lage sich Flicka zu nähern. Socke, der mehr als jedes andere Wesen, Flickas Schmerz wahrnehmen kann, geht langsam und leise winselnd zu ihr. Vorsichtig legt er eine Vorderpfote auf Flickas Hand und sachte stupst er mit seiner Nase an ihre Wange. Flickas Starre löst sich durch diese Berührung allmählich und sie nimmt wieder ihre Umgebung wahr. Nun endlich bewegt sich auch Ricca, sie geht auf Flicka zu, setzt sich zu ihr auf die Bettkante und nimmt sie tröstend in die Arme. Nur mühsam und leise kommen Worte über Flickas Lippen:"Er ist tot Ricca. Ich weiss wo er ist und ich werde ihn heimbringen." Dann ist sie still. Ricca entgegnet:"Ich hab es schon eine ganze Weile befürchtet Flicka. Es tut mir von Herzen leid." Einen Moment noch sitzen Flicka und Ricca stumm beieinander, doch dann steht Ricca auf und sagt:"Ich werde uns ein nächtliches Mahl zur Stärkung bereiten, ausserdem lasse ich nach den Kindern schicken. Sie sollten nun hier sein und es auch erfahren. Desweiteren haben wir jetzt auch einiges zu tun und zu organisieren." Flicka nickt stumm, dann geht Ricca aus dem Zimmer und macht sich auf den Weg die Treppe hinab in die Küche. Flicka selbst fühlt sich schwach, als sie langsam aufsteht um sich zu waschen und anzuziehen. Ihre Beine wollen sie nicht wirklich tragen, doch wendet sie all ihre Kraft auf, standzuhalten und sich nicht der Schwäche zu ergeben, die sie befallen hat. Nur ihre Tränen bekommt sie nicht in den Griff, diese fliessen weiterhin in unaufhörlichen Strömen aus ihren Augen. Socke weicht die ganze Zeit über nicht von ihrer Seite. Dankbar krault Flicka den treuen Fenrir zwischen den Ohren. Dann zieht sie sich ein schlichtes, schmuckloses, schwarzes Kleid an und verlässt ihr Zimmer um ebenfalls in die Küche zu gehen. Ricca klappert eifrig mit Geschirr und Besteck und der Duft von frisch gebrühtem Kaffee zieht durch das Haus. Der Tisch ist für vier Personen gedeckt und auf dem Platz links von Flicka steht eine Kerze, geschmückt mit Tannengrün und einem schwarzen Samtband. Die Kinder sind schon da. Flicka hört, wie sie sich leise mit Ricca unterhalten. Liebe zu Coleen und Genero sowie Dankbarkeit für ihre Zwillinge durchfluten ihr Herz. Einen Moment lang kehrt die Erinnerung an diese einzige Nacht der Glückseligkeit vor vielen Jahren zurück, in der sie diese zwei Leben empfing. Flicka seufzt leise auf, dann öffnet sie die Küchentüre. Coleen und Genero kommen sofort zu ihr und nehmen sie schweigend in die Arme. Ricca hat den beiden schon erzählt, was passiert ist und die drei haben bereits angefangen eine Liste aufzustellen mit allem was zu erledigen ist. Während die vier am Tisch sitzen und essen, schauen Ricca, Coleen und Genero immer wieder zu Flicka. Sie sitzt schweigend da und nippt nur lustlos an ihrem Kaffee. Die vorwurfsvollen und besorgten Blicke ihrer Lieben beantwortet sie mit den Worten:" Später.......bitte......ich kann jetzt nichts essen." Mehr sagt sie nicht. Ausserdem weiss sie selber, dass es unklug ist, nichts zu essen. Sie würde sich später ein wenig von Riccas liebevoll zubereiteten Köstlichkeiten nehmen. Die Aufgaben, die Flicka nun zu bewältigen hat, sind mit leerem Magen einfach nicht zu schaffen. Aber bevor sie etwas essen wird, verlässt sie das Haus um vorab einige Dinge zu erledigen. In einer kleineren Ortschaft zwischen Giran und Dion lebt ein Bestatter, der für den richtigen Preis auch die nötige Verschwiegenheit und Diskretion wahrt. Diesen Menschen sucht Flicka später auf, denn der Mann dem ihr Herz gehört, soll nicht auf einem Friedhof beerdigt werden. Sie möchte ihn bei sich haben und seien es nur seine sterblichen Überreste. Zuerst geht sie zu dem Haus in Giarn, das ihrem Liebsten gehört. Sie findet den versteckten Ersatzschlüssel, öffnet die Türe und tritt ein. Flicka schaudert, denn das Haus kommt ihr kalt und abweisend vor. Sie fühlt sich wie ein unbefugter Eindringling, also beeilt sie sich zu tun, wofür sie hergekommen ist. Da sie sich hier nicht auskennt, muss sie mehrere Türen öffnen um den Kleiderschrank zu finden. Schlussendlich findet sie diesen und sucht darin nach etwas Angemessenem zum Anziehen. Sie findet, sorgfältig eingepackt, einen schlichten schwarzen Anzug aus einem edlen weichen Stoff und ein schneeweisses Hemd aus Seide. "Du wirst kein gewöhnliches Totenhemd bekommen Schatz.", spricht Flicka leise vor sich hin um die lastende Stille des leeren Hauses zu durchbrechen. Aus seinem Bett nimmt sie ein Kopfkissen und die Bettdecke mit. Dann geht sie wieder heim. Flicka ist nun hungrig und sehnt sich nach der Gesellschaft vertrauter Menschen, ihrer Familie. Coleen ist noch in der Küche und sitzt am Tisch als Flicka eintrifft. "Schön, dass du da bist Coleen, ich hab da etwas, was du bitte für mich erledigen kannst.", sagt sie zu ihrer Tochter. Coleen schaut ihre Mutter erwartungsvoll an und nickt. Flicka fährt fort:"Bitte kaufe neue Bettwäsche für dieses Kissen und diese Decke ein, am besten weisse Bettwäsche. Nach Möglichkeit nichts gewöhliches, es soll etwas Besonderes sein, was Edles, der Preis spielt keine Rolle." Mit diesen Worten überreicht Flicka ihrer Tochter einen Beutel mit einer grossen Summe Adena. Bevor Coleen etwas sagen kann, spricht Flicka weiter:"Die schönsten und edelsten Stoffe findest du in Heine, bitte breche bald auf dorthin und kauf etwas Schönes ein. Euer Vater soll nicht wie ein gwöhnlicher Mensch zur letzten Ruhe gebettet werden. Er war immer jemand Besonderer und verdient nur das Beste." "Ja, Mutti, ich werde nach Heine reisen und schöne Wäsche kaufen für die zwei Teile.", erwidert Coleen und macht sich auf den Weg. Flicka nimmt sich etwas zu essen und eine frische Tasse Kaffee. Während sie isst, kommen Genero und Ricca in die Küche. Die Beiden waren im Stall und haben Flickas Pferd versorgt, geputzt und gesattelt, damit sie nachher ohne Verzögerung aufbrechen kann. "Wo warst du Mama?", fragt Genero. "Ich war im Haus eures Vaters um ein paar Dinge zu holen.", entgegnet Flicka ihrem Sohn. Weiter sagt sie:"Genero, auch für dich habe ich eine Aufgabe. Deine Schwester ist schon unterwegs für Besorgungen." Genero schaut seine Mutter fragend an:"Was kann ich denn für dich tun, wie kann ich dir helfen Mama?" Flicka steht auf und streckt ihre Hand nach Genero aus:"Komm bitte mit mir, ich erkläre dir dann deine Aufgabe." Genero folgt seiner Mutter in den Garten und wartet auf das, was ihm zugewiesen wird. Auf der Wiese, nahe an der Hauswand bleibt Flicka stehen. Sie sieht ihren Sohn an und sagt:"Hier sollen die Gräber ausgehoben werden für euren Vater und seinen Panther. Ich werde nachher aufbrechen zu einem Bestatter und im Laufe des Tages werden dann Männer hier eintreffen, die die Gräber ausheben. Deine Aufgabe ist es, diesen Männern die Stelle zu zeigen und die Arbeit ein wenig zu überwachen." Genero nickt und fragt dann:"Mama, wirst du genauere Anweisungen hier hinterlassen oder wie regelst du das?" "Ich werde alle notwendigen Einzelheiten mit dem Bestatter ausarbeiten und dieser wird sie den Totengräbern mit auf den Weg geben." Genero legt liebevoll einen Arm um Flicka und sagt:"Ja, in Ordnung Mama." In der Zwischzeit ist auch Coleen wieder zurückgekehrt aus Heine. Sie sieht etwas mitgenommen aus, da sie die magischen Transportwege der Torwächterinnen genutzt hat, eine Reisemöglichkeit, die ihr nicht gut bekommt. Doch ohne die Dienste der Torwächterinnen hätte die Reise nach Heine und zurück nach Giran mehrere Tage gedauert. "Hast du etwas Schönes bekommen Coleen?", begrüsst Flicka ihre Tochter. Noch ein wenig angeschlagen antwortet Coleen;"Ja, Mutti, komm ins Haus, dann zeig ich dir die Einkäufe." Gemeinsam gehen alle ins Haus zurück, in die gemütliche Küche. Ricca hat schon die Bettwäsche ausgepackt und mit dem Beziehen des Kissens begonnen. Der Stoff, den Coleen ausgewählt hat, ist wirklich von besonderer Schönheit und erlesener Qualität. Er ist im Grundton reinweiss, aber ein perlmuttfarbener Glanz liegt darauf, auch ist das Material weich, fliessend und warm. "Das ist wirklich sehr schön Coleen, danke.", sagt Flicka lobend zu ihrer Tochter. "Ich habe da noch etwas eingekauft. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, du hast nicht daran gedacht, dass der Sarg des Panthers doch auch eine Decke braucht.", sagt Coleen etwas zögerlich. Beschämt gesteht Flicka ein:"Stimmt, daran habe ich nicht gedacht......" Coleen holt eine Tasche hervor und zieht eine weiche, dicke, ebenfalls weisse Decke raus. Auch diese Decke ist sehr edel gearbeitet. "Danke Coleen.", sagt Flicka noch einmal, mehr Worte bringt sie gerade nicht heraus. Nach einer Weile bricht sie das Schweigen und sagt:"Ich muss jetzt aufbrechen zum Bestatter. Bitte bringt die Decken und das Kissen zu meinem Pferd. Vom Bestatter aus werde ich sofort weiterreisen zu dem Leichnam eures Vaters um ihn bergen und heimbringen zu lassen. Ich werde erst spät wieder hier eintreffen." Coleen, Genero und Ricca nehmen je ein Teil und gemeinsam gehen alle zu Flickas Pferd um die Sachen gut zu verstauen. Flicka winkt ihrer Familie zu und dann reitet sie Richtung Dion davon. Der Bestatter ist ein zwielichtiger Geselle, aber geschäftstüchtig. Seine Geschäftsräume sind blitzsauber, der Mann selber ist tadellos und dezent gekleidet. Flicka tritt ein und sofort kommt der Bestatter auf sie zu. Er begrüsst sie:"Guten Tag Lady, meine aufrichtige Anteilnahme für ihren Verlust. Nur ein trauriger Anlass führt Leute zu mir." Abwesend antwortet Flicka:"Danke, ja leider ist es so. Denn niemand würde Dienste wie ihre benötigen, wenn es keinen Tod geben würde." Sie weiss, dass ihr Verhalten nicht besonders höflich ist, da sie, während sie mit dem Bestatter redet, ihn nicht ansieht, sondern ihren Blick über die ausgestellten Särge schweifen lässt. Allerdings ist ihr ihre Unhöflichkeit gerade ziemlich egal, da ihr der Bestatter ohnehin unsympatisch ist. Der Bestatter merkt an Flickas Verhalten, dass sie lieber schnell zum Anlass ihres Besuches kommen möchte und verzichtet somit auf weitere Floskeln und unnötige Worte. Ausserdem hat er ein Gespür dafür, dass er bei dieser Kundin einen ordentlichen Batzen Adena wird verdienen können. "Sind das die einzigen Särge, die momentan bei ihnen vorrätig sind?", fragt Flicka den Bestatter und zwingt sich dazu, diesen anzusehen. Ein gieriges Aufblitzen tritt kurz in seine Augen bei dieser Frage, als er antwortet:"Das hier sind nur die handelsüblichen Standardmodelle zu erschwinglichen Preisen. Ihrer Frage, Lady, entnehme ich, dass diese euren Ansprüchen nicht genügen. Dann begleiten sie mich bitte und ich zeige ihnen weitere, schönere Särge." "Bitte, dann gehen sie vor und ich folge ihnen.", erwidert Flicka. Der Bestatter dreht sich um und geht voraus, öffnet eine Türe und sie stehen in einem sehr grossen Raum, einer Lagerhalle ähnlich. Dort stehen Särge in allen möglichen Farben, Grössen, Holzarten und Verzierungen. Das Angebot ist so gross, dass es Flicka beinahe erschlägt. Langsam gehen der Betsatter und Flicka die Reihen der Ausstellung entlang. Sie sucht eben etwas ganz Bestimmtes und dafür nimmt sie sich Zeit. Dann bleibt sie vor einem Sarg abrupt stehen. Dieser ist aus dunklem Holz, poliert, ohne dabei aufdringlich zu glänzen und völlig schlicht, ohne jede Verzierung. Von innen ist er sehr weich gepolstert und mit goldfarbenem Samt ausgeskleidet. "Dieser soll es sein bitte.", wendet Flicka sich an den Bestatter. "Sehr wohl Lady, sonst noch einen Wunsch?", antwortet er. Flicka entgegnet direkt und ohne Zögern:"Ja, ich brauche so einen Sarg noch einmal in kleiner. Haben sie das vorrätig?" Ein etwas betretener Ausdruck macht sich im Gesicht des Bestatters breit, als er antwortet:"Ja, schon, ich hatte ja keine Ahnung, dass auch ein Kind bestattet werden soll." Flicka entgegnet:"Nun, der kleinere Sarg ist in diesem Fall nicht für ein Kind. Der Ritter, der beerdigt wird, hatte einen treuen Gefährten, der ebenfalls tot ist, einen Panther um genau zu sein. Für diesen ist der kleine Sarg vorgesehen. Und da ich für Beides bezahle, erwarte ich, dass er genauso ist wie der Sarg für den Ritter." Der Bestatter beeilt sich zu antworten:"Aber natürlich Lady. Sie werden bekommen wofür sie bezahlen." Die Beiden gehen nun in das Büro des Bestatters und Flicka erklärt in allen Details ihre Vorstellungen. Der Bestatter fertigt eine Skizze an auf der nach Flickas Angaben die Anordnung der Särge zu sehen ist. Dazu schreibt er die genauen Masse und Abmessungen auf.
Die fertige Skizze zeigt er Flicka, ob dies so ihren Wünschen entspricht. Sie hat nichts daran auszusetzen. Der Bestatter ruft einen seiner Angestellten herbei, gibt diesem flüsternd Anweisungen und die Skizze für die Totengräber. Danach wendet er sich wieder an Flicka und tut so, als ob der nun folgende Teil des Handels etwas unangenehmes für ihn wäre:"Nun Lady.........kommen wir nun zu dem Preis für alles..............inklusive der Diskretion aller Beteiligten." Umständlich kramt er ein leeres Pergament hervor und beginnt darauf zu schreiben, was zu berechnen ist. Die ganze Zeit über murmelt er vor sich hin, was er aufschreibt. Die Liste ist erschreckend lang findet Flicka und die Zahlen sehen auch ziemlich abenteuerlich hoch aus, aber Geld hat ihr noch nie viel bedeutet. Für Flicka stellt ein gutes Adena-Polster nur eine gewisse Sicherheit dar. Momentan verfügt sie über genügend davon und ihre Kinder sind auch bestens versorgt. Dreimal rechnet der Bestatter die Zahlenreihen durch und kommt glücklicherweise immer zum selben Ergebnis. Mit einem lauernden Blick nennt er Flicka die zu zahlende Summe von insgesamt 750 Millionen Adena. Insgeheim befürchtet er, dass Flicka auf Grund der Höhe des Betrages nun einen Rückzieher macht. Doch er irrt sich. Völlig emotionslos wegen der Summe holt Flicka schweigend eine Tasche hervor und stellt 8 Beutel voll klimpernder Münzen auf den Schreibtisch. "Dies sind 800 Millionen Adena. Mehr sogar als sie verlangen. Ich erwarte von ihnen, beziehungsweise ihren Angestellten, absolute Diskretion." Der Bestatter erhebt sich beflissen aus seinem Stuhl und verbeugt sich ergeben:"Selbstverständlich Lady, natürlich, darauf können sie sich zu hundert Prozent verlassen. Kein Wort wird bekannt von ihrem Auftrag." Flicka erhebt sich ebenfalls, da hier nun alles erledigt ist und sie es sehr eilig hat wegzukommen aus der Nähe des ihr so unsympatischen und zwielichtigen Mannes. Der Bestatter begleitet Flicka nach draussen zu ihrem Pferd um das Kissen und die Decken entgegenzunehmen. Bevor Flicka nun zu den brennenden Sümpfen aufbricht, sagt sie:"Ich werde nachher wieder herkommen, das betten beider toter Körper mit ansehen und dann den Transport nach Hause begleiten." "Ist recht Lady, ich lasse ihr Pferd unterstellen und versorgen.", erwidert der Bestatter. Dann bricht Flicka auf zu den brennenden Sümpfen bei Aden. Dort am Eingang trifft sie sich mit den Leichenträgern um diese zu führen. Schon bei ihrer Ankunft sieht sie ein grosses, geschlossenes Fuhrwerk, gezogen von zwei kräftigen Pferden sowie einige Männer dort stehen. Flicka geht auf die Gruppe zu und fragt, ob sie vom Bestatter hierher geschickt worden sind. Die Männer bestätigen das. "Nun meine Herren, es ist nicht weit und das Gelände ist nicht unwegsam. Das Fuhrwerk kann mitgeführt werden. Ich werde den Weg weisen.", sagt Flicka. Die Männer machen sich zum Aufbruch bereit und folgen ihr. Je näher der kleine Trupp der Stelle kommt, wo die sterblichen Überreste des von Flicka geliebten Ritters und seinem treuen Panther liegen, umso schwerer fällt es ihr, weiter zu gehen. Kurz bevor sie, von Trauer überwältigt, umfällt, ist einer der Leichenträger bei ihr, um sie zu stützen. Dankbar nimmt Flicka diese Hilfe an und wenige Momente später sind sie da. Sie wendet sich zu den Leichenträgern um und bittet diese, dass sie ihr einen Moment allein geben. Für die Männer ist das kein Problem, diskret halten sie etwas Abstand und Flicka nähert sich den beiden toten Körpern. Vorsichtig kniet sie sich neben die Leiche ihres Liebsten. Tonlos, nur die Lippen bewegend sprudeln die Worte aus ihr heraus, während sie sanft seine kalte Stirn streichelt. Tränen tränken den Rock ihres Kleides und sie merkt nicht, wie die Zeit verstreicht. Sie schreckt zusammen, als sie plötzlich einen leichten Druck auf ihrer Schulter spürt und eine männliche Stimme ihr sagt:"Lady, bitte, wir möchten nun gerne unsere Arbeit tun. Es wird immer später und der Weg ist lang. Mit dem Fuhrwerk können wir keine magischen Reisewege nutzen." Der Mann reicht Flicka seine Hand und hilft ihr beim aufstehen. Leise und bittend sagt sie:"Behandeln sie die Beiden bitte respektvoll und vorsichtig." Mit einem kleinen Lächeln antwortet der Mann beruhigend:"Keine Sorge Lady, das ist unsere tägliche Arbeit. Wir behandeln jeden Körper, egal ob lebendig oder tot, mit Respekt und Vorsicht." Auf Flickas Bitte hin sammelt einer der Männer die verstreut umherliegende, völlig zerstörte Rüstung des Ritters und des Panthers ein. Während Flicka in den brennenden Sümpfen die Bergung ihres Liebsten begleitet, sind bei ihr zu Hause inzwischen die Totengräber eingetroffen. Genero zeigt den Männern den Platz im Garten, wo sie graben sollen. Schweigend holt einer der Männer die Skizze hervor und dann beginnen sie mit der Arbeit. Im späteren Verlauf des Nachmittags kommt ein schweres Fuhrwerk, welches grosse Steinplatten anliefert. Ratlos, was das zu bedeuten hat, fragt Genero die Totengräber. Einer der Männer legt sofort seine Arbeit nieder, um sich um die Lieferung zu kümmern. Genero bittet um Erklärung und bekommt diese auch prompt:"Es ist so. Ihre Frau Mutter möchte, dass die zwei Gräber komplett mit durchgängigen Steinplatten ausgekleidet werden. Also, die Böden, die Seitenwände und sobald die Särge drin sind je eine Steinplatte als Deckel sozusagen. Zum einen verhindert man dadurch, dass die Gräber irgendwann einsacken, wenn das Holz verrottet. Zum zweiten hofft ihre Frau Mutter dadurch zu verhindern, dass die Leichen von Schädlingen befallen und zersetzt werden." Diese Erklärung beruhigt Genero und er kümmert sich wieder um die ihm zugewiesene Aufgabe. Ricca, die an diesem Tag nicht wie gewohnt auf dem Giraner Markt ihre Schmiedekünste anbietet, kümmert sich um das leibliche Wohl der Arbeiter. Coleen, die keine weitere Aufgabe mehr hat, hat in der Zwischezeit zwei Kränze geflochten aus Immergrün. In den brennenden Sümpfen ist die Bergung des Ritters und seines Panthers beendet. Unfähig, alleine weiterzureisen, fährt Flicka mit den Leichenträgern zurück. Die Pferde legen ein halsbrecherisches Tempo vor und zweimal muss das Gespann bis Dion ausgewechselt werden. Beim Bestatter letzten Endes heil angekommen, wartet schon der Präparator auf seine Arbeit. Vorsichtig werden die leblosen Körper des Ritters und seines Panthers in die Halle gebracht, wo beide nun gründlich gereinigt und präpariert werden. Die Särge stehen auch schon bereit. Der Panther wird nach beendeter Prozedur sorgsam in den seinen gelegt, dann wird der Sarg geschlossen und mit goldenen Nägeln versiegelt. Die Arbeit an Flickas Liebstem nimmt ein wenig mehr Zeit in Anspruch. Auch sein lebloser Körper wird gründlich gewaschen und präpariert. Danach wird ihm mit aller Vorsicht das weisse Hemd und der schwarze Anzug angezogen. Bevor er in seinen Sarg gelegt wird, richtet Flicka nochmal gründlich das Kopfkissen zurecht, dann tritt sie zurück. Die Leichenträger betten nun behutsam auch den Ritter in den Sarg. Flicka deckt ihn sorgsam zu mit der Bettdecke. Seine Hände legt sie zum Schluss oben drauf übereinander. Dann fällt ihr ein, dass etwas ziemlich wichtiges noch fehlt. Sie hat nicht an seinen Hut gedacht in all der Aufregung, deshalb bittet sie darum, den Sarg noch nicht zuzunageln. Sein Hut war dem Ritter immer so wichtig, sie kann ihn nicht ohne diesen begraben. Flicka geht zu dem Leichenträger, der die Rüstungsteile aufgelesen hatte und fragt ihn, ob er einen schwarzen Federhut gefunden hat. Bedauernd schüttelt der Mann den Kopf. Flicka bleibt nichts anderes übrig, als ein Hutgeschäft aufzusuchen und einen neuen schwarzen Federhut zu kaufen. Also bricht sie auf nach Giran, weil der ursprüngliche Hut dort gekauft wurde vor langer Zeit. Sie muss sich sehr beeilen, da die Geschäfte bald schliessen, aber sie schafft es rechtzeitig. Glück hat sie auch, denn einen einzigen dieser Hüte gibt es noch in dem Geschäft. Mit dem frisch erstandenen Hut eilt Flicka zurück zum Bestatter. Liebevoll legt sie den Hut auf das Kissen neben den Kopf ihres Liebsten. Dann erlaubt sie, dass auch dieser Sarg mit goldenen Nägeln versiegelt wird. Leise und gemessenen Schrittes kommen nun die Leichenträger in die Halle um die Särge zur Kutsche zu bringen. Sie tragen nun dunkle Anzüge und Handschuhe. Respektvoll verneigen sie sich vor den Särgen und tragen diese dann raus. Flickas Pferd steht frisch verosrgt und ausgeruht auch schon bereit. Der Bestatter verbeugt sich zum Abschied und dann bricht der Zug im Schritttempo auf zu Flickas Haus. Dort im Garten sollen der Ritter und sein Panther ihre letzte Ruhe finden. Nun, da der mit sovielen Aufgaben gefüllte Tag sich dem Ende neigt und nur noch die Särge behutsam versenkt werden müssen in die vorbereiteten Gräber, wird sich Flicka der unendlichen Leere in ihrem Herzen und ihrer Seele bewusst. Sie weiss, dass diese Leere von jetzt an ihr ständiger Begleiter sein wird, da es niemanden geben wird, dem sie erlauben würde, diese Leere zu füllen, SEINEN Platz einzunehmen. Flicka ist so sehr in Gedanken versunken, dass sie erst merkt, dass sie angekommen sind, als die Kutsche anhält und ihr Pferd stehen bleibt. Ricca, Coleen und Genero treten aus dem Haus um Flicka zu empfangen. Die Sargträger bitten Flicka, sich zuerst die Gräber anzusehen, ob alles so ist wie sie es bestellt hat. Genero hat eine Laterne mitgebracht, da es inzwischen dunkel ist. Gemeinsam geht die kleine Familie in den Garten. Flicka schaut sich mit der Laterne in der Hand alles genau an und hat nichts zu beanstanden. Die Totengräber haben perfekte Arbeit geleistet. Coleen geht zu den Sargträgern und sagt diesen, dass alles bereit ist für die Beisetzung. Doch wieder gibt es eine Verzögerung. Flicka möchte ihrem Liebsten noch etwas mitgeben, aber den ganzen Tag über hatte sie keine Zeit gefunden, das zu erledigen. "Ricca, würdest du bitte den Herren noch etwas zur Stärkung zurechtmachen? Ich brauche noch einen Moment, wozu mir bisher die Zeit gefehlt hat.", richtet sich Flicka bittend an Ricca. "Natürlich mache ich das, bitte nimm dir die Zeit, die du brauchst für alles Flicka.", erwidert Ricca geduldig. "Danke, du bist ein Engel.", sagt Flicka, dann geht sie ins Haus und setzt sich an ihren Schreibtisch.
Als erstes nimmt sie ein Fass mit roter Tinte und eine neue Schreibfeder, dann einen Bogen Pergament. Tief durchatmend schliesst Flicka für einen Moment die Augen, dann beginnt sie einen Brief zu schreiben an den nun toten Ritter, der ihre Worte nicht mehr lesen wird, die sie aber dennoch loswerden muss:
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Nachrichten in diesem Thema
Eine schreckliche Gewissheit - Trauer - Abschied - von flicka - 28.11.2013, 03:35
[Kein Betreff] - von Figh - 28.11.2013, 18:19
[Kein Betreff] - von Belania - 02.12.2013, 12:47

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