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Wüstenwind (Lua'alas und Sinyeagers Geschichte)
#1
Heimat. Ein Wort, dessen Bedeutung die letzten Tage anschwoll, wie der Wasserstand eines ausgetrockneten Flussbettes nach starken Regenfällen. Heimat war für mich die Wüste in der alles begann. Oder besser die Stadt, die in eine der unzähligen Schluchten innerhalb der Wüste gemeißelt war. Prachtvolle Gebäude, die direkt in den Felsen geschlagen wurden. Reich verziert und überzogen von einer staubigen Schicht des Wüstensandes, welcher außerhalb der Gebäude allgegenwärtig schien. Eines der Gebäude war weitaus größer. Der Eingang war von mächtigen Säulen gesäumt und von verhüllten Kriegern flankiert. Die Kleidung schützte sie vor dem Sand und einzig an ihren Augen, die einen kritisch musterten, und einigen dunklen hervorstehenden Haarsträhnen hätte man sie erkennen können. Auch wenn ich meine Kapuze tief in mein Gesicht gezogen hatte erkannten sie mich sofort und gewährten mir Einlass. Die großen Tore glitten gut geölt nach innen auf und gaben den Blick auf einen einfachen Vorraum frei. Drinnen standen weitere Krieger und einige Bedienstete, die meinen Mantel und meine beiden Zwillingsschwerter, welche ohne Zweifel mein Erkennungszeichen waren, entgegen nahmen. Ich liess mir den Sand aus der Kleidung klopfen und die gleichen Bediensteten, die meine Schwerter verstaut haben begannen sogleich damit, den hereingetragenen Sand aufzufegen. Ein Prozedere das ich bereits einige Male über mich ergehen lassen durfte, als ich diesen Palast betrat und so liess ich es auch diesmal geduldig über mich ergehen. Und auch wenn die Bediensteten sich noch so sehr beeilten, so dauerte es doch eine ganze Weile, bis der Sand völlig beseitigt war und die nächsten Türe geöffnet werden konnten.

Der Wartesaal, den ich nun betrat, strotzte von der Macht des Patriarchen. Zwei Brunnen säumten den Weg zu einem etwa zehn Schritt hohen Portal, der den Wartesaal vom Audienzsaal trennte. Alles war in Blau und Grüntönen gehalten. Exotische Planzen verliehen den Räumlichkeiten Lebendigkeit, kleine Wasserfälle, die in die Brunnen eingelassen waren liessen die Wasseroberfläche tanzen und magische Lichter darunter brachen sich in den Wellen und zauberten verspielte Lichtmuster an die hohe Decke. Für einen Moment liess ich mich von der Atmosphäre einfangen. Es dauerte eine Weile bis ich bemerkte, dass ich nicht die einzige Person im Wartesaal war. Ich erkannte das Gesicht Lua'alas sofort. Die Hohepriesterin stand dort, direkt am Portal und schien mich nicht bemerkt zu haben. Was ich zum Anlass nahm mich möglichst lautlos auf eine der Bänke am Brunnen zu setzen und mir die Zeit zu nehmen sie etwas genauer zu betrachten.

Die Hohepriesterin war ein Mysterium. Sie war jung, wenngleich sie älter war als ich. Sie war die jüngste Frau, die jemals den Rang der Hohepriesterin besetzt hat und gerade das machte sie zu einem großen Geheimnis. Die Tatsache, dass sie obendrein bildhübsch war, verstärkte die Fantasien der Gerüchteküche um ein vielfaches. Man erzählte sich allerlei Geschichten über sie. Viele davon waren Schauergeschichten von Männern, die gerne etwas mit ihr gehabt hätten, für die sie jedoch unerreichbar blieb. Geschichten wie jene, die erzählten sie habe einen unstillbaren Durst für Jugendliche und dass sie regelmäßig einen Schüler des Priesterordens verführe. Einige solcher Priester rühmen sich sogar mit der Tatsache, dass sie einer dieser Schüler gewesen sein sollen. Die Frauen wiederum erzählen mit vorgehaltener Hand, sie sei skrupellos und kalt. Sie würde Konkurrentinnen bei lebendigem Leibe verspeisen oder dermaßen demütigen, dass ihnen die Gier nach dem beliebten Posten der Hohepriesterin schnell verginge.

Wenn ich sie mir so ansah konnte ich das alles durchaus in ihr erkennen. Ihre Kleidung, ihr gesamtes Äußeres war eine Komposition all dieser Geschichten. Sie war ganz in weiss gehüllt, wie es nur dem Adel und den Hochrangigen in unsrer Gesellschaft zustand. Ihre schneeweissen Haare trug sie streng hochgesteckt, doch lange Strähnen umspielten die weichen Züge ihres Gesichtes. Ihr Blick jedoch war streng und strahlte eine überlegene Arroganz aus. Sie wirkte in diesem Moment gerade sehr ungeduldig. Sie ging vor dem Portal auf und ab und ihre hochhackigen Schuhe hallten auf dem dunklen Marmor wieder. Der zarte Stoff ihres Kleides zeigte viel von ihrer makellosen Haut. Das tiefe Dekolette senkte sich weit bis zwischen ihre vollen Brüste, auf denen der Stoff locker lag, als könnte er jeden Augenblick herab rutschen. Unter den Brüsten lag der Stoff hauteng an und öffnete sich, um den Blick auf den Bauchnabel freizulegen. Das Schauspiel wiederholte sich um Ihre Hüfte und endete in einem langen Schleier, der bis zum Boden reichte und den Blick auf ihre Beine nur dann frei gab, wenn sie sich gerade bewegte oder man ihr direkt gegenüber stand. Der Saum war kunstvoll mit silbernen Fäden verziert, dessen Muster sch aufwärts schlängelte und sich an ihrem Hintern zuspitzte, wie ein Pfeil, der den Blick auf ein bestimmtes Ziel lenken sollte. Sie spielte mit ihren Reizen und man könnte meinen, dass genau das sie so erfolgreich gemacht hatte. Viele behaupteten, dass es der einzige Grund war. Sie hätte sich ihre Position mit ihren Reizen erkauft und durch hochrangige Kontakte profitiert. Ich konnte das nicht bestätigen, doch ich wusste ganz genau, dass diese Frau klüger war als es den Anschein hatte. Ich konnte ihr hohes Kalkül aus ihren hellgrünen Augen lesen. Diese Frau war wahrlich der Schrecken all jener, die das Pech hatten nicht auf ihrer Seite zu stehen. Dessen war ich mir sicher.

Ich musste unwillkürlich schmunzeln, als mein Augenmerk auf den Rubin fiel, der ihren Bauchnabel zierte. Edelsteine haben in unsrer Tradition eine große Bedeutung. Als unsre Vorfahren vor tausend Jahren begonnen hatten in dieser Schlucht nach Wasser zu graben, fanden sie nicht nur das kostbare Nass, sondern auch unzählige Edelsteine, die fortan besondere Bedeutung hatten. Der Rubin stand für Fruchtbarkeit. Die Hohepriesterin wusste ganz bestimmt um die Bedeutung dieses Steines bescheid, doch ich fragte mich, ob das nur eine weitere Farce war oder sie mit diesem Stein tatsächlich mehr verband, als mit einem einfachen Schmuckstück, das Mittel zum Zweck war das vorurteilhafte und begrenzte Denken ihrer Konkurrenten in seinen beschränkten Grenzen zu halten. Diese Frage hätte die Neugier in mir wecken sollen, doch dafür kannte ich die Hohepriesterin zu gut. Letztlich hatte sie ihren Ruf nicht umsonst. Sie war tatsächlich unglaublich streng und stellte sehr hohe Ansprüche an die Priesterschaft, die sie mit unglaublicher Härte antrieb. Ich war froh einer anderen Kaste anzugehören und war auf diese Weise von dem Übel befreit mit ihr zusammenarbeiten zu müssen. Ein weiterer Grund der mich zum Schmunzeln brachte, doch wich diese Emotion schnell meiner üblichen Ernsthaftigkeit. Ich musste mir bewusst machen wieso der Patriarch mich hierher bestellt hatte.

Vor nicht einmal einem Jahr kam ein Mann aus einer längst als vermisst geltenden Expedition zurück. Er kam aus dem fernen Westen, von dem wir glauben, dass es die Heimat unsrer Vorfahren ist. Das Land nannte sich Aden, so meinte es der Forscher und es lebten tatsächlich Dunkelelfen, wie wir es sind, dort. Doch sie waren gänzlich anders. Sie verehrten ebenfalls Shilien. Doch ihre Shilien lag in Ketten. Sie waren ebenfalls freundlich. Doch nur dem Anschein nach. Sie versklavten unsere Leute. Sieben Monate war dieser Mann in ihrer Gefangenschaft, bis es ihm gelang ihnen zu entkommen und weit aus länger hat es gedauert, dass er mir, Sinyeager, deren Habitus, die Sprache, die unserer sehr ähnlich war, und Traditionen beibringen konnte. Es war von vorne rein klar, dass ich die Aufgabe bekommen würde als nächstes nach Aden zu reisen, um die Arbeiten der Expedition unter einem glücklicheren Stern weiterführen zu können. Ich habe bereits viele Reisen unternommen und viele verschiedene Kulturen kennen gelernt. Ich sah sogar das Meer im Osten. Mit dem Wissen des Mannes, das mich für die Reise vorbereitete, hatte ich die besten Vorraussetzungen nicht zu scheitern. Machte ich alles richtig, so würden mich die Dunkelelfen Adens als einen der ihren akzeptieren und nicht ebenso versklaven. Meine Aufgabe würde darin bestehen deren Kultur noch besser kennen zu lernen und möglicherweise sogar eine Rückkehr unsrer Leute vorzubereiten. Doch ich schmiedete bereits im Stillen meine Pläne. Ich würde noch einen Schritt weiter gehen und die versklavten Freunde aus ihrer Gefangenschaft befreien. Möglicherweise nicht nur die unsren, sondern jeden Dunkelelf, der versklavt wurde. Es lag mir nicht. Nein, es war sogar eine Schande die Eigenen versklavt zu sehen. Weder sie noch Shilien sollte man in Ketten legen!

Ich sah abermals auf und blickte zu der Hohepriesterin. Sie wurde spürbar ungeduldiger und wirkte deutlich gereizt. Als Ranghöchste ihrer Kaste gehörte sie zu dem Rat, der mich im Audienzsaal erwartete und über die Reise entscheiden sollte. Scheinbar war sie zu spät gekommen und stand nun vor verschlossener Türe. Die Türen würden erst wieder aufschwingen, wenn ich erwartet werden würde. Die Ironie die dahinter lag amüsierte mich. Die Hohepriesterin musste auf mich warten. Jemanden, der in der Kastenordnung unter ihr stand. Kein Wunder, dass sie so gereizt war! Ich lachte laut auf. Jetzt erst bemerkte sie mich und das erste was ich von ihr erntete war ein vorwurfsvoller, tadelnder Blick. Mein Lachen verstummte augenblicklich und ich hielt unbewusst die Luft an. Sie öffnete ihre Lippen, als wolle sie etwas sagen und mir war klar, dass es nichts nettes sein würde, doch ich hatte Glück. Mit demselben Pulsschlag schwangen die schweren Flügel des Portals lautlos nach innen auf. Es war an der Zeit...

Sie ging voran und ich folgte ihr wie ein Schatten. Wir gingen auf eine halbrunde Tischformation zu an der die Ranghöchsten aller Kasten versammelt saßen. In derer Mitte, die gleichzeitig die Spitze des Halbkreises war, saß der Patriarch. Ein erwartungsfrohes Lächeln lag auf seinen Lippen und das schneeweisse Haar, das scheinbar nur die Hohepriesterin und ich mit ihm teilten trug ein Diadem, dass von jedem bekannten Edelstein genau einen großen und zwei kleinere fasste. Die gleichen hellgrünen Augen musterten uns voller Sympathie. Der Patriarch kannte mich schon lange und die Hohepriesterin ohne Zweifel auch. Lag es an unsrer äußerlichen Ähnlichkeit, dass er in uns einen Spiegel seiner selbst suchte? Ich fragte mich das oft. Denn der Patriarch war so etwas wie ein Vater für mich.

Wir waren bereits auf halbem Wege und nun erkannte ich einen freien Stuhl zur rechten des Patriarchen. Es war der Platz der Hohepriesterin. Mir selber stand einst auch so ein Platz zu, unweit des Patriarchen zu seiner Linken. Jeder wusste, dass ich der fähigste Kämpfer der Kriegerkaste war. Doch ich verzichtete auf den Posten des Kastenführers und das damit verbundene Prestige. Nur noch der Patriarch selber ist reicher als der Kopf einer Kaste, doch für mich war Reichtum stets etwas anderes. Ich definierte Reichtum anders. Ich genoss die Freiheiten und das Mindestmaß an Verantwortung. Für mich war das mein persönlicher Reichtum, weswegen ich meine Position an meinen besten Freund Drinnsting abgab. Der Patriarch machte mich daraufhin zum Waffenmeister seines Hauses. Eine Aufgabe, die mir deutlich besser lag, da sie mir viele Freiheiten gewährte. Wären Drinnstring und ich nicht in dieser nahezu zeremoniellen Zusammenkunft, so würde er vermutlich aufspringen und mich umarmen, da wir uns schon gut drei Monate nicht mehr gesehen haben. Doch er blieb ernst, wie es die Situation eben gebührte und das gleiche tat auch ich. Mein Blick haftete sich an den bloßen Nacken der Hohepriesterin und ich erwartete, dass sie jeden Augenblick abbog, die Runde hinter sich lassend, um ihren Platz einzunehmen. Doch sie tat es nicht...

Mein Atem stockte, als mir wie ein Schlag ins Gesicht klar wurde, dass die Hohepriesterin sich nicht verspätet hatte. Sie wurde so wie ich zur Audienz gebeten und ich ahnte Ungutes. Als sie am Mittelpunkt, den der Halbkreis andeutete, ankam, blieb sie stehen. Erst als ich neben ihr ankam verbeugte sie sich tief und respektvoll vor dem Patriarchen. Ich tat es ihr gleich und behielt die Verbeugung meinem Rang entsprechend ein wenig länger bei.

"Es freut mich sehr Euch beide zu sehen, Hohepriesterin Lua'ala und Waffenmeister Sinyeager!" Die Stimme des Patriarchen hatte einen weichen väterlichen Beiklang, als er unsere Namen aussprach. "Es ist endlich so weit, dass ihr beide jene Expedition antreten könnt auf die ihr beide so intensiv vorbereitet wurdet!"

Ich wollte Einspruch erheben, doch ich konnte nicht. Ich hätte zu gern meine eigene Reaktion gesehen, denn der Patriarch hielt kurz an und sah mit freundschaftlicher Belustigung zu mir, als ich meiner Überraschung Ausdruck gab. Ich bemühte mich schnell wieder Fassung zu finden, um es nicht peinlicher zu machen als es war. Auch die Hohepriesterin bemerkte meine Reaktion, doch sie selber schien unbewegt. Entweder wusste sie von unsrer Zusammenarbeit schon eher oder sie hatte das ganze so arrangiert. Vielleicht war sie aber auch wirklich so kalt und emotionslos, wie sich die Leute erzählten. Ich holte tief Luft, um mich zu beruhigen und wartete die weiteren Ausführungen des Patriarchen ab. Was auch immer jetzt noch kam war unumstösslich und ich musste so schnell wie möglich lernen mich mit allem, was mich jetzt noch erwartete, abzufinden.

"Ihr wurdet elf Monate unterrichtet so zu wirken, wie unsre Verwandten aus Aden. Ich bin mir sicher ihr wart beide hervorragende Schüler. Dennoch ist das Wissen das Euch mitgeteilt wurde lückenhaft. Ihr werdet einer steten Gefahr ausgesetzt sein! Wären mehr Leute aus der Expedition zurückgekehrt, so hätten wir sicherlich auch weitere Personen ausbilden können, doch dem war nicht so. Ihr seid nur zu zweit und werdet demnach umso näher miteinander arbeiten müssen. Der eine wird ohne den andren nicht bestehen können!"

Ich wollte die Augen verdrehen. Wie könnte mir die Hohepriesterin helfen können?! Sie war bestenfalls eine Last. Doch ich sollte die Antwort im nächsten Augenblick bekommen.

"Lua'ala ist Hohepriesterin und eine sehr fähige dazu. Ihre Kompetenzen und ihr hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein machen sie zu der perfekten Person diese Expedition zu leiten." ...ich wollte im Boden versinken... "Lua'ala, mache Dir keine Sorgen um die Geschehnisse hier. Du bist hier unterfordert. Andre werden Deine Pflichten genau so gut erfüllen!..." ...er sagte noch ein paar Sätze, doch ich hörte nicht mehr richtig zu. Erst als mein Name fiel wurde ich wieder hellhörig.

"Sinyeager, dir obliegt in erster Linie die Pflicht über die Hohepriesterin zu wachen! Du bist der fähigste Kämpfer, den die Wüste je hervorgebracht hat. Deine Erfahrungen aus Deinen Reisen und Deine Intuition werden das Bestehen der Expedition garantieren so wie die Zielstrebigkeit der Hohepriesterin das Gelingen der Expedition garantieren wird!"

Er nickte nun zwei Bediensteten zu und jeder brachte je einen Umschlag mit weiteren Anweisungen zu der Hohepriesterin und mir.

"Heute ist der Tag Eures Aufbruches! Möge die barmherzige Shilien über Euch wachen!"

Wir verbeugten uns abermals und verliessen den Palast ohne Umwege. Wollten wir noch heute aufbrechen, so drängte die Zeit. Und ich war froh über die Eile, die dafür sorgte, dass ich der Hohepriesterin keine aufdringlichen und kindischen Fragen stellen musste. Ich sollte diese Stunden genossen haben, denn es waren die letzten, die ich ohne sie verbringen konnte.

Bereits unser erstes Aufeinandertreffen brachte Probleme.

Eigentlich wollte ich es meiden ihr Zimmer aufzusuchen, doch meine Ungeduld trieb mich an. Ich hatte nur leichtes Gepäck dabei und wollte bereits aufbrechen, doch von der Hohepriesterin war keine Spur. Als ich bei ihr anklopfte und sie entnervt die Tür aufriss deutete sie auf ein halbes Dutzend gut gefüllter, nahezu berstender Reisetaschen. Sie forderte von mir, dass ich sie für sie tragen sollte. Ich lachte und verschränkte kopfschüttelnd die Arme, woraufhin sie hämisch grinsend den Umschlag herausholte, der ihr gereicht wurde. Auf dem Blatt stand:

"Liebe Lua'ala,

Knapp ein Jahr ist vergangen und nun, da Du diesen Brief in der Hand hältst ist es so weit. Ich stelle Dir Sinyeager an Deine Seite. Ich kenne Ihn bereits seit er ein kleiner Junge war und mein Vertrauen in ihn ist sehr stark. Auch Du solltest ihm vertrauen. Er soll für Dein Wohlbefinden sorgen. Nutze seine Fähigkeiten gut."


Das Siegel des Patriarchen zierte das Blatt. Ich schnaufte mürrisch. 'soll für Dein Wohlbefinden sorgen' konnte man auf viele Weisen auslegen. Der Patriarch bezog es ganz sicher auf die Sicherheit der Hohepriesterin. Sie jedoch schien daraus herauszulesen, dass ich ihr persönlicher Bediensteter sei. Die Formulierung war sicherlich missverständlich, doch wer würde es wagen sich deswegen bei einem Patriarchen zu beschweren...?!

Für einen Moment stand ich wie angewurzelt da und starrte ungläubig auf das Blatt. Sie war vollkommen im Recht, wenn sie den Anspruch erhob, ich solle das Gepäck für sie schleppen. Letztlich war es ein indirekter Befehl de Patriarchen, doch dann kam mir eine Idee. Ich zeigte ihr meinen Brief.

"Mein guter Sinyeager,

Knapp ein Jahr ist vergangen und nun, da Du diesen Brief in der Hand hältst ist es so weit. Du sollst Lua'ala auf dieser schweren Expedition begleiten. Deine erste Pflicht ist es für ihre Sicherheit zu sorgen. Keiner ist für diese Aufgabe besser geeignet als Du. Ich verlasse mich auf Dich. Lua'ala ist für mich wie eine Tochter. Weiche nie von ihrer Seite!"


Das gleiche Siegel zeugte von dem Gewicht dieses Briefes, der dem anderen in nichts nachstand. Ich deutete auf das Gepäck und machte der Priesterin klar, dass wir in einfacher Kleidung und möglichst wenig Gepäck reisen sollten, wenn wir nicht auffallen wollten. Es sei eine Frage ihrer Sicherheit und die sei nun mal meine "erste Pflicht" gegenüber dem Patriarchen. Ich grinste sie spitzbübisch an, doch die Freude über diesen kurzzeitigen Triumpf hatte einen bitteren Beigeschmack. Dieses eine Mal konnte ich ihre Sicherheit als Vorwand nehmen ihr ihre Bitte abzuschlagen. Ein andres Mal wird es nicht so sein. Und selbst wenn es nur ein leichtsinniger Formulierungsfehler des Patriarchen war, so degradierte mich dieser Brief doch zu ihrem Bediensteten...

Was würde ich dafür geben, den Brief in den Händen halten zu können, nur um ihn dann zu zerreissen. Doch die Hohepriesterin hütete ihn gut. Das ganze nahm eine Entwicklung die mir ganz und gar nicht passte. Pflichtbewusstsein und Demut geraten an meinen Stolz und mein Selbstwertgefühl. Es wird eine Zerreissprobe. Die erste die begleitet wird von einer steten Angst zu scheitern...

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Heimat. Ferne Heimat. Nun stehe ich auf der Rampe zum Shilientempel in Aden. Ich schaue herunter auf die kniende Hohepriesterin, die zu der angeketteten Statue betet. Alles wirkt so fremd und selbst wenn wir Monate durch die Wüste gereist sind, um hierher zu kommen, so spüre ich, dass unsere eigentliche Reise gerade erst dabei ist zu beginnen...
Sinyeager = Dunkelelfischer Waffenmeister, ungewollter Schutzengel aus der Wüste und Barde zu Rune.
She Wants Revenge - Written in Blood
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Wüstenwind (Lua'alas und Sinyeagers Geschichte) - von Sinyeager - 17.03.2007, 00:15
[Kein Betreff] - von Aadieson - 28.03.2007, 07:47
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