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Aus dem Tagebuch eines Elfen
#11
Kapitel VII – Drei

Es war wieder einer dieser Abende, an denen ich meine Zeit damit verbrachte um nach meiner Tochter zu sehen. Natürlich ohne mich blicken zu lassen. Die Orks würden mich in der Luft zerreißen, würden sie mich entdecken.

Lange schon war es her, als ich unter ihnen lebte… und dennoch waren die meisten Rituale noch immer gleich – allein der Tradition Paagrio gegenüber. Ich hatte mich mit einer speziellen Kräutermischung eingerieben, die meinen elfischen Geruch neutralisieren sollte. Karthialmakk lehrte mich dies, damit ich besser jagen gehen konnte.

Drei, die heilige Zahl der Oroka. Ich blickte zum Mond, welcher das Orkdorf erhellte und wartete. In meinem Kopf zählte ich langsam bis drei, dann schaute ich von meinem Versteck aus über den Platz. Eine der Orkwachen verließ diesen gerade und stiefelte geradewegs in das Hauptgebäude des Dorfes, dort wo Kakais Thron war. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ihn noch nie aus der Nähe gesehen.

Beide Ohren aufgerichtet stahl ich mich durch die Nacht. Ich zählte in meinem Kopf weiter. Es musste alles schnell gehen, oder ich würde entdeckt werden. Drei mal Drei Sekunden hatte ich Zeit um mich durch das Geäst an dem Hauptgebäude vorbeizuschleichen.

Auf der anderen Seite presste ich mich an die Wand und lauschte. Einige schnelle Herzschläge später trat der Wachtposten durch diesen Ausgang – auf dem Weg in den Paagriotempel. Ich sprang elegant hinter ihn und passte mich seinem Schritt an. Die Wache war müde und wollte vor dem verdienten Schlaf noch ein paar Gebete sprechen – so wie jede Nacht.

Ich kannte den Wachposten mittlerweile gut, jahrelang hatte ich ihn studiert, hatte seine Gewohnheiten aufgezeichnet und war ihm oft gefolgt. Ein großer Aufwand für diesen einen Zweck… aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich musste sie sehen! Der Ork namens Oggok stiefelte also gemütlich weiter zum Tempel, an seiner linken ein Rundschild und einen Lederriemen, welcher seine Axt hielt. Lediglich ein Helm schützte den Orken weiterhin. Ich fragte mich, ob er darin überhaupt etwas sah - aber das sollte mir nur nützen.

Die beiden Wachen am Paagriotempel blickten Oggok nur kurz an, bevor sie weiter vor sich hinstarrten. Ihre Wachablösung würde in drei Minuten kommen. Auch sie waren müde. Ich konnte mich gut hinter Oggok verstecken, im Gleichschritt mit ihm war ich nicht zu sehen. Jedenfalls nicht durch diese groben Helme der Orks.

Mein Herz raste etwas, als Oggok an den Wachen vorbeiging und ich diese nun von der Seite erblickte. Es musste nur einer zufällig noch einmal zu uns sehen und ich wäre geliefert…

Drei

Rief ich mir immer wieder in Gedanken ein. Es war Paagrios Zahl. Es musste einfach funktionieren. So lange hatte ich daran gesessen. Heute sollte der große Tag sein. So hoffte ich jedenfalls.

Oggok stiefelte gemütlich weiter, hinab in den Tempel. Ich konnte die Hitze des Götzenbildes schon spüren… oder vielleicht war mir einfach heiß vor Aufregung? Ich wusste es nicht. Aber ich redete mir immer wieder ein, dass ich jetzt einen kühlen Kopf bewahren musste. Der schwerste Part kam ja erst noch.

Der Tempel war mit genügend Säulen bestückt auf denen die Fackeln brannten. Ich zählte die Säulen, an denen wir vorbeikamen. Eins…Zwei…

Oggok blieb stehen.

Bei Eva, ich wäre fast über ihn gefallen! Ich streckte meine Arme nach hinten, um mein Gleichgewicht zu halten – dabei aber möglichst wenig Bewegungen zu machen. Mein kopf schnellte nach vorne und ich stand nur noch auf einem Bein, dass zweite hatte ich ebenfalls nach hinten gestreckt um nicht nach vorn’ zu fallen.

Beinahe hätte ich mit meiner Nasenspitze den verschwitzten Ork berührt. Warum bei Paagrios drei Gesichtern war er stehen geblieben? Das durfte er nicht! Es brachte den gesamten Zeitplan durcheinander! Ich stellte mich wieder gerade auf und spürte meinen Herzschlag durch meine Ohren schlagen. ‚Geh’ weiter!’, dachte ich.

„Tejakar Paagrio!“, dröhnte Oggok und senkte leicht sein Haupt. Schnell duckte ich mich hinter ihm weg. Scheinbar war er einem Schamanen begegnet. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Was machte der Schamane hier? Er war zu früh!

Eins ….zwei….drei… Oggok ging weiter. Wir erreichten die dritte Säule. Ich hechtete hinter die Säule und hockte mich hin. Meine Hände zitterten, als ich diese dazu nutzte um mich an der Säule festzuhalten. Ich sah, wie der Schatten des Schamanen näher an Oggok kam. Das Zwielicht, welches die Flammen des Tempels brachten, verzerrte den Schatten des Schamanen und den von Oggok seltsam.

Was hatte ich den beiden schon entgegen zu setzen? Als ich damals Schwert und Rüstung bei den Elfen ließ, legte ich auch das Kriegshandwerk ab. Durch die Reise über Imoriath wegen dem Dämonenbuch vergaß’ ich tatsächlich wie man kämpfte. Die Magierausbildung bei den Dunkelelfen gab’ dem allen den Rest. Erst die Orks waren es, die dafür sorgten, dass ich zumindest das Schwert wieder richtig herum hielt… was war ich also jetzt noch?

„Ein Elf ohne Wurzeln…Verräter.“, drangen mir Tharion’s Worte in meinen Kopf. Tharion Drachenauge, der kriegliebendste Elf den ich kannte. Aber auch das war schon viel zu lange her. Ich hoffte, dass er in seinem Feldzug gegen die Orks irgendwo verstorben war…

Gebannt starrte ich auf die Schatten der beiden Orks. Sie unterhielten sich ein wenig – ich war viel zu Aufgeregt um sie zu verstehen. Obwohl ich ihre Sprache in Wort und Schrift beherrschte, gab es Momente in denen ich dafür einfach keinen Kopf hatte. Dieser war einer davon.

Also vertrieb ich mir die Zeit damit weiter zu zählen. Drei mal drei Minuten vergingen, bevor Oggok wieder verschwand. Ich blickte ihm nach. Er wäre – genau wie beim hereinkommen – zum ungesehenem herausgelangen da gewesen. Nun ging er dahin, und mit ihm meine Chance hier lebend herauszukommen.

Erst als nur noch der Schatten des Schamanen zu sehen war, erhob dieser das Wort.

„Du kannst herauskommen, Elfling.“
Ich schluckte. Wie hatte ich nur glauben können, dass ich einen Schamanen an der Nase herumführen kann? Also erhob ich mich langsam und trat hinter der Säule hervor. Ich musste wirken wie ein Kind, welches ängstlich vor einer Strafe, nur zögernd hervorkommt. Vermutlich hatte ich ihn auch genau so angeschaut.

Ich atmete tief ein, als ich erkannte wen ich da vor mir hatte. Vulkus selbst, einer der ältesten Schamanen des Tempels. Ich war überzeugt, dass er nur mit dem Finger schnippen musste und Paagrios Flammen würden mich sofort verzehren.

Die nächsten Worte aus seinem Munde waren wieder orkisch, aber ich war wie gebannt von ihm. Es dauerte etwas, bis ich ihn verstand.

„Ich habe auf diesen Tag gewartet, Feuertänzer. Lange schon beobachte ich dich, wie du unser Dorf auskundschaftest. Wüsste ich nicht, warum du dies tust, wäre ich schon längst bei Kakai gewesen um ihm davon zu berichten.“

Seine Miene war ernst und ich fühlte mich überrumpelt. Scheinbar war ich doch nicht so unsichtbar gewesen wie ich erhofft hatte.

„Heute haben die Wachen etwas von den benebelnden Kräutern zu sich genommen, sonst wärest du nicht hereingekommen.“, fügte er mit einem Schmunzeln an. Jetzt fragte ich mich ernsthaft, was das sollte. Offenbar wäre ich ohne Vulkus’ Hilfe nicht so weit gekommen. Aber warum half er mir?

Als hätte er meine Gedanken gelesen sprach er weiter: „Du bist hier, um Toraina zu sehen. Du weißt, dass sie seit je her im Tempel untergebracht ist. Kakai wird sie erst herauslassen, wenn noch einmal soviel Zeit vergangen ist…“

Sechs Jahre waren vergangen. Sechs Jahre hatte sie noch hier zu fristen. Warum? Wurden Orkkinder nicht von Geburt an trainiert, auf das Jagen und Kämpfen getrimmt? Ich blickte Vulkus fragend an.

„Du kannst sie nicht sehen. Geh’ deiner Wege, Elfling. Verschone sie mit deiner Anwesenheit. Es ist nicht gut für sie… dein elfisches Blut. Wir können sie nicht davon reinigen, aber wir können sie von dir fernhalten Nur Paagrio weiß, welcher Weg ihr bestimmt ist. Deiner ist es jedenfalls nicht.“

Seine Worte stimmten mich traurig. Aber vermutlich hatte er irgendwo Recht. Toraina war Kakais Ziehtochter. Sie wusste wahrscheinlich nicht einmal wer ich bin. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich ließ die Ohren hängen.

Wenig später rannte ich durch das Dickicht, fort von den Orken. Meine Gedanken waren in der Vergangenheit gefangen, meine Füße spürte ich schon lange nicht mehr. Vulkus hatte mich friedlich ziehen lassen, mit der Warnung, dass er keine Gnade walten lassen würde, wenn ich zurückkäme…

Drei Tränen für meine Tochter…

Zitat:
Bilder von dir überdauern – bis in alle Zeit
Bilder von dir überdauern – bis in die Ewigkeit

Chorus:
Bilder von dir überdauern – bis in alle Zeit
Bis in alle Zeit, bis in alle Zeit
Bilder von dir überdauern – bis in die Ewigkeit
In die Ewigkeit, in die Ewigkeit.

Meine Worte hüllt in Schweigen,
so können sie nicht flieh’n.
Das was dunkel macht das bleibt
Und lässt das andre zieh’n.
Ich kann nicht sagen und will nicht vergessen
Oh nein, nein, nein
Wie ich es seh’, wie ich es seh’.
Worte sind wie Pulver,
wenn du den Himmel kennst
Ich fühl’s in meinem Kopf,
fühl’s überall hab’s lang vermisst
Ich kann nicht sagen, will nicht vergessen
Oh nein, nein, nein
Wie ich es fühl, wie ich es fühl.

Chorus 2x

Tausend Spuren und Gedanken,
nicht das kleinste Stück von mir
du lässt mich taumeln, lässt mich wanken,
die Luft ist voll von dir.
Ich kann nicht sagen, will nicht vergessen
Oh nein, nein, nein
Wie ich es fühl, wie ich es fühl.
Wie ich es fühl, wie ich es fühl.
Wie ich es fühl, wie ich es fühl.
Ich kann nicht sagen, will nicht vergessen
Oh nein, nein, nein
Wie ich es fühl, wie ich es fühl.

Laith Al Deen - Bilder von dir
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Aus dem Tagebuch eines Elfen - von Elsyrion - 09.12.2006, 11:14
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