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Im Wandel der Zeit
#11
XII.

Creola saß an ihrem Tisch und durchstöberte einige alte Unterlagen, als es an ihrer Türe klopfte. "Herein". Die Türe sprang auf und ein herzerfrischendes "Mahal" war zu hören. Yulivee war noch nicht ganz im Zimmer, als die Türe ins Schloss fiel und sie sich auf dem Eisbärenfell vor dem Kamin niederließ. Creola beobachtete die Zwergin eine ganze Weile und ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie die Kleine kennen gelernt hatte.

Es war in den Landen des blutigen Mondes, als sie mit Elondor zusammen auf dem Marktplatz einer kleinen gemütlichen Stadt saß. Sie unterhielten sich über die Wächter des Mondes, als sie von einer quirligen aber freundlichen Stimme unterbrochen wurden.
Zwei Zwerge waren zu ihnen gekommen, wie sich später herausstellte, Yulivee Donnerhall und ihr Bruder Drugondor. Die beiden schienen auf Reisen zu sein, denn sie suchten nach einer Unterkunft für die Nacht. Creola bot den beiden Zwergen an, die Nacht im Schloss der Mondwächter zu verbringen, wo sie abends lange gemeinsam in der großen Halle saßen, gemeinsam zu Abend aßen und später gemütlich Wein und natürlich Met zu sich nahmen. Creola und Elondor waren sich schnell einig, diese beiden Zwerge würden Leben in in die Gilde bringen. Yulivee stimmte auch sofort zu, ihr Bruder brummelte nur vor sich hin und war wohl auf Grund seines Metpegels nicht wirklich in der Lage, alleine zu entscheiden, was seine Schwester gerne mit einem breiten Grinsen im Gesicht übernahm.

Es war jedes Mal ein Genuss, wie die beiden Zwerge Stimmung in die Schlossmauern brachten, und war es auch nur mal weder eine von ihren vielen Meinungsverschiedenheiten. Yulivee war dennoch stets gut gelaunt und mit ihrer naiven Art einfach unverwechselbar. Sie hielt zur Gilde und hatte Creola Treue geschworen, ohne, dass dies jemals von ihr verlangt worden war.

Yulivee war wirklich nicht auf den Mund gefallen und egal wo sie auchhinkam, plapperte sie drauf los und erzählte allen von den Wächtern des Mondes. So war es eigentlich nicht verwunderlich, dass Creola irgendwann auf einen Menschenkrieger traf, welcher sie auf Grund von Yulivees Erzählungen erkannte und sie in ein Gespräch verwickelte.

Scion war ihr sympathisch und so kam es, dass sie sich des öfteren trafen und sie ihm über die Gilde und deren Vorstellungen, was die Gesinnung der Gilde anging, erzählte. Scion zeigte sich recht interessiert, war jedoch nicht einfach zu überzeugen, was die Gesinnung der Gilde anging. Es dauerte daher seine Zeit, bis sie ihn als Mitglied in den Reihen der Wächter begrüßen konnte.

Er war der erste Mensch, dem sie nach langer Zeit wieder Vertrauen schenken konnte. Dabei war er so viel anders als Tiberias. Tiberias war stets ruhig und zuvorkommend gewesen, seltend aufbrausend, eher in sich gekehrt und ging dem größten Ärger immer aus dem Weg. Vielleicht war es der Unterschschied, was Scion so besonders machte, seine ganze Art.


XIII.
Sie schwelgte noch immer in Erinnerungen, als Yulivee an ihrem Robenärmel zupfte. Creola blickte auf und sah zu der Zwergin, die ganz stolz ein Samtbeutelchen in ihren Händen hielt. Creola schaute auf das Beutelchen. "Schau mal", platzte es aus Yulivee heraus und sie holte zwei kleine Gegenstände heraus, die sie Creola in die Hand legte.
Creola blickte auf die beiden Ringe in ihrer Hand und schaute Yulivee fragend an.


[FONT=comic sans ms]"Die sind für Dich und Scion",

sprudelte sie los. Creolas Blick verhärtete sich und sie schaute die Zwergin wieder an, welche den Blick auf Grund ihrer guten Laune jedoch nicht bemerkte und munter weiter plapperte:

"Scion hatte mir vor einiger Zeit erzählt, dass ihr heiraten wollt, ein Termin aber noch nicht feststünde und da habe ich lange Zeit in meiner Werkstatt verbracht und ein einem Geschenk gebastelt. Da kam mir die Idee mit den Ringen. Ich hoffe, sie gefallen Dir und ..."

"Yulivee!" *sie legte der Kleinen eine Hand auf die Schulter und sah sie verbissen aber auch sanft an.

"Ich brauche diese Ringe nicht mehr," sagte sie leise und gleichzeitig ließ sie die Ringe wieder in das Beutelchen gleiten

Verkaufe sie oder behalte sie, mir gleich, aber ich habe keine Verwendung mehr dafür".

Yulivee hielt das Beutelchen fest und starrte Creola fassungslos an. Ihr Blick verriet, dass sie die Worte der Elfe sehr wohl begriffen hatte aber sie wohl nicht verstehen wollte."Es ... es ... tut mir leid ... das wusste ich nicht ... aber ich habe mich doch so gefreut und ...
sie schaute verlegen zu Boden und trat von einem Fuß auf den anderen.

"Es ist nicht Deine Schuld Kleine. Ich wusste nicht, dass Scion Dir von diesen Plänen erzählt hatte, sonst wäre ich zu Dir gekommen und hätte es Dir erzählt."

Yulivee nickte nur, ging dann aber langsam zur Türe.

Ich geh dann mal lieber wieder

und schon fiel die Türe ins Schloss.

Creola ließ sich seufzend in den großen Sessel vor em Kamin fallen. Aus weiser Voraussicht hatte sie niemanden von ihren Hochzeitsplänen erzählt. Wie sich herausgestellt hatte, war es besser so gewesen, auch wenn ihr der Blick der Zwergin einen Stich versetzt hatte. Die Kleine hatte ein gutes Herz und war stets aufrichtig gewesen. Ein richtiges Goldstück. Sie schloss die Augen und das Feuer im Kamin knisterte beruhigend.


Yulivee konnte es ja nicht wissen. Sie und Scion, sie hatten sich nach ihrer Trennung wirklich nicht mehr viel zu sagen gehabt und dann auch noch dieser Streit. Sie sind auseinander gegangen, ohne sich noch eines Blickes zu würdigen, und das nach all der Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten. Sie war stur gewesen, das hatte sie zwischenzeitlich eingesehen und sie konnte Scion auch verstehen. Es war nicht leicht an ihrer Seite gewesen und sie hatte ihm wirklich zu oft in seine Schranken gewiesen. *sie seufzte beim Gedanken daran* Leider, leider wurde ihr dies erst nach und nach bewusst. Sie hatte die Trennung von Scion recht gut weggesteckt, wenigstens nach außen hin. Aber in ihrem Inneren sah es anders an. Ganz anders. *sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel* Es war schon etwas länger her, dass sie Scion das letzte Mal gesehen hatte. Es wurde Zeit für ein klärendes Gespräch, es konnte so nicht weiter gehen, alleine schon ihrem Sohn zu liebe nicht.


XIV.

Das war also der Grund, warum sie Scion so lange nicht mehr gesehen hatte. Er war also in die Gefangenschaft der Dunklen geraten.

Nachdem sich das Treiben in Dion dem Ende geneigt hatte und der Mond schon hoch am Himmelszelt stand, stolperte Yulivee in das Gemach der Elfe. Die kleine Zwergin schien sehr aufgeregt und noch ehe Creola fragen konnte, was denn geschehen war, plauderte sie auch schon direkt drauf los. Sie erzählte ihr, dass sie auf dem Markt Viviane getroffen habe. Später sei auch ihr Sohn, Reomar, hinzugekommen. Viviane erzählte Yulivee, dass ihre Gilde auf der suche nach Scion wäre, da ihnen zu Ohren gekommen war, das dieser wohl in Gefangenschaft geraten wäre. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt zwar nur ein paar wenige Hinweise, wo er sich befinden könnte, doch brachten sie diese Informationen wohl schon einen Schritt weiter. Reomar hingegen verhielt sich wie ein trotziges kleines Kind. Wie sollte es auch anders sein, immerhin war er ja auch noch ein Kind, auch wenn seine derzeitige Gestalt etwas anders verriet. Yulivee erzählte, dass Reomar alles dafür getan hatte, bei der Suche seines Vaters helfen zu können. Er ließ sich von seiner Amme einen Zauber auferlegen, der ihn in die Gestalt eines erwachsenen Elfen brachte. Yulivee erzählte weiter, dass sie und Viviane genug Arbeit damit hatten, ihm auszureden, ebenfalls nach seinem Vater zu suchen. Es war zu gefährlich, und es wäre schlimm gewesen, wäre ihm auch noch etwas zugestoßen. Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht der Zwergin und sie zwinkerte Creola kurz zu. Creola hob eine Augenbraue und sah die Zwergin fragend an.
„Was ist?“ Ach nichts“ *Yulivee kicherte nur* Es ist nur erstaunlich, wie sehr Sturheit vererbt werden kann *das Grinsen der Zwergin erheiterte die Situation für einen kurzen Moment und Creola konnte ihr nie böse sein, zu sehr erfreute sie sich an der fröhlichen Energie der Kleinen.

Dann wurde Yulivee jedoch wieder ernst und erzählte weiter, was ihr Viviane mitgeteilt hatte. Dass es Gerüchte darum gab, in wessen Gefangenschaft sich Scion befand. Es war das einzige Mal, dass Creola den Redefluss der Zwergin nicht unterbrach, vielmehr sog sie die Informationen in sich auf.

Yulivee hielt inne und sah Creola an.

„Ihr hattet doch einen bösen Streit wirst Du trotzdem nach ihm suchen?“

Creola sah Yulivee mit einem sanften Lächeln an.

„Weißt Du Kleine, ein Streit ist etwas, was nicht schön ist, doch sollte er nie eine Freundschaft oder sogar eine Liebe zerstören. Natürlich werde ich nach ihm suchen.“

*sie strich der Kleinen über den Kopf*

„und wenn es das Letzte ist, was ich tue“

*fügte sie leise auf Sindarin hinzu. Yulivee sah sie fragend an, sagte aber nichts weiter dazu und nickte nur.

„Ich hoffe nur, Du und die anderen, ihr werdet ihn finden

*sagte sie leise, doch in ihren Augen flunkerte der immer vorhandene Ehrgeiz* Ich werde jetzt mal gehen und Dich schlafen lassen *sie sprang von dem Bärenfell vor dem Kamin auf und tippelte zur Türe*

Kal Maerdh Fürstin

*und schon viel die Türe ins Schloss*

Schlafen? Yulivee hatte wirklich manchmal eine Eigenart an sich *die Elfe schüttelte leicht den Kopf* wie in aller Welt sollte sie jetzt schlafen können, jetzt, wo sie Informationen darüber erhalten hatte, was mit Scion passiert war. Die Geschichte mit Reomar, nun, sie konnte ihrem Sohn noch nicht einmal böse sein, sei konnte gut verstehen, wie er sich fühlen musste. Außerdem hatte er schon genug Tadel von Viviane und Yulivee erhalten, da brauchte er nicht auch noch ein strenges Wort seiner Mutter, das würde ihn nur noch mehr verunsichern.

*sie schaute lange aus dem Fenster, der Mond war durchzogen von roten Fäden. Sie suchte nach einer Antwort. Doch auf welche Frage? Auf das Warum? Auf das Wo? Oder doch vielleicht auf das Wer? Zu viel Fragen, zu wenige Antworten. Sie musste mehr herausfinden *so holte sie ihren Umhang aus dem Schrank, warf ihn sich über und zog die Kapuze tief ins Gesicht. Sie machte sich auf den Weg durch den Wald, auf der Suche nach Anhaltspunkten, vorbei an Tavernen, um eventuell einige Gesprächsfetzen aufzufangen und diese nach Hinweisen zu durchsuchen.



XV.
Ihre Reise dauerte ein paar Wochen, doch brachten sie die gesammelten Informationen nur bedingt weiter. Etwas wirklich hilfreiches hatte sie bisher nicht erfahren. Langsam betrat sie ihr Gemach und schloss die Türe hinter sich. Sie zog den Umhang aus, hängte ihn über den Kleiderständer und drehte sich um, um sich vor dem Kamin niederzulassen. Als sie sich rumdrehte blieb sie schlagartig stehen. Sie war nicht alleine. Auf der Lehne ihres Sessels saß eine Gestalt. Es war nicht viel von ihr zu erkennen, nur schemenhafte Umrisse und blutrote Augen. Diese Augen …

Die geisterhafte Gestalt zischte sie an:

„Na endlich, ich mag es nicht, wenn man mich warten lässt.„

*sein Blick war starr auf sie gerichtet, sie erwiderte den Blick starr, jedoch ohne sich von der Stelle zur rühren.*

„Was willst Du?„

„Was ich will? Das müsste Dir klar sein, oder etwa nicht Fürstin?„

*die Gestalt legte den Kopf schief und musterte die Elfe eindringlich. Creola atmete hörbar aus und überrascht über sich selbst zischte sie die geisterhafte Gestalt an:

„Ich habe andere Sorgen, denkst Du, ich habe Zeit und Lust, mich auf Deine komischen Spiele einzulassen?

*ihre Augen funkelten die Gestalt an. Die Gestalt erhob sich und schien mit den Umrissen ihrer Schwingen in die Lüfte zu steigen.*

Was glaubst Du eigentlich, wer Du bist? Denkst Du, ich wäre ein Spielzeug, ein Schrecken Deines Geistes, den Du fortschicken kannst, wenn es Dir nicht mehr passt?

*die Stimme der Gestalt wurde lauter, ähnlich wie ein Donnergrollen*

Du bewegst Dich auf äußerst dünnem Eis meine Liebe und ich rate Dir nur, auf Dich aufzupassen. Du bist mir schon einmal entkommen, aber wäge Dich nicht in Sicherheit, das Glück wird nicht ewig auf Deiner Seite sein Fürstin, irgendwann bist auch Du alleine!“

*mit einem weiteren Flügelschlag verschwand die geisterhafte Gestalt durch das Gemäuer ihres Gemaches.*

Creola ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke. Sie hatte jetzt nicht die Zeit darüber nachzudenken, was der Dämon von ihr wollte. Sie musste Scion finden, das war das Einzige, was zählte. Sie schüttelte sich kurz und erhob sich dann, das Fenster in ihrem Gemach zu öffnen. Lange noch stand sie am Fenster und beobachtete die Sterne am Firmament. Der Wind frischte auf und die kühle Luft, welche die Elfe umgab, beruhigte langsam ihr Gemüt. Sie musste endlich noch einmal ruhig schlafen, die lange Suche hatte sie erschöpft und das Auftauchen des Dämons hatte ihr nicht wirklich die Kraft verliehen, die sie brauchte.

Es dauerte eine ganze Weile, bis die Elfe dann doch in einen ruhigen und tiefen Schlaf fiel.


XVI.
Es war lange her, dass sie durch die Straßen Girans gelaufen war. Der Markt bot immer noch nicht das, was sie suchte, und so machte sie sich auf den Weg zum nahe gelegenen See, vorbei am Warenlager der Stadt, Richtung Stadttor, um den Rummel zu entgehen, der in der großen Stadt herrschte. Als sie langsam den Weg entlang ging, fiel ihr ein Schatten auf, welcher sich langsam aber zielstrebig näherte.

Ihr seid Creola, nicht wahr?

*die Stimme des Dunklen klang für einen seiner Art recht milde aber dennoch bestimmend. Sie musterte den Dunklen aus dem Augenwinkel und nickte. Noch wusste sie nicht, dass er wertvolle Informationen für sie hatte.

Was wollt ihr?

Ich habe Informationen für Euch, es sei denn, sie interessieren Euch nicht.

*er musterte die Elfe eindringlich und sein Blick verriet, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Sie ließ sich darauf ein, mit ihm einen ruhigern Ort abseits der Menschenmengen aufzusuchen, da sie die Hoffnung hegte, er könnte ihr etwas über Scion erzählen. Es dauerte eine Weile, bis der Dunkle mit seinen Informationen herausrückte, es brauchte viele Beweise um ihm von einem wichtigen Interesse an Scions Wohnbefinden und seinem Aufenthalt überzeugen. Nach einer Weile nickte er dann und erzählte der Elfe einige wertvolle Feinheiten über Scions Aufenthaltsort. Sie wusste nicht, ob sie den Worten des Dunkeln vertrauen konnte, oder ob er sie in eine Falle locken wollte, doch das, was er ihr sagte, machte Sinn, wenn man bedachte, welche Informationen sie bereits von Yulivee erhaltne hatte. Was für ein Interesse der Dunkel daran hatte, Scions Aufenthaltsort zu verratne uns einen Entführern damit zu schädigen, wusste sie nicht, es war ich in diesem Moment aber auch egal. Wichtig war nur, dass Scion lebte uns sie einen Schritt weiter war. Doch sie war sich ebenso bewusst, dass sie in der Schuld des Dunkeln stand. Wie auch immer, darüber würde sie sich zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Gedanken machen. Dankbar für die überbrachten Informationen war dennoch froh, als das Gespräch mit dem Dunklen vorbei war. Es war alles suspekt gewesen. Woher wusste der Fremde, wer sie war?

Sie versichte, nicht weiter darüber nachzudenken und macht sich zurück auf den Weg in die Stadt. Sie hoffte, dort ein Mitglied der Sucher der Wahrheit zu finden, der Gilde, welcher Scion angehört hatte, bevor er verschwand. Sie wusste, dass sie des alleine nicht schaffen würde, ihn zu finden und sie wusste auch, dass die Sucher ebenfalls lange unterwegs waren, um schon zu finden. Die Informationen , welche ihr nun überbracht worden waren, würden sicherlich auch den Suchern helfen können, ihn zu finden. Tatsächlich traf sie einige von ihnen an und erzählte ihnen die neuen Erkenntnisse über Scions vermeintlichen Aufenthaltsort und seine Entführer.

Ebenso suchte sie einen Elfen auf, welcher sich ebenfalls um die Rückkehr Scions bemühte und berichtete ihm von der Begegnung um den dadurch erlangten Informationen, jedoch immer darauf bedacht, den Dunklen nicht zu beschreiben beziehungsweise oft zu erwähnen, denn sie wusste nur zu gut, wozu dieser in der Lage sein würde. Immerhin hatte er ihr dies offen gesagt, und die Worte des Dunklen waren nun mal nicht einfach nur daher gesagt, sondern entsprangen einem wahren Kern, welchen sie nicht kennen lernen wollte.

Nach den erfolgten Gesprächen zog die Elfe die Kapuze ihres Umganges wieder tief ins Gesicht und verließ die Stadt in Richtung der nahe gelegenen Wälder. Sie war sich bewusst, dass die Suche nach Scion alleine sehr schwer und gefährlich war, doch sie konnte nicht tatenlos zusehen. Sie wollte zumindest die Umgebung seines vermeintlichen Aufenthaltsortes erkunden um eventuelle Sicherheitslücken und Gefahrenquellen aufspüren und entdecken zu können. Zu Hause wartete eh niemand auf sie. Yulivee hatte es in die Handelsstadt gezogen und Mizumi war seit Wochen auf Wanderschaft. Sie wusste nicht, wo sie sich aufhielt, aber zum momentanen Zeitpunkt war ihr dies auch ganz recht. Sie wollte nur alleine sein und über viele Dinge nachdenken und darüber, wie es weitergehen würde.

Die Zeit vermag wie im Fluge vergangen zu sein, als sie das nächste Mal ihre Bleibe in der Stadt Dion aufsuchte, war es ihr, als wäre sie wochenlang fort gewesen, was wohl auch wirklich der Fall gewesen zu sein schien. Es war leer in der Wohnung, kein vertrautes Geräusch nur Stille, unheimliche Stille. Zu unheimlich. Leisen Schrittes begab sie sich in Richtung ihres Gemaches und öffnete so leise wie möglich die Türe. Das Feuer im Kamin loderte, doch sonst war nichts unheimliches zu entdecken. Sie sah sich genau um, schließlich konnte man nie sicher sein, die letzten Überraschungen kamen ebenfalls sehr unvorhersehbar. Doch es blieb dabei, alles schien in Ordnung zu sein. Sie ging zu ihrem Wandschrank und hängte den Umhang hinein, bevor sie sich in ihrem Sessel vor dem Feuer niederließ. Ihre Gedanken kreisten darum, wie schön es jetzt wäre, wenn ihre Familie vereint wäre und sie gemeinsam das knistern des Feuers wahrnehmen könnten.

XVII.

Vor ihrer erneuten Suche war sie noch lange bei Reomar gewesen. Er wollte sie unbedingt auf ihre Reise begleiten, doch konnte sie ihn letztendlich davon überzeugen, dass er zu Hause besser aufgehoben war. Er hatte sie mit einem Blick angesehen, dem nur schwer zu widerstehen war, doch sie gab ihm das Versprechen, seinen Vater wieder zu finden. Sie wusste, dass sie Reo damit nicht wirklich beruhigen konnte, aber wenigstens konnte sie ihm noch die Hoffnung geben, die ein Kind in seinem Alter brauchte. Es viel ihr schwer, sich von ihrem Sohn zu verabschieden, immerhin wusste sie nicht, wie lange sie fort sein würde. Bevor sie das Gemach verließ, schaute sie noch einmal zu ihm zurück. „Ich werde bald wieder da sein“ mit diesen Worten verließ sie ihren Sohn auf unbestimmte Zeit und machte sich auf den Weg in die Wälder, auf die Suche nach Scion.


Es war zum verzweifeln ~ erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett fallen, ohne den Mantel vorher aufzuhängen. Ihre lange Suche blieb ~ bis auf die Hinweise des Dunklen ~ ohne Erfolg. Sie hatte auch nicht die Möglichkeit gehabt, das Lager der Oroka auch nur in geringster Weise zu betreten. In der Nähe des Ortes war es schon, als würde sie beobachtet werden, ja vielleicht sogar erwartet. Es war so aussichtslos, sie fühlte sich so hilflos. Nach einiger Zeit fasste sie den Entschluss, nach all der Zeit wieder in die Handelsstadt aufzubrechen. Vielleicht konnte sie das ein oder andere auffassen oder sich einfach nur ablenken.

Creola schlenderte über den Markt von Giran, nach der Ausschau nach interessanten Waren, als eine ihr bekannte und vertraue Stimme ihren Namen rief. Sie erschauderte, schon zu oft hatte ihr Wahrnehmungsgefühl sie getäuscht, in der Hoffnung, Scion endlich wieder zu sehen. Bisher war sie stark geblieben, da konnte diese Sinnestäuschung auch nichts daran ändern. Langsam drehte sie sich in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatte und blickte in zwei grüne Augen. Dieser Blick ließ sie erzittern. Das war sicherlich wieder nur ein Traum ~ ihre Gefühle würden sie noch um den Verstand bringen ~ doch für einen Traum wirkte Scions Erscheinung zu real. “Bist Du es wirklich?” fragte sie mit leiser zitternder Stimme. “Ja ich bin es” seine Stimme klang verändert, aber das war ihr egal. Sie war einfach nur froh, ihn lebend wieder zu sehen. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, aber sie hielt sich zurück, sie wollte einfach nur das genießen, was gerade war. Scion hatte sich verändert. Er wirkte älter und sie merkte deutlich die Spuren, welche die Gefangenschaft bei ihm hinterlassen hatte. Sie kannte nicht alle Einzelheiten und ihr Bewusstsein sagte ihr, dass dies wohl auch besser war. In ihren Augen war er immer noch derjenige, in den sie sich damals verliebt hatte, der sie mit seiner fröhlichen Art immer wieder zum Lachen gebracht hatte, der Vater ihres Sohnes und derjenige, dem noch immer ihr Herz gehörte. Nein, sie konnte die Enttäuschung über die Trennung nicht vergessen, aber sie hatte gelernt sie zu akzeptieren und die Hintergründe zu verstehen. Ihn zu verstehen und zu merken, wie falsch ihr Verhalten damals gewesen war, aber das war jetzt egal, er war lebend zurück gekehrt und sie hatte Reomar nicht zu viel versprochen, dass sein Vater gefunden würde.


XVIII.

Nach dem letzten Treffen mit Scion saß Creola noch lange vor dem Kamin und schaute in die Flammen. Es war eine lange Zeit vergangen, eine Zeit, in welcher ihr klar geworden war, was ihr wirklich fehlte. Yulivee hatte dazu nicht unwesentlich beigetragen. Als die Zwergin sie damals fragte, ob sie Scion nach ihrem Streit überhaupt noch suchen werde, wurde ihr bewusst, wie sie wohl auf ihr Umfeld wirken musste. Unnahbar, kühl und vor allem arrogant. Sicher war es ihr gekränkter Stolz, welcher dazu beigetragen hatten, dass sie sich vollständig vor anderen ~ und vor allem vor Fremden ~ verschlossen hatte. Sie hatte es also wirklich geschafft, dass sich eine Mauer um ihr Inneres gebildet hatte, welche den verletzlichen Kern schützen sollte. Sie seufzte bei dem Gedanken. Scion hatte diese Fassade brechen können, der Einzige, bei dem sie ihren Gefühlen wieder freien Lauf lassen konnte. Sie war hin- und her gerissen. Am liebsten würde sie jetzt zu ihm gehen und ihm sagen, was er ihr noch immer bedeute, aber auf der anderen Seite war da die Angst, Angst ihn einzuengen oder gar aufdringlich zu wirken. Doch konnte sie sich nicht ewig davor verschließen. Sie erhob sich langsam, um Feder und Pergament zu holen. Sie setzte sich an ihren Tisch und fing an, einige Zeilen an Scion zu richten. Sie würde den Brief Yulivee bei nächster Gelegenheit übergeben. Die junge Zwergin hatte ihr erzählt, dass Scion auf der Geburtstagsfeier ihrer Gilde Musik machen würde, so dass sie wohl irgendwann einmal Gelegenheit hatte, Scion das Pergament zu übergeben. Nachdem sie fertig war, versiegelte sie das Pergament und legte es sauber auf den Tisch. Es wurde schon langsam wieder hell ~ Zeit ~ sich endlich zur Ruhe zu legen.


Was würde sie erwarten? Hatte Scion den Brief schon lesen können? Und wie würde er reagieren? All diese Dinge gingen ihr durch den Kopf, als sie ihn dann das nächste Mal in Giran traf. In der Stadt war es wieder reichlich voll, so dass sie sich an den See zurückzogen. Es war, als wäre er nie fort gewesen, alles war so vertraut. Lange unterhielten sie sich über den Geburtstag der Handelsgilde, sie selbst konnte leider nicht teilnehmen. Aber sie brauchte sich ja nicht zu sorgen, Yulivee hatte ihr ja alles erzählt. Es war ein tolles Fest gewesen, jeden, den sie traf, schwärmte nur so von den Feierlichkeiten. Ihr Blick wanderte mehr als einmal über den See. Es war eine vertraute Atmosphäre, der Mond stand tief und ließ das Wasser des Sees in einem wunderschönen Licht glänzen Creola suchte nach Scions Hand, sie brauchte seine Nähe, ganz egal, was auch geschehen würde, sie würde nie wieder zulassen, dass sie noch einmal so lange Zeit von ihm getrennt sein würde und schon gar nicht auf solche eine Art und Weise.

Sie trug die Robe, die Scion ihr geliehen hatte. Ein wunderschönes Exemplar. Sie stricht sachte über seinen Handrücken. Zunächst schien sie den Gegenstand an seinem Finger nicht zu bemerken, doch als sie öfter über seine Hand strich, erlaubte sie sich doch einen Blick auf seine Hand und konnte ihren Blick nicht mehr von dieser lösen. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte, denn eigentlich war das Symbol, dass Scion seinen alten Verlobungsring wieder an der Hand hatte, mehr als eine Antwort auf all ihre Fragen. Sie konnte nichts darauf sagen, zu sehr hatten sie ihre Gefühle nun unter Kontrolle. Das einzige, was sie noch zustande brachte war, ihren alten Ring von ihrer Kette zu nehmen und sich ebenfalls wieder überzuziehen.

Es sollte wirklich einen Neuanfang geben, etwas, womit sie nicht mehr gerechnet hatte und etwas, was sie nur noch glücklich machte. Es war ihr Traum gewesen, der Wunsch nach allem, die Hoffnung, die sie nie aufgegeben hatte, und welche nun doch noch belohnt wurde.

Es war der erste Abend, in dem sie sich ruhigen Gewissens in ihr Bett legte. In der Hoffnung, endlich noch einmal eine Nacht schlafen zu können.

Es war wohl mitten in der Nacht, als Creola von einem eisigen Wind, welcher recht heftig durch ihr Gemach wehte, wach wurde. Sie öffnete die Augen und sah sich um, sie suchte Gründe für den eisigen Wind. Sie zog die Decke enger um den Körper und tastete nach dem Licht neben ihrem Bett.

“Willst Du uns wirklich diese schöne Atmosphäre verderben?”

Ein Blick zum Bettende reichte, sie ahnte schon beim Klang der Stimme, was sie erwarten würde. Sie blickte in die blutroten Augen des Geisteradlers.

“So sieht man sich wieder”

Seine Stimme war mehr ein Zischen.

“Weißt Du ~ er schlug kurz mit den Flügeln ~ Du machst es mir nicht einfach!”

Creola ließ den Adler nicht aus den Augen, sagte aber nichts weiter dazu.

“Ich dachte schon, ich hätte Dich soweit, aber nein ~ seine Stimme zischte nun lauter ~ Du musstest es natürlich wieder einmal verderben Fürstin. Deine Seele, Dein Geist ~ sie hatte das Gefühl, als würde der Adler einen angewiderten Gesichtsausdruck machen ~ Du bist glücklich ~ der Geisteradler flatterte gefährlich mit seinen Schwingen.

“So, hast Du etwas dagegen einzuwenden? Wenn es Dir nicht passt, dann verschwinde! Ihre Stimme klang seltsam ruhig.

“Willst Du mir drohen Fürstin? Du wirst schon sehen, eines Tages wirst Du wieder in ein tiefes schwarzes Loch fallen und dann, ja dann werde ich da sein und Dich empfangen!

Mit diesem Worten verschwand er durch das Gemäuer des Hauses.

Creola schaute dem Adler noch nach ~ an schlafen war nun nicht mehr zu denken. Das Warten auf den nächsten Morgen begann.


((Fortsetzung folgt))
[Bild: creolabanner.jpg]


Das Beste liegt manchmal ganz nah bei einem, wenn man bedacht ist sich umzusehen, dann findet man etwas, für das es sich zu leben lohnt.
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Im Wandel der Zeit - von Creola - 08.03.2007, 19:25
[Kein Betreff] - von scion - 08.03.2007, 19:31
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RE: Im Wandel der Zeit - von Creola - 30.04.2007, 22:09
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