09.12.2006, 11:14
Prolog - der Untergang der Khavatari
Viele Geschichten habe ich vernommen. Viele Unwahrheiten waren darin, aber auch vieles, dass mir selbst nie bewußt war. Diese Geschichte ist verschlossen in den Geistern der orkischen Schamanen und dunkelelfischen Magiern. Niemand spricht es aus und die meisten haben es bereits vergessen. Denn diese Geschichte soll in Vergessenheit geraten. Niemand spricht gern über den Verlust der Wurzeln der Khavatari. Niemand gehsteht sich ein, dass Velkonus' Feldzug ein weiterer Fehlschlag war. Denn im Krieg gibt es keine Sieger.
So werde ich, Valiel -Ulnar- Ithildin, nun diese Geschichte niederschreiben. Sucht nicht nach mir meine Freunde, den wie so oft werde ich dann einen neuen Namen wählen...
Es begann wohl alles, als wir uns kennenlernten. Ich war in einer gefährlichen Mission unterwegs. Mit einem Zauber und ausreichend Farbe hatte ich mich als einer von Ihnen getarnt. Zu der Zeit als ich sie traf hatte ich mich bereits an die dunkle Haut und das weiße Haar gewöhnt. Auch meine Art zu sprechen war den ihren gleich. Mae ich war ein Dunkler, genau wie sie.
Es war einer jener Abende, an denen ich wieder an meinem tun zweifelte. Ich war auf dem Balkon der Bibliothek und schaute über die in Finsterniss gehüllte Stadt. Ich mochte aussehen wie sie, aber an die Dunkelheit konnte ich mich nie wirklich gewöhnen. Sie hatte immer etwas beklemmendes an sich. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ein Verfluchter sich hier wohl fühlte. Waren wir denn wirklich so verschieden?
Ich hörte ihre Schritte auf dem steinerndem Boden. Wie so oft trug sie keine Schuhe und so glitten ihre dunklen Füße sachte über den Balkon. Sie stellte sich neben mich an das Geländer und blickte mich von der Seite an. Ich hatte längst gelernt auf eingehendere Blicke nicht mehr zu reagieren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Also starrte ich weiter in die Dunkelheit.
“lu'oh ph' dos?”, fragte sie leise. Ich musste kurz überlegen, wenn ich in Gedanken war, war die Sprache der Dunklen schlecht für mich zu verstehen. Aber dann erkannte ich, dass es eine einfache Frage war. Sie wollte sich scheinbar einfach so mit mir unterhalten.
Ich drehte nur ein Ohr in ihre Richtung, ich wollte nicht, dass sie die Unsicherheit in meinen Augen sehen konnte. Mich nun konzentrierend antwortet ich in ihrer Heimatsprache, welche so anders als die unsere Klang. Wieder fragte ich mich, warum sich ein Teil eines Volkes nur so stark verändern konnte.
“Es geht. Was führt euch hierher Magierin?”
Sie lachte leise und antwortete: “Ich stehe oft hier auf dem Balkon und sehe mir die Stadt an. Es gibt mir das Gefühl von Macht.”
Nun blickte ich die Dunkelelfe doch an, ihre schwarzen Haare waren grob zu einem Zopf gebunden, ihre ebenso nachtschwarzen Augen ruhten schon eine Weile auf meinem Gesicht. Sie trug eines der Gewänder, wie es die Valrine'Xal taten. In ihrer linken Hand hatte sie ein Buch.
Macht? Mae es gab nicht viele Magier die so weit oben der Bibliothek studieren durften. Das Wissen dieser Schriften war nur den mächtigsten und weisesten vorbehalten. Von hier oben konnte man in der Tat die gesamte Stadt überblicken. Wäre es nicht so dunkel gewesen, so hätte ich vielleicht auch die Bewohner genauer erkennen können...
Ich nickte ihr zu: “In der Tat.”, mehr viel mir nicht ein.
Sie lächelte mich an, wandte ihren Blick dann auf die Häuser des Magierviertels. Wir schwiegen uns eine Weile an. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
Es war spät in der Nacht, als ich ging um in meiner Kammer zu verschwinden. Doch diese Begegnung sollte nicht die letzte sein. Immer wieder liefen wir uns über den Weg, denn immerhin studierten wir in dem gleichen Bereich der Bibliothek. Eines abends, wieder auf dem Balkon, fragte sie nach meinem Namen.
“Ulnar”, antwortete ich knapp. Es war der Name welchen ich mir für diese Mission gegeben hatte. Auch ich hatte manchmal glorreiche Ideen, die mich ans Messer bringen würden...
Sie schmunzelte nun, war ihr die Bedeutung des Namens (und zwar: Lüge) wohl bewußt. Dann nickte sie und nannte mri irhen Namen:
“Ich heiße Ceren. Mein Vater war bereits in der Schlacht gegen die darthirii. Er war einer der ersten Priester Shilens.”
Ich nickte stumm. Das sagte mir lediglich, dass sie schon ein hohes Alter erreicht haben musste. Zudem wurde ich nun vorsichtig. Diese Frau musste mächtig sein. Wer weiß, ob sie meinen Zauber schon damals durchschaut hatte.
Wir verbrachten viele Abende auf dem Balkon. Sie erzählte von dem, was sie gerade neu erlernt hatte. Ich erzählte ihr, dass ich Forschungen über die elfische Sprache machte. Ohne Probleme konnte ich ihr natürlich auch Wörter davon beibringen, war es doch meine Heimatsprache. Sie lernte schnell und manchmal erwischten wir uns, wie wir mehrere Sätze darin wechselten. Warum sie so begierig darauf war diese “verbotene” Sprache zu lernen, hatte ich mich damals nicht gefragt.
Ich bin Gelehrter, ich studierte jedoch immer mehr diese Dunkelelfe und verlor meine Mission aus den Augen...
Eines abends jedoch wartete ich vergeblich auf sie. Nach ein paar Stunden allein auf dem Balkon durchsuchte ich die Bibliothel. Sie war nirgends. Ich ging auf die Straße. Selten verliess ich die Gemäuer der Bibliothek, dort fühlte ich mich sicher. Ich kannte jeden Raum und meine Kammer war direkt in dem Gebäude neben der Bibliothek. Die Straßen der dunkelelfischen Stadt machten mich immer nervös. Dort fühlte ich mich einfach nicht zugehörig. Meine elfischen Sinne spürten überall Gefahr und jedesmal war ich davon wie benebelt.
Doch heute suchte ich nach ihr. Ich verschwand in den Nebengassen, lief ein paarmal im Kreis durch die größeren Straßen, bis ich auf dem Hauptplatz war. Ich hörte das knurren und geifern von Stridern und drückte mich instinktiv an eine der Hauswände. Vorsichtig schaute ich dann auf den Platz.
Es waren vier der schuppigen Ungetüme. Sie standen in einer Reihe. Zwei Dunkle hielten die Ketten in der Hand, an denen die Strider festgemacht waren. Ich wusste, dass es besondere Anlässe geben musste, wenn diese Wesen hier waren. So blickte ich also neugierig weiterhin auf den Platz, meine Deckung fast verlierend.
Ein hochgewachsener Dunkelelf, welcher ganz und gar in einer schillernd weißen Rüstung steckte war zu erkennen. Die Dunkelheit der Stadt verbarg viel vor mir, aber diese auffällige Rüstung konnte ich nicht übersehen. Sie hatte fast etwas elfisches an sich, sie passte gar nicht zu ihm, wie ich fand.
Der Dunkelelf sprach mit jemandem, es dauerte ein paar Momente bis ich Ceren erkannte. Sie unterhielten sich, als würden sie sich schon sehr lange kennen. Ich verstand kaum ein Wort, aber die Gesten beim Sprechen machten es mir bewußt.
Scheinbar wollten sie fort von hier. Ich fasste mir ein Herz und schritt todesmutig über den Platz, direkt auf die beiden zu. Hinter ihnen standen die vier Strider und die zwei Wachen.
Der Dunkle stockte im Satz, als er mich sah, seine Augen verengten sich. Meine Knie wurden zittrig, war es vielleicht doch keine gute Idee gewesen einfach aufzutauchen?
Ceren wandte sich zu mir herum, sie lächelte und sagte: “Wenn man vom Teufel spricht. Velkonus, dies dort ist Ulnar.” Mit einer einladenden Geste bedeutete sie mir sich dazu zu stellen. “Ulnar, dies ist Velkonus...”
Es bedurfte keiner Erklärung mehr. Ich kannte die Geschichte über die direkten Nachfahren Shilens. Ich wusste von ihren Söhnen und Töchtern. Und ich wusste, einer davon war Velkonus. Doch hätte ich nie gedacht das diese Geschichten nun doch wahr sein sollten. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, mir versagte es die Sprache und so nickte ich ihm nur zu.
Velkonus überragte die anderen Dunklen fast um einen Kopf, seine schillernde Rüstung schien lediglich den Hohn gegenüber uns, den Elfen, auszudrücken. Sein weißes Haar war zackig geschnitten und länger, als es die meisten männlichen Vertreter der Dunkelelfen trugen. Seine schwarzen Augen schienen jegliches Licht zu verschlucken und dennoch brannte darin das Höllenfeuer selbst. Etwas zog sich in mir zusammen als mir bewußt wurde das die Betitelung “Dämon” in den Geschichten nicht metaphorisch gemeint war.
Mir wurde mit einem Mal bewußt in was für einer Situation ich mich befand. Falls er meine Maskerade bemerken würde war ich nicht sofort tot, nein ich würde Opfer eines dämonischen Wahnsinns werden. Ewige Qualen wären ein harmloser Ausdruck.
Er musste bemerkt haben, wie ich ihn anstarrte, er grinste dann, sodass seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen, sprach zu Ceren:
“Seid ihr euch sicher mit ihm, chev uss?”
Nun noch ein Schlag in meiner Herzgegend. Ich hatte das Gefühl ich würde jeden Moment zusammenbrechen. Doch trotz der Erkenntniss, dass die beiden scheinbar ein Paar waren, hielt mich die Angst vor ihm an Ort und Stelle.
Sie nickte knapp und erklärte: “Wie ich euch bereits sagte, er weiß sehr viel über die darthirii. Er wäre uns sicher von Nutzen.”
Nun blieb mir doch die Luft weg. Ich war ihr wie ein blutiger Anfänger in die Falle getappt. Unsere Gespräche und der Spaß den wir zusammen hatten war keine Zuneigung gewesen. Sie wollte lediglich an mein Wissen heran. Hätte ich es mir bei einer Dunklen nicht denken können? Ich verzweifelte, doch gab es nun keinen Weg mehr zurück.
Velkonus musterte mich prüfend, spürte er, wer ich wirklich war? Dann meinte er kalt zu Ceren: “Ich hoffe für ihn, dass er sich auf einem Strider halten kann.”
Er wandte sich herum, zog eines der Schwerter von seiner Seite und erschlug eine der beiden Wachen. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck rollte der Kopf des Soldaten an mir vorbei. Mein Magen drehte sich um. Der Körper des Toten viel einfach um und die Strider machten sich über ihn her. Ich musste den Blick abwenden. Doch die Geräusche beim Fressen des Dunklen reichten vollkommen aus, damit ich mir vorstellen konnte was geschah.
Wenig später saß ich auf einem der vier Ungetüme, es roch nach Blut und erst sehr spät viel auch der letzte Finger zwischen seinen Zähnen heraus. Zu diesem Zeitpunkt waren Velkonus, Ceren, die Wache und ich schon weit in den Tiefen des Waldes vorgedrungen. Die Strider waren gut trainiert und mir vielen die Augen zu als, sie immernoch weiterliefen...
So kam es also das ich zu der Streitmacht gehörte, die unter Velkonus Befehl unterwegs war. Es waren nicht besonders viele Dunkle, die meisten von ihnen waren Magier und Priester. Scheinbar duldete Velkonus keine anderen Schwertträger neben sich.
Oft konnte ich beobachten, wie Velkonus und Ceren zusammensaßen. Es war gegenseitige Machtausübung. Sie war in der Tat sehr mächtig auf ihre Art und Weise. Scheinbar verfolgte sie auch ihre eigenen Pläne. Immer wieder musste ich ihr mehr über die Elfen erzählen. Ich versuchte ihr nicht zuviel Information auf einmal zu geben. Irgendwann genügte es ihr nicht mehr und sie verführte mich.
Velkonus ließ sich aber ebenfalls von ihr an der Nase herumführen. Immer wieder sorgte sie mit seltsam riechenden Ölen und Schlafgift dafür, dass er ihren Worten gehorchte. Ceren war eine Dunkle, wie sie im Buche stand. Velkonus schien ihren Vorstellungen und Wünschen so stark zu entsprechen, das sie ihm ab und an ein “Geschenk” machte.
Eines Tages kam sie mit zwei toten Elfenkindern an. Ich war bei ihnen im Zelt, als Velkonus sie trank. Er reichte mir grinsend das zweite Kind und schlitzte ihm die Kehle auf. Blut spritzte durch die Gegend, mein Gesicht war nun voll davon.
Wie betäubt saß ich da. Wir hatten wie so oft ein Lager zu dritt im Zelt des “Heerführers” und hatten schon viel Blutwein getrunken. Das Blut des Kindes benetzte meine Lippen, Velkonus sah mich erwartungsvoll an. Kein Dunkler konnte diesem Angebot wiederstehen, es kramfte sich alles in mir zusammen. Würde ich nicht trinken, würde er mich töten. Mich als og'elend bezeichnen. Ceren rieb sich an Velkonus, beide waren blutbedeckt, sie schien davon berauscht zu sein.
Ich drehte den Kopf des Kindes zur Seite, wollte nicht mehr in die offenen Augen blicken. Das goldblonde Haar war bereits rötlich gefärbt, die, im Vergleich zu Dunkelelfen, blasse Haut der Elfe hatte an Farbe verloren. Ich hielt einen Moment inne. War ich noch ein Elf? Gehörte ich nicht schon ganz zu den Dunklen?
Wie oft hatten wir mit vernichtenden Zaubern Menschen in die Flucht geschlagen? Wie oft hatten wir Dörfer in Brand gesteckt? Wie oft hatte ich nun schon jemanden getötet auf dem Zug durch die Lande, auf dem Weg zu der Orkheimat? Ich hatte aufgehört zu zählen, lange schon.
Ich kniff die Augen zusammen als ich das noch warme Blut des Elfenkindes hinunterschluckte. Mit jedem Schluck spürte ich meine Sinne schneller kreisen. Ich verlor jeglichen Bezug zur Realität, als mich der Blutrausch übermannte. Ich kann mich nurnoch an Velkonus' Lachen erinnern.
So war es also geschehen. Ich hatte irgendwann vergessen, wer ich wirklich war. Ich handelte wie ein Dunkler, ich tötete so und ich liebte so. Denn Ceren kam mehr als einmal zu mir, wenn sie Velkonus wieder einmal in das Land der Träume gesandt hatte.
Wir waren an diesem Tage in das Land der Orks vorgedrungen. Velkonus schien ein Bündnis mit den Grünhäuten anzustreben, um die Elfen entgültig zu vernichten. Sein ganzer Hass richtete sich auf sie. So sehr, dass er mich damit angesteckt hatte. Wir waren mit zwei dutzend Mann unterwegs, um trotz der Plünderreien und Kämpfe nicht zu sehr aufzufallen. Zudem arbeiteten die Magier unter Cerens Leitung an einer großen Beschwörung. Es stand alles in einem Buch aus Velkonus Bibiliothek, in der wir zwischenzeitlich gestoppt waren. Etwa 1 Jahr verbrachten wir dort. Vier Jahre dauerte unser kleiner Feldzug bereits an. Doch bald sollten wir am Ziel sein.
Ich hatte erst am vorigen Abend mit Velkonus gesprochen. Es ging um Ceren. Ich machte mir Sorgen über ihr doppeltes Spiel und wollte mehr über ihn erfahren. Wieder war mir bewußt geworden, dass er mehr als ein Dunkelelf war. Er war ein Dämon, der lediglich die Gestalt eines Dunklen angenommen hatte. Was mich noch mehr bedrückte war aber die Tatsache, dass er mich nur duldete, weil Ceren es verlangte.
Wieder kam sie zu mir. Sie roch nach Blut. Wieder war eines der vorbereitenden Rituale erfolgreich beendet worden. Sie wollte mich heute Nacht wieder. Doch dieses Mal gebot ich ihr Einhalt.
Wütend schaute sie mich an: “Ihr gehört mir!”, zischte sie.
Ich winkte ab, erwiederte kühl: “Ich diene euch vielleicht. So wie die anderen Magier auch. Aber ich bin nicht euer Eigentum.”
Fassungslos starrte sie mich an. Scheinbar fragte sie sich in diesem Moment wie ich wiedersprechen konnte. War da doch mehr als Lust am Spiel mit mir?
Entschlossen schaute ich ihr entgegen. Dann rastete sie aus, schrie mich an.
“Das wirst du noch bereuen, Valiel!”
Ich schluckte. Woher kannte sie meinen elfischen Namen? Eilig blickte ich mich um, wer vielleicht mitgehört haben könnte. Doch hier, mitten im Nirgendwo, auf dem Felsvorsprung , von dem man die ersten Orkdörfer erblicken konnte, war sicherlich kein Dunkler.
“Wer ist Valiel?”, fragte ich.
Sie ging auf mich los, noch immer in Rage. Mit einer Hand erwischte sie meine Wange. Ich spürte das Blut herutnerlaufen. Ihre Fignernägel hatten mich erwischt. Doch da war noch mehr. Ein silbriges Glitzern war wie funken von ihrer Hand geflogen. Es war ein Anti-Zauber gewesen. Sie knurrte als ihre Vermutung wohl bestätigt wurde. Es war kein dunkles Blut, dass an mir herablief, so wie sonst. Der Zauber hatte mich komplett in einen der ihren verwandelt gehabt. Ich hatte meine Wurzeln vergessen. Doch jetzt, wo sie das helle Elfenblut zwischen ihren Fingern rieb und ich beobachten konnte, wie die Dunkelheit von meiner Haut wich, wusste ich das meine Maskerade aufgeflogen war.
Wie lange sie es wohl schon wusste?
“Og'elend!”, zischte sie mich an. Kurz darauf wurde ich von einem ihrer vernichtenden Zauber getroffen und fiel den Felsvorsprung hinunter. Ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte, als sie mir nachsah...
Viel Zeit dazwischen fehlt mir, meine Erinnerungen sind schwach und ich kann nur erahnen was passiert war. Es sei jedoch gesagt, dass ich von nun an auf der Flucht war, die Dunklen im Nacken und mitten im Revier der Yrch.
Und so fanden die Orks mich auch. Gehetzt wie ein Tier, vollkommen ausgezehrt geriet ich in die Falle von einem der Orks. Scheinbar war diese für einen Bären gedacht gewesen, ich fand mich in einem grob zusammengeknüpften Beutel wieder, an einem Baum hängend.
Die Grünhäute schienen noch nie einen Elfen zu Gesicht zu bekommen haben. Zumal mich die Robe der Valryne'Xal zierte. Das weiße Haar war wieder silbernd, meine goldenen Augen sicher verängstigt. Meine Haut blass, aber dennoch voller Elfenblut, welches nicht meines wahr.
Vorsichtig näherten sie sich mir, ich hatte seit Tagen nichts gegessen, hatte keine Zeit zum jagen. Nur ein paar Flüsse hatten mir noch Leben gespendet. Sie unterhielten sich in der ihren Sprache, ich verstand kein Wort. Zuerst dachte ich, sie würden wirklich so primitiv sein, wie ich es immer gehört hatte.
Doch ihre Handlungen waren durchaus intelligent. Sie trugen mich zu zweit zu ihrem Lager, hatten mich mittlerweile ganz zusammengeschnürt. Ich konnte mich nicht wehren, sie sorgten gleich zu Beginn dafür, dass ich nicht mehr sprechen konnte. Sonst hätte ich ihnen wohl einen Zauber entgegengeworfen.
Die Orks schienen etwas zu wissen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Sie ließen mich am Leben und sorgten dafür, dass ich zu einem Lager kam, welches wesentlich tiefer im Orkland war. Hier lernte ich ihre Sprache. Der Stamm, dessen Gast ich war, hatte viele Schamanen und Mönche. Mae ich lernte auch ihren Glauben kennen. Bald war ich es sogar, der die Gebete an Paagrio für die Orks niederschrieb.
Die Khavatari lebten an diesem wunderschönen Wasserfall, welcher allen umliegenden Dörfern genug leben spendete. Oft stand ich stundenlang an dem tosenden Wasser, welches scheinbar aus einer unterirdischen höhle entsprang. Die Yrch hatten ab und an Streitigkeiten wegen mir. Sicher, ich war ein Elf. Warum war ich also in der Obhut dieses Stammes? Ich wusste es selbst nicht.
Es verging wieder fast ein Jahr, ich studierte dieses Volk, so wie ich es zuvor mit den Dunkelelfen getan hatte. Und auch dieses Mal blieb ich dabei an einer Frau hängen. Sie zeigte mir die Jagd der Orks, ich lernte von ihr kämpfen ohne Magie. Lernte die Sprache der Paagriokinder. Ich hütete sogar die Kinder, wenn die Krieger unterwegs waren. Sie lehrten mich das raue Leben der Orks. Aber es war auch ein Leben voller Zuneigung. Denn die Sippe der Orks stand über allem anderen. Trotz der Reibereien untereinander, welches es auch bei den Dunklen gab, hatten sie einen wesentlich ausgeprägteren Familiensinn. Sie waren eines der großen Völker Adens, so wie die Elfen und Menschen. Sie waren keine Verräter an ihrem eigenen Volk. Und sie wussten, dass es nur noch wenige von ihnen gab. Die Elfen-Menschen Allianz hatte ganze Arbeit geleistet.
Es tat mir beinahe Leid. Ich versuchte mein Bestens zu geben ihnen zu helfen. So kam ich auch der Orkfrau, Karthialmakk, immer Näher. Die anderen Stämme wussten um das “dunkle Geheimnis” der Khavatari. Das sie einen Elf unter sich hatten. Einen, der sein Blut mit den ihren vermischt hatte. Die Orks waren aber scheinbar froh darüber, dass meine Tochter ebenfalls grüne Haut hatte und nicht wohlmöglich nach mir kam.
Die Schamanen prophezeiten dem Halbblut besondere Fähigkeiten, ob sie jemals elfische Eigenschaften annehmen würden sollte ich nie erfahren. Auch waren die Schamanen es, die ihren Namen wählten. Ich hatte da nicht viel mitzureden. Karthialmakk meinte, es wäre eine Ehre, wenn die Schamanen, die ja Paagrios Wort vertraten, einen namen wählen würden.
So wurde sie Toraina genannt, die Schneekatze. Ich fragte mich, ob dies wohl eine Anspielung auf meine Hautfarbe und meine, im Gegensatz zu Orks, katzengleiche Bewegungen sein sollte. Doch dieser Name war von Paagrio gewählt, so liess es ich mir erzählen. Die Orks betrachteten mich immernoch mit gemischten Gefühlen, aber durch den Segen ihres Gottes auf meiner Tochter schienen sie nun etwas beruhigter. Leider konnte ich sie nicht aufwachsen sehen, denn als sie gerade gelernt hatte zu laufen, wurde unser Glück zerschlagen.
Es war eine Mondlose, Sternenklare Nacht. Die drei Abgesandten der Dunklen hatten das Dorf erreicht und wollten mit dem Stammesführer sprechen. Die Khavatari hatten soviel Wissen angesammelt, dass sie teilweise der Sprache der Dunklen mächtig waren. Das war ebenfalls ein Grund warum ich geduldet wurde. Ich lehrte die Schamanen die Sprache der Elfen...
Ich erkannte erst spät, dass der Feldzug der Dunklen an seinem Ziel angekommen war. Die Gespräche waren wenig erfolgreich gewesen, also kam heute die höchste der Magerinnen, Ceren selbst, zum Dorf um den Häuptling zu überzeugen.
Ich war gerade dabei, dass Fell eines Bärens zum trocknen aufzuhängen. Ich hatte ihn selbst erschlagen. Es war mein erster Bär gewesen. Nachdem ich mit dem Schwert kämpfen und jagen geübt hatte, wurde ich auch immer öfter mit auf die Jagd genommen. Sie konnten niemanden brauchen den sie durchfüttern mussten. Ich war gezwungen selbst für die Nahrung meiner Familie zu sorgen.
Ihr Blick haftete wie ein stechender Dolch auf mir. Mitten auf dem Platz stand sie da, zwei gerüstete Dunkelelfen an ihrer Seite. Ich spürte es und wandte mich herum, glatt blieb mir die Luft im Halse stecken. Ihr vernichtender Blick wollte mich auf der Stelle töten, ich spürte ihren Hass. Karthialmakk gesellte sich zu mir, ihre für einen Mönch typischen Faustwaffen hingen an ihrer Seite, sie legte eine Hand auf meine Schulter, blickte mich fragend an.
Ceren verstand sofort und ihr Gesicht verzog sich zu einer hasserfüllten Grimasse. Wie konnte ich es erst wagen sie die ganze Zeit an der Nase herumzuführen und nun auch noch mit einer Orkfrau mein Leben weiterführen?
Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz zerspringen, als sie ihren Zauber auf mich warf. Karthialmakk schrie laut auf, als sie mit gezogenen Waffen auf die Dunklen zustürmte. Voller Zorn riss sie den ersten sofort von den Füßen.
Die anderen Orks des Dorfes blickten Verwundert von ihrem Treiben auf. Bisher waren die Dunklen im Dorf geduldet worden, klangen ihre Rachepläne an den Elfen und Menschen doch recht verlockend.
Ich hörte nur Kampfgetümmel, Eis hatte sich auf meiner Haut gebildet. Es schmerzte beim Atmen, denn die Eiszacken hatten sich in meine Lunge gebohrt. Ich kann mich nur daran erinnern, wie ich Ceren in ihrer eigenen Sprache schreien hörte:
“Tötet sie! Tötet sie alle!”
Und so begann es. Karthialmakk war mit starken Verletzungen davongekommen. Ich hatte ihr daraufhin die Anweisung gegeben, sie sollte auf Toraina aufpassen. Es war das erste mal, dass ich ihr etwas vorschrieb. Aber ich wusste auch, dass Ceren eigentlich nur mich wollte. Meinen Kopf in ihrer dunklen Hand. Mae das würde sie befriedigen.
Die Dunklen Magier sprachen in den nächsten Tagen einen mächtigen Zauber, um den gesamten Wasserfall zu vereisen. Die Dunklen brachten nicht nur die Kälte über den Stamm, sondern auch die Dämonen. Der Beschwörungszauber aus Velkonus' Buch riss die Wesen der Unterwelt in dieses Gebiet. Velkonus, selbst ein Dämon befehligte sie.
So kämpften die Dunkelelfen und die Dämonen gegen die Orks, die Dörfer um den Wasserfall waren vernichtet. Kaum ein Ork überlebte diese Schlacht. Ich konnte sie nicht retten. Ich wusste nur, dass Velkonus in dieser Zeit erfuhr, warum Ceren mich jagte. Zornig über den Verrat an sich, tötete er sie eigenhändig.
Doch Ceren war immernoch eine der mächtigsten Magierinnen und so hatte sie es irgendwie geschafft, ihren Geist in meiner Tochter zu versenken. Wahrscheinlich lag es an ihrem elfischen Erbe. Eine Orkseele zu besetzen war meines Erachtens nur durch Dämonen und Ahnen möglich.
Toraina war noch nicht besonders alt, daher konnte sie sich auch nicht wehren. Ich sandte zu diesem Zeit viele Tiere in die zerstörten Dörfer, um die Überlebenden zu retten. Mae, obwohl ich meine Wurzeln fast vergessen hätte bin ich immernoch ein Elf. Und so war es auch nicht schwer, die Tiere mit dieser Bitte auszusenden.
Die Kasha, wie die Orks sie nennen, machten sich wenig später über die Dunklen her. Der Orkstamm war vernichtet, und sie brauchten neue Ziele. Soweit mir bekannt, nahm Velkonus ein paar von ihnen wieder mit. Sein Pakt mit den Orks war geplatzt und so zog er mit den Dämonen von dannen. Jedoch blieb sein Fluch auf dem Land liegen. Der gefrorene Wasserfall zeugt noch heute von der Lebensraubenden Magie.
Ich ging, als ich erfuhr, dass Toraina noch am Leben war. Mutter Schneekatze hatte sie gefunden und zog sie nun unter ihren eigenen Kindern auf. Damit beglich sie ihre Schuld bei mir, denn ich rettete ihr das Leben vor dem Bären, den ich erschlagen hatte.
Ich hoffte darauf, dass die anderen Stämme sich um die Orkkinder kümmern würden, wenn sie sie finden... Sie mussten in einer Welt der Orks aufwachsen. Nicht bei mir.
Ich bin mir sicher, dass die Schamanen der Stämme über den Angriff der Dämonen auf den Stamm der Khavatari Bescheid wissen. Warum sonst ist diese Stammesbezeichnung nun wohl ein ehrenhafter Titel? Nur ob ihnen bewußt ist, dass die Dunklen ihre Finger im Spiel hatten scheint mir fraglich. Zu alt schon ist die Geschichte, zuwenig hatten den Angriff überlebt. Ich kenne nur zwei Kinder, welche noch leben und nun zu stattlichen Orks herangewachsen sind.
Toraina und Morkar.
Viele Geschichten habe ich vernommen. Viele Unwahrheiten waren darin, aber auch vieles, dass mir selbst nie bewußt war. Diese Geschichte ist verschlossen in den Geistern der orkischen Schamanen und dunkelelfischen Magiern. Niemand spricht es aus und die meisten haben es bereits vergessen. Denn diese Geschichte soll in Vergessenheit geraten. Niemand spricht gern über den Verlust der Wurzeln der Khavatari. Niemand gehsteht sich ein, dass Velkonus' Feldzug ein weiterer Fehlschlag war. Denn im Krieg gibt es keine Sieger.
So werde ich, Valiel -Ulnar- Ithildin, nun diese Geschichte niederschreiben. Sucht nicht nach mir meine Freunde, den wie so oft werde ich dann einen neuen Namen wählen...
Es begann wohl alles, als wir uns kennenlernten. Ich war in einer gefährlichen Mission unterwegs. Mit einem Zauber und ausreichend Farbe hatte ich mich als einer von Ihnen getarnt. Zu der Zeit als ich sie traf hatte ich mich bereits an die dunkle Haut und das weiße Haar gewöhnt. Auch meine Art zu sprechen war den ihren gleich. Mae ich war ein Dunkler, genau wie sie.
Es war einer jener Abende, an denen ich wieder an meinem tun zweifelte. Ich war auf dem Balkon der Bibliothek und schaute über die in Finsterniss gehüllte Stadt. Ich mochte aussehen wie sie, aber an die Dunkelheit konnte ich mich nie wirklich gewöhnen. Sie hatte immer etwas beklemmendes an sich. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ein Verfluchter sich hier wohl fühlte. Waren wir denn wirklich so verschieden?
Ich hörte ihre Schritte auf dem steinerndem Boden. Wie so oft trug sie keine Schuhe und so glitten ihre dunklen Füße sachte über den Balkon. Sie stellte sich neben mich an das Geländer und blickte mich von der Seite an. Ich hatte längst gelernt auf eingehendere Blicke nicht mehr zu reagieren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Also starrte ich weiter in die Dunkelheit.
“lu'oh ph' dos?”, fragte sie leise. Ich musste kurz überlegen, wenn ich in Gedanken war, war die Sprache der Dunklen schlecht für mich zu verstehen. Aber dann erkannte ich, dass es eine einfache Frage war. Sie wollte sich scheinbar einfach so mit mir unterhalten.
Ich drehte nur ein Ohr in ihre Richtung, ich wollte nicht, dass sie die Unsicherheit in meinen Augen sehen konnte. Mich nun konzentrierend antwortet ich in ihrer Heimatsprache, welche so anders als die unsere Klang. Wieder fragte ich mich, warum sich ein Teil eines Volkes nur so stark verändern konnte.
“Es geht. Was führt euch hierher Magierin?”
Sie lachte leise und antwortete: “Ich stehe oft hier auf dem Balkon und sehe mir die Stadt an. Es gibt mir das Gefühl von Macht.”
Nun blickte ich die Dunkelelfe doch an, ihre schwarzen Haare waren grob zu einem Zopf gebunden, ihre ebenso nachtschwarzen Augen ruhten schon eine Weile auf meinem Gesicht. Sie trug eines der Gewänder, wie es die Valrine'Xal taten. In ihrer linken Hand hatte sie ein Buch.
Macht? Mae es gab nicht viele Magier die so weit oben der Bibliothek studieren durften. Das Wissen dieser Schriften war nur den mächtigsten und weisesten vorbehalten. Von hier oben konnte man in der Tat die gesamte Stadt überblicken. Wäre es nicht so dunkel gewesen, so hätte ich vielleicht auch die Bewohner genauer erkennen können...
Ich nickte ihr zu: “In der Tat.”, mehr viel mir nicht ein.
Sie lächelte mich an, wandte ihren Blick dann auf die Häuser des Magierviertels. Wir schwiegen uns eine Weile an. Jeder in seinen eigenen Gedanken versunken.
Es war spät in der Nacht, als ich ging um in meiner Kammer zu verschwinden. Doch diese Begegnung sollte nicht die letzte sein. Immer wieder liefen wir uns über den Weg, denn immerhin studierten wir in dem gleichen Bereich der Bibliothek. Eines abends, wieder auf dem Balkon, fragte sie nach meinem Namen.
“Ulnar”, antwortete ich knapp. Es war der Name welchen ich mir für diese Mission gegeben hatte. Auch ich hatte manchmal glorreiche Ideen, die mich ans Messer bringen würden...
Sie schmunzelte nun, war ihr die Bedeutung des Namens (und zwar: Lüge) wohl bewußt. Dann nickte sie und nannte mri irhen Namen:
“Ich heiße Ceren. Mein Vater war bereits in der Schlacht gegen die darthirii. Er war einer der ersten Priester Shilens.”
Ich nickte stumm. Das sagte mir lediglich, dass sie schon ein hohes Alter erreicht haben musste. Zudem wurde ich nun vorsichtig. Diese Frau musste mächtig sein. Wer weiß, ob sie meinen Zauber schon damals durchschaut hatte.
Wir verbrachten viele Abende auf dem Balkon. Sie erzählte von dem, was sie gerade neu erlernt hatte. Ich erzählte ihr, dass ich Forschungen über die elfische Sprache machte. Ohne Probleme konnte ich ihr natürlich auch Wörter davon beibringen, war es doch meine Heimatsprache. Sie lernte schnell und manchmal erwischten wir uns, wie wir mehrere Sätze darin wechselten. Warum sie so begierig darauf war diese “verbotene” Sprache zu lernen, hatte ich mich damals nicht gefragt.
Ich bin Gelehrter, ich studierte jedoch immer mehr diese Dunkelelfe und verlor meine Mission aus den Augen...
Eines abends jedoch wartete ich vergeblich auf sie. Nach ein paar Stunden allein auf dem Balkon durchsuchte ich die Bibliothel. Sie war nirgends. Ich ging auf die Straße. Selten verliess ich die Gemäuer der Bibliothek, dort fühlte ich mich sicher. Ich kannte jeden Raum und meine Kammer war direkt in dem Gebäude neben der Bibliothek. Die Straßen der dunkelelfischen Stadt machten mich immer nervös. Dort fühlte ich mich einfach nicht zugehörig. Meine elfischen Sinne spürten überall Gefahr und jedesmal war ich davon wie benebelt.
Doch heute suchte ich nach ihr. Ich verschwand in den Nebengassen, lief ein paarmal im Kreis durch die größeren Straßen, bis ich auf dem Hauptplatz war. Ich hörte das knurren und geifern von Stridern und drückte mich instinktiv an eine der Hauswände. Vorsichtig schaute ich dann auf den Platz.
Es waren vier der schuppigen Ungetüme. Sie standen in einer Reihe. Zwei Dunkle hielten die Ketten in der Hand, an denen die Strider festgemacht waren. Ich wusste, dass es besondere Anlässe geben musste, wenn diese Wesen hier waren. So blickte ich also neugierig weiterhin auf den Platz, meine Deckung fast verlierend.
Ein hochgewachsener Dunkelelf, welcher ganz und gar in einer schillernd weißen Rüstung steckte war zu erkennen. Die Dunkelheit der Stadt verbarg viel vor mir, aber diese auffällige Rüstung konnte ich nicht übersehen. Sie hatte fast etwas elfisches an sich, sie passte gar nicht zu ihm, wie ich fand.
Der Dunkelelf sprach mit jemandem, es dauerte ein paar Momente bis ich Ceren erkannte. Sie unterhielten sich, als würden sie sich schon sehr lange kennen. Ich verstand kaum ein Wort, aber die Gesten beim Sprechen machten es mir bewußt.
Scheinbar wollten sie fort von hier. Ich fasste mir ein Herz und schritt todesmutig über den Platz, direkt auf die beiden zu. Hinter ihnen standen die vier Strider und die zwei Wachen.
Der Dunkle stockte im Satz, als er mich sah, seine Augen verengten sich. Meine Knie wurden zittrig, war es vielleicht doch keine gute Idee gewesen einfach aufzutauchen?
Ceren wandte sich zu mir herum, sie lächelte und sagte: “Wenn man vom Teufel spricht. Velkonus, dies dort ist Ulnar.” Mit einer einladenden Geste bedeutete sie mir sich dazu zu stellen. “Ulnar, dies ist Velkonus...”
Es bedurfte keiner Erklärung mehr. Ich kannte die Geschichte über die direkten Nachfahren Shilens. Ich wusste von ihren Söhnen und Töchtern. Und ich wusste, einer davon war Velkonus. Doch hätte ich nie gedacht das diese Geschichten nun doch wahr sein sollten. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, mir versagte es die Sprache und so nickte ich ihm nur zu.
Velkonus überragte die anderen Dunklen fast um einen Kopf, seine schillernde Rüstung schien lediglich den Hohn gegenüber uns, den Elfen, auszudrücken. Sein weißes Haar war zackig geschnitten und länger, als es die meisten männlichen Vertreter der Dunkelelfen trugen. Seine schwarzen Augen schienen jegliches Licht zu verschlucken und dennoch brannte darin das Höllenfeuer selbst. Etwas zog sich in mir zusammen als mir bewußt wurde das die Betitelung “Dämon” in den Geschichten nicht metaphorisch gemeint war.
Mir wurde mit einem Mal bewußt in was für einer Situation ich mich befand. Falls er meine Maskerade bemerken würde war ich nicht sofort tot, nein ich würde Opfer eines dämonischen Wahnsinns werden. Ewige Qualen wären ein harmloser Ausdruck.
Er musste bemerkt haben, wie ich ihn anstarrte, er grinste dann, sodass seine spitzen Zähne zum Vorschein kamen, sprach zu Ceren:
“Seid ihr euch sicher mit ihm, chev uss?”
Nun noch ein Schlag in meiner Herzgegend. Ich hatte das Gefühl ich würde jeden Moment zusammenbrechen. Doch trotz der Erkenntniss, dass die beiden scheinbar ein Paar waren, hielt mich die Angst vor ihm an Ort und Stelle.
Sie nickte knapp und erklärte: “Wie ich euch bereits sagte, er weiß sehr viel über die darthirii. Er wäre uns sicher von Nutzen.”
Nun blieb mir doch die Luft weg. Ich war ihr wie ein blutiger Anfänger in die Falle getappt. Unsere Gespräche und der Spaß den wir zusammen hatten war keine Zuneigung gewesen. Sie wollte lediglich an mein Wissen heran. Hätte ich es mir bei einer Dunklen nicht denken können? Ich verzweifelte, doch gab es nun keinen Weg mehr zurück.
Velkonus musterte mich prüfend, spürte er, wer ich wirklich war? Dann meinte er kalt zu Ceren: “Ich hoffe für ihn, dass er sich auf einem Strider halten kann.”
Er wandte sich herum, zog eines der Schwerter von seiner Seite und erschlug eine der beiden Wachen. Mit einem entsetzten Gesichtsausdruck rollte der Kopf des Soldaten an mir vorbei. Mein Magen drehte sich um. Der Körper des Toten viel einfach um und die Strider machten sich über ihn her. Ich musste den Blick abwenden. Doch die Geräusche beim Fressen des Dunklen reichten vollkommen aus, damit ich mir vorstellen konnte was geschah.
Wenig später saß ich auf einem der vier Ungetüme, es roch nach Blut und erst sehr spät viel auch der letzte Finger zwischen seinen Zähnen heraus. Zu diesem Zeitpunkt waren Velkonus, Ceren, die Wache und ich schon weit in den Tiefen des Waldes vorgedrungen. Die Strider waren gut trainiert und mir vielen die Augen zu als, sie immernoch weiterliefen...
So kam es also das ich zu der Streitmacht gehörte, die unter Velkonus Befehl unterwegs war. Es waren nicht besonders viele Dunkle, die meisten von ihnen waren Magier und Priester. Scheinbar duldete Velkonus keine anderen Schwertträger neben sich.
Oft konnte ich beobachten, wie Velkonus und Ceren zusammensaßen. Es war gegenseitige Machtausübung. Sie war in der Tat sehr mächtig auf ihre Art und Weise. Scheinbar verfolgte sie auch ihre eigenen Pläne. Immer wieder musste ich ihr mehr über die Elfen erzählen. Ich versuchte ihr nicht zuviel Information auf einmal zu geben. Irgendwann genügte es ihr nicht mehr und sie verführte mich.
Velkonus ließ sich aber ebenfalls von ihr an der Nase herumführen. Immer wieder sorgte sie mit seltsam riechenden Ölen und Schlafgift dafür, dass er ihren Worten gehorchte. Ceren war eine Dunkle, wie sie im Buche stand. Velkonus schien ihren Vorstellungen und Wünschen so stark zu entsprechen, das sie ihm ab und an ein “Geschenk” machte.
Eines Tages kam sie mit zwei toten Elfenkindern an. Ich war bei ihnen im Zelt, als Velkonus sie trank. Er reichte mir grinsend das zweite Kind und schlitzte ihm die Kehle auf. Blut spritzte durch die Gegend, mein Gesicht war nun voll davon.
Wie betäubt saß ich da. Wir hatten wie so oft ein Lager zu dritt im Zelt des “Heerführers” und hatten schon viel Blutwein getrunken. Das Blut des Kindes benetzte meine Lippen, Velkonus sah mich erwartungsvoll an. Kein Dunkler konnte diesem Angebot wiederstehen, es kramfte sich alles in mir zusammen. Würde ich nicht trinken, würde er mich töten. Mich als og'elend bezeichnen. Ceren rieb sich an Velkonus, beide waren blutbedeckt, sie schien davon berauscht zu sein.
Ich drehte den Kopf des Kindes zur Seite, wollte nicht mehr in die offenen Augen blicken. Das goldblonde Haar war bereits rötlich gefärbt, die, im Vergleich zu Dunkelelfen, blasse Haut der Elfe hatte an Farbe verloren. Ich hielt einen Moment inne. War ich noch ein Elf? Gehörte ich nicht schon ganz zu den Dunklen?
Wie oft hatten wir mit vernichtenden Zaubern Menschen in die Flucht geschlagen? Wie oft hatten wir Dörfer in Brand gesteckt? Wie oft hatte ich nun schon jemanden getötet auf dem Zug durch die Lande, auf dem Weg zu der Orkheimat? Ich hatte aufgehört zu zählen, lange schon.
Ich kniff die Augen zusammen als ich das noch warme Blut des Elfenkindes hinunterschluckte. Mit jedem Schluck spürte ich meine Sinne schneller kreisen. Ich verlor jeglichen Bezug zur Realität, als mich der Blutrausch übermannte. Ich kann mich nurnoch an Velkonus' Lachen erinnern.
So war es also geschehen. Ich hatte irgendwann vergessen, wer ich wirklich war. Ich handelte wie ein Dunkler, ich tötete so und ich liebte so. Denn Ceren kam mehr als einmal zu mir, wenn sie Velkonus wieder einmal in das Land der Träume gesandt hatte.
Wir waren an diesem Tage in das Land der Orks vorgedrungen. Velkonus schien ein Bündnis mit den Grünhäuten anzustreben, um die Elfen entgültig zu vernichten. Sein ganzer Hass richtete sich auf sie. So sehr, dass er mich damit angesteckt hatte. Wir waren mit zwei dutzend Mann unterwegs, um trotz der Plünderreien und Kämpfe nicht zu sehr aufzufallen. Zudem arbeiteten die Magier unter Cerens Leitung an einer großen Beschwörung. Es stand alles in einem Buch aus Velkonus Bibiliothek, in der wir zwischenzeitlich gestoppt waren. Etwa 1 Jahr verbrachten wir dort. Vier Jahre dauerte unser kleiner Feldzug bereits an. Doch bald sollten wir am Ziel sein.
Ich hatte erst am vorigen Abend mit Velkonus gesprochen. Es ging um Ceren. Ich machte mir Sorgen über ihr doppeltes Spiel und wollte mehr über ihn erfahren. Wieder war mir bewußt geworden, dass er mehr als ein Dunkelelf war. Er war ein Dämon, der lediglich die Gestalt eines Dunklen angenommen hatte. Was mich noch mehr bedrückte war aber die Tatsache, dass er mich nur duldete, weil Ceren es verlangte.
Wieder kam sie zu mir. Sie roch nach Blut. Wieder war eines der vorbereitenden Rituale erfolgreich beendet worden. Sie wollte mich heute Nacht wieder. Doch dieses Mal gebot ich ihr Einhalt.
Wütend schaute sie mich an: “Ihr gehört mir!”, zischte sie.
Ich winkte ab, erwiederte kühl: “Ich diene euch vielleicht. So wie die anderen Magier auch. Aber ich bin nicht euer Eigentum.”
Fassungslos starrte sie mich an. Scheinbar fragte sie sich in diesem Moment wie ich wiedersprechen konnte. War da doch mehr als Lust am Spiel mit mir?
Entschlossen schaute ich ihr entgegen. Dann rastete sie aus, schrie mich an.
“Das wirst du noch bereuen, Valiel!”
Ich schluckte. Woher kannte sie meinen elfischen Namen? Eilig blickte ich mich um, wer vielleicht mitgehört haben könnte. Doch hier, mitten im Nirgendwo, auf dem Felsvorsprung , von dem man die ersten Orkdörfer erblicken konnte, war sicherlich kein Dunkler.
“Wer ist Valiel?”, fragte ich.
Sie ging auf mich los, noch immer in Rage. Mit einer Hand erwischte sie meine Wange. Ich spürte das Blut herutnerlaufen. Ihre Fignernägel hatten mich erwischt. Doch da war noch mehr. Ein silbriges Glitzern war wie funken von ihrer Hand geflogen. Es war ein Anti-Zauber gewesen. Sie knurrte als ihre Vermutung wohl bestätigt wurde. Es war kein dunkles Blut, dass an mir herablief, so wie sonst. Der Zauber hatte mich komplett in einen der ihren verwandelt gehabt. Ich hatte meine Wurzeln vergessen. Doch jetzt, wo sie das helle Elfenblut zwischen ihren Fingern rieb und ich beobachten konnte, wie die Dunkelheit von meiner Haut wich, wusste ich das meine Maskerade aufgeflogen war.
Wie lange sie es wohl schon wusste?
“Og'elend!”, zischte sie mich an. Kurz darauf wurde ich von einem ihrer vernichtenden Zauber getroffen und fiel den Felsvorsprung hinunter. Ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte, als sie mir nachsah...
Viel Zeit dazwischen fehlt mir, meine Erinnerungen sind schwach und ich kann nur erahnen was passiert war. Es sei jedoch gesagt, dass ich von nun an auf der Flucht war, die Dunklen im Nacken und mitten im Revier der Yrch.
Und so fanden die Orks mich auch. Gehetzt wie ein Tier, vollkommen ausgezehrt geriet ich in die Falle von einem der Orks. Scheinbar war diese für einen Bären gedacht gewesen, ich fand mich in einem grob zusammengeknüpften Beutel wieder, an einem Baum hängend.
Die Grünhäute schienen noch nie einen Elfen zu Gesicht zu bekommen haben. Zumal mich die Robe der Valryne'Xal zierte. Das weiße Haar war wieder silbernd, meine goldenen Augen sicher verängstigt. Meine Haut blass, aber dennoch voller Elfenblut, welches nicht meines wahr.
Vorsichtig näherten sie sich mir, ich hatte seit Tagen nichts gegessen, hatte keine Zeit zum jagen. Nur ein paar Flüsse hatten mir noch Leben gespendet. Sie unterhielten sich in der ihren Sprache, ich verstand kein Wort. Zuerst dachte ich, sie würden wirklich so primitiv sein, wie ich es immer gehört hatte.
Doch ihre Handlungen waren durchaus intelligent. Sie trugen mich zu zweit zu ihrem Lager, hatten mich mittlerweile ganz zusammengeschnürt. Ich konnte mich nicht wehren, sie sorgten gleich zu Beginn dafür, dass ich nicht mehr sprechen konnte. Sonst hätte ich ihnen wohl einen Zauber entgegengeworfen.
Die Orks schienen etwas zu wissen, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste. Sie ließen mich am Leben und sorgten dafür, dass ich zu einem Lager kam, welches wesentlich tiefer im Orkland war. Hier lernte ich ihre Sprache. Der Stamm, dessen Gast ich war, hatte viele Schamanen und Mönche. Mae ich lernte auch ihren Glauben kennen. Bald war ich es sogar, der die Gebete an Paagrio für die Orks niederschrieb.
Die Khavatari lebten an diesem wunderschönen Wasserfall, welcher allen umliegenden Dörfern genug leben spendete. Oft stand ich stundenlang an dem tosenden Wasser, welches scheinbar aus einer unterirdischen höhle entsprang. Die Yrch hatten ab und an Streitigkeiten wegen mir. Sicher, ich war ein Elf. Warum war ich also in der Obhut dieses Stammes? Ich wusste es selbst nicht.
Es verging wieder fast ein Jahr, ich studierte dieses Volk, so wie ich es zuvor mit den Dunkelelfen getan hatte. Und auch dieses Mal blieb ich dabei an einer Frau hängen. Sie zeigte mir die Jagd der Orks, ich lernte von ihr kämpfen ohne Magie. Lernte die Sprache der Paagriokinder. Ich hütete sogar die Kinder, wenn die Krieger unterwegs waren. Sie lehrten mich das raue Leben der Orks. Aber es war auch ein Leben voller Zuneigung. Denn die Sippe der Orks stand über allem anderen. Trotz der Reibereien untereinander, welches es auch bei den Dunklen gab, hatten sie einen wesentlich ausgeprägteren Familiensinn. Sie waren eines der großen Völker Adens, so wie die Elfen und Menschen. Sie waren keine Verräter an ihrem eigenen Volk. Und sie wussten, dass es nur noch wenige von ihnen gab. Die Elfen-Menschen Allianz hatte ganze Arbeit geleistet.
Es tat mir beinahe Leid. Ich versuchte mein Bestens zu geben ihnen zu helfen. So kam ich auch der Orkfrau, Karthialmakk, immer Näher. Die anderen Stämme wussten um das “dunkle Geheimnis” der Khavatari. Das sie einen Elf unter sich hatten. Einen, der sein Blut mit den ihren vermischt hatte. Die Orks waren aber scheinbar froh darüber, dass meine Tochter ebenfalls grüne Haut hatte und nicht wohlmöglich nach mir kam.
Die Schamanen prophezeiten dem Halbblut besondere Fähigkeiten, ob sie jemals elfische Eigenschaften annehmen würden sollte ich nie erfahren. Auch waren die Schamanen es, die ihren Namen wählten. Ich hatte da nicht viel mitzureden. Karthialmakk meinte, es wäre eine Ehre, wenn die Schamanen, die ja Paagrios Wort vertraten, einen namen wählen würden.
So wurde sie Toraina genannt, die Schneekatze. Ich fragte mich, ob dies wohl eine Anspielung auf meine Hautfarbe und meine, im Gegensatz zu Orks, katzengleiche Bewegungen sein sollte. Doch dieser Name war von Paagrio gewählt, so liess es ich mir erzählen. Die Orks betrachteten mich immernoch mit gemischten Gefühlen, aber durch den Segen ihres Gottes auf meiner Tochter schienen sie nun etwas beruhigter. Leider konnte ich sie nicht aufwachsen sehen, denn als sie gerade gelernt hatte zu laufen, wurde unser Glück zerschlagen.
Es war eine Mondlose, Sternenklare Nacht. Die drei Abgesandten der Dunklen hatten das Dorf erreicht und wollten mit dem Stammesführer sprechen. Die Khavatari hatten soviel Wissen angesammelt, dass sie teilweise der Sprache der Dunklen mächtig waren. Das war ebenfalls ein Grund warum ich geduldet wurde. Ich lehrte die Schamanen die Sprache der Elfen...
Ich erkannte erst spät, dass der Feldzug der Dunklen an seinem Ziel angekommen war. Die Gespräche waren wenig erfolgreich gewesen, also kam heute die höchste der Magerinnen, Ceren selbst, zum Dorf um den Häuptling zu überzeugen.
Ich war gerade dabei, dass Fell eines Bärens zum trocknen aufzuhängen. Ich hatte ihn selbst erschlagen. Es war mein erster Bär gewesen. Nachdem ich mit dem Schwert kämpfen und jagen geübt hatte, wurde ich auch immer öfter mit auf die Jagd genommen. Sie konnten niemanden brauchen den sie durchfüttern mussten. Ich war gezwungen selbst für die Nahrung meiner Familie zu sorgen.
Ihr Blick haftete wie ein stechender Dolch auf mir. Mitten auf dem Platz stand sie da, zwei gerüstete Dunkelelfen an ihrer Seite. Ich spürte es und wandte mich herum, glatt blieb mir die Luft im Halse stecken. Ihr vernichtender Blick wollte mich auf der Stelle töten, ich spürte ihren Hass. Karthialmakk gesellte sich zu mir, ihre für einen Mönch typischen Faustwaffen hingen an ihrer Seite, sie legte eine Hand auf meine Schulter, blickte mich fragend an.
Ceren verstand sofort und ihr Gesicht verzog sich zu einer hasserfüllten Grimasse. Wie konnte ich es erst wagen sie die ganze Zeit an der Nase herumzuführen und nun auch noch mit einer Orkfrau mein Leben weiterführen?
Ich hatte das Gefühl, als würde mein Herz zerspringen, als sie ihren Zauber auf mich warf. Karthialmakk schrie laut auf, als sie mit gezogenen Waffen auf die Dunklen zustürmte. Voller Zorn riss sie den ersten sofort von den Füßen.
Die anderen Orks des Dorfes blickten Verwundert von ihrem Treiben auf. Bisher waren die Dunklen im Dorf geduldet worden, klangen ihre Rachepläne an den Elfen und Menschen doch recht verlockend.
Ich hörte nur Kampfgetümmel, Eis hatte sich auf meiner Haut gebildet. Es schmerzte beim Atmen, denn die Eiszacken hatten sich in meine Lunge gebohrt. Ich kann mich nur daran erinnern, wie ich Ceren in ihrer eigenen Sprache schreien hörte:
“Tötet sie! Tötet sie alle!”
Und so begann es. Karthialmakk war mit starken Verletzungen davongekommen. Ich hatte ihr daraufhin die Anweisung gegeben, sie sollte auf Toraina aufpassen. Es war das erste mal, dass ich ihr etwas vorschrieb. Aber ich wusste auch, dass Ceren eigentlich nur mich wollte. Meinen Kopf in ihrer dunklen Hand. Mae das würde sie befriedigen.
Die Dunklen Magier sprachen in den nächsten Tagen einen mächtigen Zauber, um den gesamten Wasserfall zu vereisen. Die Dunklen brachten nicht nur die Kälte über den Stamm, sondern auch die Dämonen. Der Beschwörungszauber aus Velkonus' Buch riss die Wesen der Unterwelt in dieses Gebiet. Velkonus, selbst ein Dämon befehligte sie.
So kämpften die Dunkelelfen und die Dämonen gegen die Orks, die Dörfer um den Wasserfall waren vernichtet. Kaum ein Ork überlebte diese Schlacht. Ich konnte sie nicht retten. Ich wusste nur, dass Velkonus in dieser Zeit erfuhr, warum Ceren mich jagte. Zornig über den Verrat an sich, tötete er sie eigenhändig.
Doch Ceren war immernoch eine der mächtigsten Magierinnen und so hatte sie es irgendwie geschafft, ihren Geist in meiner Tochter zu versenken. Wahrscheinlich lag es an ihrem elfischen Erbe. Eine Orkseele zu besetzen war meines Erachtens nur durch Dämonen und Ahnen möglich.
Toraina war noch nicht besonders alt, daher konnte sie sich auch nicht wehren. Ich sandte zu diesem Zeit viele Tiere in die zerstörten Dörfer, um die Überlebenden zu retten. Mae, obwohl ich meine Wurzeln fast vergessen hätte bin ich immernoch ein Elf. Und so war es auch nicht schwer, die Tiere mit dieser Bitte auszusenden.
Die Kasha, wie die Orks sie nennen, machten sich wenig später über die Dunklen her. Der Orkstamm war vernichtet, und sie brauchten neue Ziele. Soweit mir bekannt, nahm Velkonus ein paar von ihnen wieder mit. Sein Pakt mit den Orks war geplatzt und so zog er mit den Dämonen von dannen. Jedoch blieb sein Fluch auf dem Land liegen. Der gefrorene Wasserfall zeugt noch heute von der Lebensraubenden Magie.
Ich ging, als ich erfuhr, dass Toraina noch am Leben war. Mutter Schneekatze hatte sie gefunden und zog sie nun unter ihren eigenen Kindern auf. Damit beglich sie ihre Schuld bei mir, denn ich rettete ihr das Leben vor dem Bären, den ich erschlagen hatte.
Ich hoffte darauf, dass die anderen Stämme sich um die Orkkinder kümmern würden, wenn sie sie finden... Sie mussten in einer Welt der Orks aufwachsen. Nicht bei mir.
Ich bin mir sicher, dass die Schamanen der Stämme über den Angriff der Dämonen auf den Stamm der Khavatari Bescheid wissen. Warum sonst ist diese Stammesbezeichnung nun wohl ein ehrenhafter Titel? Nur ob ihnen bewußt ist, dass die Dunklen ihre Finger im Spiel hatten scheint mir fraglich. Zu alt schon ist die Geschichte, zuwenig hatten den Angriff überlebt. Ich kenne nur zwei Kinder, welche noch leben und nun zu stattlichen Orks herangewachsen sind.
Toraina und Morkar.