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Reomar d'loth - Zwischen den Welten
#1
Lange betrachtete der junge Halbelf sich im spiegelnden Wasser, die Hand hielt seine Haare aus dem Gesicht, damit er die Beule auf seiner Stirn besser sehen konnte. Er drehte den Kopf hin und her, aber egal wie man es betrachtete, es sah einfach schlimm aus.

Laut seufzend blickte er zum Himmel. Die Sonne schien auf die Stadt Heine und verwandelte sie in ein Meer aus glitzerndem Wasser, welches die Stadt umspielte. Sein Kopf schmerzte wieder einmal, weswegen er sich eine Pause gegönnt hatte. Seine Amme war sowieso nicht sonderlich begeistert davon, dass er nun wie ein wahnsinniger trainierte.

Seitdem die Coraxpriesterin Aduial seinen gebrochenen Schwertarm geheilt hatte, konnte er wieder ein Schwert halten und übte sehr oft damit. Er wollte seinen Traum des Ritterdaseins noch immer verwirklichen, aber jetzt hatte er einen zusätzlichen Ansporn: Angst.

Reomar hatte das Gefühl, als hätte sich seit jenem schicksalshaften Tage mit dem Orken in Rune einfach alles geändert. Der Zusammenprall mit der Steinwand und seinem Kopf hatte ihm mehr als nur eine Erinnerung geraubt und auch jetzt, wo es ihm wieder besser ging fehlten immer noch große Teile. Es war schrecklich. Reomar fühlte sich verlassen, obwohl sehr viele Personen für ihn sorgten. Aduial schaute immer mal wieder nach ihm und auch Elsyrion erkundigte sich oft nach seinem Zustand. Nicht zuletzt war es sein Vater der ihm wieder etwas Mut gegeben hatte.

Doch es war einfach nicht mehr wie früher. Reomar ließ die Beine baumeln, oft saß er hier an einem der Stege von Heine und beobachtete die Fische im Wasser. Sein Training hatte dafür gesorgt, dass er sehr große Fortschritte gemacht hat. Er war wesentlich sicherer mit Schwert und Schild geworden und auch die unterstützende Magie im Kampf verstand er immer mehr.

Aber so vieles auf dieser Welt begriff er noch nicht. Er wollte mehr. Sein Blick wanderte zu der Fähre, die an ihm vorbeirauschte. Er wollte verreisen sobald er stark genug wäre. Er wollte ein richtiger Ritter werden und Abenteuer erleben. Die Ungeduld machte ihn ganz hibbelig. Am liebsten wäre er sofort ins Wasser gesprungen und der Fähre hinterher geschwommen.

„Wir werden die Welt sehen, haltha faer*.“, begann er zu schwärmen. „Und dann werden wir umherreisen und…“ Reomar unterbrach den Satz als er sich zu dem kleinen Drachenschlüpfling umwandte. Etwas baumelte zwischen seinen Zähnen herab.

„Was hast du denn nun schon wieder gefressen?“, tadelte der junge Halbelf seine Begleiterin und griff zu dem Gegenstand um ihn herauszunehmen. Es war wohl eine Kette, die er erst mühselig zwischen den spitzen Zähnchen heraus holen musste.

Stirnrunzelnd betrachtete Reomar die Kette samt Anhänger. So etwas eigenartiges hatte er noch nie zuvor gesehen. Es hing sogar noch ein Algenblatt daran. Die Kette selbst schien aus verschiedenen Hölzern zu bestehen und ein matter Stein, der nicht ganz kreisrund war hing daran. Eine Art Symbol war darin eingekerbt worden.

Reomar wusste nicht, was es war, aber er entschloss sich damit zu seiner Amme im Eva Tempel zu gehen und sie danach zu fragen.

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* haltha faer = Schutz Geist
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