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Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..
#1
Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...

Norelle, die junge Elfe, war ganz in ihre Gedanken verloren auf dem Weg zum Iris See. Sie sehnte sich nach der ruhigen Idylle des Sees, der lange Aufenthalt in Giran hatte seine Spuren hinterlassen, der Lärm und die Hektik der Stadt, ließen sie rastlos werden.
Ihr fehlte die Natur und die Ruhe die sie ihr schenkte. Sie hatte den Platz am Ufer des Sees fast erreicht an dem eine alte Trauerweide ihre langen Äste in das seichte Wasser des Sees eintauchte.
Hier verweilte sie oft und gerne, hatte Zeit ihren Gedanken in Ruhe nach zu gehen. Sie setzte sich in das weiche Grass, das das Ufer umgab und lehnte sich an die alte Weide und blickte über den See hinaus.
Viel war in letzter Zeit geschehen und sie hatte bisher wenig Gelegenheit gehabt das Geschehene zu verarbeiten. Der Mittelpunkt dessen was sie so bewegte war ein Gespräch mit einem anderen Elfen gewesen. Dieser andere Elf war nicht einfach irgendwer weder für sie persönlich noch für die anderen Geschöpfe Imoriaths.
Er war der Wächter des Clans der schwarzen Drachen, ein Clan der sich für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung einsetzte. Doch kannte sie ihn noch bevor er dieses bedeutungsvolle Amt bekleidete. Sie hatte ihn in Giran kennen und schätzen gelernt. Schon damals war er der edle Elf voll Sinn für die Gerechtigkeit gewesen, doch schien er ihr früher freier und nicht so trübsinnig wie bei ihrem letzen Gespräch in Heine, der Stadt, über die die schwarzen Drachen wachen, gewesen zu sein.
In Heine war er gezeichnet gewesen von den Spuren des Kampfes für die gerechte Sache, wie er ihr erzählte, befand der Clan sich in Streit mit den Orks und seine Wunden zeugten, wie sie sah, von der Brutalität der Orks im Kampf gegen die schwarzen Drachen. Es machte sie traurig ihn so zu gerichtet sehen zu müssen, doch mehr betrübte sie noch eine andere Sache. Die Last die seine Verantwortung mit sich brachte schien schwer auf seinen Schultern zu lasten. Es schien ihr das Beste zu sein, ihm einfach zu zuhören, ihm zu zeigen, dass ihre Sorgen und Gedanken ihm als Person galten und nicht seinem Amt.
Je länger sie so bei ihm saß und ihm zuhörte, umso mehr wurde ihr klar wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Doch nicht Elsyrion, der Wächter der schwarzen Drachen war es dem ihre Zuneigung galt, nein vielmehr war es der Elsyrion, den sie vor, wie es ihr vorkam, unendlich langer Zeit in Giran kennen gelernt hatte.
Er erzählte ihr, dass sein Leben lang und schon von vielen Kriegen gekennzeichnet war. Viel Leid hatte er sehen und ertragen müssen. In seinen Augen konnte sie es sehen. Seine Augen offenbarten sein langes Leben und seiner Unbeirrbarkeit, wenn es darum ging für das Gute einzustehen.
Immer mehr zog er sie in seinen Bann. Doch in gleicher Weise wurde ihr bewusst, dass sie gehen musste, denn es gab etwas in ihrem Leben wovon weder er noch sonst jemand wusste.
Es war ihr Segen und Fluch zugleich. Sie hatte Angst er würde es nicht verstehen und so zog sie es vor lieber jetzt zu gehen, denn sie wusste je länger sie blieb um so weniger würde es schaffen sich von seiner Anziehungskraft zu lösen.
Aber ihre Gefühle überwältigten sie, eine einzelne Träne lief ihre weiße Wange herunter und sie wusste nun würde er sie nicht gehen lassen*, ehe sie ihm den Grund für ihre Traurigkeit nannte.
Norelle legte sich ins Grass und lauschte den Wellen, die sanft ans Seeufer schlugen. Ihre Mutter Lyndwyn hatte ihr schon früh beigebracht auf die Natur zu hören. Sie musste daran denken wie sie ihr ihre erste Unterweisung in der Magie gab.

Lyndwyn war eine ebenso so schöne wie mächtige Elfe, unter den Magierinnen im Elfendorf war sie wohl eine der begabtesten. Doch war sie nicht darauf aus, sich durch diesen Ruhm und Ehre zu erarbeiten. Mit ihrem Mann verbannt sie wenig. Er war einmal mehr fern von ihr um in einer weiteren Schlacht sich eben diese Ehre und Mut zu verdienen.
Es war Herbst und der Wald leuchtete in Gelb- und Rottönen, während die Sonne wärmend auf sie herab schien. Sie war alleine in ihrem Haus, sie lag auf einem Diwan, der aus hellem Holz filigran gearbeitet war, auf ihrem Balkon. Das Buch, welches sie gerade gelesen hatte, hatte sie auf den Boden fallen lassen.
Sie sah in die Ferne und fragte sich wie es ihm wohl erginge, als sie ein stechender Schmerz durchzog. Zu früh, dachte sie. Das Kind in ihrem Leib wollte nicht länger auf die Rückkehr des Vaters warten.
Sie nahm ihre Tochter das erste mal auf den Arm und sah ihr in die Augen. Die wunderschönen grünen Augen ihres Vaters, dachte sie. Doch dann sah sie mehr. Die Augen waren nicht die eines Neugeborenen. Nein, sie konnte in ihnen lesen und was sie sah erschrak sie.
So viel Schmerz und Leid, Krieg und Dinge, die sie nicht zu deuten vermochte. Es war selten, dass eine Seele wieder geboren wurde bei den Elfen und noch ungewöhnlicher, dass es eine so alte war. Die anderen Elfen würde es sicher beunruhigen. Was mochte es sein, dass diese Seele keinen Frieden finden ließ?
Etwas ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken, die alte und doch eine wie aus Marmor gemeißelte Schönheit Magister Juris, trat an ihr Bett, ihr Blick drückte tiefste Besorgnis und auch Traurigkeit aus, und wusste Lyndwyn, dass sie nicht länger in die Ferne schauen musste um zu warten. Eine Träne rollte langsam ihre Wang herab.

Lyndwyn ließ ihrer kleinen Tochter all ihre Liebe zu kommen. Früh lehrte sie ihre Tochter, der sie den Namen Norelle gab, was es hieß eine Elfe zu sein, wie sie die Natur zu achten und zu ehren hatte und auch die Magie zeigte sie ihr früh. Sie schickte sie zum Unterricht zu Magister Juris, damit sie ein mal eine große Magierin werden würde, um die Aufgabe, die ihr zugedacht war, erfüllen zu können.
Den Kampf mit Schwertern oder dem Bogen hielt sie nicht als geeignetes Mittel, um ihrer Tochter ihren weiter Weg zu erleichtern. Einerseits hatte Norelle scheinbar die natürliche Begabung für Magie von ihrer Mutter geerbt, anderseits schien es Lyndwyn sinnvoll, da Magie viel Wissen erforderte, aber auch brachte und Wissen würde ihre Tochter ohne Frage brauchen.
Wieder war es Herbst und wie schon so oft war Lyndwyn auf dem Balkon ihres Hauses. Sie lehnte sich an das Geländer und sah in die Ferne. Doch war dort niemand mehr auf den es zu warten galt. Schon so lange war es her, dass er gefallen war, doch spürte sie immer noch den schmerzlichen Verlust.
Er hatte sie all die Jahre krank gemacht. Sie dachte sie hatte ihn davon abbringen können und sollen in diesen sinnlosen Krieg zu ziehen oder sie hätte bei ihm sein sollen, sein Leben mit dem ihren schützen sollen. Keiner wusste um ihren Kummer, doch hatte der Tod seine eisigen Finger bereits nach ihr ausgestreckt.
Sie ging hinein und legte sich auf ihr Bett, sie wusste das Ende war nah. Norelle, die spürte, dass es ihrer Mutter nicht gut ging, verabschiedete sich von Magister Juris, bei der sie gerade eine Lektion im Umgang mit Wasserzaubern erhalten hatte und eilte aus dem Tempel zu dem kleinen Haus ihrer Mutter. Sie kniete sich neben ihre Mutter ans Bett und hielt ihre Hand. „Es geht vorbei, endlich verlasse ich diese Welt. Sei nicht traurig meine kleine Tochter, wenn ich jetzt gehe. Das Licht wartet auf mich. Dieses Leben hat mir schon lange nichts mehr zu bieten gehabt. Allein du hast es mit Sonne gefüllt, wie schon bei deiner Geburt.“ Lyndwyn lächelte.

„Es war ein wunder schöner Tag. Dieser Tag zeugte schon damals von deiner Schönheit und Anmut, die dir zu eigen sein würden.“ Sie schloss die Augen.
„Nur eines noch, geh bald zu Magister Juris und sag ihr ich habe dich geschickt. Sie soll dir das Geheimnis der Seelen erzählen. Ich wusste immer, dass sie es gewusst hatte, doch hat sie mich nie damit beunruhigen wollen. Bei ihr ist es sicher, das wusste ich immer... Dir hat gehört all meine Liebe“ Sie drückte noch ein mal Norelles Hand und dann wurde sie schlaff.
Das Licht umgab Lyndwyn und spendete ihr wohlige Wärme...



Norelle schreckte auf.
Sie richtete sich im Grass auf und blickte wieder über den See. Ihre Gedanken waren abgeschweift.
Sie hatte an den Tod ihrer Mutter denken müssen und daran, wie dann das erste Mal die Erinnerungen in ihr erwachten. Damals wusste sie nicht was das zu bedeuten hatte. Diese sprunghaften, schemenhaften Bilder zeigten ihr Leid und Schmerz anderer, Elfen denen sie nie begegnet war. Das was die Leute an Schmerz und Verlust fühlten, schienen Norelles Gefühle zu beherrschen zu haben und sie in den Abgrund zu reißen. Doch mit Hilfe ihrer Magie hatte sie es geschafft, ihre Gedanken zu leeren und die Gefühle im Dunkeln zu halten.
Juris war damals zu ihr gekommen und hatte sie das Geheimnis ihrer Seele gelehrt. Sie hatte ihr viele Tage lang beigebracht, das Erinnern zu kontrollieren und mehr zu erkennen und mehr Abstand zu dem zu Halten was sie sah. Dann schickte Juris sie fort. Den Weg, den sie gehen musste, musste sie alleine gehen.
Sie, Norelle, solle es aus eigener Kraft schaffen ihre Aufgabe zu finden und zu bestehen. Juris hatte sie damals nach Giran und Heine in die Tempel und Bibliotheken geschickt. Dort sollte sie lernen und dienen, bis sie ihre Bestimmung gefunden hätte. Man hatte ihr jeweils bei den Gelehrten ein eigenes Zimmerchen zugewiesen.
So reiste, lernte uns studierte sie viel, verbesserte ihr Können in der Kunst der Magie erheblich und diente den Gelehrten. Ja dachte Norelle, so war es lange Zeit gewesen. Viel hatte sie bis zu diesem Moment auch aus ihren Erinnerungen gelernt.
Ihr zartes Alter merkte ihr niemand mehr an. Ihr Benehmen, ihre Gesten ihr ganzes Handeln schien von einer Erhabenheit und Bestimmtheit gelenkt, die nur das Alter verlieh. Besonders ihre Augen schienen um viel zu Wissen, was längst vergangen war.
Ein sanfter Windhauch strich durch ihr Haar, sie lächelte. Doch war sie nicht allein geblieben.
Schon früh während ihres Studierens hatte sie die Elfe Aurelia kennen gelernt. Aurelia hatte in Dion unter einem Baum gesessen und das Schild, welches sie kurz zuvor mit einem dunklen Geschöpf, welches sie urplötzlich aus dem Hinterhalt angegriffen hatte, bei einem Kampf hatte abnehmen können. Aurelia schien ganz verzaubert von ihr gewesen zu sein. Es schien Aurelia gerade zu als ein Privileg mit einer, wie sie wohl fand, so erfahren und gebildeten Elfe ihre Zeit zu verbringen. Doch verging dies schnell und sie wurden zu engen Vertrauten, Schwestern gleich.
Ein Blatt fiel von der Weide auf das Wasser des Sees und schaukelte leicht in den sanften Wellen. Norelle strich versonnen, noch ganz in ihren Erinnerungen versunken, über ihr schönes purpurnes Gewand. Sie selber hätte sich eine solche Kostbarkeit nicht leisten können, es war eine Leihgabe Elsyrions, bis sie sich ein mal selber etwas so schönes würde kaufen können.
Ihre Gedanken wendeten sich wieder zu Elsyrion zu. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Sie würde noch heute nach Heine reisen, um ihre Bewerbung um die Mitgliedschaft im Clan der Schwarzen Drachen abzugeben.
Lange hatte sie mit sich gerungen, ob das das Richtige für sie sei. Doch wollte sie ihm nah sein, um ihm zu schützen so es ihr geling und was viel wichtiger war um bei ihm zu sein und ihm ein wenig Freude in seine trüben Tage zu bringen. Ihre ganze Seele schien ihm zu zustreben, als wenn er eine Art Gleichgesinnter war, seine Augen zeugten wie die ihren von dem Leid und Schrecken, was man nur alles in einem wahrhaft langen Leben hatte erfahren können.
Auch wollte sie dem Clan unterstützen.
Die Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte, hatte sie noch nicht gefunden. Doch sie glaubte zu wissen, dass der Kampf der Drachen auch der ihre sei. Ein Kampf für die Gerechtigkeit, was könnte edler sein als das, was könnte mehr Frieden geben als der Kampf für eine solch edle Sache.
Langsam stand sie auf und ging wohlbedachten Schrittes zum Elfendorf um von dort nach Heine zu gelangen.
Doch hatte sie auf dem Weg keine Ruhe sich die schöne Landschaft anzusehen, sie hoffte Elsyrion würde ihre Entscheidung gut heißen, sie hatte ihm nicht davon unterrichtet, dass sie vorhatte sich bei dem Clan über den er wachte zu bewerben. Sie hatte Angst er würde sie dort nicht haben wollen, es vielleicht als zu gefährlich erachten, doch hoffte sie er würde ihre Beweggründe verstehen.

Ein kleiner Drache

Im Elfendorf angekommen, begab sie sich in ihr Haus, das am Rande des Dorfes gelegen war.
Es war weiß, wie die anderen Häuser dort und wenn es auch nicht besonders groß war, so hatte es doch seinen ganz eigen Scharm mit schönen verschnörkelten Verzierungen.
Sie machte die Tür auf und betrat die kleine Eingangshalle. Auch im Inneren war das Haus in weiß gehalten, nur die vereinzelten in Vasen gestellten Blumensträuße stellten einen Farbtupfer dar, die dem Haus eine freundliche Atmosphäre verliehen.
Norelle seufzte, trotz allem fühlte sie sich immer sehr einsam, wenn sie nach hause kam und niemand da war um sie zu begrüßen. Sie streifte ihre Stiefel ab, sie liebte es barfuss zu gehen. „Wo Winson wohl wieder steckt“, dachte sie. Winson, ihr kleiner schwarzer Kater, der ihr in Giran zugelaufen war, war wohl wieder auf einem seiner Streifzüge, dachte sie schmunzelnd.

Sie hatte in Dion auf dem Marktplatz gesessen, an einen der Bäume gelehnt und hatte das Treiben auf dem Markt beobachtet, als ein kleiner schwarzer Kater sich an sie heran schmiegte.
Norelle erschark ein wenig, als sie jedoch das Tier sah lächelte sie. Sie streichelte den kleinen Kater und krauelte ihn hinter den Ohren, was ihm zu gefallen schien, denn er begann schnorren. Dann hobste er auf ihren Schoß und sah sie mit seinen grünen Augen an.
Er schien wohl etwas zu essen zu wollen. Sie kramte in ihrer kleinen Tasche, fand jedoch nichts. Sie sah den Kater traurig an "Ich habe leider nichts für dich mein kleiner." Er legte den Kopf schief und sah sie mit seinen intelligenten Augen an und wie es ihr schien, verstand er was sie sagte.
Er rollte sich auf ihrem Schoß zusammen und legte sich einfach schlafen. Auch als sie gehen wollte war er noch nicht wieder wach. Als hätte er gewusst, dass sie ihn nun nicht zurücklassen würde, nahm sie ihn auf den Arm und nahm ihn mit nach hause.
Dort angekommen schien er nicht im geringsten verwundert zu sein, sich nicht mehr in Giran zu befinden und erkundete neugierig das Haus der Elfe.

Sie ging leichtfüßig die Treppe hinauf und dann gerade aus auf die Glastüren zum Balkon zu. Sie öffnete sie und lächelte. Der Himmel über dem Elfenwald war in ein sanftes Abendrot getaucht. Sie liebte diese Dämmerstunden. Sie ging auf den Balkon hinaus und blickte über den Wald hinaus. „Ja dies ist der richtige Augenblick“, dachte sie bei sich und ging wieder hinein um sich eine Rolle Pergament, ein Tintenfass und eine Feder und vorsorglich eine Kerze zu holen.

Sie brachte alles zu einem kleinen weißen mit sterilisierten Blumenmustern verzierten Holztisch auf dem Balkon. Sie setzte sich auf einen aus weißen Bast geflochtenem Stuhl mit einem zartblauen Kissen darauf. Sie zündete die Kerze an und setzte sich.
Sie strich das Pergament glatt, tauchte die Feder in die Tinte und begann mit feinen geschwungenen Lettern an zu schreiben.

Sehr geehrter Clan der Schwarzen Drachen,
mit diesem Schreiben möchte ich um meine Aufnahme in Euren Clan bitten. Ich möchte mit Euch für die gerechte Sache einstehen. Ich möchte mein Leben ganz der Gerechtigkeit und Freiheit widmen und dies so scheint es mir kann ich am besten in dem ich Euch in eurem Kampf gegen Sklaverei und Rassenhass unterstütze.
Ich möchte hiermit um die Ehre einer Audienz bitten, um meine Beweggründe noch näher zu erklären.
Ich hoffe auch eine baldige Antwort

Hochachtungsvoll Norelle Abendlicht


Sie lass alles noch einmal durch und nickt zufrieden. Sie rollte das Schriftstück zusammen und versiegelte es mit ein wenig Wachs von der Kerze. Noch lange nach dem die Kerze verloschen war, saß sie da und blickte in die Nacht hinaus.
Sieh betrachtete die Sterne und dachte an Elsyrion. "Ob er wohl gerde in den selben Sternenhimmel hinaufblickt?"
Dann schweiften ihre Gedanken ab und sie dachte an die Begegbung Elsyrions mit einem Ork in Giran. Aurelia war bei dieser Begegnung auch anwesend gewesen. Norelle hatte da einen Zusammenbruch erlitten.
Sie hatte zuvor zu lange in ihren Erinnerungen geforscht und zu viel aufgewühlt. Sie hatte die Bande gelockert, die sie vor ihren Erinnerungen abschirmten, wenn sie sie zu überwältigen drohten.
Doch dann war es geschehen.
Die Sorge um Elsyrion der sich in einem Streitgespräch mit dem Ork befand, löste eine Welle von Erinnerungen aus denen sie nicht gewachsen war. Aurelia hatte sie gestützt und wollte ihr helfen als sie fiel, doch verstand sie nicht was passierte.
Wie sollte sie auch, dachte Norelle verbittert. Sie hatte es immer noch nicht über sich gebracht darüber mit der Freundin zu sprechen. Es tat ihr weh, dies der Freundin zu verschweigen, doch fand sie nie den richtigen Zeitpunkt es ihr zu erzählen.
Doch würde es diesen 'perfekten' Zeitpunkt je geben, dachte sie traurig. Sie musste mit Aurelia reden. Sie würde es ihr endlich sagen. Länger wollte sie nicht mehr mit dieser Last leben.
Doch hatte sie auch aus diesem Ereignis gelernt und ihre Erinnerungen wieder besser verschlossen. Jedoch fühlte sich sich seitdem leer. Ihr fehlte ein Teil ihrer Selbst, doch waren die Zeiten, so ahnte sie nicht so friedvoll asl könnte sie sich einen solchen Luxus leisten. Ein weiter solcher Anfall könnte ihr oder anderen im falschen Augenblick das Leben kosten, dachte sie wehmütig.

Schließlich kam Winson vom Balkongeländer her angeschlendert und schmiegte sich an ihre Beine. Sie hob den Kater auf und ging mit ihm und der Pergamentrolle hinein. Sie legte die Rolle auf ihren Schreibtisch zu den Büchern, die sie gerade studierte. Sie ging mit dem Kater im Arm zu ihrem Bett. Sie setzte das Tier auf dem Bett ab und schlüpfte in ihr Schlafgewand.
Sie legte sich unter die Decke und nahm Winson wieder in den Arm. In ihre Gedanken versunken schlief sie ein.
Am nächsten Morgen brach sie früh nach Heine auf.
Dort angekommen begab sie sich in die Bibliothek der Schwarzen Drachen, in der sie schon manche Stunde zugebracht hatte und gab der Elfe, die über die Bücher wachte ihre Rolle.
„Gib sie bitte dem Rat der Schwarzen Drachen.“ , sagte sie und ging.


Viel Zeit war vergangen, sehr viel Zeit…

Eine Elfe lehnt an einem Balkon und sieht in die Abenddämmerung hinaus. Ihr langes schwarzes Harr fällt weich auf die kostbare weiße Robe, die sie trägt. Traurig sieht sie der Sonne dabei zu wie sie im Meer versinkt.
„Lehrmeisterin Norelle, es wurde ein Brief für euch abgegeben“ eine Elfe tritt herein und legt einen Brief auf einen Schreibtisch. Die Elfe am Balkon dreht sich herum und geht wieder hinein.
Norelle betrachtet den Brief und sagt dann beiläufig: “Ich danke dir, ich werde mich sofort darum kümmern.“ Die Überbringerin des Briefes entfernt sich still. Norelle lässt sich seufzend in ihren Sessel fallen.
Sie sehnte sich zurück ins Elfendorf, zurück zur der Geborgenheit die dieser Ort ausstrahlte. Aber sie kann nicht gehen, ihr Pflichtgefühl hält sie in Heine fest.
Sie griff nach der Weinflasche auf dem Tisch und schenkte sich ein Glas ein, nahm einen Schluck und sah auf den Balkon hinaus, die Sonne war mittlerweile in den Fluten verschwunden.
Sie mochte die Abenddämmerung, das warme Licht bevor der Tag sich verabschiedete, doch sie fürchtete Nacht, die Dunkelheit und die Erinnerungen, die sie immer wieder einholten. Sie hatte Angst die Augen zu schließen, Angst was sie in ihren Träumen erwarten würde. Sie hatte Angst wach zu bleiben, Angst davor welche Streiche ihr ihr Verstand noch spielen würde.
Sie nahm einen tiefen Schluck und sah in die Dämmerung hinaus, bald würde es ganz dunkel sein.
Sie dachte an Elsyrion. Er hatte eine Leere in ihr zurückgelassen, die sie nicht zu füllen vermochte. Weder tot noch lebendig liegt er in seinem Zimmer, alleine in seinem Schloss.
Sie hatten Abschied genommen und sie wussten beide, es würde ein Abschied für immer sein. Seine Worte er würde für sie weiter kämpfen, waren nichts als eine süße Lüge. Sie hatten beiden gewusst, dass es keinen Morgen mehr für sie geben würde.
Und trotz alledem kann sie ihn immer noch nicht gehen lassen.
Sie fühlt sich haltlos, dessen beraubt was ihr am wichtigsten ist.
Doch gab es keine Tränen mehr um zu trauern, keine Tränen, die ihrer Trauer noch hätten Ausdruck verleihen könnten. Den Verlust den sie erlitten hatte, war endlos.
Timru tot und ohne Grab, Aurelia fern von ihr beim Elfenrat.
Sie schenkt sich nach.
Die letzten Lichtstrahlen lassen ihre blaugrünen Augen aufblitzen.
Es ist nun völlig dunkel draußen bis auf den Mond, der ein wenig kaltes Licht ins Zimmer fallen lässt. Sie nimmt einen weitern Schluck, doch der Wein hat längst keinen Geschmack mehr für sie.

Die Nacht

Es knarrt an der Tür. Sie erschrickt und blickt sich um, doch es war wohl nur der Wind. „Du Närrin, denkst du wirklich er kommt noch einmal…?“, sie schließt die Augen.
Sie wollte nicht an ihn denken. Sie wollte überhaupt nicht mehr denken. Sie war wütend und enttäuscht.
Aber es war zu spät.
Von allen Erinnerungen die auf sie einprasseln, muss sie doch immer wieder an ihn denken.
Wie er sie verlegen anlächelt, wie er sie in den Arm nahm, wie er einfach immer da gewesen war…
…aber Elsyrion kam ihr wieder in den Sinn.
Sie spähte in die Nacht hinaus, hinüber zu dem Turm in dem er lag.
Sie hatte ihn aufgegeben…
…hatte nun ein für allemal Abschied genommen…
…..Tief in der Nacht war sie zu ihm in den Turm gekommen, hatte sie an den Wachen vorbei geschlichen.
Sie war an sein Bett heran getreten und hatte ihm gesagt, dass sie nun gehen würde, für immer. Aber hatte sich nicht geregt. “Meine Liebe…mein Herz…ich gehe nun…hier soll es nun enden…“, sie hatte sich zu ihm heruntergebeugt, wobei ihre dunklen Haare auf sein aschfahles Gesicht gefallen sind.
Sie streichte die Haare weg und legte ihren Kopf auf sein kaum noch schlagendes Herz. So verharrte sie lange bis die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne sie zum gehen gemahnten. Einen letzten Kuss hauchte sie auf seine Stirn und schlich sie leise wieder davon.
„Mein Herz…“, mit diesen Worten verschwand sie…

Der Betrug

„Dewan“, murmelt sie und nimmt erneut einen Schluck Wein. Sein Betrug schmerzt sie mehr als sie es sich einzugestehen vermochte.
Sie war so wütend gewesen, als er ihr von der Dunklen erzählte, so unendlich wütend. „Wie hatte er es nur wagen können? Wie nur?“
Sie hat ihre Erinnerungen nicht mehr im Griff. Sie kamen und gingen, Erinnerungen an ferne Orte und Leute, die schon lange tot waren. Hass und Liebe, Wut und Enttäuschung tobten in ihr. Es fällt ihr schwer auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
„Mit einem Menschen glücklich werden, was für eine Närrin bin ich doch! Sie können nicht treu sein…nein sie sind viel zu grob, als das sie etwas von unserer Ewigkeit mit uns teilen sollten.“
Sie steht auf, nimmt ihr Glas mit und bleibt unvermittelt stehen. Sie wirft das Glas gegen ein Regal und schreit: „Verschwinde aus meinem Leben, hörst du? Verschwinde aus meinem Kopf!“ Sie sinkt auf die Knie.
Er war ihr das liebste auf der Welt geworden, hatte sie aus ihrer Traurigkeit geholt. Er hatte es vermocht an die Anstelle der Leere zu treten, die ihr innegewohnt hatte und die sie nicht mehr zu füllen geglaubt hatte.
Aber nun…
Da fällt ihr der Weinbrand ein, der noch im Regal steht. Sie steht auf, holt die Flasche, lässt sich wieder in den Sessel fallen.
Sie schenkt sich großzügig ein und sieht weiter in die Nacht hinaus.
„Eine Dunkle, das ist ja mal was…was soll man da noch zu sagen?...Er kann mich doch nicht einfach durch eine Dunkle ersetzen?...Das kann er nicht“, flüstert sie und nimmt einen neuen Schluck.
Schließlich schläft sie doch ein, zusammengesunken in ihrem Sessel. Im Zimmer ist es kalt, sie hat die Balkontür nicht geschlossen.
Am Morgen wacht sie auf, zitternd vor Kälte. Sie steht auf und tritt auf den Balkon hinaus, die Sonne steht schon hoch am Himmel.
Sie sieht über das Meer hinaus. Die Sonne glitzert auf den Wellen, wie kleine Diamanten.

Der Morgen

Sie tritt auf den Balkon hinaus. Der Himmel in ein sanftes Morgenrot gehüllt.
Ein lauer Wind weht über das Meer zu ihr herüber und spielt mit ihrem dunklen Haar und dem dünnen Seidennachthemd das sie trägt.
Ein Lächeln umspielt ihre Züge.
Jemand tritt von hinten an sie heran und schließt sie zärtlich in seine Arme.
„Dewan“, geht es ihr durch den Kopf, sie dreht sie um und küsst ihn ebenso zärtlich.
„Es gut, dass nun alles vorbei ist…“, sagt sie lächelnd.
Er lächelt ebenfalls und drückt sie sanft an sich: “Ja…nun wird uns nichts mehr trennen“
Er lässt sie los und nimmt ihre Hand und bei de gehen wieder hinein
Draußen kommt ein heftiger Wind auf, der dunkle Wolken vor sich hertreibt.
Der Himmel verfinstert sich und Regen prasselt nieder.
Norelle sitzt vor ihrer Frisierkommode, die aus hellem Holz gefertigt ist und mit Blumenschnitzereien verziert ist. Sie summt und betrachtet sich im Spiegel während sie ihr langes dunkles Haar pflechtet und es am Hinterkopf mit einer silbernen Spange, die eine blaue Blume zeigt, zusammensteckt.
Als sie fertig ist betrachtet sie zufrieden ihr Werk und blickt dann lächelnd auf einen kleinen silbernen Ring an ihrer linken Hand.
Dann blickt sie missbilligend auf ihre Handgelenke, die noch rote Striemen geziert werden, ein Andenken an ihre Gefangenschaft bei den Orks von Kaikas Wehr.
Doch daran wollte sie nun nicht mehr denken.
Sie steht auf und betrachtet sich in einem großen Spiegel. Sie streicht über den weichen Stoff der langen tief blauen Robe, die sie trägt und lächelt.
Plötzlich fällt ihr ein, dass sie noch nach Giran muss, um den Stoff abzuholen, den sie für das Hochzeitskleid bestellt hatte. Sie betrachtet sich noch mal im Spiel und geht dann in ihr Ankleidezimmer, um sich etwas weniger auffälliges anzuziehen.
„Ja die Robe wird ihm gefallen“, sagt sie leise, als sie wieder in den Schrank hängt. Sie streift noch die passenden Handschuhe über und macht sich auf den Weg.

Totgeglaubte leben länger

In Giran angekommen geht sie Treppen zum Markt hinab und schaut sich nach dem Händler um bei dem sie ihren Stoff bestellt hatte.
Ihr Blick schweift noch über den Markt während sie die Treppen hinab steigt, bis er plötzlich an einer Gestallt hängen bleibt.
Unbewusst hatte sie zu dem Platz zwischen den beiden großen Bäumen geblickt.
Aber dieses Mal war er nicht leer gewesen wie gewöhnlich.
Sie erstarrte, unfähig ihren Blick abzuwenden.
„Nein…dass kann nicht sein…“
Sie mustert den Elfen, der dort ein wenig zusammengesunken liegt.
Sie geht ein wenig näher heran, als sie eine Dunkle entdeckt. Sie scheint einen Streit angefangen zu haben.
Wie sie nun erkennen kann, ist der Elf in keiner besonders guten körperlichen Verfassung.
„Elsyrion“, flüstert sie leise.
Ihre Hand legt sich auf den Knauf ihres Schwertes, das sie aus Gewohnheit angelegt hatte.
Sie bewegt sich langsam auf die Dunkle zu.
Und dann…
…sie erinnert sich nicht mehr genau, alles ging so schnell….
Doch der Gedanke ihn zu verlieren, wo sie ihn gerade wieder gefunden hatte, beherrscht ihr ganzes Handeln. Sie wollte ich nicht wieder aufgeben, er musste leben…
Verzweiflung.
„Eine Priesterin…eine Priesterin Evas“, haucht er.

Er sieht sie an und sein Blick, sagt ihr, dass es nun nichts mehr zu sagen gab. Die Elfe sah weg, nicht im Stande seinen Blick noch länger zu ertragen.
Es ging ihm gut, die Priesterin hatte ihn gerettet und Norelle geholfen ihn ins ElfenDorf zu bringen, doch wusste sie was sie ihm angetan hatte, wog schwerer als sein körperlicher Schmerz, sie sah es in seinem Blick.
„Ich werde für dich weiter kämpfen….“, diese Worte schmerzten sie nun ungemein, die Erinnerungen…ein Schmerz den sie nicht mehr ausdrücken vermochte, mit keinen Tränen der Welt.
Sie sieht ihn an und ihr ist als müsste ihr das Herz brechen….
„Ich muss dir noch etwas wiedergeben…“, mit diesen Worten wendet sie sich ab und geht rasch die Treppen des Tempels hinunter.
Doch dann versagen ihr ihre Beinen den Dienst, sie bricht zusammen, sich am Geländer der Treppe festhaltend, unfähig ihres Körpers wieder Heer zu werden, unfähig die Gefühle und Gedanken wie auch Erinnerungen, die auf sie einprasselten zu ordnen, geschweige denn ihnen Herr zu werden.
Und dann…
stand sie auf, es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, obwohl nicht viel mehr als eine Minuten vergangen sein konnte. Eine Leere erfüllte sie, die sie ebenso schmerzte wie die Gefühle zuvor, doch nun konnte sie gehen und sie ging…
Ging mit dem Wissen, dass sie jeder Schritt, den sie nun wieder auf ihn zu gehen würde sie doch jedes Mal weiter von einander entfernen sollte. Ein Abgrund tat sich vor ihr auf und sie denkt es wäre nur eine Frage der zeit bis sie selbst in diesem Abgrund läge…
Die Elfe reichte ihm einen in ein weißes Seidentuch eingewickelten Gegenstand. Das Seidentuch war auffallend bestickt mit einem schwarzen Drachen und ein Name stand in elfischen Buchstaben darunter.
Er wickelt den Gegenstand aus und erkannte seine einstige Krone.
„Ich habe sie für dich verwahrt. Niemand sonst ist würdig sie zu tragen…nun ist sie wieder dein“, mit diesen Worten verließ sie ihn ging die Treppen hinab und ganz ohne ihr zu tun machte sie sich auf den Weg zu ihrem See.
Sie hörte ihn noch, wie er schrie und klagte, doch wollte ihr Verstand dieses nicht fassen, als würde er ihr die Ohren zu halten, wohl wissend, dass sie es nicht mehr ertragen könnte.

Der See

Sie lehnt sich gegen eine alte Weide und sah auf den See hinaus, sah wie die Sonne ein sanftes Glitzern auf den See zauberte.
Wie lange er wohl schon friedlich hier gewesen war? Wie lange er es wohl noch sein würde, so vollkommen unberührt von der Zeit und dem Schmerz der Welt in seiner friedvollen Idylle.
Welche Geschichten er wohl zu erzählen wüsste?
Sie lauscht auf das Geräusch der Wellen wie sie sanft ans Ufer schlugen. Langsam wiegte sie dieses in einen traumlosen Schlaf.
Die Elfe erwacht als sie Schritte hören kann, diese Schritte waren ihr nur zu gut bekannt. Sie setzt sich auf und sieht dann in seine liebevollen und besorgt blickenden Augen.
Sie seufzt, muss sie ihm erzählen was geschehen ist, wohl wissend, dass es dann nie wieder so sein würde wie es war.
Sie sah ihn traurig an: “Dewan…“begann sie ihm zu erzählen, was vorgefallen war.
„Ich…Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich aus deinem Versprechen entbinde, du bist frei“, mit den Worten gibt er ihr einen letzten zärtlichen Kuss und verlässt sie.

Sie fühlt sie unendlich leer und zerrissen. Sie hat keine Worte, um auszudrücken, was sie fühlt.
Sie geht nach Heine zurück, verlässt die bezaubernde Idylle des Elfendorfes, denn diese konnte ihr keinen Trost spenden. Sie verlangte keinen Trost, nicht mehr, war sie selber, doch Quell der dieser Umstände. Das Wissen darum, die beiden ihr liebsten Wesen auf dieser Welt so verletzt zu haben, schien ihr den Verstand zu rauben.
Sie selbst hatte keinen Trost verdient…

Das Abendlicht
Sie liegt in einem Sessel auf dem Balkon ihrer Gemächer in Heine und sieht auf das Meer hinaus. Es ist bereits dunkel draußen und die Nacht legt bereits ihren kalten Schleier auf die Stadt.
Die Elfe spürte ihn nicht in ihrer dünnen Robe, sie lauschte nur auf das Geräusch der Brandung. Sie lauscht wie die Wellen in einem monotonen Widerklang gegen den Strand schlagen.
Seit Tagen hatte sie weder etwas gegessen noch getrunken. Sie hatte nur still dort gelegen und dem Klang der Wellen gelauscht.
Für ihr sonst so geliebtes Abendrot hatte sie keinen Blick mehr, es hatte wie ihr schien an Glanz verloren, ebenso wie ihr sonst so neugierigen und doch stets wissend blickenden Augen.

Eine Bedienstete klopfte Scheu an ihre Tür.
„Komm herein“ reif sie ihr zu.
Norelle kam auf die nun eingetretene Frau zu.
Die Elfe trägt eine tief rote Robe, die zwar schlicht aber dennoch kostbar wirkt. Ihre Haare hatte sie aufwändig zu einem langen Zopf geflochten.
Sie lächelt „Nun was bringt dich zu mir?“
Die Frau blickte sie scheu, noch verwirrt von dem abweisenden Verhalten der Elfe Tage zuvor. Sie blickte in die blaugrünen Augen der Elfe und sie sah, dass der Glanz, der sonst stets in ihnen gelegen hatte, verschwunden war und das Lächeln so Lügen strafte.
„Ich bringe eine Nachricht für Euch…Ihr sollt euch mit einer Bewerberin in Heine in der Taverne in Giran treffen. Ihr Name ist Thalelah. Ihr werdet sie an ihrem roten Haaren erkennen.“
„Ich danke dir“, mit diesen Worten geht sie ihren Mantel suchend in ihr Zimmer zurück, gewillt sich nun wieder ihrer Arbeit zu widmen. Es sollte nicht noch mehr unter ihr leiden müssen, also fing sie an sich wieder in die Arbeit zu stürzen.

Der Brief

Wie immer hatte sie die Nacht draußen auf ihrem Sessel auf dem Balkon verbracht, lauschend auf den Klang des Meeres. Nun wecken sie sanft die ersten Strahlen des Morgens.
Sie steht auf und geht langsam in das Zimmer, auf ihrem Schreibtisch entdeckt sie ein Pergament und ein gebundenes Buch, ihre stille Bedienstete wird es wohl noch nachts hier her gebracht haben. Sie lächelt.
Sie beginnt das Pergament zu lesen. Es ist eine Bewerbung.
Sie lässt sich in den Sessel, der neben dem Schreibtisch steht, gleiten und liest weiter.
Am Ende des Briefes angekommen, kann sie ihre Verzweiflung nicht zurück halten.
Eine einzige Träne läuft ihre Wange hinab und tropft auf das Pergament, auf dem die Tinte nun verläuft.
„Verschwunden?“, geht es ihr durch den Kopf. „Wie konnte das passiert sein? Warum nur? War nicht schon genug Unheil passiert“
Da fällt ihr das Buch wieder ein. Sie nimmt es zur hand und beginnt hastig zu lesen, begierig eine Antwort zu finden.
Das Buch war wie sich herausstellte das Tagebuch der Enkelin Elsyrions, Elianna. Sie war es auch die sich nun um die Gilde bewerben wollte.
„Ein Dunkler?“, Norelle weiß, dass dies nichts Gutes zu bedeuten hat. Er war in das Haus Elsyrions in Heine gekommen, in dem nun auch Elianna lebte, wie sie erfuhr. Dann war er verschwunden mit dem Rat an seine Enkelin sich an seine Gilde zu wenden, war auch Elsyrion verschwunden.
Sie setzte sich auf und holte schnell einen Bogen Papier heraus und begann etwas zu schreiben.
Gedanken kamen ihr in den Sinn: “Nun konnte ich wieder nicht an deiner Seite stehen, viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt…ich habe dich wieder verloren mein Herz…“
Der Schmerz und die Verzweiflung schienen ihr endlos und doch zwang sie sich einen klaren Verstand zu bewahren. Sie musste ihn finden, ihm helfen. Was sie dabei fühlte war ihr unwichtig.

Geehrte Elianna,
dieses Schreiben soll nun für dich sein. Ich habe deine Bewerbung erhalten und ich denke in Anbetracht dessen, dass du die letzte bist die etwas über den Verbleib unseres Wächters weiß, sollten wir uns schnellst möglich treffen.
Komm zur zehnten Stunden der Nacht zu den Docks in Heine. Ich werde dort auf dich warten.

Norelle Abendlicht

Der Brief war nicht in der sonst so schönen Schrift der Elfe verfasst. Die Buchstaben waren teilweise kaum entzifferbar. Man konnte dem Brief leicht die heftigen Gefühle ansehen, die seine Verfasserin beim Schreiben gehabt haben muss.
Sie rief nach ihrer Bediensteten.
„Lass diesen Brief unverzüglich zum Haus Elsyrions bringen, er ist von höchster Wichtigkeit“, damit übergab die Elfe ihr den Brief, hoffend er würde schnell an sein Ziel gelangen.
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#2
Sehr schön geschrieben, richtig gefühlvoll Wink

Hoffe du schreibst dann auch fleißig weiter, wenn es soweit ist Smile
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#3
Eine sehr schöne Geschichte Smile

Freue mich schon auf mehr Big Grin

Schön fleißig weiter machen Wink
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#4
Dunkelheit

Sie steht am Strand.
Die Wellen umspielen sanft ihre nackten Füße.
Sie sieht in den Sonnenuntergang hinaus.
Die weiße Robe, die sie trägt, ist am Saum nass und verleiht ihr ein Gewicht, das die Elfe sanft nach unten zieht.
Der aufkommende Wind zerrt an ihren offenen langen dunklen Haaren.
Sie hält eine goldene Nachbildung eines Drachen in den Händen, der Drache hat scharfe Kanten als wäre einmal aus etwas heruas gebrochen worden.
Ihre Finger fahren über die scharfen Kanten des Drachen.
Die Sonne ist in den Wellen verschwunden und ein Abendrot erleuchtet nun den Himmel.
Sie geht langsam immer tiefer in das kalte Wasser des Meeres.
Die Wellen schlagen ihr nun bis an die Hüfte.
Der Sog nach unten wird stärker.
Sie bleibt stehen.
Den kleinen Drachen nun fest mit einer Hand umklammert, fragt sie sich was geschehen würde wenn sie nachgeben würde.
Dieser Tag, der sich nun seinem Ende neigte, war reich an Erlebnissen gewesen.
Etwas in ihr will all das vergessen können.
Etwas in ihr glaubt, dass es besser gewesen wäre wenn sie nicht den Stimmen Dewans und Nimuees gefolgt wäre.
Heute war der Tag gewesen, den sie mit sorgsamer Planung all die schlaflosen Nächte vorbereitet hatte.
Sie hatte die Gilde zusammen gerufen, nach dem von der Allianz keine Hilfe mehr zu erwarten schien. Sie hatten nicht auf ihren Brief geantwortet.
Ernst und entschlossen hatte sie in die Gesichter der Versammelten geblickt.
Sie hatte in Dewans Augen gesehen, hatte gesehen wie er sie heimlich beobachtet hatte. Sie hatte diesen Augenblick gefürchtet, doch blieb sie kühl, nur das Ziel vor Augen.
Sie hatte erklärt, dass sie, die Gilde der Schwarzen Drachen, nun losziehen würden um Elsyrion, ihren Wächter, dessen sie beraubt worden waren zurück zuholen.
„Welche Schrecken uns auch erwarten mögen, wir werden nicht weichen, nicht nachgeben…nicht gehen ehe er nicht wieder in unserer Mitte weilt“, mit diesen Worten waren sie aufgebrochen. Geführt von den Dunkelelfen Elondor und Abaris, der nach länger Abwesenheit nun wieder zu ihnen gestoßen war.
Die Gruppe legte den Weg schweigend zurück, selbst die sonst so beredete Zwergin Nimuee nieb still.
In dunkle Mäntel gehüllt waren sie in die Stadt der Dunkelelfen gekommen, unbemerkt von ihren Führern in das Innere der Stadt gebracht.
Dort hatte Elianna, Enkelin Elsyrions, seine Fee aus einem ledernem Beutel hervorgeholt. Die Fee hatte sofort gespürt, dass er im Tempel außerhalb der Stadt war.
So unbemerkt wie sie hineingelangt waren, so unbemerkt führten sie Elondor und Abaris sie wieder hinaus zum Tempel.
Sie standen am Eingang des Tempels und spähten in die tiefe Finsternis seines Inneren.
Es war nicht klar wie stark der Widerstand im Tempel sein würde und so zogen die versammelten ihre Waffen und drangen in das Innere vor.
Eine Gruppe Priesterinnen hatte sich zu einem Kreis zusammengefunden. Sie murmelten Gebete im fahlen Licht, dass den Tempel erfüllte.
Eine Priesterin trat hervor. Das Metall eines Dolches blitze auf.
Ihre Hand sauste herab und sollte Elsyrion treffen, der in der Mitte der Priesterinnen am Boden kauerte, doch er verfehlte sein Ziel.
Die Drachen stürzten vor. Die Priesterinnen waren völlig überrascht und ahnungslos und so keine schwere Hürde.
Bis auf die eine.
Der Dolch ruhte immer noch in ihrer Hand, man hatte sie nicht überwältigen können.
Wieder sauste der Dolch hinab um seien finstere Aufgabe zu erfüllen.
Er fand ein Ziel.
Nimuee, die kleine tapfere Zwergin hatte sich dazwischen geworfen.
Der Stoff auf ihrem Rücken färbte sich rot, sie zog den Dolch heraus.
Aus dem Schatten war ein Dunkler getreten.
Das musste Nauron sein. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.
Doch die Wachen des Tempels waren verständigt und liefen auf die Gruppe der Drachen zu.
Nauron zog sein Schwert, er grinste bereist siegessicher.
Doch sollte dieses Grinsen schnell vergehen, als Elondor auf ihn zukam und beide sich einen erbitterten Kampf lieferten, den der zu vor noch so sichere verlieren sollte.
Doch all dies nahm die Elfe nur am Rand war.
Sie hatte Elianna angewiesen sich um Elsyrion zu kümmern und dessen Wunden zu versorgen. Nimuee und Abaris schützen ihren Wächter tapfer gegen die nun aus ihrer Erstarrung erwachten dunklen Priesterinnen während Elianna sich Elsyrions annahm.
Sie und Dewan standen dann Seite an Seite den Wachen gegenüber.
Sie lächelt traurig als daran denkt, wie er ihr immer zu Seite stand, wie er still für sich da war auch noch nach alldem was geschehen war.
Mit seinen Doppelschwertern hatte er unter den Wachen gewütet.
Das Schwert in ihrer rechten haltend ließ sie sei einen Eiskristall über ihrer linken Handfläche entstehen, den sie einer Wache entgegen warf, der diesem aber mit Leichtigkeit auswich.
Zorn loderte in ihr auf.
Sie ließ das Schwert zurück in die Scheide gleiten.
Nun ließ sie sehr viele Eiskristalle in ihren Handflächen entstehen und schmiss diese den Dunklen entgegen.
Sie blickt kühl und ohne Mitleid dabei zu wie sich ein Kristall in die Kehle einer Wache bohrte und wie dieser dann im Ansturm der anderen Kämpfer unterging.
Doch strömten immer mehr Dunkle in den Tempel. Sie wusste es würde nicht enden, sie müssten fliehen wenn nun hier nicht alles enden sollte.
„Sag ihnen wir müssen gehen…“ mit diesen Worten schickte die zarte Elfe Dewan zu Nimuee und Abaris, die immer noch einen undurchdringbares Schild für ihren Wächter und seine Heilerin bildeten.
Sie blickt kurz zu ihnen und in diesem Augenblick traf sie ein Pfeil.
Er bohrte sich tief in ihre Schulter. Ein Schmerz durchzuckte sie, der sie aufscheine ließ. Sie riss den Pfeil heraus.
Angestrengt versuchte sie nun eine Wand aus Eis zu erschaffen, die die Wachen fernhalten sollte. Doch konnte sie den Zauber nicht lange aufrechterhalten und so schmolz die Wand während die Dunklen immer näher kamen.
Eine Wut begann in ihre zu lodern, die tief aus ihrer alten Seele rührte.
Die Wachen sollten Ziel dieser Wut werden.
Sie zog ihr Schwert und rammte es mit aller Macht in den Boden während sie einen Zauber sprach und sobald das Schwert den Boden erreichte, ging ein Strahl kalten erbarmungslosen Wassers unter die Dunklen.
Ihre Augen funkelten.
Sie zog das Schwert aus dem Boden und ging auf die heranstürmenden zu.
Ihr Zorn, geschmiedet in Jahrhunderten, fuhr nieder auf die Dunklen, wie im Wahn schwang sie ihr Schwert, das einen Strahl aus eisigem Wasser umgab.
Wieder und wieder sauste es nieder.
Sie spürte die Klingen kaum die hier und da den dünnen Stoff ihrer Robe durchschnitten und hässliche blutige Schrammen auf ihrer Haut zurückließen. Sie spürte die Wund an der Schulter nicht, die den Stoff der Robe mit Blut färbte.
Sie war wie im Rausch. Blut bedeckte ihre Hände und es war nicht nur das ihre.
„Norelle…komm“, hörte sie dumpf von hinten jemanden rufen.
Sie wollte nicht aufhören, sie wollte die Klinge wieder und wieder auf die Wachen niedergehen sehen, wollte sehen wie es blutige Wunden auf der dunklen Haut der Wachen hinterließ.
„Norelle“, wieder rief sie jemand doch schien es eine andere Stimme zu sein.
Widerstreben wich sie Schritt um Schritt zurück bis sie schließlich Rücken an Rücken mit Dewan und Nimuee sich ihren Weg zurück zu Elsyrion bahnte.
Dieser stand zusammen mit Elianna in einem Kreis aus Feuer den Abaris mit Hilfe des Buches einer Priesterin erschaffen hatte
Sie hatten den schützenden Kreis erreicht.
Sie sah zu Abaris, der angestrengt den Zauber aufrechterhielt. Sie wollte seine Hand nehmen, wollte ihm bei seinem Zauber unterstützen.
Dann gaben ihre Beine nach, sie sank zu Boden.
Der Schmerz, den sie die ganze Zeit über nicht verspürt hatte, brach nun über sie hinein.
Es wurde schwarz um sie herum, es war als fiel sie in einen nie enden wollenden Abgrund.
Sie dachte das wäre das Ende, doch würde sie der Drache retten, der schwarze Drache.

Elsyrion hatte mit Hilfe eines schwarzen Amulettes den Drachen gerufen.
Man hatte sie auf den Drachen hinaufgezogen und war aus dem Tempel geflogen, über Stadt hinweg, über Wälder und andere Städte, doch die Elfe sah von alledem nichts.
Sie war in vollkommener Dunkelheit gefangen.

Schließlich gelangten sie nach Hein und der Drache setzte seine Gilde an den Docks ab und erhob sich wieder in die Lüfte bis er am Horizont verschwand.
Wunden wurden versorgt und Elianna musste von einem zum andern laufen.
Norelle wachte nicht auf.
Sie fiel weiter in dieser Dunkelheit.
Doch dann ganz plötzlich durchzuckte sie ein Schmerz, als wäre sie auf einen Grund getroffen.
Sie schrie, riss die Augen auf und richtete sich auf.
Sie sah sich um. Sie fand sich in Heine wieder. Sie blickte in Dewans Augen und doch kamen sie ihr seltsam unvertraut vor, als wäre er nu einer von vielen, unendlich vielen Personen, denen sie einmal begegnet war.
Sie wollte sich aufrichten aber ihr fehlte die Kraft.
Er sah sie an als erwartete er ein Erkennen in ihren Augen zu finden, sie war verwirrt und bewegte sich nun Kriechend von ihm Weg, das verletzte ihn und er ging fort.
Langsam wurde alles wieder klarer. Die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit wurden wieder deutlich, die Erinnerungen aus alten Zeiten wurden wieder an ihren Platz verdammt.
Sie fühlte sich erschöpft.
Dann sah sie voller Bestürzung auf ihre blutverschmierten Hände. Sah die zerschlissenen Ärmel ihrer Robe an.
Elianna reicht ihr ein Tuch und sie wischte sich mechanisch die Hände ab.
Ihre Gedanken drehten sich nur um den Kampf, um den Rausch, den sie verspürt hatte. Verzweiflung narbte an ihrem Verstand. Wie hatte sie zu so etwas fähig sein können?
Wackelig kam sie auf die Beine und ging ohne weitere Worte zu ihrem Quartier in Heine.
Sie weiß eine von dem Zustand der Elfe verängstigte Bedienstete an ihr ein Bad zu bereiten.
Sie ließ sich in das wohltuenden Wasser sinken, schrubbte das Blut von ihrer Haut, die immer noch makellos war, dank Eliannas Heilkünsten.
Sie zog die frische Robe an, die man ihr hingelegt hatte. Ein Zettel lag daneben, der sie anwies zu einem Treffen mit der Allianz zu kommen.
Es war keine Zeit zu verlieren gewesen und so hatte sie sich auf den Weg gemacht.

Nach dem Treffen hatte man sich zu einem Glas Wein in der Taverne treffen wollen, doch waren nur wenige gekommen.
Norelle saß gemeinsam mit Abaris zusammen. Sie unterhielten sich, wenn auch angespannt, beide warteten auf Elsyrion.

Die scharfen Kanten des Golddrachen hatten blutige Striemen auf ihre Hand zurückgelassen, als sie nun die Hand öffnetet und den Gegenstand betrachtet.

Elsyrion hatte ihn aus seiner Krone gebrochen und ihn ihr geschenkt, als Zeichen dessen, dass er sie nun ebenfalls zum Wächter ernannt hatte.
Sie war stolz und gerührt gewesen.
Klirrend ging das Glas zu Bruch aus welchem sie gerade noch Wasser getrunken hatte.
„Wann wirst du heiraten?“
Sie hatte begonnen zu zittern, Erinnerungen wurden in ihr wach. Sie hatte sich abgewandt.
Angst überkam sie, als sie Zorn in sich auflodern fühlte, denselben Zorn wie sie ihn im Tempel Shillins verspürt hatte.
Sie wand sich ab und wollte gehen. Er redete mit ihr aber sie konnte sich nicht mehr erinnern was er gesagt hatte, was sie wohl geantwortet hatte.
Zorn, ja er erfüllte sie.
Sie schrieen sie sich an. Sie warf nach ihm und dann war alles vorbei als sie die Tränen in seinen Augen sah.
Sie kam auf ihn zu, versuchte ihm zu erklären was sie gefühlt hatte, als er nicht da gewesen war.
„Wir werden uns nie verändern…nie“, sie sah ihn traurig an.
„Aber auch ER wird sich nie verändern, er wird noch das gleiche für dich empfinden….Entscheide dich…es nicht gerecht keinem gegenüber“, diese Wortfetzen Elsyrions erfüllen ihr Denken während sie auf das Wasser blickt.
Das Abendrot ist vergangen, dunkle Nacht umhüllt sie nun.
Keine Sterne standen am Himmel, die ihr die Nacht erleuchten, nur ein fahler Mond, der falsch auf dem Wasser glitzert.
„Ich hätte nicht aufwachen dürfen….ich hätte es nicht tun sollen“, mit diesen Worten lässt sie den Drachen ins Wasser fallen.
Der goldene Drache sinkt langsam im Wasser auf den sandigen Grund zu.
Schon beginnen die Wellen ihn mit Sand zu bedecken.


Abschied


Kaltes Wasser umgibt sie, als sie starke Arme an die Oberfläche ziehen.
Ihre Hände tasten durch den Sand, bis sie schließlich den goldenen Drachen finden, ihn packen und fest umschließen.
Er trägt die zitternde Elfe durchs Wasser, bis sie am Strand ankommen und er sie nieder legt und sie in seinen Mantel hüllt.
Sie blickt in seine dunklen Augen.

Er mustert sie besorgt während sie ihm ausweicht und sich weiter in den Mantel vergräbt.
Wie gerne würde sie ihm in die Augen sehen können und ihm sagen, dass sie ihn liebe und nichts mehr je zwischen ihnen stehen würde. Wie gerne würde sie jetzt in diesem Augenblick die Ewigkeit, die ihr geschenkt wurde hingeben um ein Menschenleben mit ihm zu leben.
Aber sie schweigt.

„Ich will dich nicht verlieren….aber noch weniger will ich, dass du unglücklich bist…wenn du dein Glück mit ihm finden kannst, dann wünsch ich mir, dass du es tust.“
„Ach Dewan…wie soll ich bloß leben ohne dich? Mein edler Ritter, der immer zu gegen ist wenn ich hin brauche auch dann…wenn ich es mir selbst nicht eingestehen will…auch heute wieder…wenn ich könnte…ich würde alles hingeben für ein Leben mit dir aber…“
Tränen laufen ihre Wangen herab und vermischen sich mit dem salzigen Meerwasser.
Ihr Blick sucht den seinen und sie weiß sein Herz fühlt ebenso wie ihrs und doch…
Er nimmt sie in den Arm, Sie kann die Wärme seines Körpers spüren.
Sie sehen sich an und ihre Lippen finden einander und sie weiß es wird das letzte Mal sein.
Sie legt ihren Kopf auf seine Schulter, schmiegt sich an ihn.

Dieser Augenblick…sie wünscht sich er würde ewig dauern…sie schließt die Augen.

Sie gehen gemeinsam nach Heine zurück. Beide schweigen sie.

Die Treppen zum Brunnen gerade hinab gestiegen, erblickt sie Elsyrion, sie sieht traurig zu ihm hinüber.
Es folgt ein steifes Gespräch während Elsyrion ebenso besorgt ansieht wie Dewan zuvor.
Ihre Finger Krallen sich in das Geländer der Treppe um Halt zu finden.
Schließlich verabschiedet sich der Mensch. Die Elfe sieht ihm nach bis er aus ihrem Blickfeld entschwunden ist.
Das Gefühl beschleicht sie, als wäre dies das letzte Mal, dass sieh ihn gesehen habe.
Sie wendet sich Elsyrion zu, den Gedanken aus ihrem Kopf verbannend.
Ein letztes Mal bittet sie ihn ihr noch ein wenig Zeit zugeben.
Die Fingerknöchel treten mittlerweile weiß hervor.
„Es geht nicht darum sich zu entscheiden oder? Du liebst uns beide…“
Sie lässt den Satz unkommentiert, obwohl er mehr als wahr ist.

„Ich werde dann…gehen…ich habe noch einiges zu tun und ich brauche wohl frische Kleidung“, mit diesen Worten wendet sie sich ab, und geht in Richtung der Gemächer der Schwarzen Drachen davon, und so ihren eigenen entgegen. Bald schon ist sie entschwunden in dem belebten treiben der Stadt des jungen Morgens.

Sie tritt durch das große Portal in die Gildenhalle und weiter zu ihren darüber liegenden Räumen.
Auf dem Gang zu ihrer Tür läuft sie der Frau über den Weg, die sich dann und wann einmal um die Zimmer kümmert und dafür sorgt, dass alles sein Ordnung hat.
„Kind…wie du wieder aussiehst“, sie mustert sie. „Was machst du nur immer?“ Sie sieht sie liebevoll an und nimmt die Elfe in den Arm.
Die Elfe lässt sich willig von der Frau in Arm nehmen und zu gerne würde sie dem Wunsch nachgegeben sich an ihrer Schulter auszuweinen. Sie mag Ellen, mag ihre liebvolle Art sich um alle zu sorgen und sie mir ihrer mütterlichen Art zu umsorgen.

Ellen arbeitete schon sehr lange hier im hause auch wenn sie, nie als Bedienstete angesehen wurde, vielmehr war sie der gute Geist des Hauses, der hier alles zusammen hielt.
„Komm mal Kindchen…ich glaube eine heiße Wanne ist genau das was du jetzt brauchst. Ja komm rein setzt dich erst mal ich werde mich schon um alles kümmern.“
Sie lässt Norelle alleine in ihrem Zimmer während sie durch die Räume huscht und für ihr Alter außerordentlich schnell alles für ein Bad zusammensucht, den Badezuber ins Zimmer wuchtete und über dem Feuer im Kamin das Wasser kochte.
Die Elfe gleitet seufzend in das warme Wasser. Sie legte sich in den Badezuber und sah Ellen dankend an.
„So…dann lass es dir mal gut gehen…ich kümmere ich mich dann nachher um alles wenn du schläfst…wehe ich sehe dich nachher hier am Schreibtisch sitzen“, mit diesen Worten verlässt die alte Frau das Zimmer.

Langsam beginnt die bittere Kälte aus ihrem Körper zu weichen, sie schließt die Augen und dachte an Dewan.
Soll sie ihm vielleicht einen Brief schreiben…Sie überlegt was sie ihm schreiben würde, doch jedes Mal verwarf sie die Idee wieder.
Es würde es nicht einfacher machen. Sie hatten sich alles gesagt, insgeheim hatten sie beide gewusst, dass es ein Abschied war, ein Abschied für immer.
Was hilft da ein Brief? Nichts…sie mussten lernen damit zu leben…es war ein Traum gewesen und sie hatten beide gewusst, dass er irgendwann enden musste.

Das Wasser war kalt geworden und sie stand auf, griff nach einem Handtuch.
Nun trocken geht sie mit nackten Füßen, in ein wärmendes Nachtgewand gehüllt, in den angrenzenden Raum und schloss die Türen.
Sie geht auf das Bett zu und legte sich hinein, hüllte sich in die Decken.
Durch die schweren Vorhänge drang nur wenig Licht in den Raum und sie wurde müde.
Ihre Augen schließen sich, während sie noch über die nächsten Tage nachdenkt.

Sie würde Elsyrion endlich sagen können, was er und auch sie sich so lange Zeit gewünscht hatten.
Es hatte lange gedauert…nun sollten sie endlich wieder beieinander sein. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht als sie daran dachte, als sie an all das dachte was sie nun noch gemeinsam erleben würden können.
Doch so schnell das Lächeln da gewesen war, so schnell war es auch wieder entschwunden.
Der Preis, den sie für dieses Glück gezählt hatte war hoch…

Ein Anfang

Sie lächelt.
Sie sitzt an ihrer Frisierkommode und kämt sich das lange dunkle Haar. Ihr Blick fährt suchend über die kleinen Schatullen und Truhen auf der Kommode bis er an einer kleinen Schatulle hängen bleibt.

Zitternd streckt sie Hand nach ihr aus und öffnet sie, betrachtet den kleinen silbernen Ring, der sich im Inneren befindet, nimmt ihn heraus und sieht ihn traurig an.
„Nein…das ist vorbei“, schnell legt sie ihn zurück in die Schatulle steht auf und geht in das angrenzende Ankelide Zimmer und zieht eine Truhe aus einer Ecke hervor. Sie kniet sich nieder und öffnet sie.

In der Truhe liegt ein Mantel, er ist sandig und an ihm haftet der salzige Geruch des Meeres.
Ihre Finger streichen über den rauen Stoff.
Eine Träne rollt ihre Wange herab und landet auf dem Mantel.
Schnell will sie die Schatulle dazu legen, doch dann sieht sie einen weißen Stoff unter dem Mantel aufblitzen.
Den Mantel vorsichtig, als wäre er zerbrechlich wie Glas, beiseite legend betrachtet sie den nun zum Vorschein gekommenen Inhalt.

Wie zuvor streicht sie über den Stoff, dieser jedoch ist alles andere als rau, glatt und geschmeidig fühlt er sich unter ihren Fingern an.
Sie nimmt den weißen Stoff heraus und man kann erkennen, dass es sich dabei um ein filigran gearbeitetes Kleid handelt, das im schönsten weiß erstrahlt.
Wenn man er genauer betrachtet wird man erkennen, dass es noch nicht vollständig vernäht ist und das hier und da noch Stickereien beendet werden müssten oder kleine Perlen angenäht werden müssten.

Das Kleid an sich drückend, kann sie die Tränen nicht mehr zurück halten. Lange verharrt sie so.
Dann als schließlich alle Tränen vergossen sind, legt sie das von den Tränen feuchte Kleid wieder in die Truhe, wie auch den Mantel und die Schatulle.
Der Deckel wird geschlossen, die Truhe wieder unter andere Kleider unauffällig in eine Ecke geschoben.
Sie kehrt zur Kommode zurück, nimmt aus einer Truhe wahllos eine Spange heraus mit der sie sich das Harr im Nacken zurück steckt.

Mit einem Tuch trocknet sie die Tränen und blickt in den Spiegel und kommt zu dem Entschluss, dass es wohl so gehen würde und nimmt sich ihren Mantel und bricht auf.
Ihr Weg führt sie zum Tempel der Eva. Sie überlegt ob sie noch einmal nach dem Dunklen sehen soll, den sie dort mit Elsyrion untergebracht hatte, da er schwer verwundet nach Hilfe bedurft hatte.

Ein merkwürdiges Treffen war das gewesen. Er hatte sich nicht wirklich helfen lassen wollen, obwohl er gewusst hatte, dass es schlecht um ihn bestellt war und sie hatte gespürt, dass sein Herz ein dunkles Geheimnis belastete.
Sie war schon an dem Krankentrakt angekommen, als sie sich um entschied und in stummes Gebet an Eva versank.
Die Sorge um den Dunklen hatte sie kurzzeitig von ihren trüben Gedanken ablenken können.

Sie geht schließlich als der Tag sich dem Abend zu wendete in Richtung des großen Brunnens aus dem Tempel.
Die Straßen werden leer und sie erreicht den Brunnen, während sie zu Elsyrions Gutshaus hinauf sieht.
Sie lächelte, liebet sie doch das Zimmer, das Elsyrion ihr dort zur freien Verfügung überlassen hatte.
Sie hatte es zu einem kleinen Garten gemacht. Das Zimmer war über und über mit den verschiedensten Pflanzen- und Blumenarten voll gestellt.
Hierhin zog sie sich gerne zurück, wenn sie der Stadt, wenn gleich sie auch wunderschön war, entkommen wollte…ihrem ganzen Alltag.

Sie schüttelte den Kopf, konnte sie doch jetzt nicht hineingehen. Es wäre nicht richtig wie sie fand.
Die Kapuze wurde tiefer ins Gesicht gezogen, während ihre Beine sie wahllos durch die nun von Lichtern erhellten Straßen der Stadt streifte.
Schließlich findet sie sich in ihrem Arbeitszimmer wieder, lässt den Mantel achtlos auf einen Sessel fallen und betritt den Balkon.

Sie lehnt sich auf das Geländer und sieht in die Nacht hinaus.
Hier und da Leuchten ein paar Lichter auf, das schwarze Meer kaum zu erkennen.
Sie schließt die Augen und lauscht dem fernen Klang der Wellen.

Wie aus einem tief Schlaf erwachend wendet sie sich ab und will hinein gehen, es herrscht tiefste Nacht.
Seufzend sieht sie auf ihre Hände herab, die sie nur wage erkennen kann.
Dann langsam entsteht eine kleiner bläulich leuchtende Kugel in ihrer Hand die immer größer zu werden scheint bis sie den Durchmesser ihrer Hand erreicht hat.

Nun so ausgestattet geht sie hinein, schließt die Türen zum Balkon und sieht sich in ihrem Arbeitszimmer nach Kerzen um, aber außer Büchern und Pergamentrollen findet sich nichts.
Die Lichtkugel beginnt zu flackern. Sich wieder konzentrierend, vergeht das Flackern.
Sie setzt sich an ihren Schreibtisch, als ihr Blick über ein altes Buch streift.

Sie nimmt es sich zu Hand während sie die bläulich leuchtende Kugel nahe ihrem Kopf schweben lässt.
Das Buch ist augenscheinlich schon sehr alt, die Schrift auf dem ledernen Einband ist nur noch schlecht zu lesen, doch erkennt man die geschwungene Schrift der Elfen.
Sie schlägt es auf und blättert durch die vergilbten Seiten, deren Schrift noch außergewöhnlich gut zu lesen ist.

„Einst war dieses Land schöner und friedvoller als man es sich je hätte erträumen lassen können.
Aber in einem Traum kann man nicht leben.
Ich, der ich seit Anbeginn meine schützende Hand über es gehalten habe, ich brauchte wohl am längsten um dieses zu verstehen.
Ich bin alt, sehr alt und unendlich müde, doch kann ich noch nicht von diesem Leben lassen.
Mein Volk wächst, Generation um Generation und der Traum, den wir einst teilten, ging verloren.
Kriege überziehen das Land, Angst und Verrat beherrscht das Handeln aller.
Wie angestrengt ich doch versucht hatte, ihnen meinen Traum zu erklären, aber sie wollten nicht hören.
Erst jetzt erkenne ich wie was für ein Narr ich doch war.“


Seiten werden umgeblättert bis schließlich nur noch ein paar wenige übrig sind.

„Ich hielt sie in meinen Armen. Ich spürte, das warme Blut aus ihren Wunden über meine Hände lief. Mit jedem Tropfen, verging ihr Leben mehr und mehr. Ich Blickte zum letzten Mal in ihre unbeschreiblichen blauen Augen. Auch in jenem Augenblick, war mir als sähe ich die ganze Welt in ihnen, so unergründlich tief waren sie.
Selbst als alles Leben aus ihnen erloschen, verloren sie nichts von ihrem Glanz. Ich strich über ihr Haar, ihr wunderschönes silbernes Haar.
Wir hatten uns in die Augen gesehen und sie hatte mir mit ihren letzten Atemzügen gesagt: „Vergib mir…ich werde die deine sein…immer“.
Noch jetzt hallen die Worte in meinem Kopf nach, wie ich sie an mich drückte.
Die dunkelblaue Robe, die sie trug war zerschlissen und über und über mit Blut bedeckt.
Lange kauerte ich dort auf dem Boden und hielt sie in meinem Arm. Ich hatte sie nicht retten können. Sie war gestorben, allein für mich, um meinen Traum zu retten, weil ich den Glauben verloren hatte.
Ich vermag nicht zu sagen wann, aber schließlich nahm ich sie und trug sie fort von diesem Feld der Toten.
Die große Schlacht war vorüber. Es gab keinen Sieg, nur Tote unendlich viele Tote. Das Leid war nicht zu ertragen.
Ich nahm sie fort, trug sie weit weg von alledem hier.
Ich brachte sie in meinen Turm.
Dort schmiedete ich einen verbitterten Plan.
Mag ihr Körper gestorben sein, so war ich doch nicht beriet ihrem Geist dem Mondlicht zu übergeben.
Ich hatte meine schützende Hand über ihn gelegt, doch merkte ich wohl wie es an mir zerrte.
Ich wusste wohl, dass was ich vorhatte, schier unmöglich wäre und dennoch, versuchte ich es.
Ich kniete mich neben sie und begann einen alten sehr alten Spruch aufzusagen. Die Sprache war so alt wie Welt und sein Inhalt ebenso düster.
Erst zag haft, scholl meine Stimme an bis zu einem Dröhnen wurde.
Meine Hand lag ruhig auf ihrem Herzen.
Das Mondlicht nahm all seine Kraft zusammen, um sie mir zu nehmen, doch ich stellte ebenso viel dagegen. Die Verzweiflung spornte mich zu höchst Taten an.
Meine Hand zitterte. Mein Geist spürte wie ihre Seele sich wieder mit ihrem Körper verband.
Ich lächelte siegessicher, bis eine gewaltige Macht mich zu Boden drückte. Ich fühlte wir ihre Seele von mir ging, doch ging sie nicht ins Mondlicht. Dann plötzlich nichts.
Diese Macht, die mich zu Boden gedrückt hatte, war verschwunden, aber auch ihre Seele. Ich spürte nichts mehr, aber ich wusste sie war dort draußen.
Und ich wusste ich würde nicht eher ruhen können bis ich sie wieder in meinen Armen halten würde können.
Noch einige Zeit wachte ich an ihrem toten Körper in der Hoffnung sie würde vielleicht wieder hier zurückkehren. Doch ich wachte vergebens.
Dann als ich die Hoffnung schließlich aufgegeben hatte, rief ich den Drachen.
Er sollte uns ans Meer bringen.
Dort baute ich auf die schnelle ein Floss, dass sie aufs Meer tragen sollte, sie hätte es so gewollt.
Ich legte sie vorsichtig auf das Floss, küsste sie ein letztes Mal und schob sie ins Wasser.
Ich sah zu wie die Wellen sie mit sich nahmen und ließ dann das Floss Feuer fangen. Lange stand ich da und sah aufs Meer hinaus, wie ich es noch öfter tun würde.“

Eine Seite wird umgeblättert und noch eine, erst dann beginnt die Elfe wieder zu lesen.
„Ich bin mir nun sicher, ihre Seele wird nie streben. Sie wird auch das Ende unserer Welt überleben. An jedes Leben wird sie sich erinnern können und sie wird wissen, dass ich hier bin, dass ich auf sie warte, sie finden werde. Es sei denn ihre Seele hat alle Erinnerung an mich verloren. Ich weiß ich habe den Schöpfer erzürnt und er wird sie mir nicht zurück in meine Arme schicken. Nun ist es an mir zu sagen:“ Vergib mir…ich werde immer der deine sein…immer“

Das Buch wird geschlossen. Das helle blaue Licht erlicht, während eine Träne die helle Wange der Elfe hinab kullert.
Nun fiel es ihr wieder ein, dieses Buch hatte sie als Kind immer und immer wieder gelesen, war es doch das einzige Vermächtnis ihres Vaters.

Draußen beginnt der neue Tag seine ersten Lichtstrahlen über den Dächern der Stadt erstrahlen zu lassen.
Langsam steht sie auf und verlässt das Arbeitszimmer, geht in ihr Schlafgemach, zieht dort die dicken Vorhänge zu, streift ihre Robe ab, lässt diese achtlos zu Boden fallen und legt sich müde in ihr Bett.

Wie erstarrt findet sie sich auf einem Schlachtfeld wieder. Sie sieht sich um, doch scheinen die Reihen der Kämpfenden kein Ende zu nehmen. Sie sieht an sich herunter. Eine große Wunde klafft an ihrem Bauch. Blut fließt beständig ihre dunkle Robe hinab.

Aber sie empfindet keinen Schmerz, plötzlich beginnt sie wie von selbst einen Zauber zu weben. Sie erschrickt, noch nie hatte sie jemanden einen solch mächtigen Spruch wirken gesehen, geschweige denn hatte sie es selbst getan.
Die Auswirkungen waren verheerend. Ein Kreis aus brennendem Wasser, hatte die Gegner in ihrem Umkreis erfasst und ihnen auch den letzten Lebensfunken genommen. Doch eine schier nicht enden wollender Strom an nachfolgenden Kämpfern beginnt sie zu umzingeln.

Dann plötzlich sieht sie sich einem Elfen gegenüber, das Schlachtfeld war vergessen.

Sie hört sich selber sagen:“ Aber wir müssen gehen…du weißt sie werden alle sterben…es sind zu viele. Sieh mich an. Sie sterben für deinen Traum, all das was du dir immer für uns gewünscht hast. Du musst mit uns gehen. Ich glaube daran, dass wir diesen Traum leben können…ich glaube daran hörst du?“ Er sieht sie traurig an, bis er schließlich antwortet:

„Mein Herz ist tot
Keine Trauer, keine Freude
Ich stehe am Abgrund
Die Finsternis unter mir

Mein Herz ist tot
So muss es wohl sein
Augen blicken leblos umher
Ihr Glanz erloschen
Er ist nicht mehr

Die Finsternis umschmeichelt mich
Der letzte Schritt ist getan

Finsternis durchdringt mich
Dunkelheit eines jeden nur zu alltäglichem umgibt mich

Ich falle
Und ich weiß
Mein Herz ist tot“

Er wendet sich ab.

„Mehr hast du mir nicht zu sagen?“
„Mein Herz…mein Traum ist tot. Genauso tot wie ihr es sein werdet. Es gibt keinen Grund…es gibt nichts…ich bin aufgewacht und habe die Wahrheit gesehen“

Sie fühlt wie Trauer und Wut in ihr aufkommen:“ Nicht einmal ich? Kann meine Liebe nicht an dein kaltes Herz dringen…Es gab eine Zeit da dachte ich es wäre so…Es gab eine Zeit da waren wir zwei Seelen, die durch einen Gedanken vereint waren, es gab eine Zeit da waren wir zwei Herzen, die in einem Takt schlugen…doch wie es scheint ist diese für immer vergangen“, Sie wendet sich ab und geht.


Schreiend schreckt sie auf.
Sie steht auf und schnappt sich ihren Morgenmantel und betritt das Arbeitszimmer.
Eine Wanne mit heißem Wasser steht dort bereit, sie schmunzelt, scheint Ellen doch immer zu wissen was die Elfe brauchte.
Sie entledigt sich ihrer Kleider und taucht in das warme Wasser ein. Der Traum beschäftigt sie immer noch.
Ein wenig Wasser in ihrer Handfläche schöpfend, beginnt sie einen Zauber zu weben.
Das Wasser in ihren Handflächen beginnt unruhig zu zittern, bis es sich schließlich zu einer Flamme aufbaut.
Die Hitze steigert sich ins unerträgliche und sie lässt die Flamme erschrocken ins Wasser fallen.
Sie sieht ungläubig auf ihre Handfläche auf der man nun eine kreisrunde Brandwunde erkennen kann.
Sie würde Antworten finden müssen, aber sie fragt sich ob es nicht zu gefährlich sei allein die Fragen zu stellen.
Aber sie weiß hier würde sie keine finden…
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#5
((*mag die Edit-Funktion bei den Charaktergeschichten nicht*
Ich hätte deine neuen beiden Kapitel hier fast übersehen. Ich muss sagen du steigerst dich immer mehr mit deinem Schreibstil Smile
Weiter so!))
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#6
Stimmen im Wind

Eine Feder kratzt schnell über die erste Seite eines leeren Buches.

„Ich habe nie viel davon gehalten das eigene Leben in einem Buch festzuhalten, doch die Dinge ändern sich. Ja vieles hat sich in geändert und doch möchte ich fast meinen nichts hätte sich geändert.
Nichts ist von Dauer, alles vergeht und alles entsteht wieder neu. Das Leben ist ein fortwährender Wechsel. Aber jedem einzelnen dieser Anfänge, ja wirklich jedem wohnt ein ihm ganz eigener Zauber inne und so sollten wir nicht trauern wenn etwas vergeht, wir sollten lernen den Zauber zu sehen, einen Zauber, der uns bis in die Ewigkeit umgeben wird.

Doch ich kann diesen Zauber noch nicht sehen, meine Seele ist alt, aber verletzt, ich vermag das Vergangene nicht zu vergessen und ich möchte alles Neue für einen Fluch halten.
Nun, in diesem Augenblick, werde ich alles das niederschreiben, was mein Herz so quält. Ich will versuchen es abzulegen wie einen alten Mantel, der kaputt ist und den man nicht mehr brauch, will diese Last von mir nehmen um den Zauber wieder sehen zu können.

Es gab eine Zeit in der dies anders war, es gab eine Zeit, da konnte ich sehen, sehen und doch waren meine Augen geschlossen.
Mein Leben begann vor sehr, sehr langer Zeit und ich möchte meinen, es war der Anfang der Welt und doch war es nur der Anfang meiner eigenen.

Ich sehe mich noch an der Lichtung stehen, die weite grüne Ebene überblicken. Mir ist als würde ich den sanften Wind noch hören, der an mir vorbeistreift und mir von fernen Städten, fremden Welten erzählt.
Er lädt mich ein, er umschmeichelt mich und fast ist mir als könnte ich diese Gefühl der grenzenlosen Freiheit wieder spüren. Langsam beginne ich zu laufen, ich werde schneller und schneller und ich bin frei.

Ich bin wie der Wind.

Den Schmerz habe ich abgelegt, keine Trauer, nur ein Gefühl von Grenzenlosigkeit, von Ewigkeit umgibt mich.
Und wie ich diese Zeilen schreibe, erfüllt mich eine Trauer, die ich nicht in Worte zu fassen vermag.

Ja ich liebte den Wind und ich hörte ihn rufen und doch musste ich das Wasser sein, Leben schenkend und doch so grausam, so kalt so Todbringend.

Die Magie, den Zauber dieser Welt, das Vermächtnis des Schöpfers, ich konnte es immer fühlen, seit ich lebe fühle ich wie es mich umgibt, spüre den Manafluss.

Sie wussten es, sie sahen es in meinen Augen, wie ich sie sah, wie sah wie die Magie sie durchdrang.
Es war mein Ende, sehnsüchtig musste ich dem Wind lauschen, war mir doch anderes vorherbestimmt.


Ich sollte ihre große Magierin werden, ich sollte das Werkzeug der Schöpfungstreuen werden, sollte zeigen, dass sie im Recht waren. Ich sollte zeigen, dass man wahre Größe man nur im wahren Glauben erlangen könne.

Sie sperrten meinen Geist ein. Sie schufen ein Gefängnis, das man nicht sehen konnte, nicht schmecken, nicht mit Sinnen wahrnehmen konnte.
Tag ein Tag aus, waren sie um mich und umschlichen mich gleich Wärtern, mochten sie sich auch lieber Wächter nennen.
Sie lehrten mich alles was ich zu wissen hatte, lehrten mich die Zauber und ich lernte sie zu weben, zu kontrollieren und ich lernte schnell, manchmal konnte ich die Angst in ihren Augen sehen, wenn sie nicht aufpassten, ich wusste sie fürchteten mich.

Umso mehr versuchten sie mich zu kontrollieren, das Gefängnis schrumpfte jeden Tag, es gab keinen Raum mehr für mich.
Sie predigten, ja sie liebten es zu predigen.
Sie lehrten mich den großen Schöpfer zu achten, meine Aufgabe zu erfüllen, die Aufgabe, die er mir zu gedacht hatte.

Ich wollte ihnen nicht glauben, es waren giftige Lügen für mich, ich konnte nicht glauben, dass der Schöpfer all das gewollt hätte.
Sie machten mich krank, mir wahr als fräßen die Worte der Priester mich auf. Was war wahr, was wirklich?
Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich es nicht wusste.

Und schließlich, mir war als könnte ich seit dem Tag ein falsches Grinsen in ihren Gesichtern sehen, brachen sie mich.
Der Widerstand fiel, nur ein letzter kleiner Zweifel überlebte, verborgen tief in meinem Herzen, verschlossen vor meinem Geist.

Ich entzückte sie, mein höfliches, stilles zuvorkommendes Wesen, mein tiefer Glaube an all das was sie mir sagten, mein Liebreiz.
Ich konnte sehen wie stolz sie waren. Konnte sehen wie sie es genossen wenn sie mich dem Rat vorführten. Sie sonnten sich in ihrer Eitelkeit in der Bewunderung der anderen.

Ich dachte, es wäre richtig, dass dies mein Platz wäre, meine Aufgabe.
Ich hätte diese Opfer zu bringen, um den Streit zu schlichen, ich dachte doch wirklich dienen, dem Schöpfer zu dienen in dem man alles opfert um durch ihn alles zu gewinnen, wäre das einzig Richtige.

In der langen tiefblauen Robe, mein langes silbernes Harr offen auf meine Schultern fallend, war ich ihr wahr gewordener Traum.
Die Robe schmiegte sich sanft an meinen Körper und ein ungewöhnlicher Glanz ging von der Robe aus und ich schien als hätten sie mich in Gewand aus Wasser gekleidet, wer Willens war es zu sehen, vermochte zu erkennen wie ich bei jedem Schritt den ich tat ihr Zugang zur Mana war, ich war nicht mehr wert als ein dressiertes Tier.

Aber ihr selbstgefälliges Lächeln sollt ihnen schon bald vergehen.

Die Menschen nennen uns Weltensänger und ich mag diesen Namen.
Kein Weltensänger beugte sie den Priestern, sie waren stolz, sie waren frei und sie würden ihr Haupt nie jemanden beugen wenn sie es nicht wollten.
Sie waren mächtig, so mächtig und das machte den Priestern Angst.
Aber sie hatten ja mich gefunden, das Kind mit den blauen Augen, das Kind, dass all das für sie tun würde, was ihr Glauben ihnen verwehrte, all das wozu sie nie im Stande sein würden.

Sie zeichneten mich, ein Gewirr aus ineinander geschlungenen hell blauen Linien überzog die Innenseite meiner Arme, meinen Nacken und schließlich den ganzen Rücken, auch an meinen Fußgelenken fand man das Muster.

Wie die Menschen ein Rind brandmarken, so taten es die Priester mit mir.
Ich würde nicht fliehen können, jeder hätte gesehen wohin ich gehörte.

Aber es kam eine Zeit, da war dies nicht mehr wichtig, die Priester hatten ihre Stimme verloren und ich würde nie wieder für sie singen.

Harleth, eine Ewigkeit scheint es her, dass ich diesen Namen das letzte Mal schrieb.
Mein Retter, meine Liebe, mein Untergang.

Ich traf ihn bei einer Zusammenkunft des Rates, natürlich saß ich nur still da und lauschte den Worte der anderen, aber sein Blick fesselte mich.
Noch nie sah ich einen Elf, wie ihn, noch nie hatte mich jemand so angesehen wie er. Seine schönen Augen sprachen von einer unendlichen Trauer, auch wenn er selbstbewusst unter den anderen saß.

Still wie ich lauschte er einer Ausführung eines de Ratsmitglieder, während sich unsere Blicke trafen.
Er sah mich an als könnte er alles sehen, als könnte er so Grund meiner kummervollen Seele blicken und könnte sehen was sich dort verbarg.

Er sah mich an als wollte er sagen, ich verstehe dich, ich sehe wer du wirklich bist und ich werde dich dort herausholen.
Ich konnte ihn nicht vergessen, so sehr ich mir auch einredet, es wäre falsch und er ein ehrenloser Ketzer.

Ich saß in meinem schönen Zimmer mit all den schönen Dingen, doch hatte ich keinen Blick dafür.
Ich saß am Fenster, sah wie die Sonne in den Wolken versank, blickte die schroffe Felswand hinab in die die Mauer überging.
Die Priester hatten mich an diesen abgelegenen Ort gebracht.
Das ganze Anwesen war in den Fels hinein geschlagen worden, für einen zufälligen Betrachter nicht sichtbar.
Der Rat traf sich oft hier. Dieser Ort war so einsam, so sicher.

Ich weiß noch wie ich den kühlen Wind im Gesicht spürte. Er rief mich, doch drang es nicht mehr zu mir durch.

Ich drehte mich um, das Licht der Sonne war gerade erloschen.
Es war dunkel im Zimmer, ich konnte ihn nicht sehen, aber ich spürte seine Gegenwart.
Ich saß auf der Fensterbank, sah in das Dunkel in dem er sich verbarg.
Er kam näher und schließlich konnte ich sein Gesicht erkennen, die bekümmerten Augen.
Er stand ein paar Schritte von mir entfernt.

Keiner sagte ein Wort, wie sahen uns nur an.

Es war als bräche allein sein Blick all die unsichtbaren Mauern auf, hinter den ich mich versteckte.

„Was habe sie dir in ihrer Verblendung nur angetan? So still wie das Wasser eines Sees, wenn der Wind ruht, aber so unendlich tief. Ich sehe dich und ich möchte der Wind sein, der dir eine Stimme gibt, will das Wasser in Bewegung bringen, als das man seine wahre Gestallt erkennen kann“, diese Worte waren in meinem Kopf, er musste sie aussprechen.

Ich stand auf, sah ihn an, war dicht bei ihm, konnte seinen wohligen Geruch einatmen.
Er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich.

„Ich habe dich gefunden mein Stern, dein Licht ist so hell, heller als das eines jeden anderen. Ein Leben lang folgte ich deinem Licht, suchte dich und nun habe ich dich hier gefunden. Nie mehr will ich dich gehen lassen“, er sprach die Worte, leise, sein Mund dicht an meinem Ohr.

So wahr und richtig wie noch nie etwas schien mir dieser Augenblick.
Es war als hätte der Schöpfer uns füreinander geschaffen, es war Liebe, so rein, so unschuldig.

Ich würde mit ihm gehen.
Die Welt hatte sich geändert, ein Krieg nahte und die Stimmen der Elfen wurden lauter, die den Priestern nicht mehr folgen wollten, weder den alten noch den neuen.

Der Wind trug ihre Stimmen übers Land.“



Die Feder wird beiseite gelegt.

Die Elfe sieht auf ihr Werk, während die heruntergebrannte Kerze völlig erlischt.
Sie streicht mit der Hand sacht über ihren Bauch und lächelt unmerklich.
Aber schon überkommt sie der Zweifel, die Ungewissheit.

War all das wahr? Waren es nicht nur Träume, Phantombilder ihres Verstandes, der nicht mehr ertragen konnte was geschah?

Es scheint alles so echt.
Sie sieht auf ihre Hand und betrachtet die Brandwunde, die nun verheilt war, allerdings ein Geflecht aus dünnen hellen blauen Linien auf ihrer Hand hinterlassen hatte, die Linien der Priester.

Und wenn auch dass nur Trug ist?

Sie schüttelt den Kopf.

Nein, dass konnte nicht sein.

Wie konnte man das Ereignis mit Elsyrion und Scion erklären.
Sie hatten beisammen gesessen nahe Gludin und sich mit noch einem anderen Elfen, an dessen Namen sie sich nicht mehr erinnern konnte, geplaudert.
Ihr Blick war dabei auf eine Schriftrolle gefallen, die Elsyrion unachtsam aus seiner Tasche hatte fallen lassen.
Die Schriftrolle war mit einem starken Zauber belegt gewesen, sie hatte ihn gespürt und hatte ergründen wollen was es damit auf sich hatte.

Aber stattdessen hatte sie sich unter Schmerzen gewunden, sie hatte geblutet, war plötzlich wieder auf dem Schlachtfeld, sie sah in seine Augen, seine ewig traurigen Augen und der Tod hatte seine Finger nach ihr ausgestreckt.
Scion, sie sah seine Gestallt plötzlich vor ihren Augen aufblitzen.
Wie hatte er da sein können?
Er hatte ihr Leben gerettet, nur so hatte sie sich aus dem Traum winden können, hatte all ihr Macht zusammen nehmen können um sich dem dunklen Zauber zustellen der nach ihrer Seele gegriffen hatte.

Sie starrt in die Dunkelheit ihres Arbeitszimmers.
Eine Träne kullert verloren ihre Wange hinab.

Wer bin ich wirklich?

Was ist wirklich?

Die Fragen zerfressen ihren Verstand.

Sie war weit gereist, in die Heimat, die Heimat der Elfen.
Tagelang hatte sie die Wälder durchwandert auf der Suche nach einer Antwort, nach einem bekannten Ort.
Ihre Schritte hatten sie tief ins Herz der Wälder geführt und je einsamer sie wurde, desto stärker wurden die Träume.

Wie Visionen kamen sie über sie während sie ging und wenn sie wieder bei sich war fand sie sich an ihr völlig unbekannten Plätzen wieder.
Die Angst fasste sie.

Lange irrte sie umher im Schutz der Wälder bis sie schließlich den Weg in die Stadt der Elfen fand.
Sie hatten war erschöpft einer Priesterin in die Arme gefallen, die nahe der Stadt nach Kräutern gesucht hatte.

Sie hatte die Elfe mit dem ungewöhnlichen dunklen Haaren mitgenommen, sie in den Tempel gebracht und über ihren Schlaf gewacht.

Noch jetzt klingen die Worte in Norelles Ohren: „Ihr solltet vorsichtiger sein, es ist nicht ungefährlich im Wald, vor allem nicht wenn man noch ein weiters Leben unter dem Herzen trägt“

Fassungslos hatte die gerade erwachte die Priesterin angesehen.
Die Priesterin hatte verstehend gelächelt: „Ja es ist wahr…ich kann das Leben des Kindes in euch spüren“
Norelle, richtete sich umständlich auf und sah auf ihren Bauch hinab.
Noch verriet nichts das Unausweichliche.

Ja sie konnte es auch fühlen. Warum nur war sie vorher so blind gewesen?
Sie hatte mit der Priesterin gesprochen, hatte ihr gesagt, dass sie dunkle Träume quälten, fragte zaghaft ob es vielleicht das Kind wäre, was sie hervorrufe.
Die Priesterin hatte beunruhigt den Kopf geschüttelt: „Nein…das Kind…es ist noch völlig unschuldig“

Norelle sah traurig wie auch erleichtert an der anderen Elfe vorbei, sie sie stand aus dem Bett auf, kam wackelig auf die Beine, sah ihren Mantel und ihre anderen Habseligkeiten und zog sich unter den verwunderten Blicken der Priesterin an.

Sie schob sich an ihre vorbei: “Ich danke Euch…aber ich muss gehen…seht mich nicht so an…ich werde schon auf uns beide aufpassen“

Sie steht aus dem Sessel auf und geht auf den Balkon und legt sich dort auf eine Liege.
Die dort noch liegende Decke um sich schlingend legt sie sich hin und schließt die Augen.

Das Rauschen des Meeres dringt an ihr Ohr, aber leise, ganz leise beginnt sie dem Wind zu lauschen, hört die vielen Stimmen die er mit sich trägt.

Die weiten Ebenen tauchen vor ihren Augen auf, sie läuft, sie läuft mit dem Wind und sie ist frei.
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#7
So nun bin ich durch mit dem Text. ^.^

Ich muß sagen du hast eine großartige Entwicklung durchgemacht vom Anfang, der leicht gestückelt wirkt bis zum "Kapitel Stimmen im Wind", wo eine Spannung entsteht die in den vorhergegangenen Kapiteln noch noch nicht greifbar war.
Eine Konstante die Du von Anfang an beherschtest war es Gefühle und Stimmungen nachvollziehbar in der Geschichte zu integrieren und Deinen Charaker ohne große Beschreibungen sichtbar zu machen.
Ich freue mich auf die nachfolgenden Kapitel und hoffe das Du die Spannung erhalten kannst.
Liebe Grüße

NeKa~
=°_°= Oonevia Rune
= -_- = Neneliel Garden of Eva
=^_^= Ariena Giran
=^.~= Celerian Orthae Earithin
=^.^= Kurinwe Geschichtenerzählerin Orks
=*_*= Nefea Kam Ha
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#8
Es gibt kein Entkommen

Die Elfe kniet vor den Stufen der Gildenhalle der Drachen in Heine und sieht auf den vor ihr liegenden blutverschmierten Elfen hinunter.
Sie fischt nach einem der Verbände, die Mikarion ihr gebracht hatte, und beginnt sich den unzähligen blutigen Wunden zu widmen.
Ihre Hände und der Großteil ihrer Robe sind bereits ebenso mit Blut beschmiert wie der Verwundete selbst.
So wird das nichts.
"Ellen", hört man sie rufen.
Wenig später kommt die Frau mit den gütigen Augen auch schon aus der Tür heraus.
"Was macht ihr nur immer für Sachen?", sagt sie als würde sie mit Kindern reden.
"Wir müssen ihn erst einmal auf ein Zimmer bringen"
Beide mühen sich nach Kräften ab den Elfen möglichst sanft in die Gildenhalle zu tragen.
Die Treppe in das erste Geschoss fast hinter sich lassend, sieht die alte Dame Norelle nachdenklich an.
"Es sind alle Zimmer belegt und wie müssen und um seine Wunden kümmert bevor der Wundbrand einsetzt und dann brauch er erst einmal sehr viel Ruhe"
"Es ist schon gut. Wir werden ihn in meine Räume bringen"
Die Alte lächelnd, als hätte sie nichts anderes gewollt.

Vorsichtig wird er auf dem Bett abgelegt.
"So ich werde sehen was ich finden kann um die Wunden zu versorgen. Du kümmerst dich darum, dass er aus den alten Sachen heraus kommt"
Die Elfe fügt sich widerspruchslos, Ellen würde keinen dulden, das wusste sie nur zu gut.
"Alte Wunden...nun ja", murmelnd.

Schritte künden davon, dass Ellen mit ihren Besorgungen wieder da ist.
"Hier nimm diese Tuch...und ja hier hast du die Wasserschale und säubert damit die Wunden! Sei ja vorsichtig! Ich werde sie mit sie dann mit dieser Tinktur darauf geben und sie verbinden.
Wir haben keine Zeit zu verlieren"

Als das Werk vollendet ist, lächelt die Alte und geht mit den Worten "Viel Ruhe hörst du".

Die Elfe sieht auf den im Bett liegen herab.
"Ich kann die nicht verzeihen, nicht jetzt und nicht so. Zu viel ist geschehen, zu viel wurde gesagt und noch viel mehr blieb unausgesprochen"
Sie macht sich daran die großen Fenster zu schließen und die schweren Vorhänge zu schließen.

Dann hört man Schritte poltern.
Ellen betritt das Zimmer nach Luft japssend.
"Ich habe hier noch ein paar frische Sachen für ihn sollte er erwachen und " sieht sie tadelnd an und fuchtelt mit einer Krone vor ihr herum, "So was lässt man doch nicht vor der Tür liegen...tzzz". Sie legt sie sorgfältig auf einen Nachtisch und geht etwas vor sich hinmurmelnd.
"Ach ja und ein Bad würde dir auch gut tun...Kind du siehst schon wieder scheußlich aus! Das ganze Blut!"

Die Tür schließt sich und die Elfe ist alleine.

Seufzend legt sie die Sachen für ihn sichtbar auf einen Stuhl, schnappt sich aus ihrem Ankleidezimmer eine frische Robe, schließt die Türen zum Schlafzimmer und sieht sich in ihrem Arbeitszimmer um.

Wieder hört man Poltern und wieder kommt die Alte herein, eine großen Bottich vor sich her schiebend.
"Ich dachte ich kümmere mich mal um das Bad", grinst während sie sich ans Werk macht.

Norelle sinkt müde auf ein Sofa und sieht der Frau dabei zu wie sie was man bei ihrem Alter nicht erwarten würde ungewöhnlich schnell alles herrichtet.

Schließlich liegt die Elfe in dem warmen Wasser sieht zu dem leise brennenden Kamin hinüber und betrachtet ihre Arme.

Betrachtet die hellen blauen Linien, die sich um ihre Arme schlingen ausgehend wie es scheint von ihrer linken Hand.

Doch Müdigkeit übermannt sie und fällt in einen tiefen Schlaf.

„Es ist erschreckend wie wenig du mich kennst“
„Woran das wohl liegt“

Die Worte hallen in ihren Gedanken wieder.
Sein Blick, kalt, verletzend.

Eine zischende, unangenehme Stimme meldet sich zu Wort.

„Siehst du…so ist es und so wird es bleiben. Die Liebe, sie ist nichts für dich und sollte es auch nie sein. Du bist zu anderem ausersehen.
Hast du es denn immer noch nicht verstanden???

Wie viele müssen noch gehen…bevor du begreifst, dass du nichts weiter als Tod, die Verzweiflung bringst.

Ohh wir wissen darum…wir sehen es in deinen Augen. So unendlich blau, so tief. Sie sind stille Zeugen deiner Macht…die zur Einsamkeit verdammt!

Du kannst nicht lieben…“

Eine Pause entsteht.

Sie sieht sich einer Gestallt in einer tiefblauen Robe gegenüber. Das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Nur dann und wann blitzen die kalten, fast schwarzen Augen auf.

„Sieh dich doch an, du gehörst uns…die Linien von uns geschaffen. Einst waren sie tiefblau…nun sie sind verblichen aber sie haben immer noch bestand. Sie sollen dich daran erinnern WER du bist…“

„Law…“ Ein Schrei. Verzweiflung.
Es ist als könnte man ein Grinsen unter der Kapuze wahrnehmen.

„Ich werde dich immer finden…es gibt kein Entkommen. Du hast mich unsterblich gemacht“



Blinzelnd erwacht sie, das Feuer im Kamin ist noch nicht ganz herunter gebrannt.

Mit vor Schrecken geweitet Augen sieht sie, dass Badewasser an.
Es war blutrot.
Sie will aufstehen wobei ihr Blick auf ihre Arme fällt, die völlig blutig gekratzt sind.

Einen Schrei unterdrückend, angelt sie nach einem Handtuch.




Zur Einsamkeit verdammt

Vorsichtig wird die Tür geöffnet und jemand huscht in das Zimmer hinein.

Sie sieht sich um und lauscht.

Nichts...

Sie streift ihre Stiefel ab und legt sie leise beiseite.

Lautlos bewegt sie sich in dem Zimmer, das von den letzten Sonnenstrahlen des Tages in ein mattes Licht gehüllt wird, auf einen Sessel zu, von dem aus sie die Türen zu einem angrenzenden Raum im Blick hat.

Es ist schmerzhaft aus einem Traum aufzuwachen und festzustellen, wie gnadenlos die Wirklichkeit sein kann.
Aber wenn dein schlimmster Albtraum dich nicht mehr loslässt und alle Grenzen verschwimmen, was ist dann wirklich?

Kann man sagen was einen mehr verletzt, was einen mehr zweifeln lässt an der Richtigkeit der Dinge?

Ich habe beides erlebt.

Das Leid...es ist grenzenlos wenn man erst einmal erkannt hat wie kalt und gleichgültig die Welt ist und wie gnadenlos in allem.

Die Antwort ist, dass es gnädiger ist an einen Traum zu glauben, als an eine Wirklichkeit, die sich nie ändern wird.

Ich will noch daran glauben, dass ich aufwachen kann, aber auch wenn ich es mir wohl nie eingestehen wollte, weiß ich längst, dass es nicht mehr geht und niemals möglich gewesen wäre.

Ich habe Angst vor dem was ich nicht aussprechen will, Angst zu akzeptieren, dass es alles wahr ist.

Ich bin verloren in dieser Angst und sie lässt mich vergessen wer ich bin, alles wird von ihr beherrscht.

Du liegst jetzt dort, nur zwei Türen trennen uns und doch sind wir weiter von einander entfernt als je zuvor.

Es ist alles so wirr und es fühlt sich so falsch an.

Aber je länger ich hier sitze, als einzige Gesellschaft meine Trauer, desto klarer wird mir, dass es unausweichlich war.

Es hätte nie sein sollen...

Am Ende sind wir alle zur Einsamkeit verdammt.

Der Blick hängt starr an der Tür.

Das Zimmer versinkt in der Dunkelheit einer sternenlosen Nacht.

Müde Augen blicken immer noch zu den Türen hinüber, doch sie werden keinen Schlaf finden...werden ihn nicht finden wollen.

Kalter Wind stiehlt sich durch offen stehenden Balkontüren herein.

Der Mond tritt aus den Wolken hervor und wirft ein kaltes Licht auf das Gesicht in der Dunkelheit.

Unwirklich blass, weiß wie frisch gefallener Schnee.

Die Augen in das dunkles Grün eines tiefen Sees getaucht, wissend, dass der Sturm kommen wird.


Am Abgrund

„Ich bin nur eine Waffe. Gib mir eine Auftrag und ich werde ihn für Euch erledigen.“ Die Worte Mikarions hallen in ihren Gedanken wieder.

Nur eine Waffe…

Stimmen dringen an ihr Ohr.
„Norelle?“
Sie nimmt sie kaum wahr, der Blick starr auf das Feuer im Kamin gerichtet.

Alles was sie sieht ist der Abgrund, in völlige Dunkelheit gehüllt ohne ein Ende.

„Ich stehe am Abgrund
Die Finsternis unter mir

Mein Herz ist tot
So muss es wohl sein
Augen blicken leblos umher
Ihr Glanz erloschen“

Sie sieht ihn vor sich, die Zeilen des Gedichtes sprechen, wie er sich abwendet.
Dann ist da nur Schwärze.
Eine Hand verharrt ausgestreckt am Abgrund, wohl wissend, dass es nichts mehr gibt, was es zurückzuhalten gebe.

Zischend dringt eine Stimme an ihr Ohr.
„Hast du wirklich gedacht, du könntest gehen? Hast du wirklich gedacht es wäre so einfach?“
Ein tonloses Lachen ist zu hören.
„Nein, komm mir nicht damit! Wir wissen beide es ist eine Lüge. Du hast kein Herz. Es war nie da und wird nie da sein.
Sieh mich an!“
Kalte, stechende Augen blicken ihr entgegen.
„Alles was du berührst wird vergehen, alles was du meinst zu lieben. Du bringst den Tod und nichts weiter, das ist deine Aufgabe, deine Bestimmung. Sieh es ein, du bist nichts weiter als eine Waffe, eine Figur in einem Spiel, das du nicht verstehst.
Komm…“
Eine knochige Hand wird ihr entgegen gestreckt.
„Es ist aussichtslos, akzeptiere es und kehre zurück zu uns“

Dunkelheit.

„Du hast deine Entscheidung eigentlich doch schon längst getroffen... du willst das allein durchziehen, komme was wolle.

Ich bin nur die Dekoration in der Geschichte…“

Tonlos, goldene Augen sehen sie aus der immerwährenden Nacht an.

Das Bild verblasst.

Sie will schreien. Will das Bild festhalten. Will sagen, dass es alles anderes ist.
Aber reglos, still verharrt sie.

„Norelle ist dir klar, dass nur der Gedanke an deinen Tod mich vor diesem Dämon bewahrt hat?“
Die Nacht weicht, goldene Augen blicken sie wieder an. Der Kamin, das Zimmer, alle taucht aus dem Schlaf in der Finsternis wieder auf.

Wie zuvor sitzt sie auf dem Sofa, er kniet vor ihr.

„Ich liebe dich immer noch“

Der kleine Mithrilring, wird von der Kette genommen und er hält ihn ihr hin.

„Ich möchte dich immer noch heiraten, auch ohne Priester. Es ist mir egal. Und das Kind…Ich werde es lieben, ob es nun das meine ist oder nicht“

Die Worte, sie hätte nicht gedacht sie würde sie jemals hören, hatte alles für verloren gehalten. Es ist so unwirklich…

Die nächsten Augenblicke verwischen, so unwirklich sind sie.

Sie rutscht zu ihm vom Sofa und fällt in seine Arme.

„Ich werde an dem Tag zerbrechen an dem du wieder gehst.“ Kaum mehr als ein Hauchen an seinem Ohr.

„Ich weiß…aber dann zerbrechen wir beide“
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#9
Smile
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#10
Es musste noch in der Nacht gewesen sein

Es musste noch mitten in der Nacht gewesen sein, als sie geweckt wurden durch das Hämmern an der Tür.

Sie blickt auf die Flammen, die sich immer mehr einverleiben, getrieben von einem unstillbaren Hunger.

Er war mit ihm davon geeilt, sie war zurück geblieben. Sie konnte den Lärm hören.

Die Flammen schienen unaufhaltsam in ihrem Schaffen alles zu verschlingen.

Bewegungslos, völlig still, stand sie in mitten des Chaos und sah wie alles was sie besessen hatte ein Raub der Flammen wurde.
So viele Erinnerungen…so vieles was auf immer verloren war….

„Hier“, ein Wassereimer wird ihr in die Hand gedrückt, sie sieht in verständnislos an. Hände nehmen den Eimer wieder an sich und es folgt der nächste und immer so fort.


Ein Ork, Elfen, es war nicht klar, was genau geschehen war...das Gutshaus war verwüstet

Der Blick in die Ferne gerichtet, steht sie am Eingang des Tempels des Menschengottes.

Sie lehnt an der Wand und sieht in die Nacht hinaus, blickt zu den Sternen.

Ruhe lag über der Stadt, sie war in einen stillen Schlaf getaucht.

Aber die Elfe würde keinen Schlaf finden wollen.

Sie streicht über das Bäuchlein, das nunmehr schon sichtbar unter ihrer Robe abzeichnet.
Ein Lächeln huscht über ihre Züge.

Die Wolken geben für einen Augenblick den Mond frei, silbernes Licht hüllt sie ein.

Ihre Haut ist unnatürlich blass, die dunklen Haare umrahmen das Gesicht wie einen Schatten, die Robe zeugt deutlich von den Strapazen der letzten Tage.

Die Ärmel ihrer Robe hochschiebend, betrachtet sie die verschnörkelten Linien auf ihrer Haut, die im Mondlicht unnatürlich wirken.
Sie fährt die Linien an ihrem linken Arm versonnen mit dem Finger nach.

Ein Tag war vergangen, ein Tag, der vieles verändert hat…

Der Schatten senkt sich über sie nieder, eine Wolke verdunkelt die helle Silberscheibe. Ihre Augen schließen sich, Gedanken an das Geschehne geistern in ihrem Kopf.

Beinahe hätte es hätte es sie das Leben gekostet, aber stattdessen war ihr ein neues geschenkt worden, ein freies Leben.

„Aduial“, der Wind trägt die leisen Worten mit sich übers Meer, die Gedanken, die Geschichte, die nur sie kannten…


Schatten

Schatten spielen auf dem Boden.
Matt fällt das Licht hinein, taucht die Welt in einen silbernen Schleier. Blätter rascheln im Wind, Vorhänge bewegen sich Geistern gleich.

Nackte Füße gehen durch das Schattenmeer, der Körper ein Gefangener der der Geister.

Der Blick gen der Silberscheibe am Himmel, gen der Sternenpracht.

Gedanken…

Lippen bewegen sich unmerklich, der Wind klaut ihre Worte und trägt sie weit fort.

Wünsche, sie mögen das kalte Licht am Firmament erreichen.

„Dich zu sehen, dich zu berühren, dich zu fühlen um dir zu erzählen…“



Das Morgenlicht huscht über das Gesicht mit den geschlossenen Augen, die Nacht schon fast vergessen.
„Ich hatte gehofft du würdest besser schlafen…wenn ich bei dir bin.“, die Stimme klingt traurig ohne anklagend zu sein.
Die Augen öffnen sich, sehen in den Himmel, in die Sonne und wenden sich dann ab.
„Ich weiß…“, die kurze Antwort.

Für einen Moment ist es vollkommen still, dann kommt Bewegung in die Szene. Sorgenvolle Augen blicken die Gestallt an, die sich auf dem kleinen Balkon befindet, die Arme um den Körper geschlungen, die dunklen Harre umhüllen sie einem Mantel gleich.

„Norelle…“, die Sprecherin ist aus dem Bett aufgestanden zum Balkon gegangen und beugt sich zu der anderen.
Sacht berührt die Hand, die Schulter, die sich durch den dunklen Mantel abzeichnet.

„Norelle…du…wir sollten gehen. Ich ertrage es nicht mehr dich so zu sehen…“

„Mae…es ist an der Zeit zugehen“


Die Hand an der Wiege

Ein Lächeln umspielt die Züge der Elfe. Die Haare sind streng nach hinten weggesteckt und der Körper in eine schichte dunkle Robe gehüllt.
Die Hand liegt an der Wiege, der Blick ruht auf dem Kind, sicher unter der Decken liegend.

Eine leise Melodie erfüllt den Raum, ein Summen welches den Jungen weckt. Die Augen öffnen sich und sehen die Mutter an, kleine Augen, goldgleich.

Sie will dem Jungen über die Wange strechen als er sich die Finger schnappt und vergnügt gluckst und sie weiterhin anlächelt.

Ein Ausdruck liebevoller Milde breitet sich auf ihrem Gesicht aus.

„Ich wünschte, es könnte immer so sein, aber wir müssen gehen. Ich wünschte ich könnte dich vor dem beschützen, was das Schicksal dir bereiten mag, aber ich kann es nicht…“

Stille

„Jedes Gefängis, welches ich dir zu deiner Sicherheit bauen könnte, wird sich am Ende als nutzlos erweisen…und wenn es du selber bist, der es durchbricht“

Das Gesicht spricht von Trauer, die Worte leise.

„Wir werden gehen…“ Sie sieht auf das Kind und man kann das Lächeln wieder erahnen welches zuvor auf ihren Zügen lag.
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