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Verdammnis.
#1
Eine mächtige Stimme sprach.
"Der heilige Geist Paagrios kann dich nicht mehr retten.
Deine Seele wurde dazu bestimmt in ewiger Dunkelheit zu verrotten.
Verdammt auf alle Zeit."


Shia schreckte auf.
Sie sah sich um. Der Ort kam ihr vertraut vor... Ja, es war ein Nebenraum des Tempels in dem sie lag. Langsam erhob sie sich und ging in den großen Hauptraum des Tempels.
Die drei Gesichter Paagrios drehten sich nicht mehr und auch das große, unlöschbare Feuer, welches sie umgab... war aus.
Was war geschehen?
Unsicher sah sie sich um, doch niemand war zu sehen. Sie rief durch den Tempel, ob denn jemand da sei, doch es kam keine Antwort.
Mit langsamen, vorsichtigen Schritten begab sie sich aus dem Tempel heraus, ständig darauf wartend, dass ein Feind versuchte sie umzubringen.
Wurden die Oroka besiegt!?
Doch niemand versuchte sie aufzuhalten, es war auch kein Feind weit und breit zu sehen.
So machte sie sich auf in den Thronsaal, obwohl dort der Feind thronen könnte und sie gefangennehmen und noch schlimmeres tun könnte.. Aber sie hatte viel mehr Angst davor, was sie im Thronsaal _nicht_ mehr vorfinden könnte...
Als sie die Rampe zum Thronsaal hinaufgegangen war, sank sie auf die Knie.
Kakai war nicht dort, niemand war dort, nicht einmal der Feind.
Sie begann zu schluchzen, Tränen rannen über ihr Gesicht, ein ungewohntes Gefühl.
Die Oroka mussten alle tot sein, denn niemals würden sie den heiligen Tempel schutzlos stehen lassen, eher würden sie sterben.
Sie ging zum großen Vorplatz und setzte sich auf dessen Stufen.
Nirgendwo war Blut zu sehen, es war alles völlig unberührt, keine Spuren eines Kampfes.
Trug sich die Schlacht woanders zu?
Bevor sie sich auf in den Wald machte, ging sie ins Waffenlager, in der Hoffnung, dort etwas Nützliches finden zu können.
Und tatsächlich, es war unverschlossen - und vollständig mit Waffen gefüllt.
Sie verstand nicht, was vor sich ging, also nahm sie einen Kampfstab heraus, gefasst auf alles, was kommen möge.
Ich bin der schwarze Zerschmetterling. Hast du mich vermisst?
[Bild: shiafj2.jpg]
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#2
Der Vater ihres Kindes tot, die Hoffnungsträgerin ihres Herzens tot, ihr Zwillingsblut im Koma. Es war ungewöhnlich. Der Nachhall einer späten Einsicht, die sie bis ins Mark erschütterte: Sie vermisste.

Sie vermisste die markanten Unterschiede zwischen ihnen, die sie so sehr geprägt haben.
Sie vermisste das feindselige Gesicht, einer so vertrauten Person, das sie so viel lehrte.
Sie vermisste die sinnlosen Dispute, die ihr zeigten, was wirklich wichtig war.
Sie vermisste die Stimme, die Erklang, wenn diese Dispute stattfanden.
Sie vermisste die ablehnenden GEsten, die stets nur eines hiessen: Rette mich, Schwester!

Tränen liefen über ihr Gesicht, während ihre Finger bedächtig über die Wange der im Koma liegenden Orkin strichen. "Ich wollte Dich retten, Schwester!" Wie eine Rechtfertigung klang es. Eine bittere Rechtfertigung, in der sie sich all die verpassten Gelegenheiten zum Vorwurf machte. Ihre lippen pressten sich selber aufeinander, als sie sich zur Stärke aufforderte und schließlich ihre Haltung korrigierte. Rasch wischt ihr Handrücken die Tränen von ihren Wangen und sie tritt unsicher von dem Bett der Schlafenden hinfort. Einfach, um ihre Aufmerksamkeit von diesem elendigen Anblick zu lösen. Unsicher wirkte sie. Schien nicht in den Raum hinein zu gehören. Schien fehl am Platz. Machtlos.

Doch dann...

Ihre Miene verhärtete sich. Ein kühler Schimmer glitt in das tiefe Grün ihrer Iris. Eine Wandlung ihres Gemütes ging vor sich, der eine tiefe Entschlossenheit mit sich führte:

Sie trat wieder an das Koma-Bett, griff unnötig ruckartig nach Shias Haar, als erhoffe sie sich wenigstens einen schmerzvollen Gesichtsausdruck der Orkin, und drückte ihren Kopf weiter in den Nacken, als wolle sie, dass diese Ihr in die Augen sah. "Was ist nur aus Dir geworden?!" Knurrte sie sie kehlig an, in einem drohenden Tonfall, den sie nur in den härtesten Streitgesprächen zwischen Shia und Sich auflegte. "Sieh Dich nur an! Erbärmliches, törrichtes kleines Kind, dass Du geblieben bist! Hast Du endlich resigniert?!? verdammt sollst Du sein, wenn DAS Deine Entscheidung sein soll!!!" Sie vollzog einen auffordernden und unnachgiebigen Ruck an Shias Kopf. "Feigling!" Zischt sie. "Feigling! Gibst Dich zufrieden mit dieser Gemütlichkeit des Komas, hrmm?! Es macht alles so viel einfacher, hrmm?! Sich einfach fallen lassen, hrmm?!" Sie lässt das Haar los und ballt ihre Hand zur Faust, um ein Zittern der Finger zu unterbinden. Doch was sie an ihrer Hand verhinderte übertrug sich auf ihre Lippen. Sie schnappte nach Luft und rang sich zu einem letzten herabblickenden Satz durch: "Ich werde für Dein Seelenheil beten."

Dann wandte sie sich ab. Nicht länger hielt sie es aus sich zu verstellen. "Gespielter Zorn"... sie schüttelte resignierend den Kopf, während sie mit raschen Schritten aus dem Raum stürmte. Sie musste wirklich verzweifelt sein. Wie viele geliebte Oroka sollten sie noch verlassen?
[Bild: siggi3.jpg]
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#3
Den Kampfstab fest umklammernd schritt sie aus der Waffenkammer heraus und sah sich um, ob nicht vielleicht doch einige Lebenszeichen zu erkennen sein mögen.
Doch nichts rührte sich.
Nur ein kleines Lüftchen wirbelte an ihrem Körper hinauf.
Aus dem Lüftchen wurde ein kleiner, permanenter Windstoß.
Aus dem Windstoß wurde ein kräftiges Wehen.
Aus dem Wehen wurde eine starke Windböe.
Shia sah verwundert in die Richtung aus der der Wind kam, konnte aber nur sich leicht durch den Wind biegende Bäume sehen.

Bis sich der Himmel über ihr verdunkelte.
Sie blickte nach oben und erstarrte.

Ein Drache!
Er flog Kreise über der Ork-Stadt und schien sie noch nicht bemerkt zu haben.
Nach anfänglicher Schockstarre wandelte sich die Angst in unbändige Wut.
"Du hast ihn umgebracht! Du hast sie ALLE umgebracht!", schrie sie und wollte gerade einen Feuerball formen als sie ruckartig am Haar nach unten gezogen wurde.
Nach dem unsanften Aufprall auf der harten Erde wurde sie nicht minder unsanft hinter die nächste Häuserwand gezogen.
Ihr war mittlerweile alles egal, sie riss sich aus den Armen des Unbekannten und begann auf sein Gesicht einzuschlagen.
Auch wenn sie entgegen anderer Schamaninen körperlich nie besonders kräftig war und sich stets nur auf die geistige bzw. magische Kraft konzentrierte, so begann der unbekannte Angreifer zu taumeln, bis er schließlich zu Boden ging.
Wie in Raserei stürzte sie sich auf ihn und schlug weiter auf ihn ein, Schlag für Schlag ließ sie all ihre Frustration an ihm aus.
Bis der Angreifer einfach ihre Hände festhielt.
Sie konnte sich nicht befreien, der Angreifer war einfach zu kräftig und ihre Schläge schienen ihm auch nicht wirklich Schaden zugefügt zu haben, er fluchte ein wenig, aber schubste sie von sich und stand dann auf.
"Bist du des Wahnsinns!?", fuhr er sie an.
Erst jetzt musterte sie ihn.
Er war ziemlich hochgewachsen, recht kräftig und - ganz eindeutig ein Oroka.
Jedoch einer, den sie vorher noch nie gesehen hatte.
Wortlos stand auch sie auf und blickte anschließend zu Boden.
Ihre Gefühlswelt war ein Chaos, eben blickte sie noch mutig dem Tod entgegen, den sie am meisten fürchtete und nun war sie doch noch am Leben und auch noch von einem Unbekannten gerettet, den sie in der Orkstadt noch nie zuvor sah.
"Wer... bist du?", fragte sie zögerlich.
"Conchun.", antwortete dieser und schien sichtlich erleichtert, dass Shia aufgehört hatte irgendwelchen lebensgefährlichen Unsinn zu machen.
"Wieso hast du dich dem Groankrór (orkisch für Drache) entgegengestellt?", fragte er sie nun mit gerunzelter Stirn.
"Wieso hätte ich es nicht tun sollen? Ich habe nichts mehr, für das es sich zu Leben lohnt!", fauchte sie in einem unfreundlichen Tonfall, den ihre Schwester Lia für Shias normalen Tonfall gehalten hätte.
Conchun, ein sehr ungewöhnlicher Name für einen Oroka, dachte sie bei sich.
(Conchun bedeutet Güte auf orkisch, ein äußerst selten genutztes Wort in einer Gesellschaft, die sich durch Stärke definiert.)
"Woher hast du deinen Namen?", fragte sie ihn misstrauisch.
"Ist das wichtig?". Er musterte sie, die Frage schien ihn aufgewühlt zu haben. "Viel wichtiger ist doch: Wer bist du und was machst du hier!? Ich habe dich hier noch nie gesehen und doch scheinst du eine Schamanin zu sein, die es schafft große Feuerbälle zu erschaffen. Also scheinst du mächtig zu sein und doch kenne ich dich nicht. Gibt es dafür eine Antwort?"

"Ich bin...." daraufhin wurde ihr schwarz vor Augen.
__________
OOC: Andere Oroka dürfen gerne Shias Komaleiche besuchen und schreiben, wie sie auf euch wirkt, was für Gedanken euch in ihrer Gegenwart durchschwirren oder gar mit ihr sprechen, auch wenn sie nicht antworten wird Wink
Ich bin der schwarze Zerschmetterling. Hast du mich vermisst?
[Bild: shiafj2.jpg]
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#4
Zögerlich, beinahe vorsichtig, trat sie in den kleinen Raum, in dem die Schamanin lag. Neugier war es wohl, die sie dazu trieb. Viel hatte sie gehört und an ein paar Dinge konnte sie sich noch erinnern.

Sie erinnerte sich an die Erscheinung der Schamanin. Sie hatte sich oft aufwändig gekleidet und ihr Haar sorgfältig nach oben geflochten. Es lag immer etwas in ihrem Blick, das sie unsicher machte. Ja, dachte sie, vielleicht hatte sie damals sogar ein wenig Angst vor ihr gehabt. War sie nicht immer grösser gewesen als jetzt, da sie so dalag, reglos?

Sie erinnerte sich daran, wie sie die Leute in ihrer Umgebung hatte von ihr sprechen hören. Die meisten Oroka sprachen mit Respekt von ihr, auch wenn einige sie nicht unbedingt schätzten. Eine Schamanin eben, hätte ihr Vater verächtlich gebrummt, was versteht die denn von Kriegsführung.

Sie erinnerte sich nicht daran, jemals selbst mit ihr gesprochen zu haben, oder dass diese mit ihr gesprochen hätte. Für sie hatte es immer den Anschein gehabt, dass die Schamanin sie höchstens kurz wahrnahm, mehr als ein Ding als als einen Orok, als jemand oder etwas, das eben auch da war. Aber das war schon lange her. Und waren nicht viele der Oroka damals in dieser Weise mit ihr umgegangen?

Sie erinnerte sich an den Blick ihrer Augen. Kalt war er ihr immer vorgekommen, abschätzig. Doch es hatte immer ein Feuer in ihnen gebrannt. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie sich oft, bewusst oder unbewusst, an ihre Mutter geklammert hatte, wenn sie die Schamanin näherkommen sah. Und dass sie sich jedes Mal unwohl gefühlt hatte, als die Schamanin nicht einfach weiterging, sondern stehenblieb, um mit ihrer Mutter zu reden.

Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter. Sie ist eine Schamanin, die Respekt verdient, hatte sie oft gesagt. Und, wenn sie sich genau erinnerte, hatte ihre Mutter trotz ihrer Stellung immer Respekt vor der Schamanin gezeigt. Sie spricht mit den Geistern, sagte sie, das verdient Respekt. Und sie konnte sich erinnern, dass ihre Mutter und ihr Vater oft darüber gestritten hatten, wieviel Respekt nun ein Schamane wirklich verdient... und oft nicht nur mit Worten.

Sie trat näher. War dieser Körper, der dort lag, wirklich noch dieselbe Person? Dieselbe unheimliche, respekteinflössende Gestalt? Wie um ihre Gedanken selbst zu beantworten, schüttelte sie leicht den Kopf. Ob sie jemals wieder aufwachen würde?
Als würde sie etwas verbotenes tun, sah sie erst links, dann rechts über die Schulter, ehe sie die rechte Hand ausstreckte und die liegende Schamanin leicht an der Schulter berührte.Seltsam, dachte sie, vor langer Zeit hätte sie nicht einmal gewagt, ihr in die Augen zu sehen... und nun war es so leicht, sie einfach zu berühren... und es geschah nichts. Früher hatte sie geglaubt, dass die Schamanin Blitze aus ihren Augen schleudern konnte und hatte sie nicht damals zu Kreeina gesagt: Wenn du das noch einmal machst, dann kommt die tahtakh-'magosh und verbrennt dich mit ihren Blitzen? War die Schamanin nicht für sie Kinder eine Art Drohfigur gewesen, solange bis ihr Vater gelacht und ihr erklärt hatte, dass sie auch nur ein Orok sei?

Wie seltsam fühlte es sich an, sie zu berühren. Ihre Haut war nicht kalt, aber auch nicht richtig warm... Sie musste schmunzeln. Es war, als hätte das Schreckgespenst ihrer Kindheit all den Schrecken verloren und wäre zu einer Person geworden. Einer zweifellos Respekt verdienenden Person zwar, die viel vollbracht hatte, die aber eben doch nicht mehr war als nur ein Orok.
Sie zog ihre Hand wieder zurück. Nur ein Orok. Schlafe weiter, dachte sie, und wach eines Tages auf und erzähl mir von damals. Von meiner Mutter. Einen letzten Blick auf die Schlafende werfend, drehte Thaarmakk sich um und verliess den Raum wieder.
Oghtaqa, Varasha-thaq, Urutu-ekk
urgh-na paash Paagrio-thaq

Thaarmakk, Oghtaqa-thaq, ?-ekk

Rorrth, Gorgh-thaq, Neruga-ekk
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#5
Langsam und erhaben führten den in die Jahre gekommenen, dünnen Ork in die Kammer des Telpels, dessen Feuer eben sein Gebet erhörte. Wäre es nicht, würde er wohl zittern, kälteanfällig, wie er war.
Doch nun stand er vor ihr, mit niemand Anderem im Raum, zog eine Augenbraue die faltige Stirn herauf und fuhr sich einmal mit der Linken über den Kopf, der von roten Stoppeln übersät war.
Nicht viel wusste er über die Person, die da vor sich lag, nur Fetzen aus Gesprächen und Gedanken derer im Dorf, welche er mitverfolgte, führten seine Fährte zu ihr, die Neugierde in ihm stillen wollend, die er nur zu gut kannte.

Eine ganze Stunde, die wohl dem Nachdenken, der Konzentration und der schließlichen Entscheidung galt, verging, nun kniet er vor ihr, betrachtet skeptisch die Züge des sich nicht bewegenden Gesichtes.
Schließt seine Augen, legt zwei Figner der Rechten an ihre Stirn.
Auf dass der Funke der Wissbegierde aus seinem Kopf in sie hineingleite, sich in ihrer Stirn vertiefe, langsam, wie ein Kiesel, der in einem großen See untergeht, bis er ankommen würde und in ihre Wahrnehmung blickt, ihre Visionen, ihren Traum erkennt, er ihm schlußendlich zuteil wird, er durch ihre Augen sähe...
[Bild: 43308787dt3.gif]
Macht nutzt den ab, der sie nicht besitzt.
Giulio Andreotti
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