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Karan Charaktergeschichte
#1
Die wir sehen, müssen wir doch noch lange nicht sichtbar sein.
Die wir hören, müssen wir doch noch lange nicht hörbar sein.
Die wir auf Erden wandeln, müssen wir noch lange nicht aus ihr bestehen.
Denn wir sind jene, die sind und nicht sind.
Wir sind nicht Richter noch Rächer.
Wir sind die Beobachter, Wesen des Nichts, alt wie die Welt.
Nicht fassbar sind wir, den Sterblichen entwichen, den Göttern bekannt und doch von ihnen unberührt.
Jene, die von uns wissen, nennen uns die Avranel.

Was für die Sterblichen Äonen sind, sind für uns nicht mehr als ein Lidschlag, denn Zeit existiert nicht für uns.
So wie wir an einem Ort sind, sind wir überall, denn wie sind wie der Wind und sind es doch nicht.
Zwar mag das Leben eines Sterblichen, gleich welcher Rasse, uns vorkommen wie ein Sandkorn in der Uhr der Ewigkeit, wie eine leichte Brise im stärksten aller Orkane und doch muss ich gestehen, dass zuweilen jene Wesen unsere Aufmerksamkeit erringen.
Selten nur, selten wie die Geburt einer neuen Welt, jedoch fasziniert uns ein solches Wesen und wir widmen uns seiner gänzlich, vergessen alles andere, was die Welt uns bietet.
Und doch geschah dies, geschah mir.
Wer ich bin?
Ich bin Karan, ein Teil des Ganzen, das wird sind, ohne Namen und doch ich.
Doch wichtiger ist es, über wen ich zu berichten gedenke.
Vielfalt ist eine der großen Gaben der beiden, die diese Welt sind und vielfältig sind die Wesen, die sie hervorbrachten.
Ewigkeiten ist es in den Maßstäben der Sterblichen her, dass eine dieser Rassen sich aufspaltete, dass Brüder zu Blutfeinden wurden, dass das Surren von Magie der glorreichen Elfen Ihresgleichen zum Verhängnis wurde, dass eine Rasse entstand, die von den Göttern nicht geschaffen ward.
Diese Rasse ist weithin bekannt als die Dunkelelfen.
Unzählige Häuser erwarben Macht und wurden durch Intrigen zu Fall gebracht, Jahrtausende zogen ins Land und das Antlitz der Welt veränderte sich.
Wie die Ameisen sind die Sterblichen in unseren Augen, zahllos und unbedeutend.
Und doch kann selbst eine Ameise das Auge eines Gottes fesseln, wenn sie nur weiß wie.
So begab es sich, dass vor einigen Hundert Jahren in der Zeitrechnung der Sterblichen einem der damals führenden Häuser, dem Qu’ellas Ra’kor unter Führung der Ilharess Cashrena Ra’kor, ein Kind geboren wurde, dass man Karan nannte.
Den Sterblichen sind, wie weithin bekannt, gewisse Unterschiede gegeben, die sie in die Gruppen der Männer und Frauen aufteilen.
So sinnvoll diese Unterteilung aus Gründen der Fortpflanzung erscheinen mag, so viele Probleme bringt sie doch mit sich.
Das Haus Ra’kor war geleitet von bedingungslosen Anbetern Shilens und so war es jenem Jungen verwehrt allzu schnell und allzu weit aufzusteigen.
Lediglich die übliche Ausbildung als Schwertkämpfer wurde im zuteil und dies erfüllte ihn mit Zorn, denn er meinte, dass er zu Höherem bestimmt war.
Um dies zu erreichen, seine Bestimmung, wie er es nannte, zu erfüllen, versuchte er mit allen Mitteln eine der Töchter der Mutter Oberin zu verführen.
Jahre vergingen, bis Gaeshara, eben jene Tochter, ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte und ihn schlussendlich zu ihrem Gespielen machte.
Durch einige Vorteile, die diese Stellung mit sich brachte, schaffte es Karan seine Fertigkeiten weit über das normale Maß schulen zu lassen und einen der höchsten Ränge aufzusteigen, die er seines Geschlechts innehaben konnte.
Jahrzehnte lang bekämpfte er eifrig Ra’kors Feinde und blieb so in der Gunst Gaesharas.
Doch nichts hält ewig bei den Sterblichen, alles vergeht, manches langsamer, manches schnell.
Und so wandte sich Gaeshara irgendwann einem anderen zu und Karan verlor zunehmend an Ansehen.
Der Hass keimte in ihm auf, brannte wie Shilens Feuer der Unterwelt in ihm und wurde stärker und stärker.
Einen Großteil der Schuld gab er jenem neuen Günstling Gaesharas und so beschloss er ihn zu töten.
So begab es sich eines Tages, dass er sich in Gaesharas Schlafgemach schlich und sie dort mit ihrem Liebhaber antraf.
Blind vor Zorn stürzte er sich auf ihn und bohrte ihm die Klinge durch das Herz.
Außer sich vor Wut verständigte Gaeshara die Ilharess um den Krieger für seine Tat zu bestrafen, denn auch wenn Mord durchaus zum Alltag der Dunklen gehörte, so war eine solch plumpe und offene Tötung unehrenhaft und verabscheuungswürdig unter Ihresgleichen.
Verschwendung jedoch wäre es gewesen, einen vielversprechenden Krieger wie Karan, den das Haus vielleicht irgendwann noch hätte brauchen können, umzubringen.
So beschloss man ihn aus Olath Elamshin zu verbannen, ihn zu verstoßen aus dem Haus seiner Geburt, ihm jegliches Ansehen zu nehmen.
Die 3 obersten Priesterinnen des Qu’ellas Ra’kor, die Bannweberinnen Tashraela, Ugrondel und Iknamorin, versammelten sich mit ihren Schülern im Ritualraum des Hauses um die nötigen Zauber zu wirken.
Jedoch war der Bannspruch, der ein bestimmtes Wesen von einem Platz fernhalten sollte, für die Verhältnisse der Dunkelelfen äußerst alt und in einer inzwischen ausgestorbenen Sprache verfasst.
So also verstanden sie nicht, was genau ihre Wort bedeuteten.
Wir jedoch wissen dies sehr wohl, denn jede Sprache ist die unsere, so wie es keine ist.
Wir sprechen keine Worte, die man versteht und verstehen doch alles, vom Rauschen der Bäche bis zum Zwitschern der Vögel.
„Hört uns an, ihr Götter dieser Welt und schenkt uns eure Macht für das, was wir zu tun gedenken. Ausgestoßen sei dies Wesen, unfähig seinen angestammten Platz einzunehmen und die Stätte Seinesgleichen zu betreten. So lange mein Kopf auf meinen Schultern thront sei es verbannt, wenn nicht Jene, die ihn verstießen, anders entscheiden sollten.“
Jene Worte sprachen sie und wussten nicht, zu welchem Schicksal sie sich damit verdammt hatten.....

Karan ward nun also aus der Stätte der Dunklen, der tiefen Stadt Olath Elamshin verbannt und wurde hinausgeschickt in Wildnis, zu tun und zu lassen, was ihm beliebte.
In Höhlen fand er Unterschlupf, das Jagen versorgte ihn mit Nahrung und unachtsame Reisende, die sich der Nähe zu Olath Elamshin nicht bewusst waren, brachten ihm einen gewissen Wohlstand ein, denn noch immer waren seine Fähigkeiten im Kampf weit mehr, als die meisten Sterblichen in ihrer Lebzeit erlernen mochten.
Doch der Hass brodelte in ihm, der Hass auf sein Haus und jene, die ihn verstoßen hatten.
Alles, was ihn erfüllte, war der Gedanke an eine Rückkehr in seine Heimatstadt und Rache an seinen Feinden, die einstmals seine Familie waren.
Doch es begab sich etwas, was nicht jedem Sterblichen vergönnt ist.
Eines Tages überfiel der Ausgestoßene einen alten Mann, der nur in eine Robe gehüllt nahe der Heimstatt der Dunklen Kräuter sammelte. Schnell war der Alte aus dem Hinterhalt überwältigt und flehte um sein Leben.
„Oh hoher Herr, verschont das Leben eines alten Mannes, der nichts als Kummer hat in seinem Leben.“
Verächtlich lachte Karan angesichts der Schwäche dieser Kreatur und holte zum letzten Schlag aus.
„Was könntest du mir bieten, dass ich dich leben ließe, du elender Wurm.“
Doch anders als der Dunkle es erwartet hatte, brach der Alte nicht schluchzend zusammen, sonder erwiderte selbstbewusst.
„Viel weiß ich dank meines Alters und meiner Studien, viel, was auch dir nützen könnte.
Das Mal auf deiner Stirn sagt mir wer du bist, oh Ausgestoßener.“
Karan horchte auf, denn woher sollte jenes erbärmliche Wesen ihn kennen, doch noch bevor er etwas erwidern konnte, fuhr der Alte fort:
„Mehr noch weiß ich über dich. So weiß ich denn, was dir widerfahren ist und weiß um einen Fehler, den deine Peiniger begingen. Lass mich leben und ich will dir sagen, wie du sie überwinden und in deine Heimat zurückkehren kannst.“
Gespannter und gespannter lauschte der Dunkelelf den Worten und gebot seinem Hass Einhalt.
„Sprich, alter Mann, und ich werde sehen, ob du es wert bist weiterzuleben.“
Der Alte erhob sich und nun erst sah Karan, dass er um einiges größer war als er selbst.
„Jene, die dich verbannten, bedienten sich einer Magie, die zu begreifen sie nicht imstande sind. Der Zauber wird gebrochen sein, wenn die Köpfe der drei Bannweberinnen nicht mehr auf ihren Schultern sitzen. Töte und enthaupte sie und du sollst frei sein zurückzukehren und Rache zu nehmen.“
Der junge Krieger überlegte und fand Gefallen an dieser Idee, doch schien es ihm schwer sie umzusetzen.
„Alter Mann, selbst wenn du die Wahrheit sprichst, wie soll ich jene Drei besiegen? Mächtiger Magie bedienen sie sich und ich habe nichts um dies zu verhindern.“
Der Alte lachte und schien weiter zu wachsen. Dann holte er eine Kette mit einem seltsam geformten Anhänger heraus, in dem 3 Steine blau glänzten, und hielt sie dem jungen Krieger entgegen.
„Nimm diesen Anhänger und lege ihn an. Triffst du dann auf eine der drei dir Verhassten, so bete zu Gran Kain er möge dich vor ihrer Magie schützen. Der Anhänger wird dir Gehört verschaffen und kein Zauber soll dir etwas anhaben können, so lange du kämpfst, kein Bann soll deine Streiche behindern. Doch hüte dich, drei Mal nur wird der Anhänger wirken, kein einziges Mal mehr.“
Erstaunt legte Ashrakael das Artefakt an und führte etwas seltsames ihn durchströmen.
„Warum gibst du mir das, alter Mann und wo ist der Haken bei der Sache?“
Die Erde selbst schien beim Gelächter des Alten zu zittern.
„Es ist nur eine alte Rechnung, die du mir helfen wirst zu begleichen. Der Preis für dich ist es, dass dein Leben fortan Gran Kain gehören wird und du somit keinen Platz im Hause Ra’kor mehr haben wirst.“
Bevor noch Karan etwas erwidern konnte verblasste der Alte, der den jungen Krieger nun bei weitem überragte und verschwand gänzlich.

Verwirrt kehrte Karan nach dieser Begegnung in seinen Unterschlupf zurück und begann sich vorzubereiten auf das, was vor ihm lag.
Am nächsten Morgen verspürte er den Drang hinauszugehen, auch wenn er nicht wusste wohin.
Der Anhänger schien ihn zu führen und einer der drei Steine leuchtete heller als zuvor.
Schließlich kam er an den Rand einer Lichtung und hielt dort inne, denn auf dieser Lichtung sah er eine vertraute Gestalt.
Wie kochte seine Blut, als er das Gesicht der verhassten Bannweberin Tashraela erblickte, die dort Zutaten für ihre verderbten Zauber zu suchen schien.
Selbstbewusst trat er auf die Lichtung hinaus und rief ihr mit von Zorn gestärkter Stimme zu:
„Unwürdiges Wesen, sieh mich an, sieh deinem Richter ins Angesicht, denn heute wirst du sterben.“
Überrascht drehte die Bannweberin sich um und blickte ihn erstaunt an, bevor sie begann loszulachen.
„Was willst du von mir, du Wurm, nichts kannst du gegen mich ausrichten. Nicht ich bin es, die heute sterben wird. Dein letzter Fehler war es, dich hier blicken zu lassen, denn ich kenne keine Gnade mit Deinesgleichen.“
Sofort begann sie ihre Zauber zu wirken und Karan bemerkte die Energie sich sammeln.
„Oh Großer Gran Kain, erhöre mich und schütze deinen Diener“, rief er in die Welt hinaus und spürte, wie die Macht seiner Gegnerin sich verflüchtigte.
Geschockte blickte diese ihn an, als er auf sie zustürmte und ihr das Schwert in den Bauch rammte.
Das Leben aus der Wunde fließen sehend sank Tashraela nieder und hauchte mit ihren letzten Atemzügen:
„Oh Shilen, Verrat, dein Vater hat dich verraten“
Schließlich blieb sie regungslos liegen und Karan machte sich an Werk ihren Kopf vom Körper zu lösen.
Als das grausige Werk getan war, durchzuckte ein kurzer Schock den jungen Krieger und er sah, wie einer der drei Steine des Amuletts verblassten.

Ähnlich fielen die anderen beiden Bannweberinnen und so geschah es schließlich, dass auch der letzte Stein des Amuletts verlosch, als Iknamorins Kopf sich von ihrem toten Körper löste.
Dann jedoch geschah etwas, von dem der Alte nichts erwähnt hatte.
Ein seltsames Licht, mehr verdunkelnd als erhellend, begann den jungen Krieger zu umhüllen und nach einigen schier endlosen Sekunden grenzenlosen Schmerzes verlor Karan schlussendlich das Bewusstsein.

Als er erwachte, war es bereits tiefste Nacht und der junge Krieger wusste nicht, wie lange er weggetreten gewesen war.
Das Amulett war verschwunden und irgendwie fühlte Karan sich seltsam, anders als er sich jemals gefühlt hatte.
Torkelnd schleppte er sich zu einem nahen See und trank einige Schluck des kühlen Wassers.
Als er jedoch in den See hinabblickte, erkannte er das Spiegelbild nicht.
Er wusste, dass er es war und doch nicht, denn was er da im Licht des Mondes sah, war nicht das Gesicht, welches er vorher besessen hatte.
Die Züge waren anders, seine Nase schmaler, die Wangenknochen etwas höher, die Augen etwas weiter auseinander, es war einfach anders.
Und noch etwas war anders: Das Mal der Verbannung, das seit dem Tag, an dem der Zauber gewirkt worden war, auf seiner Stirn prangte, war verschwunden.

Schallend war das Gelächter des jungen Kriegers, als er sich so verändert auf den Weg nach Olath Elamshin machte.
In der Stadt der Tiefe angekommen, mischte er sich unter das Volk und schnappte allerlei Gerüchte auf.
Das Haus Ra’kor, inzwischen weit weniger mächtig als zur Zeit seiner Dienerschaft, war in hellem Aufruhr ob des Todes der drei Bannweberinnen.
Und eben jenes Chaos in den Reihen seiner früheren Familie machte sich Ashrakael zunutze und jagte all Jene, die ihn früher gekannt hatten.
Aus seinen alten Fehlern hatte er gelernt und so schaffte er es, dass keiner die Morde mit ihm in Verbindung bringen konnte.
Doch auch als der letzte, dem sein Hass gegolten hatte, tot vor ihm darniederlag, war sein Zorn noch nicht befriedigt, brannte der Hass weiter in ihm.
So beschloss Karan seinen Hass in die Welt hinauszutragen und all jene zu bekämpfen, die seinem Streben nach Macht im Wege stehen würden.

Wie dies geschah, das ist eine andere Geschichte, die ich vielleicht später einstmals erzählen werde....
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