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Kurzgeschichte über Pierotess Vergangenheit
#1
(( ooc : Einst, war Pierotess, vierte Tochter des Hauses Elcarnae mit Kassandra, einer Magierin eines befreundeten Hauses verheiratet, bzw die beiden sollten heiraten, selbst Liebe schien vorhanden, auf der Hochzeit kam es jedoch zu einem Anschlag, ein Vermummter schoss auf sie mit einer Armbrust, der Pfeil war vergiftet, liess sie in ein Koma fallen. Da ich ne Weile nicht spielen konnte war das vom RP her ne geniale Idee die Abwesenheit zu begründen, viel Spass beim lesen. Die Ereignisse liegen schon viele Jahre zurück, stehen im alten Imo Forum aber nicht mehr.:-( Letztlich ist es eine kleine, sehr böse Kurzgeschichte die auch alleine dastehen kann. Viel Spass beim lesen, über Feedback würde ich mich freuen ))



Dunkelheit. Stille. Ihre Gedanken kreisten ums Nichts. Leere. Gestaltlosigkeit. Sie konnte nicht einmal einen Gedanken fassen, denn Nichts umgab sie, Nichts durchdrang sie. Sie war eins mit der Dunkelheit und der Leere.

Dann ein Licht. Punktförmig, blendend, einziger Unterschied zur gestaltlosen, gedankenlosen Schwärze. Das Licht wuchs, füllt ihr gesamtes „Sichtfeld“ aus, zumindest schien ihr es so, es umgab sie, durchdrang sie und begann zu verblassen. Aus dem reinen Weiß wurden verschiedene Farben. Sanfte Rottöne, dunkle Brauntöne, einige Beige und blasse Grüntöne. Langsam nahm die Welt um sie herum Gestalt an, gewann an Kontur und Plastizität, aus einem bunten Schimmern wurde ein detailliertes Bild, aus dem Bild schliesslich ihre Umgebung. Sie lag in ihrer Hütte, eingewickelt in dicken Schaffsfellen und starrte an die Decke. Doch irgendetwas schien nicht zu stimmen. Die Farben waren nicht richtig, wichen um Nuancen von den Erinnerungen ab die sie an ihre Umgebung und ihre Hütte hatte. Hier etwas zu hell, dort ein wenig zu rötlich, oder ein Stich ins grüne. Erst viel später bemerkte sie zu ihrem Erstaunen, dass sie nichts spürte. Sie lag da, doch weder spürte sie die Felle unter ihrem nackten Körper, noch wie sie mit ihrer Hand darüber strich.

Ruckartig setzte sie sich auf, sah sich um und das Bild verschwamm einen Moment lang vor ihren Augen, setzte sich dann aus verschwommenen Streifen und Farben langsam wieder zusammen und die Erkenntnis, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung war durchdrang ihren Geist. Es sah aus wie die Jagdhütte die sie in den Bergen Kurad'Nurs besass, aber irgendetwas war anders. Sie konnte die Unterschiede nicht objektiv festmachen, doch ihr Gefühl sagte ihr, dass etwas ganz und gar nicht stimmte und mühselig begann sie sich zu besinnen was das letzte war, woran sie sich erinnern konnte.

Vorsichtig erhob sie sich und obwohl sie ihren Körper weder spüren konnte noch etwas fühlen konnte, so gelang ihr das zu ihrem Erstaunen ohne größere Mühen. Sie stolperte nicht über ihre gefühllosen Glieder noch behinderten sie diese und es gelang ihr, sich zu erheben.

Nachdenklich sah sie sich um. Was war hier los?

„Nun? Wie gefällt Dir das Leben nach dem Tod“ erklang eine weibliche Stimme die wie eine verzerrte Version ihrer eigenen Stimme klang und scheinbar von überall zu kommen schien, echote von den Wänden und hallte scheinbar durch den Raum und auch ihren unspürbaren Körper.

Sie sah sich verwundert um, konnte jedoch zu ihrer Verblüffung niemanden in ihrer Nähe entdecken.

„Leben nach dem Tod? Bin ich tot? Wer spricht da?“ fragte sie verwundert, lauschte dann auf eine Antwort, ihre langen und spitzen Ohren ragten vor Neugier und Unsicherheit steil empor.

„So viele Fragen obwohl Du Dir die Antwort selbst geben könntest“ erwiderte die Stimme und ein helles Lachen erklang.
„Wer ich bin willst Du wissen? Ich bin die Summe der Entscheidungen die Du nie getroffen hast, die Möglichkeiten gegen die Du Dich entschieden hast.“ erwidert die Stimme liebreizend, fast säuselnd.

Erneut konnte Piero den Ursprung der Stimme nicht ermitteln und sah sich suchend um und entdeckte zu ihrem Erstaunen einen faustgroßen Punkt vollkommener Schwärze vor ihr auf dem Fußboden. Wellen kräuselten darauf als würde es sich um eine Flüssigkeit handeln und instinktiv wich die Dunkelelfe einen Schritt zurück als sich die Oberfläche der scheinbaren Flüssigkeit wölbte und entgegen der Gravitation einer Säule gleich emporzufließen schien. Langsam und bedächtig wuchs die Flüssigkeitssäule bis sie etwa die Höhe der Dunkelelfe erreicht hatte, dann bildeten sich Beulen und Dellen darin, sie nahm an Dicke zu und begann in die Breite zu wachsen. Zwei besonders große Beulen setzten sich zur Seite ab, wuchsen wie die Äste eines Baumes aus dem Haupttrieb hervor und schienen von der Schwerkraft nach unten gezogen zu werden. Langsam begann die Säule Konturen anzunehmen, die beiden kleinen Stämme wurden zu Armen, ein Kopf bildete sich heraus und der untere Teil spaltete sich auf, wurden zu zwei Beinen. Mit offenem Mund sah Piero auf die Gestalt und sah in eine Art Spiegel. Die Dunkelheit, obwohl völlig schwarz, ohne jede Farbe und ohne jedes Licht wirkte wie ein verzerrtes Abbild ihrer Selbst, wie ein negatives Spiegelbilde ihres Körpers, gemeißelt in eine Säule pechschwarzen Marmors.

„Wer bist Du?“ fragte sie erneut, doch ihre Stimme klang dieses Mal deutlich unserer, zögerlich und überrascht. Doch es kam keine Antwort. Nur bedrückende Stille umgab sie.

„Bin ich…..“, begann sie und sah dann zögerlich zu dem dunklen Abbild ihrer Selbst,“ bin ich wirklich tot?“ , erneut stellte sie ungläubig die Frage die sie im Moment am meisten beschäftigte.

„Tot? Nein, noch nicht ganz. Sagen wir Du…stehst an eine Schwelle, taumelst auf der Kante eines tiefen Abgrundes. Du stehst nicht sicher, aber gefallen bist Du auch noch nicht. Du klammerst Dich verzweifelt an den kleinen Vorsprung der Dich noch trägt….doch früher oder später wirst Du fallen……“ Sagte die Gestalt sinnierend und ihre pechschwarzen Lippen kräuselten sich in einem Lächeln.

„Aber…“, begann sie den Satz und schwieg dann. Ihre Gedanken rasten, taumelten und überschlugen sich. Sie versuchte sich zu beruhigen, klar und linear zu denken, doch das wollte ihr einfach nicht gelingen.

„Ist es nicht eine Ironie? Eine Dunkelelfe, Jägerin, geübt in zahlreichen Kämpfen, Meisterin des hinterhältigen Tötens, einem hinterhältigen Anschlag zum Opfer gefallen. Wie bedauerlich, nicht wahr? Welch fiese Ironie des Schicksals „ sagte die Gestalt und sah sie noch immer grinsend an, doch das Grinsen war nicht nett oder freundlich, es war falsch und hinterhältig, böse und grausam.

„Getötet bei einer Hochzeit, unvorsichtig und ohne Arg. Ob dieses Umstandes muss ich mich nicht schämen! „ sagte Piero selbstsicher und versuchte zu überspielen dass sie es dennoch tat. Sie schämte sich für das was geschehen war, für ihre Unachtsamkeit und ihre Sorglosigkeit, die dies erst ermöglicht hatten.

„Ts ts ts kleine Dunkelelfe…. Gibt es Zeiten im Jahreskreis an denen es Dunkelelfen gestattet ist arglos zu sein? An denen sie ihre Wachsamkeit über Bord werfen dürfen? Du hättest es rechtzetig erkennen und verhindern können. Du willst doch nicht versuchen mich zu betrügen? Mich die ich ein Teil von Dir bin? Ich kann in Dich hineinsehen, direkt in Deine Seele, und dort sehe ich die Wahrheit, ob Du willst oder nicht. Du schämst Dich…..und dazu hast Du jedes Recht.“ Sagte das dunkle Spiegelbild immer noch grinsend.

„Dennoch, eine schöne kleine Welt hast Du Dir da aufgebaut. Eine Frau, ein Heim…..“ sie machte eine ausladende Handbewegung und deutete auf die kleine Hütte“ wie….. es sich für eine Waldelfe gehören würde.“ Sagte sie und machte eine lange Pause.

„Was wäre als nächstes gekommen? Ein Kind? Du hättest angefangen Felder zu bestellen? Ziegen zu melken?“ lachend brach sie ab und schritt zu einem Fenster.

„ Was maßt Du Dir an mein Leben zu beurteilen? Wer bist Du, dass Du es wagst mich und meine Taten zu bewerten?“ fragte die Dunkelelfe vorwurfsvoll.

„Nuuuun…“sagte die Gestalt gedehnt und drehte sich langsam um,“ lass mich Dir noch eine weiter Frage stellen. Dir stünde das Recht zu Dir Sklaven zu halten. Das Recht Dir einen Harem an Männern zu halten die Dir jeden Wunsch von den Augen ablesen, und dennoch versprichst Du einer gedungenen Magierin Deine Treue? Einer anderen Frau? Du bist wirklich tief gesunken……“ sagte sie immer noch lächelnd, doch jeder weiterer Satz den sie von sich gab verdeutlichte, dass dieses Lächeln bestenfalls aufgesetzt war.

„Ich wüsste nicht das ich mich vor Euch, oder aber……..Dir rechtfertigen müsste.“ Sagte sie schlicht und sah die dunkle Gestalt kalt an.
„Viel eher will ich wissen wo ich hier bin. Ist dies das Paradies? Das Leben nach dem Tod? Oder die Realität?“ sagte sie und griff instinktiv nach einem Scheit trockenen Buchenholzes und warf es in das Kaminfeuer, auch wenn dies keinerlei Bedeutung oder Sinn haben mochte. Sie spürte den Scheit nichteinmal, noch spürte sie die wärmenden Flammen des Feuers, sofern diese denn überhaupt wärmend waren.

„Oh, wir sind hier…in Deinem Geist“ sagte die Gestalt und hob den aus Schwärze bestehenden Arm, tippte sich mit dem Finger gegen die Schläfe. „Du liegst immer noch bewusstlos, an Dein Lager gefesselt, herum und wirst gepflegt wie eine alte, kranke Frau ohne Zähne.“ Sagte sie grinsend, und lehnte sich in einer lässigen Geste gegen die Holzwand der kleinen Hütte.

„ Ich bin….bewusstlos? Nehme meine Umgebung nicht mehr wahr? Bin eine Gefahr für mich und andere und dennoch….haben sie mir die Gnade verweigert mich zu töten? Warum?“ fassungslos sah sie den Schatten ihrer Selbst verwundert an. Die Schwangerschaft war der einzige Zustand der Schwäche der in der dunkelelfischen Kultur gestattet war und auch dann separierte sich die Dunkelelfe von der Gesellschaft, um ihre Schwäche nicht zu zeigen und den Klan nicht zu gefährden. Abgetrennte Gliedmassen, fehlende Sinne oder schwere Krankheiten führten meist zu einer rituellen Erlösung. Der betroffene Dunkelelf wurde von einem engen Familienmitglied getötet, meist im Rahmen einer großen Abschiedszeremonie. Was auf andere Kulturen wie ein Akt der Barbarei wirkte war für die betroffenen Dunkelelfen ein herbeigesehntes Ereignis, hatte er jedoch Schuld auf sich geladen, so wurde ihm diese Gnade verweigert und er war gezwungen sich selbst das Leben zu nehmen, so er es denn konnte. Schwach und hilflos dahinzusiechen, anderen zur Last zu fallen war eines jener Dinge, die alle Dunkelelfen fürchteten. Diese Ansichten waren tief im Verständnis des Volkes verankert und die Erkenntnis, dass gerade dies nun mit ihr geschah beunruhigte sie zutiefst. Sie war nicht imstande zu kämpfen, hatte nach dunkelelfischer Sitte ihre Ehre verloren. Sie hatte erwartet, dass Kassandra würde in der angemessenen Art und Weise handeln wenn es an der Zeit war, doch offensichtlich hatte sie sich geirrt.

„Ja, genau so ist es….“ Sagte die Gestalt mit ihren Zügen schließlich. „Und noch viel mehr. Ich könnte Dir zeigen was in der langen Zeit Deiner Besinnungslosigkeit geschehen ist…..“ sagte die Gestalt lächelnd.

„ Der langen Zeit? Wie viel Zeit ist denn vergangen seit der Hochzeit….“ Sagte sie und sah ihren dunklen Gegenpart überrascht an. Die Möglichkeit das bereits geraume Zeit seit den Geschehnissen auf der Hochzeit verstrichen waren hatte sie noch nicht einmal in Erwägung gezogen und ein unangenehmes Gefühl beschlich sie, schnürte ihr den Hals zu und schien ihr fast die Luft zu nehmen.

„Auf den Tag genau kann ich es Dir nicht sagen. Ich schätze jedoch nach Deiner Zeitrechnung dürften es so ungefähr 6-8 Monde sein. Oder so um die 200 Tagesläufe. Das dürften in etwa 3 Jahreszeiten sein, denn mittlerweile haben wir fast wieder Sommer“

„ So lange? Das ist unmöglich! Es kommt mir vor als wäre es erst gestern gewesen. Ich sehe es noch ganz deutlich vor meinem inneren Auge. Es kann unmöglich so viel Zeit verstrichen sein.“ Sagte sie und wurde dabei immer leiser, als sie sich die Konsequenzen dieser Umstände bewusst wurde.

„ Mein Angebot es Dir zu zeigen besteht immer noch….:“ sagte ihr dunkles Spiegelbild schlicht und sah sie erwartungsvoll an.

Eine ganze Weile schwieg sie, schien das Für und Wider dieser Möglichkeit abzuschätzen, die Konsequenzen die sich daraus ergeben konnten, doch ihre Neugier war zu stark.
„Ja, zeig mir wie die Welt da draußen aussieht…“ sagte sie schließlich gefasst.

„Was ich Dir zeige wird Dir nicht gefallen, dennoch, Dein Wunsch ist mir Befehl…“ sagte sie und ihr Lächeln zeigte Piero, dass sie sich diese Antwort erhofft, sie scheinbar sogar erwartet hatte und erneut beschlich die Dunkelelfe ein mulmiges Gefühl.

Die Konturen der Umgebung begannen zu verschwimmen, nahmen dann erneut Gestalt an und wirkten nun deutlich schärfer und realer, genau so wie sie es in Erinnerung hatte. Zu ihren Füssen sah sie ihren eigenen Körper auf den Fellen liegen. Blass, ausgezehrt, die Haare waren strähnig und ungepflegt wie nach langer Krankheit. Dort wo sich an den Armen und Schultern früher Muskeln zeigten, konnte man nun die Knochen erkennen, die sich deutlich unter der Haut abzeichneten. Ausgemergelt und schwach lag sie da, wirkte eher tot denn lebendig. Dann erst sah sie Kassandra die neben ihr kniete, sie hingebungsvoll mit einem Brei zu füttern schien, sie so am Leben erhielt und sie spürte einen kalten Griff um ihr Herz, noch immer sah man die Wunde die der vergiftete Armbrustbolzen hinterlassen hatte, der sie direkt während dem Eheversprechen getroffen hatte.

„ Sie ist noch da, an meiner Seite…..“ sagte sie flüsternd, streckte die Hand aus um Kassie sanft an der Schulter zu berühren, doch ihre Finger glitten einfach durch sie hindurch.

„Ohja, sie ist sehr sorgsam…..“ erklang die allzu vertraute Stimme erneut, wirkte spöttisch und verletzend.

„Wie geht es den anderen? Wie geht es Cáilin? Eilianth? Wie geht es……Aylen? „ fragte sie zögerlich.

„Cáilin und Eilianth sind tot“ sagte die nun körperlose Stimme und schwieg einen Moment lang. „Aylen hingegen geht es gut, denn man hat die Leichen der beiden schließlich niemals gefunden. Aylen geht nun jenen Weg der Dir bestimmt war, bedauerlicherweise müssen Deine Freunde dafür bezahlen. Hättest Du Cáilin Euren Weg gelehrt so hätte sie sich gegen Aylen vielleicht verteidigen können, doch so fand sie niemals zu der ihr bestimmten Grösse, wurde abgeschlachtet wie ein Schaf….“ Sagte die körperlose Stimme lachend. "Aber so blieb sie was sie war, ahnungslos.....erfüllt von dunkelelfischem Blut aber ohne das Wissen um ihre Herkunft und ohne die Möglichkeit in die Kultur der Dunkelelfen einzutauchen.... was eine Verschwendung."

„ Du meinst Aylen hat beide getötet?“ fragte sie ungläubig und sah sich um, hegte die Hoffnung irgendeinen Hinweis zu finden der etwas anderes aussagte.

„Sie erschlug Cáilin im Zorn, als diese herausfand das Aylen sich mit einer anderen Frau traf, irgendeiner jungen Göre. Cáilin wollte sie zur Rede stellen, doch irgendwie geriet es außer Kontrolle und Aylen hat Cáilin erschlagen. Ihre Zwillingsschwester Eilianth bekam dies mit, schwor Rache, doch auch sie konnte Aylen nichts entgegensetzen. Eine traurige Geschichte…..“ sagte die Stimme höhnisch und Piero spürte wie ihr Herz sich in ihrer Brust zu verkrampfen schien.

„Cáilin und Eilianth, die Zwillinge, beide tot……“ raunte sie leise und musste einen Moment um ihre Fassung ringen, zu erschreckend waren die Nachrichten über den Verlust ihrer beiden momentan wohl besten Freundinnen, und noch tragischer der Verlust Aylens, wo sie doch noch immer die Hoffnung auf Versöhnung gehegt hatte, wenn sie dies auch niemandem gegenüber jemals zugegeben hätte..

Während sie noch darüber nachdachte, sich die ganze schreckliche Endgültigkeit der verpassten Vorgänge auszumalen versuchte klopfte es an der Tür. Überrascht sah sie dorthin. Wer mochte wohl zu Besuch kommen? Zu dieser Zeit? Sie sah zu wie Kassie die Schüssel mit dem Brei bei Seite stellte und ihrem Körper, nein viel eher ihr, den Mund sauberwischte. Dann erhob sie sich lächelnd und ging zur Tür um den Gast hereinzulassen. Mit dem üblichen Knarren öffnete sich Tür und gab den Blick auf den Gast frei.

Piero konnte ihren Augen kaum Glauben als sie Baenes glatzköpfiges Antlitz im Türrahmen sah und verspürte instinktiv den Wunsch nach dem Schwert an ihrem Gürtel zu greifen, nicht dass sie in diesem Zustand etwas hätte tun können, sondern eher um ihrem Zorn auf den Krieger Ausdruck zu verleihen. Was dann geschah verblüffte sie vollkommen. Lächelnd schlang Kassie die Arme um Baene, zog sein Gesicht zu sich herab und begann ihn liebevoll zu küssen.

„Nicht so hastig meine kleine Magierin….lass uns doch erstmal hineingehen, was sollen denn die Nachbarn von uns denken “ Sagte er spöttisch während einer Atempause und sah ihr lange in die Augen.

„Ich habe lange genug auf Dich warten müssen“ erwiderte sie kichernd und küsste ihn erneut. Pierotess blieb keine andere Wahl als dem Treiben fassungslos zuzusehen, sie war nicht einmal in der Lage etwas zu sagen, viel zu tief traf sie das was sie sah.

„Wie….was….“begann sie und schwieg dann doch wieder.

„Warum sie sich mit Deinem "Mörder" einlässt? Nun, niemand weiß dass er es war, und Kassandra gegenüber hat er sich sehr bemüht ein Heilmittel zu finden, hilft ihr wo er nur kann. Ist fürsorgend und zuvorkommend. Da war es nur eine Frage der Zeit bis das passieren würde, meinst Du nicht auch? „ erklang die unsichtbare Stimme und Piero konnte nicht antworten, stumm und fassungslos sah sie zu wie Baene die Tür mit dem Fuss zutrat und sich an der Schnürung von Kassies Oberteil zu schaffen machte. Geschickt öffnete er den Knoten und zog die Schnüre aus den kleinen Schlaufen, hatte den Oberkörper der ihm Gegenüberstehenden schnell entkleidet und griff ihr mit der Hand tief in ihr langes und volles Haar.

„Das kann er nicht tun!!! Ich bin es die mit Kassandra verheiratet ist? Wie kann er es wagen sich so an ihr zu vergreifen! Ich werde ihn töten!“ sagte sie fassungslos, tiefe und unbändige Wut kochte in ihr empor.

„Oh, siehst Du nicht wie sie sich wehrt, wie sie sich ihm verweigert?“ erklang die körperlose Stimme während Kassie ihre feingliedrigen und zarten Hände auf die Baenes gelegt hatte und seine starken Hände so zufrieden schnurrend über ihre bloße Brust dirigierte.
„Und alles in allem….ist das doch sehr ansprechend….meinst Du nicht auch? So wie es die Natur bestimmt hat, nicht dieses widernatürliche Ding zwischen zwei Frauen“ sagte die Stimme lachend während Baene seine Rüstung ausgezogen und achtlos auf den Boden geworfen hatte, wo sie laut scheppernd liegen blieb.

„Baene? Mit Kassandra? Wie kann sie? Wie kann er? Aber wie können sie nur? Wie kann Kassie mit meinem Mörder…. Das kann nicht sein….“ Platzte sie fassungslos hervor, ging wütend auf die beiden zu, versuchte Baene von hinten zu packen, seinen Hals zu ergreifen und ihm das Genick zu brechen, doch ihre Hände glitten einfach durch den muskulösen Krieger hindurch als bestünden sie aus Luft. Hilflos musste sie zusehen wie sich die beiden weiter entkleideten und keine zwei Meter von ihrem reglosen Körper entfernt, auf den Fellen zu Boden sanken, ihrer Kleidung hatten sich beide sehr schnell entledigt und küssten sich gierig, strichen zärtlich über ihre bloßen Körper.

„Ich hatte Dich gewarnt….“ Erklang die Stimme ihres verzerrten Spiegelbildes.

„Zerthal oder ein anderes Mitglied meines Hauses wird früher oder später davon erfahren….. und wird handeln, sie haben Baene früher schon nicht toleriert! „ sagte sie wütend und musste hilflos mit ansehen wie Kassie ihren Kopf an Baenes Brust schmiegte.

„Ah, das Haus Elcarnae…. Einst mag es bestand gehabt haben, das ist richtig. Doch dann kamen die Orks. Nach langem erbittertem Kampf ist Kurad'Nur gefallen, wurde auf die Grundmauern niedergebrannt. Heute ist es Protektorat eines Orkhäuptlings, seinen Namen vergesse ich immer. Orks eben, kennst Du einen kennst Du alle. Von Deinem Haust solltest Du keine Hilfe erwarten..“ sagte die Stimme und eine gewisse Freude klang in ihr mit.

„Orks? Orks haben Kurad'Nur eingenommen? Niemals….das kann nicht sein, das würde niemals passieren…!!!!“ sagte sie verzweifelt und klammerte sich an die letzten existenten Bruchstücke ihrer Erinnerung.


„So ist es aber, ich muss Dich leider enttäuschen. Das Haus ist gefallen, Deine…Familie und Freunde tot oder Sklaven der Orks…. Nur Kassandra und Baene sind verschont geblieben, wer weiß wieso. Aber ich bin mir sicher Dein guter Freund Baene kann Dir eine Antwort auf diese Frage geben, wenngleich er im Moment sehr beschäftigt wirkt und wohl nicht gestört werden möchte“ sagte die Stimme und dann erfüllte ein leises Lachen für einen Moment lang den Raum und verhallte schließlich langsam.

Wütend sah sie zu Baene, wütend, hilflos und voller Hass. Kassie lag auf ihm, jene die sie liebte gab sich mit dem infantilen Krieger ab, der auf ihrer Hochzeit auf sie geschossen hatte. Sie wollte die Augen schließen doch es ging nicht, scheinbar war das in dieser Phantasiewelt in der sie sich zur Zeit befand nicht möglich.


„Beende es! Ich habe genug gesehen! Ich will nicht mehr sehen! „rief sie laut und fügte dann leise und flüsternd hinzu : „ Ich kann nicht mehr sehen“

„Du wolltest es sehen, nun siehst Du es. Es war Dein Wunsch. Es liegt nicht in meiner Macht es zu beenden“ sagte die Stimme spöttisch und kalt.

Piero wusste sich nicht anders zu helfen, dreht sich von ihrer Frau und Baene weg, wandte sich ab und starrte an die Wand an der diverse Schwerter und Schilde sowie verschiedene Rüstungen hingen. An jeder nur erdenklichen Stelle sah sie ein Spiegelbild der Geschehnisse die sich gerade hinter ihrem Rücken ereigneten, sah wie sich Baenes massiger und muskulöser Körper langsam auf Kassie schob, hörte das keuchende Atmen der beiden das sich langsam mit einem Stöhnen vermischte, sah die verräterischen, rhytmischen Bewegungen.

„BEENDE ES!“ rief sie voller Wut und Zorn, egal wohin sie auch sah, überall spiegelte sich die Szenerie zwischen Kassie und Baene wieder. In den Klingen der Schwerter, auf den polierten Flächen des Plattenpanzers, auf dem Silberteller über dem Kamin, in der Fensterscheibe. Sie hatte keine andere Wahl, musste unfähig die Augen zu schliessen den Anblick ertragen.

„BEENDE ES ENDLICH!“ schrie sie aus vollem Hals auch wenn sich ihre Lungen nicht mit Luft füllen mussten.

„Tut mir leid, aber das kann ich nicht. Es liegt nicht in meiner Macht“ erklang die Stimme glockenhell lachend.

Unfähig etwas zu sagen musste sie stumm zusehen, sah wie Baenes Bewegungen schneller wurden hörte das leise, so vertraute, erstickte Stöhnen das Kassie von sich gab als die beiden sich in ihrer Leidenschaft verloren. Wut duchströmte sie, Zorn flammte in einer Intensität wie sie ihn schon lange nicht mehr gespürt hatte in ihr auf.

„NEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIN""“ schrie sie und ein Blitz durchzuckte das Bild. Doch es war kein Blitz, es sah viel eher aus wie ein Sprung in einem Spiegel der sich in einem zackenartigen Muster durch ihr gesamtes Sichtfeld zog. Seitenarme bildeten sich, Verästelungen zuckten einem aufgehenden Riss gleich aus dem Hauptarm hervor und begannen das gesamte Bild einzunehmen, wie als würde sie alles durch einen gesprungenen Spiegel betrachten.

Dann brach die Realität dieser kleinen Welt völlig und während Kassie und Baene in Extase laut aufschrien zerbrach alles in tausende kleiner Scherben die einfach nach einer Weile verschwanden und gnädige Dunkelheit begann erneut sie einzuhüllen. Sie versuchte nicht sich zu wehren, hieß die Dunkelheit freudig willkommen, denn sie ersparte ihr den Anblick der beiden Liebenden. Dann löste sich alles auf und ihr Geist verschwand in der absoluten Leere der Bewusstlosigkeit, unerreichbar und alleine.
Pierotess
zweite Tochter des Hauses Elc
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#2
Ich hab dir ja schon gesagt, dass ich die Geschichte super spannend finde =)
Wie ich woanders schon erwähnte liebe ich tragische Geschichten und diese hier hab ich regelrecht verschlungen. Und ich warte immernoch auf eine Fortsetzung! X( :]
Wehe dir da kommt nichtsmehr =)
Yathallar d' udossta ultrine Quar'valsharess Shilen
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