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Zaira, Zarlyn und Leleth Shilsharen
#1
Die Geschichte begann in einer ruhigen, mondlosen Nacht.
Ein leichter Wind blies Nebel vom Meer über das Land und das erste Knistern eines Sturms lag in der Luft. Drei einsame Gestalten schleppten sich an den Klippen des dunklen Waldes entlang in Richtung des großen Tempels der Shilen. Eine davon war bei näherer Betrachtung ein altes, vom Alter gebeugtes Weib, die blaue Haut runzelig. Die zweite war ein Mädchen, eine kleine Dunkelelfe deren Haare von silbernen Strähnen durchzogen war. Auf sie stützte sich die dritte Gestalt, eine schöne Dunkelelfe, deren Gesicht von Anstrengung gezeichnet war.
„Dalharil“, krächzte die Alte. „Dein Kind kommt, wir scahffen es nicht bis in den Tempel.“
Die Hochschwangere straffte sich und über ihre Züge zog sich eine Maske aus Stolz.
„Ich schenke diesem Kind Leben und ich sage, das tue ich nur in Shilens Tempel. Das Kind soll ihr gehören, damit Ruhm und Ehre wieder zu unserer Familie zurückkehren.“
Darauf schwieg die Alte, die Matriarchin, verdächtig. Sie ahnte, dass ihre Tochter ihr den Fall des Hauses nie vergeben würde und sei selbst nur noch am Leben war, weil die Jüngere ihre Pläne noch nicht zu Ende gesponnen hatte. Schweigend setzten sie ihren Weg fort.
Nach einer Weile brach das Dunkelelfenmädchen unter dem Gewicht der Mutter zusammen, die sich immer stärker auf sie stützte. Alleine war es für die Hochschwangere aber unmöglich weiter zu laufen. Ärgerlich wollte die werdende Mutter ihre erste Tochter zurechtweisen als die Alte das Wort erhob.
„Zaira, lauf in den Tempel und hole einen Priester, der deiner Mutter hilft. Ich kann das Licht des Tempels schon sehen.“
Erleichter und eilfertig nickte die junge Maid.
„Xas, Zhuanthilhar.“
Das Kind rannte los und verschwand kurze Zeit später im Nebel.
Die junge Dunkelelfin, Lemora, kämpfte sich auf die Beine gemeinsam mit ihrer Mutter erwartete sie den Priester. Dieser fand die Schwangere bleich und zitternd aber mit Stolz und starr aufgerichtet vor, als er mit Zaira, die ihren Auftrag erfüllt hatte, bei den Frauen ankam. Die drei nächtlichen reisenden wurden zum Tempel geleitet, wo schon eine Bahre vor der Statue der Göttin bereit gestellt worden war.
Die männlichen Tempeldiener zogen sich zurück, das Licht wurde bis auf ein paar wenige Kerzen gelöscht und alles wurde für die Geburt vorbereitet. Die Alte schloss ihre klauenartigen Hände um die ihrer Enkelin, die stumm und ernst zu ihrer Mutter hinüber sah. Eine Priesterin kümmerte sich um Lemora, die sich noch immer weiterte den Schmerzen nachzugeben. Die Priesterin beugte sich zu ihr hinab, die Stimme süßlich und trotz ihrer Qualen vermeinte Lemora etwas Boshaftes in ihrem Ton zu hören.
„Es ist keine Schande zu schreien.“
Heftig atmend, biss die Dunkelelfe die Zähne zusammen und zischte die Priesterin an.
„Das Kind gehört Shilen, meine Schmerzen gehören Shilen.“
Sie packte die Priesterin an deren Gewand und zog sie zu sich hinab. Ihre Augen blitzten und sie zischte gefährlich.
„Jetzt holt das verdammte Balg aus mir heraus!“
In den Augen der Priesterin zeigte sich Zorn, der von widerwilliger Anerkennung verdrängt wurde.
„Das Kind kommt, wenn Shilen es will.“
Stunden schienen zu vergehen und der Westwind trieb immer mehr Nebelschwaden in den Tempel hinab. Lemora wand sich unter den Schmerzen der Wehen, aber neben ihrem leisen Keuchen drang kein Laut über ihre Lippen. Bis auf das Pfeifen des Windes und den leisen Gesängen der Priesterinnen war nichts zu hören und die Zeit kroch in Trägen Bewegungen voran.
„Nin, es kommt.“
Mit diesen Worten beigte die Priesterin sich herab um dem neuen Leben auf den Weg zu helfen. Fernes Donnergrollen begleitete die neuen Schmerzen. Der Wind wirbelte den Nebel auf, als der erste Schrei des Babies von den Wänden wiederhallte.
Erschöpft fiel Lemora auf die Laken zurück und die Priesterin begutachtete das Kind.
„Ein Mädchen, es ist stark und gesund. Und ich spüre die Gabe der Magie in ihr.“
Lemora lächelte.
„Zarlyn, so soll sie heißen und wenn sie alt genug ist, wird sie dem Tempel gehören.“
Zufrieden wollte die Priesterin der Mutter ihr Kind reichen, als diese sich erneut aufbäumte und zum ersten Mal vor Schmerz schrie. Schnell übergab die Priesterin das Neugeborene an eine Novizin um die Ursache der Schmerzen zu finden. Nach einer kurzen Untersuchung wandte sie sich an Lemora. Diesmal war die Bosheit in ihrer Stimme eindeutig zu hören.
„Freut Euch, Liebes. Ihr bekommt noch ein Kind.“
Auf die Ellenbogen gestützt, starrte Lemora die Priesterin durchdringend an.
„Hervorragend und jetzt holt es heraus!“
Die Geburt des zweiten Kindes erwies sich als schmerzhafter und weit komplizierter als die des ersten Zwillings. Der Nebel verzog sich, das Grollen des Donners wurde lauter und lauter. Blitze zuckten über den Himmel und erleuchteten die Tempeleingänge. Erneut hielt die Priesterin ein Kind in den Händen, aber dieses war still wie ein Grab. Sie wandte sich an die Mutter.
„Eure zweite Tochter ist am Leben, aber sie ist schwach und nicht gesund.“
Die Erschöpfte sah nicht auf.
„Tötet es.“
Schwache Kinder, wer brauchte die schon?
„NAU!“
Zaira riss sich von ihrer Großmutter los, lief auf die Priesterin und ihre Mutter zu und streckte die Arme nach dem Baby aus.
„Ilhar, gebt es mir. Ich will es haben. Es wird gesund werden und viel, viel ehre über unsere Familie bringen. Ich weiss es!“
Die Priesterin sah zu dem Mädchen hinab, das so leidenschaftlich nach dem Kind verlangte.
„Es jetzt zu töten ist eine Gnade, es wird den ersten Wechsel der Jahreszeiten nicht überleben.“
Zaira entriss der Priesterin das Kind und drückte es vorsichtig an ihre Brust.
„Doch das wird sie! Leleth wird leben!“
Lemora sah ihre Tochter stirnrunzelnd an.
„Leleth?“
Das war kein dunkelelfischer Name. Zaira sah ihre Mutter an, voller Überzeugung und Inbrunst.
„Xas Ilhar, das ist ihr Name.“
Befremdet vom Verhalten ihrer Tochter, wusste Lemora darauf keine Antwort. Die Priesterin wandte sich erneut an das bisher so stille und folgsame Kind.
„Hast du ihr diesen Namen gegeben?“
Grau-violette Augen richteten sich auf die Priesterin.
„Nau, sie hat ihn mir gesagt.“
Darauf wusste nun die Priesterin keine Antwort.

Die Jahre vergingen und wie die älteste Tochter der Shilsharen es in jener fernen Nacht sagte, überlebte der jüngere Zwilling. Gesund wurde sie allerdings nicht. Während Zarlyn alle Anforderungen Lemoras noch weit übertraf, blieb die Jüngste schwach und krank, hatte jedoch ein ausgesprochenes Talent für die Magie. So legte die ehrgeizige Mutter auch für dieses Kind eine Karriere zurecht, die dem Haus Shilsharen größtmöglichen Ruhm bringen sollte. Ja, das so lange im Schatten versunkene Haus würde mit diesen Erbinnen neues Ansehen zuteil werden. Und Lemora würde die Matriarchin dieser Familie sein.
In diesem Winter starb die Alte.
Von nun an sollte Haus Shilsharen wieder Gnade vor Shilen finden.

Kurz bevor die Schwestern ihrem jeweiligem Schicksal zugeführt wurden, trafen sie sich an ihrem geheimen Ort. Am Eingang zu den Katakomden der dunklen Vorzeichen. Sie saßen an den blutigen Wassern und Zarlyn richtete eine Frage an ihre Schwestern.
„Seid ihr auch zufrieden mit der Zukunft die Mutter euch auserwählt hat? Wollt ihr werden was sie für euch ausgesucht hat?“
Leleth blickt ihren Zwilling aus feurigen grauen Augen an.
„Natürlich, ich werde einmal die größte meiner Zunft werden. Die beste Elementarzauberin, mächtiger als alle anderen vor mir. Und niemand wird es mehr wagen, mich zu hänseln, weil ich nicht so stark oder gesund bin wie Andere.“
Zaira zuckte die Schultern.
„Nun eigentlich würde ich lieber den Weg der Klingentänzer gehen, aber es ist meine Pflicht gegenüber der Familie, Shilen und dir, meiner Schwester, in den Order der Ritter Shilens einzutreten.“
Die älteste Blickte Zarlyn an.
„Bist du denn nicht zufrieden Dalninil?“
Zarlyn blickt kurz auf den kleinen Bogen, den sie fast immer bei sich trug und seufzte kurz.
„Ich werde den Weg gehen, der mir bestimmt ist. Ich gehöre Shilen und ich werde eine ihrer Priesterinnen.“
Sie traute sich nicht zu sagen, dass sie Zweifel hatte, da doch ihre große Schwester auch ihren Traum aufgab, für sie und die Familie.
Leleth folgte dem Blick ihrer Schwester und schnaubte.
„Ach vergiss den Bogen doch, das ist nur ein Kindertraum. Dann könnte ich mir ja auch gleich wünschen perfekt mit dem Messer umgehen und all meine Feinde umbringen zu können. Aber ich bin keine Kriegerin und du bist keine Bogenschützin. Uns ist Höheres bestimmt.“
Zarlyn blickte ihr Ebenbild stumm an und nickte dann.
„ Du hast recht. Wir werden der Familie Ehre bringen.“
Ihr Spiegelbild nickt zufrieden zurück. Zaira lächelte ihre Schwestern an.
„Uns allen Dreien ist Großes bestimmt, so wie jedem in unserer Familie der silberne Strähnen im Haar hat. Mutter wird sehr stolz sein.“
„Mutter ist mir egal, die Familie ist mir egal, es geht für uns darum weiter zu kommen. Nicht für sie. Sollte sie uns einmal behindern, schlage ich vor, dass wir diesen Balast dann abwerfen“ sprach die Jüngste ohne jegliche Regung.
Zarlyn schaute ihre Schwester geschockt an und konnte nicht glauben was diese gerade gesagt hatte. Zaira blickt ernst in die Runde.
„Solange sie keine Schande über unseren Namen bringen, sind sie unsere Familie. Sollte das einmal anders werden, so hast du sicher Recht, aber erst dann. So ist es bei uns Brauch und den werden wir nicht brechen. Auch wenn das von den üblichen Traditionen abweicht.“
Nun nickte Zarlyn zustimmend, nachdem sie das erste Erstaunen über die harten Reden Leleths überwunden hatte.
Um auf ein unverfänglicheres Thema zu wechseln fragte Zaira ihre Schwestern:
„Was wollen wir denn an unseren letzten gemeinsamen Tag, für viele Jahre, tun?“
Doch zu einer Antwort sollte es nicht kommen. Eine riesige Spinne stürzte sich auf die Mädchen. Zaira zog sofort ihr Kurzschwert und stürzte sich auf die Bestie.
„Lauft weg, lauft nach Hause!“
Zarlyn nahm Leleth an der Hand und gemeinsam liefen die Beiden in Richtung ihres Zuhauses.
Doch Leleths schwächliche Konstitution verhinderte ein schnelles Vorankommen.
„Shar'tleg bauth - Dreh dich um“ drang ein flüstern an Zarlyns Ohr.
Im selben Moment stolperte Leleth über eine Wurzel und fiel zu Boden.
Als sie sich umdrehte sah Zarlyn, dass ihre große Schwester ihr Schwert verloren hatte und nur mit größter Mühe der Spinne ausweichen konnte.
Starr vor Angst starrte sie auf das Geschehen
„Du kannst ihr Helfen“ drang erneut das weibliche flüstern an ihr Ohr
„Wie denn?“ flüstert Zarlyn zurück
„Das weisst du bereits, denn du gehörst zu mir. Alles was ich verlange ist dein Glauben, deine Seele. Entscheide dich, zusammen können wir sie retten.“
Zarlyn wurde in diesem Moment bewusst wer zu ihr sprach und voller Ehrfurcht und Glauben nickte sie „Usstan tlun dossta – ich bin dein“ flüsterte sie.
Bei diesen Worten öffneten sich in ihrem Inneren Türen zu bisher verborgenem Wissen und sie sprach wie in Trance die Worte eines Schildsegens auf ihre Schwester.
Zaira, so geschützt, besiegte das Monster und am nächsten Tag ging jede Schwester ihren Weg.
Die Eine zur Kampfausbilung, die Andere in die Priesterschule und die Dritte begann ihre Studien der magischen Künste.

Viele Jahre sahen die Geschwister nur wenig voneinander. Ihre Ausbildungen waren hart, der Erfolgsdruck groß, und die Zeit immer knapp.
Denn über ihre Fortschritte wachte mit den Augen eines Falken und strengen Worten ihre Mutter. In jenen Sommern und Wintern entfernte sich die Jüngste immer weiter von der Familie und ihrer großen Schwester. Allein ihr Zwilling hielt die einzigartige Verbindung die sie miteinander hatten.
Zarlyn bemühte sich immer den Kontakt und die Verbindung zu ihren Schwestern zu halten. Sie fühlte sich in der Priesterschule oft allein, und der Konkurrenzkampf unter den Novizen machte ihr ein wenig zu schaffen. Schmerzlich war ihr ihre Einsamkeit bewusst das Fehlen der schützenden Hand der Ältesten. So unorthodox ihre Familie im Umgang miteinander umgingen, sie und ihre Schwestern waren einfach zu dritt so viel stärker und fast unangreifbar.
So lernte sie jedoch auch eine wichtige Lektion. Es war wichtig im Leben möglichst starke Verbündete zu besitzen. Um die Erwartungen ihrer Familie und ihren Glauben an Shilen gerecht zu werden, lernte sie immer härter und länger und vertrieb ihre Einsamkeit mit noch mehr Arbeit für den Tempel.
Zairas Los war kein leichteres, zwar bestanden ihre Lektionen nicht aus Sprachen, Kulturen und Glaubensdoktrinen, jedoch aus der Art, die einen blutend und geschunden im Staub liegend ließen.
Der Kampf mit Schwert und Schild ging ihr nicht ganz leicht von der Hand. Oftmals holte sie aus als wollte sie auch mit dem Schild zuschlagen und es wie ein weiteres Schwert führen.
Verbissen trieb sie sich an um die Lektionen zu erfüllen. Sie klagte nie, erfüllte ihre Aufgaben mit stoischer Miene und mit eisernem Willen. Die Stunde für ihre Träume würde kommen. Sie hatte ja Zeit.
Und je eher ihre Ausbildung beendet wäre, desto schneller könnte sie wieder den ihr angestammten Platz als Beschützerin ihrer Schwestern einnehmen. Den ehrenvollen Platz einer Behüterin einer Shilenpriesterin und einer Magierin.
Das Nesthäkchen, Leleth, hatte sowohl das meiste Talent aber auch am meisten zu kämpfen. Nie wollte ihr Körper ihrem Talent Rechnung tragen. Die Schwäche und Krankheit, die sie seit ihrer Geburt quälten, ließen auch jetzt nicht nach.
Viele Tage war sie zu schwach um am Unterricht teilzunehmen, aber Hohn und Spott vergingen ihren Konkurrenten bald. Denn immer holte sie das Versäumte nach. Immer machte sie eine Spur mehr, war ein wenig fleißiger, und das entscheidende Quäntchen erfolgreicher. Und so war auch sie immer allein. Ob ihre Kommilitonen nun Verachtung oder Neid empfanden, sie mieden Leleth.
Aber das störte sie nicht, alle ihr Streben und ihre Leidenschaft, galt ihrer dunklen Kunst.
So schaffte auch sie ihre rein schulische Ausbildung in der vorgesehenen Zeit

So trafen die Schwestern nach etlichen Jahren der Studie wieder zusammen um fortan auf Reisen weiter zu lernen und auf ihrem Gebiet meisterliche Fähigkeiten zu erlangen. Aber wie es so oft ist, lief auch diese Geschichte nicht in den vorhergesehenen und erwünschten Bahnen ab.



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OOC: Für dich Zar, hoffe es gefällt dir, bei Gelegenheit mal mehr. ^^
Leleth Shilsharen: Storm Screamer Level 83/ Warcryer 75/ Phantom Summoner 75/ Bladedancer 75
Valica Shilsharen: Blade Dancer 78/ Prophet 75

Sherlaya: Fortune Seeker 85/ Grand Khavatari 76/ Elemental Summoner 75/ Doomcryer 79
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