Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Benji - Der Kampf eines Poeten
#1
Lomeria: Blog mit Charstory uvm

Inhaltsverzeichnis

Blaue Rose
Die Handelsstadt
Der Flötenspieler
Im Elmor

Ein Jahr später
Der Anschlag
Bis hierhin und nicht weiter
Das Geständnis
Rune
Erinnerungen
Das Siegel des Suchers
Der Edelstein
Das Zeugnis des Vertrauens
Die singenden Wasserfälle
Eine Schatzsuche
Der letzte Auftrag
Die Klinge der Jabress
Das Verhör
Zwei Seelen
Dunkelheit
Das Ende
Die Rettung
Kinder Lomerias
Angst
Zorn

Dazu auch zu lesen: Galenya - Das Herz einer Kriegerin

-----------------------------------------------

1: Blaue Rose

Benji zog seine mit Matsch getränkten Stiefel aus und betrachtete die durchgeweichten Strümpfe. Seine Zehen waren bestimmt schon ganz blau, er spürte sie nicht mehr. Der kalte Felsen schmerzte in seinem Gesäß, aber es war die beste Alternative hier inmitten von Schnee und Eis. Ein eisiger Wind blies ihm die Kapuze vom Kopf, sein rotes Haar kam zum Vorschein.

„Erinnere mich das nächste Mal daran, dass ich nicht mehr auf dich hören werde.“, grummelte Benji und zog sich die Kapuze wieder über, um sich wenigstens ein wenig vor der Kälte zu schützen.

Der zu klein geratene Waldelf verschränkte die Arme vor der Brust. Hätte ihn irgendjemand sehen können, wäre ihm die kleine Gestalt sehr suspekt vorgekommen. Im Gegensatz zu Benji, trug der Waldelf Kleidung, die man in warmen Gebieten wie Heine trug. Die Arme waren frei und die Kleidung wirkte, als sei sie aus Seide. Nicht wirklich der beste Schutz vor der Eiseskälte hier draußen. Aber er schien diese auch nicht zu spüren. Nichtmal das Haar wehte bei dem Wind.

"Du wirst dich noch erkälten.“, belehrte der Waldelf ihn. Sein ebenso rotes Haar, hatte er zu einem Zopf nach hinten gebunden, ein paar Strähnen hingen im Gesicht.

„Ach!“, beinah hätte Benji ihm die Eisklumpen aus seinen Stiefeln entgegengeschleudert. Aber er wusste mittlerweile wie wenig Sinn das machen würde. Er hatte sich damit abgefunden, dass er seinem Begleiter nichts antun konnte. Er war wie ein Geist ~ nicht greifbar.

Grummelnd zog Benji seine Stiefel wieder an und machte sich wieder an den Aufstieg des eisigen Hügels. Wieder so eine idiotische Idee einer alten Geschichte nachzugehen, die höchstwahrscheinlich sogar frei erfunden war. Alles nur um eine Hochelfe glücklich zu machen ~ so hoffte er.

Die Sterne standen bald am Himmel, Benji wühlte sich durch den Schnee und es wurde immer kälter. Seine Glieder schmerzten oder waren taub. Sein Begleiter war verschwunden, als er sich umblickte. Dann kam ein Windstoß, der ihn von den Beinen fegte, so kraftlos war er geworden.

Benji blieb mit dem Gesicht im Schnee liegen und griff nach der wohligen Schwärze, die ihn langsam in Besitz nahm…


„Na da habts ja nochma’ Glück habt das der alte Graubart euch funden hat.“, dröhnte die Stimme des Zwerges an Benjis Ohr. Langsam öffnete er die Augen und blickte in ein freundliches, wenn auch altes Zwergengesicht, dass Falten warf, sobald der Mund sich bewegte. Benji hatte das Gefühl er hätte gemütlich in den Lachfalten des Zwerges schlafen können, so dicht war sein Gesicht bei dem jungen Menschen.

Die beiden waren in der Blockhütte des Zwerges, Benji lag in Decken gewickelt vor dem Kamin und der Zwerg brachte ihm einen Krug dampfenden Rum. Der Alkohol hing in einem Topf über dem Feuer und sorgte nicht nur dafür das Benji warm wurde. Er hatte das Gefühl das sein Kopf gleich explodieren würde.

Das sorgte anschließend dafür, dass er erneut das Bewusstsein verlor ~ mit dem Gedanken daran, dass er beim nächsten Erwachen einen ordentlichen Brummschädel haben würde.

„Bei Gumlugs Bart, was wollt’ der Bursch hier oben im Schnee?“, der Zwerg ~ welcher sich selbst nur als ‚alter Graubart’ vorstellte ~ blickte Benji freundlich an. Zwei Tage hatte er durchgeschlafen und wurde nur durch seinen Hunger geweckt.

Hinter dem Zwerg machte Benji’s Begleiter Grimassen, aber Benji war nicht zum Lachen zumute. Er fühlte sich noch immer elend und klammerte sich an der Holzschale mit Suppe darin fest, als würde sein Leben davon abhängen.

Eine kräftige Hustenattacke verhinderte vorerst eine Antwort. Die Erkältung war im vollen Gange, Benji hatte alles auf einmal: Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen und einen Brummschädel. Er war eben kein Abenteurer, er wollte es auch nie sein.

„Ich suche eine blaue Rose, die Eisrose wie man sie nennt.“, krächzte Benji später heiser. Der alte Graubart schaute ihn komisch an, als hätte ihn eine Wespe in sein Hinterteil gestochen, bevor er anfing zu lachen. Seine Stimme schallte durch die Blockhütte, dass Benji Angst hatte er würde eine Lavine am anderen Ende des Tals loslösen.

„Die Eisros’ sucht der Bursch’ also? Da weißt des die nua a Ammenmärch is?“, schmunzelnd klopfte der alte Graubart Benji auf die Schulter. Er war sich nicht sicher ob er sich das Knacken seiner Schulter nur eingebildet hatte…

Benji musste lange bei dem Zwerg ruhen, die Grippe setzte ihn die ersten Tage komplett außer Gefecht. Als er sich etwas besser fühlte begann er seine einzige Gabe anzubieten: Er schrieb für den alten Zwerg Rechnungen und Materiallisten. Graubart war zufrieden, endlich konnten seine Kunden auch lesen was sie da eigentlich erhielten.

Benji begann dem Zwerg bald abends nach getaner Arbeit Geschichten zu erzählen. Alles was er bisher so in der Welt aufgeschnappt hatte, aber auch Geschichten die er sich ausdachte, um den Zwerg zu erheitern. Graubart war beinahe traurig, als der Mensch ihn verließ um wieder zurück zu den seinen zu reisen ~ auch wenn er dies nie gezeigt hätte.

„Bist wieder gesund, Bursch?“, fragte er Benji streng, als dieser sich zum Aufbruch bereit machte. Obwohl er noch immer etwas hustete und seine Stimme manchmal der Heiserkeit erlegen war ging es ihm gut genug die Heimreise anzutreten.

Graubart gab Benji noch ein Bündel mit. Proviant für die Reise wie er sagte. „Kommst mich besuchen wennde wieda in der Gegend bist?“. Benji lächelte und bejahte dies. Dann ging er, er war kein Freund von großen Abschieden.

Es verging einige Zeit, bis Benji vor den Toren Schuttgard stand. Von hier aus würde er durch Torwächter geführt, nach Giran reisen. Doch zuerst wollte er sich eine Mahlzeit gönnen. Er öffnete das Bündel welches er von Graubart hatte. Überrascht blickte er auf dessen Inhalt.

Darin lag eine blaue Rose.
Zitieren
#2
hey,
als ich die geschichte hier angefangen habe zu lesen habe ich zwar gehofft ein wenig mehr ueber bennje's (*gg*) vergangenheit zu erfahren...aber naja er ist nach wie vor ein mysterioeser fremdling ^^

dennoch eine nette geschichte Smile jetzt weiss ich endlich wie es zu der blauen rose kam Wink
nun ja...den rest kenn ich ja ^^

*die blaue rose hinter die elfenohren einklemmt*
Zitieren
#3
//
Zitat:Original von Viridis
...aber naja er ist nach wie vor ein mysterioeser fremdling
Ich hoffe das bleibt auch eine Weile so *g*//

2: Die Handelsstadt

Benji hielt sich die Hand vor den Mund und suchte eiligst einen Platz, an dem er sich übergeben konnte. Das Teleportieren durch die Torwächter machte ihm zu schaffen. Jedes Mal drehte sich alles um ihn und ihm war speiübel.

Doch in Giran gab es keinen Busch in der Nähe der Torwächterin. Benji entledigte seinen Mageninhalt an der kleinen Mauer hinter ihr. Entsetzt zog sie ihr wallendes Kleid zur Seite und auch der Lotterieticketverkäufer machte einen überraschten Satz zur Seite.

„Igitt!“, rief die Torwächterin laut aus. Doch ehe einer der Tempelwachen Einhasads reagieren konnte, stahl Benji sich ~ peinlich berührt ~ davon und suchte sein Heil in der Flucht.

„Du siehst nicht gut aus.“, bemerkte der Waldelf trocken, während er auf einem Apfel herumkaute und auf den Marktplatz Girans schaute. Die Beiden Rotschöpfe saßen mittlerweile auf einer der Mauern rings um den belebten Marktplatz.

Benji war tatsächlich etwas blass, aber sein Magen beruhigte sich bereits wieder. Er musste eine andere Möglichkeit finden von Stadt zu Stadt in dieser Geschwindigkeit zu reisen. Ein kurzer Blick in seinen leeren Geldbeutel; Was auch immer er heute noch Essen wollte musste er sich erst noch verdienen. Die Rationen von Graubart hielten nicht lange vor durch das viele Teleportieren.

Benji musste Husten, die Grippe war längst noch nicht vorüber. Selbstverständlich hielt er sich die Hand vor den Mund. Allerdings erlangte er die Aufmerksamkeit einer Dunkelelfe, die stirnrunzelnd die Mauer an der sie gerade stand emporblickte.

Der zu klein geratene Waldelf machte einen erschrockenen Satz hinter Benji und lies dabei den Apfel fallen, welcher an den Rand der Mauer kullerte. Er machte sich noch kleiner als er sowieso schon war und versuchte sich hinter dem Menschen zu verstecken.

Benji lugte unter seiner Kapuze hervor um zu sehen vor was sein Begleiter eine solch panische Angst an den Tag legte. Durch den finsteren Blick der Dunkelelfe bereute er seine Neugier auf der Stelle wieder. Ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem gereizten Magen breit.

Die Dunkle zischelte irgendetwas in ihrer Heimatsprache, Benji wollte sich gar nicht erst ausmalen welche Verwünschungen sie ihm an den Kopf warf. Er streckte das Bein aus, um sich zu erheben. Dabei traf er ungewollt mit dem Fuß den Apfel an der Kante der Mauer.

Der Apfel fand zielsicher den Kopf der Dunkelelfe, welche mehr als wütend aufschrie. Die nächsten Flüche hörte Benji schon nicht mehr, denn er war dabei über die Mauer davonzulaufen. Seine Füße trugen ihn schnell auf die andere Seite der Stadt. Er sprang von der Mauer ~ direkt in einen Handkarren.

Wütend fuchtelte der Zwerg mit seinen Fäusten: „Kannst du nicht aufpassen?!“. Doch es war schon zu spät, Benji purzelte mitsamt der Seelenschüsse über den Platz. Hier und da ging einer der Schüsse hoch, Benji zuckte zusammen und rauschte gegen eine der Wände. Der ganze Platz war von bunten Seelenschüssen bedeckt. Mit hochrotem Kopf versuchte der Zwerg, dessen Ladung Benji so durcheinander gebracht hatte zu ihm zu gelangen. Allerdings rutschte er immer wieder aus, es war wie ein Feld aus Murmeln über das er lief.

Natürlich sorgte dies nicht gerade dafür, dass der Zwerg sich beruhigte. Im Gegenteil, er drohte Benji schon damit ihm jedes Gliedmaß einzeln in den Boden zu stampfen, nachdem er es abgehackt hat. Benji rieb sich den linken Arm, mit dem er gegen die Wand geknallt war und erhob sich mühsam ~ die herumliegenden Seelenschüsse erschwerten das Aufstehen.

„Bei den Göttern, diese Stadt ist nichts für mich.“, murmelte Benji zu seinem Begleiter und zog sich wieder die Mauer hoch. Der Waldelf sprang elegant die Mauer hoch und kicherte, als er den schnaufenden Zwergen betrachtete, der nun verzweifelt versuchte seine Ware wieder einzusammeln.

„Lach du nur.“, Benji stiefelte die Mauer weiter, bis er ein Gebäude entdeckte, dass dicht genug stand. Er sprang auf das Dach und tänzelte ~ elegant wie sein Begleiter ~ auf diesem entlang zur nächsten Mauer. Von hier machten sich die beiden auf den Weg nach draußen.

Benji sprang die Stadtmauer hinab und landete beinahe in dem See vor Giran. Das Gras war rutschig, sodass seine Füße nach vorne flogen und der Rest von ihm nach Hinten. Mit einem schmatzenden Geräusch landete er mit dem Hosenboden im Matsch. Sein Begleiter stand auf einem kleinen Felsen neben ihm und fing laut an zu lachen.

„Hör auf zu lachen!“, brüllte Benji ihn an. Sein Begleiter löste sich beleidigt in Luft auf und lies ihn mit den verwunderten Blicken der Angler allein. Benji blickte einige Augenblicke wie ertappt zurück, bevor er sich wunderte warum hier tief in der Nacht noch geangelt wurde.

Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und stiefelte unbekümmert um den See herum. Die meisten Angler hatten sich auch schon wieder von ihm abgewandt, da die Fische hier gut zu beißen schienen. Neugierig blickte er in die Eimer, an denen er vorbeikam. Fische in unterschiedlichen Farben lagen darin. Einige waren bereits zweigeteilt und lagen im Dreck, als hätten die Fischer es nur auf das Innere ihres Fanges abgesehen.

Benji setzt sich also auf einen der Felsen und betrachtete das Schauspiel der Fischer im Mondlicht. Etwas Seltsames musste hier vorgehen. Er betrachtete einen Elfen, wie er den Fisch vom Angelhaken nahm und direkt aufschlitzte. Der Elf holte grünliche Splitter aus dem Fisch und verstaute diese sogleich in einem Beutel.

Doch es war nicht das Angeln selbst, dass Benji daran so faszinierte, sondern der Hut auf dem Haupt des Elfen. Also sprach er den Elfen nach einer Weile Beobachtens an: „Sagt, woher habt ihr diesen Hut?“

Der Elf warf Benji die Reste seines letzten Fisches entgegen: „Geangelt.“

Es war eine knappe aber ausreichende Antwort. In Gedanken blickte Benji in das Wasser des Sees. Hüte waren darin also auch verloren gegangen. Bei so vielen verschiedenen Fischen musste dieser See in der Tat etwas Magie beinhalten.

Benji nahm sich vor Angeln zu lernen, aber zuerst würde er das nötige Kleingeld für die Ausrüstung benötigen…
Zitieren
#4
Wie schön *träum* Gefällt mir sehr gut. Weiter so =)
"Was sie davon haben, einen Baum zu verehren, verstehe ich nicht, er steht nur da und wächst."
-Richard Schwarz, Die Götterkriege I: Die Rose von Illian
Zitieren
#5
3: Der Flötenspieler

Benji hatte es gewagt, er saß tatsächlich auf dem Marktplatz. Obwohl dort mehr als nur ein Dunkler unterwegs war, hatte er sich auf den belebten Platz gesetzt und seine Kapuze abgenommen.

Nachdem er den ganzen Tag mit Angeln verbracht hatte und dabei immer wieder von den See-eigenen Monstern samt Angel ins Wasser gezogen wurde, bis er glaubte sogar seine Knochen wären schon durchnässt, brauchte er etwas Erholung.

Die andere Hälfte des Tages hatte er auf einem der Dächer gehockt, seine Kleidung darauf ausgebreitet, damit sie trocknen würden ~ selbst nur von seinem grünen Umhang verdeckt. Auch wenn sein Begleiter meinte, hier oben würde ihn sowieso niemand sehen.

Nun war es bereits wieder Dunkel geworden und trotz der Tageszeit verharrten noch immer einige Händler mit ihren Waren auf dem Marktplatz. Aber es war still. Benji bedrückte diese Stille innerhalb einer Stadt irgendwie.

„Sieh’ sie dir an. Hocken alle aufeinander und schweigen sich an. Hast du mal in ihre Gesichter geblickt? Egal ob Mensch, Zwerg, Grünhaut oder Langohr. Sie alle schauen nicht besonders freundlich.. und da wundern sie sich noch, dass sie ihre Waren nicht verkaufen. Überhaupt… wer kommt auf die blöde Idee um die Uhrzeit noch nach Rüstung oder Stoff-Fetzen zu sehen um diese einzukaufen?“, der Waldelf schritt zwischen den Ständen hindurch, während er all dies sagte und betrachtete die müden Gesichter der Händler. Er hatte dabei die Hände hinter dem Rücken gekreuzt und stiefelte wie ein Gelehrter herum, der etwas hochwissenschaftliches erklärte.

Benji nickte unmerklich. Er wusste worauf sein kleinwüchsiger Begleiter hinauswollte. Es fehlte an Straßengauklern, an Geschichtenerzählern… an irgendetwas, dass zur Unterhaltung diente ~ selbst um diese Uhrzeit.

Er holte seine Panflöte aus der eigens dafür angefertigten Ledertasche an seinem Gürtel heraus. Dazu musste er nur die vier Druckknöpfe öffnen. Er glitt mit den Fingern fast zärtlich über das Holz des Instruments und betrachtete es. Eine angenehme Wärme glitt als Antwort durch seine Finger.

Die Melodie, die in seinem Geiste schwang wurde immer lauter, bis Benji die Panflöte ansetzte und sie spielte. Die Klänge aus seiner Seele, gespielt auf seiner Panflöte. Sie hallten harmonisch über den Marktplatz. Es war eine fröhliche Melodie, die es tatsächlich schaffte die trüben Gesichter der Händler ein wenig milder wirken zu lassen. Überhaupt hatte man ein viel positiveres Gefühl.

Das regte wohl auch zwei andere Menschen dazu an sich um Benji zu versammeln. Er lehnte mit dem Rücken am Baum des Giraner Platzes, wiegte seinen Kopf hin und her und wippte im Takt mit dem Fuß auf und ab. Der Seelenklang aus der Panflöte befreite ihn von der Last der letzten Tage, so dauerte es etwas bis er die Augen wieder öffnen konnte um sich umzublicken.

In diesem Moment warf die Menschenfrau mit den traurigen Augen ein paar Münzen in das Holzschälchen, welches neben ihm stand. Er spürte irgendwie, dass sie eine Last auf sich trug. Wenn er auf seinem Seeleninstrument spielte gab es viele Dinge, die er wahrnahm ~ die er sonst nicht einmal zufällig entdeckte.

Benji ließ das Lied langsam ausklingen, das war harmonischer ~ auch für seinen Geist die angenehmste Variante. Er nickte der Menschenfrau zu: „Vielen Dank!“. Benji konnte das Geld sehr gut brauchen, wie ihm sein knurrender Magen nun zu verstehen gab.

Die Menschenfrau war eine verträumte Person, die sich von dem Flötenspiel angezogen fühlte. Als wäre es der einzige Halt in ihrem Leben, wollte sie sich gar nicht mehr lösen ~ wollte das er weiterspielte. Das tat Benji nach einem kurzen Gespräch auch, denn ihr Verlangen nach innerer Ruhe war so groß, dass er es förmlich greifen konnte.

Der andere Mensch pflegte seinen Bogen. Er ging damit um, wie Benji es mit seiner Panflöte zu tun pflegte. Er ging behutsam und zärtlich damit um, während er ihn reinigte und mit etwas Fett pflegte. Benjis Blick verharrte auf dem Bogen. Er hatte etwas Faszinierendes an sich.

Der Waldelf stand neben dem Menschen mit dem Bogen und tippelte nervös von einem Bein auf das andere. Benji wusste, dass das Verlangen nach so einer Waffe von seinem Begleiter herrührte. Der Waldelf musste ein kribbeln in den Fingern haben, Benji spürte es fast selbst.

Allerdings stellte sich nach einer kurzen Unterredung mit dem Menschen heraus, dass er wohl ein Sklave eines Dunklen sein musste. Benji verstand die wenigen dunkelelfischen Worte zwar nicht, sein Begleiter aber um so mehr. Mit einem entsetzten Sprung zur Seite entfernte er sich von dem Menschen.

„Vergiss den Bogen! Er ist ein Handlanger der Dunkelelfen!“, japste er aufgeregt und setzte sich neben Benji. Diesen beschlich ein mulmiges Gefühl und er entschloss sich seine Aufmerksamkeit wieder der Frau zuzuwenden, die sich ganz in seine Nähe gesetzt hatte. Irgendetwas fand er an ihr. Ein Seitenblick zum Waldelfen verriet ihm, dass dieser weniger Interesse an ihr hatte, da er den Menschensklaven misstrauisch anstarrte.

Benji seufzte und begann wieder die Panflöte zu spielen. Dieses Mal beobachtete er die Menschenfrau dabei genauer. Sein Lied schien ihr schweres Herz zu erfüllen. Das gefiel ihm. Er schien ihr damit zumindest für einen Moment die Last von den Schultern zu nehmen.

Er genoss das Gefühl, wie ihr leichter wurde. Ganz für sich selbst, ohne Gefühle oder Anweisungen seines Begleiters. Benji war überrascht, dass er sich endlich von dem kleinwüchsigen Waldelfen trennen konnte ~ von seinen Gefühlsschwankungen. In diesem Moment von dem Misstrauen gegenüber dem anderen Menschen oder den nervösen Blicken zu den Dunkelelfen auf dem Marktplatz.

Benjis Magen knurrte und nachdem auch eine Zwergin ein paar Münzen in sein Holzschälchen warf, war es Zeit mit den Münzen an etwas Essbares zu gelangen. Nur kein Fisch, ans angeln wollte er heute nicht mehr erinnert werden.

Es tat ihm fast leid, dass er sein Flötenspiel beenden musste. Der Sehnsüchtige Blick der Menschenfrau bannte ihn fast. So verabschiedete er sich in aller Höflichkeit und verließ den Marktplatz.

Beim nächsten Treffen würde er nach ihrem Namen fragen.
Zitieren
#6
((wirklich schöne Geschichte
*den Platzhalter miemt in der Hoffnung das es so flotter weiter geht* Smile ))
Rasnur 7x SE
Zitieren
#7
Oh wie süß...... und der doofe Kerl verknallt sich in Viridis... *grins* Nene, macht Galenya nur Kummer - dann bekommt sie wenigstens nen individuelen Charakter... Tongue

edit: obwohl... wenn ich da an meine Taliciana denke.... die kleine Psychopatin....
[Bild: banner2.jpg]
Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
Zitieren
#8
4: Im Elmor

Benji wollte seinen nächsten Schritt bereits wieder in die andere Richtung lenken, als er die Elfengruppe an einer langen Tafel in dem Lokal entdeckte. Er hatte nicht gewusst, dass diese hier scheinbar eine kleine Feier veranstalteten. Er hatte damit gerechnet in Ruhe ein wenig Arbeit beim Essen verrichten zu können.

Aber Benji hatte so lange darauf gewartet hier etwas essen zu dürfen, warum sollte er sich diese Gelegenheit nun durch die Anwesenheit von Langohren nehmen lassen? Lange hatte er gespart für ein Essen zu zweit. Doch zuerst wollte er die Küche hier allein testen.

Ihm kam ein Platz etwas abseits der Tafel gelegen. Die Unterhaltungen der Elfen drangen hier nicht ganz so stark an sein Ohr, sodass er sich besser auf seine Schreibarbeit konzentrieren konnte. Es dauerte auch nicht lange, bis er bedient wurde.

Nachdem Alan, der Betreiber und Koch des Lokals, Benji eine Zwiebelsuppe und einen warmen Apfelsaft mit Zimt empfahl, sagte Benji dieser Bestellung zu ~ ihm war noch immer ziemlich kalt, denn die Grippe schien wieder einen leichten Rückschlag zu machen. Er holte ein leeres Pergament aus seinem Pergamentköcher und legte seine magische Feder dazu.

Ab und an blickte Benji zu der Elfengruppe, er hörte nicht wirklich zu, sondern war in Gedanken bei seiner Arbeit: Er sollte für einen Ork einen Liebesbrief verfassen. Eine ungewöhnliche Arbeit, aber Benji hatte kaum eine Wahl für wen er etwas schrieb: Er hatte das Geld wirklich nötig.

Aber es war angenehm dies in dem Lokal namens Elmor zu tun. Hier war es warm, kein Dunkelelf rückte einem auf die Pelle und die Gäste hatten wenigstens etwas Anstand. Allem in allem eine angenehme Atmosphäre. Benji hatte gerade die erste Zeile des Gedichtes, welches er für den Ork schreiben wollte, fertig, als sich ein unmerklicher Schatten auf sein Pergament legte.

Überrascht sah er auf, der Schatten kam von einer Person, die sich ihm zaghaft näherte. Noch bevor sie Benji erreichen konnte war Alan bereits bei ihr und fragte nach ihren Wünschen. Sie wollte vorerst nur einen Wein, aber das nahm Benji nur mit halbem Ohr auf. Sie war hier, dass war viel wichtiger für ihn.

Am Tag zuvor war er zu seinem Platz am Baum gegangen, wieder hatte ihn der Hunger dorthin getrieben. Er wollte etwas Musik spielen um sich seine Tagesration zu verdienen. Sie saß dort am Baum, als hätte sie nur auf ihn gewartet. Der Gedanke daran verzückte ihn. Jemand der auf ihn wartet. Jemand, der nicht bloß eine Ausgeburt seiner Fantasie sein könnte und ihn täglich stichelte. Ein Seitenblick zu seinem waldelfischen Begleiter verriet diesem wie genervt Benji mittlerweile von ihm war.

Sie war wohl mindestens genauso erfreut ihn zu sehen wie er sie. Ihre traurigen Augen schienen gleich etwas heiterer zu sein. „Habt ihr auf mich gewartet?“, fragte er überrascht. Ihre Antwort war mehr eine bescheidene Verneinung, sie wäre unbewusst dort. Unbewusst… er musste lächeln. Irgendwie hatte er ‚unbewusst’ gehofft, dass sie dort sein würde. Er wollte doch wissen wie sie heißt.

„Darf ich?“, sie deutete auf den Stuhl ihm gegenüber.
„Selbstverständlich.“, er war nicht schnell genug aufzustehen ~ der Höflichkeit wegen ~ da saß sie bereits auf dem Stuhl.
Er versank in ihren Augen, während die beiden sich unterhielten. Ihm war sogar fast danach die Panflöte zu spielen, entsann sich dann aber das dies hier im Lokal nicht die feine Art wäre.

Galenya war ihr Name, wie er gestern von ihr erfuhr. So wie er auch erfuhr, dass sie einst einen guten Freund verlor, einen Elfen. Die Menschenfrau war sehr offen zu Benji gewesen. Seine Musik sorgte oft dafür, dass Personen sich öffneten ~ über ihre Probleme eher hinwegsahen, weil sie sich so geborgen fühlten. Aber bei ihr war es echtes Interesse, was ihn dazu brachte nachzuhaken. Auch wenn er zwischenzeitlich darüber nachdachte, ob er nicht zu weit mit seinen Fragen ging. Um Abzulenken spielte er dann einfach wieder seine fröhliche Melodie.

„Da! Da ist sie!“, schallte es auf einmal in Benjis Kopf. Der Waldelf hüpfte im Lokal herum, um auf sich aufmerksam zu machen. Verflucht, dachte Benji, er war die ganze Zeit weg gewesen, er hatte Ruhe gehabt. Warum jetzt?

Galenyas weitere Worte drangen nur noch dumpf an Benjis Ohr, während sein Begleiter seine Sinne einfing ~ um sie auf eine ganz bestimmte Person zu lenken: Viridis. Sie betrat das Elmor gerade wieder. Benji war gebannt. Er dachte nicht darüber nach ob es an seinem Begleiter lag oder an ihm selbst. Aber diese Elfe fing seinen Blick ein. Er konnte nichts dagegen tun ~ wollte es in diesem Moment auch nicht. Sie hatte ihn entdeckt.

Erst unsicher wie ein kleines Mädchen kam sie zu ihm heran, lächelte. Benji erwiderte das Lächeln. Galenya sagte irgendetwas, aber er hörte sie nicht. Er war wie betäubt.
Erst als Galenya ihren Stuhl nach hinten schob und aufstand, im Inbegriff zu gehen, konnte er sich von der Elfe losreißen. Was passierte hier mit ihm? Mit dieser Überraschung blickte er die Menschenfrau an.

„Was…so bleibt doch!“, seine Augen flehten sie geradezu an nicht zu gehen. Aber er konnte sie auch im gleichen Zug verstehen. Sie ging ~ und er spürte wie ihr Herz wieder schwer wurde. Sie war verletzt, seinetwegen. Also war da mehr als nur das warten auf den Flötenspieler, mehr als vertraute Gespräche mit einem Fremden…

Wie betäubt ließ Benji sich wieder auf den Stuhl sinken. Viridis setzte sich ihm gegenüber und fragte in einem Tonfall, der sich scharf in seinen Geist bohrte: „Wer war denn das?“
Lag ihr vielleicht doch etwas an ihm? Trotz des überstürzten Aufbruchs, nachdem er scheinbar ein ihr unangenehmes Thema erwischt hatte. Nach dem letzten Treffen der beiden hatte er sie innerlich schon abgeschrieben. Was ein Narr er doch gewesen war sich als Mensch mit einer Elfe einzulassen.

„Eine…Freundin.“, antwortete Benji taub. Er wusste nicht mehr wo er jetzt stand und wollte keine weiteren Fehler begehen die er vielleicht später mal bereuen würde. Viridis verwickelte ihn daraufhin in ein Gespräch, welches dazu führte, dass sie ihn zu der Elfengruppe an der Tafel einlud. Benji bemerkte, dass die meisten Langohren sich nun auf den Heimweg machten. Er hatte es also nur noch mit einer Handvoll ihres Volkes zutun.

Er war nicht so recht bei der Sache. Sein Begleiter hüpfte auf der Tafel herum, kroch ab und an unter den Tisch um sich an dem Anblick der wohlgeformten Elfenfrauen zu ergötzen und provozierte Benji mit eindeutigen Gesten, die ihn im trunkenen Zustand sicher zu ungeziemten Dingen verführt hätten.

Aber Benji war weiterhin taub. Er versuchte seine Verwirrtheit mit einem Schuß ungesunder Frechheiten zu überspielen. Das sorgte dafür, dass er sich den ein oder anderen finsteren Blick Abgons einfing, welcher ebenfalls zu der Elfengruppe gehörte. Aber Benji legte es bald sogar darauf an diesen Blick von ihm zu bekommen. Er wusste nicht wieso, aber er musste sich an irgendetwas messen.

Er fühlte sich sowieso fehl am Platze als Mensch unter den Elfen. Aber er wollte eigentlich seinem Begleiter damit eins auswischen. Dieser wurde tatsächlich irgendwann ernster und setzt sich beinahe schmollend neben Samiris.

„Ja, mach dich noch unbeliebt bei den Hochelfen, kannst du toll…“, grummelte er eingeschnappt, bevor er dann aus dem Lokal ging. Benji folgte ihm kurz mit dem Blick, bevor er sich wieder Viridis und Abgon zuwandte, war er doch selbst gerade im Inbegriff sich zu verabschieden. Du zwar auf dieselbe Art und Weise, wie Viridis beim letzten Treffen aufgebrochen war: Plötzlich und mitten im Gespräch. Das musste er ihr zurückgeben.

So schnell kam er nur nicht weg, denn als Abgon herausgehört hatte, dass Benji ein freier Schreiber war, wechselte seine Reaktion auf den Menschen schlagartig. Das sorgte zum einen dafür, dass Benji noch verwirrter war als zuvor, zum anderen wurde er aber auch neugierig. Abgon lud ihn auf ein Treffen in seiner Kunstschmiede ein ~ Benji wusste von seinem Begleiter das Geschmeide, geschaffen von Elfenhand, etwas ganz besonderes an sich hatte.

„Auf bald Abgrondrafn.“, verabschiedete Benji sich. Er wandte sich ab und ging aus dem Lokal. Erst dann wurde ihm bewusst, dass es vielleicht ein Fehler war den vollen Namen des Elfen auszusprechen. Wie sollte er ihm je erklären woher er ihn kannte? Er würde ihm wohl kaum glauben, dass er sein Seelenlied hören konnte. Eine Eigenart von kreativen Köpfen…

Benji nahm seine Panflöte und setzte sie an. Er spielte eine ruhige Melodie, während er sich vom Elmor entfernte. Er brauchte jetzt Ruhe. Er musste dieses Chaos in sich zum Schweigen bringen.

Außerdem hatte er noch einen Liebesbrief zu verfassen.
Zitieren
#9
*Platzhalter und stolz drauf* Rolleyes
[Bild: banner2.jpg]
Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
Zitieren
#10
Ein Jahr später

5: Der Anschlag

Hörte das denn niemals auf?

Benji lag am Boden, es war Nacht und die Fluchtrolle hatte ihn wieder nach Giran gebracht ~ vor die Füße einer Dunklen. Der Dolch, welcher sein eigener war, steckte noch immer in seiner rechten Schulter und es hörte nicht auf zu bluten.

Mittlerweile lief ihm auch schon Blut ins Auge, der Degen der Kamael hatte eine feine Linie quer durch sein Gesicht gezogen ~ angefangen beim Kinn bis hin zur Stirn. Benji rieb das Blut weg, wo war der Elf, welcher ihm gerade das Leben gerettet hatte?

Die Dunkle hockte sich zu Benji herunter, er war in einem jämmerlichen Zustand und ihm schwanden langsam die Sinne. Mit einem gezielten Griff zog sie seinen Umhang nach hinten und tastete mit ihren Fingern zwischen seine Schulterblätter, wo sie das Brandmal in Form eines Kelches spürte.

"Rothe.", zischte sie verächtlich und machte sich daran ihn hochzuheben. Im Gegensatz zu den Dunklen die Benji bisher traf war diese in eine Rüstung gehüllt und hatte nichts von der Zerbrechlichkeit wie es die Priesterinnen Shilens ausstrahlten. Er kommentierte dies nur mit einem schmerzhaften Stöhnen, seine Familienplanung war bei dem Mordanschlag durch die Kamael mehr als einmal in Mitleidenschaft gezogen worden.

Die Dunkle schleppte Benji im Schutze der Dunkelheit zur Torwächterin, welche die beiden nach Oren brachte. Wenig später fand Benji sich in einem Gasthaus wieder und eine junge Menschenfrau versorgte ihn. Fachmännisch holte sie seinen Dolch aus dem Rücken in der Schultergegend - der zweite Dolch lag noch im Gras nahe Girans.

Die beiden Frauen blieben die Nacht über bei Benji und heilten seine Wunden, wobei die Dunkle eher als Leibwache für die junge Priesterin fungierte. Eine seltsame Verbindung lag zwischen den Beiden. Benji schlief irgendwann vor Erschöpfung ein.

Am nächsten Morgen stand bereits das Frühstück am Bett, es dauerte aber bis er sich erheben konnte um zu essen. Sein ganzer Körper schmerzte und erinnerte ihn an den gestrigen Abend.

Es hatte alles mit einem einfachen Gespräch im Elmor begonnen. Benji gönnte sich nach der langen Abwesenheit aus Giran eine Zwiebelsuppe in dem Lokal und strich seinen Lohn ein für den kleinen Auftrag von Batash. Dieser Mensch war verwunderlich und Benji grübelte noch immer über dessen wahre Absichten...

Nachdem Batash fort war kam diese Kamael zu Benji an den Tisch. Es war ein unterhaltsames Gespräch und Beide tranken zusammen eine Flasche Wein. Der Alkohol musste ihm die Sinne vernebelt haben, er war drauf und dran sich von ihr Verführen zu lassen ~ was am Giraner See endete.

Doch dort entpuppte sie sich dann als Auftragsmörderin, die ein leichtes Spiel mit dem stark angetrunkenen Schreiber hatte. Nach dem ersten Schock konnte er den Rausch vertreiben und sich darauf konzentrieren, was er in seiner Gefangenschaft gelernt hatte... aber es reiche nicht aus.

Das sie ihn mit einem gezielten wurf seines Dolches von der Flucht abhalten konnte gab ihm den Rest. Den Göttern sei Dank tauchte der Poet auf, den Benji einst im Elmor kennenlernte: Abgondrafn.

Das gab ihm die Chance die Fluchtrolle zu aktivieren... und nun war er hier.

EDIT:

Vorsichtig erhob Benji sich aus seinem Bett. Ein stechender Schmerz in seinem Kopf erinnerte ihn an die unsanfte Begegnung mit dem metallverstärkten Stiefel der Kamael. Auch seine Schulter meldete sich zu Wort, mit der er gegen den Felsen gekracht war als sein kunstvolles Ausweichmanöver scheiterte.

Mühsam griff er nach dem Becher mit Tee und trank ihn. Kurz darauf öffnete sich die Zimmertür und die Priesterin kam herein: „Guten Morgen! Ich sehe ihr seid erwacht? Dann kann ich ja gleich weitermachen.“ Mit einem Lächeln im Gesicht kam sie zu Benji hin, der sie nur fragend anblickte, als sie ihm den Becher Tee aus der Hand nahm und ihn sanft wieder auf das Bett legte.

„Womit?“, brachte er gerade noch heraus, bevor sie ihre Hände an seine Schläfen legte und mit einigen Worten Zugang zu seinem Gedächtnis erlangte.

„Nicht schonw…“, ächzte Benji noch, bevor er sich im Land der Träume wiederfand.

Ja, damit hatte der ganze Schlamassel erst angefangen, dabei meinten sie es doch nur gut. Der Magier Jarlan hatte einen Weg in Benjis Kopf gefunden und dort ein wenig aufgeräumt. Das Leid seiner einjährigen Qualen in Gefangenschaft hatte er vergraben, die Erinnerungen an Galenya hervorgeholt um ihm eine angenehmere Zeit zu schenken. Das wurde von Benji auch gleich genutzt ~ Er verbrachte die Nacht zusammen mit ihr. Aber es brachte leider auch etwas anderes hervor…

Einen Auftrag, der in ihm verborgen war und erst drei Tage später hätte in sein Gedächtnis zurückkehren sollen. Dadurch, dass Benji ihn direkt ausführte fiel er in Ungnade bei seiner Auftraggeberin und hatte deswegen nun Kopfgeldjäger und Söldner am Hals.

Aber das alles wurde ihm erst jetzt bewusst. Jetzt wo die Priesterin alles wieder richtig sortierte… und teilweise den Bann zu der Dunklen, die ihn gefangen gehalten und mit seltsamen Aufgaben gefüttert hatte. Bei ihr hatte er die Ausbildung im Kampfe erhalten und das alles nur mit einem Ziel: zu töten.

Benji stieß die Priesterin von sich und hielt sich den Kopf mit beiden Händen. Sein Atem ging schnell, er musste die Erkenntnisse die er gerade erhielt erst einmal verarbeiten. „Nein… das kann nicht sein.“, flüsterte er.

Die Priesterin schaute ihn mitleidig an: „Möge Einhasad euch gnädig sein…“ Dann verschwand sie wieder aus dem Zimmer.

Benji starrte nur auf seine zitternden Hände...
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste