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Die letzte Abendröte
#1
Der Wind strich durch das goldblonde Haar, so zärtlich wie ein Mann seiner Geliebten. Hier und da legten sich die Strähnen über das eisblau der Augen. Nur selten wurde diesen, durch einen Lidschlag, für wenige Sekunden eine Pause gegönnt. Tage und Nächte waren sie nun schon wach, erhielten immer wieder den gleichen Befehl "Seid wachsam und Misstraut!" Die Trauer, das Entsetzen, die Wut und die Rache war schon längst aus ihnen geglitten, nichts war in ihnen geblieben was sie einst so besonders machte. Nichts was in einem anderem Leben, so schien es, jemanden Träumen oder Glücklich sein lies.

Wieder ein Schlag, wieder eine so ersehnte Ruhepause für eine Sekunde.

Die Haut, blass, fahl, an den Wangen eingefallen. Das einst so hübsche Gesicht gezeichnet von Wochen voller Selbstgeiselung. Der rosige Teint weggewischt von der Zeit, genommen ohne wiederkehr, so scheint es. Jener Teint der so oft Freude, Entzückung, Scham und Schmeichelungen signalisiert hatte, ging damals Hand in Hand mit dem Blau ihrer Augen.

Ein Schlag. Eine Ruhepause für Sekunden.

Immer wieder wurde eine leichte, dünne Strähne vom Wind über die Lippen gelegt, bis sie letztendlich dort an einer alten, aufgeplatzten Stelle hängen blieb. An einer Stelle der Lippen, welche einst so hauchzart und zärtlich waren. Wie oft hatten sie ihn geküsst, wie oft blieben sie verschlossen um Geheimnise im inneren zu wahren. Nicht um ihrer selbst willen, nie waren es ihre Geheimnisse gewesen welche sie wahrte. Diese einst so sanften Lippen waren nun Spröde, aufgeplatzt durch die Trockenheit der Geiselung.

Ein Schlag. Eine Ruhepause für Sekunden.

Das knacken einiger Halswirbel wurde heimlich von dem Wind davongetragen. Halswirbel die zu einem schwanengleichen Hals gehörten welcher sich nun etwas hin und her regte um die Verspannungen für weitere Stunden zu lösen. Erst jetzt wo das Haar über die Schulter hinab auf den Rücken fiel, zeigte sich etwas schwarzes auf der fast weißen Haut. Ein Wappen, tattoowiert vor noch nicht allzulanger Zeit, was die leicht geröteten Ränder verrieten. Ein Dolch, eine Mondsichel und ein unverkennbares zeichen der Dunkelelfen. Dies waren die Elemente aus welchen die Tattoowierung bestand. Die Elemente des Wappens mit welchem sie selbst ihr Schicksal in die Hand genommen und bestimmt hatte.

Ein Schlag. Eine Ruhepause für Sekunden.

Sachte und eher geistesabwesend streichelten die Fingerkuppen einer linken Hand über das schwarz des Wappens. Es dauerte nicht lange bis sie wieder davon abließen und wieder lustlos neben dem schlanken Körper baumelten welcher in eine schwarzgrüne Samtrobe eingehüllt war.

"Ich wünschte...ich wäre zu tot um zu weinen...."

Ertönte eine leise, doch erstaunlich feste Stimme. Die Hand welche zuvor noch das Wappen begutachtet hatte, ballte sich nun so stark zur Faust das die Knöchel in schillerndem Weiß hervortraten. Blaues Licht lies ihren Arm noch kränklicher erscheinen. Blaues Licht dessen Quelle sich direkt vor ihr befand. Ein Elf stand ihr gegenüber, ein Elf mit einem selbstgefälligem Grinsen so sahen es zumindest ihre Augen. Schon lange konnten sie die Mimiken kaum der Wahrheit zuordnen. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen worauf das blaue Licht zu pulsieren begann. Doch bei genauerem hinsehen war es nur ein Abbild eines Elfen, erschaffen aus einem Strom aus Wasser. Mitten auf einem schon längst vergessenem Schlachtfeld stand dieses Ebenbild vor ihr, erschaffen aus dem nichts. Erschaffen von ihr.

Ein Schlag. Eine Ruhepause für Sekunden.

Und vergangenes war für sie Vergessen. Der Elf welcher nun vor ihr stand war nur noch Schall und Rauch in den vernebelten Gängen ihrer Vergangenheit. Ohne mit der Wimper zu zucken, ohne an die Liebe zu denken die sie einst für ihn empfand löschte sie sein Ebenbild aus. Ein Knall, einer Explosion gleich und das Wasser welches den Elfen formte zersprang in Millionen Tropfen, verstreute sich in alle Himmelsrichtungen jedoch ohne sie selbst zu benetzen.

"Die Hülle vergessen...mit ihren Erinnerungen."

Abermals ertönt die leise Stimme aus ihrer Kehle. Keinerlei Gefühlsregung gesellte sich zu ihren Worten als sie sich von Mikarion auf ihre ganz eigene Art und Weise verabschiedete. Ihr Blick schien sich nicht lange an der Silouette aufzuhalten sondern starrte gen Horizont ins leere während sich neben ihr ein weiteres Ebenbild aus Wasser auftürmte. Ein Dunkelelf, gezeichnet von Zahlreichen kämpfen Grinste diabolisch auf als er sie erblickte. Ihr Blick huschte kurz zur Seite.

"Ich werde meinen Betrug nie ungeschehen machen"

Gleichgültig fuhr ihr Blick an dem Gebilde aus Wasser entlang, auch jenes begann zu pulsieren. Immer und immer wieder, fast spöttisch bis ihre Lider sich schloßen, ihr Kopf sich von dem Dunklen abwandte und auch er in Millionen Tropfen zersprang.

Du musst weiter, darfst nicht Ruhen. Sei Wachsam und Misstraue! Pochte es wieder in ihrem Kopf.

Ein Schlag. Eine Ruhepause für Sekunden.

Die magere Gestalt einer einst fröhlichen Lichten stand reglungslos auf dem alten Schlachtfeld der Götter. Der Wind streichelte durch ihr Haar wie ein Mann seiner Geliebten. Ein letztesmal stachen die Sonnenstrahlen der Abendröte hervor, verabschiedeten sie aus dieser Welt, hüllten sie mit jeder Sekunde mehr und mehr in den Schatten der kommenden Nacht. Wenn jemand zufällig an diesen historischem Schlachtfeld rast getan hätte, hätte er beobachten können wie eine Elfe die letzten Sonnenstrahlen genoß welche sie in ihrem jungen Leben zu sehen bekam. Mit einem guten Gehör wäre es ihm wohl auch möglich gewesen die Worte aufzuschnappen, die sie der Sonne auf ihrem letzten Weg mitgab. Worte die der Wind jedoch nun ungehört davontrug um es für immer sein Geheimnis zu nennen.

"Ich wünschte ich hätte einen Grund.
Meine Fehler sind zur Jagd freigegeben.
Für dieses habe ich aufgehört es zu versuchen.
Ein einziges gutes Mal verdient meinen Tod."

~*~

Ein altes Bild der jungen Elfe Vinele wehte in der Dämmerung über das Schlachtfeld. Wohl das letzte was man je von ihr sehen würde.

[Bild: 001srghsmwdl1nv2.th.jpg]

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OOC: Ich denke einige haben nicht mehr daran geglaubt das ich diesen Schritt mit Vinele mache. Aber die letzten Wochen haben mir nur gezeigt das es besser ist diesen Char im RP loszulassen. Ich hab es versucht und bin gescheitert. Auch entschuldige ich mich das die Story sicherlich nicht annähernd an andere hier herranreicht doch brauchte ich sie für mich selbst um damit abzuschließen. Kritik und Verbesserungsvorschläge werden dennoch angenommen.

Ein Dank an Xanthoz, Aadie, Ama und Venorik die mit mir versucht haben diesen Char doch noch zu retten und mir schöne RP Stunden geschenkt haben.
"You have enemies? Good. That means you’ve stood up for something, sometime in your life."
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#2
//OOC:

Ich finde die Geschichte recht stimmig, auch wenn man zu erfahren scheint, wie schwer es dem Autor fällt sich von dem Charakter zu lösen. Beinahe schon benebelnd schwer.
Rein vom Text her finde ich die Geschichte interessant. Leider kene ich keinerlei Vorgeschichte zu ihr und kann daher auch nicht wirklich urteilen.

Schade um die Lichtelfe irgendwie - aber vermutlich liegt dir das RPen einer Dunklen. In jedem Fall bedanke ich mich für die helungene Lektüre^^.

Danke.

//OOC
Anwesend - ab und an.
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#3
//
Als wäre es gestern gewesen, habe ich die Bilder von der Begegnung am See noch im Kopf. Der anfangs recht glücklich verlaufende Versuch mit Tenhovian, Vinele wieder für Alltägliches zu begeistern, wurde von mir gleich wieder erstickt. Das tut mir leid.
Ich hatte mir ein schönes Manöver zurechtgelegt (sende ich Dir gleich noch per PN), um den Elfenhass aus ihren Gedanken wieder aufzuweichen. Aber ich habe mir einfach zu viel zugemutet. Das gebe ich zu und muss mich dafür entschuldigen. Die Zeit ist leider nicht da, wie erhofft.

Die Geschichte ist sehr stimmungsvoll und wehmütig geschrieben. Der Titel ist perfekt gewählt.
Wie der leise und langsame Abspann eines tragischen Films.
Ein Film wie nach einer immer wieder aufbäumenden Schlacht im Herzen der Elfe.
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Getötet im RP:
Aadieson - † 21.04.2007

Auf Eis:
Abgondrafn Syonisthil
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