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Der Kurier
#1
Das erste Licht der Morgendämmerung begrüßt einen einzelnen Reiter, der sich anscheinend nur noch mit Mühe im Sattel halten kann. Selbst dem treuen schwarzen Hengst sind die Strapazen der vergangenen Stunden deutlich anzusehen. Langsam fällt das eben noch trottende Tier in einen leichten Trab, den Geruch des heimischen Stalles in der Luft mit weit geblähten Nüstern auffangend. Die Reaktion des Tieres schmerzhaft spürend richtet sich der Reiter, mühsam um Halt ringend, etwas im Sattel auf. Er bietet ein recht desolates, fast schon herunter gekommen wirkendes, Abbild eines Dunkelelfen. Geronnenes Blut, aus einer klaffenden, verschorften Platzwunde über der linken Augenbraue, hat sich in kleinen Rinnsalen seinen Weg entlang der Schläfe und den hohen Wangenknochen gesucht. Das Haar, sonst silbrig weiss, wirkt schmuddelig grau und zerzaust. Beide Handgelenke scheinen mit schmutzig grauen Lumpen bandagiert und auch die dunkle lederne Kleidung ist weit von einem tadellos zu nennenden Zustand entfernt.
Erleichtert erkennt er die Silhouette des Tempels sich majestätisch gegen den morgendlichen Himmel erheben, gibt dem Hengst die Zügel frei. Das Tier, vertraut mit der Umgebung, findet zielsicher seinen Weg zum Tor der Haupthalle wo es zum stehen kommt. Die Wachhabenden blicken eher verdutzt denn misstrauisch aber wachsam der seltsamen Gestalt entgegen. Das Tier ist ihnen wohl vertraut, die Gestalt allerdings, die sich gerade einfach aus dem Sattel rutschen lässt und recht unsanft auf dem harten Boden der Steinfliesen des Eingangsportals aufkommt, scheint ihnen zunächst ein Mal völlig unbekannt zu sein. Wachsam ob des seltsamen Schauspiels legen die Wachen ihre Waffen in Anschlag, harren schweigend der Dinge.
Er bleibt für einen kurzen Augenblick liegen wo er aufkam, die Augen geschlossen, kurzatmig darum bemüht die Wellen aus Dunkelheit und Schmerz seine Sinne nicht mit sich reißen zu lassen.
'Du hast keine Zeit zu verlieren...', hämmert es ein Mal mehr irgendwo in seinen benommenen Gedanken und wie schon so oft in den vergangenen Stunden trieben sie ihn voran. Die Zügel noch immer in den geschundenen Händen, zieht er sich langsam an ihnen hoch den Sattelgurt greifend klammert er sich geradezu gewaltsam an ihm fest bis er endlich auf seinen Beinen zu stehen kommt.
'Nur eine Minute... Shilen, vergib mir... nur eine Minute...'
Drohend die Waffen vor sich treten die Wachen näher, während er, an die zitternden Flanken des Hengstes gelehnt, zu Atem kommen sucht. Sie sprechen ihn an, er versteht kaum ihre Worte, ihr Sinn dringt nicht durch den beständigen Nebel, der ihn gefangen hält. Rüde, ungehalten, auffordernd bohrt sich stochernd das stumpfe Ende eines Speeres in seine Seite. Er möchte aufschreien als sie eine der gebrochenen Rippen treffen, doch er schluckt den aufkeimenden Schrei mit einem gurgelnden Geräusch in der Kehle hinunter, hebt nur in einer schwachen abwehrenden Geste eine Hand während er sich von dem Tier löst und langsam umdreht, wohlweislich eine Hand am Sattel lassend, den eigenen Kräften misstrauend.
Er versucht einen Gruß, ein einziges Wort. Die Stimme versagt, klingt eher wie blechernes Krächzen. Ein zweiter Anlauf, klingt noch immer rau, bringt aber ein gerade noch verständliches 'Valsharess' zustande.
Die Wachen halten ein, treten näher, nehmen diese traurige Gestalt genauer in Augenschein. Sie mögen schon einiges gesehen haben, aber sicher nicht eine derart verwahrloste Ausgabe des Interims-Hauptmannes der Tempelgarde. Ein kurzer Blickwechsel, die Waffen werden weggesteckt, helfende Hände umfassen den bedrohlich schwankenden Körper und bringen ihn ins innere des Tempels. Einem dritten auf dem Weg wird Befehl erteilt das Portal zu bewachen und nach einem der Pferdeknechte zu schicken, das Tier draußen zu versorgen.
Er hat nur eines im Kopf, nimmt die langen Gänge und Abzweigungen im inneren des Tempels kaum wahr. Nur ein Wort rinnt dann und wann von den spröden, trockenen Lippen: Valsharess.

Wenig später.
Die aufgescheuchte Dienerschaft ist längst ausgeschwärmt die Valsharess zu informieren Sheeran sei eingetroffen, in einem höchst merkwürdigen desolaten Aussehen und Zustand, und wünsche sie zu sprechen.
Er hatte sich geweigert woanders hingebracht zu werden als in die Audienzhalle, jede weitere Hilfe ablehnend, einzig einen Becher Wasser angenommen die trockene Kehle zu befeuchten. So kniete er kauernd in der Mitte der Halle, auf eines seiner Schwerter gestützt, in der anderen Hand ein unbeschadetes Pergament mit dem Siegel des Hauses Slyannen Qu´madosfahn und harrte der Ankunft seiner Herrin.
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#2
"Hebt ihn auf!"

Mit diesen Worten betritt Tesnaria den Saal. Schnell eilen ihre Dienerinnen zu dem verwundeten Hauptmann ihrer Garde und platzieren ihn in einem Stuhl. Seine Wunden werden versorgt und man kümmert sich um ihn.

"Was hast Du uns mitzuteilen?"
Auf den Zustand des Dunklen geht sie nicht weiter ein. Er hat überlebt und damit die Überlegenheit ihrer Rasse demonstriert, das reicht ihr.

Nachdem sie seinen Bericht angehört hat, geht sie eine Zeit lang im Raum auf und ab, nur von kurzen Bemerkungen an ihn oder ihre Berater unterbrochen:

"Deine Sturheit mag ja von Vorteil sein, Sheeran, aber irgendwann wirst Du einen hohen Preis dafür zahlen! Es wäre in unserem Interesse, wenn Du diesen Zeitpunkt noch ein wenig hinauszögern würdest." Damit spielt sie offenkundig auf sein Verhalten bei den Orks an.

"Ich brauche drei Boten." Ihr Blick fällt auf Sheeran. "Nein, zwei. Den dritten Brief wird der Hauptmann überbringen und wieder als unser direkter Gesandter fungieren."

"Ein Bote soll sich an das Haus Renor' anon wenden. Wir haben eine Entscheidung getroffen, die dort sicherlich mit Neugierde erwartet wird. Er wird unter starker Bedeckung ausgeschickt. Ich wünsche keine Störung!"

"An alle Grenzposten ergeht die Weisung keine Menschen, Blasse oder Zwerge mehr in unser Gebiet zu lassen, egal, ob sie als Gesandte kommen oder als Spione. Diese Anweisung gilt, bis das Spiel um Rune entschieden ist."

Nach einiger Zeit wendet sie sich ihrem Schreibtisch zu und verfasst zwei Briefe, einen soll Sheeran an den Fürsten von Rune überbringen, einen anderen wird eine Priesterin an das Haus Renor'anon übermitteln.

"Damit haben die Kinder Shilens ihre Figuren gesetzt! Nun warten wir auf die anderen Mitspieler."

[ooc]Inhalte der Briefe in den jeweiligen Threads oder per PN[/ooc]
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#3
Nur wenige Stunden später.
Ein Bad, ein wenig zu essen und die Heilkunst der Priesterinnen. Ein wenig Schlaf hatte sein übriges getan. Sicher, er war noch weit davon entfernt völlig wieder hergestellt zu sein, aber das zählte nicht. So lange er eine Aufgabe zu erfüllen hatte würde er an seinem Platz stehen und sei es, dass die Aufgabe auf allen Vieren kriechend erfüllt wurde. Was anderes gab es nicht in seinem Denken, würde es niemals geben.
Unruhig blickt er zu dem Haupttor hinüber. Warten war nur dann seine Stärke, wenn es dafür eine Notwendigkeit gab. Das hier war Trödelei und die hasste er abgrundtief. Die Unruhe übertrug sich auf das Pferd unter ihm, das nervös zu tänzeln begann und auch sein treuer Artan, der schwarze Hengst mit dem er angekommen war, begann ungeduldig an seinem Führstrick zu zerren.
Endlich tauchte die Botin für Goddard samt ihrer Eskorte auf. Schweigend, mit steinerne Mine aber innerlich erleichtert, nahm er das Erscheinen zur Kenntnis. Ein letzter, für Außenstehende eher undefinierbarer, Blick auf das dunkel dräuende Gebäude des Tempels in der Nachmittagssonne. Ein kurzes Schmunzeln überzog die steinerne Maske seiner Züge als ihm Tesnarias Bemerkung einfiel: 'Deine Sturheit mag ja von Vorteil sein, Sheeran, aber irgendwann wirst Du einen hohen Preis dafür zahlen! Es wäre in unserem Interesse, wenn Du diesen Zeitpunkt noch ein wenig hinauszögern würdest.'

"Ich kenne meine Grenzen, Hohe Tochter Shilens... Seid gewiss, mit Shilens Gnade bleibe ich Euch noch lange erhalten." murmelt er leise. Es klingt fast wie ein Schwur.
"Wie meinen?" Die Botin hatte ihn erreicht. Er winkt nur kurz ab, wendet sein Pferd auf der Hinterhand und lässt es in leichten Trab fallen. Die Gedanken konzentrieren sich auf das vor ihm liegende, blenden fast alles andere aus. Bote und Eskorte folgen augenblicklich. Genug Zeit war vertrödelt worden und wie unnachgiebig Sheeran werden konnte war nur zu bekannt.

Stunden später am nördlichen Fuß der Passstraße nach Goddard.
Sie waren nur auf wenig Schwierigkeiten gestoßen, vieles konnte umsichtig einfach umgangen werden. Zumindest er hielt nicht all zu viel davon die Welt auf sie aufmerksam werden zu lassen. Der eine oder andere Kadaver mochte gerade als Futter der wilden Tiere dienen, doch gab es in dieser Nacht wenige davon die ihren Weg hätten markieren können.
Zufrieden mit dem bisherigen Verlauf beobachtete er aufmerksam die Straße vor ihnen. Sie war ruhig, was lange nichts heißen mochte. Doch viele der seinen hatten einen Vertrag mit den Silenos. Es sollte wohl eher keine Probleme geben ihr Gebiet zu durchqueren. Kurz nickend wendet er sich um, löst Artans Führstrick von dem Tier, dass er bisher geritten hatte. Seine wenige Ausrüstung war bereits umgepackt worden. Schweigend reichte er die Zügel des bisherigen Reittieres weiter an einen Krieger der Eskorte. Für den Rest der Reise nach Rune vertraute er lieber auf die Fähigkeiten seines eigenen Hengstes und ein weiteres Tier am Führstrick würde nur aufhalten.
Er war müde, die schmerzenden Knochen rebellierten als er sich in Artans Sattel schwang. Eisern ignorierte er es.
Ein Letztes galt es zu tun. Er lässt den ungeduldig tänzelnden Hengst zu der Botin aufschließen und überreicht dieser ein einfach wirkendes zweites Pergament. Lediglich das Siegel mag dem Empfänger verraten von wem dieses kommt.

"Tragt Sorge, dass dies die Qu'el Faress Drigania erhält." Sein Blick lässt keinen Zweifel darüber offen was der Botin ansonsten blühen wird. Verstehend nickend steckt die Botin auch dieses Pergament sorgfältig ein. Ein kurzes Nicken seinerseits zum Gruße wendet er ohne weitere Worte den Hengst und verschwindet alsbald in der Dunkelheit gen Westen. Er würde die großen Strassen meiden, auch wenn es ihn die eine oder andere Stunde kosten würde.
Hinter ihm setzt sich der kleine Trupp gen Nordosten in Bewegung. Sie würden Goddard bald erreichen...
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#4
Das bestimmte, laute Klopfen gen der Tore der Hallen des Hauses Renor'anon zu Goddard, veranlasste die weißhaarige Magerin in der hellen Robe ihre Konzentration von dem Buch auf ihrem Schoß zu der Türe zu lenken. Ein flüchtiger Blick in den Raum, zeigte Drigania, dass die Bediensteten derzeit wohl anderen Pflichten nachgingen, oder sich eine Pause gönnten. Leicht missmutig erhob sie sich, das Buch ließ sie aufgeschlagen auf ihrem Platz, und bewegte sich selbst auf die Türen zu. Ein weiteres Klopfen zeugte von der Ungeduld des Botens und Drigania spielte einen Moment lang mit dem Gedanken ihn noch etwas länger warten zu lassen. Geduld war eine Tugend, die scheinbar nicht jeder so ganz verinnerlicht hatte. Aber wer wusste schon, die Zeiten waren unruhig, die Situation um Rune konnte Eile als ebenso nötige Tugend deklarieren. So öffnete sie höchstpersönlich die Tür und sah dem Boten des Tempels ohne große Überraschung an, hattel sie auf Nachricht aus dem Tempel Shilens bereits gewartet. Als der Bote ihr zwei Briefe reichte, fiel ihr Blick auf die beiden, wohlbekannten Siegel und ein Lächeln entstannt auf ihren Lippen. Der Bote bekam ein kurzes, anerkenndes Nicken, dann verschwand Drigania wieder in der Halle. Ihre Finger glitten behutsam über das eine Siegel, bevor sie das andere brach. Auch wenn sie es kaum erwarten konnte den Inhalt des anderen zu Lesen, musste Sheerans Nachricht ein paar Augenblicke länger warten, jedoch waren ihre Augen um einiges gebannter, als sie dazu kam seinen Brief zu lesen..
"Was sie davon haben, einen Baum zu verehren, verstehe ich nicht, er steht nur da und wächst."
-Richard Schwarz, Die Götterkriege I: Die Rose von Illian
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#5
Das Pergament ist einfach, aber sauber und mit sorgfältigen, geraden, ruhigen Zeichen der Dunklen beschrieben. Nichts deutet auf die Hektik oder Hast oder eigenen physischen Probleme hin. Es scheint als ob er alle Zeit der Welt hatte, diese Zeilen zu verfassen. Einzig ein kleiner, flüchtig verwischter, Blutfleck am unteren Ende mag den Eindruck etwas stören oder verwirren. Er scheint schlicht übersehen worden zu sein auf dem sonst so makellosen Dokument.

Geliebte Rose der Nacht,
Flamme des Lebens meiner Seele,

der Bote, der diese Nachricht überbringt, hat mich vor vielleicht zwei oder
drei Stunden noch höchst lebendig und äußerst missmutig ertragen dürfen.
Erzählte ich dir jemals, wie ungehalten mich eine Trennung von dir zuweilen
macht? Einem Fieber gleich verbrennt der Zwist zwischen Sehnsucht und
Pflicht meine Seele, mein Herz...

Die letzten Tage und Stunden waren schwierig, wenn auch nicht unlösbar.
Getreu meiner Aufgabe gelang es mir letztlich der Hohen Tochter Shilens
Bericht zu erstatten. Ihre Botschaft, die dein Haus zu dieser Stunde
ebenfalls erreichen sollte, dürfte dir und den deinen Aufschluss geben.
Doch nicht alles von Belang wird darin zu finden sein und nicht nur die
Sehnsucht gebietet mir wenigstens dich um ein Treffen, als Herrin deines
Hauses, zu ersuchen.
Die Wege und Zeiten sind unsicher und so wage ich es nicht dir auf diesem
Wege Informationen zukommen zu lassen, die vielleicht wichtig für das
Haus Renor'Anon sein mögen. Mein Weg jedoch führt mich ein Mal mehr
nach Rune. Bote und Botschafter der Valsharess gleichermaßen ist es mir
nicht vergönnt dir und deinem Haus zum jetzigen Zeitpunkt den
erforderlichen Besuch abzustatten. Der Befehl war eindeutig.
Ich weiß nicht was mich in der Burg zu Rune erwarten wird. Doch was auch
immer geschehen wird, ich habe Sorge getragen, dass dir besagte
Informationen zukommen werden. Erwarte mich im Morgengrauen des
zweiten Tages ab dieser Stunde da du diese Zeilen liest in Goddard, so es
dir möglich ist. Oder schicke mir jemanden zum Tor der mir Auskunft erteilen
mag wo und wann ich dich finden kann. Sollte ich zum gegebenen
Zeitpunkt nicht selbst erscheinen können, so begib dich nach Rune und
fordere Einlass in die Gemächer derer von Barra'Kal'Dakan. Sie stehen dir
offen. Niemanden ist es geduldet dir den Einlass zu verwehren. Verfahre
nach eigenem Ermessen mit jedem, der es wagen sollte dich zu hindern.
Du wirst eine Nachricht von mir in jenem Gegenstand finden, den ich dir
dereinst auf einige Zeit lieh.

Sorge dich nicht, mein geliebtes Herz.
Meine Liebe und Sehnsucht nach dir sind dieser Tage jene Quelle, aus der
ich die Kraft zu schöpfen vermag den Weg zu dir zurück zu finden. Deine
Liebe, der ich bedingungslos vertraue, ist das Leuchtfeuer, welches mich
zu leiten vermag durch alle Hindernisse und Schwierigkeiten. Sie mögen
meinen Körper brechen, doch weder mein Wille noch meine Seele werden
brechen, denn sie stehen unverbrüchlich im Glauben an Shilen und deiner
Liebe.

Möge Shilens Gnade deine Wege und dein Haus schützen.
Meine Liebe begleitet dich wohin auch immer dein Weg dich führt. Meine
Gebete kennen deinen Namen, meine Gedanken dein Bild.
Shilens Segen möge der Rose der Nacht gewährt bleiben.


Das Pergament ist aus Sicherheitsgründen nicht unterschrieben. Doch Drigania dürfte eine solche auch nicht brauchen um zu wissen, zu erkennen...
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