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Aadieson … „die Welt ist eine Scheibe…“
#1
((OOCmode on:
Neues vom 25.05.07
Nichts Neues^^. Rest steht unten im letzten Posting von mir.


Neues vom 29.04.07

Das Neue Kapitel musste ich unten ranhängen, da bei 100k Zeichen Schluss ist^^

Ein neues Kapitel ist dazu gekommen:
Das Dankesfest
Ich habe das Dankes-Fest mal als eigenes Kapitel noch eingestellt. Anwesende - insbesondere Kenneth^^ - , die bei der Inselparty dabei waren, können sich also zurücklehnen und die Schnarch-Arie getrost links liegen lassen.

Noch kurz zu dem arkanen Spruch, der unten folgt: Ich habe eigene Wortschöpfungen für arkanen Ausdruck verwendet. Ich hoffe, dass kollidiert nicht mit irgendwelchen RP-Grundsatzrichtlinien oder gar Drow/Sindarin-Begriffen. oO

Hier die Übersetzung:
"Ke´so trin Dwos ((Oeffne Dich Tor))
Ziat mus dern ((Licht lasse wallen))
Seo'gen trin Trabhlys ((Füge ein Dich in den Stab))
Cuos'ta mras Bisvit" ((Kehre um sein Inneres))


Preview:
Das Finale bis hin zu Aadies Abgang folgt dann im 19 und letzten Kapitel.
Neues - Ende))


Da der Trend zu einer kurzen und intensiv gelebten Charstory geht, möchte ich eine Kurzversion vorschalten, die einen Überblick gibt, wo meine Reise herkam und wo sie hingeht.

Zu allererst aber ein paar wichtige Infos zum Verständnis:
Aadieson ist nicht in der Welt von Aden geboren, sondern durch ein Weltentor aus einer Parallelwelt, ähnlich wie die Erde im Mittelalter, hierher gekommen.
Durch Umstände, die hier gleich genannt werden, landet Aadieson in dieser Welt hier und muss sich erstmal zurechtfinden. Er ist auf der Suche nach einem Tor, was ihn zurück in seine alte Welt führt.
Daher auch der oft verwendete Namenszusatz „Weltenwanderer“. Seinen Nachnamen hat Aadieson abgelegt, da der Status „Familie“ in Aden für ihn keine Bedeutung hat – jedenfalls noch nicht.^^
Seine Weltanschauung und Neigungen: Der Glaube an seinen Gott sitzt tief. Demzufolge huldigt er nicht Induron. Elfengeschöpfe findet er zunehmend faszinierend. Somit lässt der Drang, diese Welt schnell wieder zu verlassen, etwas nach.
Ich werde natürlich die Charstory in üblicher Weise fortführen, wenn es einschneidende Erlebnisse zu berichten gilt. Damit das Ganze nicht so zerrupft aussieht, werde ich dieses Posting hier editieren.
Unten hängen ich dann ein Posting an, wenn ich „neue Kunde zuteil kommen lassen kann“.

Hier kommt das Charstory-Telegramm:

1. Die Kindheit
Aadieson wächst in Sorms auf und hat grad den 8.Geburtstag. Das heißt, er darf das erste Mal draußen vor der Stadt spielen. Dort sieht er das erste Mal das „Schloss“, welches seine älteren Spielkameraden gebaut hatten.
Eines Tages stieg in der Nähe des Schlosses eine 4 Fuß hohe Steinsäule auf. Oben auf der Säule war eine Art Tablett, worauf ein Buch lag. Da keiner lesen konnte, war es nach einer Weile uninteressant und langweilig. Am nächsten Tag war die Säule wieder verschwunden und nie mehr gesehen. Das an jenem Tag grad Sommersonnenwende war, ist niemanden bewusst gewesen.


2. Der Verlust
Ungefähr 8 Jahre später ritt Arfar, der Bruder von Aadieson, an einem heißen Sommertag aus und kam nicht wieder. Er blieb vom Erdboden verschluckt. Auch die Suche am nächsten Tag erbrachte nichts. Er blieb verschwunden und keiner wusste, warum. Auch dieser Tag war der Tag der Sommersonnenwende, aber niemand kam darauf, dem Bedeutung beizumessen.


3. Die Sommersonnenwende
Wiederum ein paar Jahre später, war es diesmal Aadieson, der ausritt, um ein wenig frische Luft um die Nase wehen zu lassen. An diesem Tag begegnete er wieder der Steinsäule, die er in der Kindheit damals mit den anderen bei dem selbstgebauten Schloss vorgefunden hatte. Er trat näher und begann, das aufgeschlagene Buch zu lesen. Bei dem Lesen des letzten Absatzes wurde ihm schwindlig und er fiel in Ohnmacht.


4. Die Ankunft
Hier beginnt der Aufenthalt in Aden.
Aadieson ist nun, während er ohnmächtig war, von der Erde in die Welt von Aden transferiert worden. Einige Wesen hier sind identisch mit seinesgleichen, aber es gab auch völlig unbekannte Kreaturen wie Elfen, Orks, Zwerge und widerliche andere Gestalten.
Unmittelbar nach der Ankunft fragte Aadieson einen Umstehenden nach seinem Bruder in der Hoffnung, dass ihn wohl das gleiche Schicksal erlitten haben mag. Und tatsächlich: der Name war ihm geläufig. Das machte Hoffnung.


5. Die Jagd
Eine Jagd wie jede andere, so schien es. Nur das diesmal die Lage ziemlich hoffnungslos war und die Riesenspinne ihrem Erfolg ziemlich nahe. Da kam eine Frau namens Selena aus dem Gebüsch gehüpft und warf die Spinne ziemlich rasant einfach um (also mit Zauber und so)
Danach gingen sie ziemlich oft zusammen auf die Pirsch.


6. Die Frage
Es war schlicht und ergreifend die Frage, ob Aadieson gewillt war, dem Orden des Zwielichts beizutreten. Mutige und lernfähige Magier waren gefragt. In seiner Blauäugigkeit sagte Aadieson natürlich ja.


7. Der Trank
Ein Trank, verdammt dazu, Unheil zu bringen. Die Vorteile sollten großartig und mächtig sein, aber es gab auch Nebenwirkungen, wie z.B. eine gespaltene Persönlichkeit.
Selena – die mittlerweile Zuneigung zu Aadieson empfand – erlag der Versuchung. Ihre Heilkräfte und Ihre Persönlichkeit schwanden zusehends.


8. Der zweite Verlust
Selena war endgültig verschwunden. Und mit ihm eine Reihe weiterer Gefährten. Dies war recht unangenehm für Aadieson und er verschloss sich zunehmend in seinem Verhalten.


9. Neuanfang?
Die Zeit heilt alle Wunden, sagt man. So ist es auch in diesem Fall gewesen. Aadieson lernte eine Reihe neuer Gefährten kennen, die Abwechslung in den Alltag brachten. Seine Stimmung hob sich wieder.


10. Die unheimliche Begegnung
Während einer Auseinandersetzung mit einer Kreatur machte er die Bekanntschaft mit einer Dunkelelfe namens Silnafay. Sie beanspruchte die Herrschaft über die alte Heimat Aadiesons. Sie deutete die Ankunft desselbigen als Schlüssel zum Zugang in diese andere Welt.
Silnafay wünschte sich nichts sehnlicher als den Tod Aadiesons und gleichzeitig nahm sie ihn Schutz, um sich die Chance, in die andere Welt zu gelangen, nicht zu verbauen.


11. Das Wiedersehen
Es war gleichzeitig ein Himmelhochjauchzen und ein zu Tode betrübt: Aadieson hat seinen Bruder wieder gefunden und musste gleichzeitig feststellen, das jener sich in sein Schicksal ergeben hat und bis zu seinem Ableben in Aden verweilen wollte.
Der Kampf um die Rückkehr in die alte Heimat war für ihn verloren.


12. Der Wandel
Aadieson war nicht mehr willens, weiter nur stumpf in Unmengen von Büchern zu wälzen, um einen Schlüssel für seine Rückkehr zu finden. Ihm kam die Idee, eine Art Schlossführung zu veranstalten, um eine Möglichkeit für neue Kontakte zu schaffen. Vielleicht findet sich der eine oder andere Leidensgenosse unter den Anwesenden…


13. Hoffnungsschimmer
Es war mehr ein Zufall, dass ausgerechnet eine Elfe namens Aurelia von dem Schicksal Aadiesons erfuhr und gleichzeitig einen Ork kannte, dem wohl das gleiche widerfahren war. Daher lag es nur nahe, dem auf den Grund zu gehen.
Leider stellte sich heraus, dass die Suche nach dem Leidensgefährten sich schwieriger herausstellte, als angenommen.


14. Die Urkunde
Aadieson findet im Zimmer der Herrin die Beförderung von Chalithra. Flugs nimmt er sie an sich und überreicht sie der Dunklen in einer kleinen Zeremonie. Ein anschließender Kampf, in deren Verlauf sich Chalithra glänzend bewährte, bestätigte Aadieson in seiner Handlung.


15. Der Schmerz
Dieses Kapitel zeichnet den Rauswurf von Aadieson aus dem Orden des Zwielichts auf. Außerdem verliert er ein Körperteil.


16. Der Stab
Das "Geschenk" von seiner Herrin entpuppt sich als wahrhaft unwiderstehliches Gut von der dunkelsten Sorte.
Zum Glück ist Linardt zugegen, als der Kampfstab Dasparion sein wahres Gesicht zeigt.


17. Die Wende
Aadieson lernt eine Elfe namens Aleya kennen, die es ihm im besonderen Maße angetan hat. So sehr, dass er seine eigentlichen Ziele - das Suchen eines Tores und die Heimkehr in seine alte Welt - schlichtweg verdrängt.
Viele damit verbundene Ereignisse - ein Dankesfest, ein Trauergottesdienst, die Erlösung Aleyas von ihrer Pein - tragen zum Inhalt des Kapitels bei.


Kapitel 18 Das Dankesfest
Aadieson richtet ein kleines Fest zu Ehren derer aus, die ihm bisher nahestanden.






Und hier kommt nun der ausführliche Teil für all jene, die etwas^^ mehr von Aadie erfahren möchten.


Noch mal das Kapitelverzeichnis: (Ordnung muss sein)
OOCmode off))

1. Die Kindheit
2. Der Verlust
3. Die Sommersonnenwende
4. Die Ankunft
5. Die Jagd
6. Die Frage
7. Der Trank
8. Der zweite Verlust
9. Der Neuanfang
10. Die unheimliche Begegnung
11. Das Wiedersehen
12. Der Wandel
13. Hoffnungsschimmer
14. Die Urkunde
15. Der Schmerz
16. Der Stab
17. Die Wende
18. Das Dankesfest



Kapitel 1
Die Kindheit



„Hurra!“ Kaum hatte Aadieson mit kindlichem Eifer dies über den Tisch geschrieen, schon tat es ihm leid, als die tadelnden Blicke seiner Mutter ihn wieder in die Schranken wiesen. Aber er konnte nur schwerlich an sich halten. Seine Beine entwickelten ein Eigenleben und tanzten unter dem Tisch hin und her.
Aadieson konnte und wollte es nicht wahrhaben und im gleichen Atemzug durchzog ihn die Freude über dieses Ereignis: Es war sein 8.Geburtstag!
Das war nicht irgendein Geburtstag wie jeder andere. Denn ab diesem Tag durfte er mit seinen Freunden draußen vor den Stadttoren außerhalb der Mauern spielen. Viele seiner Spielkameraden, die wie er in der Gerbergasse hier in Sorms wohnten, waren bereits älter und haben die ungeschriebene, jedoch eisern verfochtene Maßregelung hinter sich gelassen, dass Kinder erst ab dem 9.Lebensjahr unbeaufsichtigt die Stadtgrenzen verlassen durften, um im angrenzenden Wald den verschiedensten Abenteuern nachgehen zu können.
„Nimm die Finger weg, Aadieson!“ tadelte ihn Mutter, als er gedankenverloren an dem Eintopfdeckel spielte und ein paar Dampftropfen auf die Finger gleiten ließ.
Neben ihm saß sein älterer Bruder Arfar, daneben Vater und gegenüber einige entfernte Verwandte, die er nur gelegentlich sah, wenn es was zu feiern gab. Sie kamen immer dann, wenn der Tisch voller Speis und Trank aus fremder Hand bezahlt und diesen es zu leeren galt. Während die Mutter den Eintopf mit vorherrschendem Blick in die Teller verteilte, gab Vater den Unterhalter und sprach über Aadieson´s rühmliche – und auch eher unrühmliche – Eigenschaften als ungestümer Bengel, der aber nicht nur Flausen im Kopf hatte.
Nachdem nun alle auf ihren gefüllten Teller starrten, begann Mutter das „Herr segne uns…“, der tägliche Psalm auf die Gnade des Gottes über uns, der uns täglich an den Tisch vereinte – außer die entfernten Verwandten, die von der frommen Einstellung offensichtlich nichts hielten.

Die Gerbergasse war eine von vier Handwerkergassen in der Stadt Sorms. Alle Familien, die lederartige Materialien zu Ausrüstung oder sonstigem Zubehör verarbeiteten, hatten sich hier nieder gelassen. Aadieson´s Vorfahren wurden, nachdem sie vor zwei Generationen hierher gezogen waren, aus einfachen Verhältnissen heraus zu einer der bekanntesten Sattlereien im gesamten Stadtgebiet. Der Name der Familie wurde zunehmend von einem zum anderen getragen, bis auch der Adel sich ab und zu ein Stelldichein gab. Um die Ausrüstung, die man anbot, besonders gut verkaufen zu können, schlug einer der Ahnen vor, die Sättel im Rahmen einer außerstädtischen Begegnung mit Pferd oder sonstigem Reittier zu präsentieren. Um solcherlei Treffen gerade mit dem Adel arrangieren zu können, wurde ein Pferd im hinteren Teil des geräumigen Hauses gehalten. Dies war natürlich auch eine willkommene Abwechslung, wenn es hieß, das Pferd einmal auszureiten, damit es die nötige Bewegung bekam.
Ansonsten verlief das Leben der vierköpfigen Familie recht eintönig, aber zufrieden. Arfar und Aadieson hatten nahezu alle Freiheiten, die man als Kind unter diesen Umständen bekommen konnte.

Der Geburtstags-Eintopf zog und zog sich in die Länge. Aadiesons Beine zappelten unter dem Tisch vor lauter Aufregung immer wilder hin und her, so als ob sie damit die Zeit beschleunigen würden, die bis zum Beenden des Mittagszeremoniells scheinbar vor sich hin tröpfelte. „Ruhig, Du wirst schon noch drankommen.“ raunte ihm Arfar zu, der neben ihm unwillkürlich in seine Trittattacken unter dem Tisch einbezogen wurde.
„Aber ich platze gleich vor Neugier!“ entgegnete ich ihm leise, was sofort wieder mit einem strengen Blick der Mutter quittiert wurde. „Du wirst Dich noch solange gedulden, Aadieson, bis wir alle fertig sind!“ Aber um die Augen spielte nun ein Lächeln, das sagte: ich kann dich verstehen, Junge. Gleich ist es soweit!
Was die Sache einigermaßen erträglich machte, war der Umstand, dass zu Ehren des Geburtstagskindes die Suppe mit besonders viel Speck gereicht wurde. Nichtsdestotrotz zog es ihn nach draußen zum Spielen. Raus aus der Stadt. Ohne elterliche Aufsicht toben und den Wald erobern…
Endlich. Alle hatten den Löffel beiseite gelegt, ein untrügliches Zeichen, das der Mittagstisch sich kurz vor seiner Auflösung befand. Die Aussicht auf die neue Befugnis, die Stadt verlassen zu dürfen, brannte förmlich in Aadieson. „Fertig?“ Die Frage kam eher wie ein Befehl hervor und suggerierte nur noch eine Art Signal für den Aufbruch. Aadieson sprang förmlich auf und lief auf die Straße, wo schon einige der anderen Kinder sich die Zeit mit Gassenspringen vertrieben. Der 4 Jahre ältere Arfar ging betont lässig hinterher. Mit jedem Schritt schien er zu sagen: ich kenne das alles schon.

Gassenspringen war der ungekrönte Lieblingssport der Kinder. Die steinerne Furche, welche sich längs in der Mitte durch die Gerbergasse zog, war ein Ablauf für die Abfallprodukte der Lederfärbung im hinteren Teil der Straße. Das Rinnsal, welches sich in der Furche hinzog, war getränkt mit Restfarbe und anderen Beimischungen aus der Lederverarbeitung. Wer nun mit den kühnsten Bewegungen links und rechts von der Rinne mit den Beinen hin und her sprang, bekam Beifall und Anerkennung der Umstehenden. Wer allerdings einen Fehltritt in die farbige Brühe machte, hatte neben unverhohlenem Spott für die nächste Zeit auch noch einen gefärbten Fuß, mehr oder weniger, je nach Jahreszeit und Produktion.

„Hey, da bist Du ja!“ sprach der am Nächsten stehende Junge an und winkte mit den Armen in der Luft, so als galt es einen allgemeinen Aufbruch zu signalisieren. Als alle anderen Kinder - die durchweg älter als er waren - Aadieson erblickten, wurde das Spiel sofort unterbrochen. Alle wussten, dass jetzt die Zeit für die "Eroberung" gekommen war.
Eroberung hieß das Schlagwort für das Ausschwärmen in den Wald vor den Stadtmauern. Unter Johlen und Schreien rannten die Kinder zum nächstgelegenen Stadttor, machten nebenbei noch unflätige Grimassen zu den Wächtern, lachten und flogen förmlich in den Wald hinein.
Zuerst wurde das „Schloss“ vorgestellt, welches die anderen mit viel Liebe zum Detail zurechtgestapelt hatten. Das Schloss bestand aus einer Reihe von Baumstämmen, die waagerecht zwischen einer nahe einander stehenden Baumgruppe geklemmt waren und mit allerlei Gezweig ein Art Wall ringsum darstellten. Dieser war so hoch, dass man in das Innere nicht einblicken konnte. Laub verhinderte das Durchlugen – wie eine Burgmauer so dicht kam es einen vor.

Arfar hielt seinen Bruder am Arm fest und deutete mit einer Hand auf eine Stelle des Walls.
„Hier liegt der Eingang.“
„Wo?“ blickte Aadieson mit suchenden Augen auf die Baumstammwand.
„Na dort“ zeigte Arfar noch mal deutlicher hin „… aber halt! Erst musst Du Dir die Augen verbinden lassen. Das ist Pflicht für jeden Neuen. Damit spielen wir so, als ob wir den Eingang auch blind finden würden, also auch im Dunkeln.“ Kaum hatte Arfar dies gesprochen, war es um Aadieson auch schon Dunkel. Er hörte, wie Laub raschelte und eine Art Holztür aufgemacht wurde. „Tritt nach vorn. Unser Schloss erwartet Dich!“ Die anfangs feierliche Stimme endete in ein kaum merkliches Zucken, so als würde Arfar gleich losprusten.
Aadieson hatte ein mulmiges Gefühl. Er wurde den Zweifel nicht los, dass er gleich in eine Grube fallen oder andere Gemeinheiten ihn erwarten würden. Nein, das würde sein Bruder nicht zulassen. Aber die anderen?
Mutig ging er los und lief auf die Stelle zu, wo der Eingang sein sollte.

Rumms! Aadieson taumelte zurück und fiel der Länge nach zurück ins Gras. Unter johlendem Gelächter hörte er, wie alle Kinder auf ihn zu rannten und ihrem Spott freien Lauf ließen. Arfar nahm ihm die Augenbinde ab und deutete wieder auf den Eingang. Dort waren nun ein Loch zu sehen und auch der Grund, warum Aadieson nicht weit kam. Er ist mit dem Kopf gegen einen quer liegenden Baumstamm geprallt. Er hätte nur den Kopf einziehen müssen!

„Du bist nun bei uns aufgenommen. Denn das wirst Du nicht vergessen.“ Arfar half – immer noch schmunzelnd – ihm auf und schob ihn wieder Richtung Schlosseingang. Die Stelle am Kopf massierend und dabei leicht duckend schritt Aadieson nun hindurch und betrat das Innere des Walls. Die anderen Kinder strömten hinterher und begannen sich zu verteilen, als würden sie nichts anderes täglich hier machen. Nun entdeckte Aadieson auch kleine Spalten in den Wänden, die wie kleine Schießscharten wirkten. Eine Spalte suchte er sich aus und riskierte einen Blick.

Zu dem nicht weit entfernt liegenden Handelsweg, der zum Stadttor in Sichtweite führte, waren es nur einige Yards. Die Hauptaufgabe bestand nun darin, die vorbeifahrenden Händler mit allen möglichen Arten von Lauten zu erschrecken, ohne gesehen zu werden.
Die angrenzende Freude über die verwirrten und ängstlichen Reaktionen der Vorbeiziehenden endete nicht selten in geblümten Erweiterungen des Erzählers, nachdem die Horde wieder in die Gerbergasse heimkehrte. Auch Aadieson lauschte früher diesen Geschichten immer wieder mit unbändigem Interesse.
Nun war er selbst ein Teil davon!

Einer der folgenden Tage – es war heiß und drückend auf weiter Flur – sollte etwas völlig Unerwartetes passieren.
Die Sonne stand schon im Zenit, als viele Kinder der Gerbergasse ihrem Lieblingsdomizil einen Besuch abstatteten: dem „Schloss“.

„Sieh mal!“ Auf dem Weg dorthin stupste Arfar seinen Bruder an und zeigte nach vorn in die Richtung, wo das Schloss ungefähr lag. Näher kommend, wurden die Augen größer, als alle Kinder den Grund Ihrer Neugier umringten: eine 4 Fuß hohe Steinsäule ragte zu ihren Füßen aus dem Boden hervor.
Oben auf war eine Art Tablett angebracht, welches fast wie ein Altar wirkte. Darauf lag ein Buch aufgeschlagen, wobei die obersten Seiten leicht im Wind hin und herfielen.

Den Kreis immer enger um die Erscheinung ziehend, rangen alle Umstehenden mit ihrer Furcht. Arfar trat als erster vor und fing an, in dem Buch zu blättern.
„Sei vorsichtig!“ ermahnte ihn eines der Kinder. Doch es passierte nichts.
Da keiner lesen konnte, verfing sich das Interesse lediglich auf einer Landschaftskizze auf der letzen Seite.
Doch auch hier war nichts Spannendes oder gar gefährlich Aufregendes zu entdecken, sodass die Neugier alsbald wieder verflog.
Einige Kinder rückten bereits wieder ab und wanden sich dem Schloss zu.
Arfar versuchte noch, einige Worte zu entziffern, die er bereits in der Lage war zu lesen. Doch er brachte keinen Zusammenhang in die Sätze.
Das Interesse war endgültig gestorben und ein jeder wandte sich nun ab.
Am nächsten Tag war die Steinsäule verschwunden.



Kapitel 2
Der Verlust


„Wo willst Du hin?“ Aadieson machte ein betrübtes Gesicht, als er sah, wie Arfar noch mal das Pferd sattelte, um das neue Zaumzeug einem Test zu unterziehen. Es war offensichtlich, was er vorhatte, jedoch die Vorstellung, ihn mangels Reittier nicht begleiten zu können, ließ ihn nicht gerade jubeln.
„Ich werde noch mal ausreiten, um die Sachen auf Maß zu bringen. Erwarte mich nicht vor dem späten Abend, Bruder.“ Arfar lächelte im Vorbeireiten, winkte einen Gruß zu der Familie und schon trabte er die Gasse entlang, um auswärts einen kurzen Ritt zu unternehmen. Die Mahnung des Vaters noch im Ohr, nicht zu lang weg zu bleiben, war noch das Letzte, was ihn vermutlich an der nächsten Kreuzung erreichte, bevor er nach rechts Richtung Stadttor abbog.
Aadieson schaute nachdenklich hinterher, bevor er wieder ins Haus zurückkehrte. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn…

Es war bereits kurz vor Mitternacht. Auch in dieser warmen Jahreszeit mitten im Juni war es bereits stockdunkel draußen und die Unruhe über das Ausbleiben Arfars wich allmählich purer Angst. Es war eine unausweichliche Erkenntnis, dass etwas passiert sein musste.
„Wir können doch nicht tatenlos hier herumsitzen.“ sagte Mutter mit tränenerstickter Stimme. Ihre Sorge war mittlerweile nackter Angst gewichen, da so was noch nie vorgekommen war. Um solche spontanen Entscheidungen des Fernbleibens zu entscheiden, war Arfar noch zu jung.
„Wir können mit Fackeln losziehen.“ schlug Aadieson vor. „Wir werden uns im Wald verirren und das Dickicht in Brand setzen bei der Hitze und Trockenheit. Nein, das geht nicht.“
„Und wenn wir die Stadtwache bitten, mit uns zu suchen? Sie haben große Laternen. Damit können Sie uns leuchten.“ warf Aadieson nochmals ein.
„Sie werden ihren Posten nicht verlassen, Junge.“
Noch bevor die Sonne aufging, wurde für alle eine Waffe ausgesucht, die sie bei der Suche an sich tragen sollten. Allerlei Getier im Wald war der Grund, weshalb man Vorsicht walten ließ. Aadieson bekam ein Küchenmesser. Der Umgang mit Waffen wurde nie geübt, daher war die Chance, sich selbst bei einem eventuellen Kampf mit Räubern zu verletzen, durchaus gegeben.
Kaum durch das Stadttor auf den Feldweg angelangt, hallte es in alle Richtungen.
„Arfar! Aaarfaarr!“
Vergeblich. Für einen 16jährigen jungen Mann war es einfach nicht üblich, ohne ein Wort für längere Zeit fern zu bleiben. Jeglicher Gedanke an einen Zwist, der vielleicht als Ursache für das Verschwinden herhalten könnte, blieb unbeantwortet.
Den ganzen Tag wurde in allen erreichbaren Gefilden gesucht. Die Rufe wurden zunehmend leiser, auch die letzte Stimme versagte allmählich ihren Dienst. Eine Art lähmende Hoffnungslosigkeit machte sich breit, die aber jäh unterbrochen wurde.
„DA! Seht!“ schrie Aadieson auf einmal und zeigte an den Rand der Lichtung. In der näheren Umgebung zuckten die Köpfe erst in seine, dann in die Richtung wo er hinlief. Was dort scheinbar genüsslich graste war … Arfar´s Pferd.
Der Rappe war unversehrt, der Sattel und das Zaumzeug hingen da, wo es hingehörte. Keine Kampfspuren, nichts.
Eilig kamen immer mehr angerannt und machten bei den Anweisungen durch Aadieson´s Vater:„Sucht die nähere Umgebung ab.“ gleich wieder kehrt.
Sofort wurde die Suche wieder hektischer und lauter. Aber die Zuversicht, doch noch einen rettenden Hinweis zu bekommen, wo der Reiter abgeblieben ist, wurde zusehends wieder kleiner.
Arfar blieb wie vom Erdboden verschluckt.



Kapitel 3
Die Sommersonnenwende


Es war abzusehen, dass dies einer dieser heißen Tage werden sollte, wie sie in dieser Jahreszeit schon mehrfach vorkamen. Aadieson - mittlerweile im stattlichen Alter von 21 Jahren - hatte es sich schon zur Gewohnheit gemacht, frühmorgens das Pferd hinten im Stall aufzuzäumen und auszureiten, solange es noch kühl in der Flur war. Kurze heftige Gedanken quälten ihn immer wieder, wenn er neben dem Pferd stand und darüber nachsann, wer früher immer diesen Sattel aufschlug.
Der angenehme Duft der frischen Wiesen streifte seine Nase, als er draußen im Wald die übliche Strecke einschlug und mit den Sporen sachte die Richtung angab. Der längste Tag im Jahr war angebrochen.
Mit verträumtem Blick sah er in das Unterholz, ohne jegliche Erwartung, ohne Neugier. Das Reiten war wie ein Fluss, der gleichmäßig ohne Ende dahin zog.
Da war was! Abrupt zog er an den Zügeln, nur mit Mühe konnte er ein Aufbäumen verhindern. Hastig stieg er ab und band das Pferd an einen Baum, immer im Seitenblick die leuchtende Erscheinung beobachtend. Schnellen Schrittes ging er mühsam weiter hinein in den Wald. Das Unterholz war schlecht niederzutreten und so zog er immer wieder die Beine hoch, um vorwärts zu kommen.
Dann stand er davor. Eine Steinsäule, hüfthoch wie ein zu groß geratener Grabstein, wäre da nicht diese schlanke Statur, die oben mit einem breiten tablettartigen Ansatz endete. Darauf lag ein ... Buch! Bei allen Göttern, die Aadieson
zitierte, konnte er sich nicht vorstellen, wie jemand dies hier aufstellen konnte, wo er doch fast täglich hier vorbei ritt.
Gleichzeitig traf ihn ein zweiter Schlag, der ihm vor lauter überschlagenden Gedanken fast die Besinnung raubte: Das war die gleiche Steinsäule, der er in der Kindheit schon einmal begegnet war! Schnell blickte er sich um. Ja – dort drüben! Da stand das „Schloss“! Den Blick wieder auf den Boden vor sich richtend, untersuchte er die Steinsäule.
Am Fuße konnte man frisch aufgeworfene Erde wahrnehmen, die rings um die Säule hügelartig anlehnte, so als wäre das Gebilde aus der Erde empor gestiegen.
Mit wachsender Neugier beugte er sich nun über das aufgeschlagene Buch und entdeckte als erstes die Landkarte auf der rechten Seite. Ja – das war sie! Er erinnerte sich sofort an die Skizze, die er schon als Kind in diesem Buch gesehen hatte. Die Form der Insel war schwer zu beschreiben. Am rechten oberen Rand prangte ein Name, vermutlich der Name der Insel: Aden.
Das Papier war sehr verwittert und nur mit Mühe konnte er die Buchstaben entziffern…

… die Zeiten, wo man als zufriedener Händler sein Brot verdiente oder als Glück suchender Gaukler durch die Straßen von Gludin zog und erkleckliche Summen in seinen Geldbeutel zählte, waren vorbei.
Die Kriege, die über das Land zogen, erstickten jede aufkeimende Saat des Friedens und der Normalität. Die Bürger versteckten sich in ihren Häusern, sofern sie nicht den Brandschatzungen bereits zum Opfer gefallen waren.
Horden von Werwölfen, Skeletten, Riesenspinnen und anderen Untieren hielten Einzug. Die Bestien drangen aus den Wäldern bis in die Ortschaften vor, um sich die Opfer zu suchen, die kaum bis gar keine Gegenwehr leisten konnten…

„Was um Himmels Willen sind das für Bestien?“ Mit dieser Frage machte Aadieson seinem Entsetzen Luft.
Die Worte, die Aadieson las, waren wie Feuer, so sehr schlugen die Gedanken übereinander und taten weh. Um einigermaßen zu begreifen, welchen Sinn jene Zeilen ergaben, drehte er sich um, suchte einen nächstgelegenen Sitzplatz und versuchte die Worte in Gedanken zu wiederholen. Was war dort in diesem Land geschehen? Was sind Werwölfe und wieso gab es dort Riesenspinnen?
Obwohl ihm die Vernunft etwas anderes empfahl, stand er wieder auf und las weiter, um den Ausgang der Geschichte zu erfahren. Dazu kam es allerdings nicht, denn als er nach hinten auf die letzte Seite des Buches blätterte und anfing, zu lesen...


... der Zorn der Menschen über die herrschende Gewalt rings um Gludin ließ sich nur schwer bändigen. Doch ehe das Volk blindlings ins Verderben rennen würde, bekamen sie - in weißer Voraussicht ihrer Mentoren - eine Prüfung als Kämpfer oder Magier nahe gelegt.
Unter dem großen Andrang, der nun in den Aufnahmehallen herrschte, ging auch das Gerücht umher, dass ein neuer Wanderer aus einer anderen Welt in der Nähe auf Talking Island eintraf, um die Prüfung als Magier abzulegen…

…bevor Aadieson sich versah und die Bedeutung der letzten Worte vernahm, begann sich der Boden unter seinen Füßen zu drehen…



Kapitel 4
Die Ankunft


… es verging scheinbar eine Ewigkeit bis zu dem Zeitpunkt, wo seine Sinne wieder erwachten. Während Aadieson die Umgebung musterte, erinnerte er sich allmählich an das Geschehene, bevor er in Ohnmacht fiel.
Die letzten Worte, die er in dem Buch auf der Säule las, liefen wie an einer Schnur gezogen vor seinem inneren Auge noch mal ab. Immer und immer wieder verinnerlichte er die Bedeutung, bis ein fahler Geschmack auf seiner Zunge entstand: Diese Worte bedeuteten sein eigenes Erlebtes. Das, was in diesem Buch, in den letzten Zeilen stand, hatte sich eben ereignet.
Er hatte durch sein Lesen das Ende der Geschichte selbst erfahren!
Aadieson war wie gelähmt und erst jetzt nahm er die Halle wahr, in der es sich befand. Sein Puls schnellte in die Höhe, als er die kleinen grauen Gestalten mit ihren riesigen Pranken um sich herum sah. Unfähig, sich zu bewegen, schaute er über die Schulter. Dort standen Menschen an der Wand.
Auch auf die Gefahr hin, gleich von den Riesenpranken eines dieser Unholde erschlagen zu werden, ging er auf einen zu und begann ihn auszufragen.
„Sagt, Herr, könnt Ihr mich verstehen?“ Eine Mischung aus Angst und Hoffnung spiegelt sich in den Augen Aadieson´s.
„Aber sicher, nennt mir Euer Begehr.“ sprach der Mann an der Bücherwand.
„Wo bin ich hier?“
„Ihr seid im Aufnahme-Foyer des Tempels für Magische Künste. Wenn Ihr durch diesen Torbogen hinaus schreitet, erwartet Euch die Welt von Aden.“
„Wie bin ich hierher gekommen?“
„Das könnt nur Ihr selbst beantworten. Viele Ankömmlinge erzählen mir die verschiedensten Geschichten Ihrer Herkunft.“
Als Aadieson seine Heimat und seinen Familiennamen nannte, überlegte der andere kurz.
„Nun ich erinnere mich, dass ein Mensch bereits vor längerer Zeit aus den gleichen Gefilden hier auftauchte. Laut seiner Auskunft trug er Euren Familiennamen und sein Vorname war Arfar…“




Kapitel 5
Die Jagd


Die Monate vergingen ins Land und Aadieson ergab sich in sein Schicksal, das Dasein in dieser für ihn unwirklichen Gegend einigermaßen komfortabel einzurichten, so gut es ging.
Die Bleibe, die er in Talking Village von einem Magister zur Verfügung gestellt bekam, war mehr schlecht als recht eingerichtet. Täglich zog es ihn raus auf die Straßen, um am Marktplatz den Geschichten der Reisenden zu lauschen. Die Jagd in der Wildnis stellte eine weitere willkommene Abwechslung dar.
Wenn noch Zeit war und die Sonne nicht allzu tief stand, ging Aadieson noch mal zum Hafen runter, um einen verträumten Blick in Richtung Festland zu werfen. Alles was er über Aden gehört hatte, wurde zu sagenumwobenen Hirngespinsten in seinen Träumen verfeinert, dass er ab und an den darauf folgenden Morgen verwirrt drein schaute.

Ein Tag wie jeder andere hier auf Talking Island schickte sich an, seinen Weg gen Abend zu gehen.
Aadieson lief gehetzt über die Wiesen, hinter sich eine riesige gereizte Spinne, die offensichtlich ein unbändiges Interesse an ihm hatte. Die wenigen Zaubersprüche, die auszusprechen er in der Lage war, beeindruckten das Untier hinter ihm nicht im Geringsten. Wie schon viele Begegnungen zuvor schien auch diese in einer Flucht zu enden.
Umso überraschter blieb er wie angewurzelt stehen, als vor ihm eine grazile Person aus einem Seitenweg hervorsprang, die Arme hob und mit infernalischer Lichtflut und Gesang die Spinne hinter ihm zur Strecke brachte.
Noch immer gebannt bei dem Anblick von dem toten Untier, hörte er, wie sie auf ihn zukam.
„Danke.“ murmelte Aadieson verlegen und war immer noch beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit die junge Frau das Spinnentier in die ewigen Jagdgründe verschoben hatte. „Bitte.“ Die Blicke trafen sich und hielten sich fest.
Ein flüchtiger Gedanke, den Aadieson der Anstand zurief, brachte ihn wieder zur Besinnung. Noch die passenen Worte suchend, ergänzte er: „Verzeiht. Ihr seid sehr gütig, dass Ihr mich aus dieser Lage befreit habt.“
„Ooch, das habe ich gern getan.“ kam es unverblümt zurück. „Darf ich mich vorstellen? Aadieson“ mit einer leichten Verbeugung nickte er ihr zu. „Mich nennt man Selena.“ Während sie sprach, hob sie wieder ihre Arme und setzte ihre Lichterflut fort in Richtung weiterer Kreaturen, die von dem Kampflärm aufgeschreckt waren. Es dauerte aber nur einen kurzen Moment, ehe auch sie durch Selena´s Kampfzauber ihre Seele in der Hölle ansiedeln mussten.

Während sie die Arme wieder senkte, wand sie sich ihm wieder zu: „Wie mir scheint, seid Ihr dürstig nach Abenteuern, wenn Ihr um diese Zeit hier verweilt. Wenn Ihr mögt, kann ich Euch in ein paar Dingen unterweisen.“
„Nun…“ zögerte Aadieson einen Moment „ich wäre nicht abgeneigt, an Eurer Seite ein paar magische Fähigkeiten zu festigen.“
Ebenso flugs, wie sie eben die Kreaturen beiseite geschafft hatte, lud sie Aadieson zur Jagd in die Elfen-Ruinen ein.
Mit welcher Selbstverständlichkeit der Kampf hier gegen diese dunklen Gestalten als Jagd angesehen werden konnte, war ihm immer noch ein Rätsel. Viele der Einwohner in Talking Village erzählten von gar grausamen fliegenden Teufeln, die in den Ruinen irgendwo ihr Unwesen trieben.
Da er aber dort noch nie gewesen war und die Neugier verbot, nein zu sagen, willigte er sofort ein und folgte Selena.
Während sie den Weg dorthin zurücklegten, blickte er in Gedanken an seine Heimatstadt Sorms zurück. Wie damals alles so ruhig und beschaulich dort seinen Weg nahm… was dort jetzt wohl vor sich ging?




Kapitel 6
Die Frage


Er hatte es geschafft. Vor einigen Tagen frisch vom Torwächter auf das große Festland in Gludin entlassen, machte Aadieson sich an, für den entsprechenden Unterhalt seiner Unterkunft zu sorgen. Auch die Vorbereitungen für die Suche nach seinem Bruder kamen gut voran. Die Bewohner, denen er auf dem Marktplatz begegnete, waren des öfteren in der Lage sich an den Namen Arfar zu erinnern. Hoffnung machte sich breit in seinem Körper.

Ein Ausflug in die Nähe von Wüstenland verlief an einem der folgenden Tage sehr anstrengend. Aadieson schickte sich an, gemäß der Gepflogenheiten in diesem Land eine Ausbildung als Magier anzustreben. Sein Weg im Rahmen einer Prüfung führte ihn in diese unwirtliche Gegend.
Da erreichte ihn eine Botschaft von Selena. Nach anfänglichen Kundtun der Befindlichkeiten stellte Selena die Frage, ob Aadieson willens wäre, in den "Orden des Zwielichts" einzutreten. Die Frage überfiel ihn derart, dass er laut aufschrie und damit das Interesse eines Basilisken auf sich zog, der ihn wieder zur Besinnung brachte im Taumel der Gedanken.
Eine Antwort auf Selenas Frage blieb er schuldig…



Kapitel 7
Der Trank


Es waren bereits einige Monate vergangen, als Aadieson die denkwürdige Frage gestellt bekam, ob er dem Orden beitreten wolle. Die Antwort darauf war schon geradezu zu einer Selbstverständichkeit mutiert, das er gar keinen Gedanken mehr hegte, wie er damals nur zögern konnte, ohne Weiteres zuzusagen. Der Schutz des Ordens war für ihn ein fester Bestandteil in der hiesigen Welt geworden.
Die Unterkunft in Gludio hatte Aadieson aufgegeben und sich einen Wohnsitz in einem Stadtteil von Dion gesucht, dem Mekka der fahrenden Händler. Hier war er öfters anzutreffen, besonders die Geselligkeit auf dem Marktplatz hatte es ihm angetan. Die willkommene Abwechslung tat ihr Übriges, um die Wunden, die in seiner Seele ein Dasein fristeten, einigermaßen zu ertragen. Es gab neben der Suche nach seinem Bruder einen weiteren Grund, das Leben zu achten und seine Existenz als sinnvoll zu betrachten: Selena. Sie hatte sich seit ihrem ersten Zusammentreffen zu einem wahren Inferno an Glücksgefühlen erkoren, dass Aadieson zeitweise sogar seine Herkunft und den eigentlichen Grund seines Aufenthaltes vergaß. Umso schmerzlicher war die Erfahrung, dass ihr ein Unheil ins Haus stand, was diesen Fluss voll Wonne zum Versiegen bringen sollte.
Es begab sich zu der Zeit, dass ein fahrender Händler Selena einen Trank verkaufte. Ein scheinbar unbedeutender Trank, gebraut aus arkanischen Ingredenzien, der, wohldosiert, mächtige Werkzeuge der Magie hervorrief. Aber es sollte sich anders entwickeln.
Zunehmend geriet nach Einnahme des Tranks Selenas Wohlbefinden ins Wanken. Es folgte eine Verwandlung nach der anderen, immer kürzer wurden die Abstände, wo ihre Augen schwarz und ihre Seele dunkel wurden. Aadieson reagierte in einer Mischung aus Ohnmacht und Hilflosigkeit, abgelöst von Erleichterung, nach dem Ende der Attacken folgte. Die Gespräche über die gesundheitliche Entwicklung wurden immer länger, sie füllten fast jeden Abend, wenn sie den Abend gemeinsam in einer Taverne verbrachten.
Aber es sollte noch schlimmer kommen.




Kapitel 8
Der zweite Verlust


Die Tage wurden länger und der Eindruck wurde erweckt, dass trotz der Gefahren, die hinter jeder Ecke außerhalb der Stadtmauern lauerten, die Menschen und alle anderen Rassen auf diesem Landstrich freundlicher und gelassener aufeinander reagierten. Die Sonne lugte öfters als sonst hervor und streichelte Aadieson über das Gesicht, während er die Gassen von Dion durchschritt.
An einem jener Tage traf ihn die Nachricht vom Orden wie ein Schlag mitten ins Herz: Selena war verschwunden!
Keine Spur, die auch nur das Geringste erahnen ließ, wo sie verblieben ist. Neben ihr waren einige weitere Gefährten wie vom Erdboden verschluckt.
Eilig wurde ein Treffen des Ordens einberufen, um Genaueres über den Hergang zu erfahren. Aber keiner konnte auch nur annähernd bestimmen, wo die Suche begonnen werden sollte. Krutshnarr redete gar von einem Fall in die Dunkelheit und dass wohl die Gefährten nie wieder zurückkehren würden.
Aadieson verschloss sich zunehmend und verließ nur selten seine Unterkunft. Die Aufmunterungen von Seiten des Ordens waren der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Es folgten Tage der Resignation und der Lebensunlust. Die schwarzen Vorhänge an seinen Fenstern spiegelten die Gefühle wider, die sich in ihm abspielten. Nun hatte er neben seinem Bruder eine weitere wichtige Person in seinem Leben verloren.




Kapitel 9
Neuanfang?


„Hier. Das sollte reichen.“ Aadieson zahlte laechelnd die ausstehende Summe an den Zwerg für die Sachen, die er grad erworben hatte. Zufrieden packte er die Rohstoffe ein, verabschiedete sich höflich bei dem Händler und ging quer über den Marktplatz in Dion in Richtung Warenhaus. Die Schritte wählte er zügig, damit die Zeit, in der die schwere Tasche ihn drückte, sich in Grenzen hielt. Auf dem Weg dahin begegnete ihn zufällig Fabienne, ein Wesen aus dem Kreis der Lichtelfen, welche er bei einem seiner Streifzüge durch die Wildnis kennen lernte. Die Blicke trafen sich, ein kurzes Nicken und im Vorbeigehen klärte sich, dass alles wohlauf war.
Mit den Augen weiter auf den Weg gerichtet, schweiften seine Gedanken an die zuletzt vergangenen Wochen ab…

Er hatte außerhalb des Ordens viele neue Gefährten finden können, die ihn mehr und mehr aus dem dunklen Loch der Verzweiflung wieder herausholten. Da waren Tasoro - der gutmütige Zwerg, Odys - ein ungestümer Magier, der aber reinen Herzens gegen das Böse in diesen Gefilden kämpfte, Fabienne - die für seine offensichtlich langweiligen Geschichten immer ein offenes Ohr hatte und dabei nicht einschlief, Leya – eine unterhaltsame Begleitung auf gelegentlichen Herausforderungen in der Wildnis, und viele andere.
All diese Gefährten waren in der Lage, der aufkeimenden tiefen Resignation entgegenzuwirken. Stückchenweise machte sich wieder Hoffnung breit, die Suche nach seinem Bruder doch noch erfolgreich beenden zu können. Und das Bild von Selena verblasste immer mehr, sodass auch die Momente, in denen er einsam den Gedanken nachhing, nicht von der lähmenden Sehnsucht erfüllt waren…

Ein dumpfer Schlag gegen den Kopf ließ ihn zurückkehren in die Gegenwart. Er war gegen die Tür des Warenhauses gerannt, ohne es zu bemerken. ‚Was soll´s’, dachte er und laechelte dabei. Voller Tatendrang schaute er auf und gab sich einen Ruck. Es musste klappen…




Kapitel 10
Die unheimliche Begegnung


Die Augen der Dunkelelfe verengten sich zu einem Schlitz und kamen dem Antlitz Aadiesons immer näher. „Ihr werdet schon sehen, welche Macht uns Dunkelelfen innewohnt. Ihr habt, egal wie Ihr es anstellt, schon verloren.“
„Ihr habt es in der Hand, Silnafay. Wenn Ihr die Hand gegen mich erhebt, werde ich gleichsam der Erkenntnis ohne Chancen und ohne Gegenwehr Euch zum Opfer fallen.“ sprach Aadieson im gelassenem Tonfall. „Ihr solltet Euch aber auch im Klaren sein, dass die Möglichkeit des Übergangs zu meiner alten Welt auf ewig versiegt.“ Zufrieden schürzte er die Lippen und sah dem Mienenspiel zu, das in dem Gesicht Silnafays folgte.
„Ihr werdet schon sehen.“ unterstrich sie im drohenden Ton ihre ersten Worte.

Es war eine skurrile Situation. Aadieson war auf der Suche nach einem Gegenstand, der, in einer seiner Schriftrollen beschrieben, an diesem Ort zu finden sein sollte. Während er mit umstehenden Kreaturen kämpfte, kam ihm eine Dunkelelfe zu Hilfe. Als die letzte widerliche Gestalt ihr Zeitliches segnete, kamen beide aufeinander zu und machten nach gegenseitiger Vorstellung eine Pause am Wegesrand.
Die Erkenntnis, das Silnafay gezielt diese Begegnung herbeiführte, zeichnete sich in dem Gespräch immer mehr ab. Von unbändiger Macht getrieben, war es Ihr Wille, durch Aadieson in die alte Welt zu gelangen und diese zu unterjochen.
Hin und her gerissen von Verantwortung und Sehnsucht nach seiner Heimat schwankten seine Gefühle. Zunehmend gewann er aber die Oberhand und ließ jedes Wort der Dunkelelfe an sich abprallen, wie ein Stück Gummi.
Diese Begegnung schaffte aber nachhaltigen Eindruck und Unbehagen in seinem Inneren. Auch nachdem sich ihre Wege wieder trennten – offensichtlich hatte Silnafay andere Wege und Mittel gefunden, um ans Ziel zu kommen zu wollen - , gab es viele Wochen und Monate später immer wieder Momente, in denen Aadieson vor sich eine Gestalt sah, die er mit Silnafay verwechselte.




Kapitel 11
Das Wiedersehen


„Ihr habt ihn gesehen?“ rief Aadieson völlig verblüfft mit einer Mischung aus Erschrecken und Sehnsucht aus und sah den kleinen ahnungslosen Zwerg dabei an. „Aber ich bitte Euch Aadieson, schreit mich nicht so an. Natürlich habe ich ihn gesehen. Er ging um die Mittagszeit über den Platz in Richtung Warenhaus.“ Der Zwerg ordnete seine Auslagen neu, die sein Gegenüber vor Schreck beim Erfahren der Neuigkeit verschoben hatte. Der genügsame Händler kannte die Geschichte von Arfar dem Bruder. Bei fast jedem Handel, während die beiden feilschten, fiel sein Name.

Es war schon mehr eine Floskel geworden, bei den Händlern nachzuhaken, ob sie, Aadieson´s Beschreibung folgend, einen Menschen namens Arfar gesehen hätten.
„In Richtung Warenhaus!“ wiederholte Aadieson die letzten Worte des Zwerges wie ein Echo. Während er ansetzte, um loszurennen und ihn eventuell einzuholen, erstarrte diese Bewegung unmittelbar darauf. Die Mittagszeit ist bereits seit Stunden vergangen. Arfar wird bereits seit langem anderswo verweilen.

Der Handel mit dem Zwerg war beendet, ohne das er etwas erworben hatte. Mürrisch packte der alte kleine Mann die Sachen wieder an den alten Platz, die Aadieson in der Hand gehabt hatte. Jener schickte sich an, den Marktplatz zu überschreiten. Noch in Gedanken verloren, was er soeben vernommen hatte, setzte er einen Fuß vor den anderen. Unvermittelt blieb er hinter einem Soldaten stehen, der vor ihm im Staub saß.

Es war übliche Sitte, dass einige Kämpfer aus der Umgebung ihr Beutegut auf dem Markt feilboten. Daher war es nichts Ungewöhnliches, vor sich einen Paladin in voller Montur sitzen zu sehen, mit einem Schild vor sich liegend. In dem Schild spiegelte sich das Gesicht des vor ihm Sitzenden wieder … Arfar!
Nein! Ohne sein Einverständnis gingen seine Hände zu den Augen und rieben mit Fingern darin, ob sie ihm einen Streich spielten. Nein! Er war es!
„ARFAAAR!“ Die Umstehenden zuckten mit den Köpfen herum in der Erwartung, etwas würde gleich passieren.
Auch der Paladin vor ihm machte eine ruckartige Bewegung und schaute über die Schulter in das Gesicht von Aadieson.
„Aadieson!“ Während das Schild Arfar´s nun vollends vom Knie abglitt und in den Sand fiel, standen sich beide gegenüber und fielen sich in die Arme. Es war vollbracht. Die Suche hatte ein Ende.
„Wie geht es Dir?“
„Wo warst Du?“
„Wie bist Du hierher gekommen?“
„Wie geht es Vater und Mutter?“
„Was ist in Sorms passiert?“
Ein nicht endend wollender Schwall an Fragen sprudelte abwechselnd von beiden Seiten hervor und ließ kaum Platz für Antworten.
„Komm, lass uns in die Taverne gehen, da drüben. Dort ist es bequemer.“
Arfar nahm seinen Schild und die paar Güter, die er angeboten hatte, auf und begleitete ihn zum Ende des Platzes. Nachdem sie sich in der Taverne einen gemütlichen Platz ausgesucht und das erste Met probiert hatten, kamen all die Geschehnisse zu Tage, die die beiden Brüder erlebten.

Arfar, der bereits eine geraume Weile länger in Aden lebte, ließ seinen Geschichten freien Lauf und endete mit der Bemerkung, dass er Unterschlupf in Dion bei einem Schmied gefunden hat. Während er von der Jagd die paar Sachen mit dem Schmied teilte, gewährte ihm dieser freie Kost und Logis.
Aadieson hingegen erzählte von seinen Begegnungen mit all den Gefährten, dem Beitritt zum Orden des Zwielichts, der Gefahr, die durch Silnafay heraufbeschworen wurde und der Situation, die sich derzeit durch Levan ergab.

„Hast Du etwas gefunden, was uns nach Hause bringt, Aadieson?“
Der Bruder schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe endlose Tage und Nächte verbracht, alte Schriftrollen in den verschiedensten Bibliotheken hier zu studieren. Es gibt nur einen Hinweis: Eine Dunkelelfe namens“ - er raunte ihm den Namen ins Ohr, sodass niemand in der Taverne es mitbekam - „ist allem Anschein nach der Schlüssel zu einem Tor in unsere alte Welt. Wir haben schon Stunden damit verbracht, wie es zu bewerkstelligen sei, diesen Schlüssel zu aktivieren. Mentale Sitzungen, geistige Verschmelzungen, Verwendung der verschiedensten Runen, die mit Zeit und Raum zu tun hatten – nichts half. Wir werden weitersuchen müssen.“
Arfar machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ich verstehe Dich, Aadieson. Aber meine Reise ist wohl ohne Wiederkehr. Du musst einsehen, dass wir hier zeitlebens uns verdingen müssen. Du wirst irgendwann verzweifeln und mit Deiner Suche scheitern.“
„Nein!“ Wütend haute Aadieson mit der Faust auf den Tisch. Der Met spritzte umher. „Wie kannst Du nur den Gedanken äußern, es wäre alles vorbei?“ Mit funkelnden Augen sah er seinen Bruder an.
„Ich habe bereits Jahre zuvor, bevor Du hier laut Deinen Erzählungen ankamst, die Hoffnung verloren.“ erwiderte mit resignierendem Unterton Arfar.
„Das will ich nicht glauben.“ hakte Aadieson nach. „Jetzt sind wir zu zweit. Wir können unsere Kräfte bündeln. Zusammen werden wir es schaffen.“
Mit einer ruhigen, doch scheinbar gleichmütigen Stimme entgegnete Arfar: „Du wirst meine Hilfe finden, wenn Du danach verlangst. Währenddessen werde ich aber meinen Verpflichtungen als Jäger nachkommen. Der Schmied, bei dem ich unterkam, vertraut mir. Bitte verstehe mich.“ Mit einem leicht flehenden Blick unterstrich er seine letzte Bitte und legte beschwichtigend seine Hand auf den Arm seines Bruders.
„Nun gut.“ beruhigte sich Aadieson allmählich „Ich werde Dich rufen, sobald ich Neues erfahre. Jedoch kann ich nicht verhehlen, dass ich …“ - er stockte – „Deine Entscheidung nicht gutheiße. Wenn Du Dich in Dein Schicksal ergibst, bist Du schon verloren.“
Bei den letzten Worten stand Aadieson auf und verließ, ohne ein Wort des Abschieds, aber mit traurigem Blick, die Taverne.



Kapitel 12
Der Wandel


Das Studium der Schriftrollen auf der Suche nach einem Zugang zu seiner alten Heimat nahm ein Unmenge Zeit in Anspruch. Jedoch liefen alle Bemühungen ins Leere, so sehr er auch versuchte, Parallelen zu seiner Ankunft hier in Aden in den geschriebenen Worten zu finden.
„Haengt Ihr wieder über Euren Büchern, Aadieson?“ fragte mit scharfem Ton Dilynrae, als sie sein Gemach im Ordenstempel ohne anzuklopfen betrat und sich neben ihm aufbaute.
„Ja, Herrin…“ entgegnete Aadieson schwach, ohne von den Seiten aufzusehen.
„Ihr solltet Euch um wichtige Dinge des Ordens kümmern, nicht um belangloses Lesen irgendwelcher Geschreibsel.“ entgegnete die Ordensfürstin und verließ wieder den Raum, ohne eine Antwort abzuwarten. Mit lautem Knall flog die schwere Tür ins Schloss und die Kerze flackerte auf dem Tisch vor Aadieson, der voller Bücher und Inschriften bedeckt war.
„So kann es nicht weitergehen…“ murmelte er vor sich hin. Unversehens stand er auf und begann im Zimmer auf und ab zu wandern. Sein Blick fiel über die Buchstapel auf dem Tisch und anschließend wieder auf den Boden vor seinen Füßen. Er musste sich eingestehen, keinen Deut weiter gekommen zu sein.
Wehmütig dachte er an seinen Bruder, der sich in sein Schicksal ergeben hatte. Von ihm hatte er keine Verstärkung zu erhoffen.
Verstärkung…

Das war es!
Es sollte wohl um einiges einfacher zu bewältigen sein, wenn er Gleichgesinnte fand, die er um Mithilfe bitten könnte.
Sicher gab es auch im hiesigen Orden des Zwielichts Gefährten, die ihn bei der Suche unterstützen könnten. Es gab sogar freundlich gesonnene Orks in den eigenen Reihen. Jedoch würde dies die Gefahr heraufbeschwören, jene in Ungnade gegenüber der Ordensfürstin geraten zu lassen. Dies konnte und wollte Aadieson nicht riskieren.
Was er brauchte, waren unverfängliche Kontakte zu anderen Menschen. Doch wie konnte er dies bewerkstelligen.
Die Suche in den Büchern nach einem Schlüssel zur alten Welt ruhte nun. Allein der Gedanke, neue Weggefährten zu finden, beseelte ihn nun in seinen Aktivitäten.

Tage und Nächte – von wenig Schlaf geprägt – verbrachte er nun damit, eine Möglichkeit zu finden, jene neue Suche in Gang zu bringen, bis ihm eines Tages die zündende Idee kam.
Er würde in diesen für ihn unwirklichen Landen versuchen, ein Stück Alltag seiner alten Welt einzubringen. Er erinnerte sich an die Schlossführungen in seiner Heimatstadt Sorms. Gelegentlich durfte er als Kind an solchen teilnehmen und bestaunte jedes Mal aufs Neue die vielen Rüstungen in den noch zahlreicheren Sälen.
Solch eine Führung hier in Aden wäre eine Möglichkeit, Näheres über die Geschicke anderer Menschen zu erfahren. Vielleicht gäbe es sogar Leidensgefährten mit gleichem Schicksal, welche ihm schon mal unbekannterweise begegnet sind.
Die Anwesenheit anderer Rassen war sicherlich zu erwarten, aber kein Grund jenem Vorhaben eine Absage zu erteilen.

Die Örtlichkeit war schnell gewählt: Die Ruinen der Qual waren ein sprudelnder Quell von Überlieferungen und Geschichten, die er im Rahmen einer Führung unter´s Volk streuen könnte. Auch der Inhalt der Erzählungen sollte eher von Kurzweil als mit Informationen gespickt sein.
Die Zeilen für einen Aushang waren schnell gefunden und Boten wurden gesandt. Erste Antwortschreiben über eine Zusage trafen ein.
Nach nun mittlerweile fast 14 Tagen war Aadieson erschöpft aber glücklich. Die Ruinen-Führung stand in Bälde bevor…


Kapitel 13
Hoffnungsschimmer


Der Elfentanz-Zauber stob eine kleine Wolke hervor und verpuffte. Die Hände Aurelias waren leer und unversehrt wie zuvor.
„Habt Ihr noch mehr solche Dinge, Aadieson?“ fragte sie vergnügt und starrte dabei immer noch auf die beiden leeren Handflächen.
„Nunja … im Moment nicht, jedenfalls ist die Beschwörung nicht so einfach.“ Den Kopf leicht abwendend, fügte er leise hinzu: „Aber wenn es Euer Herz erfreut, dann beschleunige ich meine Studien“.
Den Blick über den Marktplatz zu Giran schweifen lassend, suchte er nun den Grund für die unartikulierten Schreie, die an sein Ohr drangen. Am gegenüberliegenden Ende des Platzes gab es ein Handgemenge. Jedoch kam Aadieson nicht dazu, den Grund dafür zu erfahren.

„Was würdet Ihr sagen, wenn es noch jemanden gäbe, der Euer Schicksal teilt?“ Mit einem lächelnden Blick wartete Aurelia die Reaktion ab, die unmittelbar folgen würde.
Ruckartig bewegte Aadieson den Kopf zurück und sah Aurelia an, ob sie zum Scherzen aufgelegt war.
Während er sie musterte kam er gar nicht dazu, die Tragweite der Frage zu begreifen, als er schon mit einem tauben Gefühl in den Beinen zusammensackte und vor Glückstaumel auf dem Pflaster des Marktplatzes in Giran zu Boden ging. „Nein!...! entfuhr es ihm mit großen Augen.
Es folgten noch ein paar stammelnde Worte, ehe er sich langsam wieder aufrichtete und dabei zusah, wie sich Aurelia zum ihm setzte.
„Es ist ein Ork und er nennt sich Umbabarauma.“ Ihr verklärter Blick verdeutlichte, dass sie sich bemühte, die Details ins Gedächtnis zu rufen. „Jener Ork sprach von Aden, meinte aber nicht die Stadt gleichen Namens im Norden von hier.“ Aurelia sprach betont langsam wie in der Absicht, Aadieson nicht noch weitere Schrecken einzujagen, wenn auch die Informationen eher Grund zum Jubeln gaben.

Mit rasendem Herzen hielt sich Aadieson die Hand an die Brust und es stürmten tausende Gedanken auf ihn ein. Die Fragen ließen nicht lange auf sich warten.
„Wo ist er? Wie kann man ihn erreichen? Ist er auch bereit, ein Gespräch mit mir zu führen?“ sprudelte es aus Aadieson hervor und Aurelia machte eine beschwichtigende Handbewegung. „Ich habe ihn letztens in der nahe gelegenen Taverne gesichtet…“ Sofort unterbrach Aadieson den Satz: „Dann lasst uns sofort aufbrechen. Vielleicht ist er eingenickt und liegt noch im Schankraum, seinen Rausch ausschlafend.“ Er erhob sich und wartete mehr ungeduldig als höflich darauf, dass die Elfe sich ihm anschloss, um die Taverne aufzusuchen.
Es vergingen wenige Momente, bis sie beide dem Wirt entgegentraten, den Blick sofort in die Runde quer durch den Schankraum schweifend. Aadieson lief zwischen den Tischen umher, um keine Örtlichkeit auszulassen, wo sich der Ork vielleicht verkrochen haben mag. Aurelia untersuchte ebenfalls fieberhaft den nahe gelegenen Bereich, ohne Ergebnis.
„Er ist nich mehr da!“ Mit hoffendem Blick schaute er quer über die Tische zu Aurelia, um ein anderes Ergebnis einzufangen. Ihr Blick starrte in eine schlecht beleuchtete Ecke der Taverne, die die Elfe nun zielstrebig ansteuerte. Aadieson stolperte zügigen Schrittes ebenfalls in die Richtung, die Stirn in Falten legend und mit verkniffenen Augen ebenfalls versuchend, etwas oder jemanden in der Ecke zu erkennen.
Umso größer war der Schreck, als sich herausstellte, dass ein dort sitzender Dunkelelf die Neugier von Aurelia geweckt hatte.
Der Dunkelelf blickte sogleich in abfälliger Manier zu Aurelia herüber. „Habt Ihr zufällig einen Ork hier gesehen?“ begann die Elfe ohne Umschweife ihn zu befragen.
Es folgten ziemlich eindeutige Bemerkungen hinsichtlich ihres bevorstehenden Ablebens. „Kommt, lasst uns gehen!“ Aadieson versuchte Aurelia zum Gehen zu bewegen, doch jene gab nicht nach. „Seid Ihr sicher, dass Ihr keinen Ork gesehen habt?“ Der Dunkle, der nun aufgestanden war, erhob die Stimme: „Ihr solltet auf den Rivvil hören, Ihr tätet gut daran … und nein, ich habe keinen Ork hier gesehen!“
Abrupt wandte Aurelia sich um und folgte nun Aadieson, der schon sichtlich nervös zur Tür drängte.

Draußen angekommen, drehte er sich um: „Das dürft Ihr nicht tun, Aurelia! Ihr solltet Euch nicht meinetwegen in Gefahr begeben.“ Erst verblüfft und dann mit einem leicht verärgerten Gesichtsausdruck entgegnend: „Wollt Ihr etwa nicht, dass ich Euch helfe?“ „Doch, doch…“ warf er hastig ein „nur … wie soll ich Euch jemals dies wieder gutmachen können?“
„Indem Ihr einfach für mich da seid? Außerdem kommt Ihr doch ohne mich gar nicht weiter. Oder wisst Ihr, wie der Ork aussieht?“ Mit einem Lächeln um den Mund amüsierte sich die Elfe über den Verlauf des Gesprächs und kicherte nun leicht.
„Nun, wenn das Euch Lohn für die Mühe genug ist…“ Mit leicht verlegendem Grinsen verabschiedete sich Aadieson von der Elfe mit der Aussicht, die Suche nach dem Ork bald fortzusetzen.




Kapitel 14
Die Urkunde



Die Tür stand sperrangelweit auf und Dämmerlicht fiel in den langen Flur. Mit leisen Schritten ging Aadieson an dem Zimmer der Herrin vorbei, darauf bedacht, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Als er das Innere des Raumes durch den Spalt erfasste, fiel sein Blick auf den Schreibtisch, der mit allerlei Pergamenten versehen war. Sofort fiel ihm eine Rolle mit bläulich scheinenden Papier auf, die zuoberst lag. Sich noch mal im Flur umsehend, trat er näher, dabei noch mal den Raum musternd, ob nicht doch jemand anwesend war. Es konnte sich nur um eine Rolle zur Ernennung eines neuen Ranges handeln. Wen es wohl diesmal treffen sollte, dachte Aadieson bei sich und nahm das Pergament gedankenlos an sich und begann zu lesen.
… somit erhebe ich Euch in den Rang einer Ordens medicina… Medicina? grübelte Aadieson. Die Gedanken kreisten Chalithra ein. Ja es konnte sich nur um die Dunkle handeln, die ihre heilenden Kräfte gut zur Anwendung brachte.
Noch einmal umsehend faltete er das Papier zusammen und steckte es ein. Wenn die Herrin schon so lange außer Landes weilte und sich scheinbar hier jeder in diesem Raum bediente, so wird dies wohl nicht weiter auffallen, dachte er bei sich und schloss vorsichtig die Tür.

Es sollte ein geselliger Abend werden. Linardt, Norri, Siltobius und auch jene Chalithra kehrten ein zur Taverne, um sich zum Jahresausklang einige Geschichten zum Besten zu geben. Auch Aurelia war der kleinen Gruppe gefolgt, als sie grad die Schänke betraten und gesellte sich ebenfalls in die illustre Runde. Die Gelegenheit nutzend, holte nun Aadieson die Ernennungsurkunde für Chalithra heraus und übergab sie im Rahmen einer kleinen Ansprache. Die Dunkle war hocherfreut und nahm die Beförderung dankend an. Anschließend hatte der Zwerg Norri wieder grad zum Erzählen angesetzt, als eine Kriegerin namens Alanna den Schankraum betrat. Offensichtlich war sie von einem Dämon besessen, der ihr übel mitspielte. Die Stimmung kippte um. Ein drohendes Gerangel zwischen den Dunklen und der Kriegerin wurde durch die Hilfe von Chalithra entschärft. Sie nahm den Fluch von der Kriegerin, die nun wieder Besitz von ihren eigenen Gedanken nahm.
Mit Genugtuung nahm Aadieson diese Entwicklung entgegen und fühlte sich in seiner Entscheidung bestätigt, ein gutes Werk für den Orden getan zu haben.
---------------------
Getötet im RP:
Aadieson - † 21.04.2007

Auf Eis:
Abgondrafn Syonisthil
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#2
*mich begeistert zurücklehn und das Lesen genieß*
Aadie ich bin beeindruckt...ich mag deine Geschichte und deine Art zu Schreiben...wirklich!

hmm..vor allem ist dieses Kapitel ähnlich wie die ersten wieder detailreicher beschrieben..und diese Details..hach..die machen deine Story irgendwie für mich wirklich mit aus Smile
also..lass dich nich aufhalten und greif am besten morgen wieder zum Stift, ich wart schon gespannt auf eine Weiterführung Wink

*auf deinen Stab schiel und gespannt beäug* bekommt Leya den demnächst mal zu sehn und zu begutachten?^^
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#3
Heiliger Bimmbamm ... Aadieson ... *Worte fehlen* Ich bin begeistert... schlichtweg .. begeistert.... will mal (wieder) mit dir RPen irgendwann... obwohl oehm *auf den Gesinnungsausweis starrt* hm :/ Bin böse... naja mal sehen...

MfG, Aliana.

P.S.: Hoffe auf meeeeehr Futter für meine Lesemuskeln.
Anwesend - ab und an.
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#4
So, hab mal wieder n bisserl Lesefutter reingehängt. Smile

Für Neuzugänge^^, die Lust zum Lesen haben und hier erstmalig reinschnuppern: Ich erweitere immer den ersten Post mit einem oder mehreren neuen Kapitel(n).
Alle weiteren Infos oben im Update-OOC-Teil.
---------------------
Getötet im RP:
Aadieson - † 21.04.2007

Auf Eis:
Abgondrafn Syonisthil
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#5
Absolute Gänsehaut. Schade, dass ich bei dem Trank-Gerangele kaum erinnert werde - aber ich habe ja genug zur Misere beigetragen^^;

Nun verstehe ich auch einwenig Aadiesons Sicht und vor allem den Rempler als ich mit Taarna geredet habe Smile Aber Aleyas Tod will ich derzeit wohl immer noch - was uns vermutlich zu hartnäckigen Feinden machen könnte (). Es ist wirklich wunderschön so eine Geschichte zu lesen und irgendwie war es doch schöner als man denkt ^^"

Aber derzeit scheine ich mich was RP angeht abgeschottet zu haben und nun ja .. schade.. aber zumindest darf ich solche wundervollen Geschichten lesen, die schön gemalten Bildern in Nichts nachstehen.

Vielen Dank für die Geschichte .. hoffe auf mehr (wie immer).

MfG, Alia.
Anwesend - ab und an.
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#6
hui da hab ich ja einiges nachzuholen wenn ich das alles lesen will Wink

hab auf jeden fall mal angefangen und kann schon sagen das mir dein schreibstil sehr sympatisch ist =)

ich bin eben nur grade unschluessig ob ich wirklich alles lesen soll...nicht das ich es nicht will blos....wenn ich das alles lese weiss ICH mehr als viri eigentlich je wissen koennte ueber aadie und all die anderen...ich bin mir nicht sicher ob mir das nicht das RP kapputt macht. irgendwie glaub ich naemlich das ich dann nicht mehr sicher bin was ich durch eigenes RP schon weiss und was ich hier gelesen habe und frueher oder spaeter rutscht mir dann was raus und ich krieg ne PM mit: "woher weisst du dass denn? das kann viri doch gar ned wissen"

naja ich muss mir das noch ueberlegen...vllt gibts nen kompromiss

greetzn
Viridis
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#7
*herz ganz aufweicht*

Suuper schön geschrieben! Die passende gute Nacht Lektüre. Hab ja schon die ganze Zeit gewartet das es endlich weiter geht und ich muss sagen, sehr gut gelungen! Freue mich auf mehr =)
Zeit verwundet alle Heiler
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#8
*die Zeilen verschlingt und dann enttaeuscht den Kopf hebt* schon zu Ende*leise murmelt*

...gefällt mir Aadie...wann gibts mehr ? Big Grin

lg Damian
Damian; Prophet ~ Dalana; Schmied ~ Margat; Destroyer
[Bild: A0PTV.jpg]
Banner by Scion~DANKE~
Es ist nicht Gott der die Kinder tötet. Nicht das Schicksal das sie abschlachtet, oder die Bestimmung, die sie den Wölfen zum Fraß vorwirft. Wir sind es. Wir ganz allein. Alan Moore
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#9
Kapitel 18
Das Dankesfest
(ups, hatte eben falschen Titel hier stehen xD)
((So, hier unten im Thread schlummert das 18.Kapitel. Smile
Da ja oben kein Platz war, hab ich das mal hier unten hingespammt^^
Weitere OOC-Infos oben im ersten Thread))


"Habt Ihr auch nichts vergessen, Herr?" Der Portier stand in der Tür des Zimmers, welches Aadieson in Dion beherbergte. Hinter ihm flutete das Licht des Flures an ihm vorbei und erhellte den Boden und die nähere Umgebung. Seine Augen ruhten auf dem Tisch, vor dem der Weltenwanderer saß. Ein Stapel Pergamente drohte auf den ersten Blick an der Seite herunterzufallen.
Mit einem Lächeln breitete Aadieson die Arme über dem Tisch aus und zog sie wieder mit den Rollen an sich zurück und seufzte einmal kurz, wie nach getaner Arbeit. „Nein, ich habe alles bedacht, keine Sorge.“ Mit einer leichten Verbeugung des Portiers schloss sich die Tür wieder und die Lampe auf dem Tisch neben den Schriftrollen war wieder Alleinherrscher über die Schatten im Zimmer.
Aadieson nahm ein Schriftstück und las es vor, wie um sich die Worte noch mal auf der Zunge zergehen zu lassen:

Werter Gast,

wie Ihr sicher in Erfahrung bringen konntet, sind einige Umstände eingetreten, die dem geplanten Dankes-Abend den Rang abliefen. Die Gäste, die bereits zugegen waren, wurden dem grässlichen Schauspiel habhaft.
Ich darf versichern, dass die Elfe namens Aleya auf dem Wege der Genesung ist, die an heutigen Abend ihrer dunklen Geißel unter großer Pein entfliehen konnte.
Nichtdestotrotz liegt es mir am Herzen, meine bescheidenen Worte erneut an Euch richten zu wollen.

Daher gebt mir Gelegenheit, im Rahmen von Speis und Trank die illustre Runde ein weiteres Mal zu vereinen, um den Abend in einer Zeremonie ausklingen zu lassen.

Ort des Treffens
Marktplatz zu Dion

Zeit: 29. des dritten Mondenumlaufs zur achten Stunde, wenn die Sonne sich neigt

Wir werden einen abseits gelegenen Ort aufsuchen, der entsprechend hergerichtet ist.
Geladene Gäste werden sein:

Scion nebst Creola
Aleya nebst Schwester Alamnis
Mikarion
Viridis
Linardt
Jetrascha
Arien
Leya
Riyan
Presona
Viviane

Zur angrenzenden Zeremonie möchte ich noch folgende Worte verlieren:
Ich bin im Besitz einer Waffe, auf der ein Fluch lastet. Mit Hilfe zweier Gefährten war es mir möglich, in Erfahrung zu bringen, die Abkehr dessen herbeizuführen.
Darum bitte ich Euch weiterhin: Seid mein Gast auch an jener Prozedur. Gebt mir kraft Eurer Gedanken den Beistand, damit ich diesen Fluch niederschlagen kann.
Ihr sehet mich so oder so, tief in Eurer Schuld stehend. Ihr solltet aber nicht einem inneren Zwang folgend, der Lösung des Fluches beiwohnen. Bitte kommt nur aus freien Stücken.

gez. Aadieson


Den Kopf leicht hebend und aus dem Fenster in die Nacht schauend verklärte sich sein Blick zunehmend. Was würde er geben, wenn das Fest diesmal keine unerwartete Wendung nehmen würde. So sehr er sich auch selber versicherte, nun alles bedacht zu haben, umso lauter wurden die Zweifel. Aber was sollte passieren? Er hatte für die Zusammenkunft einen abgelegenen idyllischen Ort geplant. Die Insel war nur mit einem Torwächter zu erreichen. Es konnte ... nein es durfte diesmal nichts schiefgehen.

Er nahm die reichlich abgenutzte Feder und steckte sie wieder in den Halter. Das Tintenfass noch verschließend, raffte er anschießend die Pergamente zu einem Bündel und klemmte sie sich allesamt unter den Arm. Mit einem kurzen Schmunzeln murmelte er vor sich hin, während er die Tür öffnete und nach unten ging: „Was wohl Ithilvyron sagen würde, wenn er all dies austragen müsste…“
Der Bote, der seinen Dienst in dieser Nacht versah, schaute auf und ließ sich mit den Worten Aadiesons instruieren, um sogleich darauf im Nebel der Nacht mit den Schriftstücken zu entschwinden. „Bloß nicht vertauschen!“ rief Aadieson leise hinterher und begab sich anschließend zu Bett.


Aadieson hüpfte das Herz, als die ersten Gäste eintrafen. Neben Alamnis, deren Begrüßung wie immer knapp ausfiel, stand ihre Schwester und ließ alles um ihn herum kurz unwirklich werden. Doch die Wärme, die seine Gedanken einschloss, währte nur kurz. Aadieson schüttelte sich. Er durfte die anderen Gäste jetzt nicht vernachlässigen.

Arien war schon von weitem zu sehen, als sie angerannt kam. Keuchend stützte sie sich auf die Knie. "Seid gegrüßt.." kam es zwischen ihren gepressten Lippen hervor. "Geht es Euch gut?"
"Seid Ihr außer Atem?" Arien, die daraufhin rot wurde, erinnerte sich wohl unschwer daran, als ihre letzte Begrüßung auf der Sprechenden Insel etwas unerwartet verlief. Im Herankommen winkte Arien dem Weltenwanderer schwungvoll mit der Hand, die ein Buch hielt. Aus der Bewegung heraus, entwickelte das Schriftstück eine Eigendynamik und segelte in straffem Tempo gen Aadieson. Jener konnte nur durch eine Wahrnehmung aus dem Augenwinkel noch rechtzeitig in Deckung gehen.
Kenneth, ein angehender Paladin mit Hang zu ausgeprägt trockenem Humor erwähnte noch das Fehlen so mancher Etikette, die nicht jedem Gast in die Wiege gelegt worden ist.
Riyan erkundigte sich nach Creolas Wohlbefinden "Alae, Schwester, wie geht es Dir?" Mit einem leisen Unterton und einem leichten Nicken "Ich denke es geht..."
Viridis wirkte ein wenig angespannt und aufgeregt. Eine Elfe, welche Aadieson vor kurzem gemeinsam mit Mikarion bei einer Angeltour kennenlernte, war eine ausgesprochene Frohnatur und gern gesehen.
"Ich werde morgen auf Reisen gehen." erwähnte Arien nicht ohne einen Funken Stolz in der Stimme, jedoch schien Aadieson dass zu überhören, als er die Arme hob und die Gäste um sich versammelte.
Nach allgemeiner Begrüßung - Viviane und Jetrascha waren auch eingetroffen - und einer eingehenden Musterung des Wohlbefindens aller war es Aadieson schließlich möglich, die Umgebung zu prüfen und eventuelle Verfolger aufzuspüren. Aadieson hatte erneut bewusst den Platz mitten in Dion als Treffpunkt gewählt. Wären alle Gäste jeder für sich am Tor eingetroffen, hätte er den Blick für etwaige Verfolger verloren.

"Wohlan, dann lasst uns das blaue Tor aufsuchen!" Mit einladender Handbewegung setzte sich die kleine Gruppe in Marsch, um das nahegelegene Tor in der Wildnis zu finden.
Das blaue Strahlen machte sich schon von weitem bemerkbar. "Keine Angst, es geht alles mit rechten Dingen zu!" beschwichtigte Aadieson das Murmeln, welches hier und da einsetzte. Einer nach dem anderen stieg in das Tor und nahm das Gefühl in sich auf, zu schweben.

Auf der Insel angekommen, waren verschiedene Laute des Erstaunens und der Freude zu vernehmen. Der Boden duftete nach frischem Gras. In der Mitte auf der Anhöhe des Eilands spendete ein Baum wohltuenden Schatten. Eine leichte Abendbrise bewegte die Blätter. Das Wasser kräuselte sich und schlug hier und da platschend ans Ufer.
Auf einem weißen Tuch nahe am Baum waren erlesene Speisen platziert. Schalen mit Soßen, Brot, Nüssen, Schalenfrüchte, kaltes gebratenes Fleisch sowie Holzgabeln waren vorzufinden. Kleine Tücher zum Abtupfen waren liebevoll ringsum drapiert. Daneben stehen Wein und Wasser in Hülle und Fülle, sowie Gäser.
"Ich habe den Abend diesmal ohne ein Bratenfeuer gewählt, sehet es mir nach..." rief Aadieson bittend in die Runde, und zeigte anschließend auf die Tafel. "Bitte, bedient Euch."
Unten am Wasser stand eine unscheinbare, weiße, flache Schale. Das ungefähr 1 Fuß hohe Gefäß schien zunächst unbemerkt.

Nachdem nun jeder seinen Platz gefunden hatte, machte Aadieson sich daran, einen selbigen einzunehmen, woher er seine Ode an die Freunde richten konnte. Ein paar Schritte den Hang hinunter, damit er auf die Gäste nicht hinabschauen musste, das schien in seinem Sinne.
Das vernehmliche Räuspern brachte den gewünschten Erfolg:

„Liebe Gäste,

Zuallererst möchte ich Euch danken, dass Ihr meinem Ruf gefolgt seid und mir den Raum gebt, Euch Dank zu zollen für all das, was gemeinsam hinter uns liegt.
Es war nicht leicht, in dieser Welt Fuß zu fassen.“ Einen Moment schaut Aadieson hinaus aufs Wasser.
„Es gab für mich eine Zeit der Albträume, der nackten Angst. Ständig roch ich Gefahr ... von dieser Ära des stetigen Bösen habt Ihr mich befreit!“
Die Augen wandereten von einem zum anderen. Sie schienen zu sagen, habt Dank für all Eure Güte. Ohne den Blick ruhen zu lassen, lächelte er „Es gibt nun Tage, wo ich mit Freuden aufsteh und dem Morgen entgegenblicke. Ich suche Eure Gesellschaft und bin fortan ein Quell an Glück und Zufriedenheit.“
Aadieson drehte leicht den Kopf und schaute in die Ferne. Aus dem Augenwinkel nahm er die eine oder andere Bewegung wahr, jedoch schien ihm die Gesellschaft auf einmal seltsam entrückt.
„Auch wenn mich dieses Glück, Euch neben mich zu wähnen, nicht von meiner Suche nach Heimkehr abbringen wird „ der Wortlaut wurde immer langsamer „so versüsst es mir doch viele Stunden in dieser Welt…“
Abrupt schaute er wieder nach vorn und das Lächeln kehrte auf seine Wangen zurück.
„Daher verlangte es mir, Euch heute zu laden, damit ich in Worten jene lobzupreisen vermag.“ Er schaute wieder jeden nacheinander an, auf einigen ruhte der Blick länger „Jene, die mir nahe stehen…
Ich habe Euch zu Ehren ein kleines Verslein poesiert, was ich nun kundtun möchte.“
Während der letzten Worte nahme er die Rolle hoch und begann mit ausgestreckten Armen laut vorzulesen:

„Es gibt so vieles, was wir sehen
Noch viel mehr, wovon wir hör'n
Gerüchte, Klatsch und Schuldvergehen
Jeder meint, darauf zu schwören
das das alles wahrhaft ist,
ohne Fehler oder List.
Umso grösser das Erstaunen
wenn der Wahrheit andrer Launen.
So höret auch mal Freundes Rat
So blieb Euch Klatsch und Tratsch erspart.“

Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht.

„Der Morgen lässt den Tag aufs Neue
schreiten, bis es Abend wird
danach lasst uns Arm in Arm
Speis und Trank in Kehle rinnen
bis das Bier schmeckt dünn und warm
und der Wirt zum Ausgang führt.“

Daraufhin deutete Aadieson grinsend eine torkelnde Bewegung an, ein Arm verließ die Rolle, die er hielt und ruderte wie haltlos in der Luft, bevor er sich wieder sammelte.

„Das Licht bestimmt den Tag aufs Neue
Frische prägt mein off’nes Herz
Ein Tag, an dem ich mich erfreue
Wie die Blume früh im März
Kommt dazu die Sommerzeit,
welche nun vernehmlich hält.
So voll Fülle, Lachen, Spass.
sei es niemanden vergellt.
wenn er dies mit Freunden teilt

Eine Pause folgte, während das Gesicht nun zunehmend ernster wurde.
„Jedoch nicht immer ist das Herz
getränkt mit lauter Wonne.
Die Zeiten wo ist gross der Schmerz
reissen auf das Band der Sonne.“

Aadieson neigte kurz den Kopf, um dann wieder hochzuschauen. Wer genau hinsah, konnte erkennen, dass der Blick nun trüb war.

Mit dunkler Stimme setzte er fort:

„Kniend an dem Grab der Ahnen
oder schreiend nach des Kindes Tod
weinend bis zum Abendrot.
lässt es schmerzenhaft erahnen
welche Kraft die Pein erhebt
wenn das Innerste erbebt.

Wenn die Frau versinkt in Scham
nach der Liebgewalt des Gatten
Geht sie hin in voller Gram
flüchtet sich in Heimes Schatten
sucht dann Trost bei einer Freundin
jene nimmt sie in den Arm.“

Die Wangen treten nun leicht hervor. Es machte den Eindruck, als ob er die Zähne zusammen beißt.
Die Stimme wirkte jedoch nach wie vor gefasst.

"In der Dunkelheit gefangen
gibt die Seele keine Ruh.
Endlos Qual nach grossem Bangen
wenn der Sohn dann kehrt zurück.
aus dem Krieg mit toten Blick.
Seine Haut ist bleich und kalt
Keine Freud mehr, die ihm galt.

Doch auch jene Zeit lässt nach
wenn die Schulter fest im Griff
von des Freundes Hand erfasst
und der Schmerz derweil verblasst

Denn das tiefe Tal der Ohnmacht
was es zu durchschreiten gilt.
schliesset ab mit stiller Andacht.
Für das Herz ein stolzer Schild.

Aadieson machte eine kurze Pause, bevor er – das Gesicht begann nun wieder zu strahlen – ansetzte, die letzen Zeilen zu verkünden.

„Ich bin gedrängt, mein Glück zu teilen.
welches mich derzeit ereilt.
Lasset uns zur Gabe eilen
die wir nennen Gastlichkeit.
Lasst uns feiern, trinken, lachen
Lasst uns Freude neu entfachen.
Denn auch dafür sind fürwahr“
noch eine betont bedeutungsvolle Pause einlegend
„eben jene Freunde da.“

Die Arme gingen nun wieder nach unten. Er verstaute die Schriftrolle und ging mit langen Schritten wieder den Hang hinauf, um sich zu denen zu gesellen, die dort im Schatten des großen Baumes noch in Gedanken den Zeilen nachhingen.
Viele neue Gläser klangen aneinander, der Wein leerte sich zusehends, die Teller wurden mehr und mehr ihrer Speisen enthoben.
Mit einem kurzen wehmütigen Blick nahm er wahr, dass Linardt und Jetrascha vorzeitig wieder abrückten. Eilige Dinge duldeten wohl keinen Aufschub.
Während Kenneth noch die eine oder andere tiefschürfende Bemerkung über gewisse langatmige Erzählweisen fallen ließ, Viridis sich mit Mikarion über das eine oder andere Details ausließ, hatte Aadieson nur Augen für die Elfe, die ihm das Herz gestohlen hatte. Seine Züge verrieten jedoch wenig, dass er sich darüber freute. Es stand noch der zweite Teil des Abends aus, der, wie sich später herausstellen sollte, weniger erfolgreich verlaufen sollte.
Die Gespräche kamen plätscherten im seichten Gang, doch vielen war anzumerken, dass die Zeit nicht unendlich war. Einige schauten auf den Sonnenstand, andere blickten erwartungsvoll in die Runde. Die Zeit drängte.
Aadieson fasste sich ein Herz und trat erneut vor die Gruppe. Ein kurzes Räuspern war zu vernehmen.

"Liebe Freunde!
Wie Ihr vielleicht schon wisst, wurde mir vor einiger Zeit ein Dasparionstab als Geschenk zugetan. Dieser Stab ist verflucht. Ich bin nicht in der Lage, diesen Stab ohne Schmerzen zu halten. Jetrascha gab mir den Rat, die schändlichen Runen im Zwergendorf zu entfernen. Linardt schickte mich zum Hierarch im Elfendorf." er holte kurz Luft, bevor er weiter sprach "
Der Hierarch erklärte mir die Kraft des "Tores der Alten". Dabei zeigte er auf das Tor, durch welches sie auf der Insel angekommen waren
"Es besitzt reinigende Kraft ... dazu habe ich einen arkanen Spruch mit einmaliger Wirkung erhalten."
Er stockte kurz und schluckte. "Nun ersuche ich 3 Gefährten von Euch, die mir bei der Reinigung des Stabes beiwohnen."
Sein Blick huschte über die Anwesenden, insgeheim kreuzte sein Blick mehrmals eine Elfe.
Die Erleichterung war ihm nun sichtlich anzumerken, als er sah, wie sich Aleya, Arien und Mikarion bereiterklärten, als Medium zu helfen.
"Ihr solltet mich mental stützen, wenn ich den Stab beruehre. Mein Geist muss klar bleiben, das ist alles." Der ruhige Ton sollte Vertrauen schaffen. Aber allein die Gesten, die die drei in beschwichtigender Manier erwiderten, sagten Aadieson, dass er sich darüber keine Sorgen machen musste.
Er ging zum Wasser und holte nun die unscheinbare weiße Schale, die unten am Ufer stand. Nach dem er sie zum blauen Tor getragen und dort abgestellt hatte, holte er drei schwarze Runen hervor und verteilt sie in einem Dreieck ringsum nahe des Tores. Mit einer Handbewegung bat er die drei, sich neben die Runen zu setzen. "Ihr könnt mir mittels dieser Runen die Kraft geben, die Eurem Geist innewohnt."
Aadieson drehte sich um und schaute in das blaue strahlende Licht, welches das Tor umgab. Ein Tuch aus dem Gewand ziehend, umwickelte er damit seine Hand und zog mit selbiger den Stab hervor. Mit einem Hieb wuchtete er den ihn den Boden, den Arm weiter ausgestreckt. "Damit die Energie besser fließen kann" erklärte er in Worten die Bewegung, welche seine Ärmel hochkrempelten und den Arm mit dem Stab in der Hand bloßlegten.
Sein Blick ging noch mal über die Schulter, fast wie um Lebewohl zu sagen. Die freie Hand zog nun an dem Tuch, welches die Hand mit dem Stab hielt und den Hautkontakt bisher vermied. Mit einem Ruck spürte er das Metall in seiner Handfläche und ein Schmerz kroch in seinen Adern hoch. "Es ist gleich vorbei..." versuchte er sich selbst zu beruhigen.
Der Blick ging hoch auf das Tor und er begann die Worte zu sprechen, die er so oft lautlos geübt hatte:

"Ke´so trin Dwos
Ziat mus dern
Seo'gen trin Trabhlys
Cuos'ta mras Bisvit"

Explosionsartig flog ein blauer Strahl auf den Stab zu und umwickelte ihn. Die 3 Runen um ihn begannen unter den Händen der Freunde, die sich im Kreis um ihn gesetzt hatten, zu leuchten Der Ausdruck im Gesicht erstarrte, während der Stab anfing zu zittern. Neben dem Tor entstand eine mannshohe Öffnung mit einem schwarzen Spalt, aus dem grauer Nebel floss. "Der Ursprung des Fluches.. " erklärte Aadieson mit keuchender Stimme. Der Arm, der den Stab hielt, fing nun ebenfalls an zu zittern. Der graue Nebel wickelte sich um das Handgelenk wie eine Schlange, schien ihn fst abzuschnüren. Wie zur Bestätigung war ein Schrei zu vernehmen. Die Nerven am Unterarm begannen hellrot zu glühen und traten hervor.

Die Qualen uferten hinaus in schwarze Hautfetzen, die sich nun hier und da lösten. Aadieson warf den Kopf nach hinten, der Mund öffnete sich, jedoch war kein Schrei zu hören.
Der Stab pulsierte in seiner grellen Aura mit einem Rhythmus, der mal regelmäßig schien und dann wieder außer Kontrolle geriet. Sowohl das grelle Licht der Stabaura als auch Aadiesons Kraftreserven, alles schien irgendwie einem Ende entgegenzustreben. Er spürte einen Moment, wie ihn etwas auffing. Die angenehme Kraft, die ihn erreichte, war - Arien. Sie schien mit beiden Händen die Rune einzufassen, um noch stärker die mentale Brücke zu unterstützen.
Wie um diesen Gedanken festzuhalten und vom Schmerz abzulenken, versuchte er sich nicht zu bewegen. Nur der Arm zitterte seinen Tanz der stillen Schreie. Doch es dauerte nur noch einen Lidschlag, ehe das Licht vom Stab wich. Der Nebel zog sich krallenartig zurück in den Schlund der schwarzen Öffnung. Die Runen, die vor den anderen dreien lagen, wurden schwarz. Aadieson fühlte seinen Arm nicht mehr, dessen Hand nun ein einziger schwarzer Klumpen zu sein schien. Die Finger streckten sich unkontrolliert und ließen den Stab der Länge nach neben ihm zu Boden fallen.
Der Arm sackte an ihm herunter und Aadieson fiel ins Gras. Leichte Zuckungen waren noch sehen, bis er nahezu regungslos auf dem Rücken liegend, mit halb angewinkelten Beinen vor der Schale lag.
Eine matte Stimme seines Körpers verriet, dass er noch lebte. "Die Hand... " mit einer zaghaften Bewegung ließ er die Hand in Richtung Schale kriechen.
Aleya nahm diese Regung wahr und stand ruckartig auf, eilte zu ihm und half ihm geistesgegenwärtig, die Hand in die milchige Flüssigkeit in der Schale zu legen. Mit rasanter Schnelligkeit fielen die schwarzen Krusten von der Hand und machten Platz für frisches Fleisch, welches sich noch ausgemergelt, aber durchaus zäh auf den Fingern abzeichnete.

"Ist er...?" kam es zaghaft von Viridis, wohingegen Mikarion seine Augen öffnete, die bis eben noch hochkonzentriert geschlossen waren.
Aus dem entlegenen Teil der Insel waren die unvermeidlichen Kommentare Kenneths zu vernehmen: "Er wird nicht sterben, er hat noch so viele kleine Verse zu halten..." Die Ironie in dem Wort 'kleine' war unüberhörbar. Und nachdem er Viridis ein Glas Wein reichte, die ihm es dankend abnahm, um es im gleichen Atemzug zu zerbrechen: "Wenn Aadieson das hier überlebt, wird er über zerbrochene Gläser nicht erfreut sein".
Als immer mehr Gläser sich füllten, um anschließend sogleich nach der Aufregung geleert zu werden, bat auch Aadieson um ein Glas. Arien indes war dabei, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, um einen erneuten Heilspruch wirken zu lassen, der die Genesung beschleunigen sollte.

Von irgendwoher bekam Aadieson das Glas angeboten, was er in einm Zug leer trank. Als er absetzte und versuchte, sich halbwegs aufzurichten, war es ihm, als ob das Leuchten des blauen Tores zunahm. Das Lächeln auf seinem Gesicht nahm zu. Sollte sich noch ein unerwarteter Gast einstellen?

Das Lächeln gefror aber sogleich zu einem schmerzhaften Grinsen und endete in einem entsetzten Augenaufreißen, als er sah, wer da durchs Tor schritt...
„Ihr glaubt doch nicht, dass mir Euer Treiben entgeht, Protektor. Ich gab Euch ein Geschenk und Ihr verschandelt es mit Euren Flüchen!“ Ihre scharfe kalte Stimme schnitt eine tiefe klaffende Wunde in seine Gedanken.
Aadiesons Ausruf kam mehr entkräftet, als erschrocken: "Dilynrae..."
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Getötet im RP:
Aadieson - † 21.04.2007

Auf Eis:
Abgondrafn Syonisthil
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#10
OOC:
Die Geschichte ist weiterhin spannend, ich freue mich auf das Ende der Geshichte, auch wenn es unweigerlich auf diese bittere Tatsache von Aadiesons Tod zurasst *taschentuch zück*

MFG

Scion
Rift: Scion D'Loth. Michael Rabenstrohn
Aion: Ildan, Renkasch
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