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Rückkehr mit Hindernissen
#1
Das Feuer im Kamin war bereits eine Weile niedergebrannt und einzig die glimmende Asche warf ihr spärliches Licht in das Zimmer. Wenig mehr als Konturen waren zu erahnen; ein Bett in der Ecke, ein kleiner Schemel und ein hölzerner Tisch, an dem er nun saß und die Gedanken nach vergangenen Tagen greifen lies. Fast war es ihm, als könnte er den leichten Seegang wieder spüren, das salzige Wasser schmecken und das endlose Blau des Meeres sehen, wenn er die Augen nur fest genug schloß. Er liebte die See. Nur wenige andere Orte gab es, die ihm ein solches Refugium sein konnten. Kein Konflikt, kein Ränkelspiel, keine Schlacht. Aber jeder Frieden fand irgendwann sein Ende und so hatte die Kormoran nach wenigen Wochen ihr Ziel erreicht und er wieder festen Boden unter den Füßen.

Er war schon einmal hier gewesen. Damals, als die Dinge noch anders standen. Als er kaum in der Lage gewesen war ein Schwert zu führen, als er sich vor seinen Dämonen verkroch, statt sich ihnen zu stellen. Aber er hatte gelernt und so schien ihm die Ankunft beinahe wie eine heimische Rückkehr. Hier hatte er schon einmal einen Ort des inneren Friedens gefunden und hier würde er ihn wiederfinden. Oh, wie sehr sich ein Mensch zu irren vermag.

In den Städten herrschte Aufruhr. Von einer Armee Echsen war die Rede, die die Städte belagere. Überall roch es nach Angst, nach Wut und nach Kampfeswillen. Die Auseinandersetzung war unausweichlich. Das ehemalige Königreich hatte einen Hang dazu große Helden zu schaffen. Sie alle warteten auf einen, der die Geschicke des Landes in die Hände nehmen würde, der das Banner Adens aus dem Staub erhob und dem Land mit Feuer und Schwert neue Ordnung bringen würde. Sie alle warteten vergeblich.
Die wenigen Audienzen mit den Adligen glichen eher einem Dorfmarkt, bei dem derjenige am meisten verkauft, der am lautesten schrie. Der junge Herzog von Giran trug die schwere Bürde in die Fußstapfen seines Vaters treten zu müssen und es war wohl keinem entgangen, dass diese ihm noch viel zu groß waren. Er mochte andere Qualitäten haben aber ein Kriegsherr war er nicht. Baronin Tesnia von Hohenberg hingegen war aus anderem Holz geschnitzt. Sie war bereit ihr Land zu verteidigen aber ohne Truppen war es ihr unmöglich diesem Feind zu schaden. Daher hatte sie ihm den Befehl gegeben eine Miliz auszuheben. Ausgerechnet ihm, dessen Name wenig mehr Gewicht hatte als eine Feder im Sturm. Und ebenso war der Aufruf verhallt. Die wenigen Wehrhaften hatten in Dion und in Giran Stellung bezogen und wehrten dort die Angriffe ab. Dabei würde ein Gegenangriff auf die Lager der Echsen den Nachschub in genau diese Gebiete unterbrechen. Doch ohne Truppen keinen Ausfall und somit war es nur eine Frage der Zeit, bis der Druck auf die Städte zu schwer würde. In diesen elenden Zeiten schien das Schicksal Adens besiegelt.

Inmitten der Dunkelheit seiner Kammer schreckte er aus seinen Gedanken gerissen auf. Er war zurück gekommen um dem ewigen Krieg in seiner Heimat zu entfliehen, um den Frieden längst vergangener Tage wiederzuerlangen und nun war er hier, im Gasthaus von Gludio, und alles, um das seine Gedanken zu kreisen vermochten, war Krieg. "Er verfolgt dich", flüsterte er. Und zugleich wusste er, dass es immer so sein würde. Er würde niemals entkommen können.
[Bild: avatar1pi7.jpg]
"All that you see or seem, is but a dream within a dream."
- Edgar Allen Poe
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#2
Schön geschrieben. Gefällt mir sehr gut Smile *auf mehr hofft*
Elfen sind schwul, hocken auf Bäumen und überfallen harmlose Reisende.

P.S. Bin ne Elfe Wink

Fahlyn - Lvl 7x - SWM / lvl 4x - PW
Raani - Lvl 8x - AM (Main) / lvl 7x - Proph
Shalawyn - Lvl 7x - ES / lvl 5x - WC
Leomedes - Lvl 5x - Hawkeye
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#3
Schwerter, Blut und Worte

"Dein größter Feind aber ist das Chaos, welches jeden noch so starken Trupp in die Knie zwingen kann! Bedenke dies stets!" Es war ihm, als konnte er Nielas' Stimme durch all den Lärm der Kampfvorbereitungen hindurch hören. Wie ein fernes Echo von den Bergen im Südwesten, die mahnend ihre Schatten über sie warfen. Zusammen mit einer kleinen Schar stand er am Südtor von Giran und erwartete den ersten Angriff der Echsen. Die Verteidigung war unorganisiert, überall liefen einzelne Krieger auf dem baldigen Schlachtfeld umher. Jemand musste die Reihen ordnen, jemand musste die Leute einteilen und die Befehle geben. Jemand, aber nicht er. Er war kein Anführer, wollte auch keiner sein. In diesem Land gab es wahrlich genug Helden, die viel geeigneter waren. Warum, bei allen Göttern, war nur keiner von diesen am Südtor? Und einmal mehr trieben die Himmlischen ihr garstiges Spiel und ließen ihm eine Wahl, die nun wirklich keine war.

Dabei hatte der Tag recht hoffnungsvoll begonnen. Er war der Lady von Drachenfels begegnet und hatte sich eingehend mit ihr unterhalten. Das Gespräch war wie Balsam gewesen, die Sorgen der vergangenen Tage schienen allein durch die Worte, die sie wechselten, zu vergehen. Als läge in ihrer Stimme eine natürliche Magie, die ihm endlich die trüben Gedanken auszutreiben vermochte. Zudem bestand sie darauf, ihm bei den erwarteten Kämpfen zur Seite zu stehen. Vertrauen, eines der wahrhaft wertvollen Geschenke. Er hatte es beinahe vergessen.
Als ihn dann noch am selben Tag ihre Nachricht erreichte, nach der sich in Giran etwas zusammenbraute, machte er sich sofort auf den Weg. Zwar hatte er mit einem Angriff auf Gludio gerechnet, welches viel zugänglicher und weniger stark verteidigt war, doch schienen die Echsen oft genug eher ihren Instinkten als simpler Feldtaktik zu folgen. Womöglich witterten sie in Giran die größte Beute und damit hatten sie schlicht recht.
Kurz nach seiner Ankunft ereigneten sich die ersten Überfälle durch Gift und Magie auf die Gardisten am Tor und so war es nunmehr an ihnen, die Stadt zu verteidigen.

Er hatte eine simple Formation gewählt. Eine schwere Schlachtreihe in Linie dem Gegner zugewand, dahinter und im Schutze der Stadt in lockerer Formation die Leichtgerüsteten. Die Magier und Priester wären so hoffentlich vor den ersten Übergriffen geschützt, solange die erste Reihe standhielt. Es war ihm auch gelungen einen relativ festen Kern aus Verteidigern zu bilden, die, allem Chaos zum Trotze, ihre Positionen am Südtor hielten. Hier in dieser Stadt standen die Völker Adens Seite an Seite, denn sie alle kannten den Preis, den ein Versagen an diesem Tage fordern würde. So stand er also in der schweren Brünne, die mehr als einmal sein Leben gerettet hatte, in der ersten Reihe, den schweren Schild an den Unterarm gebunden und die Klinge fest in der Hand, und wartete auf den Feind.

Mit jeder Stunde, die verging, sank die Aufmerksamkeit der Verteidiger. Einem unsichtbaren Gift gleich wurden sie nachlässig, beobachteten nicht mehr die Straßen. Einige setzten sich Abseits und tranken oder spielten Karten. Und gleichwohl er jene kleine Truppe, die mit ihm am Südtor stand, immer wieder zur Aufmerksamkeit gemahnte, spürte auch er, wie sein Schildarm jede Minute schwerer wurde, wie die Rüstung zu drücken begann und wie er sich danach sehnte, sich nur einen Augenblick hinzusetzen. Immer wieder erhielten sie Nachricht, dass an den anderen Toren gekämpft würde und er spürte, wie sich jeder danach sehnte endlich die elende Ruhe vor dem Sturm zu brechen und in den Kampf eingreifen zu können. Aber sie durften ihren Posten nicht verlassen, sie durften nicht unvorsichtig werden! Keine Müßigkeit .. nur Geduld.

Als die erste Welle des Feindes endlich auf sie zumarschierte was es, als habe sich der Horizont verdunkelt. Keine erkennbare Schlachtreihen, keine Befehlshaber. Nur eine chaotische Wand aus Klauen, Zähnen und grünen Leibern, die sich zischend auf sie zu bewegte. Jegliche Lethargie der Verteidiger war wie weg geblasen und alle starrten nur auf das, was in wenigen Herzschlägen über sie herfallen würde. Auf das, was sie aufzuhalten gekommen waren.
Die Zahl der Echsen war in dem Gewirr kaum auszumachen. Es mussten Dutzende sein. Er hob seinen Schild an, rief schnell einige Befehle und dann waren sie auch schon mitten unter ihnen. Und die Zeit hielt an. Er kannte diesen Augenblick, den Moment, in dem alles Rationale schwindet und einzig Reflexe und Erfahrung die Handlungen des Körpers übernehmen. In diesem Augenblick wächst der Krieger über sich hinaus. Angst, Zweifel, Trauer .. all das schwindet zu Gunsten eines einzigen Zieles: Überleben. Die schwere Plattenrüstung wird zu einer zweiten Haut, der Schild leicht wie ein Blatt im Wind. Angriff, Abwehr, Konter. Immer wieder und wieder und wieder. Nur das zählt, nur überleben zählt...

Die Schlachtreihe brach auseinander als wäre der Blitz in sie gefahren. Die massigen Echsen trieben die hoffnungslos unterlegenen Verteidiger wie Spielzeuge vor sich her. Er selbst war Abseits des Weges auf die Wiese gedrängt worden und lieferte sich einen erbarmungslosen Kampf mit den Angreifern. Immer wieder stießen sie wie Schlangen von allen Seiten auf ihn nieder. Einen Angriff blockte er ab, reckte sich zur Seite und hieb mit dem Schwert zu. Er traf auf Widerstand und hörte ein lautes Zwischen. Der Leib verschwand unter dem Gewühl der anderen Echsen. Etwas traf ihn am Rücken und riss ihn von den Beinen, etwas anderes traf ihn noch im Fall am Kopf und für einen Augenblick wurde ihm schwarz vor Augen. - Das war es also. Er hatte sich ein würdigeres Ende vorgestellt aber selbst das wollten ihm die Götter wohl nicht zugestehen.

Doch er starb nicht. Als er wieder zu Bewusstsein kam half ihm eine Lichtelfe wieder auf die Beine. Sein Kopf brummte wie ein Schwarm Hornissen und er hatte Mühe sich nicht zu übergeben, Verstärkung war gekommen und hatte den aussichtslosen Kampf doch noch in einen Sieg verwandelt. Und wie durch ein Wunder war er mit dem Leben davon gekommen Zumindest für den Moment.
Als die zweite Welle über sie herein brach waren sie vorbereitet. Die erste Linie hielt, die wenigen Verteidiger kämpften Seite an Seite und trotz aller Anstrengungen gelang es keiner Echse durchzubrechen. Gnadenlos und kampfeswütig trieben die Verteidiger ihre Waffen in die Leiber. Für Gludin, für die Gefallenen! Die war ihre Stunde! Immer wieder zuckten elementare Geschosse durch die Luft als die Magier hinter ihnen Feuer und Wasser auf die Feinde niederprasseln ließen. Rache! Rache für alle, die gefallen waren! Das Blatt hatte sich gewendet und sie alle spürten es. Keine Echse der zweiten Welle überlebte den Angriff auf das Südtor.

Eine dritte Welle sollte es nicht mehr geben. An ihrer statt kam ein einziger Echsenbotschafter unbewaffnet zum Südtor. Die große Anführerin der Echsen wollte wohl verhandeln. Er überließ den Elfen das Reden, denn Diplomatie lag ihm nicht. Das war etwas für jene, mit seidenen Zungen und feinen Worten. Er verstand auch nicht viel von dem, was gesprochen wurde. Doch als die Echse auf ihn deutete wurde er stutzig. Es sollte eine Delegation zusammengstellt werden und ausgerechnet er sollte bei den Verhandlungen für die Menschen sprechen. Er wollte widersprechen, wollte nach einem der Fürsten schicken lassen. Aber konnten sie sich das erlauben? Es galt jetzt zu verhandeln und die Gedult der Echsen war gewiss nicht viel größer als ihre eigene. Eine weitere Vermessenheit auf der Liste. Aber wenn sie doch zum Ziel führte? Wenn sie Frieden zu bringen vermochte? Das Ziel allein zählte.

Wenig später zog die kleine Gruppe bestehend aus jeweils einem Vertreter der Völker aus und dem Ort entgegen, an dem jenes Wesen auf sie wartete. Jenseits der Brücke in die sumpfigen Gebiete südöstlich Girans hatten die Echen ein Lager errichtet und inmitten dieses Lagers wartete ihr 'Verhandlungspartner' bereits auf sie. Thiszkra, die Anführerin der Echsen, war riesig. Sie überragte selbst die größten der Krieger-echsen bei weitem. Und während er noch über das ihm nun dargebotene Aufgebot an Kampfesstärke sinnierte, sprach die gigantische Anführerin unter Zischem die Worte:"Wir werden gehen! Unser Durst ist gestillt!"
Mit einer Falle hatte er gerechnet, mit einer Chance zur bedingungslosen Kapitulation, aber damit? Sie hatten sich zweifelsohne tapfer geschlagen und er war, auch wenn er es sich ungern eingestand, sehr stolz auf seine Schar gewesen, die wider jeder Gefahr einen Mut bewiesen hatte, den nur wenige Feldsoldaten inne hatten. Aber auch sie wären irgendwann müde geworden, wären von der schieren Zahl des Feindes irgendwann überrannt worden. In weniger Zeit hätte das Chaos und die Erschöpfung der Schlacht sie unaufmerksam werden lassen. Und dann wären sie gefallen, einer nach dem anderen. Und doch stand er dort, mitten im Lager des Feindes und hatte kein Wort gesprochen, keinen Handel angeboten, keinen unglaublichen Trick angwendet um diese Schlacht zu gewinnen. Die Schwerter würden endlich schweigen und die alte Ordnung wieder einkehren. Und er würde endlich wieder nur er selbst sein.

Als die Echsen abzogen machten auch sie sich wieder auf den Rückweg. Für eine kurze Zeit blieben sie noch wachsam, einen neuerlichen Trick des Feindes abwartend. Doch es schien, als hätten die Echsen Wort gehalten. Und als sich die Anspannung von ihm löste spürte er die Erschöpfung der Schlacht mit Schwert und Wort. Er fühlte sich unendlich müde und für einen Moment erschauderte er, als er sich vorstellte, dass für einen kleinen Augenblick das Schicksal dieses Landes auch auf seinen Schultern gelegen hatte.
[Bild: avatar1pi7.jpg]
"All that you see or seem, is but a dream within a dream."
- Edgar Allen Poe
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#4
*Platzhalter spielt und de Kieran für's RP reserviert*

Ist spannend! Weiter so! Wink
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Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
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