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Lahrkan - Ein ritterliches Herz
#1
Der Beginn - Ein Glaube zerbricht

Die Geschichte seiner Kindheit ist rasch erzählt und doch ist sie der Ursprung dessen, was ihn heutzutage als Mensch ausmacht....


Aufgewachsen ist Lahrkan weit im Westen, in einer kleinen Grafschaft namens Rothenfels nahe Gludin. Er kam als Sohn des Waffenmeisters und seiner Frau, einer Tuchmacherin zur Welt und war von da an der Stolz der Familie, da er dann doch deren einziges Kind bleiben sollte. Die Aufgabe und der Rang seines Vaters, die ansässigen Ritter und deren Söhne im Kampfe zu unterrichten und die Waffen in Schuss zu halten, sollte auch bald zum Vorteil für den blondschöpfigen Jungen gereichen.


Lahrkan bekam das Privileg am Unterricht der adeligen Söhne teilzunehmen, sei es das Rechnen zu erlernen, Lesen und Schreiben, die höfische Etikette oder das Reiten. Doch die größte Begeisterung zeigte er für den ritterlichen Kampf mit Schwert und Schild und schon bald malte er für seine Zukunft aus, sich als Ritter in großen Schlachten auszuzeichnen und das Herz einer Königstochter zu erobern. Nunja dies waren sicherlich Träume eines kleinen Jungen, doch dieser Wunsch gewann neue Nahrung als der alte Graf ein Versprechen für treue Dienste gegenüber seinem Vater einging. Mit seinem 16. Lebensjahr wollte er Lahrkan als Knappe in die Dienste seines Neffen treten und sich dort seine Sporen verdienen lassen. Ab dem Zeitpunkt des Versprechens gab es im Unterricht keine Zurückhaltung mehr für den Burschen. Vor allem im Kampf bewies er Geschick und Willen, allein sein Ehrgeiz lies ihn auch ältere Kinder überflügeln. Doch damit machte er sich nicht gerade viele Freunde unter den Adelssöhnen. Ein einfacher Junge wie er. Schon einige Jahre später sollte er seinen Irrtum erkennen.


Neben diesem unbändigen Drang ein wahrer Ritter zu werden, gab es jedoch noch eine andere Seite Lahrkans. Von den Eltern verwöhnt, die ihn mit allzuviel Stolz betrachteten, genoss er auch viel Freizeit, die er in der Gemeinde außerhalb der Burg verbrachte. Dort wiederum schloss er viele Freundschaften unter den einfachen Kindern, viellicht gerade deswegen, da er auf der Burg lernen durfte, jedoch nicht so eingebildet daherging wie die anderen noblen Söhne und Töchter. In deren Gemeinschaft fühlte er sich frei von Verantwortung und gut aufgehoben, auch wenn es ihn immer wieder jeden Tag in die Burg trieb. Vor allem die Tochter des Waffenschmiedes, Miho, hatte es ihm angetan. Mit ihr fühlte er sich oft verbunden wie Bruder und Schwester es sein sollten. Zusammen heckten sie Streiche aus, ärgerten die Mägde oder erlebten selbst gestrickte Abenteuer, die allzu oft so endeten, dass die geschickte Miho sich aus jeglicher Sache herausstahl und er am Ende für alles gerade stehen musste. Und doch konnte er ihr nie lange böse sein.


Mit den Jahren wurde aus dem kleinen Blondschopf ein stattlicher Bursche, der rasch in die Höhe schoss. Oft tuschelten die Mägde und Töchter der Bauern, wenn er an ihnen vorbeischlenderte und warfen ihm gar seltsame Blicke zu. Dachte er zu Beginn noch, sie würden über ihn lästern oder gar auslachen, begann er mit der Zeit zu verstehen und war schon bald in mancherlei romantischem Abenteuer verstrickt. Auch das sollte ihn bis in die Gegenwart prägen...


Am Abend seines 14. Jahrestages führte ihn sein Vater in die Waffenkammer. Neugierig stand Lahrkan in dem Raum und überlegte, was ihn wohl dort erwarten würde. Endlich ein richtiges Schwert und ein Schild wie es die großen Ritter trugen? Sein Vater führte ihn zu einer länglichen Kiste im hinteren Bereich der Kammer und öffnete diese. Enttäuscht schaute er auf zwei gleich aussehende Klingen, die lang und schmal waren und so gar nicht wie die mächtigen Langschwerter aussahen. Ab dem heutigen Tage werde ich dir etwas sehr wertvolles beibringen sprach sein Vater. Du wirst den Kampf der Zwei Schwerter erlernen.
Aber das ist barbarisch und nicht eines Ritters würdig ereiferte sich der junge Bursche. Ich will so etwas nicht lernen.
Plötzlich schoss die rauhe Hand des Waffenmeisters nach vorn und klatschte auf das Gesicht Lahrkans, eine schallende Ohrfeige für den Jungen. Sei still und höre mir zu was ich dir zu sagen habe. Sein Vater wirkte fest entschlossen und begann Lahrkan, der nun mit einer Hand an der roten Wange und Trotz in den Augen still dastand. Es gibt Kämpfe, da wird dir das ritterliche Gehabe wenig nützen und manchmal wird ein anderer Kampfstil möglicherweise über Leben und Tod entscheiden. Ich werde dir das zeigen und du wirst lernen. Ich will nicht meine einziges Kind dadurch verlieren, dass ich dir zu wenig beigebracht habe.

Seit diesem Abend unterrichtete ihn sein Vater mehrmals die Woche im Kampfe der Zwei Klingen. Stand zuerst nur Unglaube und Trotz in dem Blick Lahrkans, veränderte sich dies mit der Zeit zumindest so weit, dass er die Lehre annahm und sich verbesserte. Einmal ließ ihn sein Vater in eine schwere Rüstung stecken mit Schwert und Schild in den Händen und zeigte ihm wie ungelenk ein Ritter im Zweikampf sein konnte. Enttäuscht, erschöpft und mit blauen Flecken am ganzen Leib ließ er sich abends auf sein Bett fallen. Er wollte doch ein ehrenhafter Ritter werden und kein Barbar. In dem Kreis dieser edlen Recken stehen, die sich oft am Hofe trafen. Die holde Maiden retteten und die einfachen Leute schützten, wenn der Feind in das Land kam. Noch hatte dieser Junge romantische Träume vom Rittertum und es gab keinen Zweifel, dass er auf dem richtigen Weg war. Noch...


Wenige Tage nach seinem fühnfzehnten Geburtstag sollte etwas geschehen, was sein aufstrebendes Leben verändern würde.


Er war schon bald berüchtigt dafür um jede junge Frau herumzuscharwenzeln und sie einzuwickeln, was ihm ob seines Aussehens oft nicht allzu schwer viel. Und doch schaffte er es auch jedesmal wieder, dass ihm die jungen Damen nie allzu lange böse sein konnten, wenn er die Gunst einer anderen errang. Miho lachte ihn deswegen immer aus und neckte ihn häufig, wenn sie zusammen umherstriffen.


Eines späten Abends schlich sich Lahrkan gerade zu einer diesen Mädchen, deren Gunst er erst gestern errungen hatte, als er ein Grunzen und Wimmern in der Dunkelheit vernahm. Neugierig wie er war, bog er um die Ecke des letzten Hauses und starrte auf den alten Holzschuppen, in dem die gefällten Baumstämme getrocknet und gespalten wurden. In diesem Augenblick sah er etwas in der Ferne aufblitzen und hörte ein Reissen von Tuch. Bald war er nah genug, um alles zu erkennen und es bot sich ihm ein Anblick des Entsetzens. Da war einer der Ritter, ein grober Mann mittleren Alters, der eine junge Magd bedrängte, ihr gar das Mieder zerriss und ihr mit einer Hand den Mund verschloss. Einer dieser Männer, zu denen er aufblickte, die doch immer für die Alten und Schwachen und ihr Volk dasein sollten. Der Neffe des Grafen.

Was geht hier vor sich? brachte er entsetzt hervor und stand mit geöffnetem Mund da, Unglauben in den blauen Augen. Der Kopf des Ritters ruckte herum, in seinem Blick wechselten sich Wollust und Zorn gleichermaßen ab. Troll dich Bursche und verliere nie ein Wort darüber, wenn dir dein Leben lieb ist grunzte der Mann mit gepresster Stimme, die Zunge schon schwer von Wein und aus dem Mund drang ein säuerlicher Geruch. Lahrkan betrachtete die Frau, deren Gesicht tränenüberströmt war und deren Blick hilfesuchend auf ihn gerichtet war. Mehr als ein Wimmern und Schluchzen drang durch den Handschuh des Ritters nicht hindurch. Sein Verstand der ihn im Hinterkopf warnte, setzte bei diesem Anblick völlig aus und er trat einen Schritt vor. Lasst sie los Ser Bogrimmund und geht von dieser armen Frau weg. Seine Stimme zitterte leicht als er sprach, doch straffte er sich und versuchte nach außen hin Stärke auszustrahlen, was bei einem jungen Burschen nur halbwegs gelingen konnte. Der Ritter grunzte nur und schlug plötzlich ohne Vorwarnung mit dem gepanzerten Handschuh auf das Gesicht der Frau, die bewusstlos zur Seite kippte und aus deren Augenbraue rasch dunkles Blut quoll. Nun wendete sich der Mann ihm ganz zu und lallte laut. Nun bist du dran Bürschchen, du hättest auf mich hören sollen. Dann zog Ser Bogrimmund sein Schwert und richtete es auf Lahrkan. Dieser sah nach rechts und links, suchte nach einem Ausweg als sein Blick auf die Holzfälleraxt traf, die an der Seite des Schuppens lag. Als er dorthin eilte hörte er die grimmige Stimme des Ritters in seinem Rücken. Erst spieß ich dich auf wie ein Schwein und dann nehme ich mir das, was mir zusteht.
Die Axt in der Hand drehte sich Lahrkan um und sah den Ritter ungelenk auf sich zuwanken und nach ihm schlagen. Behende wich der Jüngling zur Seite und das Schwert sauste an ihm vorbei, was den Neffen des Grafen stolpern ließ. Lasst es sein Ser Bogrimmund, ich will keinen Streit mit Euch presste Lahrkan aufgeregt hervor. Doch der angetrunkene Mann lachte nur rauh auf. Das hättest du dir früher überlegen sollen du Sohn eines Schweinebauern. Ein weitere Schlag hätte Lahrkan wohl gespalten, wenn er nicht darunter hindurchgetaucht wäre, die Axt nun fest mit beiden Händen umschlossen. Er hielt sie quer und parierte einen weiteren Hieb, der ihm durch ganz Mark und Bein fuhr. Schmerz durchflutete seinen Körper und als er einem vierten Schlag auswich, dachte er nicht nach und reagierte einfach, so wie es ihm jahrelang geschult worden war. Mit beiden Händen hob er die Holzfälleraxt und hieb sie auf den Arm des Ritters. Einem lauten qualvollen Schrei folgte das Klirren des Schwertes, das auf den Boden schlug. Dickes, schwarzes und warmes Blut quoll aus der klaffenden Wunde im Unterarm des Mannes und es sollten nur wenige Augenblicke vergehen, bis einige Bewohner der Gemeinde herangeeilt kamen und die Misere sahen. Lahrkan ließ wie betäubt seine Axt fallen und starrte auf den schreienden Mann. Dann wurde er gepackt und davongeschliffen.


Zwei endlos lange Nächte vergingen, in dem er einsam im Kerker schmorte. Eine Magd, die ihm das Essen brachte, flüsterte ihm heimlich zu, dass am Hofe gestritten wurde, ob er hingerichtet werden sollte oder nicht. Der Magd, die Ser Bogrimmund fast geschändet hätte, sollte mit dem Tode gedroht worden sein, sollte sie die Wahrheit erzählen. Zumindest hatte sie das von der Fischerstochter gehört, die wiederum die beste Freundin derjenigen ist. Dann schloss sich die Türe wieder und er starrte trübsinnig an die feuchten, dunklen Mauern.
Am Morgen wurde er gepackt und in den Ritterssaal gezerrt. Ein Stoß ließ in zu Boden fallen, vor allen anderen, den adeligen Männern und Frauen, sowie ausgesuchten Freunden des Hofes, wie es sein Vater auch war. Dieser war auch zugegen und tiefer Gram furchte sein Gesicht, ein verbitterter Zug um die Mundwinkel, den er noch nie an ihm gesehen hatte. Lahrkan war viel zu erschöpft von zu wenig Schlaf und zuviel Ungewissheit und Angst, um mutig in deren Mitte zu stehen. Der alte Graf wurde von sämtlichen Rittern seines Hofes flankiertund alle blickten ihn mit unerbittlicher Härte an. Eine Verhandlung würde es hier nicht geben, das schien ihm nun klar. Die Entscheidung war bereits gefallen.

Ihr, Lahrkan seid schuldig gesprochen des Anschlags auf meinen Neffen, Ser Bogrimmunds von Rothenfels. Damit habt ihr Euch eines schweren Vergehens schuldig begangen. Ab dem heutigen Tage werdet ihr aus der Grafschaft verbannt und Euer Name soll nie wieder genannt werden. Solltet ihr zurückkehren, so seid ihr sofort zu richten.

Aber, er... weiter kam er nicht. Schweigt still Verräter. Ihr habt Glück nicht hingerichtet zu werden. Und das allein habt ihr der jahrelangen Treue Eures Vaters und seiner Bettelei zu verdanken. Der Blick Lahrkans traf auf seinen Vater, der seinen Kopf nur noch gesenkt hielt. Mein Neffe wird durch Euch seinen Arm verlieren und nie wieder ein Schwert im Kampfe führen können herrschte ihn der Graf nun an und ereiferte sich weiter. Wollt ihr dass ich mein Urteil doch wieder ändere? Ihr habt eine Stunde, um Eure Sachen zu packen und Euch von Euren Eltern zu verabschieden. Ihr werdet niemand anderen ansprechen. In einer Stunde werdet ihr geholt. Damit war alles gesagt und Lahrkan ließ seinen Kopf sinken. Das waren also die Ritter, zu denen er empor gesehen hatte. Sie mussten doch wissen was passiert war.

Sein Vater legte ihm wortlos die Hand auf die Schulter und führte ihn in das Haus, was er Zeit seines Lebens bewohnt hatte. Drinnen im Haus fielen reichlich Tränen von allen Seiten. Er erzählte seinen Eltern, was geschehen war und wie ungerecht das alles wäre. Das konnten doch Ritter nicht tun, das entsprach doch nicht ihrer Sache und dem Glauben. Seine Eltern nickten nur, hatten sie doch die Gerüchte vernommen und doch waren sie nur einfache Menschen und konnten nichts dagegen tun. Seine Mutter schien über die letzten Tage gealtert und die Spitzen ihres Haares waren mit einem grauen Schleier belegt. Sein Vater, der schon vorher die Entscheidung vernommen hatte, hielt ihm ein gepacktes Bündel entgegen und sprach nun mit belegter Stimme. Darin wirst du alles finden, was du brauchst. Geh nach Osten soweit dich deine Füße tragen. Und wenn du auf die erste Arena triffst, sag dem ansässigen Meister Drankahn Feuerklinge hätte dich geschickt und dass du in die Lehre gehen willst. Sein Vater hatte nie von der Vergangenheit gesprochen und so starrte ihn Lahrkan nur unwissend an. Doch bevor es zu weiteren Erklärungen kommen konnte, wurde die Türe aufgestoßen und zwei Ritter des Hofes drangen in die Stube. Ein letztes Mal schlossen seine Eltern ihn in ihre Arme und gaben den Tränen freien Lauf. Dann wurde er mit dem Bündel davongezerrt und auf ein Pferd gehievt. Kein Einwohner der Gemeinde war auf den Straßen, kein Abschied gab es von seinen Freunden.

Nur wenige Augenblicke vergingen, da drehte er sich herum und sah die Burg in der Ferne verschwinden. Wortlos überbrückten die Ritter mit ihm die nächsten Stunden und den Rest des Weges. An der Grenze der Grafschaft angekommen, stieg er vom Pferd, packte sein Bündel und trottete ohne sich umzublicken davon. Lass dich nie mehr hier blicken Schuft! war das Letzte, was er aus der Grafschaft vernahm. Er verstand die ganze Welt nicht mehr. Wie konnten Ritter denn nur so etwas tun? Waren die Geschichten und Träume alles nur heiße Luft und doch nicht wahr? Diese Gedanken sollten sich noch viele Jahre in seinem Kopf wiederfinden.


Als er am Abend rastete, öffnete er das Bündel. Neben etwas Kleidung und Nahrung sah er etwas aufblitzen. Tief im Leinen lagen sauber verschnürt zwei schmale Klingen. Dieses Geschenk seines Vaters sagte mehr als tausend Worte es vermochten und seine Kehle schnürte sich eng zu. Lautlos rannen ihm Tränen die Wangen hinab, denn er stand vor einer ungewissen Zukunft.


~Ende~
Lahrkan, Arenakämpfer zu Aden
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#2
Ich fand du hast es sehr schön geschrieben
würde gerne noch mehr lesen
mach weiter so
Wenn du einer Person voll und ganz vertraust,
bekommst du entweder einen Freund fürs Leben
oder eine Lektion fürs Leben.



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#3
schön geschrieben Smile
ich hoffe es geht weiter.
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