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Die wunderlichen Reisen des Alaushril. Ein Bericht.
#1
~~~~~

Erzähl uns noch eine Geschichte, Maerin!

Der nicht mehr ganz so junge Lichtelf lächelt. Die kleinen Kinder, neugierig und
mit grossen, interessierten Augen, haben sich vor seinem Arbeitstisch
versammelt und sehen ihn mit erwartungsvollem Blick in die Augen. Langsam
legt er Zange und Lupe sowie die edle Goldkette, um deren Fertigung er
bemüht ist, beiseite und neigt sich vor.

Was wollt ihr denn für eine Geschichte hören?

Einstimmiges Grinsen bei den Kindern. Sie wissen sehr wohl, wonach es sie
verlangt. Von grossen Abenteuern wollen sie erfahren, von dem Handeln
kühner Recken, von grossen Elfenkriegern und schönen Prinzessinnen. Am
besten aber etwas mit Pferden, wirft die kleine Silana ein.

Geschichten mit Pferden kenne ich keine, und die
Geschichten der grossen Elfenkrieger kennt ihr doch schon alle. Aber von
einem ganz aussergewöhnlichen Exemplar unserer dunklen Brüder und
Schwestern kann ich berichten...


Erstaunen macht sich auf den Kindergesichtern breit.

Aber nur, wenn die Geschichte gut ausgeht!

Maerin schmunzelt, erhebt sich und geht hin zum Bücherregal. Er entnimmt
ihm einen schon etwas älteren, schweren Band, dessen Deckel und Rücken
lediglich von einem kleinen Rubin geschmückt werden. Der Elf legt das Buch
auf den Tisch, schlägt es auf und blättert darin umher. Die Kinder versammeln
sich derweil im Halbkreis um den Goldschmied, den jeder um seine mirakulösen
Erlebnisse zu bewundern scheint oder, freilich aus dem selben Grund, für
verückt erklärt.
Leise räuspert sich Maerin, um alsdann seine wohlklingende Stimme zu erheben.

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Die wunderlichen Reisen des Alaushril. Ein Bericht.

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Siebter Teil. Alaushril gewinnt die Magie und trifft in Goddard ein.

Der östliche Weg von Aden nach Goddard ist zwar direkt, aber trotzdem
nicht ungefährlich, da in den Bergen stets allerlei mysteriöses und
unbekanntes lauert. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass dem jungen
Helden schon bald ein Heer von allerlei Getier und Kreatur gegenübersteht,
um dessen ungeheure Fürchterlichkeit und Gewalt zu beschreiben selbst
die schlimmsten Worte aus der Feder Shilens zu milde wären.
Sehr wohl um die Gefährlichkeit als auch um die Dummheit dieser
Lebewesen wissend, zieht Alaushril seine Schwerter, die ihm noch keinen Dienst
verwehrt hatten. Die ersten zwei Dutzend waren ohne weiteres zu bewältigen,
doch danach waren die Klingen stumpf und geschunden von den vielen zerteilten
Knochen und dem unreinen Blut, das in solcherlei Situationen natürlich in
Eimerweise zu fliessen hat. Das nächste Dutzend erlegte er mit blossen
Händen, ehe diese, gelangweilt und erschöpft von der ungewohnt harten
Arbeit und mit zwei gerissenen Fingernägeln über Gebühr strapaziert,
entschieden, ihren Herrn in die Geheimnisse der angewandten Magie
einzuweihen. Das letzte Dutzend beseitigte Alaushril also mit dem Wissen,
das seine Hände ihm vermittelten, ohne weiteren Zwischenfall.

Derlei belehrt und um neues Wissen bereichert, trifft Alaushril am siebten
Tage nach seiner Abreise aus Aden in Goddard ein, wo er sein Lager bezieht
und Vorräte auffüllt und die Ausrüstung wartet. Insbesondere die Schuhe,
die sich in liederlichem Zustand befinden, werden poliert und neu gefettet.

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Achter Teil. Alaushril passiert das stille Kloster und entdeckt, dass er die Welt ist.

Früh morgens macht sich Alaushril auf, die nächste Etappe seiner Reise in
Angriff zu nehmen. Der Weg zum stillen Kloster hin ist zwar lang, doch einfach
für jeden zu bewältigen, der gut zu Fusse ist. Mit etwas Verhandlungsgeschick
sind auch die (stark müffelnden, wie der Autor bemerken will) wilden Orks
im Norden Goddards zu besänftigen und einer friedlichen Durchreise steht
höchstens der gute Geschmack im Wege. Im stillen Kloster fällt Alaushril
schliesslich auf, dass er noch viel stiller als das Kloster selbst ist, was ihn in
eine nachdenkliche Stimmung versetzt. Er verbringt sieben Tage und sieben
Nächte im Kloster, um endlich zur Erkenntnis zu gelangen, dass er allein
die Welt in sich beherrbergt und alles nur existiert, weil er es lässt. So
beschliesst er, das "Du" und das "Er" aus seinem Denken zu verbannen, da
ja alle Gestalten Kreationen der Imagination Alaushrils sind und entsprechend
all ihre Ideen dem Denken des Alaushrils entspringen, was wiederum bedeutet,
dass Alaushril alleine die Geschicke der Welt lenkt. Dies erklärt auch, weshalb
der Dunkle nie von seinen Eltern erfuhr, da alles erschaffende Götter
nunmal nicht geboren werden können, sondern einfach existieren.

Da sein Proviant knapp zu werden droht, rafft sich Alaushril am Tage der
Erleuchtung auf, das Kloster zu verlassen und die Reise fortzusetzen.
Glücklicherweise trifft er bald auf eine Karawane. Er beglückwünscht sich
zu dieser überaus überraschenden Überraschung und setzt nach intensiven
Handelsbemühungen, die im Tod eines lahmen Hundes und dem Verlust
von siebzehn Adena enden, seinen Weg fort.

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Neunter Teil. Alaushril überwindet den Tod und kommt mit einer Schramme davon.

Schon seit einer Woche irrt der Wanderer im Eisigen Irrgarten umher. Die
Umstände sind primär kalt. Unangenehm natürlich, aber primär kalt. So kommt
es, dass der frierende Alaushril fällt. Er fällt sogar ziemlich tief, bedenkt man
die Höhe der Schlucht, über die sich eine unzuverlässige Brücke spannt. Da
Alaushril ziemlich tief fällt, und kaum einer je einen ziemlich hohen Sturz
überlebt hat, kommt sogleich Corax daher, der dem anscheinend toten
Alaushril bedeutet, ihm zu folgen, denn letzten Endes gehören alle Toten,
selbst die göttlichen, ins Totenreich. Alaushril jedoch, sich seiner misslichen
Situation bewusst, bittet Corax um eine Audienz. Ganze zwei Wochen
musste Alaushril im Totenreich ausharren, ehe er zum mutmasslichen
Erschaffer seiner Ahnen geladen wird. Sogleich wird dem Verstorbenen das
Wort übergeben, der von dem Recht ausgiebig Gebrauch macht. Alaushril
bietet dem in die Jahre gekommenen Corax einen Handel an, nämlich kam
er bei der ersten Begegnung nicht umhin, die unglückliche Miene des Corax
zu bemerken, die ganz offensichtlich mit der Haarpracht oder, besser
ausgedrückt, dem Fehlen derselbigen zusammenhängt. Alaushril bietet dem
getroffenen Gott an, aus seinem eigenen Haar ein Toupet zu knüpfen, das
dem Gott fortan zu frischem und jugendlichem Antlitz verhelfen werde.
Corax, eitel, wie auch die Elfen es sind, wird hellhörig. Die geringe Bitte,
einen von hunderttausenden Toten an die Oberfläche zurückkehren zu
lassen, scheint in Anbetracht des unermesslich grossen Gewinnes nichtig
und wird gewährt. So kann Alaushril schon am nächsten Tag in seinen
neuen Körper schlüpfen, den Corax nach altem Vorbild geschaffen hat. Nur
an der Wange ist ihm das Töpfermesser ausgeglitten, so dass Alaushril von
diesem Zeitpunkt an mit göttlicher Narbe umhergeht.

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Zehnter Teil. Alaushril überlistet einen Berg und gelangt nach Schuttgart.

Kurz vor Schuttgart, östlich davon, trifft Alaushril auf die Berge, die den
Weg nach Norden versperren und unter ihrer kargen Oberfläche Schätze
von unermesslichem Wert beherbergen. Alaushril besteigt nun den höchsten
und ältesten unter ihnen und weckt ihn aus seinem tausendjährigem Traum.
Der Berg, ächzend unter der grossen Last seines Gewichts und noch ganz
schlaftrunken, lässt seine Stimme erbeben und fragt erbost, wer ihn denn
aus dem Schosse seiner geliebten Bergin reisse. Alaushril, schmunzelnd,
fragt den Berg, welche Bergin denn das Herz des Bergen zum Schmelzen
bringe. Ganz im Norden sei sie ansässig, lässt der Koloss verlauten, bei den
Zwergen oben. Dies sei auch der Grund, weshalb dem Berg nur die Träume
blieben, da er sich verständlicherweise nicht zu ihr begeben und sich in ihre
wollüstige Umarmung stürzen könne. Alaushril, gewillt, dem armen Kerl zu
helfen, bot an, dem Berg einen Teil seiner Last abzunehmen, so dass er
sich doch erheben und nach Norden wandern könne. Natürlich sei es ihm
unmöglich, die gesamte Masse des Berges zu übernehmen, doch zumindest
die der störenden Edelsteine, die doch bestimmt schwer im Magen liegen
müssten, würde er auf sich nehmen. Der Berg, sich der einmaligen Gelegenheit
bewusst, stimmt zu und händigt Alaushril sogleich alle Edelsteine - es sind
bestimmt fünf zentner - aus, die sich über die Jahrmillionen im Innersten
des Gebirges gebildet haben. Alaushril nimmt sich den schönsten Zentner,
verabschiedet sich und marschiert, glücklich, dem armen Ding geholfen zu
haben, weiter auf seinem Weg.

Zwei Tage später erreicht er das Ziel seiner langen Reise. Erschöpft und
überwältigt von den Erlebnissen der letzten Wochen begibt er sich in das
einzige Wirtshaus, das nicht in zwergischer Hand ist.

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Elfter Teil. Alaushril verbringt seine Zeit in Schuttgart und denkt über seine Rückkehr nach.

Nach sieben Monden umgeben von Zwergen sind Stimmung und Verfassung
des Dunkelelfen an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Schon lange sehnt er
sich nach der wärmenden Nähe seines Freundes, nach dem wohligen Feuer
der adener Stube, nach gehobener Gesellschaft und überhaupt nach allem,
das das Leben lebenswert macht. Denn aus unerfindlichen Gründen ist es
ihm, trotz seiner unumschränkten Macht über die Welt, nicht möglich, all
dies auch in Schuttgart anzutreffen. Ein Plan, von dem er selbst noch nichts
weiss, den er aber zu verfolgen scheint, muss ihn daran hindern, aus
Schuttgart ein angenehmes Plätzchen zu zaubern. Schon das ewige Weiss
bedrückt ihn, da seine Garderobe nicht auf derartige Farben ausgelegt ist,
und zu allem Überfluss lässt der Schnee die dunkle Haut aschfahl erscheinen.

Nachdem Rune wieder ein ruhiges Fleckchen geworden war, ist es nur
verständlich und logisch, in die Hafenstadt überzusiedeln, was Alaushril zwei
Monde später auch tut. Vermummt, man will ja nicht seine blasse Haut den
neuen Konditionen ausliefern, da man ja weiss, wie schmerzhaft so ein
Sonnenbrand sein kann, und unter falschem Namen, man will ja
niemanden zu Tode erschrecken, trifft er als erstes auf einen alten
Bekannten...

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Zwölfter Teil. Alaushril kehrt bei den Wöl...

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Maerin! Das sind doch alles nur Märchen!

Maerin blickt auf und lächelt das kleine Mädchen an, das, empört über die
wunderlichen Reisen des Alaushril, die jungen Ärmchen trotzig vor der Brust
verschränkt, die Unterlippe vorgeschoben und einen fordernden Blick
aufgesetzt hat.

Sind es wirklich nur Märchen? Wer weiss.

Er wendet den Blick zum Fenster hin und blickt zur untergehenden Sonne.

Es ist Zeit. Ihr solltet nach Hause gehen. Wenn ihr wollt,
erzähle ich euch morgen weitere Geschichten.


Unter leisen Protesten und von angeregten Gesprächen begleitet verschiebt
sich die Gruppe zur Veranda hin, ehe sie sich auflöst und die Kinder, alleine
oder zu zweit, den Weg nach Hause antreten. Maerin streich derweil mit
leisem Schmunzeln über den Einband des Buches, lässt die Finger auf dem
Rubin ruhen und verharrt einige Sekunden, ehe er es zurück ins Regal stellt.

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~~Quotentunte~~
~~unzuverlässig - elitär - indifferent~~
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#2
I heard u liek mudkips.
Zwischenpost.
[Bild: kgbd3kyn.jpg]
Ich bin der schwarze Zerschmetterling. Hast du mich vermisst?
[Bild: shiafj2.jpg]
Fear my photoshop skills! >Sad
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#3
Danke Shia. <3

Zum Text: War ja einige Monate (11 oder so) nicht mehr aktiv. Die Ereignisse sind, in typisch Alaushril'scher Minimalistenmanier, grob umrissen wiedergegeben. Was man nun vom Text hält und was man davon glaubt... Naja. Ihr seid alt genug, um das schon richtig zu verstehen.


Küsschen, Alaushril.
~~Quotentunte~~
~~unzuverlässig - elitär - indifferent~~
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