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Region Rune
#11
Nach 9 Tagen verließen die Priester Einhasads, die bei der Auflösung ihres Tempels gefangen genommen worden waren, das Gefängnisgebäude. Da sie sich nicht gewehrt hatten, waren sie unversehrt durch die kurze, hinter verschlossenen Türen stattfindende, Gerichtsverhandlung und aus der Haft heraus gekommen.

Es waren alle Priester Einhasads, die in Rune Dienst getan hatten, bis auf zwei, die an jenem Tag, als die anderen sich gefangennehmen ließen, scheinbar durch Fluchttunnel dem Tempel entflohen waren.
Während der Befragungen der gefangenen Priester hatte sich schnell heraus gestellt, dass die ihnen vorgeworfenen Taten, der Besitz von verbotenen Rauschwaren aus dem Süden und das Lagern von Schmugglergut in den Kellern des Tempels, den inhaftierten Priestern unbekannt waren und als Quelle die beiden Geflohenen hatten.
Somit waren die Heiligen Einhasads wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Da das Gebäude ihres Tempels einem höheren Ziel überordnet worden war, wurde ihnen ein kleiner Schrein zugesprochen, der zwischen der Stadt und dem Hafen auf einem kleinen Hügel gelegen war. Von hier aus konnten die Priester Einhasadas, sofern sie denn weiter in Rune verweilten, sich weiter um ihre Gläubigen kümmern.

An die Wachmannschaften Runes erging Befehl, die beiden geflohenen Priester festzusetzen, sollten sie aufgefunden werden. Steckbriefe gibt es aber keine.

Ungefähr zur selben Zeit drang die Kunde der Auflösung des Kain Tempels und dem Entschwinden dessen Mitglieder an die Ohren des Rates. Nur kurz dauerte die folgende Besprechung, worauf am nächsten Tag folgender Aushang an den öffentlichen Brettern der Warenhäuser in den großen Städten, außer im Gebiet Heines, ausgehängt wurde:

"Werte Heilige Gran Kains,

aus uns nicht erklärlichen Gründen hat die Belegschaft des in Rune ortsansässigen Gran Kain Tempels ihren Posten aufgegeben und den Tempel und einige Kaingläubige ohne geistige Führung hinterlassen.

Solltet ihr den Kindern Gran Kains helfen wollen und den Dienst im Tempel wieder aufleben lassen, so meldet euch bei der Stadtverwaltung Runes, diese wird euch an die entsprechenden Stellen weitervermitteln.

Gezeichnet

Der Rat zu Rune"

Zur gleichen Zeit ging Order an das Amt des Runer Bürgermeisters und dessen Angestellte, eventuell interessierte Priester Gran Kains an den Rat zu Rune weiter zu vermitteln und ihnen während der Wartezeit eine Unterkunft in der Stadt zu stellen.
I'm evil, but I feel ... good!

Wale sind keine Fische, sondern Barsche

Charakter zeigt sich darin, wie man die Menschen behandelt, die nichts für einen tun können.

[Bild: olath_kyorlen2.png]
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#12
Tag Vierzehn


Leise Schritte huschten kaum hörbar durch die Schlossflügel, erkundeten die kleinsten Ecken und Winkel. Flinke Hände tasteten über Steine, Kerben und Fugen, strichen über Buchrücken und Reliefs. So ging es schon seit ein paar Tagen. Die intensive Begutachtung durch Assassinen der Gemeinschaft schien beinahe unendlich. Das Schloss bot so viele Möglichkeiten, Geheimgänge und Verstecke zu verbergen. Und all diese Schlupfwinkel sowie Fluchtwege mussten ausgekundschaftet werden.

Dafür waren eine Handvoll Assassinen sowie drei dunkelelfische Baumeister in das Schloss geschickt worden. Jede noch so kleine Spalte, durch die man in das Schloss eindringen oder aus diesem fliehen konnte, wurde verzeichnet. Gleichzeitig wurden Grundrisse des Schlosses erstellt. Den Aufzeichnungen der Architekten konnte man nicht zwingend trauen. Deshalb waren die Dunkelelfen akribisch vorgegangen. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Das Schloss sollte uneinnehmbar bleiben. Dafür musste gesorgt werden.

Am Abend dieses Tages, die Sonne strich bereits sanft zum letzten Mal über die Steine der langen Brücke, welche die Stadt mit dem Schloss verband, waren sie endlich fertig. Endlich waren alle Striche gezeichnet, alle Gänge, Nischen und Zimmer vermerkt worden. Auch verborgene Fallen oder ähnliche Mechanismen waren aufgespürt worden, was die bedeutend schwere und gefährlichere Aufgabe gewesen war.

Vor den Toren des Schlosses waren weitere Dunkelelfen dabei, die Außenmauer sowie das Umfeld zu begutachten. Auch hier wurden alle möglichen Schlupfwinkel abgesucht. Andere waren dabei, die Brücke abzuschreiten, mit Schritten auszumessen. Immer und immer wieder. Bogenschützen testeten die Reichweite ihrer Pfeile, markierten diverse Stellen auf einer Skizze der Brücke, fertigten Notizen an. Eine rege Betriebsamkeit herrschte.

Nun konnte der nächste Schritt erfolgen, die nächste Arbeit beginnen. Balaezth stand bei den Baumeistern in der Empfangshalle des Schlosses und blickte über die gezeichneten Grundrisse, während die Sonne weiter hinter den Horizont glitt und die Schatten, die das Schloss warf, immer länger wurden, so dass sie fast nach der Stadt zu greifen schienen. Ein seltsam anmutendes Bild. Wunderschön und bedrohlich zugleich. Das beinahe schwarz wirkende Schloss, welches vor der orange-roten Sonne emporragte, sich kalt von den warmen Farben der Abenddämmerung abhob, scharfe Kanten zeigte.

Auf den Straßen Runes wurde dieses Bild ebenfalls wahrgenommen. Man tuschelte unter vorgehaltener Hand vom Schatten Shilens, der sich auf die Stadt hinab senken und sie verschlingen würde. Andere Stimmen murmelten von den Dunklen, die bisher unauffällig unter ihnen gelebt hatten und fast kein einziges Mal aufgefallen waren. Man konnte sich nicht vorstellen, dass es sich nun ändern sollte.
Die Zeit würde zeigen, welches Bild das richtige sein sollte. Noch würden sich die Bewohner der Stadt damit begnügen müssen, abends dem schwarzen Schemen, der vor der Sonne lauerte, entgegen zu blicken. Noch.

Leises Gemurmel erfüllte die Empfangshalle. Balaezth zeigte den Baumeistern, welche Bereiche des Schlosses in Zukunft für die verschiedenen Belange der Gemeinschaft sowie der Enklave genutzt werden sollten.Ein Bereich war der Gemeinschaft vorbehalten, ein anderer sollte als Erweiterung der Enklave dienen. Der nächste Bereich sollte als Unterkunft für die Priesterinnen genutzt werden. Und noch viele andere Dinge wurden zugeordnet, umfunktioniert. Erst auf dem Pergament, noch in der Nacht würden Taten den Skizzen und Vermerken folgen.

Bereits wenige Augenblicke später begannen einige Dunkelelfen damit, einen Flügel des Schlosses leerzuräumen. Die Möbel wurden in andere Flügel getragen oder gar zerstört. Je nachdem wie brauchbar sie in Zukunft sein würden. Wie der Umbau des Tempels in der Stadt würden diese Arbeiten ihre Zeit dauern. Jedoch störte dies keinen der Dunkelelfen. Sie hatten ihr Ziel vor Augen. Sie wussten, was danach kommen sollte. Und das spornte sie an, ihre Arbeiten präzise und ohne Zögern zu verrichten.

Die Pfade ihres gewählten Weges spannten sich weiter, wurden wie zufällig und doch geplant ineinander gewoben, um zu dem einen Ziel zu führen, welches bereits greifbar schien.
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#13
Sie lies den Brief sinken und strich der Katze neben ihr über den Kopf.
"Nett formuliert, wirklich nett. Aber so sinnlos. Jhira, überbringe Theobaldas diesen Brief, er lacht selten genug."
Die Angesprochene nahm das Schreiben um es in einen anderen Teil des Schlosses zu bringen.
Derweil setzte sich Gaoth an den Schreibtisch und nahm einen einfachen Bogen Pergament und zog sich Feder und Tinte heran.

Werter, Rat
Ich danke für dieses äußerst amüsante Schreiben. Es ist recht interessant zu erfahren, für wie dumm ihr die Rivven scheinbar haltet. Erst bildet ihr den Rat entgegen langjähriger Bräuche neu ohne den angestammten Platz des Tempels zu berücksichtigen und nun wollt ihr uns gnädigerweise genehmigen den Tempel wieder zu beziehen.
So teilt mir doch in euer Weisheit und Güte mit, natürlich mit recht einfachen Worten, da wir ja wissen wie schwach die Rivven im Geiste sind, welchen Vorteil der Tempel daraus zieht unter Eurer Verwaltung wieder zu entstehen.
Sehen wir einmal davon ab, dass der neue Tempel an einem für den Glauben historisch wichtigen Ort neu entstanden ist.
Welche Auflagen wären mit einer eventuellen Rückkehr in unsere angestammten Hallen verbunden?
Da ich den scheinbar ehrenwerten Rat nicht über Gebühr strapazieren möchte, sollten dies die vordringlichen Fragen bleiben.
Kain zum Gruße
Gaoth Nachtschatten, Priesterin Kains, Tempelleiterin.

Sie trocknete die Tinte mit Sand, rollte das Pergament zusammen und liess einen Tropfen Sigelwachs drauffallen in welchen sie ihren Ring mit dem herausgearbeiteten Raben drückte.
Dann rief sie einen der Boten des Schlosses. "Siehe zu, dass dieses Schreiben irgendwann in nächster Zeit Rune erreicht. Gib es einfach am Tor ab und sage dass es für den Rat ist."
Der Bote verneigte sich und machte sich auf den Weg.
Gaoth schlenderte derweil zu Theobaldas Zimmer rüber, gewiss hatte er das Schreiben gelesen und es sprach nichts dagegen sich bei einem Glas Wein gemeinsam darüber zu amüsieren.
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#14
Laut schallt das Lachen durch das Schloss. „Das ist nicht deren Ernst? Das kann nicht sein. Das glaube ich nicht.“ Er hält noch den Brief in den Händen, den ihm Gaoth durch Jhira überbringen ließ und welchen er eben gelesen hat.

„Danke Jhira und bestellt auch Gaoth meinen Dank.“ Er wird wieder ernster und wirkt nachdenklicher. „Wenn all die Gerüchte und Berichte über Rune auch nur zum Teil der Wahrheit entsprechen...“ Er stockt, um Luft zu holen und fährt mit fester Stimme fort. „Ist diesen Leuten eigentlich klar, dass sie mit dem Feuer spielen? Das Auflösen des Rates, das Geschehen um den Tempel Einhasads und wo eigentlich ist Fürst Achatius verblieben?“ Er macht eine weitere Pause. „Diese Leute müssen doch so viel Hirn haben zu begreifen, was sie auslösen könnten. Oder zielen sie es gar darauf ab? Auf mehr und Rune ist nur der Anfang?“ Er dreht sich um, als es an der Tür klopfte.

„Ach Gaoth, komm herein, ein wunderbarer Schrieb." Den er nun zerknüllt und achtlos in eine Ecke wirft. " Aber nicht der Rede und des Lesens wert. Setz Dich." Er deutet auf zwei bequeme Sessel mit einem niedrigen runden Tisch dazwischen.

"Aber amüsierend durchaus und ich bin durchaus interessiert, wie es in Rune weiter gehen wird. Es ist doch unterhaltsam."
Er geht zu einem Schrank bei diesen Worten.
"Interessant wird auch sein, was Achatius berichten kann, falls er wieder gesehen werden wird. … Sollte sich aber dann herausstellen, dass ihm etwas widerfahren ist oder Druck auf ihn ausgeübt wurde, wie will man dann aufhalten, was geschehen könnte?
Nach einer kurzen Pause der Nachdenklichkeit nimmt er aus dem Schrank eine Flasche Wein und kehrt mit dieser und zwei Gläsern in den Händen zurück, um sich zu setzen.
"Ein Rune unter der Verwaltung von Dunkelelfen ist schwer zu akzeptieren. Ein Rune, dass sich zu einem zweiten Orthae Eairthin entwickelt, ist inakzeptabel und ich bezweifle, dass die Fürstentümer und auch die Einhasadler sich noch lange das Treiben in Rune anschauen werden. Rune ist Teil des Adener Throns und so wird es bleiben! Bestimmt und etwas lauter spricht er den letzten Satz aus.

"Zu versuchen Rune aus diesem Bund zu lösen, ist wahrhaft närrisch und nur einem Haufen realitätsfremder und von Überheblichkeit verblendeter Dunkler zuzutrauen. Das wird nicht gut enden. Die Frage ist nur, wer wird zuerst aufstehen? Die Runer Bürger? Einhasads Paladine? Oder wird ein Heer der Fürsten Rune befreien?"

"Sie erweisen sich und ihrem Volk einen Bärendienst! Waren als Gäste gekommen und sind freundlich in Rune aufgenommen worden. Jetzt sieht man wieder, was man davon hat, wenn man den Dunklen auch nur einen Finger reicht. Hätte doch Achatius sie direkt wieder ins Meer geworfen, über das sie kamen.“ Er schüttelt missbilligend den Kopf.

„Andererseits habe ich mich vorhin wunderbar amüsiert.“ Bei diesen Worten greift er erneut nach der Weinflasche, entkorkt sie und schenkt erst Gaoth, dann sich selbst ein. „Wir haben auch eine Botschaft aus Schuttgart von dem Einhasadler Amatrael erhalten. Aber wichtiger als Rune und der Norden... wieweit ist eigentlich der neue Tempel gediehen?“
...
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#15
Tag Einundzwanzig


Ruhig wanderten die Augen der Dunklen über die Zeilen des Schreibens, welches ihr an diesem Abend gebracht wurde. Der starke Wind peitschte die Regentropfen gegen das Fenster des Zimmers, schien erbarmungslos um Einlass zu bitten, zu flehen. Der Himmel hatte sich im Laufe des eigentlich sonnigen Tages zugezogen. Nun schienen unendliche Wassermassen aus den Wolken zu fließen und die Stadt überschwemmen zu wollen. Ein nicht seltenes Phänomen in Rune.

Nachdem sie das Schreiben gelesen hatte, erhob sich die Dunkle, um an das Fenster zu treten und wider besseren Wissens in den Himmel zu schauen. Natürlich konnte sie nichts sehen. Bis auf die Wolken in unzähligen Grautönen. Noch während Dilquiri das Fenster öffnete, trat Xissdrossg ein.

„Du hast nach mir rufen lassen?“, fragte er nach der Begrüßung, bei der er in respektvollem Abstand stehen geblieben war, offenbar abwartend, wer ihn in das Arbeitszimmer bestellt hatte. Seine Gemahlin oder die Ventash’ma der Gemeinschaft.

Dilquiri deutete auf das Schreiben, welches sich deutlich vom schwarzen Holz des Tisches abhob. Noch während Xissdrossg sich an den Schreibtisch setzte, streckte Dilquiri eine Hand aus dem Fenster, wartete einige Herzschläge lang darauf, dass der Regen ihre Haut benetzte und einen feuchten Film auf diesem hinterließ. Ein Räuspern des Dunklen verriet ihr, dass er bereit war, über das Schreiben zu sprechen.

Sie kehrte zu dem Tisch zurück und setzte sich wieder. Dann schlug Dilquiri ein Bein über das andere und legte ihre Hände auf dem oberen Knie ab. Der Tisch zwischen ihnen symbolisierte in diesem Augenblick, dass sie nicht als Mann und Frau miteinander sprachen, sondern als Ventash’ma und Ul’Saruk. Und sie beide waren sich dieser Tatsache bewusst.

„Was sagst du dazu?“, ihre leise Stimme schwang durch die Stille des Arbeitszimmers.
„Wir sollten diesem Rat folgen“, antwortete Xissdrossg knapp. „Jedoch hast du mich sicherlich nicht herbestellt, damit ich dir etwas mitteile, das du bereits weißt“, stellte er dann fest.
Der Hauch eines Schmunzelns zeichnete sich auf Dilquiris Lippen ab. Sie neigte den Kopf leicht, um ihm zu bedeuten, dass er Recht hatte. Doch schwieg sie, so dass Stille anfing, sich in dem Raum auszubreiten. Nur das leise Geräusch der Regentropfen, die auf den Boden prallten und durch dieses Zusammentreffen zerrissen wurden, kämpfte viele Herzschläge lang gegen die wachsende Stille an.
„Seltsam … und interessant zugleich“, erhob die Dunkle dann wieder ihre Stimme, den Ul’Saruk der Gemeinschaft genau betrachtend, den fragenden Gesichtsausdruck abwartend, bevor sie fortfuhr.
„Die Priesterinnen schlafen schlecht in letzter Zeit und haben … Träume“, das letzte Wort betonte sie besonders, vielsagend. „Ich habe … Träume.“

Die Augen des Dunklen nahmen einen düsteren Farbton an, als würde sich Schatten über ihre Iris senken. Sie wurden schwarz. Sein Blick wurde eindringlicher.
„Was für Träume?“, fragte er dann, seine Stimme hatte ebenso an Lautstärke abgenommen, ein lauernder Unterton schwang in seinen Worten mit.

Dilquiri beschrieb ihm alles, woran sie sich erinnerte, erhob sich dabei erneut von ihrem Platz, um abermals an das Fenster heran zu treten.
„Es kann jedoch auch ein Zufall sein“, schloss sie ihre Schilderung ab, während sie ihre Hände auf die Fensterbank legte, nach draußen blickend. Sie hörte wie auch Xissdrossg aufstand und sich zu ihr an das Fenster gesellte.

„Seit wann glauben wir an Zufälle?“, fragte er ruhig, jedoch war das Schmunzeln, mit dem er sprach, hörbar.
„Wir müssen Vorbereitungen treffen. Stelle eine Gruppe verschiedener Personen zusammen, die in der Lage sind, den Himmel zu beobachten. Sie sollen vier Mal am Tag Bericht über ihre Beobachtungen erstatten. Sobald sich abzeichnet, dass die Stadt und ihre Umgebung in Gefahr sind, sollen die Bürger in ihre Keller ziehen. Wer keinen Keller hat, soll den seiner Nachbarn mit benutzen oder sich bei den Wachen der Tempelanlage melden. Wir werden die Katakomben für diesen Fall ausstatten.“

„Asanque“, erwiderte Xissdrossg, die Befehle der Dunklen annehmend. Dann wandte er sich ab, verließ den Raum, um diese Anweisungen umzusetzen. Dilquiri verharrte am Fenster, weiter aus diesem blickend.
Xissdrossg hatte Recht. Sie glaubten nicht an Zufälle. Ruckartig drehte sich die Dunkle um, verließ das Zimmer, um sich zu den Priesterinnen der Enklave zu begeben. Es gab noch andere Dinge, als die bereits ausgesprochenen zu klären. Vieles war vorzubereiten, in die Wege zu leiten.

Xissdrossg machte sich derweilen daran, die Stadtwache zu informieren. Ebenso wurde eine kleine Gruppe, bestehend aus Gelehrten, zusammengerufen, um den Himmel in der kommenden Zeit zu beobachten.
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Ka dos telanth rathrea ussta rath bauth uns'aa, dos gotfrer folbol: Dos ph' haska xuil ussta t'zarreth.
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#16
Tag Neunundzwanzig


Der Hafen Runes lag still im Dunkeln, nur von den Laternen, die die Stadtwache vor einiger Zeit entzündet hatten, beleuchtet, so dass sich warmes Zwielicht durch die Schatten schlängelte und ihnen Bewegung verlieh, die sie nicht besaßen. Die Bootsstege waren fast menschenleer, nur einige wenige Seemänner verstauten noch letzte Fässer und Waren auf Karren, um sie in Richtung Stadt zu schaffen. Die meisten, die noch am Hafen waren, hielten sich in den Hafentavernen auf oder waren bereits dabei ihren Rausch schlafend vor den Kneipen oder in irgendeiner Gasse auszunüchtern.

So entging vielen, was am nördlichsten Steg des Hafens geschah. Einige windige Händler, die am Rande des Hafens ihre nicht ganz legalen Geschäfte tätigten, wurden fast überrascht, als sich eine große Zahl dunkelelfischer Wachen von der Stadt her näherte, um sich auf dem Steg zu sammeln. Während die Händler hektisch Reißaus nahmen, würdigten die Wachen sie keines Blickes und marschierten geradewegs auf die Anlegestelle, die der Stadt am nächsten liegt. Einem dunklen Schatten gleich, der denen der Umgebung glich und doch viel schwärzer zu sein schien, bewegten sie sich durch die Nacht. Einige der Wachen nahmen am Anfang des Stegs Aufstellung, diesen zur Hafenseite hin abriegelnd, während die anderen Dunklen fast bis zu seinem Ende gingen und dort beinahe einem Spalier gleich verweilten, den Blick auf die ruhige See gerichtet, die schwarz und kühl zugleich im sanften Mondlicht schimmerte.

Nur wenige Augenblicke vergingen, bis man auf dem Meer Lichter ausmachen konnte, die sich im Takt der Wellen auf und ab bewegten. Selbst die Dunklen, deren Augen auch des Nachts recht gut zu sehen vermögen, mussten genau hinschauen, um den Ursprung der Lichter ausmachen zu können und den dunklen Schemen, der sich hinter diesen abzeichnete, zu erkennen.

Dieser Schemen kam näher, nahm scheinbar direkten Kurs auf den Steg, auf dem die Dunklen warteten, und erst wenige Meter, bevor er die Anlegestelle erreichte, wurde erkennbar, dass es sich um ein Schiff handelte. Klein, schlank gebaut und ohne einen Laderaum, nur einen kleinen Aufbau, der höchstens zehn Personen Platz bot. Es war aus Schwarzholz geschaffen worden, Rumpf als auch die Masten bestanden aus diesem Material. Bis auf die schwach glimmenden Laternen waren keine Lichtquellen an Bord sichtbar, so dass etwaige Passagiere vollkommen verborgen blieben. Schwarz in schwarz, verborgen im Dunkel der Nacht.

Majestätisch, still, fast ohne einen Laut, lief das Schiff in den Hafen ein, bewegte sich zielstrebig auf den Kai mit den Dunklen zu und verringerte seine Geschwindigkeit um schließlich von selbst anzuhalten, keinen Meter vom Steg entfernt. Ohne ein Wort tauchten zwei Dunkle am Rand des Decks auf und schoben eine breite Planke über die Reling, welche von zwei Dunklen auf dem Steg angenommen und abgelegt wurde, während die beiden Männer auf dem Boot die Planke dort befestigten.

Die beiden waren kaum damit fertig, als sich die Tür der Hütte an Deck des Schiffes öffnete. Aus dieser traten nacheinander acht Gestalten, noch dunkler als das Schiff, gekleidet in pechschwarze Roben, die Köpfe bedeckt von Kapuzen, die so tief in die Gesichter gezogen waren, das sie keinen Blick auf diese gewährten. Man mochte keinen Rückschluss auf die Geschlechter der Gestalten ziehen, doch waren sie alle schlank und hochgewachsen. Schaute man genauer hin, mochte man gar sagen, dass alle von der gleichen Größe und Statur sein mochten.

Weiterhin ohne ein Wort zu verlieren, stiegen die Gestalten über eine kleine Treppe an der Innenseite der Reling auf die Planke und betraten die Anlegestelle. Als hätten sie es schon hunderte Male gemacht, bildeten die acht in Roben Gewandeten zwei Reihen nebeneinander und schritten dann langsam, schweigend über den Steg in Richtung Stadt, während die dunklen Wachen sie wie automatisch flankierten und so einen Schutzkreis um sie bildeten. Einem wabernden Nebel aus schwarzen Schatten gleich bewegten sie sich fort, ruhige Schritte führten ihre Körper den Weg entlang.

So führte sie der Weg, einer Prozession gleich, hinauf in die Stadt, über die Brücke in die Tempelanlage bis hin zum früheren Einhasad Tempel, dessen Tore kurz geöffnet wurden, um gleich wieder verschlossen zu werden, nachdem die Gruppe eingetreten war, als wären diese nie da gewesen. Sämtliche Stadtwachen, die auf dem Weg der Gruppe stationiert waren, schienen unter voller Rüstung und Waffen zu stehen und in erhöhter Alarmbereitschaft.

Noch in der gleichen Nacht, nicht lange nachdem es angelegt hatte, war das schwarze Schiff wieder verschwunden. Als wäre auch dies nie dagewesen. Als wäre es nur der Traum eines Betrunkenen gewesen, der sich nachts an der Kaimauer entlang geschleppt hatte, um einen Weg nach Hause zu finden.

Am kommenden Tag wird in den Reihen des Volkes der Dunkelelfen Gemurmel laut, dass die ‚Schwestern‘ angekommen wären. Jedoch sollten nur wenige etwas mit dieser Bezeichnung anfangen können. Auch sollte sich herum sprechen, dass sich am kommenden Abend die shilengläubigen Dunklen der Stadt Rune zu Ehren der Göttin im früheren Einhasad-Tempel einfinden mögen.


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OOC: Morgen (Dienstag, 10.05.) findet ein kleines Event für shilengläubige Dunkle statt. Und natürlich für alle andern RP-willigen, die sich dazugesellen wollen Big Grin Das Ganze findet ab 20h00 im Einhasad Tempel statt. Es gibt keine Aushänge oder Einladungen, aber Dunkle, die sich in Rune aufhalten, können das ganze mitbekommen.
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#17
Tag Dreißig


Schweigend senkte sich der Abend über die Stadt. Die letzten Sonnenstrahlen wurden durch das Verschließen der massigen Portale des Tempels aus diesem ausgesperrt. Die Dunkelelfen hatten sich bereits in diesem versammelt.

Die Wände des Tempels waren geschwärzt worden. Alle Anzeichen, die noch auf einen Einhasad-Tempel schließen ließen, waren entfernt. Stattdessen prangte an der Stirnseite des Tempels ein großes Zeichen Shilens, vor dem ein steinerner Opferaltar aufgebaut wurde. Hand- und Fußfesseln sowie Blutrinnen befanden sich an diesem. Die Wände waren gesäumt von kleineren Statuetten Shilens, zwischen denen rechteckige Aufbauten an der Wand stehen, die jedoch durch schwarze Samttücher verdeckt waren. Die Mitte des Tempels bildete eine große, rechteckige Fläche, welche am Rand von mehreren steinernen Sitzbänken umrandet war. Bis auf jene Seite des Altars.

Kohlebecken, in denen magische Flammen blau leuchteten, tauchten den Saal in ein kaltes Zwielicht, welches den Schatten Leben einzuhauchen schien. Dicht drängten sich die Schatten an die Grenzen, an welchen die Feuer ihre Kraft verloren und die Dunkelheit des Innenraums nicht mehr verdrängen konnten – oder wollen?
Die Flammen der Kohlebecken nahe dem Altar schienen stärker zu leuchten als alle anderen, wobei ihr Licht dabei unendlich kühler wirkte als jenes der übrigen Kohlebecken.

Sechs Dunkle waren erwählt worden, eine besondere Aufgabe während dieser Zeremonie zu übernehmen. Dilquiri trat vor den Altar, betrachtete die anwesenden Dunklen. Vor allem jene sechs Erwählten erhielten ihre Aufmerksamkeit. Xissdrossg, Masafae, Edonil, Balaezth, Sadrezzan und Rhylorasz. Die Schwestern hatten auf diese Dunklen gedeutet bevor die Zeremonie begonnen hatte. Ebenso hatten sie Dilquiri die Aufgaben mitgeteilt, die diese verteilen müsste. Wie übereifrige Mütter mit eindringlichen, zischelnden Stimmen hatten vier der acht Schwestern Dilquiri auf diese Zeremonie vorbereitet.

„Bevor wir mi der Weihung des Tempels beginnen können, bitte ich euch, eine bestimmte Aufstellung einzunehmen“, begann Dilquiri nach einer leichten Verbeugung als Begrüßung. Dann dirigierte sie die ausgewählten Dunklen so, dass sie in einem V, dessen Spitze sich einige Schritte vor dem Altar befand, standen.
Nachdem alle ihre Position gefunden hatten, schloss Dilquiri für die Dauer eines Herzschlages die Augen, schien noch einmal tief einzuatmen, um sich in dem Moment, in sie die Augen wieder öffnete, zum Altar umzudrehen und ihre linke Hand zu dem Zeichen Shilens an der Wand anzuheben.

„Große Mutter, unser aller Göttin und Herrin unseres Schicksals. Wir loben dich und preisen dich sowie deinen Namen. Unter deiner Pracht sind wir hier vor dich getreten, um dir zu Ehren diese Hallen als neue heilige Stätte zu weihen, auf dass sie als neuer Tempel deine Macht, Stärke und der Welt deine Größe beweise“, sprach Dilquiri dann, während die anwesenden Dunkelelfen ihren Worten folgten, das Zeichen an der Wand betrachteten.
Dann drehte sich Dilquiri wieder zu den Dunklen um, diese betrachtend. Die Zeremonie konnte beginnen. Sie sollte beinahe die gesamte Nacht dauern. Die Domänen Shilens wurden geehrt sowie genährt durch den Glauben der Dunklen. Magie erfüllte das Innere des Tempels, glomm in unregelmäßigen Abständen mal stärker, mal schwächer auf. Sie manifestierte sich gelegentlich wie ein stummer Gast, der um die Anwesenden tanzte, sie umgarnte, um sich dann der Zeremonie hinzugeben und in diese einzufließen.

Begonnen wurde mit der Domäne des Wissensdurstes und dem Streben nach Vollkommenheit. Folianten, gefüllt mit uralten Schriften, in Regalen, die noch vor der Zeremonie durch Samtvorhänge verdeckt waren, sollten fortan an das Wissen der Dunklen nähren und diese auf ihrem Weg zur Perfektion voran bringen.

Für die zweite Domäne, jene der Rache und Vergeltung, wurde ein durch Zauber gebändigtes Tier geopfert, seiner Lebensenergie durch Zauber vierer Gestalten - die Hälfte der in der vorangegangenen Nacht angekommenen ‚Schwestern‘ - beraubt während der Zeremonie.

Danach wurde ein männlicher Mensch, der offenbar unter Zaubern oder vielleicht sogar Drogen stand, in den Tempel geführt. Wären Priester Einhasads anwesend gewesen, hätten sie den Mensch als einen der ihren ausweisen können. Der Leichnam des Tieres war entfernt worden. Der Mensch erhielt einen Platz auf dem Altar, an welchen er gekettet worden war. Schmerz und Leid wurden ihm geschenkt. Schmerz und Leid machten die dritte Domäne aus, welche nun Teil der Zeremonie geworden war.

Dann war es soweit, dass die Dunklen einen geringen Teil ihres Blutes gaben, einen Teil ihrer Macht opferten, um die Shilens innerhalb dieses Tempels zu stärken. Denn die vierte Domäne, welche Dominanz und die eigene Stärke beinhaltete, verlangte es so. So gaben jeder der erwählten sechs Dunkelelfen sowie Dilquiri einige Tropfen seines Blutes in eine Schale, so dass es Shilen als ein weiteres Opfer dargereicht werden konnte.

Tief in der Nacht endete die Zeremonie, die magischen Flammen in den Kohlebecken waren beinahe erloschen. Das Zeichen Shilens an der Wand hatte ein dunkelrotes Leuchten angenommen, welches fortan den Innenraum des Tempels mit dem Schein eines Schleiers aus Blut erfüllen sollte.

„Es ist geschehen. Die große Mutter, die von uns allen geehrte Göttin, hat diese Hallen als Heim für ihren Glauben angenommen und diesem Tempel sowie uns ihren Segen geschenkt. Gehet nun und lasst unsere Schwestern und Brüder wissen, dass sie hier eine neue, weitere Stätte für ihren Glauben finden“, mit diesen Worten beendete Dilquiri die Zeremonie.
Die acht Schwestern, die eigens für die Vorbereitung und Durchführung dieses Ritus angereist waren, verließen noch in dieser Nacht Rune, um an jenen Ort zurück zu kehren, von welchem sie gekommen waren. Um wieder zu ehrfürchtigem Geflüster zu werden, welches Legenden, Mythen und Wahrheit nicht voneinander zu trennen vermochte.


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OOC: Nochmals vielen Dank an die Teilnehmer für das stimmungsvolle RP.
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#18
Fast schon entspannt ließ sich Xissdrossg in den Stuhl in seinem Arbeitszimmer sinken. Die wichtigen Dinge waren geschehen, oder waren kurz vor Fertigstellung, somit hatte er nun Zeit, sich um die restlichen Arbeiten zu kümmern, die in der letzten Zeit angefallen waren.

Nachdem er einige Papiere durchgeschaut hatte, fiel ihm wieder der Brief von Gaoth Nachtschatten in die Hand. Kurz überflog er ihn und war immer noch etwas verwundert, wieso diese Priesterin Kains den Aushang in den Warenhäusern, der eben gerade nicht an sie gerichtet war, scheinbar als Nachricht an sich aufgefasst hatte. Kurz zuckte er mit den Schultern, der Rat hatte den Schrieb gesehen und hatte keine Lust, sich mit so etwas zu beschäftigen.
Vielleicht nimmt Masafae ja persönlich Kontakt auf, dachte Xissdrossg bei sich, doch vorerst hat es sich damit erledigt.

Kurz las er noch die Berichte über die Anhänger Gran Kains in der Stadt, die noch verblieben waren. Mangels offenem Tempel und Priesterschaft halfen sich diese wohl mit Laienpriestern aus ihren eigenen Reihen, teils wurden sie gar zu Gottesdiensten des Maphr-Tempels eingeladen. Manche schienen zu bestimmten Zeitpunkten gesammelt die Stadt zu verlassen, wahrscheinlich um an diesem neuen Ort des Tempels zusammenzukommen, aber das konnte Xissdrossg egal sein. Zufrieden nickte er zu sich selbst. So war die Sache geklärt, bis sich eines Tages vielleicht doch ein richtiger Gran Kain Priester meldete.

Damit nahm er eine Mappe hervor, die für die erledigten Papiere diente, schob das Schreiben von Gaoth hinein und schloß das Thema für sich damit.
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#19
*Ein Diener bekommt den Auftrag: Ein Brief an die dunklen Ritter weiter zu geben*

An die dunklen Ritter

Der Rat hat euren Brief erhalten. Er ist etwas verwundert,
da kein offizieller Brief an euch gerichtet war.
Daher wird das Thema von Seiten des Rates nicht weiter verfolgt.

Doch währe ich bereit mich mit euch Persönlich in Rune zutreffen.
Um eure offenen Fragen zu klären.
Falls Interesse besteht lasst mir eine Nachricht zu kommen.
Damit ein Treffen Vereinbart werden kann.
Wenn kein Interesse besteht ist das Thema
auch von meiner Seite her erledigt.

Vedaust
E'spdon Masafae Barri'ana del Olath Kyorlen
Wenn du einer Person voll und ganz vertraust,
bekommst du entweder einen Freund fürs Leben
oder eine Lektion fürs Leben.



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#20
Tag Vierundvierzig

Endlich war es soweit. Endlich waren die Maßnahmen und Vorbereitungen weit genug vorangeschritten, dass ihr offizieller Einzug in das Schloss stattfinden konnte. Seitdem der ehemalige Einhasad-Tempel Runes in einen Tempel Shilens geweiht wurde, waren ebenso einige Tage verstrichen, in denen die Gemeinschaft Olath Kyorlen nicht untätig geblieben ist. Im Gegenteil. Es gab schließlich genug vorzubereiten. Die Ereignisse, die offenbar einen Großteil der Bevölkerung des Landes unruhig machten, beeinflusste die unterschiedlichen Tätigkeiten der Dunklen nicht. Sie beschäftigten nur einige Alchimisten, hielten diese bei Laune.

Mittlerweile hatten sie die Mitglieder der Stadtwache an ihre neuen Kameraden gewöhnen können, so dass Dunkelelfen an ein fester Bestandteil der Patrouillen und Wachposten geworden waren. Auch der Weg zu der Tempelanlage war nun wieder für alle Bewohner und Besucher Runes freigegeben. Allerdings wurde der Eingang zum Shilentempel sowie dessen Innenraum akribisch und ständig überwacht. Shilenpriesterinnen wurden von dunkelelfischen Wachleuten von ihren Unterkünften bis in den Tempel und wieder zurück begleitet. Es war ein reges Treiben um und im Tempel entstanden, welches einzig dazu diente, der heiligen Mutter der Dunkelelfen treu zu dienen.

Im Umland Runes hielten sich Späher an wichtigen Wegpunkten, von denen man ebenso eine große Fläche der Umgebung überblicken konnte, Wache, harrten dort aus und erstatteten gegebenenfalls Bericht über nennenswerte Veränderungen. Die Waldläufer der Gemeinschaft Olath Kyorlen begaben sich in regelmäßigen Abständen in die Wälder und das Umland, verschiedene Routen sowie diverse Höhlen und Unterschlupfe untersuchend.

Der neue Rat von Rune war gebildet worden und somit in der Lage schon bald zu tagen, um diverse Dinge zu besprechen und zu beschließen. Entsprechende Briefe an die beiden nicht-dunkelelfischen Mitglieder hatten bereits das Verwaltungsgebäude der Enklave Rune verlassen, um persönlich an die beiden Mitglieder überreicht zu werden, zusammen mit einem entsprechend ausgestatteten kleinen Lederbeutel.

Die Baumeister der Dunkelelfen hatten das Schloss mittlerweile vollständig vermessen. Alte Baupläne waren mit den neuen Plänen verglichen worden, so dass Unstimmigkeiten überprüft werden konnten, sollten sie nicht bereits durch die Assassinen, die den Auftrag hatten, Geheimgänge und Fallen zu finden, entdeckt worden sein. Letztendlich waren sich die Baumeister sicher, dass alle geheimen Gänge und Verstecke gefunden worden waren. Diese wurden teilweise verschlossen.
Einige jedoch wurden mit diversen Fallen und Mechanismen ausgestattet. So konnten alle im Schloss sicher sein, dass niemand mit nun veraltetem Wissen über den Aufbau des Schlosses plötzlich im Thronsaal auftauchte, ohne durch das Hauptportal zu kommen. Allein die Vorstellung, auf was ungebetene Gäste treffen würden, zauberte so manchem neuen Bewohner des Schlosses ein Schmunzeln auf die Lippen.
Jetzt, wo alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, war es an der Zeit, dass sowohl die Mitglieder der Gemeinschaft Olath Kyorlen als auch die Angehörigen der Enklave Rune, offiziell in das Schloss einzogen.
Natürlich müsste dies im Zuge eines Festes, welches der gesamten Bevölkerung Runes die Toleranz und den Großmut der Dunkelelfen offenbarte, geschehen. So ließ Dilquiri eine Einladung aufsetzen, die nicht nur bei den Händlern und im Warenhaus von Rune aufgehängt, sondern die ebenso durch die Stadtwache persönlich jedem Bewohner Runes überreicht wurde. Angehörige des Volkes der Lichtelfen erhielten, sofern sich diese Rasse überhaupt noch in Rune aufhielt, ein weiteres Schreiben, zusätzlich zu ihrer Einladung. Auch wurden die Händler und Warenhausmitarbeiter darauf hingewiesen, den hellen Elfen, die sich die ausgehangenen Einladungen durchlasen, mitzuteilen, dass sie ihr besonderes Schreiben bei Balaezth im Haupthaus der Stadtwache von Rune abholen konnte.

Ein Schmunzeln wanderte an diesem Abend über Dilquiris Lippen. Alles war soweit abgeschlossen, alles war in die Wege geleitet worden. Sie blickte aus dem Fenster ihres Arbeitszimmers, den Sonnenuntergang betrachtend, beobachtend, wie die Scheibe aus scheinbar flüssigem Gold hinter dem Horizont verschwand und dabei den Himmel mit blutroten Streifen übersäte, als hätten sich die Krallen eines Wildtiers auf der Haut seines Opfers ausgetobt. Ein beruhigender Anblick. Vielleicht hatte Dilquiri mit ihren Worten, die sie vor vielen Mondzyklen zu den Angehörigen der Enklave gesprochen hatte, Recht gehabt? Die Ereignisse, von denen beinahe täglich Berichte an sie heran getragen wurden, in Verbindung mit ihren Träumen sprachen eine eindeutige Sprache.

Shilens Schatten wird sich über Rune senken, wiederholte Dilquiri ihre Worte noch einmal in Gedanken.
Und über den Rest des Landes, fügt sie nun zufrieden hinzu und beobachtete weiter, wie die Nacht sich langsam den Tag einverleibte und das Land in ihren Schlund zog.
Torthus zhah ussta killian, eluith'orth usta kulggen.
Usstan z'hin l'menvis Shilen el'an pholor
uns'aa lu'sevir rathrea er'griff elge lu'streea.r.


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