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Ein sonniger Tag ist es in der Stadt des Wassers und während die warmen Strahlen auf die Stoffbahnen der Stände scheinen hat der Markt den frühen Trubel hinter sich. Die ersten Wünsche sind gestillt und nun sollten anstatt Kunden vermehrt Kinder und deren Stimmen für Unruhe sorgen, gerade bei einem Wetter wie heute. Doch toben sie nicht durch die Straßen und über die Brücken, am Vorplatz des Tempels ist eine Traube aus ihnen zusammengelaufen und hier kann man nun auch ihre Stimmen vernehmen.
Aufgeregt sind viele, andere verschwörerisch und geheimnisvoll, fast alle neugierig und wenige ratlos: Am Tempel soll von einer Feier gesprochen worden sein, von einem lang erwartetem Segen, doch bekommt inzwischen niemand mehr den genauen Laut der Worte zusammen, der inzwischen unter all den Vermutungen was wohl gemeint war verloren gegangen ist.
So hört man den kleinen Troy spekulieren, ob ein Brandstifter im Tempel bei seinem bösen Tun aufgehalten worden ist, bestimmt der Selbe, der damals das Haus des Schreiners in der Straße in dem auch der Blumenladen ist angezündet hat. Andere dagegen befürchten, dass ein weiterer Ork von einem bösen Geist schlimme Gedanken gemacht bekommt und erinnern sich dabei an Snagor und Shakrash. Weitere dagegen halten das für Quatsch und lachen ihn laut aus, denn dafür würden die Erwachsenen bestimmt kein Fest machen.
Rasch wandern die Gedanken damit vorerst zum Fest und was es dort wohl für Leckereien geben mag…
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Auch der Schwertsängerin, gen Abend zurück nach Innadril gekehrt, entgeht nicht die Stimmung am Evatempel.
"Hm, ein besonderer Festtag unserer Herrin des Meeres steht in nächster Zeit nicht an. Vielleicht ein besonderer Gast zu Besuch in der lichten Stadt?" kommt ihr in den Sinn, während sie den Weg zu Amaeleths Haus einschlägt.
Ein Bild der Istarien Glawaglin, welche den Platz vor dem Evatempel bewässert, leuchtet kurz in ihrem Gedächtnis auf, gefolgt von einem Hoffnungsschimmer, der im Herzen der Halbelfe aufblitz, den sie jedoch rasch zu unterdrücken weiß.
"Law", sie schüttelt langsam den Kopf, "das wäre wohl zu schön!"
Der Glanz der Sterne in die Herzen meiner Freunde - die Klingen meiner Schwerter in die Herzen der Feinde!
Amandria Hen en Aduial, Magolad Eva
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In Gedankenversunken was wohl der Anlass für die Feier des Tempel war schlich der kleine Troy zum imposanten Steingebäude in den abendlichen Stunden. Mama sagte zwar dass er zu Hause bleiben soll aber wer ein Abenteurer ist darf nicht auf jeden hören, das wusste Troy und Hinweise kamen nicht von alleine.
Sorgsam schaute er sich um ob er irgendwo Hinweise erhaschen konnte, vielleicht waren die Priesterinnen irgendwo und er hatte die Möglichkeit zu lauschen. Ja, lauschen konnte er, das war Troy bewusst. In Gedanken malte er die wildesten Theorien, er fantasierte was das wohl für ein Fest werden wird und durch Neugier angetrieben eilte er über die Kopfsteinpflaster, huschte durch die breiten und schmalen Gassen, vorbei an Häusern und Verkaufsläden. Treppenstufen nahm er im Doppel, schließlich musste er sich beeilen. Es war sein Abenteuer. Da tauchte auch schon der Tempel auf nur noch ein paar Schritte, ein paar Stufen und er würde schon das ein oder andere in Erfahrung bringen um allen Stolz davon berichten zu können.
Plötzlich knallte es und Troy schrie auf: „Verdammter Baum“, die kindliche Faust hob sich drohend an den Sprössling gegen den der Junge im blinden Eifer gerannt war. „Ich sollt…“, die Stimme blieb weg als ihm klar wurde das er gerade gegen einen kleinen Baum gerannt war. Er schüttelte sich ungläubig. Troy war sich sicher das dieser beim letzten Mal nicht da gewesen war. Hier war noch nie ein Baum gewesen, darauf hätte er all sein Spielzeug verwettet. Aufgeregt rannte er um den Stamm und tatsächlich das Kopfsteinpflaster war nach oben aufgeschoben. Er wusste dass der Baum von unter den Stein herkommen musste, sonst hätten die Arbeiter ja die Steine weggelegt. Jubelnd klatschend, die große Beule an der Stirn vergessen, sprang Troy einmal um den Baum. Er hatte etwas herausgefunden. Nun war er nicht mehr zu halten und stürmte in den Tempel um diese Nachricht gleich der Hohepriesterin Glawaglin zu erzählen.
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Der schlichte Zauberstab, der alte Wanderrucksack und ein schwerer Foliant ("Über die Kunst der Zweifachen Beschwörung") waren gerade in der schlichten Kammer abgelegt, als Stimmengewirr die Aufmerksamkeit der Elfe auf sich zog. Durch den schmalen Fensterschlitz gelang es ihr einen kleinen Bereich des Tempelplatzes einzusehen. "Merkwürdig!", kommentierte sie den Auflauf einiger Kinder und nur wenige Atemzüge später fiel eine schwere Tür ins Schloß...
Viele Jahre waren vergangen, seit die Coraxpriesterin bei einem Schiffsunglück in die Tiefen der See gerissen wurde. Erinnerung und Priesterkunst (und manches andere) verloren glaubte, nun jedoch aus Evas Reich an die Gestaden der Stadt des Wassers zurückgehrt, alte Kräfte wiedererlangend, durchschritt sie das Portal des Tempels.
In den Duft von Salzwasser mischte sich der erste Duft von frischen Blättern. "Mitten in der Stadt?", schoß es der Elfe durch den Kopf und ihre Neugier, wie eh und jeh nur allzu mächtig, lenkten ihre Schritte auf den Platz...
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Flicka befand sich auf einer Reise, die sie nach langer Zeit mal wieder durch Heine führte. Für Flicka sind solche Reisen immer besonders schön, da sie die Stadt Heine sehr mag. Die Hintergründe zur Stadtgründung und deren Aufbau waren ihr dabei unerheblich.
Heine hat seine ganz eigene Atmosphäre, Schönheit und Anmut. Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu als Flicka in Heine ankam. Es war noch nicht tiefe Nacht, aber es war bereits dunkel genug, dass die Laternen entzündet waren. Obwohl Flicka es eilig hatte weiterzureisen, verweilte sie wie jedesmal ein wenig in dieser friedlichen, schönen Stadt. Die Strassen, Wege, Plätze und Gebäude waren ihr hier so vertraut wie in ihrer Heimatstadt Giran.
Wie jedesmal, wenn Flicka den Marktplatz erreichte, liess sie auch an diesem Abend ihren Blick Richtung des Eva-Tempels schweifen.
Ungläubig hielt sie plötzlich inne......sie rieb sich die Augen und schaute erneut an diese eine Stelle. "Nanu, was ist das denn?", murmelte sie vor sich hin.
Ganz deutlich hob sich vor dem Eva-Tempel ein Schatten ab - ein Baum. Flicka war sich sicher, dass bei ihrem letzten Besuch dort noch kein Baum zu sehen war. Langsam näherte sie sich diesem Phänomen und viele Gedanken gingen ihr durch den Sinn.
Natürlich kannte sie die Geschichten, Sagen, Legenden aus Heine seit ihrer Kindheit. Viele Generationen sind mit diesem Mythos aufgewachsen. Wie von einer unwiderstehlichen Kraft angezogen näherte sich Flicka immer mehr dem Baum. Je näher sie kam, umso größer wurde in ihrem Herzen die Erkenntnis, dass besagter Mythos eben keiner war. Es war eine uralte, beinahe vergessene Prophezeihung, die sich nun zu erfüllen schien.
Ein anderes Bild drängte sich nun in Flickas Bewußtsein........
Bei einer ihrer Reisen durch Heine hatte sie beobachtet wie die Hohepriesterin Glawaglin und ihre Assistentin Lavanda ein Ritual mit Wasser durchführten. Nun ergab das sogar Sinn. Flicka lächelte vor sich hin. Doch plötzlich wurde ihr bewußt, was die Prophezeihung noch beinhaltete. Leise, nur zu sich selbst sagte sie: "Sollen denn wirklich dunkle Zeiten über unsere Welt kommen? Hat diese Welt nicht schon genug Leid, Kummer und Verluste erlebt? Hat die Welt nicht schon genug Narben von vergangenen Kriegen?"
Dann stand Flicka ganz nahe an dem Baum und sofort verschwanden all ihre trüben Gedanken und Sorgen bezüglich der Prophezeihung. Noch bevor sie die Hand auf die junge Rinde des Baumes gelegt hatte, verspürte sie Hoffnung - aber worauf? fragte sie sich. Lächelnd seufzte sie und dachte: "Egal, Hoffnung ist Hoffnung und das ist immer ein gutes Zeichen."
Ganz sanft, beinahe zärtlich legte Flicka ihre linke Hand auf den jungen, aber starken Stamm. In dem Moment verspürte sie nicht nur Hoffnung, ihr Inneres wurde von einer beinahe übernatürlichen Wärme durchflutet. Sie warf einen Blick hoch in die herrliche Laubkrone des Baumes und glaubte eine Büste in den Ästen und Zweigen entdeckt zu haben. Flicka wandte den Blick kurz ab und als sie erneut hinsah, sah sie das gleiche. Die Äste und Zweige hatten sich tatsächlich zu einer Büste geformt - anders war es ihr nicht möglich, diese Erscheinung zu erklären. Letzten Endes gestand Flicka sich aber ein, dass dies vielleicht nur ihrer Phantasie zuzuschreiben sei.
Flicka hätte noch Ewigkeiten bei diesem Baum verweilen können, doch die Zeit drängte, Aufgaben warteten auf Erledigung. Vernehmlich seufzte sie erneut. Schweren Herzens nahm Flicka die Hand vom Baum und entfernte sich. Auf ihrem Weg durch die Stadt zur Torwächterin sah Flicka sich noch mehrmals zu dem Baum um.
"Ich werde wiederkommen." versprach sie - mehr sich selbst.
Dann setzte Flicka ihre Reise fort, doch in ihrem Herzen hatte sie etwas mit sich genommen von diesem geheimnisvollen Baum in Heine.
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Hier stand er nun, in den Ruinen seiner Vergangenheit!
Seit Jahren war nicht geheizt worden, seit Jahren hatte kein Mensch mehr das Innere gesehen. Nur die Natur hatte durch zerbrochene Scheiben und Löcher in den Wänden diesen Ort für sich erobert. Und doch schien es so, als würde eine Wärme von hier ausgehen.
Langsam zog er den seidenen Handschuh von seiner rechten Hand und presste sie zaghaft gegen die verrußte Wand. Nein - Der Stein war unangenehm kalt, sodass die Sinne verlangten die Berührung zu lösen. Sein Blick schweifte durch den Raum und fing bunte Muster auf, welche die letzten Sonnenstrahlen durch die farbigen Bleikristallgläser der Fenster auf den Boden warfen. Die Möbel standen verstaubt in der Mitte des großen Raumes, ansonsten war er leer - geplündert vor langer Zeit. Verschwunden waren die massiven Kerzenständer, Schalen, Schatullen, Statuen und dergleichen aus kostbaren Materialien. Selbst vom großen Einhasadkreuz war nur mehr der Umriss an der Wand geblieben. Durch seine Bewegungen hatte sich der Staub von den Flächen gelöst, wirbelte nun durch die Luft und erschwerte das Atmen.
Zögerlich betrat er den nächsten Raum und verspürte auch hier diese Wärme die sich in seinem Körper ausbreitete die er nicht erklären konnte. Eine imposante Treppe führte hinauf, während ein Gang gesäumt von Türen zu anderen Zimmern des Erdgeschosses führte. Hier war einst ein großes Gemälde angebracht, welches eine glückliche Familie zeigte. Einen Mann mit blonden Haaren, kurzen Stoppeln im Gesicht und lebhaften grünen Augen, an seiner Seite sitzend eine wunderschöne junge Frau mit langem feuerrotem Haar und einem betörenden Lächeln auf den Lippen. Neben ihr stand mal ein kleiner Knirps mit der selben Haarfarbe und hielt das Händchen eines kleinen blonden Jungen welcher im Schoß seiner Mutter saß. Nun war von diesem Gemälde kaum etwas da, als ein durch Hitze zerflossener Ölfleck an der Wand. Er blickte die Treppe hinauf und sah nur Rußflecken des Brandes, welche durch die einbrechende Nacht immer schwärzer wurden.
Der Mond war aufgegangen und warf sein Licht schwach um den Chronisten... Nein - das Leuchten kam nicht vom Mond. Atlenam steckte die Hand in die Tasche und holte einen kleinen hell leuchtenden Kristall hervor, welcher an einer geflochtenen Kette hing. Dieser strahlte in den Farben des Regenbogens bis sich endlich eine dominierende Farbe herauslöste und die anderen überstrahlte. "Blau", murmelte er gedankenverloren ohne den Kristall aus den Augen zu lassen. Und auch wenn man durch den Parnassus-Kristall keine Nachrichten übermitteln konnte so wusste er zumindest anhand der Farbe, dass der Orden seine Anwesenheit in der lichten Stadt Heine ersuchte.
Das Schicksal war tatsächlich eine ***lampe, denn monatelang war er gewandert - hatte es als seine eigene persönliche Pilgerreise betrachtet - und nun, wo er an seinem Bestimmungsort angekommen war, schien es ihm nicht vergönnt seinen Frieden zu finden.
"Es scheint etwas bedeutendes in Heine vorzugehen", flüsterte er nachdenklich - wusste er doch, dass man den Kristall nie leichtfertig benutzt hatte um ihn zu rufen.
"Es... es tut mir Leid" Wehmütig presste er seine rechte Hand gegen die Überreste des Gemäldes und hinterließ dabei einen verrußten Handabdruck, als Versprechen bald zurückzukehren.
Früher waren wir alle Engel, doch das ist schon längst vorbei...
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Noch einige Zeit saß die Halbelfe eng neben dem Schreiner auf den Treppenstufen, die zum Tempelbezirk emporführten, und blickte immer wieder versonnen auf den jungen Baumsprössling.
Welch' ein wunderbares Zeichen! Der Mutterbaum, der in den Silberauen nur für Elfenaugen bestimmt, hatte nun weit entfernt in der lichten Stadt Frucht getragen. Er würde hier alsbald sein Blätterdach über alle Völker schützend spannen ... für all jene, die in Frieden sich hier zu versammeln sich anschickten.
"Welch Geschenk, dass dieser Zeitpunkt in meine Lebensspanne fällt!", flüstert sie.
((Da der Termin für unser kleines Fest noch nirgendwo zu lesen ist, nenne ich ihn einfach mal: Es wird der nächste Sonntag, 26.5. um 18 Uhr sein. Ich vermute mal, dass offizielle Aushänge noch folgen.))
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Amandria Hen en Aduial, Magolad Eva
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Beschwerlich war die Reise, mit vielen Hindernissen die sich ihm in den Weg stellten als er zur sprechenden Insel und seinem Dorf aufbrach. Es war kein Vergleich zu der jetzigen Reise. Denn vor Monaten schien es ihm so, als würde er gegen einen reißenden Strom ankämpfen und sich jeden Meter seines Weges hart erkämpfen.
Die Reise nach Innadril war anders!
Nun schien es so, als würden ihn die Wellen geradewegs zu seinem Ziel führen, als würden sie jede Klippe ohne Mühe umschiffen. So war es nicht verwunderlich, dass er in nur kürzester Zeit die Perle des Südens erreichte. Es war tiefe Nacht und die Stadt ruhte seelenruhig unter den Myriaden Sternen des Firmamentes. Nichts deutete auf etwas bemerkenswertes hin, welches seiner Anwesenheit als Ordenschronist bedurfte. Dennoch, Atlenam beschloss keine voreiligen Schlüsse zu ziehen - er war sich sicher, schon bald den Grund dafür zu erfahren.
Die Gardisten an den Brücken der Stadt kontrollierten ihn kurz und hießen ihn Willkommen, doch schienen sie weder besorgt, bekümmert, froh oder aufgeregt wegen etwas zu sein. Erst als sich der Chronist einige Schritte entfernt hatte, glaubte er sowas gehört zu haben wie: "... Bestimmt noch einer, welcher unser Wunder besuchen will ..." Der andere Gardist lachte und antwortete, doch die Antwort sollte Atlenam nie hören.
"Ein Wunder? Was mag es damit auf sich haben?..." nuschelte er, während er das Händlerviertel der Stadt betrat. Es war zu spät sodass Geschäfte offen hatten, nur im berühmten Gasthaus von Majani, an welchem er gerade vorbei ging, war noch Licht und Musik zu vernehmen. In der Luft hing der Duft von frisch gebackenem Apfelkuchen und Alkoholischen Getränken. Kurz überlegte Atlenam, ob er hinein gehen sollte - doch sein Ziel war die Burg hoch über den Klippen am südlichsten Zipfel des Landes - Und das hieß noch ein kleines Stückchen wandern.
- Am nächsten Tag -
Die Sonne schien gnadenlos auf das Pflaster der Stadt, und überall wäre dies genug gewesen um lieber den Schatten hoher Bäume oder Bauwerke aufzusuchen. Heine jedoch lag am Meer und es blies stetig ein sanfter Wind der ausreichte einen zu kühlen. Und für wen dies nicht genug war, der wurde sofort vom Anblick des glitzernden Wassers, welches die Stadt um- und durchfloss erfrischt. Die vielen Springbrunnen spendeten zudem das kühle Nass um sich gelegentlich das Gesicht oder die Hände zu waschen, oder schlicht seinen Durst zu löschen.
Und doch hatte Heine immer etwas gefehlt - Bäume!
Seine Schritte führten ihn in die Richtung des Tempels. Sein schwarzer Umhang flatterte leicht hinter ihm, während die weiß-silbrige Robe einen starken Kontrast dazu abzeichnete. Das rote Haar fein zur Seite knapp über das rechte Auge gekämmt, die Brille etwas tiefer zur Nasenspitze gezogen. Um die Schulter und unter dem Umhang leicht versteckt hing eine Tasche.
Ja, der Stadt hatte immer das frische Grün gefehlt! Natürlich schmückten die Bewohner ihre Fensterbretter mit den allerschönsten Blumen und die Stadt war von riesigen saftgrünen Grasfeldern und großen Palmen umringt. Doch Bäume in der Stadt selber, gab es nicht.
Einmal hatte er sich erkundigt - er hatte gefragt warum das so ist - immerhin war ein Großteil, ja wenn nicht sogar die Mehrheit dieser Stadt elfisch oder elfischen Blutes. Und es ist allgemein bekannt, das Elfen eine besondere, manche sagen gar eine symbiotische Beziehung zu Bäumen pflegen.
Damals wurde ihm erzählt, das irgendwo unter dem Pflaster der Stadt ein Samen des Mutterbaumes heranreift, und dieser Baum verdient die Ehre als erster Baum seinen Kindern Schatten zu spenden und Hoffnung zu geben. Wo genau dieser Samen vergraben war, konnte man ihm natürlich nicht sagen, und so tat er dies als Gerücht und Fiktion ab.
Schon von der Brücke, die er überquerte um zum Tempelplatz zu gelangen, erkannte er das die Geschichte Wahr sein musste. Den unweit der Treppen, welche in den Tempel führten, da war der Boden aufgerissen und die Pflasterplatten nach oben geschoben. Und im Ursprung dessen erhob sich ein junger aber kräftiger Baum. Er war nicht besonders hoch, noch breit - und doch war es auf eine merkwürdige Art und Weise angenehm ihn anzublicken, hatte Atlenam das Gefühl. Und da war er wohl nicht der einzige. An verschiedenen Stellen rund um den Baum, aber in respektvollem Abstand hatten sich Leute versammelt. Sie lehnten am Geländer der Brücken, saßen auf den Treppen zum Tempel oder standen irgendwo dazwischen. Der Chronist blieb in der Mitte der Brücke stehen und beobachtete das Geschehen eine Zeitlang. Mal waren es mehr Leute, mal weniger, bis schließlich ein Großteil das Innere des Tempels aufsuchte.
Atlenam nahm an, es wurde eine Messe oder dergleichen abgehalten - dies war also seine Gelegenheit den Baum aus der Nähe anzuschauen.
Langsamen Schrittes näherte er sich dem Sprössling, bis ein stechender Schmerz seine Schläfe durchzuckte und er sich unweigerlich mit zwei Fingern gegen die Stelle pressen musste.
Lag es am Wetter? Bestimmt ... Atlenam war dieses heiße Klima nicht sonderlich gewöhnt.
Er schüttelte kurz den Kopf und die Schmerzen wurden weniger bis sie schließlich erträglich und vernachlässigbar wurden. Als er wieder zum jungen Baum blickte standen zwei Personen in seinem Schatten - ein Mensch und eine Elfin.
So beschloss Atlenam erstmal eine Stelle auf den Stufen zu besetzen und zu warten. Dies war auch die perfekte Gelegenheit eine erste Skizze vom Abkömmling des Mutterbaumes anzufertigen und so holte er einige Bögen Papier, ein Fläschchen schwarzer Tinte und eine Schreibfeder hervor.
Als er wieder zum Paar hinüber blickte wurde ihm klar, dass er die beiden kannte.
Es waren Schreinermeister Figh und Tempelgardistin Amandria, und deren Handlung zwang Atlenam zu einem Grinsen.
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Gedankenversunken mit dem Kopf in den Händen abgestützt saß Abgon am Schreibtisch und sinnierte über die Zeichnungen und Schriften, die er selbst angefertigt hatte und schon unzählige Male in den Fingern hielt.
Seitdem er sich nach all den turbulenten Ereignissen in stille Gefilde zurückgezogen hatte, waren die Erinnerungen das Einzige, was ihm geblieben ist.
Auch als die Tür ohne anzuklopfen aufflog und ein Kurier ihm hastig die Schriftrollen auf den Tisch warf und nebenbei die aktuellen Gerüchte zum Besten gab, blieb sein Körper ohne große Regung. Der Bote war der einzige Luxus, den er sich zu leisten pflegte, blieb er doch die einzige Verbindung zur Außenwelt.
Nur kurz zuckte sein langes spitzes Ohr, als ihm die Kunde betreffend des Baumes in Heine und einem eventuell anstehenden Fest zuteil wurde.
Heine... Dutzende Erinnerungen spülten kurz hoch, drängten sich nach vorn, buhlten um Aufmerksamkeit.
Doch nur von kurzer Weil sollte es dauern, bis sich Lethargie wieder in seinen Gedanken breitmachte. Mit fahriger Geste zog er die eine Zeichnung nach vorn, die die Konturen eines fein geschnittenen Elfengesichtes zierte.
Nach einer Ewigkeit - der Bote hatte seinen bereitliegenden Zustell-Sold genommen und war bereits längst verschwunden - wandte er den Blick ab und schaute aus dem Fenster, wo sich ein Meer aus Baumwipfeln seicht hin und her bog. Ihm wurde die unendliche Einsamkeit bewusst, die er nun schon seit Jahren im stillen ertrug.
Doch neben dieser Erkenntnis schlich sich Müdigkeit in sein Gedanken. Ja, lass uns müde sein....
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Während Gerüchte über rasch wachsende Bäume und anstehende Festlichkeiten in der lichten Stadt mittlerweile wohl auch über Innadrils Grenzen hinaus ihren Weg gefunden haben dürften, sitzt die Schwertsängerin einem Häuflein Elend gleich in sich zusammengesunken auf der Kante ihrer Bettstatt, trübsinnigen Gedanken nachhängend:
"Corax! Ich habe immer geglaubt, dass es die Schwestern und Brüder des Elfenvolkes wären, die ich niemals wirklich verstehen werde, und nun erkenne ich, dass es mit meinem Verständnis die Menschenkinder betreffend ähnlich schlecht bestellt ist."
Augenscheinlich hatten auch die Ausführungen Atlenams, nachdem Figh sich ohne ein Wort von ihr verabschiedet hatte, nur wenig zu einem besseren Verständnis beitragen können.
"Wie können die Prinzipien und Rituale der Menschen für diese so bedeutend sein, dass sie den Klang und die Stimmen der Herzen übertönen!"
Schließlich geht ein Ruck durch ihren Körper. Sie wischt sich die Tränenspuren aus dem Gesicht und erhebt sich. Nahezu mechanische Bewegungen führen sie zu dem Kleiderschrank in ihrem Quartier und lassen sie ein Kleid herausziehen. Es galt noch, letzte Vorbereitungen für das morgige Fest zu treffen. Ein Fest, das bis vor einem Stundenglas noch ein Gipfel des Glücks auf ihrem Weg zu werden versprach.
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Amandria Hen en Aduial, Magolad Eva
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