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Benji - Der Kampf eines Poeten
#61
27: Drei Dunkelelfen

Komm zu uns… vergiss deine Sorgen. Wir geben dir alles was du brauchst… alles.

Benji schlug die Augen auf, noch immer schwirrten Bilder vor seinem geistigen Auge herum. Bilder von barbusigen Elfenfrauen, eine schöner als die andere. Sie hatten sich in seine Träume geschlichen und er brauchte eine Weile um diesen anzüglichen Traum aus seinem Kopf zu verbannen.

Ihm war warm und so zog er den grünen Umhang aus, warf ihn über den Holzschemel des Schreibtisches und wischte sich noch den Schweiß von der Stirn während er seine Schlafnische verließ. Etwas unbeholfen, da seine Hose ihm zu eng wirkte. Was für ein Traum. Kaum hatte er Galenya fortgeschickt kamen seine Gelüste hoch? Nein, das wäre nicht seine Art.

Seine Schritte führten ihn zu der kalten Quelle der Höhle, vorbei an dem Spiegel. Aus den Augenwinkeln bemerkte er darin eine Bewegung, machte halt. Es war mehr als der Schatten seiner selbst gewesen, so ging er an den Spiegel heran. Das Tuch, welches diesen eigentlich verdecken sollte lag daneben. Er hatte es vergessen.

Gerade wollte Benji es aufheben, als ihn eine Stimme aus dem Spiegel heraus ansprach. „Na, gut geschlafen?“, etwas Neckisches war in der Stimme des Waldelfen, Benji blickte auf, in den Spiegel, und traute seinen Augen kaum.

Der Spiegel zeigte nicht das Spiegelbild der realen Welt, sondern einen gemütlich eingerichteten Raum in dem eine pompöse Couch stand. Darauf war der Waldelf gebettet, ein paar Kleidungsstücke lagen herum und um ihn scharten sich eine Handvoll Elfenfrauen die ihn umgarnten. Es war kaum noch verwunderlich, dass der Waldelf fast nichts mehr anhatte, die Damen warengut damit beschäftigt ihn anzuhimmeln und nicht nur Hand an ihn anzulegen um ihn zu verwöhnen.

Benji schluckte und ließ das Tuch wieder fallen, der Anblick der herumkuschelnden Elfen sorgte dafür, dass sich erneut etwas bei ihm regte. Er ging mehr erstaunt denn erschrocken einen Schritt zurück und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Die Elfendamen hingegen hatten Benji längst bemerkt und lächelten ihn verführerisch an.

„Magst du dich nicht zu uns gesellen?“, säuselte eine, während eine Andere auf die Couch deutete. Eine eindeutige Einladung. Benji geriet ins Schwitzen, es war wie verhext. Erst dieser Traum und nun der Spiegel hinter dem scheinbar noch eine andere Welt existierte.

„Es ist ganz einfach, du kannst hindurchgehen.“, schmunzelte eine dritte Elfe und machte mit dem Zeigefinger eine lockende Geste. Benji tat den ersten Schritt zum Spiegel hin. Hatte er sich nach all den Strapazen nicht auch etwas Spaß verdient?

Doch es hielten ihn noch genügend Zweifel davon ab direkt in den Spiegel zu gehen. Langsam drängte sich der Gedanke an Galenya wieder in sein Bewusstsein vor. In diesem Moment kam eine Elfenhand aus dem Spiegel und zog Benji näher heran. Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Brust, bevor sie anfing sein Leinenhemd aufzuschnüren.

Die flüsternden Stimmen aus dem Spiegel wurden immer aufdringlicher, die Elfenfrauen mussten nicht mal selbst etwas sagen um Benji immer mehr in ihren Bann zu ziehen. Es war die Magie des Spiegels die ihn anlockte, kein Mann konnte dem widerstehen. Benji schloss die Augen und ließ sich sacht weiter zum Spiegel hinziehen, die Welt um ihn herum wurde immer leichter, angenehmer, sorgenfreier. Er fühlte sich gut, ließ sich treiben. Gleich war er im Spiegel…

Die Höhle erzitterte, ein erschrockenes Kreischen kam aus dem Spiegel und es bildete sich ein Riss in diesem, direkt unter Benjis rechter Hand. Diese war mit einem lauten Krachen gegen den Spiegel geschnellt, sodass Dunkelheit aus ihr heraustrat. Finster blickte der Mensch mit nachtschwarzen Augen die Sirenen in Elfengestalt an. Verärgert fauchen und kreischten sie den in Schatten gehüllten Menschen an, sie hatten es doch beinahe geschafft gehabt! Was zierte er sich nun?

Der Assassine zog die linke Hand wieder aus dem Spiegel heraus, Benji war wirklich nur noch einen Schritt von seiner Ewigkeit in diesem Männerfressendem Spiegel entfernt gewesen, doch dieses mal war es seine Schattenseite die gerade noch geschaltet hatte. Der Spiegel erhielt einen weiteren Knacks, als die rechte Hand noch einmal auf diesen prallte, als Warnung. Dann zog der Assassine das Tuch wieder über den Spiegel.

Der nächste Gang war zur kalten Quelle in der Höhle um sich abzukühlen ~ wenigstens äußerlich.





Die Felswand erhielt wieder ihre feste Form, als Benji die Panflöte wieder in der Tasche an seinem Gürtel verstaute. Heute hatte er sich für neue Kleidung entschieden, die in seiner Schatzkammer schon länger verstaubte. Angeblich soll sein Vater diese einst getragen haben. Die Kombination aus braunem Stoff und eingearbeitetem Kettenzeug machten die ganze Montur sehr robust, auch wenn Benji eher das Gefühl hatte es sollte etwas eingesperrt werden und nicht nur Schutz vor Waffen geben.

Dazu trug er den Hut, dem er dem elfischen Fischer abgenommen hatte und welcher nun irgendwo im Meer herumtrieb. Bewaffnet war er nur noch mit dem Kris, welchen er deutlich in der Dolchscheide bei sich trug. Der Gürtel fasste eine Menge Taschen und so konnte er auch ein paar Adena und Feder und Tinte unbemerkt darin verstauen. Der Hunger trieb ihn nach draußen, der Nahrungsvorrat in der Höhle war verschwunden, aber dem wollte er erst später nachgehen.

Durch den Vorfall mit dem Spiegel hatte Benji extrem schlechte Laune, er war unrasiert und total übermüdet. Die Sirenen hatten ihm zwar schöne Träume geschenkt, im Gegenzug aber seine Energie angezapft. Er fühlte sich, als hätte er überhaupt nicht geschlafen und sah auch so aus.

Mürrisch schlurfte Benji über die Steinbrücke, dass er von dem Waldelfen verfolgt wurde hob seine Laune nicht gerade. Dieser tippelte hinter ihm her und redete wie ein Wasserfall auf ihn ein:

„Hey, Kumpel mach’ doch nicht so ein Gesicht! War doch nur Spaß! Und ich sag’ dir die Mädels haben wirklich was drauf, du solltest es wirklich mal versuchen! Dann bist du auch nicht mehr so schlecht gelaunt. Hör mal, deine Schnecke könnte auch mal etwas Nachhilfe brauchen. Das eine Mal da in Dion, das war doch nix! Ihr müsst…“

Benji hob einen Stein vom Boden auf, als er den Weg passierte und schüttelte mit dem Kopf: „Du weißt auch nie, wann du den Mund halten solltest, oder?“

Der Waldelf blinzelte irritiert, holte dann aber schon wieder Luft um weiter zu reden. Benji drehte sich ruckartig zu ihm herum und bewarf ihn mit dem Stein, schrie: „Lass mich in Ruhe!“

Dann wandte Benji sich wieder zum Weg vor ihm, bemerkte dabei aber zwei Gestalten die sich zu ihm bewegten. Während der Waldelf mit einem beleidigtem Hüpfer verschwand, näherten sich Galenya und eine Dunkelelfe auf Benji zu. Letztere trug eine Rüstung und ihre Doppelklingen in den Händen. Reflexartig legte Benji seine linke Hand auf den Knauf des Kris. Die Rechte konnte er noch immer nicht bewegen, aber in dem Handschuh konnte man ihren Zustand nicht sehen.

Was war das nun wieder für ein Spiel? Galenya schien hinter der Dunkelelfe Schutz zu suchen, diese hingegen sprach Benji auch sogleich an. Zuerst fühlte sich Benji ziemlich überrumpelt; Die Dunkle namens Opium schien alles über ihn zu wissen, wollte ihm helfen und gab sich als Beschützerin Galenyas aus. Benjis Misstrauen war geschürt. Nie wieder würde er jemandem vertrauen der vom Blute Shilens war.

Doch die beiden Frauen passten ihm gerade überhaupt nicht. Galenya war wieder da, obwohl er ihr gesagt hatte sie soll sich von ihm fernhalten. Tameriel war nicht bei ihr, obwohl er sie beschützen sollte... und Opium wollte ihm aus heiterem Himmel helfen und erzählte ihm vom Blut das ihn dazu bringt morden zu wollen. Es gefiel Benji nicht, ganz und gar nicht.

„Es ist zu spät und ich komme auch alleine klar.“, maulte Benji dann. Er musste das alles selbst wieder hinbiegen, er wollte nicht noch mehr Leute da reinziehen und schon gar nicht das Galenya um ihn herumwuselte. Zweimal hatte er sie schon angegriffen, ob sie ein drittes Mal überleben würde bezweifelte er. Dazu durfte es nicht kommen.

Galenya trafen diese Worte hart und sie tat das, was Benji damit bezwecken wollte: Sie ging. „Du bist ein Feigling!“, sie schoss zurück und traf wieder. Benji schloss die Augen während Opium weiter mit ihm sprach. Ruhig, sehr ruhig für eine Dunkle. Galenya war fort als er die Augen wieder öffnete.

„…weshalb soll irgendetwas zu spät sein? Wann ist es je zu spät?“, fragte Opium während sie sich hinsetzte um die Situation zu entschärfen. Ihre Klingen hatte sie längst weggesteckt. Aber sie setzte gleich nach: „Was sind Eure Träume, Benji?“

Benjis himmelblaue Augen schauten lauernd unter dem Hut hervor: „Vielleicht habt ihr Recht, zu spät wäre es, wenn ich Galenya tatsächlich getötet hätte.“ Warum redete er eigentlich mit dieser Dunkelelfe? Benji musterte Opium noch einmal genauer. „Aber es war jedes Mal knapp… Träume? Die kann ich mir nicht erlauben.“ Eine Abwinkende Handbewegung folgte seinem Satz.

Opium schüttelte den Kopf: „Ich weiß was in Euch vorgeht… und Träume… Hoffnungen sind der einzige Antrieb die Ihr haben werdet, haltet an ihnen fest… sie können Eure Rettung sein.“, dann bedeutete sie ihm sich zu setzen.

„…oder mich zerstören.“ Das Bild von dem Kuss den Tameriel Galenya gab war wieder vor seinem geistigen Auge. Es war so leicht zu fallen, wenn das einzige woran man sich klammern konnte auf einmal starb. Sein Blick wanderte zum Himmel, etwas hielt ihn hier, er wollte zuhören und auch nicht. Ein Seufzer und Benji setzte sich.

„Es gibt eine Möglichkeit die Pläne des Blutes zu durchkreuzen, jedoch werdet ihr mit den Tiefen der Emotionen ein Leben lang leben müssen, die Intensität wird stets dieselbe sein.“, Opium wartete auf eine Reaktion, betrachtete Benji musternd.

Soweit war er selbst schon gekommen. Der Schatten war nicht zu verbannen, aber er könnte versuchen ihn einzudämmen. Dieses ewige auf und ab war keine zufrieden stellende Lösung. Benji schüttelte den Kopf: „Wenn ich weiterhin so schnell ausraste ist das keine Besserung.“

Opium lächelte sanft: „Drei Dunkle müsst ihr finden, um das Blut zum Schweigen zu bringen.“

Großartig. Ausgerechnet Dunkelelfen. Während die Beiden sprachen hielt sich eine weitere Dunkle in der Nähe auf. Sie war gerade dabei Kräuter zu sammeln und hatte sich dann in die Dunkelheit zurückgezogen als sie das Gespräch hörte. Lauschend hatte sie dagestanden, Opium war der Besuch nicht entgangen.

„Ihr habt keine Wahl.“, Opium versuchte Benji zu überzeugen. Aber er wollte sein Schicksal nicht in die Hände von noch mehr Dunkelelfen legen, damit hatte der ganze Mist doch erst angefangen.

„Na gut, kennt ihr diese Dunkelelfen?“, Benji wartete noch immer darauf, dass die Karten ausgespielt wurden, die Falle zuschnappt. Aber warum wanderte sein Blick heimlich in den Ausschnitt Opiums?!

„Nein, noch nicht… noch… nicht.“, Opium erhob sich. „Galenya und ich werden sie suchen.“

„Was?!“, Benji war entsetzt. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Galenya sollte drei Dunkelelfen suchen? Das war eindeutig zu gefährlich.

„Keine Sorge, ich beschütze sie.“, versuchte Opium ihn zu beruhigen. Ja, was hatte er auch für eine Wahl? Selbst suchen gehen? Wo er von dem Ganzen noch immer nichts hielt?

„Ich werde mich bei euch melden wenn ich etwas Neues weiß, Barde.“, Opium erhob sich. „Versucht Euch bis dahin zu beherrschen.“

Benji verschränkte die Arme vor der Brust. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Dann verschwand Opium in den Schatten und die andere Dunkelelfe trat aus ihnen heraus. Sie zeigte sich offensichtlich, auch wenn sie unter der Kapuze noch eine Maske trug.

Benji trat einen Stein von sich weg. Dunkle die ihm helfen sollten, Galenya die trotz kaputter Beine auf eine Suche gehen sollte… begleitet von einer Dunkelelfe. Tameriel der unachtsam war… und das brennen in Benjis Lenden wegen diesem verfluchten Spiegel…

„Das sieht mir aber nicht sehr beherrscht aus.“, amüsiert kommentierte die fremde Dunkelelfe den Steintritt und schmunzelte Benji an. Wieder legte sich seine linke auf den Knauf des Kris.

„Was wollt ihr, Hexe?“, nicht das Benjis Laune sowieso schon schlecht war. Dieser Tag hatte schon so begonnen und es schien immer schlimmer zu werden.

„Hexe? Wie charmant. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, ich will Euch helfen.“, die Dunkle trat etwas an Benji heran. Dieser Musterte sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse, wobei er nicht recht wusste woher letzteres stammte.

Opium war nicht fort und so flüsterte sie Benji etwas ins Ohr. Er konnte sie nicht sehen, aber ihre Worte vernehmen: „Sie ist mit Angst und Vorsicht hier, als hätte sie etwas zu verlieren. So fragt sie warum sie hier ist.“ Noch mehr Befehle die einem zugeflüstert wurden, aber das machte jetzt auch nichts mehr.

„Soso, wollt ihr das also… und wie wollt ihr das anstellen?“, nicht das Benji sowieso schlecht auf Dunkelelfen zu sprechen war… aber jede die einfach so ihre Hilfe anbot war mit noch mehr Vorsicht zu genießen.

„Ich hörte Euer Gespräch, drei dunkelelfische Magier benötigt ihr. Nun, ich bin Heilmagierin und ich könnte Euch bei Eurem Vorhaben unterstützen.“

Opium erschien zwischen den Beiden, Benji hingegen verschränkte die Arme. Es wirkte wie abgesprochen, sollte ihm der erste ‚Fund’ schnelle Hoffnung geben?

„Das sollte gehen, nehmt ihr die Hilfe an?“, fragte Opium.

„Ehrlich gesagt wären mir Lichtelfenmagier lieber.“, murrte Benji als Antwort.

„Das geht nicht, ihr Blut ist anders. Sie könnten nicht helfen.“

Warum hatte er mit so etwas gerechnet? Benji resignierte: „Ich werde darüber nachdenken.“

Opium legte eine Hand auf seine Schulter, was er mit einem misstrauischen Blick beantwortete. Aber da war noch etwas, ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper. Ihm wurde warm. Das konnte doch nicht…

„Könntet Ihr… die Hand...“, mehr brachte er nicht hervor.

Opium lächelte: „Gebt nicht auf, wir helfen Euch.“, dann nahm sie die Hand von seiner Schulter und wandte sich zum gehen. Die Unbekannte tat es ihr gleich.

„Aluve Opium.“, Benji legte seine linke Hand auf die Schulter, dort wo Opium ihn berührt hatte. Leise fluchte er vor sich hin. Dann ging er zum Wasserfall und stieg die Felsen hinab zu dem Wasserbecken darunter. Er brauchte eine Abkühlung.

Seine Schattenseite schien großes Gefallen an Dunkelelfenfrauen gefunden zu haben.

Fluchend durchsuchte Benji das Wasserbecken nach dem Kriegshorn von Galenya. Später würde er den Spiegel in Scherben schlagen.
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#62
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Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
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#63
28: Der Ruf des Blutes

Ein hämmernder Schmerz in seinem Kopf war das erste was Benji begrüßte als er wieder zu Sinnen kam. Seine rechte Hand schob sich zu seinem Hinterkopf, auf dem er lag. Damit tastete er diesen ab, etwas Blut blieb auf seinen Fingern zurück. Hatte er nicht einen Handschuh angehabt? Die Kälte die ihn umgab machte es klar: Er war vollkommen nackt.

Die Stirn runzelnd betrachtete Benji seine rechte Hand, bewegte die Finger prüfend. Kein Schmerz, keine Wunde mehr. Die Knochen schienen wieder zusammen gewachsen zu sein… und er hatte die Hand schon vollkommen abgeschrieben, dachte er könnte sie nie wieder bewegen. Was in drei Teufels Namen war geschehen?

Er setzte sich auf, der Schmerz in seinem Kopf trieb ihn beinahe wieder zur Ohnmacht. Es dauerte seine Zeit bis er sich dann ohne Schwindelgefühl umblicken konnte. Seine Kleidung lag verstreut in der kleinen Zelle Lomerias in die er am frühen Tag gebracht wurde. Langsam kam die Erinnerung an den Tag zurück, aber ihm war noch nicht ganz schlüssig, warum die Überreste einer ihm fremden Robe auch in der Zelle lagen.


Benji war morgens in Lomeria angekommen und hatte sich in die Taverne der Stadt begeben um seinen Hunger zu stillen, was er nach der erfolglosen Suche nach Galenyas Kriegshorn am Tag zuvor nicht mehr getan hatte.

Dummerweise war dies die Taverne in der Galenya und Tameriel unter gekommen waren. Tameriel erwartete den Menschen bereits im Schankraum und machte auf sich aufmerksam, indem er ein Lied pfiff, welches Benji einst auf seiner alten Panflöte gespielt hatte.

Benjis 2-Tage Bart und die Augenringe sorgten zusätzlich dafür, dass er schlecht gelaunt wirkte. In Gegenwart des Elfen war er es aber sowieso automatisch. Dass er ihn nun direkt reizte machte es nicht besser. Mürrisch blickte Benji den Elfen an. Dieser hörte gar nicht mehr damit auf frech zu dem Menschen zu sein.

„Friss Fliegendreck.“, beantwortete Benji das nur und starrte wieder auf seine Tischplatte vor sich. Aber so schnell gab Tameriel nicht auf.

„Du warst zu Elfen aber auch schon mal netter.“

Vor seinem geistigen Auge schnitt Benji bereits die Ohren des Elfen ab: „Ahja, das weißt auch gerade du so genau.“

Tameriel grinste triumphierend: „Man erfährt viel, wenn man einem gebrochenem Herzen zuhört. Wie war doch gleich ihr Name? Viridis?“

Benji schlug mit der geballten linken Faust auf den Tisch. Tameriel mischte sich eindeutig zu sehr in sein Leben ein und jetzt überschritt er auch noch diese Grenze. Tameriel setzte nach: „Uhhhh, Volltreffer.“

Damit hatte er zumindest die ungeteilte Aufmerksamkeit des Menschen, ging zu ihm und reichte ihm ein kleines Säckchen. „Soll ich dir geben.“, war der einzige Kommentar dazu.

Benji’s Hand verkrampfte sich als er das Säckchen darin hielt. Es war leicht und er ahnte bereits was es war. Mit den Zähnen zog er die Schnur des Säckchens auf, da er die rechte Hand nicht mehr bewegen konnte. Ein kurzer Blick hinein gab ihm die Gewissheit. Es war das Mundstück, welches er Galenya geschenkt hatte. Benji schnürte es die Kehle zu.

Tameriel war nun zum Tresen gegangen und sprach zu der Schankwirtin: „Bringt dem Honigmäulchen oben doch einen warmen Met und mir bitte ein Wasser.“

Benji steckte das Säckchen kommentarlos in eine seiner Gürteltaschen. Das war also ihre Antwort. Sie wollte ihn nie wieder sehen, würde ihn nie wieder rufen wollen. Es war aus und vorbei. Benji spürte ein Kribbeln in seiner rechten Hand, das sich langsam über den ganzen Arm ausbreitete. Wut stieg langsam in ihm hoch, der Schatten breitete sich in ihm aus…

„Das ist alles? Sie gibt dir das Mundstück zurück um nicht in Versuchung zu geraten wieder zu dir zu gehen und das ist alles?“, Tameriel war erbost, leise fügte er an: „Sie hat Recht, du liebst sie nicht mehr.“

„Bist du jetzt zufrieden?“, Benji schloss die Augen und versuchte den langsam aufsteigenden Zorn zurückzudrängen.

„Nein!“, Tameriel hatte bereits die ersten Probleme seine übliche Überheblichkeit auszuspielen.

„Was willst du dann?“

„Das du aufhörst ihr weh zu tun! Ich werde nicht länger dabei zusehen wie ihr Herz immer mehr unter dir blutet!“

Benji legte seine Stirn auf den Tisch: „Ihre Aussage ist doch klar, sie will mich nicht mehr wieder sehen.“

Tameriel rang um Fassung: „Ja wie denn auch! Du hast sie doch fortgeschickt!“

„Es ist die einzige Möglichkeit, dass sie überlebt, wenn sie nicht bei mir ist! Und das habe ich ihr bereits gesagt!“, Benji öffnete seine Augen wieder ihm wurde schon ganz warm als sein Herz schneller schlug und der Zorn durch seinen Hals zu seinem Kopf kroch.

„Aber ich würde es wagen. Ich würde für sie kämpfen, Benji. Für die Frau die ich liebe…“, Tameriel schluckte schwer.

Der Zorn flammte auf. Benji sprang auf und riss den Tisch dabei um, schleuderte ihn zur Seite. Tameriel stützte daraufhin seine Stirn in die Hand und schüttelte nur den Kopf über diesen Wutausbruch des Menschen.

Benji rang mit seiner Fassung, starrte auf den Boden, während schwarzer Nebel aus seiner rechten Hand strömte. Die Emotionen rauschten wie ein Karussell in seinem Kopf: „Du hast sie allein gelassen…“

Tameriel hob den Blick nicht als er antwortete: „Ja… das habe ich. Jahrelang, habe sie in dem Glauben gelassen, tot zu sein. Aber ich versuche wenigstens wieder gut zu machen, was ich in ihr angerichtet habe.“

Benji spürte, wie sich sein Blickfeld langsam verdunkelte als der Schatten in ihm die Kontrolle übernahm. Er schloss die Augen, atmete schwer du es bildete sich bereits Schweiß auf seiner Stirn: „Ich brauche noch… etwas… Zeit.“

„Meinst du, die findest du, wenn du ihr sagst, dass es bereits zu spät ist?“, Tameriel blickte wieder zu Benji.

In jenem Moment öffnete Benji, nein der Assassine, die nachtschwarzen Augen und funkelte den Elfen böse an.

„So ist es doch! Sie glaubt jenen Worten!“, Tameriel hatte die Veränderung noch nicht wahrgenommen.

Der Mensch zuckte mit den Schultern und hob einen Mundwinkel, man konnte nun eine gewisse Arroganz in seinen Zügen erkennen. Der müde Poet war vertrieben.

„Dir ist es also egal… verstehe…“, Tameriel kratzte sich am Kinn.

Der Assassine stiefelte an dem Elfen vorbei, ging die Treppe hinauf und ignorierte den Elfen. Galenya musste dort oben sein und sie war noch immer auf seiner Todesliste eingebrannt.

Als Benji an Tameriel vorbei ging, wurde diesem erst bewusst mit wem er es da nun zu tun hatte. Er erhob sich rasch: „Das wirst du nicht tun!“

Aber der Mensch ignorierte ihn, er war nicht auf seiner Liste. Während er die Treppe hinaufging wurden die Schatten um ihn herum immer mehr.

„Zurück!“, brüllte Tameriel ihm nach, „Willst du sie umbringen?“

„Xas.“, der Mensch betrachtete die Türen der Unterkunftsräume, in einem davon war Galenya, er spürte es förmlich.

Tameriel sprintete die Stufen hinauf, ergriff den Menschen an der Kapuze und versuchte ihn wieder hinabzuzerren. Wenigstens kam der Assassine gehörig ins schwanken, musste einen Schritt zurückgehen, bevor er dann herumwirbelte und mit der rechten Faust, in der sich die Schatten gesammelt hatten, nach dem Elfen schlug. Der Elf duckte sch gelassen darunter weg und zog weiter an dem Menschen, wollte ihn die Treppen hinunterzerren.

Der Mensch wollte eigentlich nichts weiter als diesen lästigen Elfen loswerden, er ergriff mit der linken Hand das Treppengeländer und setzte mit einem Tritt nach. Tameriel musste nach dem Treffer eine Hand von Benjis Nacken lösen um sich selbst am Geländer fest zu halten, sonst wäre er selbst gestürzt.

Der Elf war eindeutig zu hartnäckig, also ergriff der Assassine mit der rechten Hand, die bei jeder Bewegung knirschte den Elfen am Kragen. Dann schleuderte er das Langohr gegen die Wand, das Kräfteverhältnis war zu Tameriels Ungunsten verteilt, aber er krallte sich weiterhin an Benji fest, sodass die beiden Männer zusammenkrachten. Der Mensch hatte das Ziehen des Elfs genutzt und seinen Körper gegen ihn krachen lassen ~ mit dem Ellenbogen voran.

Mit einem lauten Krachen schlug Tameriel nun also nicht nur gegen die Wand, der Ellenbogen des Menschen bohrte sich auch noch in seine Rippen. Geistesgegenwärtig zog er jedoch den Fuß hoch und stemmte diesen gegen Benjis Schienbein. Während Tameriel nach Luft rang, ratterte der Assassine ein paar Stufen hinab, ehe er sich erneut am Geländer festhalten konnte um einen kompletten Sturz zu verhindern. Die Schattenflammen schlugen zornig aus.

Tameriel zog sein Schwert, das war weit mehr als eine Prügelei mitten auf den Stufen einer Gasthaustreppe. Die linke Hand presste er auf seine Rippen und keuchte: „Verschwinde!“

Doch der Mensch wandte sich, untermalt von einem zornigen Ausruf, wieder dem Elfen zu und streckte ihm die rechte Handfläche entgegen. Aus dieser traten peitschende Schattententakel heraus und schossen auf den Elfen zu. Tameriel konnte gerade noch ausweichen, nutzte die Drehung um mit der flachen Seite des Schwertes nach der Hand zu schlagen, mit der sich Benji am Geländer festhielt.

Ein dumpfer Schmerzenslaut folgte diesem Angriff, der Mensch rutschte ab und kugelte geräuschvoll die Treppen hinunter. Tameriel ließ sein Schwert auch schon wieder fallen und griff mit der Hand nach den Schattententakeln, die sich um seinen Hals gewickelt hatten, japste nach Luft.

In diesem Moment stürmten zwei Wachen in die Taverne, die Prügelei war laut genug gewesen um sie draußen zu hören. Benji lag gekrümmt am Boden, hielt sich den schmerzenden Kopf mit beiden Händen. Die Schatten verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.

Tameriel keuchte stark, die Wachen standen bereits bei Benji: „Bringt… ihn… weg… WEIT weg… von dieser Taverne… schnell…“ Panik stand in seinem Gesicht, er hatte endlich verstanden wie gefährlich dieser Schatten in Benji sein konnte.

Benji öffnete seine himmelblauen Augen und blickte in die Gesichter der beiden Wachleute. Eine der Wachen erkannte ihn und meinte: „He, den hab’ ich doch schon mal gesehen, ist das nicht der Sohn des alten Wolfes? Lass’ uns den Taugenichts hier raus bringen.“ Ohne zu zögern ergriff die beiden ihn an den Armen und zerrten ihn hinaus. Benji konnte das nur mit einem Zappeln beantworten.

Tameriel stand noch zitternd da und blickte Benji an. Dieser schaute ihn aus himmelblauen Augen zornig an, bis die Tavernentür zuschlug. Jetzt hatten die Tratschweiber ja wieder was zu erzählen über ihn. Großartig.

„Lasst mich los!“, beschwerte Benji sich, aber die Wachen schleiften ihn direkt zur Kriegergilde, dort gab es ein paar Zellen. Die Gerüchte darum, dass Benjis Vater ein Werwolf gewesen sein soll, schienen auch jetzt ~ 10 Jahre nach dem Tod von Benjis Mutter ~ noch aktuell zu sein. Man legte ihm eine Halsschelle aus Silber um den Hals, schnürte seine Hände auf den Rücken, ebenfalls mit Silberreifen.

Dazu konnte Benji innerlich nur die Augen rollen. Als wäre er ein Werwolf, also wirklich. Die sollten ihm lieber etwas anlegen um den Schatten zu bändigen. Aber der gab zu Glück erst mal Ruhe. Benji hatte etwas Zeit um nachdenken, irgendwann nickte er ein. Im Sitzen war nicht gut Schlafen, aber was blieb ihm anderes übrig?



Nun war er hier, splitternackt, aber noch immer in der Zelle. Was war geschehen? Benji blickte sich noch einmal genauer um. Die Silberreife waren verbogen, aufgerissen. Seine Kleidung war noch ganz, lag aber herum... und dann die zerfetzte Robe. Benji nahm ein Stoffstück in die rechte Hand, die ja auf wundersame weise verheilt war. Er musterte den leichten Stoff genau. Kein Zweifel, er gehörte einer Dunkelelfe. „Was zum Werwolf?“

„Mehr fällt dir dazu nicht ein?“, der Waldelf lehnte an der Zellenwand, seine rechte Gesichtshälfte blutete stark, als hätten sich mehrere Krallen dort hineingebohrt.

Überrascht blickte Benji auf: „Was machst du denn hier? Ich dachte…“, doch der Waldelf deutete nur auf Benjis Gürteltaschen: „Du hast doch das Mundstück dabei.“ Benji nickte verstehend.

„Was ist hier passiert?“, fragte Benji seinen nur für ihn sichtbaren Begleiter ahnungslos.

„Woran erinnerst du dich, seitdem du hier in der Zelle bist?“, der Waldelf verschränkte die Arme. Trotz seines verletzten Erscheinungsbildes blieb er ruhig.

Benjis Rechte glitt wieder zu seinem Hinterkopf: „Ich habe abends Besuch bekommen… von der Dunklen, die bei dem Ritual mitwirken will… hmm… sie hat mich gefragt ob ich mich nun entschieden hätte…“

Benji blickte nachdenklich zu dem Waldelfen hin, dieser drehte nur auffordernd die Hand in der Luft, als wolle er sagen ‚Nur weiter’.

„Sie kam in die Zelle und ist mir auf die Pelle gerückt… dann war da nur noch Angst.“, Benji legte die linke Hand auf seine Brust, dort wo die große Narbe war. Auch diese war besser verheilt als vorher. Er erinnerte sich nur schemenhaft daran, dass die Hand der Dunkelelfe darauf lag. Seine Angst vor Dunkelelfen war wieder durchgebrochen, er hatte es nicht länger unterdrücken können.

Benji bildete sich ein Kloß im Hals: „Lass mich raten… er hat die Kontrolle übernommen?“ Ihm missfiel der Gedanke das der Schatten nun eine eigene Persönlichkeit zu haben schien.

Der Waldelf nickte knapp und zeigte auf die Stelle, an der Benji gesessen hatte, als er noch gefesselt war. „Dort hat sie dich verführt, dein dunkles Ebenbild scheint ja total auf Dunkelelfen abzufahren… sie hat mich unsanft aus meinen Träumen geweckt mit ihren dreckigen Füßen. Dann durfte ich mir das direkt mit ansehen.“ In seiner Stimme schwang etwas Verächtliches, Angewidertes mit. Dann schüttelte er sich wie ein nasser Hund.

Benji wurde schlagartig schlecht: „Verführt?! Ich hoffe das ist ein Scherz!“

Der Waldelf schüttelte mit dem Kopf: „Ich wünschte es wäre so, aber du hast ihr wie ein willenloser Hund aus der Hand gefressen und dir dann genommen, was deine menschlichen Gelüste haben wollten. Sogar als ich dir eine schallende Ohrfeige gab, ließt du nicht von ihr ab… stattdessen haben mich diese Schattenfäden fast zerrissen!“

Benji musste sich wieder hinsetzen, das war zuviel für ihn. Angewidert warf er den Stofffetzen der dunkelelfischen Robe hinter sich. Er wurde blass.

„Tut mir Leid wegen der Beule an deinem Kopf, aber mir fiel nichts Besseres ein, als den Silberreif nach dir zu werfen, du warst vollkommen….besessen.“

Für Benji brach eine Welt zusammen, er drehte sich von dem Waldelfen weg und entleerte mit einem Mal seinen Magen. Danach war ihm immer noch schlecht, er brauchte eine Dusche. „Ich muss hier raus…“, keuchte er, sammelte seine Kleidung mit zitternden Händen zusammen und zog diese wieder an.

Die Wachen waren nicht besonders gründlich gewesen und so fand Benji noch eine Fluchtrolle in seinem Schuh. Er brach das Siegel und huschte mitten in der Nacht aus Lomeria heraus, zu den singenden Wasserfällen.

Ein herumstreunender Junge rannte zum Leuchtturm der sprechenden Insel und überreichte bei Sonnenaufgang ein Pergament auf dem in zittrigen Lettern folgendes stand:

Wenn alle gefunden, die wir benötigen, werde ich beim Wolf auf die Magie warten die Opium mir versprach.
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#65
29: Blutsünde

Gerade erst vor kurzem hatten die Dunkelelfen den Schatten in Benji gebannt. Doch damit war es längst nicht vorbei. Der Assassine in ihm nährte sich noch immer an seinen Emotionen und schaffte es sogar noch ihn zu manipulieren. Denn das Ritual hatte zwar die Mordaufträge an die der Assassine durch Kylaras Magie gebunden war aufgelöst, aber das bedeutete längst nicht, dass er damit keine Ziele mehr hatte. Nein, er war sogar noch freier als vorher und schmiedete bereits neue Pläne um Benji die Hölle heiß zu machen.

So schaffte er es an jenem Abend sogar, dass Benji sich selbst das Leben nehmen wollte. Der ganze Frust über den Krieg und das Galenya einfach nicht von ihrer Rolle als Kämpferin fort kam ließ den Alkohol fließen. Natürlich durch die unterbewusste Steuerung des Assassinen in ihm. Dann der Streit zwischen Galenya und Benji und letztendlich der eigene Dolch in Benjis Fleisch.

Sein Glück war es wohl, welches Galenyas, Presonas und Viridis’ Aufmerksamkeit auf den verblutenden Menschen richtete. Gerade noch rechtzeitig brachten sie ihn in den dioner Tempel. Der Schatten musste sich schnell etwas neues überlegen, wenn er vollständig unabhängig sein wollte.

Also brache er Benji auf die Idee dieses Rituals, welches im Dämonenbuch stand. Er griff nach Benjis Gefühlen, sodass dieser sogar Galenya abwies als sie ihn voller Sorge besuchte. Und dann war es soweit: Der Assassine war von Benjis Körper gelöst und mischte den ganzen dioner Tempel auf. Er war vorerst nur eine Schattengestalt: personifizierter Hass. Beinahe hätte er Galenya doch noch getötet. Benji hielt ihn mit dem Flötenmundstück auf, zog sich dabei aber ein paar Verletzungen zu. Der Schatten flüchtete in den Wald bei Dion und war lange Zeit nicht gesehen. Benji war frei und doch in der Gewissheit nicht das letzte Gefecht mit dem Assassinen ausgefochten zu haben.

Doch obwohl Galenya und Benji nichts mehr zu befürchten hatten war zwischen ihnen nicht alles in Ordnung. Benji erzählte ihr von der Nacht im Gefängnid mit jener Dunklen, die seinen Schatten so fasziniert hatte. Selbst wenn es nicht sein eigener Wille gewesen war ~ die Bilder blockierten nun seinen Wunsch Galenya nahe zu sein, es war eine unausgesprochene Mauer, aber sie war da.

Der Verlobungsring, den Kyrie von der Juwelenschmiede Alaushrils für Benji abgeholt hatte, wechselte den Besitzer. Trotz allem machte er Galenya nun endlich den Heiratsantrag und trotz allem willigte sie überglücklich ein. Doch nicht für jetzt. Sie brauchte Zeit, wusste nicht mehr was sie wollte. Benji war bereit zu warten, auch wenn ihn diese Entscheidung schmerzte. Wenn sie wiederkam würden sie vielleicht heiraten. Wenn... sein Herz wurde schwer.

Oft saß er am Steg von Lomerias Hafen und war in melancholische Gedanken versunken. Das Meer, die Schiffe… eingeschnitzt in die Panflöte, welche er von Galenya erhalten hatte. Sein Halt war also hier am Hafen, die Bilder in seinem Kopf verschwanden hier nie.

Lediglich das diese Kamael, welche ihn einst umbringen wollte, hier erschien vertrieb ihn wieder in seine Höhle an den singenden Wasserfällen. Er war nicht auf Ärger aus, er wusste nicht einmal ob er Ärger dieser Art überleben würde: Der Kampftrainierte Assassine war fort und es blieb nur noch der Poet, dessen Waffe die Schreibfeder war. Benji fühlte sich schwach… und allein.

Noch an diesem Abend entdeckte er eine weitere Kammer in der Höhle hinter den Wasserfällen. Zu Kyries Glück. Die sanfte Elfe war an eine Wand gekettet und mehr tot als lebendig. Spuren von Misshandlung jeglicher Art waren deutlich an ihrem nackten Körper zu sehen und ihr Blick war leer. Sie war nur noch eine gefangene Seele in einem missbrauchten Körper.

„Kyrie!“, rief Benji erschrocken aus, als er sie erkannte. Behutsam machte er sie los, es roch nach Urin und getrocknetem Blut. Kyrie rührte sich nicht, obwohl sie noch lebte. Ihre leeren Augen waren nicht einmal von Schmerz gefüllt.

„Wer war das?“ Benji trug sie aus der Kammer heraus zur Quelle. Er wollte gar nicht genau wissen was passiert war, die Vorstellung an das was möglich war ließ ihn erschaudern.

Kyrie legte ihren Zeigefinger auf Benjis Stirn.
„ICH?!“, er wickelte eine Decke um die junge Elfe. Doch langsam dämmerte es ihm, er nahm die Hände von ihr, wollte sie nicht weiter bedrängen.

Vor dem Ritual der Dunkelelfen hatte Benji ~ nein der Assassine ~ sich mit Michael einen blutigen Kampf geliefert der im Becken am Wasserfall endete. Michael war auf der Suche nach Kyrie gewesen, welche der Schatten zuvor verschleppt hatte. Die Beiden hatten sich nichts geschenkt und wäre Michael nicht dahinter gekommen, dass die Schattententakel unter Wasser nicht nutzbar waren, hätte es ihn vielleicht in der Luft zerrissen.

Der Assassine hatte Michael gesagt, dass Kyrie tot wäre. Benji fand, dass der Tod sicher besser für sie gewesen wäre als von einem bösartigem Dunkelelfen in menschlicher Gestalt gefoltert und vergewaltigt worden zu sein.

Ihm fehlten die Worte, er rutschte von Kyrie weg und wagte es nicht sie anzusehen. Auch wenn er keine Erinnerungen daran hatte, was der Assassine ihr angetan hatte ~ sie würde sicher keine guten Erinnerungen an Benjis Gesicht haben. Es tat ihm so unendlich leid und es gab nichts was diese Blutsünde jemals wieder gut machen würde. Nicht einmal Benjis Tod.

Er wusste nur eines: Dieser Schatten musste endgültig vernichtet werden, koste es was es wolle. Noch in derselben Nacht schmiedete er die ersten Pläne.


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Ich entschuldige mich für diese miese Schreibe und hoffe das mir etwas besseres im nächsten Kapitel gelingt #m7m Das ganze ist eine Zusammenfassung der vergangenen Ereignisse - was Benji in den letzten 2 Jahren (in denen Galenya sich ja bereits verändert hat) dann erlebte folgt im nächsten Kapitel.
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#66
*einen vor Freude strahlenden Platzhalterlemming hinsetzt*
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Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
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#67
30: Der schwarze Wolf

Hätte ich geahnt, dass mich das Erbe meines Vaters eines Tages doch noch ereilt, wäre ich möglicherweise einen anderen Weg gegangen. Aber dafür war es nun zu spät. Es ärgert mich beinahe mehr, dass die Bewohner Lomerias Recht hatten: Mein Vater war ein Mörder. Die Geschichte um den Werwolf an den Wasserfällen war nicht erfunden. Er war es gewesen, er hatte sie umgebracht. Warum nur ließ er mich zurück? Wo er seine Frau getötet hatte, warum ließ er seinen Sohn am Leben? Ich wünschte er hätte s nicht getan. Heute wäre ich gerne tot.

Die Nacht war grau und Wolkenbedeckt, ich spürte das es Neumond war. Wie passend. Mein Helm lag neben mir im Schnee und ich saß einfach da und starrte auf das Dorf vor mir im Tal. Die Berge her im Norden Imoriaths waren wie ein Schutzwall für das Reich der Zwerge und heute gaben sie mir Schutz vor neugierigen Blicken. Tränen rannen meine Wangen unaufhörlich hinab, doch man hörte keinen Laut. Es war eine stumme Trauer für eine stumme Frau.

Als hätte es mich nicht schon hart genug getroffen, dass Morn vor einigen Tagen sein Leben für uns ließ. Der junge Magier hatte sich uns angeschlossen in einem der Dörfer an der Grenze Schuttgards. Ein paar Trunkenbolde wollten den hageren Kerl gerade auseinander nehmen, weil sie ihm vorwarfen er würde beim Kartenspiel mit seiner Magie betrügen. Kyrie, Evana und ich waren gerade erst in das Gasthaus eingetroffen, draußen fegte ein kalter Sturm und die Kleine brauchte dringend ein warmes Bett. Ich wusste nicht warum, aber ich half dem Magier aus der Situation. Er schien beeindruckt zu sein und bettelte förmlich darum uns ab sofort begleiten zu dürfen.

Durch ihn lernte ich viel über Fabelwesen und Legenden, aber mir wurde auch wieder bewusst wie wenig ich die Magie wirklich verstand… und die Magier. Ich glaube Morn hatte immer gewusst welches Geheimnis ich mit mir herumgeschleppt habe. Er sprach immer wieder davon, dass man aus allem einen Nutzen ziehen könnte, wenn man es nur zuließe. Leider verhinderte das nicht seinen Tod. Ein Tod den man hätte verhindern können.

Die kleine Evana hatte Morn schnell in sein Herz geschlossen und er versuchte der nicht mal zweijährigen Halbelfe die Magie nahe zu legen. Außerdem war er ein guter Babysitter und seine Gute Nacht Geschichten verfehlten nie ihre Wirkung. Morn war immer für einen Spaß zu haben und holte auch mich oft aus meinen Depressionen heraus. Er war ein Freund, ein Teil der Familie. Dafür gab er sein Leben: Für uns.

Die Bilder hängen mir noch immer im Kopf. Die Metue aufgebrachter Menschen mit Fackeln, Mistgabeln und was sie sonst schnell zur Hand gehabt haben, hing uns im Nacken. Sie wollten uns nicht länger dulden, wollten uns nicht nur loswerden sondern gar umbringen. Sie hatten Angst, das roch ich. Angst vor der Geisterfrau und dem schwarzen Ritter. Sogar Evana wurde als Bastardkind und Hexe beschimpft. Menschen sind so leicht zu beeinflussen.

Morn hatte es gewagt sich diesen Bauerntölpeln in den Weg zu stellen. Wir brauchten Zeit um über die morsche Brücke quer über eine der Klippen zu gelangen ohne das die Meute diese in Brand steckte. Der Magier verhalf uns zu dieser Zeit und bezahlte teuer dafür. Ich wäre am liebsten in Raserei verfallen um ihn zu retten… aber ich hatte Evana auf dem Arm und auch Kyrie war ohne mich verloren. Ich musste eine Entscheidung treffen… Es tut mir so Leid Morn.

Mein Gesicht versinkt in meinen Händen, beinahe graben sich die Metallklauen an den schwarzen Panzerhandschuhen in mein Fleisch. Aber ich spüre es kaum, es ist zu kalt hier draußen. Meine Finger sind bereits taub, ein Wunder das meine Tränen noch nicht gefroren sind. Ein kurzer Seufzer dringt an mein Ohr und Evana dreht sich auf die andere Seite in dem Schlafsack aus schwarzem Schafsfell, welcher um meinen Oberkörper gebunden ist. Körperwärme heißt das Stichwort, ich könnte es mir nicht verzeihen wenn sie sich etwas abfriert oder sonst etwas tut. So nah an meinem Körper ist sie in Sicherheit, so hoffe ich jedenfalls. Sie hat doch sonst niemanden mehr…

Kyrie, sie nannten sie die Geisterfrau. Vielleicht war sie auch nicht mehr. Nach dem Unglück vor zwei Jahren sprach sie nie wieder ein Wort. Sie wirkte immer abwesend, so sehr verletzt, dass nichts auf der Welt ihr ein Lächeln schenken konnte ~ außer die Geburt von Evana. Sie hatte sich liebevoll um ihre Tochter gekümmert, doch auch mit ihr sprach sie nie. Ich lernte aus ihren Augen zu lesen, auch wenn es dort nie viel gab. Kyrie war wie tot. Eine Elfe die nur noch lebte, weil ihr Körper es so wollte. Kyries Geist war längst fort, jedenfalls kam es mir so vor.

Ich schiebe eine von Evanas goldenen Locken wieder in den Schlafsack hinein, obwohl sie eine Halbelfe ist, sieht sie aus wie ihre Mutter. Den menschlichen Anteil kann man eigentlich nicht erkennen. Lediglich die paar Worte, die sie ab und zu über die Lippen bringt zeugen von Morns Geduld ihr Sprechen beizubringen. Außerdem hört Evana mir immer zu, wenn ich Selbstgespräche führe…

Doch wie soll ich ihr erklären, dass ihre Mutter nie wieder kommen wird? Allein der Gedanke daran treibt mich in den Wahnsinn. Es ist vielleicht ein Tageslauf her, als ich Kyrie fand. Meine Finger zittern immer noch. Das war keine Welt in die ein Kind, dass gerade erst Laufen gelernt hat, hineingehört. Ich hoffe nur, dass sie nicht verstanden hatte was geschehen ist. Wie konnte Kyrie nur vor ihren Augen… den Gedanken kaum zu Ende gedacht mache ich mich ganz klein, wie ein schwarzer Panzer um Evana herum, möchte sie komplett schützen. Nie soll ihr etwas geschehen, nie soll sie je wieder solches Leid erfahren. Sie ist doch noch so jung…

Ich kann nicht anders und stimme zu einem traurigen Wolfsgeheul an, in der Ferne gibt es eine Antwort von den Schneewölfen: Wir trauern mit dir um deine Familie, schwarzer Wolf. Evana schläft weiter und das ist gut so. Ich möchte nicht, dass sie in die gelben Wolfsaugen schaut welche ich gerade habe. Ich will nicht, dass sie je erfährt was das Erbe meines Vaters mit mir macht wenn ich zornig bin. Ich will nur, dass sie glücklich wird.

Deswegen reisen wir zurück. Zurück in wärmere Gefilde, zurück nach Giran.
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#68
Weiter weiter weiter! *rumhibbel*

...und komm wieder! Rolleyes
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Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
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#69
Renkasch.... Wo bist du?

Warum hat er mir das angetan? Er war doch ein Freund... warum?

Ist diese Welt doch so böse wie mir immer alle erzählt haben? Ist der Schatten doch Herr über ihn geworden? Oder war er es vielleicht doch selbst? Ich weiß es nicht... aber was weiß ich schon... ich Dummchen.

Niemand ist hier, niemand an meiner Seite... nur dieses Kind. Evana. Wenn ich in deine Augen blicke sehe ich mich... und die Erinnerungen werden wieder wach... warum nur hat er mir das angetan? Ich will mich nicht mehr Erinnern! Aber ich kann sie nicht töten, sie ist doch noch ein Kind!

Ich kann die Erinnerungen nur töten, wenn ich nicht mehr bin. Sie müssen verschwinden. Diese Welt ist böse...

Es tut mir Leid, Renkasch...


Evana war die erste, die an die alte Weide kam und Kyrie fand. Sie verstand nicht warum ihre Mutter nie wieder aufwachen würde...
Kyrie Feenfeuer
Dienerin des Hauses Faer'Oloth
Eva Priesterin in Ausbildung
[Bild: kyriebanery0r.jpg]
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