02.04.2012, 03:39
Der Wind ist die älteste Stimme der Welt.
(Donald Culross Paettie)
Obgleich seiner Größe und ihres Namens hatte die Windesmaid zu kämpfen. Die Segel blähten sich und die Besatzung hatte alle Hände voll zutun. Es war kein optimales Wetter zum Fischen, doch der Fang war ertragreich, die Arbeit der Männer Routine. Chrischa, der Maat, blickte zufrieden über das aufgebauschte Meer. Die Lichter der fremden Küste vor ihnen zeigte ihnen, dass es Zeit zum Wenden war - heim zum Hafen der sprechenden Insel. Im Morgengrauen würden sie ankommen. Die Händler wussten dies, würden warten und die Strapazen der Nacht reich entlohnen. Die letzten Netze wurden an Bord geholt, ehe sie die Segel wandten, den Wind hinein hauen ließen und das schwere Schiff drehte. "Auf geht's Männer! Wir haben Gegenwind!" Mühsam richteten sie die Segel in die richtige Position. Das Schiff schwenkte komplett herum, der Bug richtete sich gen Heimat. Gerade wollte sich Chrischa abwenden und in seine Kajüte zurückziehen, um sich bei einem Tee aufzuwärmen, als ihm im Schein der Schiffslaternen etwas auffiel. Ein Schatten. Schnell packte er einen vorbeieilenden Schiffjungen am Arm, riss ihn beinahe grob zurück. "Da! Siehst du das?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Da ist nichts." Chrischa deutete mit dem Finger in die Richtung. "Ja ja sicher! Da vorn!" Ein Schulterzucken. "Vielleicht ja ein Wal..." Der Maat machte eine Geste mit der Hand, als wolle er dem Jungen vor die Stirn schlagen. "Na sicher! Ein Wal vor der Küste Gludins! WENDEN MÄNNER! BACKBORD!" Die Befehle wurden übers Deck gebellt, so dass niemand ihren Inhalt in Frage stellte. Abermals schwenkte das Schiff herum und dieses Mal konnten mehr als nur zwei Augen das kleine Schiff auf einem der Wellenkämme sehen. Murin, der zweite Steuermann, trat zu Chrischa, verengte die Augen. "Da ist wer an Bord!" Hektik machte sich breit. "Wie müssen sie rauf holen!" "Wie stellst du dir das vor? Wenn wir zu dicht heran kommen, zerschellt das kleine Ding am Schiff wie..." Chrischa klatschte zur Verdeutlichung in die Hände, "..wie eine Erdnuss!" Und noch während er sprach nahm das kleine Boot den Windschatten des Schiffs wie ein Magnet an. Die Männer schrien entsetzt auf, als es den Bug nur um wenige Meter verpasste.
Zwei Burschen schleppten ein schweres Seil heran, verankerten es am Mast, während sich Maat und zweiter Steuermann die widersprüchlichsten Befehle zu brüllten. Nur die erfahrenen Hände des Kapitäns bewahrten das Boot bei der nächsten langen Welle vor einer Kollision. Chrischa packte das Seil mit beiden Händen, wuchtete es über Bord und kletterte wild entschlossen hinterher. Er seilte sich bis einen halben Meter an die Wasserkante heran ab, hielt nach dem Ruderboot Ausschau. "MEHR LICHT! HÖHER DIE LATERNE!" Da war es wieder und plötzlich war es beinahe zu nah. Knirschend krachte Holz an Holz und nur durch ein Wunder riss nur die oberste Kante vom Ruderboot ab. Chrischa sah die Frau um Boot, und obgleich alles sehr schnell ging, handelte er in zeitlupenartiger Ruhe, nahm eine Hand vom Seil und schlang den Arm um den schlanken Körper. Die Welle ging wieder, riss das kleine Boot mit sich.
Unter lauten Jubelrufen zogen die Männer Chrischa und die unbekannte Frau aufs Schiff, wo der Hüne schwer auf die hölzernen Dielen des Decks sank und schwer durchatmete ob der Anstrengung.
Die Bewusstlose wurde unter Deck gebracht, der nassen Kleider entledigt und in Decken gewickelt. Wäre Yvaine wach gewesen, so hätte sie durch eines der Bullaugen das Blinken des Leuchtturms sehen können - so weit gen Norden hatte der Wind das kleine Boot geweht. Dann wendete das Schiff, hielt Kurs gen der Sprechenden Insel, den eisernen Händen des Windes zum Trotz.
Ironie des Schicksals war es, dass das Ruderboot in den frühsten Morgenstunden ausgerechnet an dem Felsen zerschellte, der den Leuchtturm und das Elternhaus der Sionns trug. Doch vielleicht war es auch ein Zeichen?
(Donald Culross Paettie)
Obgleich seiner Größe und ihres Namens hatte die Windesmaid zu kämpfen. Die Segel blähten sich und die Besatzung hatte alle Hände voll zutun. Es war kein optimales Wetter zum Fischen, doch der Fang war ertragreich, die Arbeit der Männer Routine. Chrischa, der Maat, blickte zufrieden über das aufgebauschte Meer. Die Lichter der fremden Küste vor ihnen zeigte ihnen, dass es Zeit zum Wenden war - heim zum Hafen der sprechenden Insel. Im Morgengrauen würden sie ankommen. Die Händler wussten dies, würden warten und die Strapazen der Nacht reich entlohnen. Die letzten Netze wurden an Bord geholt, ehe sie die Segel wandten, den Wind hinein hauen ließen und das schwere Schiff drehte. "Auf geht's Männer! Wir haben Gegenwind!" Mühsam richteten sie die Segel in die richtige Position. Das Schiff schwenkte komplett herum, der Bug richtete sich gen Heimat. Gerade wollte sich Chrischa abwenden und in seine Kajüte zurückziehen, um sich bei einem Tee aufzuwärmen, als ihm im Schein der Schiffslaternen etwas auffiel. Ein Schatten. Schnell packte er einen vorbeieilenden Schiffjungen am Arm, riss ihn beinahe grob zurück. "Da! Siehst du das?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Da ist nichts." Chrischa deutete mit dem Finger in die Richtung. "Ja ja sicher! Da vorn!" Ein Schulterzucken. "Vielleicht ja ein Wal..." Der Maat machte eine Geste mit der Hand, als wolle er dem Jungen vor die Stirn schlagen. "Na sicher! Ein Wal vor der Küste Gludins! WENDEN MÄNNER! BACKBORD!" Die Befehle wurden übers Deck gebellt, so dass niemand ihren Inhalt in Frage stellte. Abermals schwenkte das Schiff herum und dieses Mal konnten mehr als nur zwei Augen das kleine Schiff auf einem der Wellenkämme sehen. Murin, der zweite Steuermann, trat zu Chrischa, verengte die Augen. "Da ist wer an Bord!" Hektik machte sich breit. "Wie müssen sie rauf holen!" "Wie stellst du dir das vor? Wenn wir zu dicht heran kommen, zerschellt das kleine Ding am Schiff wie..." Chrischa klatschte zur Verdeutlichung in die Hände, "..wie eine Erdnuss!" Und noch während er sprach nahm das kleine Boot den Windschatten des Schiffs wie ein Magnet an. Die Männer schrien entsetzt auf, als es den Bug nur um wenige Meter verpasste.
Zwei Burschen schleppten ein schweres Seil heran, verankerten es am Mast, während sich Maat und zweiter Steuermann die widersprüchlichsten Befehle zu brüllten. Nur die erfahrenen Hände des Kapitäns bewahrten das Boot bei der nächsten langen Welle vor einer Kollision. Chrischa packte das Seil mit beiden Händen, wuchtete es über Bord und kletterte wild entschlossen hinterher. Er seilte sich bis einen halben Meter an die Wasserkante heran ab, hielt nach dem Ruderboot Ausschau. "MEHR LICHT! HÖHER DIE LATERNE!" Da war es wieder und plötzlich war es beinahe zu nah. Knirschend krachte Holz an Holz und nur durch ein Wunder riss nur die oberste Kante vom Ruderboot ab. Chrischa sah die Frau um Boot, und obgleich alles sehr schnell ging, handelte er in zeitlupenartiger Ruhe, nahm eine Hand vom Seil und schlang den Arm um den schlanken Körper. Die Welle ging wieder, riss das kleine Boot mit sich.
Unter lauten Jubelrufen zogen die Männer Chrischa und die unbekannte Frau aufs Schiff, wo der Hüne schwer auf die hölzernen Dielen des Decks sank und schwer durchatmete ob der Anstrengung.
Die Bewusstlose wurde unter Deck gebracht, der nassen Kleider entledigt und in Decken gewickelt. Wäre Yvaine wach gewesen, so hätte sie durch eines der Bullaugen das Blinken des Leuchtturms sehen können - so weit gen Norden hatte der Wind das kleine Boot geweht. Dann wendete das Schiff, hielt Kurs gen der Sprechenden Insel, den eisernen Händen des Windes zum Trotz.
Ironie des Schicksals war es, dass das Ruderboot in den frühsten Morgenstunden ausgerechnet an dem Felsen zerschellte, der den Leuchtturm und das Elternhaus der Sionns trug. Doch vielleicht war es auch ein Zeichen?
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