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Oghtaqa - der blutrote Traum
#1
I Der Pfad des Blutes


Die Sonne der wilden Steppe schien ihr ins Gesicht, als sie frohen Mutes und im Laufschritt von der erfolgreichen Jagd heimkehrte. Auf ihren Schultern trug sie einen jungen Kashabären, dessen sie vor ein paar Stunden habhaft werden konnte und der anscheinend von seiner Mutter verlassen worden war. Zartes Fleisch würde er geben und ihr außerdem die Anerkennung ihrer Familie einbringen. Und weil sie schon bald sechzehn Winter gesehen hatte und sich als fähig erwiesen hatte, alleine auf die Jagd zu gehen, würde ihre Initiation wohl schon bald stattfinden können.
Den weichen Savannenboden unter ihren Füßen hinter sich lassend, um in das bewaldete Tal nahe dem Fluss einzutreten, atmete sie tief die warme Luft des herannahenden Sommers und ihr Auge suchte die Zelte und Hütten der Familie, die nicht weit entfernt in der Nähe des großen Stromes lagen, der von den Orks in dieser Gegend Lashzar, der große Reißende, genannt wird. Doch alles, was sie sah, war eine weißlichgraue Rauchfahne, die sich über den Wipfeln der hohen Bäume erhob und der ihre Instinkte weckte. Um schneller an den Ursprungsort dieses Rauches zu gelangen, ließ sie den jungen Bären von den Schultern gleiten und lief zum Fluss, in den sie hineinsprang, um zügig auf die andere Seite zu schwimmen. Und was sie auf der anderen Seite des Lashzar erblickte, ließ sie den Frohsinn der letzten Stunden vergessen: Dort fand sie die Hütten und die Zelte ihrer Familie zerstört und immer noch rauchend von einem Brand, der wohl gelegt worden war. Der Geruch verwesenden und verbrannten Fleisches lag in der Luft, die noch immer heiß vom schwelenden Feuer zu sein schien, das an diesem Ort gewütet hatte. Und dort, hinter den Resten der verbrannten Heimstätte, an Pfählen aufgespießt und von zahlreichen Kampfwunden entstellt, fand sie ihre Eltern. Verzweifelt und von dem Wunsch getrieben, in diesen Trümmern noch Leben zu finden, irrte sie durch die verkohlten Überreste des Ortes, an dem sie einst geboren worden war, doch was sie fand, war immer nur mehr Tod, mehr Blut, mehr Familienmitglieder, die den Pfad zur Jenseitswelt angetreten hatten. Ihre Beine gaben plötzlich unter ihr nach und ihre Knie berührten den Boden, wobei ihr Auge auf ein seltsames Amulett fiel, das vor ihr lag. Als ihre Hand das Amulett berührte und es fast gegen ihren Willen an sich nahm, geschah etwas in ihrem Kopf, das sie sich nicht erklären konnte. Eine wilde Raserei nahm plötzlich von ihr Besitz und trug sie in einen Traum voll roten Blutes, der sie mit sich riss und Zeit und Raum in ihrem Geist auslöschte.

Als sie aus dem Traum wieder erwachte, schien sie sich im Inneren eines Zeltes zu befinden. Und der alte Schamane, der sich über sie beugte, schien erfreut über ihr Erwachen. Verwundert und ein wenig benommen ließ sie sich von ihm erzählen, wie zwei Mitglieder seines Stammes sie nicht weit von diesem Ort beobachtet hatten, alles tötend, was ihr in die Quere kam, sei es Tier oder Ork. Tagelang, so hieß es, hatte dieser Blutrausch angehalten, solange bis zwei Krieger sie überwältigt und in die Obhut des Schamanen gebracht hatten. Der Schamane erklärte ihr, dass alle in seinem Stamm, auch er selbst, der Ansicht seien, der Gott Paagrio, den die Menschen auch Cairon nennen, hätte sie mit seinem Feuer gesegnet. Ein wenig verwirrt lauschte die junge Orkin den Ausführungen des Schamanen und beschloss dann, ihm alles zu erzählen, was ihr widerfahren war und ihn um Rat wegen des seltsamen Amulettes zu fragen, das sie gefunden hatte. Und der Schamane, der den Namen Gorgh trug, erklärte sich schließlich dazu bereit, dem Amulett die Geheimnisse zu entlocken, das es in sich trug. Und so wartete sie zwei Tage und zwei Nächte lang, die sie bei dem fremden Stamm verbrachte, auf die Antwort der Geister, die der Schamane befragte. Immer spürte sie die Blicke der fremden Orks auf sich ruhen, argwöhnisch, misstrauisch, doch sie nahm sie nur mit ihren Instinkten wahr, ihr Geist ruhte in weiter Ferne. Und letztendlich waren die zwei Tage und zwei Nächte vorbei und der Schamane trat aus seinem Zelt, erschöpft und ausgelaugt. Doch die Antwort, auf die sie wartete, brachte er ihr nicht. Die Geister, so sagte er, wollten die Geheimnisse des Amuletts nicht preisgeben. So nahm sie es wieder an sich, dankte dem Schamanen dennoch und beschloss, nach der Antwort zu suchen, überall, und wenn es sein musste, dann vielleicht sogar auch in den Städten der Menschen. Irgendjemanden musste es geben, der die seltsamen Zeichen auf dem Amulett, deren Bedeutung die Geister des Schamanen nicht hatten freigeben wollen, deuten und ihr so möglicherweise einen Anhaltspunkt geben konnte, wer ihre Familie in die Welt jenseits der sichtbaren geschickt hatte. Und hätte sie diejenigen gefunden, die dies getan hatten, so würde sie wieder den blutroten Traum träumen.
Oghtaqa, Varasha-thaq, Urutu-ekk
urgh-na paash Paagrio-thaq

Thaarmakk, Oghtaqa-thaq, ?-ekk

Rorrth, Gorgh-thaq, Neruga-ekk
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Oghtaqa - der blutrote Traum - von Lelwani - 09.12.2006, 12:09
[Kein Betreff] - von Lelwani - 09.12.2006, 12:10
[Kein Betreff] - von Lelwani - 10.12.2006, 19:21
[Kein Betreff] - von Lelwani - 11.12.2006, 19:12
[Kein Betreff] - von Lelwani - 12.12.2006, 20:58
[Kein Betreff] - von Lelwani - 14.12.2006, 08:39
[Kein Betreff] - von Thandorak - 29.08.2008, 21:29
[Kein Betreff] - von Lelwani - 29.08.2008, 21:43

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