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Oghtaqa - der blutrote Traum
#2
II Der Wald


Wie lange sie bereits nach Rache suchte, das wusste sie nicht. Irgendwann hatte sie aufgehört, die Tage zu zählen. Vielleicht waren es zwei, vielleicht auch drei oder mehr Sonnenläufe, in denen sie von Dorf zu Dorf gewandert war und, sofern es ihr möglich gewesen war, ihre Fragen gestellt hatte. Oftmals war sie als Fremde auf Feindseligkeiten gestoßen, manchmal auch auf einige, die ihr helfen wollten, doch niemand konnte ihr Antworten auf die in ihr brennenden Fragen geben. So war sie einfach immer weiter gezogen, hatte die weite Steppe hinter sich gelassen und war über grüne Hügel gewandert, die schließlich in dichte Wälder übergegangen waren. Diese Wälder mit ihren hoch aufragenden Bäumen, die beengend nebeneinander standen, behagten ihr nicht, sie vermisste die endlose Weite der Steppe, doch das Feuer, das in ihr loderte, trieb sie weiter. So kam es, dass sie sich Tag für Tag durch dichter werdendes Unterholz kämpfte, lernte, fremde Tiere zu jagen und in Orkdörfer vorstieß, deren Hütten nicht wie in der Steppe aus hartem Weidengras und Tierhäuten, sondern aus Holzstämmen bestanden. Doch die Erfahrung lehrte sie mit der Zeit, um die meisten dieser Dörfer einen Bogen zu machen, da die Orks, die im Wald lebten, noch feindlicher auf sie reagierten als diejenigen, die sie zuvor auf ihren Wegen angetroffen hatte, und so verblieb sie zumeist ohne Gesellschaft im Wald und hoffte, diesen bald hinter sich lassen zu können, um erneut auf Steppe und auf angenehmere Gesellschaft zu stoßen.
Doch zumindest für diesen Tag blieb ihre Hoffnung unerfüllt und so wie schon so viele Tage zuvor musste sie sich durch das Dickicht des Waldes kämpfen, ihr Kurzschwert dazu einsetzend, sich einen Weg durch das Gestrüpp zu bahnen. Doch plötzlich wurden ihre Instinkte durch das Geräusch eines knackenden Zweiges hinter ihr geweckt. Sie blieb stehen und ließ den Schwertarm sinken, blickte sich zu allen Seiten um. Sie zuckte zusammen, als hinter dem Stamm eines großen Baumes, der sich nicht weit hinter ihr befand, ein Ork von breiter, massiger Gestalt hervortrat, ein breites Grinsen im Gesicht, der Körper narbenübersät; er trug einen riesigen Streitkolben in der Hand. Sie wandte sich zu der Gestalt um, alle Muskeln ihres Körpers angespannt, als aus dem Dickicht links und rechts von ihr weitere Gestalten hervortraten, allesamt Orks, die drohend ihre Waffen erhoben hatten und langsam auf sie zukamen, und aus den Augenwinkeln sah sie, dass sich ihr auch von hinten ein Schatten näherte. Gehetzt wie ein Tier, das sich in die Enge getrieben fühlte, blickte sie abwechselnd zum einen, dann zum anderen und wartete mit klopfendem Herzen auf den ersten Angriff seitens einer der Gestalten. Doch die ließen sich Zeit, wissend, dass sie der jungen Orkin keinen Ausweg gelassen hatten und schritten gemächlich mit erhobenen Waffen und jeder mit einem Grinsen im Gesicht auf sie zu. Und schließlich erfolgte doch der erste Angriff. Sie nahm hinter sich eine Bewegung wahr und konnte im letzten Moment ausweichen, als der Hammer, den der große, muskelbepackte Ork hinter ihr schwang, knapp an ihrem Kopf vorbeisauste. Und schon holte der hagere Ork zu ihrer Linken mit seinem krummen, schartigen Schwert in ihre Richtung aus und traf sie am linken Oberarm. Beinahe zur gleichen Zeit senkte der Ork vor ihr seinen Streitkolben, den sie gerade noch mit ihrem Kurzschwert abwehren konnte, dessen Wucht sie aber in die Knie zwang. Und schließlich griff auch der kleinwüchsige Ork mit den langen Armen zu ihrer Rechten an und ließ seinen Knüppel in ihren Rücken donnern, sodass sie fast zu Boden stürzte. Noch immer kniend, konnte sie gerade noch den Angriff des Orks zu ihrer linken parieren, der sein Schwert in Richtung ihres Kopfes sausen ließ, dann spürte sie den Schlag des Hammers in ihrer Seite, der ein grässlich knackendes Geräusch verursachte. Doch schließlich sandte sie der letzte Schlag des Orks zu ihrer Rechten, der hart auf ihren Hinterkopf traf, in eine Welt aus Schwärze.
Als die Dunkelheit sie wieder verließ, erkannte sie, dass sie sich in einer dieser Hütten aus Holzstämmen befand, die sie auf ihrem Weg bereits öfter gesehen hatte. Sie sah sich verwirrt um, betastete vorsichtig ihren schmerzenden Kopf und wunderte sich, dass sie überhaupt noch lebte. Anscheinend hatte sie jemand auf ein Strohlager inmitten der kleinen Hütte aus Holz gelegt, in der sich außer diesem, soweit sie es erkennen konnte, nichts weiter befand. Das wenige Licht, das in diese Hütte drang, kam von dem breiten Türrahmen direkt vor ihr in die Hütte und nahm seinen Ursprung in einem Feuer, das in der Ferne vor der Hütte loderte. Draußen schien bereits der Abend heranzudämmern. Alle Glieder ihres Körpers schienen zu schmerzen, ihre Wunden waren aber, soweit sie es ertasten konnte, notdürftig versorgt. Wieder fragte sie sich, warum sie noch lebte und wer das wohl getan haben könnte, als sie einen Schatten erblickte, der den Türrahmen ausfüllte und dann langsam näher trat. Trotz des spärlichen Lichtes erkannte sie in der großen, muskulösen Gestalt einen der Orks, der sie angegriffen hatte und zuckte zusammen. Der Ork trat mit einem dreckigen Grinsen auf den Lippen, das gelbe, verfaulende Zähne entblößte, näher und sagte etwas zu ihr, das sie nicht verstand. Nachdem er sie von oben bis unten gemustert hatte, weiterhin grinsend, beugte er sich zu ihr hinab und gab ihr aus einer kleinen Schale zu trinken, die anscheinend klares Wasser enthielt, das mit ein paar Kräutern versetzt worden war. Sie trank gierig, da sie erst jetzt bemerkt hatte, wie durstig sie war. Doch als sie ausgetrunken hatte und der Ork die Schale wegstellte, packte dieser sie am Kinn und richtete mit dem selben Grinsen wieder einige Worte an sie. Sie versuchte angewidert den Kopf zu drehen, was den Ork allerdings nur zu Gelächter animierte. Dann ließ er sie dennoch los, nahm die Schale wieder auf und ging aus dem Haus. Eine grausame Erkenntnis wuchs in ihr: Versuchten die Orks, die sie überfallen hatten, etwa, sie zu einer jener Orkfrauen zu machen, die sie auf ihrem Weg durch den Wald gesehen hatte? Eine von jenen, die manchmal gefesselt hinter Orkmännern hergingen, die manchmal überall Wunden trugen und die immer den Kopf gesenkt hielten? Ein Schaudern überkam sie bei diesem Gedanken; er ließ sie lange nicht los, so lange, bis endlich doch die Müdigkeit siegte und sie in einen unruhigen Schlaf fallen ließ.
Es war noch dunkel draußen, als sie durch ein Geräusch geweckt wurde, das vom Türrahmen zu ihr drang. Als sie die Augen öffnete und in die Richtung sah, wurde sie erneut eines Schattens gewahr, der in der Tür lehnte und der den Schein des Feuers, das in der Ferne loderte und in die Hütte drang, teilte. Die Gestalt, in der sie erneut einen der Orks erkannte, die sie überwältigt hatten, wankte unsicheren Schrittes in die Hütte, um mit einem schmutzigen Lachen schwer vor ihrem Lager niederzusinken. Der faulige, alkoholhältige Gestank seines Atems, der sie plötzlich im Gesicht traf, ließ Übelkeit in ihr hochsteigen und sie versuchte, den hässlichen, aufgedunsenen Körper des Orks von sich wegzustoßen, als dieser ihr die Faust in die linke Seite rammte. Die Schmerzen raubten ihr fast die Sinne, sie sank auf ihr Lager und konnte nichts anderes tun als hilflos dazuliegen, als sie seine groben Hände auf ihrer Haut spürte. Und als seine Hände immer weiter an ihrem Körper entlangglitten, umhüllte ihren Blick plötzlich ein seltsamer Nebel, und das Letzte, was sie wahrnahm, war, wie sich alle Muskeln ihres Körpers anspannten und das dreckige Lachen des fetten Orks in ein erstauntes Gurgeln überging.
Nachdem ihre Sinne langsam wiedergekehrt waren, fand sie sich auf dem Boden kniend. Neben ihrem Lager lag der Ork auf dem Rücken, er rührte sich nicht und hatte Würgemale am Hals. Sie schüttelte sich, um die Benommenheit loszuwerden, die sie noch immer in ihrem Kopf spürte, dann erhob sie sich, kehrte dem Lager den Rücken und wankte unsicheren Schrittes ins Freie. Ob der Ork tot war? Sie wusste es nicht. Und es interessierte sie nicht. Sie wusste nur, dass sie fort musste, weg von diesem Lager, von dieser Hütte und hinein in den Wald, in dem sie noch am ehesten Sicherheit finden würde. Sich an der Außenwand der Hütte festhaltend, setzte sie vorsichtige Schritte weg von dem in ihrem Rücken brennenden Feuerschein und hin zum dunklen Wald, der nur spärlich vom Mondlicht erhellt wurde. Und als sie den Waldrand schon fast erreicht hatte, kam die Erinnerung an den stinkenden Atem des Orks wieder, den sie in ihrem Gesicht gespürt hatte, und sie fühlte erneut die Übelkeit in ihr hochsteigen; ihre Knie gaben unter ihr nach und sie erbrach sich. Es kostete sie viel Kraft, sich wieder zu erheben und weiter auf den Wald zuzugehen. Doch schließlich hatte sie den Waldrand erreicht und suchte im Schutz der Bäume nach einem Versteck, das sie selbst im Tageslicht vor den Augen der Orks schützen konnte. Als sie mit ihren Kräften schon beinahe am Ende war und die Schmerzen in ihrer Seite fast unerträglich wurden, fand sie in einem größeren Felsen eine kleine Höhle, in die sie sich hineinkauerte wie ein krankes Tier. Und schon bald übermannte sie trotz der Schmerzen der Schlaf.
Oghtaqa, Varasha-thaq, Urutu-ekk
urgh-na paash Paagrio-thaq

Thaarmakk, Oghtaqa-thaq, ?-ekk

Rorrth, Gorgh-thaq, Neruga-ekk
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Oghtaqa - der blutrote Traum - von Lelwani - 09.12.2006, 12:09
[Kein Betreff] - von Lelwani - 09.12.2006, 12:10
[Kein Betreff] - von Lelwani - 10.12.2006, 19:21
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[Kein Betreff] - von Lelwani - 29.08.2008, 21:43

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