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Der Pfad des Vergessen... Luveena - eine Chargeschichte
#5
Kapitel 9 – Der Oberste aller Orks

Luveena sah Throglogg am folgenden Tag wieder, als sie durch Rune schlenderte. Er wirkte recht nachdenklich und ruhig, jedoch auch erfreut, die Shamanin wieder zu sehen. Throglogg bot Luveena für die Nacht an, im Handelsposten der Wehr Kakais zu schlafen und nach kurzem Zögern willigte sie schließlich ein.
Doch ein langes Schlafen war der Shamanin nicht gegönnt. Früh am nächsten Morgen weckte Noctis sie, indem sie gegen ihre Hand pickte. Verschlafen blickte Luveena den Vogel an, der ein Pergament in den Krallen trug. Müde überflog sie die Zeilen. Das Pergament stammte von Kakai persönlich, dem Obersten aller Oroka, auch Paagrioherr genannt, da es ihm als einzigem erlaubt ist, Zwiesprache mit Paagrio zu halten. Er wurde durch einen Rat der sechs Stämme zum Oberhaupt der Orks gewählt. Und er rief Luveena zu sich. Sobald es ihr möglich war. Langsam stand die Shamanin auf, deutete der Krähe an, auf ihrer Schulter Platz zu nehmen. Luveena blickte zu Throglogg, der sich neben ihr unter einigen Fellen zusammengerollt hatte. Sie musste lächeln, denn noch immer hörte die die Worte, die er ihr am Vortag sagte. „Du bist nicht alleine, Luveena…“ „Das bist du auch nicht.“ hatte sie erwidert, und spürte langsam, wie sie es gemeint hatte. Vorsichtig stieg sie über die anderen Oroka hinweg, die sich im Laufe der Nacht zum Schlafen im Handelsposten eingefunden hatten und stieß leise die Tür auf. Das sanfte Lächeln ruhte jedoch noch immer auf ihrem Gesicht, als sie am Portal angekommen war…

Kakai saß auf seinem Thron, als Luveena den Thronsaal betrat. Er wirkte nicht überrascht sie zu sehen. Ihr Blick glitt über den muskelbepackten Körper des alten Kriegers, bis hin zu seinem markanten Gesicht, eingerahmt von zu dünnen Zöpfen eingedrehten schulterlangen Haaren, die ebenso dunkelbraun waren, wie sein buschiger Bart, der für einen Ork sogar etwas üppig wirkte. Die Shamanin verneigte sich respektvoll. „Du musst Luveena sein?“ die Frage klang eher wie eine Feststellung. Luveena nickte. „Und du möchtest dich der Wehr anschließen?“ wieder klang es nicht wie eine Frage. Doch sie nickte abermals. „Dann sage mir… Wer ist die Shamanin Luveena. Und was zeichnet sie aus? Was ist ihre Motivation? Ihr Wissen, ihre Macht, ihre Weissheit?“ Kakai bettete sein Kinn auf seine Faust und schaute sie wissbegierig an. Luveena atmete tief durch, offensichtlich bemüht ihre Gedanken zu ordnen. Was wusste sie eigentlich über sich? Und wie konnte sie es in wenige aber wirkungsvolle Worte packen? Kakai blickte sie weiterhin seelenruhig an, sein Blick wirkte beinahe geduldig. Luveena konnte deutlich sehen, wie wichtig ihm diese Frage war und dass sie sich nicht schämen musste, wenn sie für die Beantwortung etwas Zeit brauchte. Das gab ihr dann auch den nötigen Mut zu einer Antwort. „Nun, es ist Wissen, Macht und Weissheit in einem. Sowie die Tatsache, eben diese, dass die Rasse der Oroka nicht geschaffen wurde, um unterdrückt zu werden, sondern um zu unterdrücken. Nein… eher: um zu herrschen.“ sie atmete tief durch, „Mein Ziel ist es, dafür zu kämpfen.“ Kakai lupfte eine Augenbraue, seine Augen verengten sich kaum merklich, als er sie genaustens musterte, offenkundig am Sinnieren. Luveena wartete geduldig, bis er schließlich die Stimme erhob. Leise, aber in einem tiefen Bariton, so dass sie eindrucksvoller wirkte, als ein Schreien bei so manchem anderen: „Nun, Shamanin Luveena, unsere Ziele ähneln einander. Ziele, für die es sich zu leben, zu kämpfen und auch… zu sterben lohnt.“ Er blickte sie leicht fragend an. „Kha…“ das eine Wort entfleuchte ihr wie aus einer Automation heraus, ohne dass sie wirklich etwas dagegen hätte tun können. Ebenso könnte sie nichts dagegen tun, dass etwas in ihren Augen plötzlich aufzuglimmen schien.
„Und wie selbstbewusst ist die Shamanin Luveena?“ Kakais Blick wurde forschend. „Nun, ich weiß dass ich eine hohe Shamanin bin und mein das Führen von kleinen Äxten beherrsche. Ebenso wie einen starken Willen…“ Er wirkte beruhigt. „Ich brauche Leute wie dich, die stark und selbstbewusst sind. Und die gleichen Ziele teilen.“ seine Miene wurde erster denn je, „Trotzdem und vielleicht genau darum frage ich dich: Warum willst du der Wehr beitreten? Luveena war nicht überrascht über diese Frage, eher darüber, dass sie erst so spät kam. Obgleich dessen war ihre Stimme sehr sicher, als sie antwortete: „Weil ich in der Wehr meine Ziele und Ideale verfolgt sehe und ich dem meine Fähigkeiten, ja mein Leben einzusetzen versprechen kann.“ Kakai nickte dankend, als wären dies die Worte, die er hören wollte. Er beugte sich etwas vor, um sie direk ansehen zu können. Sein Blick war noch immer forschend genau in ihre Augen gerichtet, so dass sie nicht fähig war, auch nur zu blinzeln. „Eine Frage liegt mir noch auf dem Herzen, Shamanin…“ Luveena wartete ab, ihr Blick ein stilles Fragen. Kakai stand langsam auf, die Fäuste an beiden Seiten sinkend ging er gerade soweit auf sie zu, dass es für sie nicht unangenehm wurde. Luveena hielt noch immer tapfer seinem forschenden Blick stand. „Ich habe nun ein Bild von der Shamanin Luveena…“ stellte er leise fest. „Aber wird sich an dieser Luveena etwas ändern, wenn sie sich an ihre Vergangenheit erinnert?“ Die Frage war berechtigt und Luveena wusste, dass sie sie noch vor ein paar Tagen nicht klar hätte beantworten können. Doch jetzt konnte sie es… „Nein.“ sagte sie mit fester, sicherer Stimme, „Denn ich kenne meine Ziele. Und ich werde sie beibehalten.“ Er nickte abermals dankend und hob dann die linke Faust, auf der sein Kinn so lange ruhte und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein Abzeichen. Luveena erkannte das Wappen der Wehr darauf. Als er weitersprach, war Kakais Stimme fast feierlich. „Dann sei meine Kriegerin und kämpfe an meiner Seite für das Volk der Oroka.“ Luveena verneigte sich leicht. „Ich werde nicht enttäuschen.“ sprach sie leise und dankbar. Dann befestigte sie das Abzeichen gut sichtbar an ihrer Rüstung. Kakai beugte sich abermals vor, legte ihr die Rechte auf den Oberarm und drückte diesen sanft. „Trage es mit Stolz! Und zeige den Leuten da draußen was es bedeutet, Mitglieder der Wehr zu sein.“ Luveena nickte leicht und verneigte sich noch einmal zum Abschied. „Das werde ich.“ versprach sie und trat dann nach einigen Worten der Verabschiedung die Treppe herunter ins helle Sonnenlicht.
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Kapitel 10 – Von Zwergen, Alkohol und Einsamkeit

Throglogg fand Luveena in Giran. Die Shamanin ging langsam über den Markt und suchte an den Ständen nach einigen Utensilien für das Gegengift. Er sah erholt aus, obgleich die frisch genähte Wunde des Armstumpfes noch immer etwas nässte. Und er wirkte erfreut sie zu sehen. Zur Begrüßung legte er ihr seine Rechte auf die Hüfte, welche er auch dort liegen ließ, bis Thandorak auf die beiden zu trat und vorschlug, in die Taverne zu gehen.
Die drei Oroka hatten kaum ihr Bier bestellt, als sich zwei Zwerge zu ihnen gesellten. Throglogg und Thandorak schienen sie zu kennen. Den einen sprachen sie mit dem Namen Skal an. Kaum waren die Zwerge auf der Bildfläche erschienen, begann auch schon der Alkohol zu fließen. Luveena zählte recht schnell drei volle Humpen Bier vor sich, obgleich sie den ersten kaum ausgetrunken hatte. Solche Großzügigkeit war sie von Zwergen wahrlich nicht gewohnt! Trotz des massig vorhandenen Alkohols blieb das Gespräch äußerst wortkarg. Die Zwerge grummelten sich in ihrer Sprache etwas zu und bald unterhielten sich auch die drei Oroka mehr auf orkisch als auf der Sprach Adens. Die Stimmung war angespannt und auch Skal tat dem Ganzen nicht unbedingt einen Gefallen, als er Luveena neugierig fragte, ob sie und Throglogg ein Paar wären. Bei Luveena traf diese Frage jedoch ins Schwarze. Ihr fiel plötzlich auf, dass sie sie sich selbst noch nicht gestellt hatte. Ebenso wie die Frage, ob sie sich etwas derartiges vorstellen konnte oder sogar wünschte. „Sehen es so aus?“ fragte sie stutzig, etwas gebrochen in der Sprache der Hauptstadt. Skal wirkte erbost. Offensichtlich hatte sich der Zwerg eine andere Antwort erhofft. „Ja oder nein?“ polterte er. Luveena setzte zu einer Antwort an, doch Throglogg war schneller. Der Krieger hatte dem neugierigen Zwerg ansatzlos seinen Humpen voll Bier über das Haupt geschüttet. Skal war nun mehr beschäftigt, sich das kostbare Getränk aus dem Bart zu lutschen. Derweil baute sich der andere Zwerg wütend vor den Oroka auf. „Was sollte das?“ wollte er erbost wissen. „Stehen du auf um Oroka in Augen sehen zu können?“ spottete Luveena. Throglogg sah die Lage scheinbar ernster. „Wollen du kämpfen mit eine Krüppel?“ provozierend wedelte er mit seinem Armstumpf, seinen Worten so Nachdruck verschaffend. Luveena stand auf, Throglogg am Arm nehmend. „Komm…“ sagte sie leise auf orkisch um die Lage zu entschärfen. Doch Throglogg stellte sich stur, stieß sie unwirsch weg. Die Augen der Shamanin begannen Funken zu sprühen. Grußlos wandte sie sich ab, pfiff dann nach ihrer Krähe. Noctis, die auf dem Zaun einige Meter entfernt saß, ließ sich auf der Schulter der Orkin, als diese schon die Türe zum Ausgang auf stieß.
Throglogg erreichte Luveena, als sie schon fast auf dem Marktplatz angekommen war. Sie wirkte aufgebracht. Der Krieger zog sie etwas beiseite. Auch er wirkte aufgewühlt. Er murmelte rasch einige Worte der Entschuldigung und etwas davon, dass es seine Ehre angekratzt hätte, wäre er ihrer Aufforderung gefolgt. „Ich wollte dich nicht weg stoßen…“ beteuerte er immer wieder. Doch Luveena war zu verletzt, um jenen Worten Glaube zu schenken. „Du hast mich weg gestoßen, also gehe ich.“ sprach sie scharf, wandte sich dann ab. „Ehre…“ murmelte sie leise. Hatte er diese nicht schon selbst angekratzt, als er sich vor einem Zwerg als Krüppel bezeichnete? Sie zögerte kurz als hoffe sie, er würde sie zurück rufen. Doch das tat er nicht. Ein Beben zog sich durch den schmalen Körper der Orkin. Mit übertieben festen Schritten ging Luveena über den Marktplatz. Noctis krächzte heiser auf. Noch nie hatten sich die scharfen Krallen des Vogels in ihrer Schulter so beruhigend angefühlt…

Immer wieder tauchte sie ihre Hand in das Wasser des Sees und ließ einige Tropfen in das steinerne Gefäß rinnen, bevor sie die darin liegenden Kräuter mit dem Mörser bearbeitete. Luveena saß auf einer kleinen Insel vor den Stadttoren Girans, den Blick ab und zu auf eine große und beeindruckende Statue richtend. Obgleich der Seemensch, den sie darstellte, zweifelslos aus kaltem Stein war, wirkte die Statue eigenartig lebendig. Luveena saß nun schon einige Stunden hier, doch der Pflanzensaft den sie für einen Trank mischte, wollte nicht gelingen. Zu weit fort kreisten die Gedanken der Shamanin. Noctis landete neben ihr, flog jedoch nach einigen Minuten wieder fort. Scheinbar war es ihr zu langweilig, der Orkin beim Tränkemischen zuzusehen.
Obgleich es ihr Ziel war ungestört zu sein, erregte Luveena Aufmerksamkeit. Throglogg stand vor den Stadttoren. Er war ein Stückchen spazieren. Noch immer humpelte er leicht und musste sich auf seinem Stock abstützen. Sein Blick haftete sich auf die Krähe. Er erkannte den Vogel sofort, denn kaum eine Krähe war so groß und von solch nachtschwarzer Färbung, wie Noctis. Die wachen Augen des Kriegers folgten dem Vogel bis hin zur Insel. Zielsträbig trat er ans Ufer des Sees und legte den Gehstock ab, ohne zu zögern ins Wasser springend. Er fluchte leise, als er feststellen musste, wie schlecht das Schwimmen mit nur einem Arm klappte, denn der Stummelarm erwies sich hier, wie so oft, als nutzlos. Unendlich langsam kam er voran… Als er an Land stieg, fuhr auch sein Blick zu der riesigen Statue, dann jedoch auf die am Ufer hockende Shamanin. Leise trat er auf sie zu und kniete hinter ihr nieder, sie mit dem ihm gebliebenen Arm an sich ziehend.
Luveena zuckte erschrocken zusammen, da sie ihn nicht hatte kommen hören. Langsam drehte sie sich um und musterte ihn. Die Augen, die sie anblickten, waren von einer so tiefen Ehrlichkeit, dass sie leicht erschauderte. „Hast du mir verziehen?“ fragte er mit leiser Stimme. Der Blick mit dem Luveena ihn ansah, war sehr kühl. „Willst du dass ich wieder gehe?“ Throglogg klang so traurig, dass sie es nicht fertig brachte, ihn fort zu schicken. Sie schüttelte leicht den Kopf. Doch er schien diese Geste falsch zu verstehen und zog sich dichter an seinen Körper. „Ist das deine Antwort auf die Frage des Zwerges?“ fragte Luveena leise. Doch Throglogg antwortete nicht. Das reichte auf, um den schon fast verschwundenen Widerstand in Luveena wieder vollends auflodern zu lassen. Was sollte sie mit einem Ork an ihrer Seite, der nicht wusste, was er wollte? Und was sie für ihn war? Sanft aber bestimmt schob sie ihn beiseite. „Lass mich allein.“ verlangte sie mit kühler, gefühlloser Stimme, die den Emotionen die sich wirklich in ihr abspielten nicht gerecht wurde. Throglogg erhob sich. Die Shamanin wandte sich ab, widmete sich mit übertriebenem Eifer wieder den Kräutern in der Steinschale. So sah sie nicht die einzelne Träne auf dem Gesicht des Kriegers, als er sich langsam abwandte und schließlich ging…
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Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
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[Kein Betreff] - von Taarna - 12.11.2007, 06:40
[Kein Betreff] - von Galenya - 20.11.2007, 15:38
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[Kein Betreff] - von Galenya - 25.11.2007, 02:40
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[Kein Betreff] - von Mondin - 23.12.2007, 17:04
[Kein Betreff] - von Galenya - 16.01.2008, 01:51

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