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Der Pfad des Vergessen... Luveena - eine Chargeschichte
#7
Kapitel 11 – Die Atuba mit dem kalten Herzen

Luveena war tief in Gedanken und sehr aufgewühlt, als sie das Restaurant Elmor verließ. Und das nicht ohne Grund, denn wieder war sie ihrer Vergangenheit ein großes Stückchen näher gekommen. Throglogg war zu ihr gestoßen, doch die Stimmung zwischen ihnen war eisig wie eh und je. Sie hörte noch immer seine Worte: „Manchmal sind es andere Dinge die verletzen“. „Welche Dinge?“, hatte sie gefragt und sie sah noch immer sein erschrockenes Gesicht vor sich. „Du hast mich verstanden?“ Luveena war sehr verwirrt gewesen. „Natürlich hab ich das!“ Throglogg erklärte: „Ich habe in dem Dialekt der Atuba gesprochen.“ Sie wusste was das bedeutete. Sie hätte eigentlich garnichts verstehen können.
Die Shamanin zog den rot-orangenen Umhang fester um ihre Schultern, als ein Schatten auf sie fiel. Es war Throglogg. Der Krieger hatte sie scheinbar schon länger beobachtet. Er kniete neben ihr nieder, blickte ihr fragend ins Gesicht. Doch Luveena war sehr durcheinander, blickte fast durch Throglogg hindurch. Langsam ließ er sich neben ihr nieder, legte vorsichtig die Rechte auf ihren Rücken und nahm sie nach kurzem Zögern ganz in den Arm, sie tröstend anblickend. „Atuba…“, sprach sie leise mit einem seltsam klingenden Unterton in der Stimme. „Kha, so scheint es.“ Antwortete Throglogg. Langsam blickte sie ihn erstmals wieder direkt an. „Bitte… erzähle mir etwas über unseren Stamm.“ Throglogg atmete tief durch. „Ein Atuba ist kaltherzig und objektiv. Er läßt sich nie…“, er verbessere sich, „…meistens nicht von Gefühlen beeinflussen. Nach außen hin zumindest.“ Er blickte sie an. „Hast du das Gefühl, so zu sein?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß einfach… zuwenig über mich selbst.“ Ihre Stimme wurde immer leiser. Er erzählte weiter: „Unser Totemtier ist der Wolf, dessen kaltes Herz berechnend seine Beute reißt.“ Er blickte auf. Ein großes, Wolf mit grauem, fast silbernem Fell war zu ihnen getreten, ohne dass Luveena es bemerkt hatte. „Ich habe ihn aufgezogen.“ Erklärte Throglogg. Luveena musterte den Wolf beinahe liebevoll, streckte dann eine Hand aus, an der er gleich zu schnuppern begann. „Welch ein schönes Tier.“ sprach sie leise. Throglogg hob den Blick wieder auf die Shamanin. Auch sie blickte auf. „Sein Name ist Nazgrel. Es bedeutet grauer Wolf.“ Sie nickte leicht, tätschelte dem Tiere dann das Fell. „Wenn du möchtest, überlass ich ihn dir.“ bot Throglogg an. „Das würdest du tun?“ ihre Stimme war leise und sie musterte ihn ruhig, jedoch ausgiebig, fast als wollte sie etwas in ihm erkennen. „Kha.“ bestätigte er, sogar gerne. Dann, endlich nach langem Zögern ließ Luveena ihren Kopf an seine Schulter sinken. Der Krieger verharrte still, schloss nach einigen Momenten die Augen.
„Atuba… so ist es also.“ flüsterte sie und es klang beinahe erleichtert. Er schwieg lange, sprach dann leise. „Kommst du mit mir, Luveena?“ Langsam löste sie den Kopf von seiner Schulter, blickte ihn an. Es war, als würde alles Geschehene plötzlich auf sie einbrechen. „Damit du mich wieder von dir stoßen kannst?“ fragte sie kühl. Die Wut durchzuckte deutlich sichtbar den Körper des Kriegers. Schnell erhob er sich und ging davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Luveena senkte langsam den Blick, eine Hand vergrub sie im warmen Fell des Wolfes. Sie hatte ihm weh getan und das wusste sie. Doch noch mehr Ungewissheit konnte sie einfach nicht ertragen. Es gab Fragen zu klären. Wer war sie? Woher kam sie? Und was wollte sie eigentlich? Throglogg würde wiederkommen. Das hatte sie in seinen Augen gesehen.

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Kapitel 12 – Endlich

Und das tat er bereits einen Abend später. Die Shamanin saß im Dorfe der Orks. Es war eine kalte Nacht und sie hatte sich am Lagerfeuer nieder gelassen. Nazgrel hatte sich wärmend auf ihren Füßen niedergelassen und sie hatte die Hände in seinem dichten Fell vergraben. Der Wolf war ihr nicht mehr von der Seite gewichen, seitdem Throglogg sie verlassen hatte.
Der Krieger trat grußlos auf sie zu und schien nicht überrascht, sie anzutreffen. „Hälst du mir immer noch vor, dass ich dich weggestoßen habe?“ fragte er ruhig. Langsam blickte Luveena auf. Auch sie war sichtlich nicht überrascht ihn zu sehen. „Ich halte es dir nicht vor.“ Sie sprach sehr leise, „doch wie soll ich je Vertrauen zu dir haben wenn ich damit rechnen muss, dass es wieder passiert? Da du vor dieser Frage jedes Mal flüchtest, anstatt mir eine Antwort zu geben?“ Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Er hielt ihrem Blick erstaunlich lange an, bis es dann schier aus ihm heraus brach: „ Das ging alles so schnell. Woher weiß ich, ob du nicht noch ein Männchen hast? Irgendwo, an das du dich nicht mehr erinnerst?“ Luveena blickte ihn an, lange und wortlos, bevor sie endlich wieder etwas sagte. „Komm her“. Er zögerte etwas. „Bitte….“ Setzte sie an, doch da schien er sich einen Ruck zu geben und trat langsam auf sie zu und kniet neben ihr nieder. Luveena fasste seine Rechte und legte sie sich behutsam an die Brust, direkt über ihr Herz, das augenblicklich schneller schlug. „Es gibt keinen anderen.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, „Spürst du es? Da bist nur du.“ Der Krieger antwortete leise: „Kha, ich spüre es…“ Luveena ließ seine Hand los, sehr langsam, als würde sie die Entscheidung ganz bei ihm lassen. Die Hand ruhte noch einige Zeit an ihrem Platz, bis Throglogg schließlich ganz an die Shamanin heran rückte und den Arm um sie legte. „Bitte beantworte meine Frage.“ Luveenas Stimme klang als habe sie Angst, er würde sofort wieder aufspringen. Doch er tat es nicht, sondern blickte sie sanft an und sprach leise, jedoch mit liebevoller Stimme: „Ich habe mich entschieden, Luveena.“ Sie hielt unbewusst den Atem an, bis er schließlich weitersprach, „Ich habe mich für dich entschieden.“ Sie erschauderte leicht, jedoch dieses Mal nicht ob der Kälte, als er sie schließlich vorsichtig küsste. Endlich.

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Kapitel 13 – Das Ende eines großen Kriegers

Sie waren lange schweigend gegangen, als Throglogg endlich das Wort ergriff. „Gestern war ein Treffen mit Stike und mir, zusammen mit einigen Zwergen. Die Zwerge sollen einen maschinenarm für mich bauen, der mich wieder voll einsatzfähig im Kampf gegen den Drachen machen soll.“ Luveena blickte ihn erfreut an. „Das klingt doch wunderbar!“ Doch auf seinem Gesicht war nicht ein Hauch der Freude zu erkennen, die sie fühlte. „Ich bin dem Ganzen eher skeptisch. Aber ich weiß nicht, wozu Zwerge fähig sind.“ Er blickte sie besorgt an. Luveena hob eine Hand an seine Wange. „Es wird funktionieren.“ Versicherte sie, „Zwerge sind zu stolz auf ihre Techniken, um grobe Fehler zu machen.“ Sie zögerte leicht, bevor sie weitersprach: „Ich weiß, es ist schwer für dich, doch versuche etwas mehr zu vertrauen.“ Der Blick des Kriegers schweifte über die Berge im Horizont. „Vertrauen?“ Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine. „Ich weiß nicht, was das ist.“ Er klang fast bedauernd. „Du wirst es erfahren.“ Versicherte sie leise, seine Hand sanft drückend. Er rang sich ein Lächeln ab, wechselte dann abrupt das Thema: „Warst du schon einmal hier?“ Luveena schloss leicht die Augen, blickte ihn dann fast bittend an: „Throglogg, du bist ein großartiger Krieger. Willst du das aufgeben, nur weil du den Zwergen nicht traust?“ Throgogg schüttelte leicht den Kopf. „Ich will doch nur das Richtige…“ „Dann hab etwas mehr Mut. Du bist nicht Weniger, nur weil dir ein Arm fehlt.“ Sie lächelte ihn sanft an, jedoch auch traurig, denn sie hatte seinen Entschluss bereits in seinen Augen gelesen. Er schluckte. „Mit dir bin ich weitaus mehr als vorher… jedoch bin ich kein Krieger mehr.“ „Aber du bist noch immer der Selbe…“ Er unterbrach sie scharf und ließ ihre Hand plötzlich los: „Was weißt du schon? Du kanntest mich doch bis vor Kurzem gar nicht! Du kennst noch nicht einmal dich selbst!“ Sie senkte den Blick. Das tat weh, und das wusste er. Aber sie wusste auch, dass sie ihm nicht helfen konnte, wenn sie sich dies anmerken ließ. Langsam hob sie den Blick und schaute ihm direkt in die Augen und sprach in der sanftesten Stimme weiter, die sie zu Stande brachte: „Aber ich kenne dich jetzt. Und jeder, der dir nur kurz in die Augen sieht, sieht den Mut, die Unerschütterlichkeit und den unbändigen Stolz, den man nur in den Augen eines großen Kriegers findet. Doch ich sehe in ihnen auch, wie weh es dir tut, dass dies nun vorbei ist.“ Throglogg wandte das Gesicht ab, damit sie nicht sah, dass ihm Tränen in die Augen traten. Sie hatte Recht. Mit Allem. Und er hatte Recht damit, dass diese Zeit nun vorbei war.
Luveena wandte den Blick ab, um ihn mit seinen Gedanken etwas alleine zu lassen. Ihn nicht zu beeinflussen. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte, nun war er dran. Doch sie wusste auch dass sie ihm nun Zeit geben musste. Schließlich erhob er sich und ging langsam in Richtung Rune. Luveena blieb allein zurück und wartete lange in Gedanken versunken, bis sie ihm schließlich folgte.

Sie fand in im Handelsposten. Er saß auf einigen Fellen, eine Schale mit Wasser vor sich, in der er ein Tuch tauchte. Langsam führte er es ans Gesicht, immer und immer wieder, ohne Luveena zu bemerken. Das Wasser nahm langsam eine rote Färbung an. Luveena kniete neben Throglogg nieder, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Unendlich langsam wandte er sich ihr zu, seine Augen waren sehr traurig, die rote Kriegsbemalung verschwunden. „Du hast dich also entschieden?“ sprach die leise, es war eher eine Feststellung als eine Frage. Er nickte, schaute sie jedoch besorgt an. „Und jetzt? Was soll ich jetzt machen? Ich habe mein Leben lang nichts anderes getan, als Krieger zu sein. Ich hatte noch nicht einmal ein dauerhaftes Weibchen…“ Sie nahm vorsichtig seine Hand. „Doch jetzt habt ihr Eins.“ Sein Blick war sehr besorgt. „Obgleich ich meine Kriegsbemalung entfernt habe?“ Sie lächelte ihn sanft an. „Es ist deine Entscheidung, welchen Weg du wählst… Doch ich werde ihn mit dir gehen.“ Unendlich erleichtert sah er sie an und zog sie dann fest an sich. Seine Lippen formten ein kaum hörbares „Danke.“ Luveena senkte den Blick. Die Shamanin wusste: Die Zeit des Kriegers Throglogg war ein für alle Mal vorbei.
[Bild: banner2.jpg]
Lady Galenya v. Drachenfels / Galenya Draug
~Das letzte Kapitel online~
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[Kein Betreff] - von Taarna - 12.11.2007, 06:40
[Kein Betreff] - von Galenya - 20.11.2007, 15:38
[Kein Betreff] - von Rider1 - 25.11.2007, 01:29
[Kein Betreff] - von Galenya - 25.11.2007, 02:40
[Kein Betreff] - von Mondin - 25.11.2007, 04:38
[Kein Betreff] - von Galenya - 05.12.2007, 16:20
[Kein Betreff] - von Viridis - 05.12.2007, 16:27
[Kein Betreff] - von Galenya - 05.12.2007, 20:11
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[Kein Betreff] - von Mondin - 23.12.2007, 17:04
[Kein Betreff] - von Galenya - 16.01.2008, 01:51

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