16.01.2008, 01:51
Kapitel 15 – Nach der Schlacht
Dichter Nebel lag über dem Schlachtfeld und ließ die beiden Gestalten fast unsichtbar wirken. Wie Geister. Nur ganz leicht hoben sie sich dunkel von dem wabenden Grau ab. Die eine der beide Gestalten war hochgewachsen und schlank, wie der einer Shamanin, die andere gehörte ohne Zweifel einem Orkischen Krieger. Dennoch fehlte ihm ein Arm. Während sich die Shamanin ruhig umsah, schien der Krieger eher wirr über das Schlachtfeld umher zu laufen. Throglogg wirkte aufgewühlt. „Glaubst du sie ist…“ begann er, sprach jedoch an dieser Stelle nicht weiter, die Stimme seltsam leise. Niatek antwortete nicht. Sie folgte Throglogg, der offensichtlich nicht auf eine Antwort wartete und mit einem kurzen, hoffnungsvollen Glimmen in den Augen in eine andere Richtung ging. Konzentriert suchte ihr Blick die Umgebung ab. Throglogg schien etwas entdeckt zu haben und rannte fast auf eine der Oroka-Leichen zu und drehte sie auf den Rücken. „Luveena!“ schrie er laut. Niatek trat besorgt hinter ihn. Doch die tote Shamanin war nicht Luveena. „Wo bist du?“ rief der Krieger, doch natürlich kam keine Antwort. Niatek entfernte sich leise von ihm, während er verzweifelt eine Leiche nach der Anderen umdrehte. Viele der Toten waren kaum noch zu identifizieren.
Aber Niatek schien zu spüren, dass Luveena nicht hier war. Langsam ging sie weiter, stieg über Waffen, Schilde und weitere Leichen und ließ Throglogg ersteinmal in seiner verzweifelten Trauer allein. Die Schuhe der Shamanin sanken tief in den feuchten Boden ein. Langsam wandte sie sich um musterte Throglogg, wer noch immer einen toten Ork nach dem Anderen auf den Rücken drehte. Er musste sich ersteinmal beruhigen, das wusste Niatek. Denn so war er ihr keine Hilfe.
Doch Throglogg brauche nicht lange um sich zu fassen. Die Sorge schien größer, als seine Verzweiflung. Doch auch körperlich schien er von der Schlacht sehr geschwächt zu sein. „Sie muss doch hier irgendwo sein…“ murmelte er, als er wieder hinter Niatek trat, deren Blick nun gen Westen wies, die Stirn stark gerunzelt. Wieder antwortete sie nicht und stieg eine Erhöhung heraus, die Augen über dem Schlachtfeld streifend. Throglogg fuhr fort, laut Luveenas Namen zu brüllen, doch Nietak hörte es nicht. Ihr Blick blieb an einer Blutspur ab Boden hängen, folge ihr, bis sie hinter einen Felsbrocken führte und so aus dem Sichtfeld Niateks schwand. Nachdenklich neigte Niatek den Kopf, dann stieg sie langsam von der Erhöhung und auf den Felsen zu. „Hast du sie?“ Throgloggs Stimme schien fast zu zittern. Niatek antwortete nicht, da ihre ganze Aufmerksamkeit auf der Blutspur vor ihr lag. Sie ging leicht in die Hocke und griff mit der Rechten eine Hand voll nasser Erde. „Hast du sie??“ dieses mal brüllte Throglogg, rannte dann auf Nietak zu. Diese zerrieb gerade die Erde in ihren Händen, roch dann kurz daran. Sie erhob sich. „Orokablut.“ Stellte sie fest. Dann trat sie einen Schritt vor, um hinter den Felsen zu sehen. Die Shamanin hatte beinahe Angst vor dem, was dort sein könnte. Throglogg folgte ihr still. Doch auf den ersten Blick war nichts Erschreckendes zu sehen. Hinter dem Felsen befand sich lediglich wildes Gestrüpp, vermutlich eine der wenigen Stellen, die nicht den riesigen Pranken des Drachens zum Opfer gefallen sind. Doch Niatak und Throglogg sahen es beide fast gleichzeitig: Ein Schuh, an dem vielleicht sogar noch ein dazugehöriges Bein hing. Während Niatek zögernd einen Schritt vor trat, sprang Throglogg fast auf die Sträucher zu und begann, sie hastig aus der Erde zu reissen. Die Anstrengung liess ihn aufbrüllen. Der einst so starke Krieger wirkte mit seinen Kräften am Ende. Nur die Angst, die Verzweiflung ließ ihn durchhalten. Als er schließlich auf den reglosen Körper stieß, brauchte er nicht einmal in das Gesicht Luveenas zu blicken um sie zu erkennen. Die Shamanin lag halb auf der Seite, die Robe und das Gras unter ihr waren blutdurchtränkt. Das Gesicht wirkte unnatürlich bleich und von zwei weniger tiefen Schnitten durchzogen, die beide parallel von den Augenbrauen senkrecht bis auf die Wangen führten.
Vorsichtig, fast liebevoll befreite Throglogg den reglosen Körper von Zweigen und Gras.
Niatek beugte sich nun ebenfalls um den reglosen Körper, legte eine Hand knapp über Luveenas Gesicht. Throglogg suchte Niateks Blick, besorgt. „Sie lebt noch.“ Sprach sie dann, „Ich spüre das Feuer Paagrios noch in ihr. Doch sie hat sehr viel Blut verloren…“ „Wir müssen sie von hier weg bringen.“ Bestimmte Throglogg, doch Niatek winkte ab. „Das wäre zu gefährlich. Der Butverlust ist zu groß – was, wenn die Wunden wieder aufreißen?“ Langsam blickt die Throglogg an. „Aber ich kann ihr das Selbe geben wie dir, nachdem du deinen Arm verlorest. Ich kann sie schlafen lassen. Ersteinmal…Das würde sie stabilisieren. Für eine Zeit..“ Throglogg nickte leicht. „Dann tu es.“ Aber Niatek suchte bereits in ihrem Beutel nach den benötigten Utensilien. „Wo ist es…?“ murmelte sie und förderte wenig später einen kleinen Spinnenzahn hervor. Luveena wälzte sich auf den Rücken, erwachte jedoch nicht. Throglogg starrte unruhig auf die blutdurchnässte Stelle an der Robe. „Luveena, bitte…“ flüsterte er. Niatek blickte auf. „Lass sie…“ sagte sie leise. „Schlafend erholt sich der Körper besser…“ Dann holte sie ein kleines Tongefäß aus ihrem Beutel und beugte sich mit dem Spinnenzahn über Luveena. Ihr Hand griff an den Hals der Shamanin, strich die Haut dort glatt und ritzte sie dann mit geübter Bewegung auf. Luveenas Augen öffneten sich plötzlich, doch sie schienen nicht fähig etwas zu fixieren. Niatek träufelte rasch einen Tropfen des nun geöffneten Gefäßes auf die Stelle. Throglogg stieß sie mit sanfter Gewalt beiseite und beugte sich über Luveena, deren Lippen scheinbar versuchten, Worte zu bilden. „Pssst…“ machte Throglogg leise und verschloss Luveenas Lippen mit einem Kuss. Doch die Shamanin regte sich nicht mehr. „Sie schläft nun.“ Sagte Niatek. „Glaub mir, es ist besser…“
Kapitel 16 – Koma
Ein langgezogenes Stöhnen hallt durch die große Halle im Dorf der Orks. Besorgt beugte sich die Lehrerin Kanapai über die am Boden liegende Gestalt. Kein Zweifel, die Shamanin Luveema kam wieder zu sich. Langsam öffnete sie die giftgrünen Augen. „Bleib liegen, Shamanin.“ Sprach Kanapai leise. Luveena hob den Kopf und schaute an sich herunter. Die einst so hübsche grünweiße Robe war zerrissen und über de rechten Bauchseite stark blutdurchtränkt. Ein Verband verdeckte Luveena den Blick auf den Ursprung der Blutung. Sie legte langsam den Kopf wieder auf den Boden, welcher dick mit Decken belegt war. Luveena fiel es sichtlich schwer die Augen auf zu halten. Was war passiert? Kurz kämpfte sie noch gegen den Drang an, die Augen zu schließen. Dann gab sie nach. Doch hinter den geschlossenen Lidern war die Shamanin hellwach. Mühsam versuchte sie sich zu erinnern. Da war dieser Nekromant… Und das Blut eines Drachen. Der Drache! Langsam und stückweise kehrten Erinnerungsfetzen zurück. Der Aufmarsch der Oroka, die Schlachtrufe brüllend über die Ebenen Adens zogen. Anthara selbst – der Drache war so groß, dass er bis in den Himmel zu ragen schien. Luveena sah das Schlachtfeld noch immer fast vor sich. Es hatte schlimm ausgesehen für die Oroka. Aber auch für alle anderen Krieger, die an der Schlacht beteiligt waren. Überall zu den Füßen der Bestie lagen regungslose Gestalten verstreut. Überall war Blut. Luveena hatte sich um die vielen Verwundeten gekümmert, daran erinnerte sie sich. Sie sah sich selbst, wie sie sich um den Dunklen Sheeran beugte, sah die Bischöfin Sanna zu einem der Verwundeten kriechen- auch sie war verletzt worden. Luveena war auf das Schlachtfeld gerannt. Aber warum – das wusste sie nicht mehr. Doch je mehr sie darüber grübelte, desto müder und schwächer wurde sie wieder. Leise aufseufzend versank sie in einen unruhigen Schlaf.
Da war Throglogg. Der Oroka trug eine schwere Rüstung, in seiner gebliebenen Hand hielt er eine seiner Faustwaffen. „Ein letztes Mal.“ Flüsterte er Luveena zu, während sie Stikes Schlachtrede lauschten. „Ein letztes Mal für die Ehre der Oroka. Für Paagrio.“ Dann erhob er laut seine tiefe Stimme, als das Orkische Heer zum Schlachtruf anstimmten. „Téjakar Oróka!“
„Throglogg!“ Luveena fuhr aus dem Schlaf. Doch sie war allein. Nur Kanapai saß auf einem Hocker neben ihr, den Kopf an die Wand gelehnt und offensichtlich tief schlafend. Draussen war es dunkel. Luveena setzte sich abrupt auf, sank jedoch sogleich wieder keuchend zurück, als ein steckender Schmerz in ihre Seite fuhr. Jetzt wusste sie wieder warum sie auf das Schlachtfeld gerannt war. Sie hatte den Krieger aus den Augen verloren. Gerüchten zufolge waren einige der orkischen Krieger gefallen oder zumindest schwer verwundet. Beinahe panisch rannte Luveena über das Schlachtfeld, doch von Throglogg war nichts zu sehen. Atemlos blieb die Shamanin stehen und zwang sich zur Ruhe. Langsam suchte ihr Blick den Boden ab, als eine Bewegung sie erstarren ließ, die sie im Augenwinkel wahr nahm. Nun war ihr aufgefallen, dass sie allein war. Das Kampfgeschrei war verstummt. Doch dann hörte sie ein Geräusch, welches sie wahrscheinlich nie mehr vergessen würde. Ein lautes und rasselndes Keuchen, direkt hinter ihrem rechten Ohr. Ganz langsam wandte Luveena den Kopf, doch sie sah Antharas riesiges Haupt nicht, bevor es dunkel wurde. Sie fühlte auch keinen Schmerz, als sich das große Maul des Drachen um ihren Körper schloß, sie empor hob, und davon schleuderte…
Wieder riss Luveena die Augen auf, schüttelte leicht den Kopf, fast als wolle sie den Traum, die Erinnerungen abschütteln. Draußen war es hell geworden. Der wievielte Tag jedoch vergangen war, das konnte Luveena nicht sagen. Langsam setzte sie sich auf. Die Schmerzen waren auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Draußen vernahm sie Stimmen. Bekannte Stimmen. Oroka der Wehr. Sie lauschte kurz, bis endlich ein Lächeln das geschundene Gesicht der Shamanin erhellte. Denn dort war eine Stimme, die sie unter allen anderen Stimmen erkennen würde. Die trockenen, blassen Lippen formten ein einzelnes Wort, einen einzelnen Namen. "Throglogg" Er war wohlauf. Mit einem leichten Seufzen sank Luveena zurück auf die Decken und Felle.
Dichter Nebel lag über dem Schlachtfeld und ließ die beiden Gestalten fast unsichtbar wirken. Wie Geister. Nur ganz leicht hoben sie sich dunkel von dem wabenden Grau ab. Die eine der beide Gestalten war hochgewachsen und schlank, wie der einer Shamanin, die andere gehörte ohne Zweifel einem Orkischen Krieger. Dennoch fehlte ihm ein Arm. Während sich die Shamanin ruhig umsah, schien der Krieger eher wirr über das Schlachtfeld umher zu laufen. Throglogg wirkte aufgewühlt. „Glaubst du sie ist…“ begann er, sprach jedoch an dieser Stelle nicht weiter, die Stimme seltsam leise. Niatek antwortete nicht. Sie folgte Throglogg, der offensichtlich nicht auf eine Antwort wartete und mit einem kurzen, hoffnungsvollen Glimmen in den Augen in eine andere Richtung ging. Konzentriert suchte ihr Blick die Umgebung ab. Throglogg schien etwas entdeckt zu haben und rannte fast auf eine der Oroka-Leichen zu und drehte sie auf den Rücken. „Luveena!“ schrie er laut. Niatek trat besorgt hinter ihn. Doch die tote Shamanin war nicht Luveena. „Wo bist du?“ rief der Krieger, doch natürlich kam keine Antwort. Niatek entfernte sich leise von ihm, während er verzweifelt eine Leiche nach der Anderen umdrehte. Viele der Toten waren kaum noch zu identifizieren.
Aber Niatek schien zu spüren, dass Luveena nicht hier war. Langsam ging sie weiter, stieg über Waffen, Schilde und weitere Leichen und ließ Throglogg ersteinmal in seiner verzweifelten Trauer allein. Die Schuhe der Shamanin sanken tief in den feuchten Boden ein. Langsam wandte sie sich um musterte Throglogg, wer noch immer einen toten Ork nach dem Anderen auf den Rücken drehte. Er musste sich ersteinmal beruhigen, das wusste Niatek. Denn so war er ihr keine Hilfe.
Doch Throglogg brauche nicht lange um sich zu fassen. Die Sorge schien größer, als seine Verzweiflung. Doch auch körperlich schien er von der Schlacht sehr geschwächt zu sein. „Sie muss doch hier irgendwo sein…“ murmelte er, als er wieder hinter Niatek trat, deren Blick nun gen Westen wies, die Stirn stark gerunzelt. Wieder antwortete sie nicht und stieg eine Erhöhung heraus, die Augen über dem Schlachtfeld streifend. Throglogg fuhr fort, laut Luveenas Namen zu brüllen, doch Nietak hörte es nicht. Ihr Blick blieb an einer Blutspur ab Boden hängen, folge ihr, bis sie hinter einen Felsbrocken führte und so aus dem Sichtfeld Niateks schwand. Nachdenklich neigte Niatek den Kopf, dann stieg sie langsam von der Erhöhung und auf den Felsen zu. „Hast du sie?“ Throgloggs Stimme schien fast zu zittern. Niatek antwortete nicht, da ihre ganze Aufmerksamkeit auf der Blutspur vor ihr lag. Sie ging leicht in die Hocke und griff mit der Rechten eine Hand voll nasser Erde. „Hast du sie??“ dieses mal brüllte Throglogg, rannte dann auf Nietak zu. Diese zerrieb gerade die Erde in ihren Händen, roch dann kurz daran. Sie erhob sich. „Orokablut.“ Stellte sie fest. Dann trat sie einen Schritt vor, um hinter den Felsen zu sehen. Die Shamanin hatte beinahe Angst vor dem, was dort sein könnte. Throglogg folgte ihr still. Doch auf den ersten Blick war nichts Erschreckendes zu sehen. Hinter dem Felsen befand sich lediglich wildes Gestrüpp, vermutlich eine der wenigen Stellen, die nicht den riesigen Pranken des Drachens zum Opfer gefallen sind. Doch Niatak und Throglogg sahen es beide fast gleichzeitig: Ein Schuh, an dem vielleicht sogar noch ein dazugehöriges Bein hing. Während Niatek zögernd einen Schritt vor trat, sprang Throglogg fast auf die Sträucher zu und begann, sie hastig aus der Erde zu reissen. Die Anstrengung liess ihn aufbrüllen. Der einst so starke Krieger wirkte mit seinen Kräften am Ende. Nur die Angst, die Verzweiflung ließ ihn durchhalten. Als er schließlich auf den reglosen Körper stieß, brauchte er nicht einmal in das Gesicht Luveenas zu blicken um sie zu erkennen. Die Shamanin lag halb auf der Seite, die Robe und das Gras unter ihr waren blutdurchtränkt. Das Gesicht wirkte unnatürlich bleich und von zwei weniger tiefen Schnitten durchzogen, die beide parallel von den Augenbrauen senkrecht bis auf die Wangen führten.
Vorsichtig, fast liebevoll befreite Throglogg den reglosen Körper von Zweigen und Gras.
Niatek beugte sich nun ebenfalls um den reglosen Körper, legte eine Hand knapp über Luveenas Gesicht. Throglogg suchte Niateks Blick, besorgt. „Sie lebt noch.“ Sprach sie dann, „Ich spüre das Feuer Paagrios noch in ihr. Doch sie hat sehr viel Blut verloren…“ „Wir müssen sie von hier weg bringen.“ Bestimmte Throglogg, doch Niatek winkte ab. „Das wäre zu gefährlich. Der Butverlust ist zu groß – was, wenn die Wunden wieder aufreißen?“ Langsam blickt die Throglogg an. „Aber ich kann ihr das Selbe geben wie dir, nachdem du deinen Arm verlorest. Ich kann sie schlafen lassen. Ersteinmal…Das würde sie stabilisieren. Für eine Zeit..“ Throglogg nickte leicht. „Dann tu es.“ Aber Niatek suchte bereits in ihrem Beutel nach den benötigten Utensilien. „Wo ist es…?“ murmelte sie und förderte wenig später einen kleinen Spinnenzahn hervor. Luveena wälzte sich auf den Rücken, erwachte jedoch nicht. Throglogg starrte unruhig auf die blutdurchnässte Stelle an der Robe. „Luveena, bitte…“ flüsterte er. Niatek blickte auf. „Lass sie…“ sagte sie leise. „Schlafend erholt sich der Körper besser…“ Dann holte sie ein kleines Tongefäß aus ihrem Beutel und beugte sich mit dem Spinnenzahn über Luveena. Ihr Hand griff an den Hals der Shamanin, strich die Haut dort glatt und ritzte sie dann mit geübter Bewegung auf. Luveenas Augen öffneten sich plötzlich, doch sie schienen nicht fähig etwas zu fixieren. Niatek träufelte rasch einen Tropfen des nun geöffneten Gefäßes auf die Stelle. Throglogg stieß sie mit sanfter Gewalt beiseite und beugte sich über Luveena, deren Lippen scheinbar versuchten, Worte zu bilden. „Pssst…“ machte Throglogg leise und verschloss Luveenas Lippen mit einem Kuss. Doch die Shamanin regte sich nicht mehr. „Sie schläft nun.“ Sagte Niatek. „Glaub mir, es ist besser…“
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Kapitel 16 – Koma
Ein langgezogenes Stöhnen hallt durch die große Halle im Dorf der Orks. Besorgt beugte sich die Lehrerin Kanapai über die am Boden liegende Gestalt. Kein Zweifel, die Shamanin Luveema kam wieder zu sich. Langsam öffnete sie die giftgrünen Augen. „Bleib liegen, Shamanin.“ Sprach Kanapai leise. Luveena hob den Kopf und schaute an sich herunter. Die einst so hübsche grünweiße Robe war zerrissen und über de rechten Bauchseite stark blutdurchtränkt. Ein Verband verdeckte Luveena den Blick auf den Ursprung der Blutung. Sie legte langsam den Kopf wieder auf den Boden, welcher dick mit Decken belegt war. Luveena fiel es sichtlich schwer die Augen auf zu halten. Was war passiert? Kurz kämpfte sie noch gegen den Drang an, die Augen zu schließen. Dann gab sie nach. Doch hinter den geschlossenen Lidern war die Shamanin hellwach. Mühsam versuchte sie sich zu erinnern. Da war dieser Nekromant… Und das Blut eines Drachen. Der Drache! Langsam und stückweise kehrten Erinnerungsfetzen zurück. Der Aufmarsch der Oroka, die Schlachtrufe brüllend über die Ebenen Adens zogen. Anthara selbst – der Drache war so groß, dass er bis in den Himmel zu ragen schien. Luveena sah das Schlachtfeld noch immer fast vor sich. Es hatte schlimm ausgesehen für die Oroka. Aber auch für alle anderen Krieger, die an der Schlacht beteiligt waren. Überall zu den Füßen der Bestie lagen regungslose Gestalten verstreut. Überall war Blut. Luveena hatte sich um die vielen Verwundeten gekümmert, daran erinnerte sie sich. Sie sah sich selbst, wie sie sich um den Dunklen Sheeran beugte, sah die Bischöfin Sanna zu einem der Verwundeten kriechen- auch sie war verletzt worden. Luveena war auf das Schlachtfeld gerannt. Aber warum – das wusste sie nicht mehr. Doch je mehr sie darüber grübelte, desto müder und schwächer wurde sie wieder. Leise aufseufzend versank sie in einen unruhigen Schlaf.
Da war Throglogg. Der Oroka trug eine schwere Rüstung, in seiner gebliebenen Hand hielt er eine seiner Faustwaffen. „Ein letztes Mal.“ Flüsterte er Luveena zu, während sie Stikes Schlachtrede lauschten. „Ein letztes Mal für die Ehre der Oroka. Für Paagrio.“ Dann erhob er laut seine tiefe Stimme, als das Orkische Heer zum Schlachtruf anstimmten. „Téjakar Oróka!“
„Throglogg!“ Luveena fuhr aus dem Schlaf. Doch sie war allein. Nur Kanapai saß auf einem Hocker neben ihr, den Kopf an die Wand gelehnt und offensichtlich tief schlafend. Draussen war es dunkel. Luveena setzte sich abrupt auf, sank jedoch sogleich wieder keuchend zurück, als ein steckender Schmerz in ihre Seite fuhr. Jetzt wusste sie wieder warum sie auf das Schlachtfeld gerannt war. Sie hatte den Krieger aus den Augen verloren. Gerüchten zufolge waren einige der orkischen Krieger gefallen oder zumindest schwer verwundet. Beinahe panisch rannte Luveena über das Schlachtfeld, doch von Throglogg war nichts zu sehen. Atemlos blieb die Shamanin stehen und zwang sich zur Ruhe. Langsam suchte ihr Blick den Boden ab, als eine Bewegung sie erstarren ließ, die sie im Augenwinkel wahr nahm. Nun war ihr aufgefallen, dass sie allein war. Das Kampfgeschrei war verstummt. Doch dann hörte sie ein Geräusch, welches sie wahrscheinlich nie mehr vergessen würde. Ein lautes und rasselndes Keuchen, direkt hinter ihrem rechten Ohr. Ganz langsam wandte Luveena den Kopf, doch sie sah Antharas riesiges Haupt nicht, bevor es dunkel wurde. Sie fühlte auch keinen Schmerz, als sich das große Maul des Drachen um ihren Körper schloß, sie empor hob, und davon schleuderte…
Wieder riss Luveena die Augen auf, schüttelte leicht den Kopf, fast als wolle sie den Traum, die Erinnerungen abschütteln. Draußen war es hell geworden. Der wievielte Tag jedoch vergangen war, das konnte Luveena nicht sagen. Langsam setzte sie sich auf. Die Schmerzen waren auf ein erträgliches Maß geschrumpft. Draußen vernahm sie Stimmen. Bekannte Stimmen. Oroka der Wehr. Sie lauschte kurz, bis endlich ein Lächeln das geschundene Gesicht der Shamanin erhellte. Denn dort war eine Stimme, die sie unter allen anderen Stimmen erkennen würde. Die trockenen, blassen Lippen formten ein einzelnes Wort, einen einzelnen Namen. "Throglogg" Er war wohlauf. Mit einem leichten Seufzen sank Luveena zurück auf die Decken und Felle.