12.05.2008, 00:13
Ein Schatten, geschmiegt an den einer Wand. So wie sie es schon immer getan hatte. So wie sie es fast ausschließlich tat. Auch wenn sie die Nacht dem Tag bevorzugte hatte er sein Gutes. Nur wo Licht war, konnte es auch Schatten geben. Sie wusste ganz genau wie sie sich bewegen musste, wenn sie nicht gesehen werden wollte. Und sie wollte nicht gesehen werden. Sehen wollte sie allerdings. Und dafür hatte sie sich einen guten Platz ausgesucht. Der eingebildete Schönling in seiner blitzenden Rüstung schien ganz in seinem Element. Hohle Worte, dachte sie bei sich und ein finsteres Grinsen breitete sich um ihre schmalen Lippen, doch kein Ton entkam ihr. Unschlüssig fuhr eine Hand ihr Bein hinab zu einem der Wurfdolche, der an ihrem Stiefel befestigt war, während die andere zu dem Bogen an ihrem Rücken glitt. Noch hatte sie kein Geräusch von sich gegeben. Aber selbst wenn bezweifelte sie, dass man bei dem Aufruhr sie bemerken würde. Eigentlich gefiel ihr das Chaos. Während sie ein Auge immer auf dem 'Hochpaladin' hält um ihn nicht zu verlieren, mustert das andere die Umgebung. Dies war kein Zeitpunkt um Unachtsam zu sein. Offensichtlich sah der Rivvil das anders. Deswegen war aber auch sie der Schatten, nicht er. Ganz langsam und beinahe völlig lautlos zog sie die Klinge des geölten Wurfdolches aus ihrem dem Stiefelschaft und wartete vorerst ab. Er ging in das Haus. Zu schade. Ängstling, dachte sie, doch bei der Unachtsamkeit verständlich. Langsam steckte sie den Dolch weg und griff zu ihrem Bogen. Gelassen, doch mit der seit ihrer Kindheit antrainierten Schnelligkeit und Präzession legt sie einen Pfeil an und lässt ihn zielgenau auf den Bauch des Pferdes des ersten Reiters schnellen, legt noch in dessen Zug den zweiten ab und schießt diesen eher wahllos in die Gruppe der Reiter, bevor sie flink ganz in den Schatten tritt und die enge Gasse mit schnellen, leisen Schritten entlang eilt, sich von dem Ort des Geschehens bewegend, ohne jedoch die Umgebung außer Acht zu lassen.
"Was sie davon haben, einen Baum zu verehren, verstehe ich nicht, er steht nur da und wächst."
-Richard Schwarz, Die Götterkriege I: Die Rose von Illian
-Richard Schwarz, Die Götterkriege I: Die Rose von Illian