Rune

[Seimrath]

Die hintere Ecke hinter der Säule der Kammer, von der sich Zisia gerade eben gelöst hatte, war schlecht beleuchtet. Das flackernde Licht drang nur spärlich in die Nähe des Stuhls, auf dem der Magier saß. Eine Maske verbarg sein Antlitz. Er strich sich mit einer flüchtigen Handbewegung den Saum seiner mattorangefarbenen Robe glatt, der über sein Knie ragte. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und schaute der Nekromantin hinterher, die gerade auf die Orkin zuging. Oben in der Stadt waren gerade die zwölf Glockenschläge einer entfernten Turmuhr verklungen.

„Ihr kommt pünktlich, Orkenfrau!“ rief er in die Richtung. Die Stimme war dunkel, leicht röhrend. Schon viele Worte haben diese schmalen Lippen verlassen und er schien viel Luft für eine lang anhaltende Beschwörung zu haben.
Abrupt stellte er seine Beine auf den Boden, stieß sich von den Armlehnen ab und stand auf.
Die Statur wirkte für einen Warlock schmächtig. Die weit nach unten auslaufende Robe betonte noch seine hagere Figur. Die Hände kneteten unaufhörlich, wie unter Zwang. Ein Zwang, der von ständigen Übungen verursacht wurde, Dinge zu erschaffen, zu formen, zu bändigen.

„Ihr habt es also auch schon gehört?“ Die Maske stellte sich auf dem linken Auge leicht nach vorn. Eine Bewegung, die von einer erhobenen Augenbraue herrührte. Der Blick und die Stimme gingen in Richtung der Orkenfrau, während er auf sie zuging.
„Oben in der Stadt zerreißen Sie sich das Maul! Ritter in ihren schillernden Rüstungen prahlen umher und legen sich mit Eurem Volk an. Aber Ihr, die Orks, seid es, die den Anspruch erheben. Und nun steht Ihr hier und wollt uns weißmachen, den Zwergen gehört die Stadt?“
Neben Zisia stehend, bohrte sich sein schwarzer Blick in das Antlitz der Orkin.