21.06.2008, 16:31
Nördlich von Rune.
Nur kurz war sie nach Rune zurückgekehrt. Das Kind ihres Volkes war bestattet.
Das Grab hatte sie mit ihrem Dolch ausgehoben. Die Blasen, die sich durch die Verbrennung nach und nach auf ihrer Hand gebildet hatten, waren aufgerissen. Schmerzen flossen bei jeder Bewegung durch ihren Arm. Doch grub sie unerschüttert weiter. Dieses Kind brauchte eine Beerdigung. Zu gern hätte Kesyae es auf heimischen Boden getan, doch das konnte sie nicht. So war es dieser armen Seele vergönnt, in Frieden zu ruhen. Denn schon bald würden schwere, stampfende Schritte über diese Boden donnern. Schon bald würde man dieses Grab zertreten. Schon bald.
Stunden über Stunden vergingen, doch irgendwann – die Sonne küsste bereits sacht den Horizont – bettete Kesyae den Elfenkörper in dem Loch. Blut tropfte von ihrer nun mehr als zuvor geschundenen Hand auf den leblosen Körper. Eine letzte Mitgift. Dann schüttete die Elfe das gefüllte Loch mit Erde auf, verabschiede sich von dem Kind, das sie nicht kannte.
Ihre Schritte waren langsam als sie die Stadt wieder betrat, sollte sie jemand angeblickt haben, so bemerkte sie diese Blicke nicht. Es war ihr egal. Sie hatten Tumulte veranstaltet, weil drei ihrer Männer sterben mussten. Drei Männer, die ihr Leben leben konnten. Aber niemand hatte wegen dem Elfenkind getrauert. Nur sie. Niemand hatte daran gedacht, dass dieses kleine Mädchen noch so viel hätte erleben können. Aber sie ist gefallen. Gefallen in einem Kampf, der nicht der ihre gewesen war.
Während Kesyae weiterging und diese Gedanken einem Strudel gleich in ihrem Kopf wirbelten, hatte sie jemand angesprochen. Die Worte der Person schafften es nicht einmal bis in ihren Kopf. Sie hatte sie vernommen, aber konnte nicht sagen, wie sie lauteten. So ging sie weiter. Ihre Robe, die immer noch Brandlöcher vorwies, war verschmutzt als hätte sie sich selbst in das ausgehobene Loch gelegt und mit Erde zugeschüttet. Ihre Schritte führten sie in eine Kammer, wo sie begann, einen Brief aufzusetzen.
Die Priester im Tempel der Stadt schauten sie verwirrt und erzürnt an als sie ein Portal forderte. Später hätten sie zu berichten, dass die Elfe wie eine Wahnsinnige gewirkt hätte und unbedingt so schnell wie möglich nach Oren wollte, ihnen sogar drohte.
Doch man schaffte ihr dieses Portal, weniger aus Güte, eher aus dem Glauben, man wäre sie dann endgültig los und hätte seine Ruhe. Das Letzte, worum sie die Priester gebeten hatte, wurde gleich darauf erledigt, man überbrachte Gildoran einen versiegelten Brief mit den Worten, dass er ihn allein lesen solle und niemanden davon berichten darf. So verlangte es die Elfe.
Südlich von Oren.
Die Nacht war bereits eingebrochen als die schnellen und schweren Hufschläge durch die Felder südlich von Oren hallten. Sie hatte sich ein Pferd genommen, um ihren Weg fortzusetzen. Im Schatten der Nacht reiste sie, die Haare so hergerichtet, dass sie ihre Ohren verdeckten, in einen grauen Mantel gekleidet, einen Bogen auf dem Rücken. Man würde sie in der Dunkelheit für einen Menschen aus dem Dorf der Jäger halten, der es eilig hatte, in seine Heimat zurückzukehren.
In Oren hatte sie sich nur solange eine Pause gegönnt, wie es nötig war. So lag sie nun mehr auf dem Hals des Pferdes, das die Elfe trug, als dass sie es ritt, leitete und ihm den Weg wies. Zaghaft waren ihre Bewegungen an den Zügeln, doch reagierte das Tier darauf, schien zu spüren, wohin es die Elfe trieb.
So erreichte sie das Dorf der Jäger, die Nacht war weiter vorangeschritten. Laut polterten die Hufschläge des Tieres über den Boden. Hatte sie eine der schläfrigen Wachen um geritten? Sie wusste es nicht mehr als sie das Pferd zum Stehen brachte und sich aus dem Sattel gleiten lies.
Aufgebracht empfing man sie, doch erkannte man ihr mit Dreck und Schweiß verschmutztes Gesicht. „Bringt mich zu den anderen!“, war ihre letzte Forderung, bevor sie das Bewusstsein verlor, denn die Anstrengungen, die sie hinter sich hatte, blieben nun nicht mehr unbemerkt.
Das Dorf der Jäger.
Sie schreckte auf, die Sonne machte sich gerade daran, ihre Strahlen durch das Fenster des Zimmers, in dem Kesyae lag, zu schicken. Sie kannte den Raum, sie erkannte ihn sofort. Es war ihr Zimmer in ihrem Heim. Man hatte sie gereinigt und ihr saubere Kleidung angezogen. Doch konnte dies nicht allzu lange her sein. Sie spürte noch den Druck der Müdigkeit auf ihren Gedanken, spürte die Schmerzen in ihren Knochen, in ihrer Hand. Ihr Blick fiel auf diese. Sie war verbunden worden.
Es dauerte nicht lang bis jemand in das Zimmer eintrat. Ein bekanntes Gesicht, ein Lächeln auf den Lippen, das blonde Haar wie immer zu einem Zopf gebunden.
„Dich wohlauf zu sehen, hatte ich nicht erwartet, nachdem du das Dorf so schnell verlassen hattest“, die warme Stimme des Halbelfen Enralas’ trat an ihre Ohren. Kesyae sah ihn, seit sie ihn kannte, als Anführer der Halbelfen, die ihre Lager um das Dorf aufgeschlagen und so ihre Heimat gefunden hatten.
Es dauerte nicht lange – vielleicht nur einige Atemzüge lang – bis Kesyae begann, ihn von den Geschehnissen in Rune zu berichten. Der Morgen schritt voran, während Kesyae weiter Bericht erstattete. Doch als sie fertig war, nickt Enralas und verließ gemeinsam mit ihr das Haus, um sie zu den anderen Halbelfen zu bringen.
„Ich hatte zwar gehofft, dass wir nicht eingreifen müssen, doch wie es scheint, wird jede Hilfe in Rune von Nöten sein“, sprach er, während sie einen Pfad entlang schritten. Kesyae kannte den Weg, war ihn schon so oft gegangen und doch fiel ihr das Lager erst auf als sie in dessen Mitte standen. Die Tarnung war unvergleichbar, einmalig. Die Halbelfen, die Kesyae während ihrer vielen Jahre im Dorf der Jäger kennen gelernt hatte, waren um dieses herum angesiedelt. Die vielen kleinen Lager waren gut versteckt, so dass man sie nur mit viel Glück oder einer Wegbeschreibung finden konnte.
„... So bitte ich euch, mir zu helfen und den Menschen in Rune beizustehen. Ich werde niemanden dazu zwingen, da ich niemandem versprechen kann, dass er lebend nach Hause zurückkehrt. Ich selbst könnte fallen in diesem Krieg, doch bin ich mir dessen bewusst. Ebenso bewusst sollte euch sein, dass ihr für einen Fürsten kämpft, der Gran Kain anbetet. Mir ist dies bewusst, aber es ist mir gleich zu welchem Gott dieser Mensch betet, auch vertraue ich ihm nicht. Doch werde ich solange für ihn kämpfen bis das Überleben der Menschen in Rune gesichert ist“, mit diesen Worten schloss sie ihre Ansprache, die mit den Erklärungen, was in Rune geschehen ist, begonnen hatte. Niemand sagte etwas, nur ein anhaltendes Gemurmel wurde lauter und lauter.
Natürlich waren sie unsicher, natürlich zweifelten sie. Kesyae konnte sie verstehen, konnte es nachvollziehen.
Zurück nach Rune.
Vor Mitternacht waren sie aufgebrochen. Der Nachmittag verlief hektisch. Alles musste schnell erledigt werden.
Alle waren gleich gekleidet. Einen braunen Lederwams, dazu braune Lederhosen, den nachtgrauen Mantel über die Schultern. Auf ihren Rücken unter den Mänteln konnte man Bögen und Köcher erahnen. Die Kapuzen hatten sie alle in ihre Gesichter gezogen.
Ihr Weg würde sie durch die verschiedensten Gefilde führen. Die Pferde wurden zwischendurch geschont, so dass die immer wieder kehrenden Gewaltritte nicht zu schnell an den Kräften der Tiere zerrten. Ihre Bewegungen waren fließend, sie nahmen Strecken abseits der Wege. Wie eine dunkle, wabernde Flut bewegten sie sich fort, verschmolzen mit der Nacht, wurden dadurch nur schwer zu sehen für Beobachter, näherten sich ihrem Ziel.
Mit jedem Hufschlag schienen sie eine Einheit zu werden, 50 Halbelfen und Kesyae, die nun mehr einem von ihnen glich als ihrem eignen Volk.
Nur kurz war sie nach Rune zurückgekehrt. Das Kind ihres Volkes war bestattet.
Das Grab hatte sie mit ihrem Dolch ausgehoben. Die Blasen, die sich durch die Verbrennung nach und nach auf ihrer Hand gebildet hatten, waren aufgerissen. Schmerzen flossen bei jeder Bewegung durch ihren Arm. Doch grub sie unerschüttert weiter. Dieses Kind brauchte eine Beerdigung. Zu gern hätte Kesyae es auf heimischen Boden getan, doch das konnte sie nicht. So war es dieser armen Seele vergönnt, in Frieden zu ruhen. Denn schon bald würden schwere, stampfende Schritte über diese Boden donnern. Schon bald würde man dieses Grab zertreten. Schon bald.
Stunden über Stunden vergingen, doch irgendwann – die Sonne küsste bereits sacht den Horizont – bettete Kesyae den Elfenkörper in dem Loch. Blut tropfte von ihrer nun mehr als zuvor geschundenen Hand auf den leblosen Körper. Eine letzte Mitgift. Dann schüttete die Elfe das gefüllte Loch mit Erde auf, verabschiede sich von dem Kind, das sie nicht kannte.
Ihre Schritte waren langsam als sie die Stadt wieder betrat, sollte sie jemand angeblickt haben, so bemerkte sie diese Blicke nicht. Es war ihr egal. Sie hatten Tumulte veranstaltet, weil drei ihrer Männer sterben mussten. Drei Männer, die ihr Leben leben konnten. Aber niemand hatte wegen dem Elfenkind getrauert. Nur sie. Niemand hatte daran gedacht, dass dieses kleine Mädchen noch so viel hätte erleben können. Aber sie ist gefallen. Gefallen in einem Kampf, der nicht der ihre gewesen war.
Während Kesyae weiterging und diese Gedanken einem Strudel gleich in ihrem Kopf wirbelten, hatte sie jemand angesprochen. Die Worte der Person schafften es nicht einmal bis in ihren Kopf. Sie hatte sie vernommen, aber konnte nicht sagen, wie sie lauteten. So ging sie weiter. Ihre Robe, die immer noch Brandlöcher vorwies, war verschmutzt als hätte sie sich selbst in das ausgehobene Loch gelegt und mit Erde zugeschüttet. Ihre Schritte führten sie in eine Kammer, wo sie begann, einen Brief aufzusetzen.
Die Priester im Tempel der Stadt schauten sie verwirrt und erzürnt an als sie ein Portal forderte. Später hätten sie zu berichten, dass die Elfe wie eine Wahnsinnige gewirkt hätte und unbedingt so schnell wie möglich nach Oren wollte, ihnen sogar drohte.
Doch man schaffte ihr dieses Portal, weniger aus Güte, eher aus dem Glauben, man wäre sie dann endgültig los und hätte seine Ruhe. Das Letzte, worum sie die Priester gebeten hatte, wurde gleich darauf erledigt, man überbrachte Gildoran einen versiegelten Brief mit den Worten, dass er ihn allein lesen solle und niemanden davon berichten darf. So verlangte es die Elfe.
Südlich von Oren.
Die Nacht war bereits eingebrochen als die schnellen und schweren Hufschläge durch die Felder südlich von Oren hallten. Sie hatte sich ein Pferd genommen, um ihren Weg fortzusetzen. Im Schatten der Nacht reiste sie, die Haare so hergerichtet, dass sie ihre Ohren verdeckten, in einen grauen Mantel gekleidet, einen Bogen auf dem Rücken. Man würde sie in der Dunkelheit für einen Menschen aus dem Dorf der Jäger halten, der es eilig hatte, in seine Heimat zurückzukehren.
In Oren hatte sie sich nur solange eine Pause gegönnt, wie es nötig war. So lag sie nun mehr auf dem Hals des Pferdes, das die Elfe trug, als dass sie es ritt, leitete und ihm den Weg wies. Zaghaft waren ihre Bewegungen an den Zügeln, doch reagierte das Tier darauf, schien zu spüren, wohin es die Elfe trieb.
So erreichte sie das Dorf der Jäger, die Nacht war weiter vorangeschritten. Laut polterten die Hufschläge des Tieres über den Boden. Hatte sie eine der schläfrigen Wachen um geritten? Sie wusste es nicht mehr als sie das Pferd zum Stehen brachte und sich aus dem Sattel gleiten lies.
Aufgebracht empfing man sie, doch erkannte man ihr mit Dreck und Schweiß verschmutztes Gesicht. „Bringt mich zu den anderen!“, war ihre letzte Forderung, bevor sie das Bewusstsein verlor, denn die Anstrengungen, die sie hinter sich hatte, blieben nun nicht mehr unbemerkt.
Das Dorf der Jäger.
Sie schreckte auf, die Sonne machte sich gerade daran, ihre Strahlen durch das Fenster des Zimmers, in dem Kesyae lag, zu schicken. Sie kannte den Raum, sie erkannte ihn sofort. Es war ihr Zimmer in ihrem Heim. Man hatte sie gereinigt und ihr saubere Kleidung angezogen. Doch konnte dies nicht allzu lange her sein. Sie spürte noch den Druck der Müdigkeit auf ihren Gedanken, spürte die Schmerzen in ihren Knochen, in ihrer Hand. Ihr Blick fiel auf diese. Sie war verbunden worden.
Es dauerte nicht lang bis jemand in das Zimmer eintrat. Ein bekanntes Gesicht, ein Lächeln auf den Lippen, das blonde Haar wie immer zu einem Zopf gebunden.
„Dich wohlauf zu sehen, hatte ich nicht erwartet, nachdem du das Dorf so schnell verlassen hattest“, die warme Stimme des Halbelfen Enralas’ trat an ihre Ohren. Kesyae sah ihn, seit sie ihn kannte, als Anführer der Halbelfen, die ihre Lager um das Dorf aufgeschlagen und so ihre Heimat gefunden hatten.
Es dauerte nicht lange – vielleicht nur einige Atemzüge lang – bis Kesyae begann, ihn von den Geschehnissen in Rune zu berichten. Der Morgen schritt voran, während Kesyae weiter Bericht erstattete. Doch als sie fertig war, nickt Enralas und verließ gemeinsam mit ihr das Haus, um sie zu den anderen Halbelfen zu bringen.
„Ich hatte zwar gehofft, dass wir nicht eingreifen müssen, doch wie es scheint, wird jede Hilfe in Rune von Nöten sein“, sprach er, während sie einen Pfad entlang schritten. Kesyae kannte den Weg, war ihn schon so oft gegangen und doch fiel ihr das Lager erst auf als sie in dessen Mitte standen. Die Tarnung war unvergleichbar, einmalig. Die Halbelfen, die Kesyae während ihrer vielen Jahre im Dorf der Jäger kennen gelernt hatte, waren um dieses herum angesiedelt. Die vielen kleinen Lager waren gut versteckt, so dass man sie nur mit viel Glück oder einer Wegbeschreibung finden konnte.
„... So bitte ich euch, mir zu helfen und den Menschen in Rune beizustehen. Ich werde niemanden dazu zwingen, da ich niemandem versprechen kann, dass er lebend nach Hause zurückkehrt. Ich selbst könnte fallen in diesem Krieg, doch bin ich mir dessen bewusst. Ebenso bewusst sollte euch sein, dass ihr für einen Fürsten kämpft, der Gran Kain anbetet. Mir ist dies bewusst, aber es ist mir gleich zu welchem Gott dieser Mensch betet, auch vertraue ich ihm nicht. Doch werde ich solange für ihn kämpfen bis das Überleben der Menschen in Rune gesichert ist“, mit diesen Worten schloss sie ihre Ansprache, die mit den Erklärungen, was in Rune geschehen ist, begonnen hatte. Niemand sagte etwas, nur ein anhaltendes Gemurmel wurde lauter und lauter.
Natürlich waren sie unsicher, natürlich zweifelten sie. Kesyae konnte sie verstehen, konnte es nachvollziehen.
Zurück nach Rune.
Vor Mitternacht waren sie aufgebrochen. Der Nachmittag verlief hektisch. Alles musste schnell erledigt werden.
Alle waren gleich gekleidet. Einen braunen Lederwams, dazu braune Lederhosen, den nachtgrauen Mantel über die Schultern. Auf ihren Rücken unter den Mänteln konnte man Bögen und Köcher erahnen. Die Kapuzen hatten sie alle in ihre Gesichter gezogen.
Ihr Weg würde sie durch die verschiedensten Gefilde führen. Die Pferde wurden zwischendurch geschont, so dass die immer wieder kehrenden Gewaltritte nicht zu schnell an den Kräften der Tiere zerrten. Ihre Bewegungen waren fließend, sie nahmen Strecken abseits der Wege. Wie eine dunkle, wabernde Flut bewegten sie sich fort, verschmolzen mit der Nacht, wurden dadurch nur schwer zu sehen für Beobachter, näherten sich ihrem Ziel.
Mit jedem Hufschlag schienen sie eine Einheit zu werden, 50 Halbelfen und Kesyae, die nun mehr einem von ihnen glich als ihrem eignen Volk.