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Oghtaqa - der blutrote Traum
#5
V Neue Wunden


Die Flüssigkeit brannte angenehm in ihrer Kehle; „garchcht“ hatte man es in ihrer Heimat genannt, was in der Menschensprache so etwas wie „Medizin“ bedeutete. Wahrscheinlich hieß es so, weil es jedwede Art von Schmerzen vertreiben oder zumindest lindern konnte. Und sie brauchte nun jede Menge davon. Sie blickte mit bereits etwas trübem Blick über den Platz und versuchte, möglichst nicht daran zu denken, was in der letzten Zeit vorgefallen war. Doch immer wieder kamen Bilder vor ihre Augen, Bilder, die sie durch das Schlucken der brennenden Flüssigkeit zu vertreiben suchte, die jedoch trotz alledem hartnäckig von Neuem erschienen. Wenn sie Glück hatte, so zeigten ihr die Bilder ihre Rache am Stamm der Timak, wie sie ihnen aufgelauert und einige von ihnen im Wald vor deren Dorf getötet hatte, bevor sie schließlich die Hütten selbst entdeckt hatte. Wie sie, voll kochender Wut, in das Dorf gestürmt war, der seltsame rote Nebel sich wieder um ihre Augen gelegt und sie, als er sie wieder verließ, in einem Meer aus Blut und Trümmern zurückgelassen hatte. Wie sie mit letzter Kraft dem großen Ork, der plötzlich aus dem Nichts auf sie zugestürmt war, die Kehle durchgeschnitten hatte, nachdem er ihr eine tiefe Wunde am rechten Arm zugefügt hatte.
Wenn sie aber nicht so viel Glück hatte, dann erinnerte sie sich daran, wie sie eines Tages von der Jagd heimgekehrt und ihr der Zutritt nach Dion verweigert worden war. Wie sie schließlich von einigen anderen Mitgliedern der ehemaligen Stadtwache, die ebenfalls vor dem Stadttor standen, erfahren hatte, dass die Rebellen die Stadt eingenommen hatten, als sie alle bei der Einweihung ihres Menschenhäuptlings in einer anderen Stadt verweilt hatten und sie selbst auf der Jagd gewesen war. Wie sie und die anderen Mitglieder der ehemaligen Stadtwache danach von Stadt zu Stadt gezogen waren, auf der Suche nach einem Quartier. Und wie sie eines Tages diesem Ork begegnet war, der... und hier kam eines der Bilder in ihren Geist, das sie am wenigsten ertragen konnte. Sie setzte ihre Feldflasche noch einmal an und trank einen großen Schluck, um dieses Bild wieder zu vertreiben. Doch es schien so, als würde ihr die Medizin nicht helfen: Sie sah das Geschehene plötzlich deutlich vor Augen, so als würde sie das, was sich zugetragen hatte, noch einmal durchleben. Sie sah diesen Ork erneut vor sich, der ihr die Waffe ihres Mannes vor die Füße warf. „Er ist tot,“ sagte er, „er starb als er Rache für seinen Vater nehmen wollte.“
Sie hatte ihm die Nachricht über den Tod ihres Mannes zuerst nicht geglaubt, hatte ihm viele Fragen gestellt, Fragen, auf die er ihr jedoch keine Antwort gab. Sie hatte sich danach oft in der Stadt umgehört und war diesem Ork gegenüber, der sich als der Bruder ihres Mannes ausgab, immer misstrauischer geworden. Und schließlich, als sie ihn wieder traf und zur Rede stellte, wich er erneut ihren Fragen aus, und da erkannte sie es: Er war es, der ihren Mann getötet hatte. Und als sie diese Erkenntnis erlangt hatte, stieg Wut in ihr hoch, eine Wut, die sie so weit trieb, mit ihm vor den Toren Dions zu kämpfen. Sie schloss die Augen, als sie an diesen Kampf dachte. Wie ihre Waffen mit voller Wucht aneinander prallten und wie ihre Wut sie daran hinderte, klar denken zu können. Wie er sie deswegen schließlich in die Knie zwingen konnte mit einem gut platzierten Hieb auf ihren rechten Oberschenkel. Und wie sie sah, dass er zu einem vernichtenden Schlag ausholte, kurz bevor ihr schwarz vor den Augen wurde. Und wie sehr sie sich wunderte, als sie wieder aufwachte, noch immer auf jener Wiese vor Dions Stadttoren liegend, und sich fragte, warum sie noch am Leben war. Wieso hatte er sie verschont? Schließlich war es ihr gelungen, sich zum Tempel Dions zu schleppen, der außerhalb der Stadtmauern lag, sich dort ihre Wunde notdürftig zu verbinden und die beschwerliche Reise zur Halle ihres Clans, der ehemaligen Stadtwache Dions, anzutreten. Auf irgendeine Weise hatte sie es dann geschafft, dort hinzugelangen und sie war unter dem Torbogen zusammengebrochen.
Sie nahm noch einen Schluck der Medizin und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, in der geringen Hoffnung, dass diese Geste vielleicht die Bilder aus ihrem Kopf vertreiben könnte, als sie von Lärm aufgeschreckt wurde, der über den Platz hallte. Froh über die kurzzeitige Ablenkung, sah sie hinüber ans andere Ende des Platzes und erblickte ein paar Dunkelelfinnen, eine Zwergin und einen recht breitschultrigen Ork, die dort anscheinend miteinander tranken. Eine Augenbraue hebend, betrachtete sie kurz recht interessiert diese illustre Gruppe, um sich dann wieder umzudrehen und erneut einen Schluck aus ihrer Flasche zu nehmen. Und plötzlich musste sie an das denken, was sie und ihr Mann vor noch nicht allzu langer Zeit unter diesem Baum besprochen hatten, unter dem sie jetzt saß, damals, kurz nachdem sie bemerkt hatte, dass sie ein Kind in sich trug. Und da spürte sie auf einmal, wie ihre Augen sich langsam mit Tränen füllten. Wie, dachte sie, sollte sie etwa hier mitten auf dem Platz anfangen zu weinen wie ein Weichling? Sie schüttelte sich bei diesem Gedanken, atmete tief durch, nahm noch einen Schluck aus ihrer Feldflasche und beschloss, sich zu dem bunt gemischten Haufen zu gesellen, um Zerstreuung zu finden und um die Bilder endgültig aus ihrem Kopf zu vertreiben.
Oghtaqa, Varasha-thaq, Urutu-ekk
urgh-na paash Paagrio-thaq

Thaarmakk, Oghtaqa-thaq, ?-ekk

Rorrth, Gorgh-thaq, Neruga-ekk
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Oghtaqa - der blutrote Traum - von Lelwani - 09.12.2006, 12:09
[Kein Betreff] - von Lelwani - 09.12.2006, 12:10
[Kein Betreff] - von Lelwani - 10.12.2006, 19:21
[Kein Betreff] - von Lelwani - 11.12.2006, 19:12
[Kein Betreff] - von Lelwani - 12.12.2006, 20:58
[Kein Betreff] - von Lelwani - 14.12.2006, 08:39
[Kein Betreff] - von Thandorak - 29.08.2008, 21:29
[Kein Betreff] - von Lelwani - 29.08.2008, 21:43

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