13.03.2012, 13:55
Die Grenzen der Seele wirst du nicht finden,
So tiefen Grund hat sie.
(Heraklit)
Es war eine unruhige Nacht gewesen und so erwachte sie vor den ersten Sonnenstrahlen. Lange lag sie da, sah zur Decke und dachte über die Vorkommnisse des letzten Tages nach.
Nachdem Yvaine die Stimmen aus den Eisskulpturen vernommen hatte, war sie sofort in den Tempel gestürzt und hatte Iaskell zu der Skulptur geführt, bei der sie die Stimmen das erste Mal vernommen hatte. Der Priester war überraschend reserviert und abweisend gewesen. Als sie ihn darum gebeten hatte, selbst des Ohr zum Mund der Eingefrorenen zu führen und den Hilferuf zu hören, war er gar zurück getreten und es war deutliche Angst in seinen Augen zu lesen. "Wir haben sie umgebracht!" Yvaine hatte die Worte nicht sofort verstanden.
Und als sie letztendlich begriff, blieb ihr keine Zeit, darüber nach zu denken. Eine verzweifelt aussehende Elfe mit auffälligem Brustverband war zu ihnen getreten und verlangte sie zu sprechen. Schweren Herzens löste sie sich von den hastigen Untersuchungen an der Statue und hörte auf das Priesterherz in sich, dass die Bedürftige vor sich sah.
Die Elfe stellte sich als Varnar vor. Nur Valnar, keinen Nachnamen, keinen Rang, keinen Titel oder Zugehörigkeit. Sie fragte gar nach Yvaines Bruder, Ian, und erzählte, dass jener in einen Konflikt über ein Kopfgeld beteiligt gewesen sei. Eigentlich ging es ihr um ihren Geliebten, Batash, um den sie sich sorgte. Der Gesuchte war wohl sein Freund und nun war er ausgezogen, um den Verfasser des Steckbriefs zu finden. Doch es fiel ihr schwer, der Elfe zu zu hören, nachdem sie die Neuigkeiten um ihren Bruder wusste: Dieser hatte scheinbar den Gesuchten nieder geschlagen und war dann mitsamt diesem im Kerker gelandet, wenn auch nur für eine Nacht. Yvaine war sich sicher, dass kein Unrecht in seinen Gedanken vorherrschte. Ian hatte dem Gesetz helfen wollen, einen Gesuchten zu fassen. Ob dieser Dunkelelf unschuldig war oder nicht - das tat nicht zur Sache für den Moment. Was Yvaine jedoch zu denken gab war, dass ihr Bruder bei ihrer Begegnung am letzten Tag mit keinem Wort erwähnt hatte, dass er im Kerker war. Ebenso wenig hatte er von dem Konflikt mit dem Dunklen erzählt.
Yvaine verabschiedete die Elfe, als sie sich vergewissert hatte, dass sie wohlauf war. Sie würde sich nach Batash umhören - immerhin schien dieser sie ja sogar zu suchen.
Als sie sich wieder Iaskell und der Skulptur zu wand, sah sie, dass jener im Gespräch mit einem Dunklen war. Er sah nicht aus, wie die Dunklen, die Yvaine kannte. Grotesk und fehl am Platz wirke die klinisch weiße Kleidung und die Brille mit den dicken Gläsern. Ebenso ungewöhnlich war, dass er die Handelssprache eher gebrochen sprach. Der Dunkle, der sich als Rhylorasz vorstellte, schien eine Art... Forscher zu sein. Auch er war auf die Skulpturen aufmerksam geworden und untersuchte jene. Merkwürdiges Werkzeug führte er mit sich und als er gar ein Skalpel zur Hand nahm und eine gefrorene Locke der Skulptur abtrennte und in einer Phiole verschwinden ließ, um jene zu untersuchen, schöpfte Yvaine Hoffnung. Ein irrer Gedanke machte sich in ihrem Kopf breit. Sie fasste sich ein Herz, bat den Dunklen, dass er sich sofort im Tempel melden würde, so er etwas über das magische Eis herausfinden konnte. Rhylorasz wirkte zwar skeptisch, sagte jedoch zu, unter der Bedingung, dass die Priester ihm die Handelssprache besser lehren würden. Er lehnte ein Quartier im Tempel oder im Fasan ab und verabschiedete sich.
Yvaine war erleichtert, als sie endlich wieder allein waren und sich den Studien an der Statue zu wenden konnten. Doch Iaskell hatte es auf einmal sehr eilig, zurück in den Tempel zu kommen. Die Statue schien ihm egal. Schweren Herzens folgte sie ihm, dachte immerfort über seine Worte nach. "Wir haben sie umgebracht..." Sie verstand, was er mit diesen Worten meinte. Und diese Wahrheit war brutal. Sie verschloss dem Exekutor die Augen vor seinen Pflichten und Aufgaben.
Sie riss den Blick von der Decke los, als die ersten Sonnenstrahlen über die Marschen brachen und seufzte leise, in Erinnerung an den Streit, der nach ihrer Rückkehr in den Tempel folgte.
((Stimme aus dem Off: Ich poste hier einen Screen, da ich mich nicht in der Lage sehe, ein so intensives RP in zusammenfassende Worte abzubügeln. Neugierige bitte hier weiter lesen .))
Nachdenklich betrachtete sie den Schlafenden neben sich. Yvaine war erleichtert, dass dem Streit schließlich eine Aussprache gefolgt war und Iaskell ihr endlich zugehört hatte. Wenn ihre Theorie wahr war, gab es nicht nur für die erfrorenen Bürger Dions Hoffnung. Leise stand sie auf und schlüpfte in die wollene Reisekleidung. Sie würde der Idee weiter nach gehen, ehe sie sich gestattete, sie auch nur in Gedanken aus zu sprechen. Hoffnung konnte Mut machen, doch sie konnte auch verzweifeln, so sie unerfüllt blieb.
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