12.07.2008, 23:31
27: Drei Dunkelelfen
Komm zu uns… vergiss deine Sorgen. Wir geben dir alles was du brauchst… alles.
Benji schlug die Augen auf, noch immer schwirrten Bilder vor seinem geistigen Auge herum. Bilder von barbusigen Elfenfrauen, eine schöner als die andere. Sie hatten sich in seine Träume geschlichen und er brauchte eine Weile um diesen anzüglichen Traum aus seinem Kopf zu verbannen.
Ihm war warm und so zog er den grünen Umhang aus, warf ihn über den Holzschemel des Schreibtisches und wischte sich noch den Schweiß von der Stirn während er seine Schlafnische verließ. Etwas unbeholfen, da seine Hose ihm zu eng wirkte. Was für ein Traum. Kaum hatte er Galenya fortgeschickt kamen seine Gelüste hoch? Nein, das wäre nicht seine Art.
Seine Schritte führten ihn zu der kalten Quelle der Höhle, vorbei an dem Spiegel. Aus den Augenwinkeln bemerkte er darin eine Bewegung, machte halt. Es war mehr als der Schatten seiner selbst gewesen, so ging er an den Spiegel heran. Das Tuch, welches diesen eigentlich verdecken sollte lag daneben. Er hatte es vergessen.
Gerade wollte Benji es aufheben, als ihn eine Stimme aus dem Spiegel heraus ansprach. „Na, gut geschlafen?“, etwas Neckisches war in der Stimme des Waldelfen, Benji blickte auf, in den Spiegel, und traute seinen Augen kaum.
Der Spiegel zeigte nicht das Spiegelbild der realen Welt, sondern einen gemütlich eingerichteten Raum in dem eine pompöse Couch stand. Darauf war der Waldelf gebettet, ein paar Kleidungsstücke lagen herum und um ihn scharten sich eine Handvoll Elfenfrauen die ihn umgarnten. Es war kaum noch verwunderlich, dass der Waldelf fast nichts mehr anhatte, die Damen warengut damit beschäftigt ihn anzuhimmeln und nicht nur Hand an ihn anzulegen um ihn zu verwöhnen.
Benji schluckte und ließ das Tuch wieder fallen, der Anblick der herumkuschelnden Elfen sorgte dafür, dass sich erneut etwas bei ihm regte. Er ging mehr erstaunt denn erschrocken einen Schritt zurück und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Die Elfendamen hingegen hatten Benji längst bemerkt und lächelten ihn verführerisch an.
„Magst du dich nicht zu uns gesellen?“, säuselte eine, während eine Andere auf die Couch deutete. Eine eindeutige Einladung. Benji geriet ins Schwitzen, es war wie verhext. Erst dieser Traum und nun der Spiegel hinter dem scheinbar noch eine andere Welt existierte.
„Es ist ganz einfach, du kannst hindurchgehen.“, schmunzelte eine dritte Elfe und machte mit dem Zeigefinger eine lockende Geste. Benji tat den ersten Schritt zum Spiegel hin. Hatte er sich nach all den Strapazen nicht auch etwas Spaß verdient?
Doch es hielten ihn noch genügend Zweifel davon ab direkt in den Spiegel zu gehen. Langsam drängte sich der Gedanke an Galenya wieder in sein Bewusstsein vor. In diesem Moment kam eine Elfenhand aus dem Spiegel und zog Benji näher heran. Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Brust, bevor sie anfing sein Leinenhemd aufzuschnüren.
Die flüsternden Stimmen aus dem Spiegel wurden immer aufdringlicher, die Elfenfrauen mussten nicht mal selbst etwas sagen um Benji immer mehr in ihren Bann zu ziehen. Es war die Magie des Spiegels die ihn anlockte, kein Mann konnte dem widerstehen. Benji schloss die Augen und ließ sich sacht weiter zum Spiegel hinziehen, die Welt um ihn herum wurde immer leichter, angenehmer, sorgenfreier. Er fühlte sich gut, ließ sich treiben. Gleich war er im Spiegel…
Die Höhle erzitterte, ein erschrockenes Kreischen kam aus dem Spiegel und es bildete sich ein Riss in diesem, direkt unter Benjis rechter Hand. Diese war mit einem lauten Krachen gegen den Spiegel geschnellt, sodass Dunkelheit aus ihr heraustrat. Finster blickte der Mensch mit nachtschwarzen Augen die Sirenen in Elfengestalt an. Verärgert fauchen und kreischten sie den in Schatten gehüllten Menschen an, sie hatten es doch beinahe geschafft gehabt! Was zierte er sich nun?
Der Assassine zog die linke Hand wieder aus dem Spiegel heraus, Benji war wirklich nur noch einen Schritt von seiner Ewigkeit in diesem Männerfressendem Spiegel entfernt gewesen, doch dieses mal war es seine Schattenseite die gerade noch geschaltet hatte. Der Spiegel erhielt einen weiteren Knacks, als die rechte Hand noch einmal auf diesen prallte, als Warnung. Dann zog der Assassine das Tuch wieder über den Spiegel.
Der nächste Gang war zur kalten Quelle in der Höhle um sich abzukühlen ~ wenigstens äußerlich.
Die Felswand erhielt wieder ihre feste Form, als Benji die Panflöte wieder in der Tasche an seinem Gürtel verstaute. Heute hatte er sich für neue Kleidung entschieden, die in seiner Schatzkammer schon länger verstaubte. Angeblich soll sein Vater diese einst getragen haben. Die Kombination aus braunem Stoff und eingearbeitetem Kettenzeug machten die ganze Montur sehr robust, auch wenn Benji eher das Gefühl hatte es sollte etwas eingesperrt werden und nicht nur Schutz vor Waffen geben.
Dazu trug er den Hut, dem er dem elfischen Fischer abgenommen hatte und welcher nun irgendwo im Meer herumtrieb. Bewaffnet war er nur noch mit dem Kris, welchen er deutlich in der Dolchscheide bei sich trug. Der Gürtel fasste eine Menge Taschen und so konnte er auch ein paar Adena und Feder und Tinte unbemerkt darin verstauen. Der Hunger trieb ihn nach draußen, der Nahrungsvorrat in der Höhle war verschwunden, aber dem wollte er erst später nachgehen.
Durch den Vorfall mit dem Spiegel hatte Benji extrem schlechte Laune, er war unrasiert und total übermüdet. Die Sirenen hatten ihm zwar schöne Träume geschenkt, im Gegenzug aber seine Energie angezapft. Er fühlte sich, als hätte er überhaupt nicht geschlafen und sah auch so aus.
Mürrisch schlurfte Benji über die Steinbrücke, dass er von dem Waldelfen verfolgt wurde hob seine Laune nicht gerade. Dieser tippelte hinter ihm her und redete wie ein Wasserfall auf ihn ein:
„Hey, Kumpel mach’ doch nicht so ein Gesicht! War doch nur Spaß! Und ich sag’ dir die Mädels haben wirklich was drauf, du solltest es wirklich mal versuchen! Dann bist du auch nicht mehr so schlecht gelaunt. Hör mal, deine Schnecke könnte auch mal etwas Nachhilfe brauchen. Das eine Mal da in Dion, das war doch nix! Ihr müsst…“
Benji hob einen Stein vom Boden auf, als er den Weg passierte und schüttelte mit dem Kopf: „Du weißt auch nie, wann du den Mund halten solltest, oder?“
Der Waldelf blinzelte irritiert, holte dann aber schon wieder Luft um weiter zu reden. Benji drehte sich ruckartig zu ihm herum und bewarf ihn mit dem Stein, schrie: „Lass mich in Ruhe!“
Dann wandte Benji sich wieder zum Weg vor ihm, bemerkte dabei aber zwei Gestalten die sich zu ihm bewegten. Während der Waldelf mit einem beleidigtem Hüpfer verschwand, näherten sich Galenya und eine Dunkelelfe auf Benji zu. Letztere trug eine Rüstung und ihre Doppelklingen in den Händen. Reflexartig legte Benji seine linke Hand auf den Knauf des Kris. Die Rechte konnte er noch immer nicht bewegen, aber in dem Handschuh konnte man ihren Zustand nicht sehen.
Was war das nun wieder für ein Spiel? Galenya schien hinter der Dunkelelfe Schutz zu suchen, diese hingegen sprach Benji auch sogleich an. Zuerst fühlte sich Benji ziemlich überrumpelt; Die Dunkle namens Opium schien alles über ihn zu wissen, wollte ihm helfen und gab sich als Beschützerin Galenyas aus. Benjis Misstrauen war geschürt. Nie wieder würde er jemandem vertrauen der vom Blute Shilens war.
Doch die beiden Frauen passten ihm gerade überhaupt nicht. Galenya war wieder da, obwohl er ihr gesagt hatte sie soll sich von ihm fernhalten. Tameriel war nicht bei ihr, obwohl er sie beschützen sollte... und Opium wollte ihm aus heiterem Himmel helfen und erzählte ihm vom Blut das ihn dazu bringt morden zu wollen. Es gefiel Benji nicht, ganz und gar nicht.
„Es ist zu spät und ich komme auch alleine klar.“, maulte Benji dann. Er musste das alles selbst wieder hinbiegen, er wollte nicht noch mehr Leute da reinziehen und schon gar nicht das Galenya um ihn herumwuselte. Zweimal hatte er sie schon angegriffen, ob sie ein drittes Mal überleben würde bezweifelte er. Dazu durfte es nicht kommen.
Galenya trafen diese Worte hart und sie tat das, was Benji damit bezwecken wollte: Sie ging. „Du bist ein Feigling!“, sie schoss zurück und traf wieder. Benji schloss die Augen während Opium weiter mit ihm sprach. Ruhig, sehr ruhig für eine Dunkle. Galenya war fort als er die Augen wieder öffnete.
„…weshalb soll irgendetwas zu spät sein? Wann ist es je zu spät?“, fragte Opium während sie sich hinsetzte um die Situation zu entschärfen. Ihre Klingen hatte sie längst weggesteckt. Aber sie setzte gleich nach: „Was sind Eure Träume, Benji?“
Benjis himmelblaue Augen schauten lauernd unter dem Hut hervor: „Vielleicht habt ihr Recht, zu spät wäre es, wenn ich Galenya tatsächlich getötet hätte.“ Warum redete er eigentlich mit dieser Dunkelelfe? Benji musterte Opium noch einmal genauer. „Aber es war jedes Mal knapp… Träume? Die kann ich mir nicht erlauben.“ Eine Abwinkende Handbewegung folgte seinem Satz.
Opium schüttelte den Kopf: „Ich weiß was in Euch vorgeht… und Träume… Hoffnungen sind der einzige Antrieb die Ihr haben werdet, haltet an ihnen fest… sie können Eure Rettung sein.“, dann bedeutete sie ihm sich zu setzen.
„…oder mich zerstören.“ Das Bild von dem Kuss den Tameriel Galenya gab war wieder vor seinem geistigen Auge. Es war so leicht zu fallen, wenn das einzige woran man sich klammern konnte auf einmal starb. Sein Blick wanderte zum Himmel, etwas hielt ihn hier, er wollte zuhören und auch nicht. Ein Seufzer und Benji setzte sich.
„Es gibt eine Möglichkeit die Pläne des Blutes zu durchkreuzen, jedoch werdet ihr mit den Tiefen der Emotionen ein Leben lang leben müssen, die Intensität wird stets dieselbe sein.“, Opium wartete auf eine Reaktion, betrachtete Benji musternd.
Soweit war er selbst schon gekommen. Der Schatten war nicht zu verbannen, aber er könnte versuchen ihn einzudämmen. Dieses ewige auf und ab war keine zufrieden stellende Lösung. Benji schüttelte den Kopf: „Wenn ich weiterhin so schnell ausraste ist das keine Besserung.“
Opium lächelte sanft: „Drei Dunkle müsst ihr finden, um das Blut zum Schweigen zu bringen.“
Großartig. Ausgerechnet Dunkelelfen. Während die Beiden sprachen hielt sich eine weitere Dunkle in der Nähe auf. Sie war gerade dabei Kräuter zu sammeln und hatte sich dann in die Dunkelheit zurückgezogen als sie das Gespräch hörte. Lauschend hatte sie dagestanden, Opium war der Besuch nicht entgangen.
„Ihr habt keine Wahl.“, Opium versuchte Benji zu überzeugen. Aber er wollte sein Schicksal nicht in die Hände von noch mehr Dunkelelfen legen, damit hatte der ganze Mist doch erst angefangen.
„Na gut, kennt ihr diese Dunkelelfen?“, Benji wartete noch immer darauf, dass die Karten ausgespielt wurden, die Falle zuschnappt. Aber warum wanderte sein Blick heimlich in den Ausschnitt Opiums?!
„Nein, noch nicht… noch… nicht.“, Opium erhob sich. „Galenya und ich werden sie suchen.“
„Was?!“, Benji war entsetzt. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Galenya sollte drei Dunkelelfen suchen? Das war eindeutig zu gefährlich.
„Keine Sorge, ich beschütze sie.“, versuchte Opium ihn zu beruhigen. Ja, was hatte er auch für eine Wahl? Selbst suchen gehen? Wo er von dem Ganzen noch immer nichts hielt?
„Ich werde mich bei euch melden wenn ich etwas Neues weiß, Barde.“, Opium erhob sich. „Versucht Euch bis dahin zu beherrschen.“
Benji verschränkte die Arme vor der Brust. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Dann verschwand Opium in den Schatten und die andere Dunkelelfe trat aus ihnen heraus. Sie zeigte sich offensichtlich, auch wenn sie unter der Kapuze noch eine Maske trug.
Benji trat einen Stein von sich weg. Dunkle die ihm helfen sollten, Galenya die trotz kaputter Beine auf eine Suche gehen sollte… begleitet von einer Dunkelelfe. Tameriel der unachtsam war… und das brennen in Benjis Lenden wegen diesem verfluchten Spiegel…
„Das sieht mir aber nicht sehr beherrscht aus.“, amüsiert kommentierte die fremde Dunkelelfe den Steintritt und schmunzelte Benji an. Wieder legte sich seine linke auf den Knauf des Kris.
„Was wollt ihr, Hexe?“, nicht das Benjis Laune sowieso schon schlecht war. Dieser Tag hatte schon so begonnen und es schien immer schlimmer zu werden.
„Hexe? Wie charmant. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, ich will Euch helfen.“, die Dunkle trat etwas an Benji heran. Dieser Musterte sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse, wobei er nicht recht wusste woher letzteres stammte.
Opium war nicht fort und so flüsterte sie Benji etwas ins Ohr. Er konnte sie nicht sehen, aber ihre Worte vernehmen: „Sie ist mit Angst und Vorsicht hier, als hätte sie etwas zu verlieren. So fragt sie warum sie hier ist.“ Noch mehr Befehle die einem zugeflüstert wurden, aber das machte jetzt auch nichts mehr.
„Soso, wollt ihr das also… und wie wollt ihr das anstellen?“, nicht das Benji sowieso schlecht auf Dunkelelfen zu sprechen war… aber jede die einfach so ihre Hilfe anbot war mit noch mehr Vorsicht zu genießen.
„Ich hörte Euer Gespräch, drei dunkelelfische Magier benötigt ihr. Nun, ich bin Heilmagierin und ich könnte Euch bei Eurem Vorhaben unterstützen.“
Opium erschien zwischen den Beiden, Benji hingegen verschränkte die Arme. Es wirkte wie abgesprochen, sollte ihm der erste ‚Fund’ schnelle Hoffnung geben?
„Das sollte gehen, nehmt ihr die Hilfe an?“, fragte Opium.
„Ehrlich gesagt wären mir Lichtelfenmagier lieber.“, murrte Benji als Antwort.
„Das geht nicht, ihr Blut ist anders. Sie könnten nicht helfen.“
Warum hatte er mit so etwas gerechnet? Benji resignierte: „Ich werde darüber nachdenken.“
Opium legte eine Hand auf seine Schulter, was er mit einem misstrauischen Blick beantwortete. Aber da war noch etwas, ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper. Ihm wurde warm. Das konnte doch nicht…
„Könntet Ihr… die Hand...“, mehr brachte er nicht hervor.
Opium lächelte: „Gebt nicht auf, wir helfen Euch.“, dann nahm sie die Hand von seiner Schulter und wandte sich zum gehen. Die Unbekannte tat es ihr gleich.
„Aluve Opium.“, Benji legte seine linke Hand auf die Schulter, dort wo Opium ihn berührt hatte. Leise fluchte er vor sich hin. Dann ging er zum Wasserfall und stieg die Felsen hinab zu dem Wasserbecken darunter. Er brauchte eine Abkühlung.
Seine Schattenseite schien großes Gefallen an Dunkelelfenfrauen gefunden zu haben.
Fluchend durchsuchte Benji das Wasserbecken nach dem Kriegshorn von Galenya. Später würde er den Spiegel in Scherben schlagen.
Komm zu uns… vergiss deine Sorgen. Wir geben dir alles was du brauchst… alles.
Benji schlug die Augen auf, noch immer schwirrten Bilder vor seinem geistigen Auge herum. Bilder von barbusigen Elfenfrauen, eine schöner als die andere. Sie hatten sich in seine Träume geschlichen und er brauchte eine Weile um diesen anzüglichen Traum aus seinem Kopf zu verbannen.
Ihm war warm und so zog er den grünen Umhang aus, warf ihn über den Holzschemel des Schreibtisches und wischte sich noch den Schweiß von der Stirn während er seine Schlafnische verließ. Etwas unbeholfen, da seine Hose ihm zu eng wirkte. Was für ein Traum. Kaum hatte er Galenya fortgeschickt kamen seine Gelüste hoch? Nein, das wäre nicht seine Art.
Seine Schritte führten ihn zu der kalten Quelle der Höhle, vorbei an dem Spiegel. Aus den Augenwinkeln bemerkte er darin eine Bewegung, machte halt. Es war mehr als der Schatten seiner selbst gewesen, so ging er an den Spiegel heran. Das Tuch, welches diesen eigentlich verdecken sollte lag daneben. Er hatte es vergessen.
Gerade wollte Benji es aufheben, als ihn eine Stimme aus dem Spiegel heraus ansprach. „Na, gut geschlafen?“, etwas Neckisches war in der Stimme des Waldelfen, Benji blickte auf, in den Spiegel, und traute seinen Augen kaum.
Der Spiegel zeigte nicht das Spiegelbild der realen Welt, sondern einen gemütlich eingerichteten Raum in dem eine pompöse Couch stand. Darauf war der Waldelf gebettet, ein paar Kleidungsstücke lagen herum und um ihn scharten sich eine Handvoll Elfenfrauen die ihn umgarnten. Es war kaum noch verwunderlich, dass der Waldelf fast nichts mehr anhatte, die Damen warengut damit beschäftigt ihn anzuhimmeln und nicht nur Hand an ihn anzulegen um ihn zu verwöhnen.
Benji schluckte und ließ das Tuch wieder fallen, der Anblick der herumkuschelnden Elfen sorgte dafür, dass sich erneut etwas bei ihm regte. Er ging mehr erstaunt denn erschrocken einen Schritt zurück und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Die Elfendamen hingegen hatten Benji längst bemerkt und lächelten ihn verführerisch an.
„Magst du dich nicht zu uns gesellen?“, säuselte eine, während eine Andere auf die Couch deutete. Eine eindeutige Einladung. Benji geriet ins Schwitzen, es war wie verhext. Erst dieser Traum und nun der Spiegel hinter dem scheinbar noch eine andere Welt existierte.
„Es ist ganz einfach, du kannst hindurchgehen.“, schmunzelte eine dritte Elfe und machte mit dem Zeigefinger eine lockende Geste. Benji tat den ersten Schritt zum Spiegel hin. Hatte er sich nach all den Strapazen nicht auch etwas Spaß verdient?
Doch es hielten ihn noch genügend Zweifel davon ab direkt in den Spiegel zu gehen. Langsam drängte sich der Gedanke an Galenya wieder in sein Bewusstsein vor. In diesem Moment kam eine Elfenhand aus dem Spiegel und zog Benji näher heran. Sie strich mit dem Zeigefinger über seine Brust, bevor sie anfing sein Leinenhemd aufzuschnüren.
Die flüsternden Stimmen aus dem Spiegel wurden immer aufdringlicher, die Elfenfrauen mussten nicht mal selbst etwas sagen um Benji immer mehr in ihren Bann zu ziehen. Es war die Magie des Spiegels die ihn anlockte, kein Mann konnte dem widerstehen. Benji schloss die Augen und ließ sich sacht weiter zum Spiegel hinziehen, die Welt um ihn herum wurde immer leichter, angenehmer, sorgenfreier. Er fühlte sich gut, ließ sich treiben. Gleich war er im Spiegel…
Die Höhle erzitterte, ein erschrockenes Kreischen kam aus dem Spiegel und es bildete sich ein Riss in diesem, direkt unter Benjis rechter Hand. Diese war mit einem lauten Krachen gegen den Spiegel geschnellt, sodass Dunkelheit aus ihr heraustrat. Finster blickte der Mensch mit nachtschwarzen Augen die Sirenen in Elfengestalt an. Verärgert fauchen und kreischten sie den in Schatten gehüllten Menschen an, sie hatten es doch beinahe geschafft gehabt! Was zierte er sich nun?
Der Assassine zog die linke Hand wieder aus dem Spiegel heraus, Benji war wirklich nur noch einen Schritt von seiner Ewigkeit in diesem Männerfressendem Spiegel entfernt gewesen, doch dieses mal war es seine Schattenseite die gerade noch geschaltet hatte. Der Spiegel erhielt einen weiteren Knacks, als die rechte Hand noch einmal auf diesen prallte, als Warnung. Dann zog der Assassine das Tuch wieder über den Spiegel.
Der nächste Gang war zur kalten Quelle in der Höhle um sich abzukühlen ~ wenigstens äußerlich.
Die Felswand erhielt wieder ihre feste Form, als Benji die Panflöte wieder in der Tasche an seinem Gürtel verstaute. Heute hatte er sich für neue Kleidung entschieden, die in seiner Schatzkammer schon länger verstaubte. Angeblich soll sein Vater diese einst getragen haben. Die Kombination aus braunem Stoff und eingearbeitetem Kettenzeug machten die ganze Montur sehr robust, auch wenn Benji eher das Gefühl hatte es sollte etwas eingesperrt werden und nicht nur Schutz vor Waffen geben.
Dazu trug er den Hut, dem er dem elfischen Fischer abgenommen hatte und welcher nun irgendwo im Meer herumtrieb. Bewaffnet war er nur noch mit dem Kris, welchen er deutlich in der Dolchscheide bei sich trug. Der Gürtel fasste eine Menge Taschen und so konnte er auch ein paar Adena und Feder und Tinte unbemerkt darin verstauen. Der Hunger trieb ihn nach draußen, der Nahrungsvorrat in der Höhle war verschwunden, aber dem wollte er erst später nachgehen.
Durch den Vorfall mit dem Spiegel hatte Benji extrem schlechte Laune, er war unrasiert und total übermüdet. Die Sirenen hatten ihm zwar schöne Träume geschenkt, im Gegenzug aber seine Energie angezapft. Er fühlte sich, als hätte er überhaupt nicht geschlafen und sah auch so aus.
Mürrisch schlurfte Benji über die Steinbrücke, dass er von dem Waldelfen verfolgt wurde hob seine Laune nicht gerade. Dieser tippelte hinter ihm her und redete wie ein Wasserfall auf ihn ein:
„Hey, Kumpel mach’ doch nicht so ein Gesicht! War doch nur Spaß! Und ich sag’ dir die Mädels haben wirklich was drauf, du solltest es wirklich mal versuchen! Dann bist du auch nicht mehr so schlecht gelaunt. Hör mal, deine Schnecke könnte auch mal etwas Nachhilfe brauchen. Das eine Mal da in Dion, das war doch nix! Ihr müsst…“
Benji hob einen Stein vom Boden auf, als er den Weg passierte und schüttelte mit dem Kopf: „Du weißt auch nie, wann du den Mund halten solltest, oder?“
Der Waldelf blinzelte irritiert, holte dann aber schon wieder Luft um weiter zu reden. Benji drehte sich ruckartig zu ihm herum und bewarf ihn mit dem Stein, schrie: „Lass mich in Ruhe!“
Dann wandte Benji sich wieder zum Weg vor ihm, bemerkte dabei aber zwei Gestalten die sich zu ihm bewegten. Während der Waldelf mit einem beleidigtem Hüpfer verschwand, näherten sich Galenya und eine Dunkelelfe auf Benji zu. Letztere trug eine Rüstung und ihre Doppelklingen in den Händen. Reflexartig legte Benji seine linke Hand auf den Knauf des Kris. Die Rechte konnte er noch immer nicht bewegen, aber in dem Handschuh konnte man ihren Zustand nicht sehen.
Was war das nun wieder für ein Spiel? Galenya schien hinter der Dunkelelfe Schutz zu suchen, diese hingegen sprach Benji auch sogleich an. Zuerst fühlte sich Benji ziemlich überrumpelt; Die Dunkle namens Opium schien alles über ihn zu wissen, wollte ihm helfen und gab sich als Beschützerin Galenyas aus. Benjis Misstrauen war geschürt. Nie wieder würde er jemandem vertrauen der vom Blute Shilens war.
Doch die beiden Frauen passten ihm gerade überhaupt nicht. Galenya war wieder da, obwohl er ihr gesagt hatte sie soll sich von ihm fernhalten. Tameriel war nicht bei ihr, obwohl er sie beschützen sollte... und Opium wollte ihm aus heiterem Himmel helfen und erzählte ihm vom Blut das ihn dazu bringt morden zu wollen. Es gefiel Benji nicht, ganz und gar nicht.
„Es ist zu spät und ich komme auch alleine klar.“, maulte Benji dann. Er musste das alles selbst wieder hinbiegen, er wollte nicht noch mehr Leute da reinziehen und schon gar nicht das Galenya um ihn herumwuselte. Zweimal hatte er sie schon angegriffen, ob sie ein drittes Mal überleben würde bezweifelte er. Dazu durfte es nicht kommen.
Galenya trafen diese Worte hart und sie tat das, was Benji damit bezwecken wollte: Sie ging. „Du bist ein Feigling!“, sie schoss zurück und traf wieder. Benji schloss die Augen während Opium weiter mit ihm sprach. Ruhig, sehr ruhig für eine Dunkle. Galenya war fort als er die Augen wieder öffnete.
„…weshalb soll irgendetwas zu spät sein? Wann ist es je zu spät?“, fragte Opium während sie sich hinsetzte um die Situation zu entschärfen. Ihre Klingen hatte sie längst weggesteckt. Aber sie setzte gleich nach: „Was sind Eure Träume, Benji?“
Benjis himmelblaue Augen schauten lauernd unter dem Hut hervor: „Vielleicht habt ihr Recht, zu spät wäre es, wenn ich Galenya tatsächlich getötet hätte.“ Warum redete er eigentlich mit dieser Dunkelelfe? Benji musterte Opium noch einmal genauer. „Aber es war jedes Mal knapp… Träume? Die kann ich mir nicht erlauben.“ Eine Abwinkende Handbewegung folgte seinem Satz.
Opium schüttelte den Kopf: „Ich weiß was in Euch vorgeht… und Träume… Hoffnungen sind der einzige Antrieb die Ihr haben werdet, haltet an ihnen fest… sie können Eure Rettung sein.“, dann bedeutete sie ihm sich zu setzen.
„…oder mich zerstören.“ Das Bild von dem Kuss den Tameriel Galenya gab war wieder vor seinem geistigen Auge. Es war so leicht zu fallen, wenn das einzige woran man sich klammern konnte auf einmal starb. Sein Blick wanderte zum Himmel, etwas hielt ihn hier, er wollte zuhören und auch nicht. Ein Seufzer und Benji setzte sich.
„Es gibt eine Möglichkeit die Pläne des Blutes zu durchkreuzen, jedoch werdet ihr mit den Tiefen der Emotionen ein Leben lang leben müssen, die Intensität wird stets dieselbe sein.“, Opium wartete auf eine Reaktion, betrachtete Benji musternd.
Soweit war er selbst schon gekommen. Der Schatten war nicht zu verbannen, aber er könnte versuchen ihn einzudämmen. Dieses ewige auf und ab war keine zufrieden stellende Lösung. Benji schüttelte den Kopf: „Wenn ich weiterhin so schnell ausraste ist das keine Besserung.“
Opium lächelte sanft: „Drei Dunkle müsst ihr finden, um das Blut zum Schweigen zu bringen.“
Großartig. Ausgerechnet Dunkelelfen. Während die Beiden sprachen hielt sich eine weitere Dunkle in der Nähe auf. Sie war gerade dabei Kräuter zu sammeln und hatte sich dann in die Dunkelheit zurückgezogen als sie das Gespräch hörte. Lauschend hatte sie dagestanden, Opium war der Besuch nicht entgangen.
„Ihr habt keine Wahl.“, Opium versuchte Benji zu überzeugen. Aber er wollte sein Schicksal nicht in die Hände von noch mehr Dunkelelfen legen, damit hatte der ganze Mist doch erst angefangen.
„Na gut, kennt ihr diese Dunkelelfen?“, Benji wartete noch immer darauf, dass die Karten ausgespielt wurden, die Falle zuschnappt. Aber warum wanderte sein Blick heimlich in den Ausschnitt Opiums?!
„Nein, noch nicht… noch… nicht.“, Opium erhob sich. „Galenya und ich werden sie suchen.“
„Was?!“, Benji war entsetzt. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Galenya sollte drei Dunkelelfen suchen? Das war eindeutig zu gefährlich.
„Keine Sorge, ich beschütze sie.“, versuchte Opium ihn zu beruhigen. Ja, was hatte er auch für eine Wahl? Selbst suchen gehen? Wo er von dem Ganzen noch immer nichts hielt?
„Ich werde mich bei euch melden wenn ich etwas Neues weiß, Barde.“, Opium erhob sich. „Versucht Euch bis dahin zu beherrschen.“
Benji verschränkte die Arme vor der Brust. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Dann verschwand Opium in den Schatten und die andere Dunkelelfe trat aus ihnen heraus. Sie zeigte sich offensichtlich, auch wenn sie unter der Kapuze noch eine Maske trug.
Benji trat einen Stein von sich weg. Dunkle die ihm helfen sollten, Galenya die trotz kaputter Beine auf eine Suche gehen sollte… begleitet von einer Dunkelelfe. Tameriel der unachtsam war… und das brennen in Benjis Lenden wegen diesem verfluchten Spiegel…
„Das sieht mir aber nicht sehr beherrscht aus.“, amüsiert kommentierte die fremde Dunkelelfe den Steintritt und schmunzelte Benji an. Wieder legte sich seine linke auf den Knauf des Kris.
„Was wollt ihr, Hexe?“, nicht das Benjis Laune sowieso schon schlecht war. Dieser Tag hatte schon so begonnen und es schien immer schlimmer zu werden.
„Hexe? Wie charmant. Aber ob ihr es glaubt oder nicht, ich will Euch helfen.“, die Dunkle trat etwas an Benji heran. Dieser Musterte sie mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse, wobei er nicht recht wusste woher letzteres stammte.
Opium war nicht fort und so flüsterte sie Benji etwas ins Ohr. Er konnte sie nicht sehen, aber ihre Worte vernehmen: „Sie ist mit Angst und Vorsicht hier, als hätte sie etwas zu verlieren. So fragt sie warum sie hier ist.“ Noch mehr Befehle die einem zugeflüstert wurden, aber das machte jetzt auch nichts mehr.
„Soso, wollt ihr das also… und wie wollt ihr das anstellen?“, nicht das Benji sowieso schlecht auf Dunkelelfen zu sprechen war… aber jede die einfach so ihre Hilfe anbot war mit noch mehr Vorsicht zu genießen.
„Ich hörte Euer Gespräch, drei dunkelelfische Magier benötigt ihr. Nun, ich bin Heilmagierin und ich könnte Euch bei Eurem Vorhaben unterstützen.“
Opium erschien zwischen den Beiden, Benji hingegen verschränkte die Arme. Es wirkte wie abgesprochen, sollte ihm der erste ‚Fund’ schnelle Hoffnung geben?
„Das sollte gehen, nehmt ihr die Hilfe an?“, fragte Opium.
„Ehrlich gesagt wären mir Lichtelfenmagier lieber.“, murrte Benji als Antwort.
„Das geht nicht, ihr Blut ist anders. Sie könnten nicht helfen.“
Warum hatte er mit so etwas gerechnet? Benji resignierte: „Ich werde darüber nachdenken.“
Opium legte eine Hand auf seine Schulter, was er mit einem misstrauischen Blick beantwortete. Aber da war noch etwas, ein Kribbeln durchfuhr seinen Körper. Ihm wurde warm. Das konnte doch nicht…
„Könntet Ihr… die Hand...“, mehr brachte er nicht hervor.
Opium lächelte: „Gebt nicht auf, wir helfen Euch.“, dann nahm sie die Hand von seiner Schulter und wandte sich zum gehen. Die Unbekannte tat es ihr gleich.
„Aluve Opium.“, Benji legte seine linke Hand auf die Schulter, dort wo Opium ihn berührt hatte. Leise fluchte er vor sich hin. Dann ging er zum Wasserfall und stieg die Felsen hinab zu dem Wasserbecken darunter. Er brauchte eine Abkühlung.
Seine Schattenseite schien großes Gefallen an Dunkelelfenfrauen gefunden zu haben.
Fluchend durchsuchte Benji das Wasserbecken nach dem Kriegshorn von Galenya. Später würde er den Spiegel in Scherben schlagen.