Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..
#11
Platzhalterchen
Wenn irgendetwas nichtmehr geht, was vorher ging, dann ist irgendwas kaputt.

[Bild: mikmb2.jpg]
Zitieren
#12
Ein endloser Traum

„Wir kehren nach Barcaras zurück“

Es waren nun bereits einige Tage vielleicht auch Wochen vergangen, seit sie dieses getan hatten. Die Zeit spielte hier keine Rolle, man nahm sie hin, man lebte mit ihr, doch es schien unbedeutend.
Sie hatten sich abgewandt von der Welt, hatten sie verbannt aus ihren Köpfen, sie lebten das Glück, welches ihnen so oft verwehrt worden war. Aber die Zweifel ob es richtig war blieben, keiner sprach sie aus, still hingen sie im Raum und schienen wie ein dunkler Schatten den Frieden zu bedrohen.

„Die Zeit steht still“
Verzaubert blickt sie in die goldenen Augen, die sie anlächeln. Der Bach der sich sanft durch die Auen windet, gibt ein leises anhaltendes Glucksen von sich. Die Sonne bricht sich sanft auf dem trägem Wasser und zaubert eine Farbenspiel, das seines gleichen suchte.

Der Elf streicht ihr sanft das Haar aus dem Gesicht, den Jungen haltend, dessen Augen sie ebenso golden anstrahlen.

Elsyrion…

Namen…sie hatten hier keine Bedeutung, das Hier, das Jetzt ist entscheidend.
Ein endloser Traum…

Dann ganz langsam, schleichend windet sich eine Hitze auf ihrem Arm entlang.

Die Sonne, es wird wohl nur die Sonne sein…

Doch es endet nicht. Die Hitze brennt auf der Haut, ein nimmer sattes Feuer, das sie verzerrt. Sie sieht auf und nichts hat sie verändert.
Kein Laut kommt über ihre Lippen, sie schreit aber kein Ton ist zu hören.

Ein endloser Traum…

Panik und Angst machen sich in breit. Sie versucht ihn zu berühren, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch er sitzt noch da, verträumt den Jungen in den Armen haltend.

Sie schlägt, sie schreit aber nichts änderte sich.

Ein endloser Traum…

Tränen rinnen aus ihren Augen, wie Säure laufen sie ihre Wangen herab, verzerrt in den ewigen Flammen.
Ewigkeit zu Ewigkeit, die Zeit rinnt dahin und steht doch still.

Ein endloser Traum…

Der Schmerz vergeht nicht, er wird hingenommen, die Gegenwehr wird aufgegeben.

Der Elf steht auf, nimmt den Sohn und geht, Schritt für Schritt geht er seinen Weg.

Sie will aufspringen, alles was sie noch an Kraft hat wendet sie auf. Aber sie bewegt sich nicht.
Die Augen folgen wie gebannt den Schritten und jeder scheint sie mehr zu zerreißen.

Es gibt keine Worte mehr…

Dann ändert sich alles…die Wiese weicht einem schlammigen zertrampelten Feld. Wolken verdunkeln den Himmel.
Stimmen donnern Befehle, das Klirren unsagbarer Klingen ist zu hören, Schreie, die einem den Verstand nehmen.
Die Luft ist erfüllt von unzähligen Zaubern. Verzweiflung. Es gibt keinen Freund, es gibt keinen Feind, der Tot hat seine Dunkle Hand über sie gelegt.

Sie spürt die Kälte des Bodens, aber erlindert ihre Schmerzen nicht, er hat sich verändert, aber ist immer noch da.

Schlamm bedeckt sie. Die Farbe der Robe nur zu erahnen, sie ist einem Gemisch aus Braun und dunklem Rot gewichen.

Ruhe, der Wille das aufhört, jeder Atemzug eine Qual.

Sie wird angehoben, an einen warmen Körper gedruckt.

Dieser Duft…

Ihre Augen öffnen sich und erblicken einen Elf, makellos sein Gesicht, die Augen von solch einem tiefen Blau wie man sie nur selten sieht.

Die Zeit steht still, der Schmerz bleibt.

Ein endloser Traum…

Norelle öffnet die Augen, der Raum liegt im Licht der sich andeuten Morgendämmerung vor ihr. Der Schmerz ist vergangen, sie liegt in einem weichen Bett, die dünne Decke schmiegt sich sanft an ihren Körper.
Das Geräusch von gleichmäßigem Atem dringt an ihr Ohr, sie richtet sich auf, der Blick wandert neben sich.

Da liegt er, den Sohn in seinen Armen umschlossen und verweilt sanft im Schlaf.
Sie streicht über seine Wange, haucht ihm einen Kuss auf die Stirn und steht leise auf.

Die nackten Füße tappen über den Boden hinaus in das angrenzende Zimmer über die geöffneten Türen auf den Balkon. Sie lehnt sich an das Geländer, schließt die Augen, der sanfte Morgenwind spielt mit ihrem Haar.

„Jetzt ist es an mir zu sagen: Vergib mir…Ich werde immer der deine sein, immer!“

Sie dreht sich um, ihre Augen blinzen in das Halbdunkel hinein.
Nichts.

„Harleth“ Die Lippen formen den Namen, sie wendet sich wieder ab.
„Wir werden uns wieder sehen mein Stern…schon bald“
Der Wind trägt die Worte an ihr Ohr und wieder blinzeln die Augen angestrengt ins Halbdunkel.
Für einen kurzen Augenblick, scheint eine Gestallt an der Balkontür zu lehnen, ein trauriges Lächeln auf den Lippen, die tief blauen Augen auf sie gerichtet.

„Schon bald“ Seine Lippen formen die Worte, dann bricht die Sonne durch die Wolkendecke.

Der Platz ist leer.

„Schon bald“ Die Worte hallen in ihren Gedanken wieder.

Ein endloser Traum



Dinge, die enden...

Warum kannst du mit mein Glück nicht lassen?“, leise kommen die Worte über ihre Lippen.

Die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Balkon in ein warmes Licht und vertreiben die Kälte der Nacht aus ihren Knochen. Ihr Blick ist wieder auf das grüne Blätterdach des Waldes gerichtet. Wieder lehnt sie sich an das Geländer und lauscht noch in Gedanken dem Wind, der sie mal sanft mal fordernd umspielt.

„Du weißt, er wird gehen…wie oft kannst es noch ertragen ihn zu verlieren?“, die Worte schleichen sich in ihre Gedanken und schlagartig hat die Sonne an Wärme verloren, der Wind spielt frech mit ihren Haaren.

Die Elfe wendet sich ab, ihre nackten Füße verursachen ein leises Geräusch auf den Fliesen. Sie kehrt in das Haus zurück, mit einem sanften Lächeln sieht zu den beiden Schlafenden hinüber.

Nein, sie würde es nicht zulassen, sie würde sich all das hier nicht nehmen lassen, doch die Zeit hat ihre ganz eigenen Pläne…

Ihre Finger streichen über das Holz des alten Schreibtisches, viele Briefe wurden hier geschrieben, viele Entscheidungen getroffen. Erinnerungen, die nicht die ihren sind. Würde er je wieder hier sitzen, sich nächtelang den Kopf zerbrechen?

Noch kann sie die lähmende Verzweiflung spüren, die überkam als sie den Aushang in Heine las. Elsyrion Sternenglanz des Mordes angeklagt, weg geschlossen hinter den Mauern des Adener Gefängnisses. Er soll den Stadtrat Heines ermordet haben.

Auch jetzt kann sie es noch nicht fassen, aber er ist fort. „Wie oft noch…wie oft noch Eva?“, die Worte verhallen ungehört in dem Zimmer. Einen Moment verharrt sie noch, dann verlässt sie das Zimmer, schließt die Tür hinter sich und versucht zu lächeln.

„Artamir…wir müssen nun gehen.“, der kleine Elf sieht zu ihr auf. Sie kann in seinen Augen lesen, dass er nur ahnen kann, was hier geschieht. Schnell verabschiedet sie sich von Ellen und lässt dann das Haus hinter sich. Sie würde Heine verlassen und ihren Sohn an einen sicheren Ort bringen, fern von den Geschehnissen dieser einen schicksalhaften Nacht.

Der Weg durch die Silberauen, ist ihr selten schwerer gefallen. Norelle weiß, dass es die richtige Entscheidung ist ihren Sohn Imeriwyn anzuvertrauen, aber stechendes Gefühl schnürt ihr die Luft ab. Schweigend legen sie den vertrauten Weg zurück. Ihr Blick schweift über die sanften Auen, doch heute bleibt ihr die Schönheit der Landschaft verschlossen…


Sie hatte nicht gedacht, dass sie so noch in derselben Nacht wieder in dies Silberauen zurückkehren würde.
Jetzt sitzt sie auf dem Bett ihres Sohnes und hält diesen fest umschlungen im Arm während sie in den sternenlosen Himmel blickt. Sein Atem geht bereits deutlich gleichmäßiger und auch die Fieberschübe sind weniger geworden.

Ein Bote war nach ihr geschickt worden, weil er sich beim Spielen an einem giftigen Stachel verletzt hatte. Es sie nichts lebensbedrohliches, hatte der Bote gesagt, doch der Junge brauche jetzt seine Mutter.

Nach Aden hatte sie ihr Weg schließlich geführt. Gemeinsam mit Neneliel hatte versucht, dem Rätsel um die Morde auf die Spur zu kommen, doch statt Antworten, hatten sie eine weiter Leiche gefunden und einen nicht sehr gesprächigen Hauptmann in Aden.

Zärtlich streicht sie über das dunkle Haar des Jungen. Nur schemenhaft kann man das Zimmer in sie sich beiden erkennen, nur der Mond spendet dann und wann, wenn er nicht durch eine Wolke verdeckt wird ein wenig Licht. Aber es ist ihr nur recht so.

Der Hauptmann, meinte Elsyrion sei ausgebrochen. Die Elfe konnte sich nicht vorstellen, warum er so etwas Dummes hätte tun sollen. Nach wie vor glaubt sie an seine Unschuld, doch wie soll man beweisen, dass er nicht getan hat, wessen man ihn anklagt. Nur die Schuldigen fliehen, weil sie wissen welche Strafe ihnen droht. Und wenn es doch anders ist?

Leise seufzend, lehnt sie sich zurück. Ihre Augen blicken in die Dunkelheit, heute würde sie keinen Schlaf finden.

Wie oft kannst du es noch ertragen ihn zu verlieren…?

So wie ihr die Worte in den Sinn kommen, weiß sie, dass kein einziges Mal mehr schaffen wird. Aber noch ein andere Frage drängt sich in ihre Gedanken: Konnte sie ihn überhaupt verlieren, war er denn jemals ganz der ihre gewesen.
Die Antwort auf die Frage macht ihr Angst. Vieles zwischen ihnen blieb unausgesprochen, viele Erinnerungen ungeteilt…

Vorsichtig legt sie den Kopf des Schlafenden auf das Kissen und steht auf und tritt an das Fenster heran, öffnet es leise und sieht in die Dunkelheit hinaus. Der kühle Nachtwind weht in das Zimmer hinein.

Eine ungekannte Leere erfüllt die Elfe. Keine Trauer, keine Verzweiflung, nur ein stilles Einvernehmen.

Der Ring. Sie blickt auf ihre Hand und den zierlichen kleinen Mithrilring. Der Ring eines Träumers. Langsam streicht sie ihn ab und wendet ihn inzwischen ihren Fingern, kurz fällt ein fahler Strahl Mondlicht darauf. Es würde kein Licht geben in dieser Dunkelheit, keinen Stern am Himmel.

Sie verlässt das Zimmer, die Siedlung. Erst langsamen Schrittes, dann fast rennend. Es schien keiner mehr wach zu sein oder sich über sie zu wundern. Angenehm kühl legt sich der nachtwind auf ihr Gesicht.

Zum See. Langsam zeichneten sich die ersten Farben des Morgenrots auf den Himmel als sie den Platz bei der alten Weide erreicht.

Laut atmend lässt sie sich in das vom Tau feuchte Grass fallen. Der Blick ist über den See gerichtet auf das Farbenspiel zwischen Wasser und Himmel.

Sie würde nicht zurückkehren in die Stadt am Meer.

Die Kälte kriecht in ihre Knochen, als sie noch dort liegt, den Blick über den See gewendet. Die ersten Strahlen der Sonne erfüllen den Himmel und zaubern immer neue Farben in den Sonnenaufgang.
Es endet, es endet hier und jetzt und es wird keine Tränen geben, kein Auflehnen gegen das Schicksal, keine Verzweiflung, nur eine dunkle Leere, die den Platz einnimmt des Elfen, der ihr einst alles gewesen war.

Noch am Morgen würde eine Elfe, die nach dem Jungen sehen wollte, den Ring auf dem Fensterbrett finden und ihn auf den Nachtisch legen.
Zitieren
#13
*Platzhalter*
[Bild: winterfairy12yr8.jpg]
Zitieren
#14
Ein neues Zuhause

Wie so oft in den letzen Tagen spaziert die Elfe langsamen Schrittes, fast gedankenverloren am Irissee entlang.
Das Laubdach alter Bäume beschattet ihren Weg und der Wind, den man hier kaum spürt, spielt mit dem Rascheln den der Blätter seine ganz eigne Melodie.

Ein Haus hier am See, fährt es ihr in die Gedanken, sie hatte sich immer ein Haus hier gewünscht. Sie hält inne und sieht über das sanft gekräuselte Wasser des Sees. Nicht fernab von der Siedlung des Morjes, die nun seit einigen Tagen, vielleicht auch Wochen, sie weiß es nicht genau, ihr Zuhause ist, gibt es eine kleine verfallene Hütte. Das Dach ist eingestürzt an einigen Stellen und auch die Fenster sind überzogen von einem Muster aus Rissen und Löchern.

Ihre Schritte führen sie ohne größeres Zutun dort hin. Sie fragt sich, warum sie nie zuvor hier war, um sich diese Ruine anzusehen.
Das kleine Haus liegt im Schatten der Bäum nicht fern des Wassers, je näher sie kommt umso mehr spürt sie einen ungewohnten Frieden, der von diesem Ort ausgeht. Moos wächst an den Wänden und verwandelt sie in einen Flickenteppich.
Vorsichtig beugt die Elfe den Kopf und tritt durch die morsche Tür hinein und staunt sogleich über den Frieden, den dieses Haus mit seiner Umgebung eingegangen ist. Die Natur scheint in völligem Einklang mit diesem von Elfenhänden erbautem Werk zu sein.

Ihr Blick schweift nach oben, das Dach ist auf der linken Seite völlig eingestürzt, aber man kann erkennen, dass es wohl oben einmal ein zweites Geschoss gegeben hat. Ihre Schritte führen sie staunend weiter in das verwitterte Gebäude bis ihre Füße gegen etwas Hartes stoßen. Verwundert senkt sie den Blick und sieht auf die Reste des Daches, die sich nun hier eingefunden haben. Kein Gedanken der Unordnung erfüllte sie während sie verträumt, verzaubert über dieses Hindernis hinweg steigt.

Nur noch ein paar Schritte und sie gelangt bereits an des Ende dieses kleinen Wunders und es bietet sich ihr ein Blick, der ihr beinahe den Atem raubt.
Früher einmal müssen große Flügeltüren den Weg auf eine Veranda geebnet haben und den dahinter liegenden Garten. Längst ist der Garten ein wildes Sammelsurium der verschiedensten Pflanzenarten geworden.

Leise kann sie das Wasser ans Ufer schlagen hören, und sieht wie sich hinter der kleinen Einbuchtung rund um den Garten die Sonne silbern auf dem Wasser bricht.
Fast wagt sie es nicht wieder nach draußen zu treten und über all die kleinen Wunder zu staunen die sie im Garten entdeckt.

Überwältigt von dem was sich ihr hier bietet, lässt sie sich auf die Stufen der Veranda nieder, die kaum noch zu sehen sind unter dem satten Grün des hohen Grases.

Sie hatte sich immer ein Haus am See gewünscht…

Norelle fasst einen Entschluss und ihr ist so klar wie selten in ihrem Leben, dass dies hier ihr Heim ist, der Ort, der es vermag ihr den Frieden zu schenken, nach dem sie schon so oft vergeblich gesucht hatte.

Noch lange wird sie dort sitzen und all die Ruhe in sich aufnehmen, all das Glück, das sie in diesem Augenblick verspürt.
Lächelnd hält sie dem kleinem dunkelhaarigem Elf die Hand vor die Augen führt ihn zu dem Haus, der Ruine, die sie vor einigen Wochen das erste Mal betreten hatte. Von Außen hat sich der Blick auf das kleine Heim nicht viel verändert. Noch immer kann man das Moos an den einstmals hellen Mauern erkennen, doch gibt es nun wieder eine robuste Tür um in das Haus zu gelangen, doch diese passt sich so mühelos in das Bild ein, dass man denken könnte, sie sei ebenso alt wie das Haus. Auch wird dem aufmerksamen Betrachter nicht entgehen, dass nun ein rundes geschwungenes Dach wieder dieses kleine Schmuckstück krönt. Ein Efeu hat sich bereits den Weg über die Mauer auf das Dach gebahnt und untermalt, wie mühelos man mein meinen möchte, als dies habe schon immer zu dem Haus gehört.

Sacht gibt sie dem Jungen den Blick auf das frei, woran sie und einige begabte Handwerker in den letzten Tagen und Wochen so emsig gearbeitet haben. Es scheint ihr, beinahe so, als würde es ihm ebenso wie ihr die Sprache verschlagen, als sie es das erste Mal sah.
„Das ist wird unser neues Heim sein…Komm“
Sie nimmt ihn an die Hand und führt ihn in das Innere des Hauses. Links gehen zwei Türen ab und rechts kann man eine Treppe erkennen, die in das Obere des Hauses führt. Hinter der ersten Tür wird man nun eine kleine Küche finden, die bereits mit allerlei Töpfen und Pfannen ausgestattet ist. Auf allerlei Regalen verteilt finden sich Krüge mit zum Teil wohlriechenden Inhalten. Ein Fenster in der Wand, die sich dem Westen zuwendet, gestattet einem Blick in den Wald und das satte Grün der Blätter.
In dem angrenzendem Raum wird der Besucher sich in dem Ankleidezimmer Norelles wiederfinden, das von einem großen Schrank beherrscht wird, der aus dem im Haus vorherrschendem hellen Holz besteht und mit den für ihr Volk so typischen stilisierten Blumen und Rankenmustern verziert ist. Eine kleine gusseiserne Wanne und ein Toilettentisch runden das Bild ab.

Die beiden gehen an den Türen vorbei und gelangen in einen großen Raum. Alle Fenster sind mit dunkelgrünen Gardinen versehen worden, die sich übergangslos dem Grün des Waldes außerhalb anpassen.
Eine kleine Tischgruppe findet sich dort zur Linken, wieder in hellem Holz. Zur rechten werden die beiden auf ihrem Weg durch das Haus ein großes Bett erkennen, das ebenfalls von den waldgrünen Behängen geschmückt wird. Doch bereits jetzt herrscht in dem Raum eine Gemütlichkeit vor, die nicht zu letzt durch das liebevolle Chaos hervorgerufen wird, das dort herrscht.
Überall finden sich kleine Bücherstapel und auch hier und da ein paar Kisten mit Habseligkeiten, die Regal, die in die Wände eingelassen sind können die Flut an Büchern und zum Teil auch Schriftrollen nur schlecht fassen. Der Schreibtisch zeugt schon jetzt davon, dass hier gearbeitet werden wird, denn schon jetzt finden sich dort allerlei Papiere und Schreibfedern liegen herum.
Die weiten Flügeltüren, die beinahe die gesamte Rückfront des Hauses einnehmen, sind repariert worden und geben nun den Blick auf die Veranda frei und den dahinter liegenden Garten. Der Garten liegt noch immer wild unberührt da, nur eine Liege findet sich jetzt im hohen Gras und jemand hat eine Schaukel an einen Ast eines besonders alten robusten Baumes angebracht.

Voller Freue führt die Elfe ihren Sohn durch das Haus und den Garten, zeigt ihm voller Stolz, die Schaukel, die sie für ihn hat aufhängen lassen und die kleine Bucht des Sees auf die man von hier einen wunderschönen Blick hat.

„Komm…“, sie führt ihn die Treppe hinauf in den oberen Raum. „Das soll dein Zimmer sein…Ich habe dir ein Bett herstellen lassen und ein paar andere Dinge aber wenn du etwas ändern möchtest dann will ich dir dabei nicht im Wege stehen.“
Ihr Lächeln ist bestechend, denn es strahlt vor Freude und der Junge kann gar nicht anders als es zu erwidern…

Ihn überwältige der Anblick des Hauses, das seine Mutter hatte im Wald wieder herrichten lassen. Einige Male hatte er hier zwischen den alten Ruinen gespielt und er mochte den Ort.

Er sieht zu seiner Mutter auf, die ihm begeistert durch das Haus führt und ihm erzählt wie sie die Schaukel für ihn hat aufhängen lassen und noch vieles mehr, doch er hört ihr kaum zu. Er kann sehen wie glücklich sie ist und umso schwere wird ihm sein Herz, dass ihm all das hier falsch vorkommt, doch er zwingt sich zu einem Lächeln und folgt ihr weiter schweigend.

Die immerwährende Traurigkeit in den Augen seiner Mutter, die er immer hatte sehen können, auch wenn sie versucht hatte sie zu vergerben, war etwas was er kannte, doch diese Freude und das Glück, beunruhigt ihn. Schließlich lässt die Elfe ihn allein in seinem neuem Zimmer und beginnt eher unbeholfen unten in der Küche etwas zum Abendbrot zu richten.

Er lässt sich seufzend aufs Bett fallen und blickt durch das Fenster, das zum See zeigt auf dem man die ersten Strahlen des Abendrots erkennen kann. Langsam schlingt er seine Arme um die Beine und kauert dort, sich diesen Moment der Schwäche erlaubend, hört er doch seine Mutter noch immer unten mit den Töpfen klappern.
Sehr viel hat sich verändert seit der Nacht in der sein Vater nicht heimkehrte. Die Traurigkeit hatte seit dem Augenblick seine Mutter wie einen Mantel umhüllt. Er hatte versucht für sie da zu sein, auch wenn er nicht verstanden hatte was damals vor sich gegangen war und noch heute versteht er es kaum. Alle schafften es, dachte er mit einem kühlen Lächeln, die Geschehnisse um seinen Vater im Dunkeln zu halten und betreten zu schweigen, wenn er fragte oder einen Raum betrat. Er hat es nie gewagt seine Mutter zu fragen, zu sehr war sie in ihrem Kummer versunken gewesen.

Seine Augen schließen sich und er legt den Kopf auf seine Arme. Sie hatten ihn umher gereicht und er hatte beinahe vergessen was es hieß ein Zuhause zu haben. Die Morjes hatten sich liebevoll um ihn gekümmert, aber es war nicht sein Zuhause gewesen auch wenn Aythya ihn oft hatte vergessen lassen, warum er dort gewesen war.

Sie hatten ihm ein Bild in sein Zimmer bei den Morjes gestellt auf dem seine Mutter zu sehen war, sie lächelte ebenso glücklich wie sie heute den ganzen Tag gelächelt hatte auf diesem Bild und es ist ihm immer fremd vorgekommen. Er hatte sich natürlich herzlich bedankt, aber wenn er abends alleine im seinem Zimmer gewesen war und auf das Bild geblickt hatte, hatte er sich immer gefragt, was es war, was diese Traurigkeit im Blick seiner Mutter verursachte, die man dort hätte sehen müssen. Warum es ihm so falsch vorkam sie so zu sehen, auch wenn er sich nichts sehnlicher wünschte, als das sie glücklich wäre.

Wütend öffnet er wieder die Augen. Ist er ein schlechter Sohn, weil er sich die Mutter zurück wünscht, die immer in einer gewissen Melancholie verfangen war, die ihn sanft in den Arm nahm und er dann wusste, nichts auf dieser Welt würde sie in dem Augenblick glücklicher machen, einfach weil er es spürte?

Schnell verschließt er diese Gedanken an eine dunkle Stelle in seinem Herzen und setzt ein Lächeln auf, eilt hinunter in die Küche nur um sich das Desaster anzusehen, dass seine Mutter angestellt hatte. Er sieht in ihre Augen, die ihn immer an das satte grünblau des Irissees erinnerten und kann sich nicht verkneifen lauthals anzufangen zu lachen.

„Ellen hat wirklich Recht, du wirst es wohl nie lernen zu kochen…“

Frustriert lässt sie den Kochlöffel sinken, nur um dann in sein herzerwärmendes Lachen mit einzustimmen.

„Dann werde ich sie wohl zu uns einladen müssen, damit wir dann endlich etwas Vernünftiges auf den Tisch bekommen…“, sie legt den Löffel beiseite und nimmt ihren Sohn in den Arm.

„Werden wir uns mit etwas Brot und Käse begnügen müssen“, während sie ihm lächelnd über den Kopf streicht. Sie weiß, er ist wohl schon langsam ein wenig zu alt dafür, aber es schien ihn nicht zu stören.

„Komm…wir nehmen uns etwas aus der Vorratskammer mit und setzen uns in den Garten…dieses Desaster will ich vor Morgen nicht wieder sehen“, grinsend geht sie zu der Kammer die sich unter der Treppe nach Oben befindet, sucht ein paar Dinge heraus und winkt ihrem Sohn zu ihr zu folgen.


((OOC: Ab ein neues Zuhause sind die neuen Kapitel, falls das jetzt untergegangen sein sollte))
Zitieren
#15
Noch ein Platzhalterchen
[Bild: winterfairy12yr8.jpg]
Zitieren
#16
Des Nachts

Sein Blick ist auf die fahle Mondsichel gerichtet, die sein Zimmer in ein dämmriges Licht taucht. Auch diese Nacht würde er keinen Schlaf finden.
Langsam erhebt er sich von seinem Bett, streift sich seine Stiefel über und schleicht sich die Treppe in den unteren Teil des Hauses hinab. Vorsichtig, darauf bedacht keinen Lärm zu machen, öffnet er die Tür um nach draußen in den Wald zu gelangen.
Wie so oft fragt er sich, ob seine Mutter wohl weiß, dass er sich des Nachts aus dem Haus schlich. Es wäre nach ihrer Art es still hinzunehmen und ihn gewähren zu lassen. Seine Schritte lenken ihn immer tiefer in den Wald hinein mit einer völligen Sicherheit, oft ist er diesen Weg schon gegangen.
Seine Gedanken gehen wie soft ihren eigenen Weg. Selten…nein eigentlich nie hatte seine Mutter versucht ihn einzusperren. Schon immer hatte sie ihm alle Freiheiten gestattet, aber auch zugleich so viel Verantwortung für sein Handeln übertragen. Es war befremdlich für ihn gewesen sich den Tradition und Gepflogenheiten der Morjes unterzuordnen. Dort hatte er einen Großteil seiner Kindheit verbracht.
Ein Lächeln huscht über seine Züge, die Zeit dort hatte ihm viele glückliche Moment beschert…Abrupt bleibt der junge Elf stehen, Zorn keimt in ihm auf. Sie hatten alle geschwiegen, sie hatten ihn in ihre Mitte genommen und doch hatte er sich selten einsamer gefühlt als dort. Oft hatte er versucht sich etwas aus den Gesprächsfetzen zusammen zu reimen, die er hier und da aufschnappte, aber er hatte nie wirklich etwas erfahren können.
Es war jener schicksalshafter Morgen gewesen…jener Morgen nachdem sich alles verändert hatte. Nur wenige Erinnerungen an seinen Vater waren ihm geblieben.
Er jetzt bemerkt er, dass er stehen geblieben ist. Die Geräusche der Nacht umgeben ihn, ein wenig Licht scheint durch das dunkle Blätterdach. Hier hatte er sich schon immer wohl gefühlt, fernab der Mauer des Schweigens. Hier kennt er die Gesetze, die das Leben bestimmten.
Langsam lässt er sich gegen einen Baum sinken und starrt in die Nacht hinein, die Arme um seine Beine geschlungen.
Das neue Haus, es gefällt ihm. Es ist schön, nun endlich einen Ort zu haben, der sich wie ein Zuhause anfühlt, aber gleichzeitig steigt die Angst. Die Angst auch diesen zu verlieren, wieder weggegeben zu werden. Er weiß, es war das Richtige, als seine Mutter ihn damals zu dem Morjes gab, sie hatte vieles was sie regeln musste, aber der unangenehme Beigeschmack allein gelassen geworden zu sein bleibt.
Familie? Er weiß das Wort mit Inhalt zu füllen, aber kaum mit Erinnerungen. Seine Mutter ist schon immer jemand gewesen, der ihm wenig in diese Welt zu passen scheint, aber umso mehr liebte er sie. Ihre Tagträume rein, die Melancholie und stete Wissen um etwas Verborgenes, hatten ihn immer fasziniert. Diese zarte Elfe, mit dem Nachtschwarzen Haar, die stets ein Gewand aus Traurigkeit trug und doch in alledem eine Kraft besaß, die ihn schon hatte erschauern lassen.
Warum fällt es ihm nur so schwer sie zu fragen, was damals geschehen ist, warum sein Vater ihm selbst kaum mehr als ein Geist ist? Aber nie ist ihm auch nur die kleinste Andeutung entwichen. Ist es Angst?
Er schließt die Augen, lässt den kühlen Nachtwind seine Wangen streicheln.
Das Gefühl ist für ihn schwer in zu fassen. Wenn es nun einen Grund gibt, all das in der Vergangenheit ruhen zu lassen, einen Grund, der ihm nicht gefallen würde? Warum sollte er die Entscheidung seiner Mutter in Frage stellen, darüber Stillschwiegen zu bewahren? Würde er sie verlieren?
Ja verlieren, so absurd es ihm auch erscheinen mag. Seine Mutter führte ihr Leben in einem fragilen Gleichgewicht zwischen dem hier und jetzt und ihren Träumereien, würde er es zerbrechen, wenn er sie zu sehr bedrängte? Sollte er ihr nicht ihren Frieden lassen? Die Vergangenheit ruhen lassen?
Er kann nicht. Seine Augen öffnen sich und blicken hinauf in das Blätterdach, das im Wind leise raschelt. Es würde für ihn keinen Frieden geben, wenn er es nicht herausfinden würde….

Leise hört sie wie die Haustür geschlossen wird. Sie dreht sich herum und blickt auf die Elfe die friedlich neben ihr schläft. Sollte es ihr Sorgen bereiten, dass ihr Sohn sich des Nachts aus dem Haus schleicht? Sie würde mit ihm reden müssen, aber je älter er wurde, je erwachsener, umso weniger fühlte sie sich in der Lage dazu.
Vorsichtig legt sie ihren Arm um die Priesterin und versucht wieder Schlaf zu finden, aber wie so oft kann sie diesen nicht finden. Schuldgefühle kommen in ihr auf und viele andere Dinge, die sie lieber begraben wüsste.
Lange liegt sie so dar und schwimmt mit ihren Gedanken bis sie hört wie sich leise wieder die Haustür öffnet. Ein beruhigtes Lächeln stiehlt sich über ihr Gesicht und langsam

An einem anderen Tag

Ein Tag wie jeder andere. Norelle sitzt vor ihrem Schreibtisch und sieht Dokumente und Briefe durch und zerbricht sich den Kopf, was zu tun sei. Die Aufgabe als Ratsmitglied ihres Volkes bestimmt in angenehmer Art und Weise ihren Alltag. Das Gefühl eine Aufgabe zu haben, trägt sie durch die Stunden und hält verborgen, was verborgen bleiben soll.
Schwungvoll kratzt ihre Feder über ein Pergament, dann und wann ruht sie nur um dann das Papier umso schneller mit der kunstvollen Schrift ihres Volkes zu bedecken.
Aber auch schließlich nimmt diese Arbeit ein Ende und seufzend sieht von ihren Papieren auf, hinaus in einen Regen verhangenen Himmel. So selten es auch ist, doch heute sind die Auen ganz ins Grau eines Regentages getaucht.
Die Elfte tritt an die großen Flügeltüren heran, öffnet sie und betritt die kleine Veranda. Die angenehm klare Luft nach einem Regenschauer umgibt sie, das Grass des Gartens ist noch in einen unwirklichen Nebelschleier getaucht.
Sie könnte noch einmal in die das Haus des Wissens gehen und in der großen Bibliothek nach einem passendem Zauber für die Beleuchtung der großen Halle suchen.
Schon sieht sie sich in einen schlichten dunklen Mantel gehüllt auf den Weg in die altehrwürdigen Hallen.
Auch sie umhüllen nun die zarten Nebelschleier und zaubern ein Muster aus kleinen Wassertropfen auf ihren Mantel. Ohne Eile führen ihre Schritte sie immer näher ihrem Ziel.
Noch immer ergreift sie ein Gefühl der Ehrfurcht wenn sie das Haus des Wissens betritt. Wenn auch keinem Gott geweiht, so ist dieser Ort doch ihrem Volk ebenso heilig wie ein Tempel. Hier kann man sie spüren, die großen Tage des Lichten Volkes, ihr Wissen, ihre Errungenschaften.
Ein kleines magisches Licht begleitet sie während sie durch die schier endlosen Regale der Bibliothek streift. Ihre Finger streichen über die alten Buchrücken, wie so oft überkommt sie ein Gefühl der Verbundenheit mit diesem Ort.
Ein paar Bücher im Arm begibt sich die Elfe zu einem der vielen Tischen, die man direkt unter den großen geschwungenen Fenstern platziert hat. Von hier aus hat sie einen wunderschönen Blick auf den Innenhof und das Wasserspiel, das nun von weißen Schleiern umgeben ist.
Sie schlägt eines der Bücher auf und beginnt ohne rechte Begeisterung zu lesen. Die Buchstaben scheinen keinen rechten Sinn ergeben zu wollen, sie tanzen über das Papier, die Augen der Elfe werden schwer. Ihr Kopf sinkt auf das Buch herab.
„Hannon le, es freut mich, dass ihr so schnell auf meine Anfrage geantwortet habt.“
Ein Elf in einer kostbaren blauen Robe steht vor einer Theke und unterhält sich freundlich mit eine Händlerin. Es herrscht ein reger Betreib und viele Elfen gehen ein und aus, doch das scheint wenig von Interesse zu sein. Man wendet sich ab und blickt durch die offenen Türen nach draußen, so dass sie den Ableger des Mutterbaums erkennen kann.
Barcaras…
Eine Gruppe Templer geht an ihr vorbei, vertieft in ein Gespräch. Sie kann nicht verstehen worüber sie reden aber sie kann deutlich die goldenen Augen dessen erkennen, der in der Mitte der Gruppe geht.
Elsyrion…überrascht versucht sie mehr erfahren, will hinter ihm her gehen, doch sie wendet sich ab.
„Mein Kind, komm …wir sind hier fertig…“ Eine knochige Hand schiebt sich untere ihren Arme und zieht sie mit sich. Ihre Augen fliegen über die Elfen, die geschäftig in Barcaras umhergehen.
Ihr Schrei verklingt stumm, ungehört.
Der Wind schlägt gegen das Fenster und trägt den Regen vor sich her. Der Sturm gewinnt an Kraft und das Prasseln des Wassers an den Glasscheiben verstärkt sich. Zerschlagen will sie ihren Kopf heben, doch er fühlt sich mit einmal so schwer an. Müde Augen sehen hinaus in das Unwetter, das Wasserspiel ist kaum noch zu erkennen.
Norelle richtet sich auf, das magische Licht ist erloschen und dunkle Schatten herrschen zwischen den Regalen. Sie will die Bücher nehmen und diese zurück bringen, als ihr ein dünnes Rinnsal Blut auf ihrer Hand auffällt. Ein weiterer Tropfen landet auf ihrer handoberfläche. Ihre Hand tastet über ihr Gesicht. Nasenbluten. Verstimmt beeilt sie sich die Bücher zurück zubringen und still die Blutung mit dem Ärmel ihrer Robe.
Ihre Schritte lenken sie zurück zu ihrem Platz, sie nimmt ihren Mantel, schlingt ihn um sich und zieht sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie tritt aus der Bibliothek heraus in das Unwetter. Der Wind reißt an ihr. Der Regen schlägt in ihr Gesicht.
Im Wald mischt sich das Tosen der Baumkronen in das Lied des Sturms. Gleich eines Schattens folgt sie ihrem Weg zwischen den Bäumen hindurch. Kälte umhüllt sie. Ihre Schritte kommen ins Stoppen und sie bleibt unvermittelt stehen.
Elsyrion…
Rinnen Tränen über ihr Gesicht? Es ist ganz nass vom Regen.
Ist Liebe denn nicht genug?
Ihr Gesicht nimmt bittere Züge an. Das was verborgen bleiben soll, will es eben nicht. Es treibt an die Oberfläche und fordert Genugtuung ein. Klarer als je zuvor sieht sie ein, dass es nichts gibt was sie dem Schmerz entgegensetzen könnte, er würde nie vergehen, nur auf sie lauern und sie mit sich ziehen, wenn er eine Gelegenheit dazu sieht.
Ohne es wirklich zu wollen, bewegen sich ihre Beine weiter und tragen sie durch den Wald, weiter an den Ort den sie nun Zuhause nennt. Einen Ort der nicht erfüllt sein soll von Erinnerungen, doch sie weiß sie schleppt sie mit sich, egal an welchen Ort sie geht.
Schon kann sie das kleine Haus am See erblicken, als sich abwendet und statt in das Haus zu gehen darum herum geht und sich auf die Stufen der Veranda niederlässt.
Der Himmel hängt grau und dunkel über den See und wühlt das sonst so stille Gewässer auf und peitscht Wellen hinüber.
Langsam wird der Wind ruhiger, der Regen vergeht in einen undurchsichtigen Nebelschleier und noch immer sitz die Elfe dort und sieht hinaus auf den See.
Schritte sind zu hören, die gläsernen Flügeltüren werden geöffnet und ein junger Elf tritt heraus. Seine dunkeln Locken umspielen sein Gesicht und seine goldenen Augen blicken besorgt.
„Du solltest hinein kommen…ich habe Wasser aufgesetzt…“
Kein Vorwurf, keine Fragen, nur eine sanfte Hand die sich auf die kalte Schulter legt und sich dann anbietet um Norelle aufzuhelfen.
Der Sturm hat sich gelegt, Artamir steht in seinem Zimmer und blickt aus dem Fenster, die ersten Sterne lassen sich am verhangenen Nachthimmel ausmachen. Die Arme sind vor der Brust verschränkt, seine Züge ernst.
Verschwommen kann man im Fenster eine weiter Gestallt neben ihm wahrnehmen. Sie ist schwer zu fassen, immer wenn sie konkreter zu werden scheint, löst sie sich wieder auf, nur um danach wieder zukehren.
„Auch ich fürchte um sie. Du musst ihn finden…du musst. Uns ist es nicht vergönnt sie glücklich zu sehen. Die Priesterin würde in den Tod für sie gehen, ihre Liebe ist so tief und rein und doch vermag sie es nur selten ihre Geliebte glücklich zu sehen. Ihr Sohn verehrt sie, schweigt über das, was sie so gerne vergessen will…ich schweige, bleibe ihr fern, bin ihr nah…Es macht keinen Unterschied, ich fühle ihren Schmerz…“
Dumpf erklingt die Stimme, beinahe als würde sie mit dem Wind daher kommen. Der junge Elf nickt. Er würde nach Heine gehen müssen, er würde Fragen stellen müssen, er würde…er würde die Wahrheit finden müssen!
Sein Körper wendet sich ab, er lässt sich in den großen Sessel fallen.
„Du weißt, ich werde gehen, wenn du es wünscht…“
Keine Antwort. Stille herrscht in dem Zimmer, nur der Wind ist von Zeit zu hören wie er um das Dach herum fegt.

Ein neuer Morgen

„Ich werde heute nach Heine reisen und den Tempel der Eva besuchen.“
Überrascht sieht Norelle auf als sie die Worte ihres Sohnes vernimmt, auch Aduial blickt neugierig.
Eine kurze Stille unterbricht das sonstige Klappern und Rascheln des Frühstücks.
„So? Was treibt dich dahin? Du bist längst zu alt, dass ich dir ernsthaft etwas verbieten könnte, sollte ich es denn wollen…“
„So wie auch du einst möchte ich meinen Weg finden, in die Welt hinaus gehen um zu finden was ich suche. Die Auen sind meine Heimat und ich möchte sie nicht verlassen, aber jeder sollte einmal die Wunder Heines gesehen haben…sagtest du das nicht einmal?“
Ein zögerliches Lächeln umhüllt seine Züge, fällt es ihm doch schwer, seine Mutter gewollt so im Unklaren zu lassen.
„Sei mir nicht böse, wenn ich dich frage ob ich dich begleiten darf. Ich selber habe ein paar Angelegenheiten zu erledigen, die mich nach Heine führen. Ich könnte dir die Stadt zeigen so du es denn magst…und du wirst genügend Zeit haben deine eigenen Erfahrungen zu machen“
„Hannon le…ich nehme das Angebot gerne an“ , schmunzelnd wendet er sich wieder seinem Frühstück zu.
Norelle nimmt ihr Gespräch mit Aduial wieder auf, doch viele Gedanken gehen ihr im Kopf herum. Heine, was würde sie dort erwarten? Hatte sie die Stadt, die einst ihr Zuhause gewesen war, absichtlich gemieden? Hatte sie sich hier in den Auen versteckt? Vor der Welt, vor den Erinnerungen, vor sich selbst? Sie kennt die Antwort, auch wenn sie ihr nicht gefällt.
„Dann werden wir nach dem Frühstück aufbrechen?“, hört sie sich sagen, die Stimme vergnügt, ein Lächeln auf den Zügen, doch innerlich gefangen in der Angst der Ungewissheit. Sie hat gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde, da ihr Sohn, die Welt würde sehen wollen, doch so bald?
Sie sieht den jungen Elf an, er hatte mit seinem Ausbildung begonnen und man kann deutlich sehen wie sich der schlanke muskulöse Körper gegen das leichte Hemd abzeichnet, das er trägt. Entschieden hatte er sich noch nicht für eine Profession, doch schien ihm die Magie von Anfang an weniger zu liegen.

Sein Schmunzeln überdeckt, was er wirklich fühlt. Freude, darüber, dass seine Mutter ihm so bereitwillig gehen lässt, ihm die Stadt zeigen will. Aber auch Bedenken und Vorwürfe mischen sich darunter. Ist es eine Lüge? Würde er etwas finden? Und wenn ja, was wenn sie es entdecken könnte und ihn zu Rede stellt.
„Nimm dir ruhig ein paar Sachen mit…vielleicht bleiben wir über Nacht, wir haben Ellen lange nicht besucht und du weißt sie schreibt nicht gerne Briefe. Sie würde sich sicher freuen wieder etwas von uns zu hören…“
Mit einem Nicken entfernt er sich und begibt sich auf sein Zimmer um seine Sachen zusammen zu suchen. Gedämpft vernimmt er noch die Stimmen der beiden Elfen im unteren Zimmer. Schnell sind die paar Dinge gepackt, die er mit zu nehmen gedenkt. Schon fast will er wieder hinunter gehen da bleibt sein Blick an dem Kästchen auf seinem Nachttisch hängen. Mit einem dumpfen Aufprall fällt seine Tasche auf den Boden, der Elf lässt sich schwer auf das Bett fallen.
Seine Hände umschließen das schlichte Kästchen aus Mithril. Er öffnet es und blickt auf einen zierlichen Ring. Wie einen Schatz hütet er diesen seit seine Mutter ihn das filigrane Kunstwerk vor vielen Jahren schenkte. Seine Finger streichen wie schon so oft über das helle Metal.
„Ich werde dich finden…“
Ein Klacken ist zu hören, das Kästchen wir in die Tasche gepackt und der Elf schreitet entschlossen die Stufen herunter. Er wendet sich der Wohnstube zu und will seiner Mutter bescheid sagen, dass sie aufbrechen können, doch er schweigt, wendet sich stattdessen ab und wartet vor der Tür.
„Ich werde bald wieder bei dir sein, meine Priesterin“, eng umschlingen ihre Arme den Körper der Elfe. Der dunkle Mantel den Norelle nun trägt verdeckt die beiden beinahe vollkommen.
Ein letzter Kuss, letzte Worte zum Abschied und die Elfe tritt durch die Tür. Ein Lächeln liegt noch für die Priesterin auf ihren Zügen, die nun am Hauseingang lehnt und den beiden zuwinkt.
„Ich habe gehört die Bibliothek in Heine soll sehr beeindruckend sein.“
„Mae…sie befindet sich über dem Tempel der Eva, jeder Elf sollte es einmal in seinem Leben gesehen haben. „
Seicht plätschert das Gespräch dahin, bis die Elfen Mirabel erreichen und durch das Tor in die Stadt am Meer treten.
Zitieren
#17
Und noch ein Platzhalterchen
[Bild: winterfairy12yr8.jpg]
Zitieren
#18
Heine- Die Stadt am Meer

Was er sich auch ausgemalt hatte, wie es sein würde, wenn er endlich in die Stadt zurück kehren würde, traf auch nicht nur annährend zu. Überwältigt von den Eindrücken konnte er nur schweigend, stauenden neben seiner Mutter her gehen, die sich hier mit völliger Sicherheit bewegte.
Der salzige Geruch des Meeres legt sich auf seine Reise und begleitet ihn. Verwundert staunt er über die fremden Pflanzen vor der Brücke, die zum Stadttor führt.

So lange war es her, dass er diesen Ort zum letzen Mal sah. Seine Erinnerungen war nur bruchstückhaft und es gab so viel Neues über das er nur staunen konnte.
Geschäftig eilen Elfen, Menschen, Zwerge und gelegentlich sogar ein paar Dunkle durch die Straßen.
Her und dort hält seine Mutter inne und erzählt dies und das, aber er kann ihr kaum folgen, so viel gibt es was ihn im nächsten Augenblick wieder ablenkt. Schließlich erreichen sie einen großen Platz, in dessen Mitte ein großes Wasserspiel zu sehen ist.
Norelle hält inne und blickt auf das Herrenhaus. Nichts scheint sich verändert zu haben, die Vertrautheit mit diesem Ort ist dieselbe wie vor all den Jahren. Fast will sie losgehen, die Tür öffnen, durch die Eingangshalle stürmen, den alten Elfen von seinen Papieren hoch scheuchen und sich in seine Arme werfen, glauben das alles nur ein böser Traum ist.
„Ohh Entschuldigung…ich habe Sie gar nicht gesehen“
Ein junger Bursche mit Stoffballen in den Armen, drängt sich schwerfällig an ihr vorbei.

„Dort kannst du den Tempel sehen…wir wollen zu erst dorthin gehen und dann heute Abend Ellen einen Besuch abstatten?“
Gebannt folgt Artamir ihrer Handbewegung und sicht sich die Fassade des Tempels an, der Ehrwürdig über die Stadt zu wachen scheint.
„Mae…“ Schon lenken ihn seine Schritte darauf zu und Norelle muss sich beeilen ihm zu folgen.

Beklommen steigt sie die Treppen zum Tempel hinauf, war sie doch, seit all den langen Jahren nicht mehr hier gewesen. Ungeduldig geht Artamir neben ihr die Treppen hinauf, schreitet durch den großen Torbogen und betrachtet die Wunder des Tempels, hält inne und betrachtet lange die Statur der Eva.
Mit niedergeschlagenen Augen betritt sie den Ort, der ihr einst Heil war und dann alles genommen hatte. Mit starrem Blick auf den Boden gerichtet, geht sie an der Wand vorbei, an der der verhängnisvolle Aushang geprangt hatte.
Stumm blickt sie das Bildnis Evas an.
„Verzeih mir…ich war blind, habe den rechten Pfad verloren. Dein Licht das mich leiten sollte, habe ich verschämt. Nun bin ich hier um dich zu bitten, mich wieder mit Licht zu erfüllen, dass ich es vermag mich den Schatten zu stellen.“

Artamir blickt zu seiner Mutter, die wohl in einem stummen Gebet versunken ist und wendet sich an eine der Priesterinnen, die gerade an ihm vorbei geht.
„Mae Govannen Schwester…wo finde ich den Weg zur Bibliothek? Ich würde gerne in die Archive sehen. Werden Aushänge der Stadt dort aufbewahrt?“
Freundlich erwidert die Elfe den Gruß und hört sich geduldig die Fragen an.
„Dort drüben ist die Treppe, die nach oben in die Bibliothek führt. Die Archive befinden sich dann am anderen Ende. Aber mach dir nicht allzu große Hoffnungen etwas zu finden, in den letzen Jahren wurden sie mehr schlecht als recht geführt. Es fehlt schlicht an Platz, nur was man als wichtig erachtet wird noch aufbewahrt.“

Kaum hat die Elfe das letzte Wort gesprochen, wendet er sich auch schon voller Tatendrang ab, bleibt jedoch dann abrupt stehen.
„Hannon le und könnt ihr meiner Mutter“, deutet auf Norelle, die ganz in ihr Gebet versunken zu sein scheint, „sagen, dass ich in der Bibliothek bin…und etwas für suche was der Hierach mir aufgegeben hat?“
Die Priesterin bejaht mit einem freundlichen Nicken und macht sich wieder daran, das zu tun, was auch immer sie sich gerade vorgenommen hat.
Ohne einen Blick an die Schönheit der Einrichtung zu verlieren, rennt der Elf die Gänge entlang bis er ans andere Ende gelangt.

Die Regale hier sind mit Schriftrollen und vielen dicken Buchbänden unordentlich vollgestopft. Die Priesterin hatte nicht gelogen. Außer Atem sieht Artamir sich das Chaos an. Vergeblich versucht er ein System in der Ablage der Aushänge zu finden und so beginnt er ganz einfach mit der Schriftrolle, die seiner Hand am nächsten ist.
Die Rolle ist vergilbt und die Tinte nur noch undeutlich zu erkennen, es war wohl ein Aushang für einen Ball.
Zu alt, viel zu alt. Seine Augen huschen durch die Reihen und erfindet einige Schriftrollen, die er als passend ansieht und zieht ein paar dicke Bände heraus, die wohl auch jüngeren Datums sind.

Die meisten sind von eher belanglosem Inhalt, Feste, Verkündigungen, Erlässe. Entmutig sinkt er gegen das schwere Holz des Regals.
Wenige Erinnerungen hatte er an die Zeit, als das Unglück seinen Anfang nahm und noch weniger an die Zeit davor. Doch deutlich erinnert er sich daran wie seine Mutter ihn auf dem Arm hielt, durch die Straßen trug und ihm vom Tempel erzählte. Dunkel kann er sich an das Bildnis erinnern und wie seine Mutter mit anderen Elfen gemeinsam um ein Papier herum stand. Nachdem sie diese gelesen haben musste, konnte er spüren wie sie beinahe den Boden unter Füßen verlor. Dort muss etwas gestanden haben, etwas was ihm der Wahrheit näher bringen muss.

Noch einmal nimmt er sich einen dicken Band vor und blättert durch die Seiten, bis ihm ein Blatt entgegen fällt, was man wohl vergessen hatte zu binden. Seine Augen fliegen über die Zeilen. Kopfschüttelnd liest er sie wieder und wieder, doch es ändert sich nicht an ihrem Inhalt.
Mörder…Mörder…Mörder. Das Wort beherrscht seine Gedanken, scheppernd entgleitet ihm das dicke Buch und fällt zu Boden.
„Artamir?“ Norelles Stimme durchscheidet seine Gedanken und er steckt das Schrifstück in sein Hemd, greift eine Pergamentrolle heraus und macht sich daran wieder ein wenig Ordnung zu schaffen.
Seine Bewegungen sind fahrig und schwerfällig. „Hier…ich habe gefunden, was ich gesucht habe…“
„Ahh da bist du ja, es ist schon spät geworden, wir sollten die alte Frau nicht zu spät aufsuchen“
„Natürlich…Entschuldige…“, gähnt, sein Kopf war ihm mittlerweile so schwer geworden, dass er am liebsten geschlafen hätte, um alles zu vergessen, „der Tag hat mich sehr ermüdet.“
Liebevoll streicht seine Mutter über seinen Arm und bedeutet ihm ihr zu folgen.

Nur dunkel erinnert er sich an die folgenden Ereignisse, zu konfus sind seine Gedanken. Sie sind zum Herrenhaus gegangen und Ellen hat die beiden überschwänglich begrüßt. Die alte Frau hatte sich erst beruhigen lassen, als Norelle versicherte, dass sie über Nacht bleiben würden. Er ist schnell in eine der vielen leeren Zimmer im Obergeschoss verschwunden. Seine Mutter und Ellen hatte wohl noch spät bis in die Nacht mit einander geredet.

Erschöpft liegt er auf dem Bett, noch all seine Kleidung an sich. Das Licht der Lampen, die die Stadt erhellen und sie auch bei Nacht strahlen lassen, erfüllen sein Zimmer mit einem Dämmerlicht.
Er sucht nach dem Schriftstück in seinem Hemd, zieht es mit zitternden Fingern hervor und überfliegt die Zeilen. Aber sie sagen ihm immer noch das gleiche, nichts hat sich verändert.
Mit einem Knarren springt das Fenster auf und bringt die kalte Meeresluft mit sich, schon will der junge Mann aufstehen als er einen flimmernden Schatten auf dem Glas des Fensters erkennt.

„Das war nicht das, was du zu finden gehofft hast. Ich hätte es dir sagen können, aber ich empfand es für wichtiger, dass du es selber liest.“
Die goldenen Augen starren zornig vor sich hin, nun ist ihm klar, warum dieses Blatt ihm so zufällig in den Schoss gefallen ist. Vermutlich hatte er jedoch recht, Artamir hätte es ihm nie geglaubt, selbst jetzt fiel es ihm schwer. Vieles erklärt sich jetzt, warum seine Mutter und all die anderen sich in Schweigen gehüllt haben, warum niemand über ihn sprach und wenn nur Hinterrücks. Ein scheußliches Puzzle vervollständigt sich für den jungen Elfen und er kann nicht anders als wütend auf das Kissen neben ihn einzuschlagen.

„Wenn du weiter suchst wirst du Dokumente finden, die deine Mutter selbst unterschrieb. Er wird noch immer gesucht und muss sich sofern man ihn findet vor unsrem Volk verantworten. Es scheint eine Verschwörung zu sein, aber es gibt niemanden, der etwas Erhellendes erzählen könnte. Das letzte was man von deinem Vater weiß, ist dass er aus dem Kerker geflohen ist. Seitdem ward er nicht mehr gesehen und die Regierung dort schient das Interesse an ihm verloren zu haben.“

Ohne es zu wollen, laufen heiße Tränen seine Wangen, mutlos werden die Schultern hängen gelassen. Was sollte er noch tun?
„Hat sie mich deswegen weggegeben? Ist sie gegangen weil sie ihn suchen wollte?“
„Natürlich. Sie hat versucht seinen Namen reinzuwaschen, ihren Verlobten zu finden, dir deinen Vater wiederzugeben und für die Zeit solltest du in Sicherheit sein“
„Wenn du immer alles weißt, warum weißt du nicht wo er ist? Warum findest du ihn nicht, wenn du sagst, dass es das einzige ist was sie glücklich machen wird? Warum bist du hier und erzählst mir das alles?“
Ein plötzlicher Ansturm von Trauer umfängt ihn, Trauer, die nicht die seine ist.

„Verzeih mir…wenn es in meiner Macht liegen würde, dann hätte ich es längst getan. Selbst dem Tod habe ich getrotzt, um bei ihr zu sein…hab die Möglichkeit ins licht zu gehen verwirkt, weil ich sie finden musste.“
Wie sooft versteht der junge Elf kaum etwas von dem was der andere ihm erzählt, aber er spürt, dass das Bedauern echt ist.
Aden, keine Lüge der Welt könnte so gut ein, dass er seiner Mutter einen plausiblen Grund geben könnte dorthin gehen zu müssen. Lügen, er hatte genug von diesem Wort, es muss einen anderen Weg geben…es würde einen anderen Weg geben.

Schon lange steht der Mond am Himmel als Norelle sich schließlich von der alten Haushälterin verabschiedet um sich zur Ruhe zu begeben.
Es scheint der Elfe wie ein Wunder, dass Ellen, deren Haar schon lange ergraut ist es immer noch schafft, das Herrenhaus völlig sauber und ordentlich zu halten. Als würde sie warten, als wäre der Hausherr nur auf einer Reise und würde morgen zurückkehren und das es wieder mit Leben füllen.

Ihre Gedanken werden jäh von einem Hustenanfall unterbrochen. Ihre Hand sucht Halt an der Wand ihres Zimmers. Ihre Gielder schmerzen und fühlen sich schwer an, fast verliert sie den Halt.
Kratzig hustet sie die Luft aus ihren Lungen. Verkrampft sinkt sie auf die Knie und blickt auf die Hand, die sie sich vor den Mund gehalten hat.
Blut. Nicht zum ersten Mal. Bis jetzt hatte sie es verbergen können, aber lange würde sie es nicht mehr können.

Schließlich lässt der Husten nach und die Elfe kann sich wieder aufrichten. Mit vertrauter Gewohnheit lässt sie sich in das Bett fallen, sucht aus ihrer Tasche, sie dort hingelegt hatte, ein Taschentuch und säubert ihre Hand. Als sie fertig ist lässt sie es mit einer schwachen bläulichen Flamme in ihrer Hand vergehen bis nur noch dunkle Asche davon über ist, die sie achtlos auf den Boden fallen lässt.

Erschöpft kriecht sie unter die Decke, noch Robe und Schuhe tragend und versucht sich zitternd zu wärmen.
Schließlich gleiten sie in einen leichten Schlaf hinüber, der von einem weiteren Hustenanfall unterbrochen wird.

Der nächste Morgen

Dunkle Augenringe, blicken der Elfe entgegen als sie sich am nächsten Morgen im Spiegel betrachtet. Sie setzt ein Lächeln auf, aber es ist nicht zu leugnen, dass sie nicht besonders gesund aussieht. Ihre Haut ist äußerst blass und man kann deutlich die blauen Adern unter der Haut erkennen. Sie würde es darauf schieben müssen, dass sie zu lange wach geblieben war mit der alten Dame gestern.

Die Waldgrüne Robe die sie trägt, ist hoch geschlossen und aus einem dicken Stoff und noch streicht sich die Elfe fröstelnd über die Arme.
Von unten hört sie vergnügte Stimmen, lässt dann von ihren trüben Gedanken ab, schnappt sich ihre Tasche und folgt den Stimmen in die Küche.

Artamir und Ellen sind in der Küche und unterhalten sich amüsiert, während die alte Dame damit beschäftigt ist ein opulentes Frühstück herzurichten, als wollte sie eine ganze Festgesellschaft verköstigen.
Die Unterhaltung stoppt jäh, als die Elfe die Küche betritt. Sowohl ihr Sohn als auch Ellen sehen sie besorgt an, sagen jedoch nichts.
„Komm mal Kindchen…ich hab hier erstmal einen Tee für dich…“ Ihr wird ein dampfender Becher mit einem wohlriechenden Inhalt gereicht, als ihre Hände die der Haushälterin berühren, schreckt diese unmerklich zurück. Zu kalt waren die Hände der Elfe.

„Wie ich sehe hast du meinen Sohn schon fürstlich umsorgt…nicht, dass du ihn mir verwöhnst“, scherzt sie, doch ihre Stimme klingt ungewohnt rau.
„Ab und zu muss auch das mal sein, der Junge muss doch was essen!“, geschäftig werkelt Ellen weiter mit ihren Töpfen und Pfannen herum.
Die Gespräche gehen weiter, die Stimmung wird wieder herzlich und die Zeit vergeht.
„Ellen…sei uns nicht böse, aber wir sind nur auf einen kurzen Besuch eingerichtet.“

So herzlich der Empfang war umso rührender ist der Abschied. Tränenreich werden die beiden Elfen von der alten Frau verabschiedet.
Mutter und Sohn verlassen das alte Herrenhaus und machen sich auf den Weg in den Tempel, will doch Norelle noch einmal ein Gebet sprechen. Wieder steigen die beiden die Treppen zum Heiligtum Evas hinauf. Sie suchen sich eine leere Bank und die Elfe verfällt in ein stilles Gebet.
Der junge Elf neben ihr, sitz still dar, beobachtet das Kommen und Gehen im Tempel und hängt seinen Gedanken nach. Doch dann schreckt er auf, ein keuchender Husten, drängt sich in seine Gedanken. Er sieht sich um, erst spät erkennt er, dass es seine Mutter ist, das Treiben im Tempel zum Erliegen bringt.

Entsetz sieht er sie an, völlig hilflos was zu tun sei. Deutlich kann er das Blut erkennen, dass zwischen ihren Handflächen hin durchrinnt. Schon kommen zwei Priesterinnen auf ihn und seine Mutter zu und sehen die Elfe besorgt an, die von heftigen Hustenanfällen geschüttelt wird.
„Wir werden sie in das Krankenzimmer bringen…“
Vorsichtig nimmt er seine Mutter in den Arm und hebt sie von der Bank hoch und trägt sie den Priesterinnen folgend durch den Tempel. Norelle hatte schwach protestiert, doch ihr Sohn lies keinen Widerspruch zu.
Erschreckt stellt er fest, wie leicht die Elfe in seinen Armen ist, wie eisig der Körper. Er beeilt sich sie in eines der Betten zu legen und sie den Händen der Priesterinnen zu übergeben.

Norelles Augen sind geschlossen, ihr Gesicht hebt sich kaum noch gegen die Decke ab. Die dunklen Haare umgeben sie unwirklich. Ihre Lippen bewegen sich dann und wann ihm Schlaf. Eine Priesterin wickelt sie in ein am Kohlebecken aufgewärmtes Tuch ein, dass nach aromatischen Kräutern richt. Eine andere holt eine weitere Decke. Schweigend gehen sie ihrer Arbeit nach, jeder Handgriff geübt.
Eine der Priesterinnen nimmt den erschrockenen Sohn beiseite und spricht leise und eindringend auf ihn ein. Die Worte der Priesterin dringen nur oberflächlich an sein Ohr, ihr Sinn bleibt ihm ganz verborgen. Die Elfen in den weißen Roben entfernen sich und lassen Mutter und Sohn allein zurück.

Kniend befindet sich Artamir neben dem Krankenbett und sieht auf das schlafende Gesicht seiner Mutter. So etwas hätte nicht passieren dürfen, er hätte doch jetzt auf sie aufpassen müssen.
Er muss Vater finden, wenn er wieder da wäre, dann würde schon alles wieder gut werden. Es würde alles wieder gut werden…es muss alles wieder gut werden.
Entschlossen steht er auf, streicht nur ganz sacht über die kalte Hand in dem Bett.

„Ich werde ihn zurück holen und du wirst sehen, dann wird alles wieder gut…du wirst schon sehen“
Er nimmt seine Tasche und macht sich auf zu gehen ohne den Weg zu kennen, er würde ihn eben finden müssen, er würde es müssen.

Verlorengeglaubtes


Ich sehe aus dem Fenster, hinaus aus dem Turm, über die Baumkronen hinweg. Unruhig wandere ich durch das Zimmer, rastlos. Meine Hände fahren durch die Seiten vergilbter Bücher, sie raschen leise unter der Berührung.
Warten…man wartet sein ganzes Leben und doch wenn das Ersehnte so nah ist, dann wird jede Sekunde zur Qual.
Schritte sind zu hören, sie bahnen sich eilig den Weg zu mir. Ich drehe mich um und starre auf die Tür.

Endlich…

Traurige Augen sehen mir entgegen.

Wie hatte ich nur so dumm sein können? Hatte ich wirklich gedacht es würde so einfach enden?

„Sie sind außer sich…ER ist außer sich. Er kann nicht verstehen, wie du entkommen konntest und…er glaubt sie haben hätten dich geraubt. Ich lies ihn in diesem Glauben.“

Seine Hand streicht über mein Haar, wagt es nicht meine Wange zu berühren.

„Er will nicht gehen lassen….er kann es nicht…und ich wagte nicht mich seinem Zorn auszusetzen. Er sagte…die Fesseln hätten dich an ihn binden müssen, an die Feste in den Bergen, in denen der Wind singt.“

Sein Arm sinkt zurück und er sieht mich unverwandt mit seinen wunderschönen Augen an.

„Was hat zu bedeuteten…von welchen Fesseln sprach er?“

Aber mein Mund vermag nicht zu sprechen, mein Kopf keine Worte zu formen. Ich sehe es in seinen Augen, zu gerne würde er mich jetzt in seine Arme schließen, zu gerne würde ich bei ihm halt suchen, aber verharre still.

„Sieh mich…an oh bitte so sieh mich doch an. Er ist verrückt…völlig verrückt. Ich werde vor den Rat gehen, sie müssen wissen was hier geschehen ist…er muss für seine Taten gerichtet werden.“

Ich schüttle nur den Kopf. Der Rat würde es nicht glauben…nicht glauben wollen. Es schmerzt weniger, wenn man sich der Illusion hingeben kann, dass die großen unseres Volkes, nicht dem dunkeln Schatten anheimfallen, der ihr Herzen erstarren lässt. Die Stimmen vernebeln seinen Verstand…ich konnte sie manchmal selber hören, wie sie ihm schmeichelten, umgarnten. Er meinte es wäre gut…er würde es für unser Volk tun, aber die Dunkelheit vermag listigere Wege zu gehen.

Seine Augen blicken mich noch immer von Traurigkeit erfüllt an.
Sein Schmerz erfüllt mich mit einem nie gekannten Gefühl. Ich will etwas sagen, etwas tun, will sein Leiden mildern. Meine Lippen öffnen sich und schließlich sprechen sie folgende Worte:

„Für ein Licht in der Dunkelheit“


Unter Schmerzen richtet sich die Elfe auf, es dauert einige Augenblicke bis sie erkennt, wo sie sich befindet. Sie schiebt die Decke zurück und erhebt sich schwankend.
Von Fern kann sie einen Gesang vernehmen, die Priesterschaft ist zu einem gemeinsamen Gebet versammelt.

Zittrig nimmt sie ihre Sachen, die man fein säuberlich über einen Stuhl gelegt hatte und schlupft hinein. Norelle streift ihren Mantel über und hängt sich schließlich ihre Tasche über die Schulter.
Heine liegt im schönsten Morgenrot vor ihr, als se die Stufen des Tempels hinab steigt.

Für ein Licht in der Dunkelheit

Sie dreht sich noch einmal herum und sieht auf die Statur Evas, für einen Moment vereilt sie so, dann zieht sie sich ihre Kapuze über den Kopf und geht weiter.
Niemand hätte ihr sagen müssen, dass Artamir fortgegangen ist. Ihr Herz wusste es, in dem Augenblick, als sie die Augen aufschlug. Wo ihn wohl sein Weg hinführen würde?

Aber das war vorerst nicht wichtig. Eva würde über ihn wachen, sie hatte ihn ziehen lassen und so muss er diesen Weg wohl allein beschreiten. Vielleicht war er ja auch nur in die Auen zurück gekehrt und wollte Aduial holen…mae das würde es wohl sein.
Ein feiner Nebel liegt über dem Wald, als Norelle in die Auen zurückkehrt. Eilig führen sie ihre Schritte zu ihrem Haus.

Das Unterholz knackt leise unter ihren Schritten und mischt sich mit dem Geräusch ihres rasselnden Atems. Kühler Wind weht vom See zu ihr herüber und kühlt ihre heißen Wangen.
Da…seicht zeichnet sich das kleine Haus gegen den Nebel ab. Norelle rennt zum Haus, im Wissen ihre Lieben dort zu finden. Sie reißt die Tür auf, doch das Haus liegt völlig still dar, verlassen.

Sie tritt über die Türschwelle, alles ist noch genauso, wie sie es verlassen hat. Vielleicht hatte sie die beiden einfach nur verpasst? Mae das würde es sein…
Sie tritt in ihr kleines Ankleidezimmer und sucht sich eine tiefblaue Robe heraus. Der dicke Stoff fühlt sich weich unter ihren Fingern an, versonnen streicht sie über den Silberfaden, der eine kunstvolle Stickerei auf der Robe bildet.

Schnell schlüpft sie hinein und holt dann aus einer Truhe den passenden Mantel und Handschuhe heraus. So angetan geht sie in die Wohnstube, kritzelt ein paar Zeilen auf einen Bogenpapier. Das Geräusch der Feder durchdringt als einziges die Stille des nahenden Morgens.
Sie würde diesen Weg gehen müssen…es muss ein Ende

Auf der Suche

Die Nacht hat sich über die Stadt gelegt und schon erhellt ein Meer aus Lichtern, die Straßen und Häuser. In dieser Stadt schien es keine Dunkelheit zu geben.

Artamirs Schritte führen ihn zielstrebig zur Torwächterin. Er hat keinen Blick für die Schönheit der Stadt am Meer.
Aden…er muss die Stadt erreichen, dort würde er doch etwas über den verbleib seines Vaters erfahren?
Selbstbewusst bittet er die Torhüterin ihn einen Weg nach Aden zu öffnen. Der Blick der Elfe ist unergründlich. Sie zögert einen Moment, der dem jungen Elf wie eine Ewigkeit vorkommt. Dann erhebt sich ein Bogen aus schillerndem Licht.

Aden…

Staunend betrachtet er die weiße Stadt, die einst der Sitz der Könige war.
Schnellen Schrittes geht er an die Stadttore heran. Er klopft an das schwere Tor. Nichts scheint sich zu regen.

Schon hat der Elf die Hand erhoben und will sich nochmals Gehör verschaffen, als sich ein kleiner Schlitz innerhalb des Tores öffnet und ihn ein mürrisches Gesicht entgegen sieht.

Mit einem starken elfischem Akzent bittet Artamir um Einlass.
„Nein, die Tore bleiben geschlossen während der Nacht.“
„Ich bitte euch guter Herr…ich bin erschöpft von meiner Reise und suche nur ein Gasthaus um mich auszuruhen.“

Der Elf hat das Gefühl als würde ihm das Herz bis zum Hals schlagen, bemerkte der Soldat seine Unsicherheit?
Eine Hand fährt über das unrasierte Gesicht des Mannes.
„So wollen es nun mal die Vorschriften…da hättest du früher dran denken sollen.“
Die Klappe wird wieder vorgeschoben, es still vor dem Tor.

Artamir wendet sich ab. Hatte er wirklich gedacht, es würde so einfach sein?

Seine Schritte entfernen sich von dem Tor und führen ihn beinahe wie von selbst zu dem angrenzendem Wald.
Die Welt der Menschen ist ihm ein Rätsel, so fremd. Wie konnten die anderen seines Volkes darin zu recht finden?

Die Geräusche des Waldes umfangen ihn, während seine Schritte ihm einen gleichbleibenden Rhythmus vorgeben. Dann und wann kann er durch die Baumkronen einen Blick auf die Sterne erhaschen. Auch sie wirken hier fremd.

Morgen würde er in die Stadt zurückkehren…morgen würde sich alles zum Besseren wenden.

Kälte umfängt den Elf in einem Maße wie er es noch nie gekannt hat. Innerlich verfluchte er sich, dass er nicht daran gedacht hatte einen warmen Mantel mitzunehmen. Und…erschrocken bleibt er stehen. Auch seinen Bogen hatte er in den Auen gelassen. Wer weiß schon was ihn hier in den Wäldern der Menschen erwarten würde?
Mit gesengtem Kopf nimmt der Elf seinen Weg wieder auf. Er hätte an seinen bogen denken sollen…er…hätte an so vieles denken sollen. Wie hatte er sich einbilden können, dass die Dinge sich einfach fügen, wenn man es sich nur fest genug wünscht?

Verbittert schlägt er einen tief hängenden Ast beiseite. Wie sehr hatte er sich gewünscht sie mögen zurück kehren…sie würden eine Familie sein. Jeden Abend hatte er dagesessen und auf sie gewartet, als würden sich wie Schatten aus der Dunkelheit lösen und ihm in die Arme schließen. Aber er hatte Abend um Abend vergeblich gewartet. Selten sehr selten hatte seine Mutter ihn besucht…aber die Trauer hatte ihr Gesicht erstarren lassen. Auch als sie schließlich bei ihm blieb, war sie doch so unendlichweit entfernt.

Abend um Abend, Tag um Tag hatte er nach Wegen gesucht sie glücklich zu sehen. Jedes Lächeln, das sie ihm schenkte hatte die Wunden heilen lassen, aber die Narben verschwanden nie.

Beinahe läuft der Elf gegen einen uralten Baum. Staunend fährt er über die alte knorrige Rinde. Er spürt, dass der Baum schon Jahrhunderte überdauerte. Seltsam, gerade hier einen solchen Schatz zu finden. Artamir lässt sich erschöpft nieder und schmiegt sich an die großen Wurzeln.
Ruhe umfängt seine Gedanken. Seine Ohren lauschen auf die Geschichten, die der Baum dem Wind mitgibt, wenn dieser durch seine Blätter fährt.
Zitieren
#19
Sieh’ in den Himmel, blicke in das Antlitz der Nacht. Kannst du sie erkennen? Kannst du spüren wie sie auf dich herabblicken? Jeder von ihnen hat seine eigenen Geschichten von Wesen wie dir, von Leben außerhalb unserer Vorstellungskraft. Spürst du es? Die Magie der Sterne ruht in dir, Sternenkind. So wie sie es schon in deinem Vater tat, so wie dein Großvater sie nach Imoriath brachte – lange noch bevor es Dunkle gab. Deine Augen sprechen von fernen Welten, von Sternen die zu erforschen es gilt…

Artamir schlug die Augen wieder auf als ihm das Windgeflüster des Baumes zu sehr irritierte. Wovon war die Rede? Doch er konnte diesen Gedanken nicht weiter fassen, fuhr er doch erschrocken zusammen als er die kalte Schnauze eines Wolfes vor sich hatte. Ja, er verfluchte sich abermals seinen Bogen in den Auen gelassen zu haben.

Die Schreckreaktion des jungen Elfen ließ den silbergrauen Wolf lediglich mit einem Ohr zucken. Wie abwesend musste ein Elf sein, dass er nicht das herannahen eines alten Wolfes bemerkte? Menel hätte am liebsten mit den Augen gerollt, wäre dies nicht eine Geste der Zweibeiner. Das also sollte Elsyrions Sohn sein? Warum hatte niemand die Beiden je vorgestellt? Der alte Wolf blickte zu dem Baum empor und schnaufte aus. Natürlich, Elsyrion war gegangen, bevor sein Sohn je von den Wölfen erfahren konnte.

Artamir musste das Herz bis zum Halse schlagen, blickte der Wolf Menel ihn doch prüfend mit seinen goldenen Augen an. Er war auf der Suche, doch was er hier fand hatte er sich nicht träumen lassen. Man könnte meinen sein Vater hätte sich in einen Wolf verwandelt, das silbergraue Fell und die goldenen Augen… aber nein, das konnte nicht sein. War er noch am träumen?

Menel war größer als ein gewöhnlicher Wolf, sodass man problemlos auf ihm reiten konnte. Für nichts anderes war er hier, er war nur das Transportmittel für Artamir. Als hätte Menel nur auf ihn gewartet – wer weiß wie lange schon. Der alte Wolf setzte sich zu dem jungen Elfen und betrachtete ihn bestimmt. Dann erklangen seine Gedanken in Artamirs Kopf, welcher diese in Worte umwandelte. Allerdings sehr langsam und undeutlich, war Artamir das senden von Gedanken doch nicht gewohnt – er hatte es nie erlernt, war keiner von den Elfen die mit den Wölfen so sehr in Verbindung standen – so wie Elsyrion oder Elain es taten.

„Komm…“, erklang es nur in Artamirs Kopf.
Zitieren
#20
Ungelenk erhebt sich der Elf, seine Glider schon ganz steif von der Kälte, jede Bewegung verfolgt von den goldenen Augen des Wolfs.

Die Angst fällt wie ein Mantel von Artamir ab. Verwundert über sich selbst tritt er näher an das Tier heran, streicht mit seiner Hand durch das weiche Fell.

Silbriges Mondlicht taucht die Szene in eine Welt aus einem Traum.

Spielte ihm sein Verstand einen Streich? Kann das hier wirklich sein? Was auch immer er geglaubt hatte zu finden, es entsprach in nichts diesem Augenblick.

Beinahe ungeduldig stubste der Wolf die Hand des Elfen an, der noch immer unschlüssig da steht.

Was gilt es schon zu verlieren?

Artamir schwingt sich etwas unvorteilhaft auf den Wolf, will er doch dem Tier nicht unangenehm sein.

Wo würde er ihn hin bringen? Und viel wichtiger zu wem? Würde er ihn wirklich so schnell finden können? Und was würde dann sein?

Erschrocken stellt der Elf fest, dass er sich darüber noch nie Gedanken gemacht hatte. Vielleicht weil er sich nicht erlaubt hatte daran zu glauben…
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste