Imoriath Forum

Normale Version: Eine Welt im Wandel
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*Die Nacht hatte sich still über das Land gelegt und tauchte es in friedvolle Stille. Nur die Wellen die stetig gegen die Felsen schlugen und das gelegentliche heulen eines vorbeifliegenden Lienriks, welche am Strand nach Krabben und unvorsichtigen Fischen im seichten Wasser jagten, störten diese Ruhe. Doch gerade dies schien diese Nacht so friedlich und schön zu machen, auch wenn der Anlass der den Stadtrat an den Strand führte alles andere als schön war.*

*Obwohl die Beerdigungen und die Trauerfeier erst folgen sollten, wollte Menelus den gefallenen Männern und Frauen Innadrils bereits jetzt gedenken. Für jedes Opfer sandte er Eva eine rote Blume, übergab sie dem weiten Meer wie er es einst auch bei seiner Frau Mela tat. Mit jeder Welle welche Blüte für Blüte fort trug flüsterte er den Namen des Gardisten oder der Gardistin. Bei der letzten roten Blume fiel der Name des Stadtrates Solus, des Großmarshalls der Innadriler Garde*

*Kurz verharrte er in seiner Position und ließ das Wasser seine Füße umspülen während er zusah wie die Blütenköpfe in der Ferne verschwanden. Dann erhob er eine letzte Blüte, reinweiß aber von der selben Sorte wie die roten und legte sie ebenso sacht auf die Wasseroberfläche, mit dem Namen Felicia auf seinen Lippen*


//OOC-EDIT:
Heute, den 10.03.2012 so gegen 20 Uhr finden am Friedhof Heines die Beerdigungen der Innadriler Opfer statt. Eingeladen der Trauerfeier beizuwohnen sind alle Bürger Innadrils, als auch Reisende oder Gäste die sich an jenem Tag in oder um Heine befinden.
Treffpunkt ist vor dem Eingang, bei den Säulen.

[Bild: friedhofheine.jpg]
*Es erklingen die großen Glocken der Einhasadkirche zu ungewohnter Stunde. Bürger verlassen schwarz tragend Heine in Richtung Norden*

//OOC: Nochmal auf den letzten post deut ^^
Während am Friedhof Heines am Morgen die vorher aufgebahrten Särge, der 31 Gefallenen, eingültig beigesetzt werden; hat es zumindest den Anschein, dass der Freistaat wieder langsam zum Alltag zurückkehrt.
Das Handelsviertel blüht nun schnell wieder auf. Was wohl auch an den angenehmeren Temperaturen liegen mag. Auch scheint sich trotzt der hie und dort immernoch leicht gedrücken Stimmung eine allgemeine gute Laune durchzusetzten.

Im Nordwesten der Stadt, sitzt ein Elf in einer weiten blauen Robe auf einem Steinsims, um gedankenverloren "durch" den großen Turm der Friedhofsinsel zu schauen.
Ihm ist anzusehen das er wohl einigen Gedanken nachhängt.

Der Kardinal hatte wahrlich recht mit den Worten einer vielschichtigen Gesellschaft. Es würde mich nicht wundern wenn von jedem Volk, von fast jedem Glauben einige Leute dagewesen wären. Nun wird man sehen, was wohl danach kommt. Endlich eine längere Periode des Friedens ...? Oder doch nur die nächste Kreatur, die ihre Macht ausweiten willl...?
Der Elf seufszt.
Seis drumm, es wird immer jemanden geben der ihnen Parolie bietet.

So sitzt Areyas längere Zeit einfach nur da. Hängt den Gedanken nach.
Über die Anwesenden aus der Garden, gar der der etwas auffälligen Halbdunklen, welche er schon mehrfach gesehen hatte oder der Halbelfe Amandria - welche auch hier anwesend war. Menelus, welcher nach der gut gewählten rede Amatrael Auensingers an einem abseitz gelegenen Grab verweilte, bis hin zu den wenigen Dunklen oder dem etwas verwildert wirkenden Elfen, der etwas aus der Menge herausgestochen war.
Letztlich blieben die Überlegungen doch, an dem so gelobten Gardeoberhaupt Solus hängen ... sowie dessen frei gewordenen Platz - wie würden Rat und Generäle entscheiden?
Tagebucheintrag aktuell:

Ziel der Reise: Balaezth besuchen und als Assistenten anheuern da die Stelle noch immer unbesetzt. Argumente dafür sind ebenso vorbereitet wie Antworten auf Gründe für Ablehnen.

Ankunft Dion.
Jene hässlichen Statuen die seit einigen Wochen in den Städten stehen bekam von den Menschen besondere Aufmerksamkeit. Nach einer kurzen Unterhaltung wurde mir klar, dass es sich nicht um einen Golem sondern um einen eingefrohrenen Rivvil handelte. Enttäuschend. Jedoch interessant dass das Weibchen trotz des unbeweglichen Eispanzers am Leben ist.
es folgt eine knappe Skizze der Situation und eine Zeichnung eines Splitters

Dies ist ein Bild der Probe die ich vom eingefrohrenen Haar der Statue nahm. Das Eis ist außergewöhnlich hart und widerstandsfähig.

Folgende Tests sind daran durchzuführen:
- Mit vergrößerungsgläsern die Struktur ergründen.
- Mit reversiver Magie versuchen die Natur des Erschaffungszaubers zu erkunden
- Falls der Splitter weiterhin nicht schmilzt:
..Splitter in Versuchstier implantieren und die Folgen beobachten
..Splitter aus Versuchstier entfernen um weitere Experimente zu überlegen.
..versuchen den Splitter mit verschiedenen Zaubern zu beeinflussen.

Ziel der Tests: Soviel wie möglich über den Zauber lernen und die eigene Magie verbessern.

Ergänzender Nachtrag: Um die Sprache der Rivvil besser zu lernen werde ich wohl einige Tage in Dion arbeiten. Sie erlauben mir, an den Statuen zu arbeiten. Jedoch werde ich weiter in Gludio residieren. Unter einem Dach mit einer Hellen oder im Hause Einhasads zu nächtigen erscheint mir eine trügerische Wahl.
So verließ sie also den Tempel und ging ins Dorf hinunter. Der Zustand der Skulpturen war unverändert. Als Yvaine sich zu eine der Statuen beugte, hörte sie abermals die leise, um Hilfe flehende Stimme. Es war also keine Einbildung gewesen.

Sie betrat den Magieladen. Yvaine hatte gehofft, Gaoth hier zu finden, doch leider wurde sie enttäuscht. Sie hätte gern ihre Meinung zu der Magie Freyas und des Eises erfahren. Marie half, die nötigen Dinge zusammen zu bekommen, wenn die Ladengehilfe doch deutlich skeptisch auf die Utensilien schaute, die sich dort zusammen gesammelt hatten. Verkorkte, leere Phiolen, ein Skalpel und andere merkwürdig aussehende Gerätschaften, zu denen Yvaine nicht einmal den Namen kannte. Ungewöhnlich für eine Priesterin. Doch ungewöhnliche Zeiten forderten ungewöhnliche Maßnahmen. Yvaine bezahlte die Utensilien und ließ sie in den Manteltaschen verschwinden. Maria fragte nicht, wofür sie Dererlei benötigte und dafür war die Priesterin dankbar.

Es waren noch nicht viele Bürger auf den Straßen. Noch immer waren die Temperaturen alles andere als mild, wenn auch nun die natürliche Jahreszeit dafür verantwortlich waren. So konnte Yvaine fast ungesehen von neugierigen Blicken an jede Skulptur heran treten und mit dem Skalpel eine Haarlocke entfernen. Wie Rhylorasz am Vortag ließ sie die gefrorenen Locken in die Phiolen ein, verkorkte sie sicher und strich sie wieder ein.

Langsamen Schrittes kehrte sie zum Tempel zurück. Die Hand in der Manteltasche schloss sich um den kruzifix-verkorkten Flakon. Yvaine blieb auf dem Weg stehen, zog ihn heraus und betrachtete ihn nachdenklich. Das Glas war noch immer unnatürlich kalt. Sie schüttelte den Kopf. "Was bist du nur..." "Eine Seele? Was sonst." Sie zuckte zusammen, da sie keine Antwort auf die Frage erwartet hatte. Einige Schritte neben ihr stand ein Kamael. Es war nicht der, den sie auf der Verhandlung in Heine und beim Angriff auf Freya gesehen hatte und als Oberkerdhras Mirath in ihrer Erinnerung geblieben war. Der Mann trug eine einfache, schmucklose Rüstung und schien keinen besonders hohen Rang zu haben.
Als sie verharrte, trat er näher, ein neugieriges Blitzen in den lilanen Augen. "Seid Ihr sicher?" Er schmunzelte kalt. "Ich bitte Euch, Weibsstück. Natürlich bin ich sicher." Er streckte die behandschuhte Hand nach dem Flakon aus. Yvaine hielt das Gladbehältnis fest, während er es untersuchte. Sie traute den Gefiederten nicht besonders und dieser Gegenstand hatte einen zu großen Wert, versprach zu große Hoffnung, als dass sie es auch nur wagte das Risiko einzugehen, ihn zu verlieren. Sie betete insgeheim, dass die dicken Lederhandschuhe des Kamael die Kälte abhalten würden, so dass das wahre Geheimnis des Flakons gewahrt blieb. Sie schien Glück zu haben - zumindest ließ der Mann sich nichts anmerken. Konzentriert musterte er das Glimmen und Glühen hinter dem Glas. "Sie ist nicht... komplett." murmelte er, ließ dann die Hand wieder sinken. Hastig ließ Yvaine den Flakon wieder verschwinden. "Woher habt Ihr das?" Sie schüttelte abwesend den Kopf. "Nicht wichtig." Sie verabschiedete sich eilig und verschwand im Tempel. Die Gewissheit WAS genau sich in diesem Flakon befand, ließ ihr eiskalte Gänsehaut über den Rücken kriechen. Sie waren der Lösung so nahe. So greifbar nahe.

Der Soldat der Kamael blieb zurück, blickte der Priesterin nachdenklich nach. Dass die Menschen des Dioner Tempels eine Seele in ihrem Besitz hatten, was ungewöhnlich. Vielleicht würde er Oberkerdhras Mirath davon berichten. Einen Grund zur Beunruhigung sah er jedoch nicht. Er hatte die Kälte nicht gespürt, die der Flakon aussandte. Es war eine gewöhnliche Seele für ihn. So beließ er es dabei und ging seiner Wege.
ooc: Hier die Karte die Rhylorasz Gaoth zeigte und deren Koordinaten er ihr gegeben hat. Ein Zettel mit diesen Daten wird ebenfalls am Einhasadtempel hinterlegt.
[Bild: scaled.php?server=638&filename=iceevent.jpg&res=medium]

In völliger Missachtung der Menschenpriester wird folgendes Schreiben in Dunkelelfisch am Einhasadtempel abgegeben:

Priester,
das große Quadrat deckt die östlichen Perimeter, das kleine die südlichen der Stadt Dion ab. Die jeweiligen Achsen stellen die Hälften der Geraden dar. Die eine Statue befindet sich auf der Nord/Süd-Achse, die andere auf der Ost/West-Achse.
Das Dreieck dass sie zusammen mit der Statue bei der Torwächterin bilden ist beinahe gleichschenklig und legt die Vermutung nahe, dass es sich um Koordinaten handelt, die für jemanden der einen großflächigen Zauber wirken will relevant sind.

Dies zu prüfen werde ich in der Frühe abreisen und zurückkehren, wenn ich Giran, Rune und Gludio am Fluss überprüft habe und eine Karte erlange, auf der ich eventuelle Zusammenhänge kartografieren kann.


ooc: was mache ich falsch dass das Bild nicht richtig angezeigt wird?
((ooc)
Forum-Code bei ImageShack auswählen und es klappt.
((/ooc))

[Bild: scaledphpserver638filen.jpg]
Rhylorasz kehrt nach einigen Tagen Rundreise nach Dion zurück. Er lässt von einem Boten am Tempel und am Schloss ausrichten dass er in der Stadt ist und die Ergebnisse seiner Rundreise gern besprechen möchte. Der Bote übergibt außerdem zwei weitere Pergamente, die Heine und Gludio abdecken.

Gludio
[Bild: iceeventgludio.jpg]

Heine
[Bild: iceeventheine.jpg]
Ganz und gar unpriesterlich knüllte sie das begonnene Pergament zusammen und schleuderte es gegen die Wand, nur um es im nächsten Moment wieder aufzuheben und zu entfalten. Nicht zum ersten Mal, was man der verschmierten Tinte ansah. Abermals las sie den Abschnitt im alten Wälzer, der ihr schon mehr als nur eine Frage beantwortet hatte. "Dunkle Magie und Seelenbindungen" - allein der Titel schien sie und ihren Glauben zu verhöhnen. Yvaine gab ein leises Seufzen von sich und rieb sich die Stirn. Es war kaum Mittag und trotzdem fühlte sie sich schier ausgelaugt. Das Gespräch mit Ian hatte ihr nicht nur gut getan, es hatte ihr nur zu deutlich gezeigt, welche Grenzen ihr Glaube ihr in dieser Aufgabe in den Weg stellte. Noch einmal fuhr die Gänsefeder die einzelnen aufgeführten Punkte nach. Wenn sie dem Buch Glaube schenken konnte, so würde es eine Möglichkeit geben, auch mit dem Bruchteil an Seele Freyas, das sie besaßen, die eingefrorenen Menschen zu erlösen. Doch kaum einer der aufgeführten Punkte verstieß nicht in irgendeiner Art gegen die Tugenden, Werte, Ideale... die der Glaube Einhasads beinhaltete. Schlimmer noch: Gerade der Schwur, den sie als Priesterin Einhasads geschworen hatte, warf Schwierigkeiten auf, die sich wie Felsbrocken vor die Erlösung der Gefangenen legten. Sie würden die Seele Freyas bannen müssen, um sie zu benutzen. Und sie würden gegen Gesetze verstoßen müssen. Eine Seele bannen... allein der Gedanke machte ihr Angst. Seelen sollten Ruhe finden. Sie dann auch noch gegen ihren Willen zu benutzen... Undenkbar. Was jedoch weitaus undenkbarer war, war es, gegen eine Einwilligung der jeweiligen Stadtoberhaupte die bestatteten Leichen der Kälteopfer zu exhumieren. Doch eine Erlaubnis würde niemand erteilen - nicht zu einem Plan, der genauso gefährlich wie absurd klang.

Yvaines Gedanken wurden durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen. Hastig ließ sie das Pergament verschwinden und trat an die Tür. Es war der Bote, den sie früh morgens entsandt hatte. Mit leisen Worten des Danks nahm sie die Pergamentrolle entgegen, die er ihr reichte und überflog sie, als der Mann wieder gegangen war. Eine Liste aller, die durch Freyas Magie zu Eis erstarrt und bereits beerdigt waren. Mit Erleichterung sah Yvaine nun schwarz auf weiß, dass fast alle tatsächlich beigesetzten in Schuttgart zu finden waren. Im Herz der Kälte... der Gedanke ließ sie kurz erschaudern, ehe sie auch dieses Pergament zusammenrollte und ans Fenster trat.
Sie war nicht überrascht, Iaskell zu sehen, der dort unten am steinernen Geländer stand, den Blick über die Wiesen zum Wald schweifen ließ, offensichtlich in Gedanken. Ohne es zu wissen, machte er Yvaine ihren Entschluss ungleich schwerer. Er würde ihr helfen, ihr beistehen - auch wenn ihr Weg nicht der war, der den Werten der Göttin entsprach. Sie seufzte leise auf. Würde sie diesen Weg gehen und damit in den Ungunst Einhasads fallen, war das, was sie ihr Leben lang erstrebt, sich erarbeitet hatte, verwirkt. Doch es würde das Leben von Menschen retten können, die in der komaähnlichen Stille des Eises gefangen waren. Unschuldige Seelen. Im Tausch gegen den eigenen Glauben, gegen das eigene Seelenheil. "Ist etwas wirklich böse, wenn es Gutes erbringt?" Sie dachte über Ians Worte nach. Das, was sie tun müsste, würde bedeuten, dass ihr Weg in die Schatten führen würde - um zurück zum Licht zu gelangen. Vielleicht würde Einhasad ihr vergeben, so sie sehen würde, dass ihr Tun Gutes bezweckte. Wenn nicht... Yvaine schluckte trocken, verbannte die Zweifel. Doch wenn sie Iaskell mit in diese Schatten nehme... wer würde da sein und sie zurück ins Licht führen, wenn nicht er? Wie könnte sie ihm erklären, was sie tun müsste? Wie könnte er sie verstehen? Sie wusste ob seiner Zweifel, seit er erfahren hatte, dass die eigene Schwester lebendig begraben wurde. Sie kannte seine Ängste. Und genau darum wusste sie, dass sie ihn loslassen musste - nur einen Deut, um ihn nicht auch noch zu zerbrechen.

Schließlich gab sie sich einen Ruck, trat vom Fenster zurück. Mit zitternden Fingern zog Yvaine die weißsilberne Priesterkutte aus, die so lange ein Teil ihrer selbst gewesen war und schlüpfte in die gewöhnliche schwarzgrüne Reiserobe. Deutlich schwerer fiel das Abstreifen des Krufizixes. Robe und Kette legte sie sorgsam aufs Bett und wandte sich dem Arbeitsplatz Iaskells zu, den sie für ihre Arbeiten genutzt hatte. Knappe Worte fanden ihren Platz auf jungfräulichem Pergament, welches seinerseits einen Platz auf der Priesterrobe auf dem Bett fand.

Ist etwas wirklich böse, wenn es Gutes erbringt?
Zweifle niemals. Gebe nie auf.
Vertraue.
Yva.

Als sie das Zimmer verließ, deutete nichts daraufhin, dass sie wirklich gegangen war. Nichts außer dem Flakon mit Freyas Seele und einer einzelnen Phiole mit einer gefrorenen Locke darin begleitete ihren Weg. Das Zimmer sah aus, als würde sie jeden Augenblick zurück kommen. Yvaine zog die Kaputze des dunklen Mantels tief ins Gesicht und trat in die Kirche herunter. Es war niemand hier, wie sie erleichtert feststellte. Vor dem Altar und der steinernen Statue Einhasads brach sie in die Knie, mehr unfreiwillig, als die Beine das Gewicht nicht mehr trugen, dass ihre Schultern gen Boden drückte. "Einhasad, meine Göttin, du Hellerleuchtete. Heute knie ich vor die als dein Kind, eines der Kleinsten gar - nicht als die Priesterin, als die ich dir zu dienen schwor. Bitte nimm diese Bürde von mir! Sieh, diese unschuldigen Wesen dort draußen, gefangen im magischen Gefängnis der Eisgöttin. Sie finden nicht den Weg zu dir, in deine erleuchteten Hallen - und doch nicht den Weg zurück zu uns. Die Mittel, die ich nutzen werde, um sie zu befreien, sind nicht die, die du für gut erheißen würdest. Doch sind es die einzigen, die uns bleiben, um sie aus diesem Stillstand zu erlösen. Ich breche meinen Schwur, wissend. Um ihnen zu helfen. Bitten will ich um deine Vergebung der armen Seele Freyas, die nicht wusste was sie tat. Niemand ist von sich aus böse. Verwirrte Gedanken verleiten dazu, unverzeihliches zu tun. Vergebe ihr." Eine Träne fiel, als die Stimme der Priesterin in leises Zittern brach. "Und so es deine ewige Güte erlaubt, vergebe auch mir. Und gebe deinem treuen Diener Iaskell Kraft, mich zurück ins Licht zu führen, auf deinen Weg, so meine Aufgabe beendet ist."

Yvaine verließ die Kirche, ohne zu bemerken, dass an der Hintertür jemand stand, ihre Worte wohl gehört hatte, unfähig, sich ob ihnen bemerkbar zu machen oder nur zu rühren. Trotz der warmen Strahlen der Nachmittagssonne schlang sie die Arme fest um den Körper, zitternd und frierend, während ihre Schritte sie zum Schloss führten. Wehmütig der Blick zurück über das Dorf und die Kirche, die wie eine Wächterin auf der natürlichen Erhebung des Hügels thronte. Sie würde zurück kehren. Noch heute. Doch nicht als Priesterin.
Interessiert, wenn auch sichtlich angespannt blickte sich Yvaine in dem Raum um, in den die Fürstin sie geleitet hatte, ehe sie sich auf dem gewiesenen Sessel bequem machte. Ein Diener brachte einen Krug Wein und einen Krug Wasser und verschwand wieder. Yvaines Blick blieb an dem Wasserkrug hängen. Sie hatte schon beinahe die Hand danach ausgestreckt, ehe sie es sich anders überlegte und es Gaoth gleich tat, den Weinkrug wählte. Sie hatte seid ihrem Entschluss, Priesterin zu werden, keinen Alkohol mehr angerührt. Warum sie es nun tat... ungewiss. Vielleicht, um sich selbst daran zu erinnern, warum sie hier war. Welchen Weg sie gewählt hatte.

"Nun, was kann ich für Euch tun?" Die Stimme der Fürstin riss Yvaine aus ihren Gedanken. "Nun, es fällt mir schwer, es in Worte zu fassen," begann sie, während sie den Wein ins Glas goss, "Ich habe eine recht... dreiste Bitte an Euch." Die Gegenüber schaute sie ruhig an, wertfrei. "Nun, ob sie dreist ist, kann ich erst beurteilen, wenn Ihr sie mir mitgeteilt habt." Yvaine nickt sacht, beschloss, ihr alles zu erzählen, was sie wusste. Einer Kains-Priesterin zu vertrauen, wenn es um Leben und Tod geht... war alles andere als einfach. Doch war es ihre einzige Hoffnung. Mit ruhiger, gefasster Stimme fasste Yvaine zusammen, was sie über die Eisskulpturen herausgefunden hatten. Tatsächlich schien Gaoth keine Sekunde daran zu zweifeln, dass die Menschen, die dort in magisches Eis gefasst waren, noch am Leben waren. Schließlich reichte sie ihr den Flakon mit dem Seelenfragment Freyas und erklärte, wie sie vor hatte, vorzugehen. Zuerst schien die Gegenüber skeptisch. "Was macht Euch glauben, dass dieses Fragment oder ich etwas mit den Statuen machen können? Wenn es in meiner Macht läge, hätte ich die Ärmsten schon aus ihrem Eispanzer befreit."
"Dies hier." Yvaine tastete nach der Phiole in der Manteltasche und reichte sie ihr. Die gefrorene Locke war darin und man sah deutlich die angetaute Stelle, das Eis, das verformt war - nur wenige Millimeter ohne den Inhalt wirklich preisgeben zu können. "Ich habe die Strähne mit dem Flakon in Berührung gebracht. Ich bin mir sicher, wenn das Glas nicht wäre, wäre es gelungen, das Eis zu tauen. Ich hatte Angst, die Seele aus dem Flakon zu lassen. Wenn das, was ich gelesen habe wahr ist, würde sie verschwinden und gar ihre fehlenden Fragmente suchen." Gaoth bestätigte die Vorahnung Yvaines: "Nun, das ist gewiss. Eine freigelassene Seele wird entweder einen neuen Körper suchen, meist den Körper desjenigen, der ihr am Nächsten steht. Oder sie wird als Irrlicht die Welt durchstreifen. Nur wenigen gelingt der Übergang in Kains Reich. Da es sich um ein Fragment handelt, besteht Anlass zur Vermutung, dass dieses Fragment erst die anderen Fragmente suchen wird. Was wäre, wenn die vereinte Seele einen neuen Körper übernimmt?" Yvaine konnte nicht verhindern, dass es ihr eiskalt den Rücken herunter lief. Sie sah in ihrem geistigen Auge noch immer Iaskell vor sich, entschlossen, den Flakon auf dem Boden zu zertrümmern und die Seele so zu befreien. Was wäre geschehen, wenn sich das Fragment des Priesters Körpers bemächtigt hätte? Was auch immer es war, dass sie bewegt hatte, Iaskell an seinem Tun zu hindern... für den Moment war Yvaine unendlich dankbar für diese Intuition, Eingebung... oder was auch immer es gewesen war.

Sie räusperte sich leise, um ihre Worte wieder zu finden und das Bild aus ihrem Kopf zu verbannen. "Der Umgang mit Seelen... verzeiht... liegt Euch gewiss näher als mir. Darum ersuche ich Euch. Wenn es möglich wäre, das Seelenfragment durch einen Zauber zu bannen und es so zu benutzen... könnte es Hoffnung geben." Die Fürstin dachte einen Moment über die Worte der vermeintlichen Priesterin nach, nahm einen Schluck Wein. "Ihr, eine Priesterin Einhasads bittet eine Priesterin Kains eine Seele zu bannen? Fürchtet Ihr nicht um Eure eigene Seele? Würde Eure Göttin dies billigen?" Yvaine hatte diese Frage erwartet, so war die Antwort wohl überlegt und kam aus dem Herzen, obgleich sie alles andere als leicht war: "Nein. Ich, eine gewöhnliche Frau, deren Herzenswunsch es ist, die im Eis Gebannten zu erlösen, bitte um die Hilfe einer Priesterin Kains, die solcher dunklen Werke bewanderter ist, als ich selbst es je sein könnte. Unser Ziel in diesem Kampfe ist das Selbe."
Die behandschuhte Hand der Fürstin striff den Hut herunter, der ihr Gesicht seitdem Yvaine sie kannte stets in Schatten gehüllt hatte. Violette Augen mustern Yvaine kurz, ehe es rötlich in ihnen aufglimmt. "Ihr wisst, dass ich dafür, dass ich Kain diese Seele vorenthalte um Eure bitten könnte. Ich könnte Euch auch Eure Seele im Tausch nehmen, ohne darum zu bitten. Oder gar die Eures Bruders. Wärt Ihr wirklich bereit einen so hohen Preis zu zahlen?" Die Stimme der Anderen hatte einen dunklen, verlockend samtenen Klang angenommen. Ein Klang, der ein schwaches Herz verleiten würde, alles aufzugeben. Es kostete sie alle Konzentration auf das Ziel, um nicht zu verfallen, den Blick Gaoths ohne Furcht zu erwiedern. "Ich hatte vor Euch das Seelenfragment Freyas nach Vollendung seiner Aufgabe zu überlassen. So Euer Wunsch nach einer Weiteren sucht... so nehmt die Meine. Nicht die eines Unschuldigen." Das Glas in der schmalen Hand zitterte leicht. Doch sie widerstand. Der Moment verstrich.

Gaoth lehnte sich wieder zurück. "Nein, weder noch. Es war ein Test, Yvaine." Ihre Stimme klang wieder normal und ein Teil Yvaines entspannte sich zumindest einen Deut wieder. Sie blinzelte verwundert, als das Nachhallen der Stimme in ihrem Kopf verklungen war. "Was wolltet Ihr bezwecken?"
"Ich wollte wissen, wie sehr Ihr das Leben Anderer über Eures stellt. Eine starke Seele, welche recht wohlgesonnen im Reiche Kains aufgenommen würde." Das raubkatzenartige Lächeln der Fürstin ließ Yvaines Hand abermals zittern bei diesen Worten. Hastig senkte sie den Blick. "Dann werdet Ihr mir helfen, diese Menschen zu befreien?" "Ja, das werde ich. In der heutigen Nacht ist Neumond. Ich werde die Seele in einen Seelenkristall Kains transferieren. Mit diesem könnt Ihr das Fragment nutzen." Erleichtert nippte Yvaine an ihrem Wein.

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Als sie das Schloss verließ, fühlte sie sich leicht schwummrig. Obgleich sie nur zwei Gläser getrunken hatte, war der schmale Körper Alkohol doch nicht gewohnt. Das Gespräch hatte ihr Hoffnung gegeben. Xarona, die Kantoristin der freien Händler Dions, hatte ihr zugesagt, einige Wachen und Söldner zur Verfügung zu stellen, die mit ihr nach Schuttgart reisen und die vereist Beerdigten zu exhumieren, ohne dass die Eminezen Wind davon bekommen würden, bevor die Totgeglaubten wieder lebendig waren. Sie würde nichts weiter tun müssen, als auf Nachricht vom Schloss zu warten.
Der Weg zurück zum Tempel fiel ihr jedoch trotz aller Erleichterung schwer. Sie hatte Angst vor weiteren Streits mit Iaskell, hatte Angst wie er auf ihre Botschaft reagieren würde. Angst... zu verlieren.
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