Imoriath Forum

Normale Version: Eine Welt im Wandel
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Während die Eiskönigin in ihrem Thronsaal finstere Pläne gegen die Bewohner der Welt schmiedete, trafen diese schon erste Vorkehrungen um der widernatürlichen Kälte entgegen zu treten.
So schickten die Dunkelelfen in Rune eine Expedition in den Norden. Die Schuttgarter Zwerge und die Marschen evakuierten die Bevölkerung soweit es möglilch war und stockten die Vorräte auf.
Die Kamael schickten Einheiten zum Elfenbeinturm um in den dortigen Büchern nach Wissen zu suchen.
Was die Königin nicht ahnte, war, dass es einen Mann da draussen gab, der entgegen ihrer Vermutung nicht gestorben war.
Alt war er geworden, gebrechlich. Doch lebte er noch. Sein Geist war verwirrt aber nachdem er damals in seine Welt zurückgekehrt war, hatte er das Wissen seinem besten Freund mitgeteilt. So konnte man den Greis dieser Tage sehen, wie er durch die Straße seiner Heimat lief und scheinbar sinnloses Zeug vor sich hinbrabbelte.

Werden die Bewohner der Welt in der Lage sein den Zauber er Eiskönigin zu brechen?
*Als die Hohepriesterin eintrat stand der ältere Elf an einem der hohen Fenster und blickte hinaus.* Ihr spürt es also auch? *Sprach er ruhig, obwohl auch etwas Besorgnis in seiner Stimme mitklang* Ich hatte die Hoffnung das sich mein Alter auf meine Sinne auswirkt, doch vor einigen Stunden erhielt ich eine Meldung von Gregory. Er sandte einen Falken mit einem ausführlichen und äußert besorgniserregenden Brief aus Goddard. *Sein Blick war weiterhin durchs Fenster gerichtet, im Spiegelbild konnte er jedoch erkennen, das die Hohepriesterin in einiger Entfernung von ihm stehengeblieben war und diesen anblickte* Er bestätigt das etwas mit dem Wetter nicht stimmt!
Ihm zufolge erfrieren Personen, bleiben leblos von Eis gepackt in ihrer Haltung an Ort und Stelle. Dutzende Leute strömten bereits in den Einhasad Tempel, die Priester versuchen zu helfen so gut wie sie können. Und auch wenn der Norden gut auf den Winter vorbereitet ist, so meint Gregory, wisse er nicht wie lange sie noch stand halten und der Kälte trotzen können.
Die Leute bemerkten aber recht schnell das Tieren und Pflanzen die Kälte nichts ausmachte. Gregory ist sich darum sicher das es eine Art Fluch oder ein starker Bannzauber ist, welcher die Wärme aus den Körpern saugt. Doch wer in dieser Welt sollte soviel Macht besitzen?

*Der Elf wandte sich schließlich zu der Elfe in ihrer doch recht dünn aussehenden Kleidung*
Mit der Geschwindigkeit mit der sich diese Kältewelle ausbreitet, dürfte sie inzwischen auch die Grenzen Innadrils erreicht haben.
Wir könnten aber Glück haben da es hier im Süden nicht so kalt wie im Norden wird. Wenn der Zauber nicht für Kälte sorgt sondern tatsächlich nur den Körpern die Wärme entzieht, so wirkt das milde Klima hier tagsüber dem Zauber etwas entgegen. Dies mag auch der Grund sein, dass hier noch keiner erfroren ist.
*Er betonte dabei das "noch" leicht. Die Hohepriesterin nickte bei den Worten*
Dicke Kleidung hilft also nicht die Kälte fernzuhalten, sondern die Wärme bei sich zu behalten.*Stellte sie fest*
*Menelus nickte zustimmend* Erstmals sollte es demnach reichen sich warm zu kleiden und Nachts nicht das Haus zu verlassen, so wie bei einem strengen Winter. Wir sollten aber mit schlimmerem rechnen, wenn es tatsächlich ein Fluch ist - wird er vermutlich nicht so schnell verschwinden.
Ihr meint es wird noch weitere Kältewellen geben? *fragte die Hohepriesterin besorgt*
Ich will es nicht hoffen, vor allem nicht für unsere Familien und Freunde im Norden, aber ich befürchte es. Wir müssen Vorkehrungen treffen, und das schnell!
*Die Hohepriesterin nickte und setzte sich an den Tisch* Dann sollten wir die Stadträte Amatrael und Solus rufen, es gibt einiges zu besprechen.
*Menelus nickte*
Das Tal der Heiligen lag vor ihnen.
Die erste Etappe ihrer Reise hinter ihnen.
Er hatte während des Ritts gemerkt, dass weder die Reitwölfe, noch die Tiere in der Umgebung so stark unter der Kälte litten wie der kleine Trupp Dunkelelfen. Ein seltsamer und zugleich interessanter Umstand, den Alathair zu einem späteren Zeitpunkt überdenken wollte.
Erst mussten sie rasten und sich aufwärmen. Die Temperaturen waren im Laufe des Tages noch weiter gefallen, leichter Schneefall hatte eingesetzt und Alathair war sich sicher, dass dieser im Lauf des Abends und der Nacht zunehmen würde. Dieses Wissen sorgte auch dafür, dass seine Laune im Laufe des Tages immer schlechter wurde, so dass sie sich auf einem Tiefpunkt befand, als sie die Reitwölfe endlich anhielten, um nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau zu halten. Mit wenigen Gesten schickte er Zakath und Domovoi aus, um die Gegend sowie eine Route für den kommenden Tag auszukundschaften. Die beiden Dunklen kehrten in dieser Nacht nicht mehr zu den anderen zurück. Vermutlich hatten sie sich einen eigenen Unterschlupf gesucht, nachdem es noch kälter geworden war und immer mehr Schnee fiel. Sicherlich hatten sie eingesehen, dass ein Ritt durch diese Nacht ebenso tödlich war wie ein Ritt durch einen mit Monstern gespickter Wald.
Die drei Dunkelelfen stiegen von ihren Wölfen ab. Nachdem die Suche nach einem Unterschlupf erfolgreich war, trugen sie Holz zusammen, was für Alathair reine Zeitverschwendung darstellte-ebenso wie die Rast, und richteten ihr Lager in einer Höhle her. Seine Laune sank ebenso wie die Temperatur, auch wenn das Feuer im Inneren der Höhle energisch gegen die Kälte ankämpfte und sie durchaus in Schach halten konnte.
Der Dunkle kümmerte sich um die Wölfe, dabei gegen seine Laune ankämpfend, um nicht Kontrolle über sie zu verlieren. So taten sie alle ihr Bestes, um das Lager einigermaßen angenehm für die Nacht zu gestalten.
Die Nacht.
Kalt.
Dunkel.
Lang.
Zwiespältig.
Im blass roten Schein des schwächer werdenden Feuers. In den Ecken der Höhle lauerte die Kälte wie ein gieriges Raubtier, nur darauf wartend, dass die Flamme erlischt. Alathair warf einige Holzstücke in das sterbende Licht, die erlöschende Wärme, um das Feuer bei seinem Kampf gegen diese unnatürlich Kälte zu unterstützen.
Er fand keinen Schlaf. Aus unterschiedlichen Gründen. Er konnte sich nicht einmal dazu zwingen, einzuschlafen. Er war nicht einmal müde. So wachte er über die Wölfe und die beiden Dunkelelfen in seiner Begleitung. Wahrscheinlich würde es nicht die letzte Nacht sein, in der er keinen Schlaf fand.
Die Gestalt, die sich auf die drei Reiter zu bewegte, verhüllt von Fellen, umweht von den dicken weißen Flocken des Schneesturms, entpuppte sich als Domovoi, der die Gruppe trotz des nicht enden wollenden Schneechaos gefunden hatte. Doch bis der blau gefiederte, durch Magie sacht zum Glühen gebrachte Pfeil Über Alathair hinweg schoss, war sich der Dunkle nicht sicher, wer oder was sich der Gruppe angenähert hatte.
Der Schneesturm verwirrte seine feinen Sinne, machte ihn fast blind und taub. Er spielte bereits mit dem Gedanken, Hass auf diese sich in Weiß manifestierende Kälte zu entwickeln. Er kam sich vor wie ein tumber Rivvil, der nicht in der Lage war, die Welt weiter als drei Schritte um sich herum wahrzunehmen.
„Einer fehlt. Wo ist Zakath?“, erhob Alathair seine Stimme als Domovoi in Hörweite kam und es deutlich wurde, dass der Dunkle allein war.
„Das letzte Mal habe ich ihn gesehen und gehört, als er fluchend im Schneechaos eine andere Route als ich eingeschlagen hat." Die Leichtigkeit, mit der Domovoi diese Worte aussprach, hieß Alathair mit dem Gedanken spielen, den für Schnee aufkeimenden Hass auf den Dunklen vor ihm zu richten. Später.
Definitiv später.
Sie mussten Zakath finden, auch wenn dieser zäh und sicherlich nicht hilflos war. Sie mussten ihn finden.
Irgendwo im Westen nahe des Übergangs zu den Eisebenen. Wenigstens hatte sich Zakath eine Stelle ausgesucht, an der die Gruppe ohnehin vorbeireiten würde.

Noch bevor das dunkle Grollen das zweite Mal ausklang und bevor Shealien in Richtung des Hangs gewiesen hatte, wusste Alathair, was dort erwachte. Obwohl er noch nie zuvor Zeuge dieser Naturgewalt geworden war, wusste er, dass sich eine Lawine aus weißem Tod gelöst hat und nun unweigerlich auf die Truppe zurollte.
Geistesgegenwärtig bewegte er Rhylgloth zum Wolf der Heilerin, bei welchem auch der Packwolf stand und schlug beiden mit dem Bogen auf die Flanken, so dass sie sich aufgeschreckt in Bewegung setzten. Weg von der weißen Welle. Domovoi reagierte im gleichen Augenblick und trieb seinen Wolf ebenfalls an, um sich aus der Reichweite dieses ungleichen Gegners zu begeben.
Einem Herzschlag später trieb Alathair seinen Wolf zu Shealien, um auch ihr Tier durch einen Klaps dazu zu bewegen, sich zu entfernen.
Eine Woge der Erleichterung glitt durch seinen Geist, als er sah, dass sie bereits die Flucht angetreten hatte.
Alathair stellte sich halb im Sattel auf, erhob seine Stimme, wobei er schreien musste, um sicher zu gehen, dass er das Getöse der nahenden Lawine übertönen würde.
„Domovoi! Pass auf die Heilerin ..."
Ein harter Schlag, als hätten sich gleich ein Dutzend Bären auf ihn gestürzt, traf seinen Körper. Der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen.
Und die Welt schien einzuatmen, langsam und gemächlich. Die Zeit floss unendlich träge dahin. Alles schien gleichzeitig zu geschehen, auch wenn Alathair es nacheinander wahrnahm.
Er wurde nach vorn gedrückt, schlug mit dem Brustkorb gegen das Sattelhorn, so dass noch mehr Luft aus seiner Lungen gedrückt wurde. Rhylgloth versuchte, durch einen rettenden Satz nach vorn den Schneemassen zu entkommen. Es gelang ihm nicht.
Dann trafen ihn der nächste Schlag und kurz darauf ein weiterer. Der Dunkle wurde aus dem Sattel geschoben, verlor allmählich den Kontakt zu seinem Wolf, während sich sein Körper anfühlte als würde sich eine erbarmungslose, riesengroße Pranke um ihn schließen und zudrücken. Noch während er langsam aus dem Sattel glitt, spürte er wie er mit dem Hinterkopf gegen etwas Kaltes und Hartes schlug. Der metallische Gong, den dieses Aufeinandertreffen verursachte, hallte zwischen Alathairs Ohren wieder, klang wie das verzerrte Gackern einer lachenden Ziege.
Er musste für die Dauere weniger Herzschläge das Bewusstsein verloren haben, denn wie er vollends aus dem Sattel gefallen, geschoben worden war, hatte er nicht mit bekommen. Mit der Bewegung eines Ertrinkenden, der nach einem umher treibenden Holzstück langte, griff Alathair zur Seite, spürte einen ledernen Gurt von Rhylgloths Reitgeschirr zwischen seinen Fingern und packte kräftig zu.
Der nächste Schlag traf ihn gegen den ausgestreckten Arm, zerrte an diesem, wollte ihn von der vermeintlichen Rettung losreißen. Doch der Dunkle ließ nicht los.
Die weiße Flut schob sich auf seinen Körper und über diesen hinweg, schmiegte sich an ihn wie eine Geliebte, die seine Wärme suchte.
Und brachte Kälte.
Schnee glitt in jeden Spalt seiner Kleidung, den er finden konnte, füllte Hohlräume au, setzte sich dort fest, schmolz und Kühlte seinen Körper ab, nur um von neuem Schnee ersetzt zu werden.
Dann atmete die Welt wieder aus und der verheerende Augenblick war vorüber. Die Lawine hatte sich an Ort und Stelle zur Ruhe gelegt, als wäre sie nie über die Gruppe Dunkler hinweg gerollt.
Ihr weißer Mantel hatte sich am Alathair gewickelt und umschloss ihn mit Kälte. Der Schnee hatte die Welt um ihn herum verschlungen und sie gegen weiße Unendlichkeit ausgetauscht. Schwer lastete das Gewicht auf dem Körper des Dunklen und verschlang vehement sein Bewusstsein, lies jegliche Empfindung erstarren.
Isil!
Was sollte aus ihr werden, wenn er nun in den weißen Fluten unterging?
Er konnte und wollte sie nicht allein zurücklassen.
Der Gedanke an sie glitt wie flüssiges Feuer durch seine Seele, brachte diese dazu, aufzubegehren, in der Hoffnung, sein Körper würde sich von ihr mitreißen lassen.
Doch die schwere Schneeschicht verhinderte es, drückte seinen Körper nieder, drückte auf seine Gedanken.
Er beschloss, Schnee zu hassen, während ihm sein Bewusstsein entglitt und kalte, weiße Unendlichkeit zurückließ.
Mae, es war gut wieder hier zu sein - in ihrem Quartier kuschelte sich die Schwertsängerin in alle Decken, die sie besaß. Nachdem sie den bitteren Frost auf ihrer kurzen Reise in die westlichen Gebiete erleben und mit Schrecken seine Folgen hatte mitansehen müssen, verhieß ihr Innadril umso mehr Geborgenheit. Fürwahr, auch hier herrschte ungewöhnliche Kälte, aber bislang war in Evas lichter Stadt niemand erfroren ... so wie in der großen Handelsstadt Giran! - erneut erfüllte sie Trauer als sie an die Eltern des liebenswerten Schreiners dachte.

Und sogleich schweiften ihre Gedanken wieder in die Silberauen. Morgen würde sie in Erfahrung bringen müssen, wie es um die Heimat ihres Vaters stand, wollte sie ruhig schlafen können.

Diese Nacht gelang ihr dies erst im Morgengrauen. Zuviel ging ihr durch den Kopf. Ihre letzten Gedanken galten jenen, die sich in keinster Weise gegen eine tödliche Kälte wappnen konnten, und doch anscheinend auf wunderbare Weise bislang unversehrt geblieben waren - jedenfalls war ihr in den letzten Tagen weder Tier noch Pflanze aufgefallen, welche der Winter zugrunde gerichtet.
Sollte er denn gerade die Schutzlosen verschonen?
Es war gut, dass sie nach Giran gekommen war, wenn auch nur für einen Tag. Nachdem Yvaine damit fertig war, den Wachen und Händlern heißen Tee zu bringen, suchte sie den hiesigen Schreiber auf. Das Gespräch mit den beiden Wachen hatte die Priesterin nachdenklich gemacht. Es waren wahre Worte gewesen, die sie sprachen. Und jeder sollte sie hören.

Beim Schreiber angekommen setzte sie eine Nachricht an die Kirche Girans aus, in der sie darum bat, rund um den Marktplatz und an den Toren Kohlebecken aufzustellen. Außerdem sollten alle, die die Pflicht es auf die Straßen trieb, mit Suppe und Tee versorgt werden. Gern wäre sie persönlich beim hiesigen Kardinal erschienen, um diese Bitten vorzutragen, doch es fehlte an Zeit. Sie wurde in Dion gebraucht.
Der Bote mit dem Pergament eilte durch die Gassen der Handelsstadt, während Yvaine eine zweite Nachricht verfasste und bat, diese mehrfach abzuschreiben und an jedes Schloss der Lande kommen zu lassen:

"Werte Verwalter der Fürstentümer und des Freistaates,
kalte, düstere Zeiten sind angebrochen. Doch fühlt Euch nicht machtlos. Es ist jeder Lichtschimmer der zählt, jeder noch so kleine Funken Wärme.
Ich appelliere an Euch, an jeden von Euch: Öffnet Eure Schlösser für jene, die frieren und fürchten. Es sind schon so Viele von ihnen erfroren. Lasst sie in Eure Säle und Hallen und schenkt ihnen das, was in diesen Tagen so schrecklich fehlt: Wärme und Hoffnung.
Es sollten keine Unterschiede gemacht werden, in einer Zeit, in der jeder ums Überleben kämpft, noch verzweifelter als zuvor.
Mögen die Götter über Euch wachen,
Yvaine Sionn, reisende Priesterin Einhasads."


Boten wurden in alle Ecken der Lande gesandt, die Botschaft an die Verwalter der Schlösser weiter zu geben.

Später am Tage suchte die Priesterin den Abgesandten Morloc auf, ein Hehler, der sich laut des Schreibers wohl am Besten darauf bestand, Botschaften aufzuschnappen und weiterzugeben. Sie wandte die Bitte an ihn, jeden, der sich als würdiger Anführer sah, dem Übel der Kälte auf den Grund zu gehen, möge sie, die Priesterin Yvaine Sionn, in der Einhasad-Kirche in Dion aufsuchen. Die Worte, die die Wachen mit ihr geteilt hatten, hatten Hand und Fuß. Nun galt es, sie an die Leute zu bringen. Es wurde Zeit, dass die Menschen und anderen Wesen Imoriath begriffen, dass es nicht die Syntome dieser Kälte allein zu bekämpfen gab, sondern ihre Ursache.

Freien Herzens trat sie den Rückweg nach Dion an. Sie war nur eine Fremde, der Versuch etwas zu ändern glich dem Kampfe gegen Mühlenflügel. Doch sie hatte getan, was sie konnte.
Mit unbewegtem Gesichtsausdruck nahm sie die Meldung des Wachmanns entgegen. Als dieser fort war, wandte sie sich um und schrieb eine Nachricht an Trakonor:

"Du wolltest von mir neue Informationen, wenn sich wegen dieser Kälte etwas Neues tut. Nun, wir haben in Dion drei Erforene stehen. Mitten in der Bewegung sind sie erstarrt. Aber man kann sie nicht von der Stelle fortbewegen. Daher können wir nichts machen.
Ich werde Theo einen Boten hinterher schicken. Sie sollen die Augen und Ohren noch genauer aufhalten."

Dann verfasste sie eine weitere Nachricht und schickte einen Boten hinter Theo her:

"Es gibt drei erfrorene in Dion, alle drei in der Bewegung erstarrt. Achtet auf alles, was ungewöhnlich ist. Der Ursprung dieser Kälte muss gefunden und eliminiert werden."

Eine gleichlautende Botschaft schickte sie auch an Mirath.
Traum oder Vision?

Diese Frage stellte sich Nyrae während sie weitergereist waren. Hatte die gnädige Herrin ihr dieses Bild geschickt und die Worte gesprochen oder fing ihr Verstand bloss an gegen die immer bedrohlicher wirkende Kälte zu rebellieren? Die Gefahr durch die herabrollende Lawine bemerkte die Dunkle erst als ihr Reitwolf sich ruckartig in Bewegung setzte um nicht unter den Schneemassen begraben zu werden.
Aber sie hatte ihn doch gesehen. Den alten Mann. Ein langer, weißer Bart zierte sein Gesicht, so wie Augengläser, ganz ähnlich denen die der Mönch seinerzeit für sie angefertigt hatte. Nur verzerrt drangen seine Worte zu der Dunklen durch.

"Wer weiß wie man Eis entfernt? Sag mir den Namen nochmal!"

Ihre Hand die sich im Traum nach dem Alten streckte um ihn am Weitergehen zu hindern griff ins Leere und das Bild wurde zum Schemen, bis es sich letztlich in Dunst verwandelte und auflöste.

Davon dass die allmächtige Göttin ihre Hand schützend über der kleinen Reisegruppe hielt war die Heilerin überzeugt. Wie sonst hätten sie den verschütteten Anführer so schnell und in einigermaßen passablem Zustand wiederfinden können. Und wie sonst hätte sich so schnell eine Unterkunft finden lassen, etwas Wärme und Ruhe.
Nun bewegte Nyrae bloss noch die Frage ob sie wegen des Gesprächs mit Shealien beunruhigt sein musste? Gab es an Alathair's Zustand bedenklicheres als die Kopfverletzung? Denn diese würde im Ernstfalle höchstens ihm selbst schaden können, aber niemanden der mit zur Gruppe gehörte natürlich nur für den Fall dass er unvernünftig sein wollte. Wovon die Heilerin allerdings tief im Innern überzeugt war. Mit ihm würde es noch anstrengend werden die nächsten Tage, davon war auszugehen und vielleicht müsste sie auch Shealien einspannen, was es schwierig machte, denn sie mochte diese Dunkle und hatte gesehn, wie der Mistkerl sie in der Höhle an die Wand gedrückt hatte.

Es konnte noch interessant werden auf dieser Reise, denn mit jedem weiteren Tag taten sich mehr Fragen auf, nach deren Antwort es Nyrae dürstete. Doch egal welchen Gefahren sie sich noch stellen mussten, die gütige Mutter würde sie schützen. Shilen verließ sie nicht, niemals. Mit diesem Gedanken fiel sie letztlich in einen tiefen, erholsamen Schlaf.

Der Tag der Beerdigung der Jakeline Liavern, Tochter des Ivoire und der Joreiar Liavern, insbesondere doch Schwester des Iaskell Liaverns und soziale Kraft Einhasads trat heran. Die Kälte, die der Tag ihres Todes in das Herz des Exekutoren riss, übertraf gar die Kälte, die ihn auf dem Weg nach Schuttgart, so man will das Herzstück des Eises schlechthin, erwartete.
Den Anwesenden, unter der Großfamilie Liavern auch die Ritterschaft Schuttgarts, sowie etliche Bekanntschaften der Verbliebenen, fiel seine Begleitung doch kaum auf, war das immerzu profilierende Schwarz der Kleider der Gräfin doch in der Trauermasse untergegangen. Er verlor auch keinem hier gegenüber Worte darüber, dass man in Dion über sein Tod oder Leben entscheidet.. bloß weil er unter dem Verdacht dessen steht, selbst über Tod und Leben gerichtet zu haben.
Die Atmosphäre auf dem Götteracker war beinahe so schneidend wie der eisige Wind selbst, doch gleichzeitig so still, rein und momentgegenwärtig, wie es die eisblauen Statuen abbildeten, die die Welt in diesen Tagen zu beklagen hatte. Ein rundlicher, kleiner Pfarrer hielt die Beerdigung ab. Iaskell kamen seine Worte so lieblos und kurz vor, dass er sie am liebsten selbst gehalten hätte. Doch nachdem die frischen Brisen ihm dieses Vorurteil aus dem Hirn bliesen, brachte er schließlich doch warmes Verständnis dafür aus, dass in dieser Kälte niemand gern lang ausschweifende Reden draußen hält. Er schloss die Augen, als der kalte Leichnam in der Familiengruft einkehrte, links den Platz neben seine Mutter findend.
Der Leichenschmaus gestaltete sich, als wäre die Welt, die Schuttgarts Kathedrale abgeriegelt bildet, vom Schutze der grausamen Außenwelt, der schönste Ort auf Einhasads großen Kontinenten. Sie begossen die Trauer mit Wein und Schnaps, ließen Kälte vor den Türen und Wärme in ihr Herz. Man erzählte sich Geschichten aus Jakelines Kindheit und betrachtete die Galerie aus Staffeleien, die die Maler im Laufe der Jahre von ihr anfertigten, als eine Person von Edelmut und Erbarmen, ohne Stolz, dafür von Selbstlosigkeit und Sozialgefühl.
Es tat ihm gut, wieder unter den Seinen zu sein, wenn auch nur für diesen Tag, bekannte Gesichter, Studienkommilitonen, Brüder, Schwestern, Vater, Lehrmeister. Sicher war er sich nicht, welchen Eindruck sie auf Gaoth machen würden, aber schlussendlich waren sie alle guten Herzens und Gemüts. Auf dem Rückweg, der sich teilweise einfacher, teilweise doch schwieriger gestaltete, wollte er noch lang mit ihr ins Gespräch darüber kommen.
Die wenigen Habseligkeiten waren schnell gepackt.
Der Wirt machte einen schuldbewussten Eindruck. "Ich will Euch hier keineswegs herauswerfen. Es wäre nur... naja... es wird immer schwieriger, das ganze Haus zu beheizen. Die Taverne sollte auch stets warm sein..." Yvaine kam dem guten Manne zu Hilfe. "Nein nein, sorgt Euch nicht. Es ist ohnehin besser, wenn ich bei den Bürgern im Schloss nächtige. Sie brauchen etwas Trost, den die Worte Einhasads ihnen spenden können."
"Aber die Kirche..."
"Nur keine Sorge. Den kurzen Weg werden meine alten Füße nun doch noch schaffen", entgegnete sie schmunzelnd.

Schließlich verließ sie den "fetten Fasan" und brach auf, um Decke, Kissen und Laternen ins Schloss zu bringen. Was würde es für einen Unterschied machen? Sie war ohnehin täglich dort, um die ängstlichen Menschen Dions zu umsorgen. Zumal es so leichter sein würde, über die neusten Ereignisse um den Mord Tristanas im Bilde zu sein. Und sie würde da sein können, wenn... Das Gespräch mit dem Manne Batash am Vortag hatte sie nachdenklich gemacht. Was, wenn es der Schnee und die Kälte unmöglich machen würde, weitere Verdächtige zu finden? Was wenn der Priester der einzige Verdächtige blieb?

Kopfschüttelnd verdrängte sie den begonnenen Gedanken und stapfte weiter in Richtung Schloss. Hierhin zu gehen war ein guter Entschluss. So und so.
Weiterzuziehen war stets eine gute Wahl gewesen.
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